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Fanfiction

Im Dunkel der Nacht - Im Dunkel der Nacht

von Patronus

Sie atmete, die Nacht. Ein und wieder aus, aus und wieder ein, ganz gleich eines Lebewesens, greifbar in der Dunkelheit, doch ledig jeden Herzens. Über Berge und Wälder strich ihr Atem, mal rhythmisch in Böen, mal sanft und leise, als hätte sie sich selbst zur Ruhe gelegt und Frieden mit der Welt geschlossen, während ihre Schatten die Welt umarmten und der Mond, ihr treuer Gefährte, über Land wie über Himmel wachte. Still lag sie nun da, die Landschaft, in ihrer Ruhe nur unterbrochen von gelegentlichen Rufen der Eulen und Uhus, versteckt in Geäst der Bäume, und dem schreckhaften Quieken der Mäuse im Gebüsch, getrieben von der Angst um ihr eigenes Leben. Eine kühle Brise ging durch den Wald und ließ das Laub rascheln und erzittern.
Plopp. Ein leises Knallen ertönte und einige Vögel flatterten erschrocken auf. Stille, doch dann: Deutlich war das Auftreten von Schritten auf dem Unterholz zu vernehmen, unsicher und langsam, als würde die Person, oder was immer es auch war, ihren eigenen Füßen nicht vertrauen. Einige Augenblicke später schob sich langsam eine Silhouette zwischen den Bäumen hervor, bevor ein Strahl weißen Mondlichts die Gestalt zur Gänze enthüllte. Eine junge Frau, blass und dünn, jedoch trotz allem von großer Schönheit, strich zwischen den Bäumen entlang. Sie wirkte auf eigenartige Art und Weise instabil auf ihren Beinen und suchte Halt an den knorrigen Baumstämmen, als würde sie Gefahr laufen zusammenzubrechen, sobald sie sich für eine zu lange Zeit auf ihr eigenes Gleichgewicht verließ. Die Müdigkeit stand ihr deutlich in das Gesicht geschrieben. Sie zeichnete dunkle Schatten unter ihre Augen und ließ ihre Wangen hohler erscheinen, als sie es unter anderen Umständen vermutlich gewesen wären. Trotz allem wirkte die Frau entschlossen wie sie dort stand, mit einem flachen Päckchen in der Linken und einem hölzernen Stab in der Rechten, wobei sie letzteren mit besonderer Hartnäckigkeit zu umklammern schien.
Kurz hielt die Frau inne, lehnte sich mit einem tiefen Atemzug an einen Baum und schloss für einige Sekunden ihre Augen. Als sie sie wieder öffnete war ein neuer Ausdruck auf ihrem Gesicht erschienen, ein härterer Blick, der mit den Schatten unter ihren Augen rang.
Schweigend setzte sie sich erneut in Bewegung. Irgendwo in der Nacht schrie eine Maus, aufgeschreckt durch Schritte, die jetzt um einiges sicherer erschienen und so schnell durch den Wald hasteten, wie es der Frau nur möglich war. Aufmerksam schaute sie sich dabei um, den Wald, das dunkle Labyrinth aus Bäumen und Schatten inspizierend, doch das war nicht alles: Sie schien eine eigentümliche Wachsamkeit an den Tag zu legen, wie sie ihren Kopf mal hierhin und mal dorthin drehte, das Päckchen fest an sich gedrückt und den Stab erhoben, als würde sie in jedem Augenblick einen Angriff erwarten...sie sollte Recht behalten.
Plopp. Ein leiser Ausdruck von Panik stahl sich auf das Gesicht der Frau, während ein weiterer dumpfer Knall die Stille zerbrach. Ein kurzes Zusammenzucken, Verkrampfen der Arme, die noch immer ihre Gegenstände fest umklammert hielten, Augenbrauen, die sich über geschlossenen Augenliedern zusammenzogen. Rennen.
Mit wehendem Gewand, das Päckchen fest an sich gepresst, eilte die Frau davon, hastete über aus dem Boden hervorstechende Wurzeln und versuchte wo es nur ging Hindernisse zu umgehen, wobei die Schwäche, die sie noch vor wenigen Minuten an einem Baum zusammensinken ließ, völlig verflogen schien. Ja, rennen, das Wort war zu einfach. Die Frau floh. Floh vor genau dem Mann, der mit dem zweiten Knallgeräusch aufgetaucht war und nun seinerseits versuchte, sich in der Dunkelheit des Waldes zu orientieren. Rascheln des Laubes, Knacken der Äste. Das Fliehen der Frau, in ihrer Panik jeder Vernunft beraubt, wies dem Verfolger die Richtung. Sofort setzte sich der Mann in Bewegung und nun war es an ihm, den Wurzeln auf den Boden und tief hängenden Ästen auszuweichen, so gut er nur konnte. Es war offensichtlich, dass keine der beiden Personen, die es gewagt hatten in dieser Nacht die Ruhe des Waldes auf eine so plötzliche Art und Weise zu stören, viel Erfahrung damit hatten, sich in der freien Natur fortzubewegen.
„Helena!“ Ein Ruf, ausgestoßen von dem soeben aufgetauchten Mann, hallte zwischen den Bäumen umher und verklang. „Helena!“ Ein weiteres Mal schrie der Mann seine Nachricht in die Welt hinaus, für seine eigenen Ohren halb verborgen hinter keuchenden Lungen und einem pochendem Herzen. Auch das Herz der Frau pochte, als sie die Rufe des Mannes vernahm. Furcht breitete sich in ihrem Innern aus, als sie merkte, dass die Schritte des Mannes immer Näher kamen. Ein dritter Ruf, schwächer, aber in geringerer Entfernung als die beiden Letzten. Die Frau namens Helena fasste einen Entschluss und kam zum Stehen, ihrerseits keuchend von der ungewohnten Anstrengung. Mit großen Augen blickte sie sich um, als suche sie nach einem Versteck. Und ein Versteck war es, das sie fand. Eine Eiche, nicht viel größer als die anderen Bäume dieses Waldes, dafür aber sicher doppelt so breit, ragte keine zwanzig Schritt von ihr auf in den Himmel, wo ihre Äste die der anderen Bäume umarmten und die Blätter ein Dach bildeten, so dicht, dass vermutlich auch an den verregnetesten Tagen nur wenige Tropfen an den Waldboden gelangten. Zögernd blickte sie auf das in Pergament eigeschlagene Päckchen in ihren Armen, dann wieder auf die Eiche zurück. Im Baum war ein Astloch, groß genug, um es auch aus dieser Entfernung in der Dunkelheit deutlich sehen zu können. Irgendwo in der Dunkelheit knackte ein Ast und die Frau zuckte zusammen. Ihr Entschluss war gefasst.
Mit zusammengebissenen Zähnen hastete Helena weiter voran, während sie inständig hoffte, leise und schnell genug zu sein, um ihren Verfolger abzuschütteln oder ihre Konfrontation wenigstens so lange hinauszuzögern wie es brauchte, um das Päckchen zu verstecken. Das Päckchen. Im Moment war es das wichtigste, das einzige, was sie zu ihren Zielen führen würde, die einzige Möglichkeit, aus dem langen Schatten ihrer Mutter hinauszutreten und eine Zukunft für sich aufzubauen, frei von jeder Neid, Missgunst und Schande. Das Diadem ihrer Mutter, Rowena Ravenclaws, dies war die einzige Lösung. Lange hatte Helena den Tag ersehnt, an dem sie es besitzen würde, ihr Diadem, ganz und gar ihr Eigentum. Jeden Tag würde sie es tragen und sich in der Gewissheit ergehen, dass sie die einzige war auf dieser Welt, deren Weisheit sich Tag um Tag, Stunde um Stunde in einem Maße mehrte, dass selbst Zauberer von weit her ihren Rat beherzigten.
In diesem Augenblick jedoch war nicht die Zeit sich über die Zukunft und ihren Neid auf ihre Mutter Gedanken zu machen. Das Diadem, säuberlich eingepackt in mehreren Lagen Pergament und nichts ahnend von seiner verräterischen Entführung durch die Tochter seiner Besitzerin, musste versteckt werden.
Mit einem Ruck riss sich die Frau aus ihren Gedanken, sie hatte die große Eiche erreicht. Direkt vor ihr, etwa auf Brusthöhe, sah sie auch das Astloch, welches sie bereits aus der Ferne betrachtet hatte. Ein letztes Mal schaute sich Helena um, Stille war eingekehrt. Stille…es war zu Still. Hatte der Mann seine Jagt aufgegeben? Oder lauerte er in den Schatten hinter einem Baum und beobachtete, wie Helena dort in der Dunkelheit stand, ihren Zauberstab fest umklammert und das Päckchen mit dem wertvollen Gut in der Linken, die so verkrampft war, dass ihre Knöchel eine weiße Färbung annahmen. Helena schloss die Augen und atmete tief ein und wieder aus. Sie musste sich beruhigen. Als sie die Augen wieder öffnete hob sie das Päckchen und legte es so sorgsam wie nur möglich in das Astloch hinein, darauf bedacht, selbst das eigentlich wertlose Pergament nicht zu beschädigen. Mit einem letzten Blick verabschiedete sie sich von dem leblosen, kalten Gegenstand in dem Loch und hob ihren Zauberstab, um mit seltsam wischenden Bewegungen und sich leise bewegenden Lippen einen Zauber zu weben, der das Astloch verschloss. Seltsam sah es aus, wie die Kanten des Loches anfingen sich zu bewegen und langzuziehen wie Gummi und sich zu winden wie Würmer, die sich ihre langen Körper endgegenstreckten und sich ineinander verschlangen, sobald sie ihren Gegenpart berührten. Erschöpft ließ Helena ihren Zauberstab sinken und betrachtete ihr Werk. Nichts wies darauf hin, dass sich noch vor wenigen Minuten ein Astloch hier befunden hatte. Hätte jedoch jemand an dieser Stelle gegen das Holz geklopft, da war sich Helena sicher, würde man erkennen, dass die gefurchte Rinde nur einen Hohlraum verdeckte. Es würde ausreichen. Helena würde sich diese Stelle merken und später, in ein paar Tagen bis Wochen, diesen Ort zurückkehren und sich das wiederholen, wessen Erbe sie ohnehin rechtmäßig war.
Ein Knacken ertönte, gefolgt von schweren Schritten. Helena wandte sich um, bereit zum Disapparieren. „Expelliamus!“ Erschrocken und machtlos sah die junge Frau mit an, wie ihr der Zauberstab gewaltsam aus der Hand gerissen wurde und zuflog auf einen Mann, den sie auch aus hundert Metern Entfernung noch erkannt hätte. Der Baron. Natürlich hatte sie schon vorher gewusst, wer sie dort verfolgte, war der tiefe Bariton seiner Stimme doch nur schwerlich zu verwechseln.
„Helena“, sagte der große, in einen eleganten und mit Rüschen verzierten Zauberumhang gekleidete Mann. „Helena, ich habe dich überall gesucht.“ Mit einem Lächeln kam er näher, seinen eigenen wie Helenas fest in den Händen. Die Angesprochene versuchte zurückzuweichen, zu verängstigt um groß mit dem Baron zu verhandeln, prallte jedoch mit dem Rücken gegen die Eiche. Sie wusste, dass dieser Mann, dieser große, nun mit zwei Zauberstäben bewaffnete Mann, sie liebte, war jedoch nicht naiv genug zu glauben, dass dieser als Hitzkopf berüchtigte Zauberer nicht alles daran setzten würde, um sein Ziel zu erreichen und sie zurück zu ihrer Mutter zu zerren. Zurück in ihren Schatten und den Scham und die Schande, den sie nun, da sie weggelaufen und das Diadem gestohlen hatte, nie mehr entfliehen würde. „Mein Zauberstab…“. Ihre Kehle war trocken, sowohl von der Angst als auch wegen der Tatsache, dass sie sie seit Tagen nicht gebraucht hatte. Bedauernd blickte der Baron sie an. Ob es nun echtes oder gespieltes Bedauern war, wusste sie jedoch nicht. „Den kriegst du wieder, wenn deine Mutter es erlaubt.“
„Ich will nicht zurück.“ Ein schwaches Argument, dass wusste sie, doch es war ihr einziges. Sie wollte weg von hier, nur noch weg, sich umdrehen und fliehen, doch sie wusste, ohne Zauberstab hatte sie hier keine Chance. Und selbst wenn ihr eine Flucht gelang, auch dann würde es ihr schwerfallen ohne ihre Magie zu überleben.
Abfällig schnalzte der Baron mit der Zunge. „Tsk tsk tsk, Helena. Du weißt doch, wohin du gehörst. Dieser Wald…“, er gestikulierte mit seiner zauberstabfreien Hand auf die Bäume in der Umgebung, „…ist nichts für eine feine Lady wie dich.“ „Ich habe auch nicht vor zu bleiben“, schoss Helena hervor, allerdings weniger bissig, als es ihre Absicht gewesen war. Wieder umspielte ein leicht süffisantes Lächeln die Mundwinkel des Barons. „Na dann kannst du ja mitkommen.“
„Nein!“
Der Baron atmete aus, sichtbar genervt von dem Austausch. Mit großen, aber langsamen Schritten kam er auf sie zu, bis er nur noch einen Meter entfernt vor ihr stand. Wieder überkam Helena dieser unwillkürliche, irrationale Impuls zu fliehen, doch wie eine gebannte verharrte sie dort vor dem Baum, ihre Muskeln zu verkrampft um sie noch bewegen zu können. Umso erstaunlicher war es, dass sie nun ruhiger als zuvor einen Satz formulierte.
„Gib mir meinen Zauberstab zurück“
Kopfschüttelnd hob der Baron ihren Zauberstab mit der Spitze nach unten zwischen Daumen und Zeigefinger gefasst in die Höhe, um ihn dann in eine seiner vielen Taschen im Umhang gleiten zu lassen. „Ich befürchte dieses Thema hatten wir schon, meine Schöne. Zeit zu gehen. Es sei denn…“. Mit einem Mal wirkte der Baron verunsichert, als würde er überlegen, ob es das Richtige wäre, was er im nächsten Moment tun würde. Ein untypisches Verhalten für den Baron. Normalerweise setzte er immer sofort um, was sich in seine Gedanken geschlichen hatte. Dieser Umstand ängstigte Helena noch mehr als alles, was heute in diesem Wald geschehen war. Hatte er das Diadem entdeckt? Hatte er gesehen, wie sie es versteckt hatte in eben jenem Baum, vor dem sie beide in diesem Augenblick standen?
Mit einem Mal ging der Baron in die Knie. „Helena…möchtest du meine Frau werden? Ich bin mir sicher, wenn ich dich zurückbringe wird deine Mutter begeistert davon sein, wenn sie erfährt, dass ich um deine Hand angehalten habe. Ich verspreche dir, wir werden ein glücklich zusammen sein, viele Kinder haben, und ich werde dir treu sein, solange ich lebe.
Zu sagen, dass Helena geschockt war, wäre eine Untertreibung. Als sich der erste Schreck jedoch legte und sie den großen, kräftigen Mann mit der tiefen Stimme da vor sich Knien und zu ihr aufblicken sah, entrang sich ihrer Kehle plötzlich ein schallendes Gelächter. Helena hob eine Hand vor den Mund und versuchte ruhig zu atmen, doch kaum legte sich ihr erster Anfall von unpassender Heiterkeit erhob sich auch schon wieder ein neuer. Weit hallte ihr Lachen unter dem Blätterdach. Der Baron, auf der anderen Seite, fand diese Situation ganz und gar nicht komisch. Mit jedem Lacher, den die Frau vor ihm ausstieß wurde sein Gesicht röter, röter und röter, bis er glaubte dass sein Herz so schnell und so laut schlug, dass es auch Helena hören musste. Eine Ader erhob sich an seiner Schläfe und er presste die Zähne zusammen. Nein, der Baron empfand keine Scham. Er empfand Zorn. Langsam, als würde jede schnelle Bewegung seinerseits seine Welt zum explodieren bringen, erhob er sich und schaute mit starrem Blick auf Helena hinab. Wie mechanisiert hoben sich seine Arme, erst sein rechter, dann sein Linker und hielten Helenas Oberarme gegen die Eiche gedrückt. Sein Zauberstab lag vergessen auf dem Boden. Helenas Lachen erstarb. Mit großen Augen, aber immer noch schwer atmend, schaute sie ihn an. „Ich…ähm…tut mir Leid. Ich dachte, du…“
„Helena…“, sagte der Baron, und die Lautstärke seiner tiefen Stimme hätte sicher einige Vögel aus ihren Nestern verscheucht, wenn diese nicht schon vor einiger Zeit geflohen wären. „HELENA, ICH LIEBE DICH!“ Verzweiflung war nun in der Stimme des Barons zu hören, während angestauter Zorn und jahrelanges Verlangen sich einen Weg bahnten, Taten forderten und die Seele eines Mannes vergifteten, der ein Zauberer war und sich ein Baron nannte. Noch immer hielt er Helena fest, lehnte sich vor, und löste seine linke Hand von ihrem Arm, um ihr Kinn zu heben und sie zu küssen, als Helena aus ihrer Starre erwachte und ihm eine schallende Ohrfeige versetzte. Der Baron wich zurück und stieß ein gequältes Heulen aus, ein Heulen, dass fast animalischer Klang als menschlich. Mit geweiteten Augen starrte Helena auf den Mann vor ihr und sah zu, wie der Baron, der ihr keine Minute zuvor noch einen Heiratsantrag gemacht hatte, zu einem rasenden Monster mutierte. Mit einem Schrei stürzte der Baron auf sie zu, um sie ein weiteres Mal festzuhalten und zu schütteln, als müsste er der Realität nur ein wenig mit Gewalt Nachdruck verleihen, um sie zu seinen Gunsten zu verändern. „ICH LIEBE DICH, DU SCHLAMPE! ICH LIEBE DICH, ICH LIEBE DICH!“ Unaufhaltsam war er in seinem Wahn, vergessen war jede Vernunft. Auch Helena kreischte und schrie, bettelte, dass er sie loslassen möge, weinte, auf dass sein Zorn aus seinen hasserfüllten Augen wich, doch zu spät sah sie das Messer, welches der Baron wohl schon vorher gezogen und auf sie gerichtet hatte.
Zuerst traf er sie in den Bauch. Dann, als Helena aufhörte zu schreien und sich Blut über ihre Lippen ergoss, erstach er ihr Herz. Helena hustete schwach, während sie erschlaffte, am Baumstamm herabsank und Blut über ihr graues Gewand erbrach. Der Baron, der sie noch immer mit einer Hand an der Schulter festgehalten hatte, löste langsam seine Hand von der blutverschmierten Frau und stolperte zurück. Sein Atem ging in Stößen, seine Augen starr auf die sterbende Frau vor sich gerichtet, nicht fähig zu fassen, was er soeben getan hatte.
Helena regte sich nicht mehr. Sie war tot. Tot, in einer Blutlache liegend, die er, der Baron, verursacht hatte. Zitternd schleppte der Mann sich hinüber zu der Frau, seiner geliebten Helena, schön wie nie zuvor in den silbernen Strahlen des Mondes. Er kniete sich nieder, und berührte sie am Arm. Nichts geschah. Ein kühler Windhauch windete sich durch die Stämme und spielte mit einer Strähne von Helenas langem schwarzen Haar.
Der Baron schluckte und schaute an sich hinab. Auch er war übersäht von Rot, sein Umhang war gesprenkelt von Helenas Blut. Ein Beweisstück seiner Tat, seiner Liebe, seiner Schuld. Sein Blick fiel auf seinen Dolch, noch immer fest in seiner Hand umklammert, voller Blut. Blut, Blut, Blut…überall. Zum wiederholten Male betrachtete er Helena, wie sie da so lag, friedlich, reglos, leblos. Seine Innereien zogen sich zusammen und sein Herz fühlte sich an, als möge es in jedem Augenblick zerbersten. Der Baron hatte das Gefühl, dass sich Tränen in ihm hinaufbahnten, durch seine Kehle bis zu seinen Augen, doch sie würden, sie konnten nicht fließen. Sie blieben steckten, stecken in seinem Hals, der sich zusammenzog, als wolle sein eigener Körper ihn ersticken. Und wieder, ein Blick, der Dolch in seiner Hand. Mit einem Schrei hob er ihn empor und stach zu, stach zu, bis seine Bewegungen sich verlangsamten, sein Herz nicht mehr schlug und sich sein Blut mit dem von Helena vermischte. Er fühlte keinen körperlichen Schmerz. Zu ausgebrannt, zu überladen und zerrissen war er, um noch Platz zu haben für die Wunden, die er sich selbst zugefügt hatte.. Der Baron fiel vornüber, den Kopf zur Seite geneigt.
Sie war dunkel diese Nacht. Dunkler und schöner als alles, was er bis dahin gesehen hatte. Und sie atmete. Aus und wieder ein, ein und wieder aus.


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