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Fanfiction

Scorpius Malfoy - Die Rache des Xiong Wang - Zu Besuch in der Winkelgasse

von Schwesterherz

Kapitel 2

Zu Besuch in der Winkelgasse


-Scorp-

Am nächsten Morgen (okay, eher Mittag) wurde Scorpius von dem wütenden Knurren einer Heckenschere geweckt. Er richtete sich blinzelnd auf und erkannte an dem gemachten Feldbett auf der anderen Seite, dass Violetta bereits aufgestanden war. Scorp war ein bisschen überrascht, dass er nicht von Violetta bestürmenden Zwillingen um neun aus dem Schlaf gerissen worden war, doch er vermutete, dass Mrs. McGowan ihnen verboten hatte, Connors Zimmer zu betreten, bis alle wach waren. Zum Glück für die Kleinen, war Violetta keine ausgeprägte Langschläferin.

Scorp wandte den Kopf und sah zu Connor hinüber, auf den das genaue Gegenteil zutraf. Er ließ sich von dem nervenzerfetzenden Brüllen der Heckenschere, welches durchs geöffnete Fenster dröhnte, nicht stören. Mit halb offenem Mund schnarchte er leise vor sich hin und Strähnen seines kieferlangen, dunkelblonden Haares lagen quer über seinem Gesicht verstreut. Scorp fuhr sich durch seinen eigenen, zerwühlten Haarschopf und lächelte bei dem Gedanken daran, was Violetta wohl für ein Gesichtsausdruck gehabt hatte, als sie Connor so gesehen hatte. Er hob einen von Connors Tigerkopf-Puschen hoch, zielte und schleuderte ihn direkt auf Connors Gesicht. Selbiger grunzte laut und tastete verschlafen nach Scorps Geschoss. „Aufstehen, Faulpelz!“, lachte Scorpius und wich dem Hausschuh aus, den Connor mit halb geöffneten Augen zurück geworfen hatte, mehr der Stimme folgend als seinem noch mit Schlaf verklebten Blick. „Hmpf“, kam es aus dem Haufen Decken und Connor drehte sich um und der Wand zu.

Scorpius schaffte es schließlich, seinen besten Freund mit der Aussicht auf ein verlockendes Frühstück aus dem Bett zu bewegen. Sie schlüpften in Shorts und T-Shirts und verließen das Zimmer. Im Flur kam ihnen Violetta entgegen. „Na endlich“, sagte sie und klang erleichtert, „es ist halb zwölf, ich sollte euch gerade wecken gehen. In einer Stunde wollen wir aufbrechen.“ Connor murrte etwas Unverständliches und schlurfte an ihr vorbei Richtung Küche. „Bist froh, dass du ihn nicht wecken musstest, hm?“, wisperte Scorp ihr zu und sie nickte zustimmend: „Oh ja! Ich erinnere mich noch lebhaft an meinen letzten Versuch, der damit endete, dass er mich mit allen möglichen Gegenständen in Reichweite bewerfen wollte...“ „Hmhm, da hatte er sich gerade von einer Grippe erholt und war tierisch mies drauf“, erinnerte sich auch Scorp, „im gewöhnlichen Zustand ist er weniger aggressiv und mehr faul. Komm, ich möchte auch noch etwas frühstücken, ehe Connor alles vernichtet hat.“

Wenig später war Scorpius gerade dabei, seine Zahnbürste auszuspülen, als es an der Haustür der McGowans klingelte. Kurz darauf erklang das Gejubel der Zwillinge: „Granny!“ Scorp schmunzelte – die Mutter von Caron, der Mum von Connor und seinen Geschwistern, sollte heute auf Abby und Laura aufpassen, während die Übrigen die Schuleinkäufe erledigten. Scorp wusste von der Großmutter nur, dass ihr die Zaubererwelt bekannt war, da Connor als kleiner Junge in einem Wutanfall ihr Kleid entzündet hatte. Weil sie der Familie sehr nahe stand, schon damals häufig auf ihre Enkel aufgepasst und genügend Verstand besessen hatte, um die Sache für sich zu behalten, hatte das Ministerium sich nicht quer gestellt – das ersparte Vergissmichs wie Scorpius Dad viel Arbeit und Mrs. McGowan musste nicht denken, dass ihre Familiennachkommen aus Katastrophenkindern bestand.

Von Neugier über diese Frau getrieben, packte Scorp Seife, Zahnputzzeug und Deo in seinen Kulturbeutel und machte sich auf. „Danke, dass du auf die Kleinen aufpasst, Mum“, sagte Caron soeben, als Scorp den Hausflur betrat. „Keine Ursache“, antwortete die Angesprochene, „im Gegensatz zu gewissen anderen Personen bin ich zuverlässig!“ „Ja“, Caron verzog leicht das Gesicht und seufzte. Scorp senkte den Blick. Normalerweise hätte Carons Exmann mit Connor und Leah die Einkäufe erledigen sollen und sie selbst hätte auf die Zwillinge geachtet. Aber nun hatte man natürlich umplanen müssen.

„Und wer bist du?“, riss eine recht scharfe Stimme ihn aus seinen Gedanken. Er hob den Kopf und sah sich einem forschen, grünblauem Augenpaar gegenüber. „Ich heiße Scorpius“, stellte er sich rasch vor und Carons Mutter hob in leichter Überraschung die dunkelgrauen Augenbrauen. Auch auf ihre Lippen schlich sich ein sanftes Lächeln als sie erwiderte: „Oh, ein Sternenname! Ist das eine Tradition in eurer Familie?“ Scorp nickte. „Entzückend“, sagte sie völlig neutral, während sie mit den Zwillingen rangelte, die am liebsten beide an ihrem Hals hängen wollten. „Laura, Abby, Schluss jetzt! Ich bin eine alte Dame, kein Klettergerüst!“ Die Kleinen giggelten amüsiert, ließen aber von ihrer Grandma ab. „Gut“, Caron fuhr sich durchs braune, mittellange Haar, „lass uns noch einen Kaffee trinken und dann geht es los. Scorp, holst du Connor, Leah und Violetta und kommst mit ihnen ins Esszimmer?“ „Natürlich“, antwortete Scorpius und wandte sich auf dem Absatz um. „Scorp“, wehte es mit unverständlicher Betonung hinter ihm her, „diese neumodischen Abkürzungen immer!“ Er grinste.

„Zum Glück sind wir am Flohnetzwerk angeschlossen“, sagte Leah etwas später, als sie sich vor dem Kamin versammelt hatten, der von Caron bereits entzündet worden war (was die angestaute Hitze im Zimmer nicht gerade senkte). „Ja, sonst hätten wir keinesfalls ausschlafen können“, stimmte ihr Connor zu. Seine Schwester verdrehte die Augen: „Das wäre mir egal gewesen, ich will unbedingt zur Winkelgasse! Aber mit dem Flohnetzwerk zu reisen ist deutlich angenehmer als zu apparieren!“ Connor zuckte die Schultern: „Ich bin nur froh, dass wir uns nicht auf Dad verlassen müssen, das wäre mal wieder ein kompletter Reinfall geworden!“

Das Leuchten in Leahs Augen erlosch und Violetta bedachte Connor mit einem strafenden Blick. „Damit hast du mal wieder dein außerordentliches Taktgefühl bewiesen, du Idiot!“, zischte sie und legte Leah mitfühlend eine Hand auf die Schulter. Connor wollte zurück giften, wurde jedoch von seiner Mutter daran gehindert, die sich gerade diesen Moment aussuchte, um dazwischen zu gehen. „Kinder, bitte keinen Streit. Es ist ein besonderer Tag, gerade für Leah, und das wollen wir uns doch nicht vermiesen, oder?“ Widerwillig schloss Connor den Mund und ließ Violettas triumphierendes Grinsen über sich ergehen. Scorpius schüttelte derweil grinsend den Kopf. Mit diesen Bekloppten an seiner Seite würde auch das dritte Schuljahr auf keinen Fall langweilig werden, soviel stand fest!

„Also, meine Süßen“, wandte Caron sich an ihre Zwillingstöchter, welche ziemlich verstimmt aussahen, weil sie nicht mit durften, „seid artig und macht Granny keinen Kummer, in Ordnung? Wenn ihr brav seid, gibt es auch etwas aus der Winkelgasse!“ Die Fünfjährigen tauschten einen freudigen Blick. „Wir sind die Allerbravsten!“, versprach Abby und Laura ergänzte: „Und liebsten!“ Connor gluckste und seine Mutter strich den Kleinen über den Kopf. „Das freut mich. Dann kann es ja losgehen!“ Sie wandte sich an ihren Sohn. „Connor, geh du bitte zuerst und warte im Tropfenden Kessel auf uns, ja?“ Connor nickte und ergriff eine Hand voll Flohpulver. Er schmiss es in die Flammen, die sich augenblicklich smaragdgrün färbten. Nun konnte er gefahrlos ins Feuer treten. Unter dem gespannten Blick seiner Großmutter nannte er die Adresse des Tropfenden Kessels und war dann in einer Stichflamme verschwunden. Genauso erging es dann allen anderen, bis schließlich nur noch Scorpius und Caron übrig waren.

„Bis gleich“, meinte Scorpius zwinkernd, stieg in den Kamin und nannte mit größter Vorsicht den Namen der Gaststätte, damit ihm keine Asche in den Mund wirbelte. Im nächsten Augenblick waren die McGowans nicht mehr zu sehen, statt ihrer erhaschte Scorp sekündliche Einblicke in verschiedene Zaubererhaushalte. Die Reise dauerte ein wenig länger, da sie über das Meer führte (Connor lebte in Irland und flohen ging nur über den *vor einigen Jahren erfundenen „Brücken“-Zauber, der es ermöglichte, das Flohnetzwerk über das Meer hinweg zwischen Irland und Großbritannien herzustellen – der Zauber wurde jedoch mit zunehmender Weite des Meeres immer unzuverlässiger, sodass man ihn nicht für andere Verbindungen außer Irland-Großbritannien nutzen konnte). Scorp wurde unaufmerksam, was ihm sofort teuer zu stehen kam, als er sich die Ellenbogen an der Kaminmauer aufschrammte. „Verdammt!“, rief er und schluckte dabei sofort einen Haufen Asche.

So verpasste er beinahe den richtigen Ausstieg und stolperte würgend, hustend und mit brennenden Ellenbogen aus dem Kamin des magischen Gasthauses. Connor bewahrte ihn vor dem Sturz und klopfte ihm lachend zwischen die Schulterblätter. „Müsstest du nicht wissen, wie das mit dem Flohnetzwerk läuft?“ „Ha – ha“, keuchte Scorp und spuckte etwas Asche in ein Taschentuch, das Violetta ihm gereicht hatte. „Du blutest ja!“, stellte Leah erschrocken fest und deutete auf einen seiner Ellenbogen. „Halb so schlimm“, versuchte Scorp sie zu beruhigen und drückte das Taschentuch auf die Schürfwunde. Er bemühte sich nach Kräften, keine Miene zu verziehen. „Das heilt schnell an der frischen Luft“, sagte Connor neunmalklug, „ich hab mir schon oft genug die Haut aufgeschrammt, ich kenn mich da aus.“ „Wie wahr“, erwiderte Leah vorwitzig, was ihr einen ärgerlichen Blick von Connor einbrachte. Endlich erschien eine wirbelnde Caron im Kamin, die reichlich taumelnd zwischen sie trat und somit eine Auseinandersetzung der Geschwister unterband. „Mum, du bist voller Asche!“, kicherte Connor. „Danke für die Information“, seufzte Benannte und ließ sich ebenfalls ein Taschentuch von Violetta reichen, um sich zu säubern. „Nächstes Mal apparier ich lieber.“ Das ließ Connor das Gesicht verziehen: „Bloß nicht!“

Sie traten in den Hinterhof, der von Mauern umgeben war. „Wo ist denn jetzt die Winkelgasse?“, wollte Leah aufgeregt wissen. „Wart's ab!“, wies Connor sie leicht überheblich zurecht, während Scorpius seinen Zauberstab aus seiner Tasche fummelte und sich auf die Zehenspitzen stellte, um den richtigen Backstein an der Mauer vor ihnen mit der Spitze seines Stabes zu berühren. Der Stein, auf den er geklopft hatte, fing an zu vibrieren, ehe er wackelnd eine Lücke entstehen ließ, die sich zügig zu einem steinernden Torbogen vergrößerte, der ihnen einen umwerfenden Blick in die Winkelgasse gewährte. „Das hab ich ganz vergessen!“, staunte Leah, „toll!“ Auch ihre Mutter schien verblüfft zu sein. „Was es alles gibt“, murmelte sie, als sie nacheinander durch den Bogen traten und dabei beinahe in einen Haufen Kessel hinein liefen, die vor einer Ladentür angeboten wurden. „Wohin sollen wir zuerst?“, fragte Caron, nachdem sie sich von der kleinen Zauberei erholt hatte. „Nach Gringotts, dort können wir das Muggelgeld in Zauberergeld umtauschen“, erklärte Violetta. Caron nickte: „Alles klar, dann mal los...“

Scorpius war nach wie vor von all dem Trubel und den alten Läden überwältigt. Das weiße Bankgebäude überragte die Geschäfte, welche brechend voll mit Kunden waren. Auch die Straßen waren mit Menschen überfüllt. „War das letztes Jahr auch so voll?“, fragte Connor angeätzt, während sie sich mit der Geschwindigkeit einer Schildkröte in Richtung Gringotts bewegten. „Wir waren spät dran, deshalb war die Winkelgasse relativ leer gewesen. Außerdem war das kein Samstag“, antwortete Scorpius. „Na großartig“, brummte Connor mit verdrießlicher Miene. „Hey, Scorp!“, brüllte eine maskuline Stimme von rechts zu ihnen herüber. Der Angesprochene wandte den Kopf. „Aaron!“, rief er erfreut. Aaron Harrison war der Sucher in der Quidditchmannschaft der Hufflepuffs. „Ich hoffe, du hast trainiert!“, rief Aaron über etwa zwanzig Köpfe hinweg, „noch ein Jahr will ich dich nicht in der Quidditchmannschaft vermissen!“ „Keine Sorge, dieses Mal pack ich's!“, erwiderte Scorp laut mit einem schiefen Lächeln. Es war für jeden eine Überraschung gewesen – auch für ihn. Vermutlich hatte er das Auswahlspiel auf die leichte Schulter genommen; jedenfalls hatten ihn ein breitschultriger Siebtklässler und ein Pimpf von einem Viertklässler geschlagen.

Und er hatte noch ein Schuljahr ohne richtiges Quidditch überstehen müssen – jedes Mal, wenn er die Hufflepuffs hatte spielen sehen, war das für ihn eine richtige Qual gewesen und er hatte sich geschworen, es dieses Mal nicht dem Zufall zu überlassen. Deswegen hatte er jetzt schon in den Ferien hart trainiert und dabei sogar seine Klavierstunden mit seiner Großmutter vernachlässigt. Denn nun war wieder ein Platz als Jäger frei – und auch eine Treiberposition musste neu besetzt werden. Gute Chancen für ihn und Violetta, ins Team zu kommen! „Okay!“, antwortete Aaron und winkte ausschweifend mit dem Arm, „man sieht sich!“ Und damit verschwand er in Madam Malkins Anzüge für alle Gelegenheiten. „Ich brauche dringend eine neue Garnitur Umhänge“, seufzte Scorpius, der dem Hufflepuffsucher nachgesehen hatte. „Erst einmal Geld holen“, erinnerte ihn Violetta und griff nach seiner Hand, um ihn weiterzuziehen.

Als sie endlich die weißen Steinstufen der Gringotts-Zaubererbank erreichten und oben angelangt vor dem Bronzepontal von einem sich verbeugenden Kobold in einer scharlachroten, goldbestickten Uniform begrüßt wurden, machte Leah große Augen. „Gibt es die auch in Hogwarts?“, fragte sie Violetta in ängstlichem Flüsterton, als sie die Schalthalle durchquerten. Scorpius musste schmunzeln, während Violetta ebenso leise erklärte, dass sie noch nie einen Kobold in Hogwarts gesehen hätte. Außerdem wären sie hier Kunden und würden mit Respekt behandelt werden. Natürlich hatten sich auch Schlangen vor diversen Schaltpulten gebildet. „Heute muss man wohl wirklich mit Geduld gesegnet sein“, bemerkte Mrs. McGowan es treffend.

Sie stellten sich an den Schalter an, der ihnen das Geld der Muggel in Galleonen, Sickel und Knuts umtauschen würde und warteten. Scorp tastete gerade nach seinem eigenen Geldbeutel, den sein Vater ihm für den Einkauf mitgegeben hatte, als er eine vertraute Stimme hörte, die sich vor Freude zu überschlagen schien: „Hey! Connor, Scorpius, Violetta! Hier drüben!“ Er riss den Kopf nach oben, als Violetta schon überschwänglich: „Olli!“ rief und den braunhaarigen Ravenclaw freudig in die Arme schloss. Nun lösten sich auch Connor und Scorp aus der Reihe der Wartenden, um ihren Freund zu empfangen. „Du bist ja irre in die Höhe geschossen!“, lachte Scorpius beeindruckt, während er Oliver Evans mit einem Händedruck begrüßte. Tatsächlich war der inzwischen eineinhalb Köpfe größer als Scorp selber und das war vor den Ferien gewiss nicht der Fall gewesen! „Ihr seid auch gewachsen“, entgegnete Oliver überzeugt und schüttelte Connor die Hand, der offenbar versuchte, den Schock über den Größenunterschied (auch er musste den Kopf anheben, um Olli ins Gesicht schauen zu können) zu verbergen.

„Du bist verdammt braun geworden!“, stellte Violetta mit einem prüfenden Blick fest, der an Ollis Haaren hängen blieb, „und warst du beim Frisör?“ Verlegen wischte Oliver sich über die nun deutlich kürzeren Haare – sie fielen ihm nicht einmal mehr in die Stirn, sondern waren nur noch wenige Zentimeter lang, was ein ungewohnter Anblick war. „Ja, meine Haarlänge hatte zwar nicht Connors erreicht, aber allein meine Matte hatte mir in der Türkei schon genügt, weißt du? Ich glaube, ich wäre eingegangen, wenn ich nichts getan hätte!“ Violetta lachte und drückte den Riesenkerl noch einmal an sich. „Es ist echt schön, dich wiederzusehen! Sind deine Eltern auch da?“ Das Strahlen auf Olivers Gesicht verblasste. „Nein“, sagte er kurz angebunden. „Aber ich glaube, das ist besser so.“ Er rümpfte die Nase. Scorpius und Connor tauschten einen Blick. Da hatte es wohl ganz schön Krach gegeben. Keiner von ihnen wusste, ob nachfragen jetzt ratsam war aber Mrs. McGowan löste das Problem, indem sie mit ihrer Tochter an der Hand auftauchte und erleichert sagte: „Okay, wir können!“

Bald darauf stand Scorpius neben Oliver auf einem Schemel bei Madam Malkins und ließ sich neue Umhänge anpassen. „Hätten meine Eltern gewusst, was für ein hervorragender Sommer sie hier erwartet hätte, wären sie bestimmt zu Hause geblieben“, schnaubte Oliver, der genauso steif da stand, wie Scorp, „sie haben sich in der Türkei sowieso nur beschwert; über das Essen über das Personal, über alles Mögliche. Und ich, ich hatte das Gefühl, verbannt zu sein. Und dann auch noch diese Hitze...“ „Tut mir Leid, dass es so schlecht lief“, sagte Scorpius mitfühlend. Olli seufzte. „Es ist wie es ist. Lass uns nicht darüber sprechen. Wie war dein Sommer? Du hast bestimmt fleißig trainiert, oder?“ „Ja, natürlich“, Scorp nickte eifrig, „noch ein Jahr ohne richtiges Quidditch würde ich bestimmt nicht aushalten!“ „Das glaub ich dir auf's Wort“, beteuerte Olli, „allein dein Gesichtsausdruck, wenn Hufflepuff gegen die anderen Häuser angetreten war, hatte alles gesagt.“ „Und dann waren wir auch noch einfach so von Gryffindor niedergeschmettert worden“, stöhnte Scorp frustriert, „im Gegensatz zum Jahr davor waren sie... unschlagbar!“ „Tja, mit zwei Pottersöhnen im Team ist das auch irgendwie logisch“, antwortete Oliver mit einem angedeuteten Lächeln, „aber dieses Jahr kommst du rein – und dann zeigst du den anderen Häusern, wo der Quaffel hängt!“ Scorp grinste: „So sieht's aus!“

Nachdem auch Leah mit Hogwartsumhängen versorgt worden war, einigten sich alle darauf, als nächstes die Bücher zu besorgen. In der Zwischenzeit war es auf der Straße leider nicht leerer geworden, sodass sie nur mühsam voran kamen. „Nächstes Jahr gehen wir am Ende der Sommerferien!“, stellte Connor klar, als sie endlich Flourish & Blotts betraten. „Einverstanden“, meinte seine Mutter, die recht erschöpft wirkte. Sie wandte sich an Leah, die offenbar kein Problem mit der Menge hatte; für Ärger war das alles wohl zu aufregend. „Schätzchen, kannst du mir bitte deine Liste geben?“ Die Elfjährige nickte und zog ein reichlich zerknittertes Pergament hervor (Scorp bemerkte den wehleidigen Ausdruck in Olivers Gesicht – als Ravenclaw war dieser stets darauf bedacht, sowohl Schuleigentum als auch sämtliche eigene Bücher mit Verantwortung und Ordnungsliebe zu behandeln – er war auch für sie häufig die Stimme der Vernunft, doch trotzdem kümmerten sie sich nicht dermaßen um ein gepflegtes Aussehen ihrer Schulutensilien). „Wir besorgen uns unsere Bücher selbst!“, erklärte Connor seiner Mutter großspurig und holte ein nicht minder in Mitleidenschaft gebrachtes Pergament zum Vorschein. „Wie du willst“, erwiderte Caron McGowan und schob ihre Tochter vor sich her zu einer Nische, die die Überschrift für Erstklässler trug.

Scorpius und die anderen waren Connors Vorbild gefolgt. Mit leicht gerunzelter Stirn las jeder von ihnen noch einmal still für sich, welche Bücher dieses Jahr dazu kommen würden. Auf Scorps Liste stand:

Verwandlung – die Zwischenstufen von Emeric Wendel
Lehrbuch der Zaubersprüche, Band 3, von Miranda Habicht
Das Lehrbuch Häusliches Leben und gesellschaftliche Sitten britischer Muggel, von Wilhelm Wigworthy
Ein Handbuch gängiger Flüche und Gegenflüche
Zaubermanns Silbentabelle
Alte Runen leicht gemacht
magische Tierwesen – von Monstern aller Art, von Norman Mullholland

„Magische Tierwesen – von Monstern aller Art“, murmelte Connor neben ihm und hob den Kopf. „Na, das klingt ja vielversprechend!“ „Sowas ist mir auch gerade durch den Kopf gegangen“, sagte Scorpius. „Dann wollen wir uns mal auf die Suche machen, was?“, meinte Oliver und forderte sie auf, ihm zu folgen. Nach und nach erlangten sie auf die Art alles, was sie benötigten. „So, fehlt nur noch das Monsterbuch“, sagte Connor schließlich. „Ich glaube, das gibt es dort hinten“, erwiderte Scorp und deutete auf eine Ecke des Ladens, die mit Gittern abgetrennt war. „Ich komm gleich nach, ich hab noch was vergessen“, ließ Violetta mit ungewohnt hoher Stimme vernehmen und war schon verschwunden. Stirnrunzelnd sah Connor ihr nach. „Mädchen“, sagte er achselzuckend und sie setzten sich in Bewegung zu dem seltsamen Käfig.

Davor stand ein ziemlich zermürbt aussehender Mann, der Schutzhandschuhe aus Drachenleder trug. Als er bemerkte, dass gleich drei Personen auf ihn zusteuerten, sah er alles andere als begeistert aus. „Schon wieder! Wie viele Drittklässler kann es eigentlich geben?“, fragte er entsetzt. „Ist ja nicht unsere Schuld“, gab Connor zurück. „Ja, ich weiß“, der Verkäufer seufzte, „es ist nur so, dass diese Biester ausgesprochen wehrhaft sind... wie man euch sowas in die Hand drücken kann, ist mir schleierhaft! Drei Stück ja?“ „Nun – eigentlich brauchen wir vier Exemplare“, antwortete Scorpius zögernd, „eine Freundin von uns kommt noch.“ Der Verkäufer schloss um Beherrschung ringend die Augen. „Na schön“, murmelte er und öffnete die Käfigtür.

Scorpius und seine Freunde beobachteten mitleidig, wie sich der Verkäufer mit den Büchern abplagte; diese hatten alle einen mit Stacheln übersähten Einband, waren von giftgrüner Farbe und spuckten doch tatsächlich Feuer. „Wie zum Teufel sollen wir die transportieren, ohne, dass unsere Tasche in Flammen aufgeht?“, verlangte Connor ungläubig zu wissen, als der arme Mann mit angesengten Haaren und den ersten beiden Büchern aus dem Käfig flüchtete. „Petrificus Totalus!“, rief eine gebieterische Stimme und die beiden Bücher in den Händen des Verkäufers erstarrten. „Wir sind Zauberer, Waterman, haben Sie das schon vergessen?“ Der Angesprochene, Waterman, sah pikiert drein. „Danke für Ihren Einsatz, Conway“, quetschte er zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. „Möchten Sie vielleicht die zwei anderen holen?“

„Neinnein, dort hinten wartet eine zauberhafte Dame auf meine Empfehlungen“, erwiderte Conway mit einem herablassenden Lächeln. „Sie schaffen das sicher auch ohne mich.“ Scorpius sah dem überheblichen Buchverkäufer mit ablehnender Miene hinterher – und erkannte, dass dieser von Violetta gesprochen haben musste, denn auf diese trat er nun zu, da sie tatsächlich etwas verloren wirkte. Hatte sie noch immer nicht gefunden, wonach sie suchte? „So, bittesehr“, der freundliche Verkäufer übergab die restlichen beiden Exemplare an Oliver, dessen Bücherstapel ihm nun beinahe bis zur Nasenspitze reichte. „Ich wünsche euch ein angenehmes Schuljahr“, verabschiedete sich Waterman mit einem Lächeln. „Danke – und Ihnen wünschen wir ein schnelles Ende mit den Büchern“, gab Connor grinsend zurück.

An der Kasse stieß Violetta wieder zu ihnen – und nicht nur sie, auch Leah und Caron McGowan hatten offenbar alles beisammen, was sie brauchten. „Ich bin ja schon so gespannt!“, rief Leah aufgeregt, während ihre Mutter die Tüten vollpackte und Violetta ihre Bücher auf die Ladentheke hievte. „Auf welches Fach freust du dich denn am meisten?“, wollte Scorpius schmunzelnd wissen. „Verwandlung!“, kam es prompt von Connors Schwester, „obwohl Zauberkunst vermutlich auch nicht schlecht ist! Connor meinte nur, dass die Lehrerin – Ching oder so – eine ewige Schwafeltante wäre.“ Scorpius prustete: „Sie heißt Professor Chang! Und so schlimm ist sie eigentlich gar nicht. Nur etwas ausführlich.“ „Ach, ich weiß noch, wie ich mich gefühlt habe“, erinnerte sich Oliver, „für mich sollte das ja der Eintritt in eine ganz neue Welt sein! Das war wirklich aufregend!“ „Ob es in meinem Jahrgang auch Muggelgeborene gibt?“, fragte Leah sich. „Bestimmt“, brummte Connor, der etwas verdrossen war, da er seine Büchertüte – im Gegensatz zu Leah – selber schleppen musste.

Nach und nach klapperten sie – weiterhin eher im gemächlichen Tempo aufgrund der Menschenansammlung – den Schreibwarenladen, die Apotheke und Potages Kesselladen ab. Als sie danach wieder auf der Straße standen, warf Mrs. McGowan einen Blick auf die Uhr. „Meine Güte, schon viertel nach drei! Wie die Zeit rennt.“ „Holen wir jetzt meinen Zauberstab?“, wollte Leah gespannt wissen. „Ja, das machen wir“, stimmte ihre Mutter zu. Auch die anderen waren einverstanden. Connor, Violetta und Scorpius erreichten das Zauberstabgeschäft zuerst. Scorpius öffnete die Tür, trat ein – und wäre um beinahe mit einer ihm wohlbekannten Person zusammen gerasselt. „Mr. Malfoy, nicht so stürmisch!“, lachte Professor Chang und trat einen Schritt zurück, damit Scorp und die anderen eintreten konnten.

Doch Scorpius rührte sich nicht – er war zutiefst schockiert, seine Lehrerin außerhalb der Schule zu treffen – und dann auch noch beinahe mit ihr zusammenzustoßen! „Hast du Probleme mit deinem Zauberstab?“, wollte Professor Chang milde interessiert wissen. Er schüttelte den Kopf. „Connors Schwester kommt nach Hogwarts“, berichtete er mit trockenem Mund, „Leah McGowan.“ „Ah, wie schön!“, sie lächelte ihn freundlich an. „Na sowas, eine außergewöhnliche Mischung!“, ertönte es da in ihrem Rücken, „Weißdorn, Phönixfeder, 11 Zoll! Beeindruckend!“ Von Neugier und einer ungeduldigen Violetta hinter sich getrieben („Scorp, mach schon!“), betrat Scorpius den abgedunkelten Laden.

Hinter seiner Zauberkunstlehrerin kam ein Mädchen mit nachtschwarzem Haar und Porzellanteint zum Vorschein, das sich in diesem Geschäft und mit dem Weißdornstab in der Hand nicht wohl zu fühlen schien. Auch ohne das außergewöhnlich schwarze Haar wäre sofort aufgefallen, dass sie zu Professor Chang gehörte, denn sie hatte dieselben, sichelförmigen, dunklen Augen. Allerdings sah sie für eine Elfjährige eindeutig zu groß aus. Scorpius merkte, dass er das Mädchen unverholen musterte und senkte rasch den Blick, um sie nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringen (auch, wenn sie nicht den Eindruck erweckte, als wäre sie verlegen). Was ging es ihn an, was sie hier machte?

„Wo ihr euch schon einmal getroffen habt, kann ich euch ja auch einander vorstellen...“, Professor Chang ging zu dem Mädchen hinüber und legte ihr eine Hand auf die Schulter, damit sie von ihrem Zauberstab aufsah, den sie skeptisch betrachtete, ohne sich um die Neuankömmlinge zu kümmern. „Kairi, das sind Scorpius Malfoy, Violetta Stevenson, Oliver Evans, Connor – und, wenn ich das richtig behalten habe – seine Schwester Leah McGowan. Du wirst sie gewiss in Hogwarts wiedersehen, denn ihr werdet denselben Jahrgang besuchen. Nun ja, bis auf Miss McGowan natürlich.“ Das Mädchen blickte hoch und besah sich rasch jedes Gesicht. Ihre Lippen und auch ihr Blick blieben jedoch verschlossen. Professor Chang lächelte Scorpius und den Seinen zu und fuhr fort: „Kairi ist meine Nichte und diesen Sommer zu mir gezogen. Sie ist in eurem Alter und wird deswegen zu euch stoßen, wenn die unterschiedlichen Lernpläne es zulassen – wovon ich ausgehe.“

Scorpius und Connor wechselten einen Blick. Das war ja interessant! „Hallo, Kairi, es freut mich, dich kennen zu lernen“, sagte Violetta und versuchte, der Gleichaltrigen zuzulächeln, was recht schwierig war, da sich das Interesse der zukünftigen Neuen schon verloren zu haben schien – sie war bereits wieder mit etwas anderem beschäftigt und besah sich den altehrwürdigen, eingestaubten Laden. Erst, als ihre Tante ihr die Schulter drückte, reagierte sie. „Danke, ähm, gleichfalls“, sagte sie etwas holprig und ein kurzzeitiges Lächeln flog ihr über die Lippen. Es war offensichtlich, dass sie es nicht gewöhnt war, Englisch zu sprechen. „Ich denke, wir machen dann Platz für die neue Kundschaft“, schlug Professor Chang vor und wandte sich an den Verkäufer, „wie viel macht das bitte?“ „8 Galleonen“, antwortete der Zauberstabhändler. Professor Chang bezahlte. „Wir sehen uns dann in Hogwarts“, verabschiedete sie sich mit einem letzten Lächeln an ihre Schüler. Kairi folgte ihr schweigend, sah ihre zukünftigen Mitschüler aber beim Hinausgehen eindringlich an, so, als hätte sie vor, sich ihre Gesichter genau einzuprägen. „Komisch irgendwie, oder?“, wollte Connor wissen und tippte sich an die Stirn. „Einen Lehrer außerhalb von Hogwarts zu treffen oder Changs Nichte?“, wollte Oliver es präzisiert haben. Connor zuckte die Schultern. „Beides.“

Violetta nahm das Mädchen in Schutz: „Ihr wisst doch gar nicht, wie sie sich fühlen muss! Weit weg von zu Hause und ihrer gewohnten Umgebung! In einem fremden Land mit einer fremden Sprache! Und jetzt soll sie auch noch eine Schule besuchen, die sich vermutlich grundlegend von ihrer bisherigen unterscheidet! Da würdet ihr euch vielleicht auch eigenartig benehmen!“ Connor zog den Kopf ein. „Ja, hast ja Recht!“ „Ich frage mich, warum sie zu Professor Chang gezogen ist...“, überlegte Oliver und rieb sich dabei das Kinn. „Das werden wir vermutlich nie erfahren“, entgegnete Scorp, „es sei denn, wir werden uns anfreunden. Aber ob das passiert, wird wohl nur die Zeit zeigen.“ „Jaja, habt ihr eure Analyse jetzt abgeschlossen?“, mischte sich Leah ungeduldig ein, „ich möchte endlich meinen Zauberstab kaufen!“

TBC


*den Brückenzauber habe ich mir überlegt, um lästiges Apparieren durch Draco oder ähnlichen Personen zuvor zu kommen.

*² dieses Buch habe ich mir ausgedacht (für den Autor gilt natürlich dasselbe)


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Aber ich habe gelernt, auf allen möglichen Arten von Papieren zu schreiben. Die Namen der Hogwarts-Häuser sind auf einer Flugzeug-Kotztüte entstanden - ja, sie war leer.
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