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Fanfiction

Wenn die Vergangenheit dich einholt - Kapitel 11: Wiedersehen macht... Freude?

von Schneeherz

Fragen über Fragen und hier nur wenige Antworten... ;) Aber früher oder später löst sich natürlich jedes Rätsel auf :P

Viel Spaß beim Lesen von Kapitel 11!

___________________________________________

Erst mitten in der Nacht hatte Remus bei seinem Kontrollgang durch das Schloss Hermine schlafend in der Bibliothek gefunden. Als er sie geweckt hatte, wirkte sie völlig verstört und schien im ersten Moment nicht zu realisieren, wo sie eigentlich war und warum. Nach einigen Minuten waren ihre Erinnerungen wohl zurückgekehrt, denn ihr Ausdruck war leer und ihre Körperhaltung schwerfällig geworden. Auch nach mehrmaligem Nachfragen von Remus, hatte sie nicht darüber reden wollen, was passiert war und auch wenn er ihr nur zu gerne geholfen hätte, hatte er es schließlich aufgegeben und sie in Ruhe gelassen.
Das war nun eine Woche her und Hermines Laune hatte sich keineswegs verbessert. Sie zog sich zurück, redete nur das Nötigste, verließ außer für den Unterricht kaum ihr Bett und alle Versuche ihrer Freunde das zu ändern scheiterten. Padma, Parvati und Lavender hatten Harry und Ron nichts von Hermines kleinem Ausraster erzählt und doch war auch bei dem Trio die Stimmung mehr als angespannt. Hermine äußerte sich nicht mehr dazu, nahm es Harry aber immer noch böse, dass er sie für herzlos hielt und ärgerte sich darüber, dass er nicht von selbst merkte, dass sein Verhalten am Hogsmeade-Wochenende unangebracht war. Ron dagegen hatte kein Wort mehr über Hogsmeade verloren und machte einfach so, als wäre zwischen Hermine und Cormac nie etwas passiert oder als hätte er nie etwas gesehen. Harry hatte ihm nicht gesagt, dass Hermine wusste, dass sie alle den Kuss gesehen hatten oder dass sie generell wusste, dass ihre Freunde zur gleichen Zeit im Drei Besen gewesen waren. Er wollte sich nicht in die Beziehungsprobleme seiner beiden besten Freunde einmischen und hielt es für besser sich herauszuhalten und damit auch keine Partei zu ergreifen. Allerdings verbesserte dieses ungeklärte Problem auch nicht gerade die Stimmung in der Runde. Denn man bemerkte deutlich, dass er Hermine anders behandelte als vorher und ihr so gut er konnte aus dem Weg ging. Ihm machte es daher auch nicht besonders viel aus, dass sie sich von ihnen abgrenzte.
Im Gegensatz zu den vergangenen Tagen, an denen Hermine die erste war, die sich von der Gruppe absonderte, war heute Ron derjenige, der zuerst vom Frühstück aufstand.
„Ich geh dann mal noch schnell packen“, sagte er und war auch schon verschwunden. Heute war der erste Tag der Weihnachtsferien und die meisten Schüler tauchten noch nicht einmal mehr zum Frühstück auf, weil sie es kaum erwarten konnten nach Hause zu fahren.
Harry und Hermine blieben schweigend zurück und setzten ihr Frühstück fort.
„Hast du denn auch schon fertig gepackt oder brauchst du noch ein bisschen Zeit nach dem Frühstück?“, fragte Harry, als er die unangenehme Stille nicht mehr aushielt. Hermine setzte ihr Glas etwas ruckartig wieder auf den Tisch und sah Harry überrascht an.
„Wozu packen? Ich hab nicht vor für die Ferien abzureisen“, sagte Hermine ausdruckslos.
„Was? Aber du sagtest doch, du würdest Weihnachten mit uns feiern? Bei meinem Patenonkel“, erinnerte Harry sie verdutzt. Er hatte nicht mit einer kurzfristigen Absage Hermines gerechnet.
„Das war vor... all dem“, suchte die junge Hexe nach den richtigen Worten und zuckte schließlich mit den Schultern. Harry würde so oder so wissen, was sie meinte.
„Hermine“, schnitt James' Sohn ihr bestimmt das Wort ab, „du wirst Weihnachten nicht alleine hier in Hogwarts verbringen.“
„Es bleiben bestimmt noch mehrere hier. Halb so wild“, erwiderte Hermine desinteressiert. Ihr Blick wanderte wieder zu ihrem Brötchen, von welchem sie abbiss, womit für sie die Diskussion beendet war. Für Harry hatte sich das jedoch noch lange nicht erledigt. Fest knallte er mit der flachen Hand auf den Holztisch, woraufhin Hermine leicht zusammenzuckte und sich fast an ihrem Brötchen verschluckte.
Harry baute sich vor Hermine auf und schaute sie todernst an. „Du wirst nach dem Frühstück packen und mitkommen. Ob du willst oder nicht. Und wenn ich dich eigenhändig zum Zug tragen muss.“
„Ich werde euch nur das Fest versauen“, konterte Hermine und hatte sich schon längst damit abgefunden hierzubleiben, „vor allem Ron kann an Weihnachten wohl auf mich verzichten.“
„Deine und Rons Beziehungsprobleme interessieren mich mittlerweile ziemlich wenig. Ihr seid alt genug, um zu wissen, was ihr tut und wenn ihr denkt, dass es das Beste ist, eure Probleme einfach zu ignorieren, dann bitte. Aber ich werde nicht zulassen, dass ihr deshalb Weihnachten ruiniert! Du wirst mitkommen und fertig“, in Harrys Miene war zu erkennen, dass ihm die momentane Situation ihrer Dreierfreundschaft zu schaffen machte und dass er sich wünschte, dass wieder alles normal werden würde. Und vielleicht erhoffte er sich am Fest der Liebe die meisten Chance, dass dies tatsächlich wieder passieren könnte.
„Ich bin nicht in Weihnachtsstimmung, Harry“, widersprach Hermine ihm erneut, was das Fass bei ihrem besten Freund zum Überlaufen brachte. Er zog ihr ihren Teller und ihr Glas weg und zeigte aus der großen Halle.
„Keine Widerrede“, sagte er mit einer plötzlichen unheimlichen Ruhe, „geh packen. Eher werden wir hier nicht abreisen.“
„Du bist eine ganz schöne Nervensäge, weißt du das?“, seufzte Hermine genervt und verschwand daraufhin ebenfalls aus der großen Halle. Sie hatte keine Lust mehr, sich mit Harry anzulegen und sich von ihm bevormunden zu lassen. Außerdem wurde ihr die Aktion langsam peinlich, weil die halbe große Halle auf sie aufmerksam geworden war.
„Ganz schön schwierig gleich zwei kleine Kinder zur Vernunft bringen zu wollen, was?“, ertönte Ginnys Stimme neben Harry, die von der schlechten Laune ihres Bruder auch schon genervt war. Denn Ron hatte sich einen Tag zuvor auch noch stark geweigert, mit zu Sirius zu gehen, weil er nicht wieder mit seinen Gefühlen für Hermine konfrontiert werden wollte.
„Ja, da hast du allerdings recht“, Harry schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen über die Sturheit seiner beiden besten Freunde, „ich hoffe nur, das gibt sich alles bald wieder...“

Hermine stand mittlerweile im Mädchenschlafraum und warf wahllos irgendwelche Kleidungsstücke und Kosmetikartikel in ihren Koffer, so dass in diesem am Ende nur ein riesiges Chaos herrschte. Padma, Parvati und Lavender waren schon sehr früh am Morgen verschwunden und Hermine hatte sie seit dem nicht mehr gesehen. Nur ihre Koffer, die noch im Schlafraum standen, ließen sie wissen, dass die drei noch in Hogwarts waren.
Nachdenklich schloss Hermine ihren Koffer und setzte sich neben ihn aufs Bett. Sie wollte nicht weg aus Hogwarts. Nicht weil ihr größter Wunsch war, Weihnachten unbedingt alleine zu verbringen, sondern einfach, weil sie sich nicht noch mehr Problemen stellen wollte. Die Entscheidung über die Weihnachtsferien in Hogwarts bleiben zu wollen, war mehr ein Selbstschutz als eine Trotzentscheidung. Sie fühlte sich sicher bei dem Gedanken, fast die einzige Schülerin in Hogwarts zu sein, niemandem eine Erklärung schuldig zu sein und einfach nur auf sich selbst achten zu müssen. Vielleicht war das ein egoistischer Wunsch, aber es bereitete ihr nicht so viel Bauchschmerzen als daran zu denken, James und Sirius gegenüberzutreten. Sollte sie ihnen sagen, dass sie sich erinnerte? Wie würden sie es auffassen, wenn sie es tat? Würde sie ihnen damit Weihnachten versauen? Oder würde sie womöglich sich selbst Weihnachten versauen, wenn James und Sirius sich einen Dreck dafür interessieren sollten, dass sie sich erinnerte?
„Na ja, genau genommen, habe ich es mir schon versaut“, dachte Hermine traurig in Bezug auf ihr unausgesprochenes Problem mit Ron.
„Vielleicht sollte ich doch lieber hier bleiben“, murmelnd ließ sich Hermine auf ihr Bett zurückfallen und starrte an die Decke, „das wäre für alle das Beste...“
Hermine lag schon einige Minuten so auf ihrem Bett, als ihre drei Zimmergenossinnen hereinkamen.
„Hey, Hermine“, sagte Lavender und schnappte sich ihren eigenen Koffer, „Harry und die ganzen Weasleys warten unten auf dich. Der Zug fährt bald zurück nach London und wir müssen so langsam aufbrechen.“
Die Angesprochene richtete sich auf und wies Lavender mit einem schlichten „Okay“ darauf hin, dass sie zugehört hatte. Unentschlossen beobachtete sie die Patil-Zwillinge dabei, wie sie ihre letzten Sache einpackten und sich mit ihrem Koffer dann auch zu Lavender gesellten. Konnte sie wirklich einen Rückzieher machen und hier bleiben? Wollte sie Harry das wirklich antun? Und wollte sie sich das selbst überhaupt antun? Vielleicht würde sich in den Tagen im Grimmauld Platz ja alles klären und sie konnte endlich aufhören Trübsal zu blasen und wieder anfangen zu leben?
Egal wie sie es drehte und wendete, Hermine wusste, dass sie es nicht übers Herz bringen würde zu kneifen. Also richtete sie sich auf, zog sich ihren Mantel an, schnappte sich ihren Koffer und folgte den drei in die Eingangshalle des Schlosses, wo Harry und die anderen tatsächlich schon auf sie warteten.
„Schön, dass du dich entschieden hast doch mitzukommen“, flüsterte Harry ihr zu, als er sie kurz an sich drückte und Hermine lächelte schwach. Obwohl es Hermine so vorkam, als wären sie, Harry und Ron sich innerhalb einer Woche so fremd geworden, wie sie es noch nie waren, fühlten sich diese kleinen Gesten immer noch oder vielleicht gerade deshalb gut und richtig an. Vielleicht würde sich ja doch wieder alles schneller einrenken als es zu diesem Zeitpunkt absehbar war.
„Oh mein Gott, hab ich da etwa gerade ein kleines Lächeln auf deinen Lippen gesehen?“, fragte Fred Hermine geschockt und kam mit seinem Gesicht ganz nah an ihres. Den Weasley-Zwillingen war es natürlich auch nicht entgangen, dass Hermines Laune schon seit sieben Tagen im Keller war und versuchten sie immer wieder aufzumuntern. Wenn es nämlich zwei Menschen gab, die traurige Menschen überhaupt nicht verkraften konnten, waren das definitiv Fred und George.
„Ja, ich glaube du hast Recht, Fred!“, stimmte George seinem Bruder zu und streckte seinen Kopf dicht neben seinen. Und auch wenn Hermine nicht darauf reagieren wollte, konnte sie nicht anders als zu lachen, als Fred und George sie so genau musterten und dabei absichtlich Grimassen schnitten.
„Ihr Idioten“, sagte Hermine leise aber von ihren Bemühungen gerührt.
„Und zwar mit Stolz“, entgegneten die Zwillinge gut gelaunt und brachen zusammen mit dem Rest der Truppe auf, um zum Zug bei Hogsmeade zu gelangen, der sie zum Gleis 9 ¾ bringen würde.
„Ich denke, die beiden könnten es tatsächlich schaffen, Hermines Laune zu verbessern. Ihre gute Laune ist auf die Dauer ansteckend und immerhin muss sie jetzt zwei Wochen mit ihnen verbringen“, sagte Ginny zu Ron, der als Antwort nur ein Schulterzucken für seine kleine Schwester übrig hatte. Die beiden Weasleys liefen ein bisschen weiter hinter der Gruppe, weil Ron wohl um jeden Preis Hermines Nähe meiden wollte.
„Du kannst dich nicht ewig so verhalten, Ron. Sag ihr, was du fühlst und dann kannst du meinetwegen schlecht gelaunt sein, wenn sie dich abblitzen lässt. Aber dein Verhalten momentan ist einfach nur kindisch und unangebracht“, seufzte Ginny, die die Stimmung ihres Bruders langsam nicht mehr aushielt.
„Wieso bin ich jetzt wieder der Bösewicht? Sie hat sich die letzte Woche von uns distanziert und ist mir aus dem Weg gegangen. Wie soll ich sie denn da drauf ansprechen, was mein Problem ist?“, konterte Ron und hatte das Gefühl sich verteidigen zu müssen. Tief im Inneren wusste er allerdings, dass seine Schwester recht hatte und er sich mehr als nur stur stellte.
„Sie hat sich aus irgendeinem Grund von uns allen distanziert. Aber du meidest nur sie – und zwar bewusst“, deutete Ginny Ron auf sein Verhalten hin, woraufhin er einfach nur den Kopf wegdrehte und dicht machte. Die jüngste Weasley seufzte und gab es auf ihren Bruder belehren zu wollen.
„Du musst ja wissen, was du tust“, murmelte sie als Letztes, bevor endgültige Stille zwischen den beiden einkehrte und sie der Gruppe zum Bahnsteig folgten.

Die Gruppe kam zeitgleich mit dem Zug an den Gleisen an. Sie hielten sich etwas abseits und warteten bis alle Erstklässler in den Zug gestürmt waren, damit sie nicht ins völlige Chaos und Gedränge kamen. Als der Trubel nach einigen Minuten schließlich vorbei war, betraten auch Harry, Hermine und die Weasleys den Zug und suchten sich passende Abteile. Fred und George sowie Ginny begaben sich zu ihren Freunden aus ihrer Jahrgangsstufe und damit war das Trio wieder unter sich. Sie betraten das erste freie Abteil, das sie finden konnten und während sich Hermine und Harry ans Fenster setzten, ließ Ron den größtmöglichen Abstand und hockte sich direkt neben der Abteiltür auf die Sitzbank – natürlich auf Harrys Seite. Harry und Hermine war das sehr wohl aufgefallen, aber um eine größere Diskussion oder gar einen Streit zu vermeiden, ignorierten sie es bewusst und sprachen das heikle Thema nicht an.
Nur kurze Zeit, nachdem sie Platz genommen hatten, setzte sich der Zug schließlich in Bewegung und die Schüler und Schülerinnen von Hogwarts ließen zusammen mit dem Schloss ihren Schulstress hinter sich. Je mehr sich der Zug von Hogwarts entfernte, desto nervöser wurde jedoch Hermine. Alle paar Sekunden änderte sie ihre Sitzposition, spielte an ihren Haaren herum, trommelte mit den Fingerspitzen auf allem herum, das sie finden konnte, wippte unruhig mit den Füßen oder knetete ihre Hände so fest, dass sie beide schon leicht gerötet waren und weh taten.
„Alles klar bei dir?“, wollte Harry wissen, nachdem er Hermine schon eine Weile beobachtet hatte. Die Angesprochene nickte nur schlicht und stellte ihre Nervosität zumindest nach außen hin abrupt ab. Sie wollte und konnte ihm auch irgendwie nicht antworten, weil ihre zittrige Stimme sie ansonsten verraten hätte und dann wäre sie ihren Freunden wieder eine Erklärung schuldig gewesen, die sie ihnen hätte nicht geben können. Sie konnte sich ja nicht einmal selbst erklären, weshalb sie so nervös und hibbelig war. Klar, sie hatte Angst davor James und Sirius gegenüberzutreten. Sie hatte Angst davor, wie sie sich selbst verhalten würde und Angst vor den Gefühlen, die sie einholen würden, wenn sie die beiden wieder sah. Aber andererseits versuchte sie sich auch die ganze Zeit damit zu beruhigen, dass Sirius und James keine Ahnung hatten, dass sie ihre Erinnerungen wieder hatte. Sie wussten nicht, dass sie für Hermine mittlerweile mehr waren als Harrys Vater und Patenonkel. Also gab es eigentlich gar keinen Grund, sich so verrückt zu machen. Letztes Jahr an Weihnachten hatten sie es ja auch alle überlebt, ohne dass peinliche Situationen aufgekommen waren. Vielleicht konnte sie ja einfach so tun, als ob Dumbledore ihr ihre Erinnerungen nicht gegeben hätte. So tun, als könne sie sich an James und Sirius nur noch vage vom letzten Jahr erinnern. Wie schwer konnte das schon sein?
„Das funktioniert doch nie im Leben“, dachte Hermine und blickte aus dem Fenster, „nicht, wenn Remus dabei ist...“ Auch wenn sie ihrem Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste in der vergangenen Woche ebenfalls stark aus dem Weg gegangen war, hatten sie beide sich schon wieder so aneinander gewohnt, dass es schwer sein würde, ihn nur wie ein Lehrer zu behandeln. Und das würde Sirius und James garantiert auch auffallen und dann würden sie misstrauisch werden und einen Verdacht schöpfen.
Hermine seufzte schwerfällig und lehnte sich auf der Sitzbank so weit zurück wie sie konnte. Sie hatte in den letzten sieben Tagen die Nächte größtenteils dafür genutzt nachzudenken und war daher kaum zum Schlafen gekommen. Dracos Brief an Cormac wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen und obwohl sie ihn nur einmal gelesen hatte, bevor sie ihn zerriss, konnte sie sich an jedes einzelne Wort erinnern, das darin stand. Es ließ ihr keine Ruhe, dass Draco über den Tod ihrer Eltern und die Nachricht an ihrer Wohnzimmerwand Bescheid wusste und auch nicht, dass er etwas gegen sie im Schilde führte. Die junge Hexe legte ihren Kopf zurück und schloss die Augen. Wenn ihre beiden besten Freunde ohnehin beschlossen hatten die ganze Fahrt zu schweigen, konnte sie die Zeit auch einfach nutzen, um etwas Schlaf nachzuholen und sich den Kopf nicht darüber zu zerbrechen, wie sie James und Sirius gegenübertreten sollte. Das Nachdenken machte sie nur angespannt und ängstlich und da sie jetzt sowieso nicht mehr kneifen konnte, brachte ihr das gar nichts. Somit atmete Hermine nochmals tief durch, schaltete ihr Gehirn ab und fiel relativ schnell in einen traumlosen Schlaf.

„Hermine? Hermine, schläfst du?“, Harry beäugte seine beste Freundin gegenüber von sich, die sich mit geschlossenen Augen zurück gelehnt hatte und nicht auf seine Stimme reagierte. Als er sich sicher war, dass sie tatsächlich schlief, wandte er sich an Ron, der mit verschränkten Armen immer noch auf der anderen Seite des Abteils saß und durch das kleine Glasfenster der Schiebetür schaute, als ob davor etwas ganz interessantes passieren würde.
„Willst du sie jetzt wirklich die ganzen zwei Wochen ignorieren?“, fragte der junge Potter seinen Freund und brachte ihn dazu, seinen Kopf zu ihm zu drehen.
„Und was macht sie?“, stellte Ron desinteressiert die Gegenfrage. Harry zog leicht die Augenbraue hoch und wunderte sich über den Ton des Rotschopfs. Er hatte ihn selten so kühl und abweisend erlebt – erst recht nicht ihm oder Hermine gegenüber.
„Was soll sie denn machen, Ron? Sie möchte dich nicht bedrängen und lässt dir deshalb Zeit, bis du dich wieder ein gekriegt hast und dich bereit erklärst endlich mit ihr darüber zu reden“, versuchte Harry ihm ernst klarzumachen, „du willst doch nicht wirklich, dass das jetzt die ganzen Ferien über so weiter geht und wir Weihnachten in solch einer Stimmung verbringen, oder?“
„So wie du das sagst, hört es sich fast so an, als ob sie wüsste, dass wir sie mit Cormac gesehen haben“, konterte Ron und dachte kurz nach, bevor er leise weitersprach und darauf achtete, dass Hermine nicht ausgerechnet jetzt wach wurde, „ich kann ja schlecht einfach zu ihr hingehen und sagen: Hey, Hermine. Wir haben dich in Hogsmeade übrigens mit Cormac herumknutschen sehen. Ich wollte dir nur sagen, dass ich das scheiße fand und ich mir in dem Moment wünschte, ich wäre er.“
Harry schaute Ron für eine kurze Zeit einfach nur an. Das war das erste Mal, dass Ron fast wortwörtlich ausgesprochen hatte, was er für Hermine empfand und wie sehr ihm das Spektakel zwischen ihr und Cormac missfiel. Der Pottersprössling setzte seine Brille ab, putzte die Gläser und setzte sie wieder auf.
„Okay, eigentlich wollte ich mich wirklich heraus halten, aber ich fürchte sonst gibt das nie etwas“, fing Harry zögerlich an und überlegte sich seine nächsten Worte gut, „Hermine weiß, dass wir zur gleichen Zeit im Drei Besen waren... Sie hat uns gesehen und Cormac auch. Cormac sagte ihr, dass er glaubt, dass du in sie verliebt seist und sie wollte ihm nicht glauben... Deshalb hat er sie dann geküsst, um ihr deine Reaktion zu zeigen... Sie weiß also mehr oder weniger Bescheid, Ron...“ Während er sprach, vergewisserte er sich mit einem Seitenblick zu Hermine, dass sie noch immer schlief. Irgendwie kam er sich so vor, als würde er sie gerade verraten, aber er konnte sich die Stille und angespannte Spannung zwischen ihr und Ron einfach nicht mehr antun. Er wollte ein schönes Weihnachten verbringen. Weiterhin wollte er auch dafür sorgen, dass Hermine ein schönes Weihnachten hatte. Seit er wusste, dass ihre Eltern getötet wurden, tat es ihm unendlich Leid, wie er sich verhalten hatte und er hatte sich als Aufgabe gesetzt, ihr trotzdem ein schönes Fest zu bescheren. Er wusste, dass man gerade in dieser Zeit viel an die Familie dachte und konnte sich vorstellen, wie schwer es Hermine fiel dieses Jahr ohne ihre Eltern zu feiern – besonders weil sie Weihnachten schon immer über alles geliebt hatte.
„Sie... Sie weiß es?“, fragte Ron erschrocken und zum ersten Mal seit dem Hogsmeade-Wochenende sah er Hermine wieder direkt an. Sie schlief noch immer friedlich und bekam von der Unterhaltung ihrer beiden Freunde nichts mit.
„Wenn sie Bescheid weiß...“, fuhr er gedämpft fort, „wenn sie Bescheid weiß und nichts sagt... Dann bedeutet das wohl, dass sie es lieber nicht wüsste...“ Bei dieser Erkenntnis wurde Rons Blick leicht traurig und er biss sich auf die Unterlippe.
„Das weiß ich nicht... Darüber haben wir nicht wirklich geredet“, sagte Harry ehrlich und schaute auch kurz zu Hermine, „vielleicht will sie es aber auch einfach von dir persönlich hören. Sie vertraut Cormac nicht gerade viel, wie wir wissen. Sie hat dich nach dem Kuss lediglich rausgehen sehen. Vielleicht denkt sie, dass du einfach nur so gegangen bist, kann sich nicht vorstellen, dass du in sie verliebt bist und daher ist es ihr zu peinlich, wenn sie dich darauf anspricht und du ihr dann letztendlich einen Korb gibst.“ Harry gab das beste eine harmlose Alternative zu finden und seinen Freund aufzubauen und ihn zu ermutigen, endlich mit ihr zu sprechen.
„Wenn Cormac ihr gesagt hat, dass ich in sie verliebt wäre... Wieso hat sie mich dann nicht einfach gefragt anstatt sich von diesem Widerling küssen zu lassen?“, überlegte Ron laut.
„Wieso hast du ihr nicht gesagt, dass du in sie verliebt bist anstatt zu schweigen?“, entgegnete Harry seufzend, „verstehst du, was ich dir sagen will? Ihr müsst einfach darüber reden...“
„Ich weiß nicht wie geschweige denn wann ich das ansprechen soll, Harry...“, gestand Ron leicht verzweifelt und fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht, „vor allem nicht, wenn sie es jetzt ohnehin schon weiß...“
„Sirius' Haus ist groß. Es wird sich wahrscheinlich sowieso nicht vermeiden lassen, dass ihr früher oder später einmal alleine irgendwo aufeinander trifft. Aber am besten ihr klärt das noch vor Weihnachten, damit wir alle zusammen feiern können...“, schlug Harry vor und nahm sich dann wieder zurück, „aber ich will mich da wirklich nicht zu viel einmischen. Ich dachte nur, du solltest vielleicht wissen, dass sie etwas ahnt. Und eigentlich war ich der Meinung, das würde es vielleicht einfacher für dich machen... Aber letztendlich ist es deine Entscheidung, ob und wann du sie darauf ansprichst...“
„Ich weiß es zu schätzen, dass du uns helfen willst. Und ich will auch wirklich, dass wir diese unangenehme Stimmung zwischen uns dreien aus der Welt schaffen. Für dich ist das schließlich auch nicht gerade angenehm oder einfach. Aber ich weiß einfach nicht, ob ich schon darüber reden kann, ohne ihr ungerechtfertigte Anschuldigungen zu machen...“, erklärte Ron weiter und wandte seinen Blick wieder von Hermine ab, „ich muss einfach noch ein bisschen darüber nachdenken, wie ich es anstelle...“
Harry nickte verständnisvoll und beschloss es dabei zu belassen. Er merkte, dass es Ron nicht leicht fiel und dass es ihn aber trotzdem noch sehr beschäftigte. Er für seinen Teil hatte mit diesem Gespräch jetzt alles getan, das er konnte und hoffte einfach nur, dass sich Hermine und Ron bald aussprechen und wieder vertragen würden. Und im besten Fall natürlich auch, dass sie zusammen fanden. Denn auch wenn der Gedanke, dass seine beiden besten Freunde ein Paar werden könnten, ihm am Anfang sehr befremdlich erschien, hatte er sich mittlerweile schon an ihn gewohnt und fand ihn überhaupt nicht mehr abwegig.

Eine halbe Stunde später hielt der Zug schließlich am King's Cross Bahnhof in London an und alle Schüler und Schülerinnen schnappten sich schnell ihr Gepäck und stürmten aus dem Zug zu ihren Familien, die teilweise an den Gleisen schon auf sie warteten.
„Hey, aufwachen“, sanft stupste Harry Hermine an, die kurz murmelte, ein paar Mal blinzelte und schließlich widerwillig die Augen öffnete, „wir sind da.“
Das Mädchen gähnte, streckte sich ausgiebig und stand schließlich auf. „Das ging ja ganz schön schnell“, sagte sie verschlafen und holte ihren Koffer aus der Gepäckablage des Abteils.
„Na ja, du hast ja auch die ganze Fahrt geschlafen“, grinste Harry und zusammen mit ihr und Ron verließ er den Zug, nachdem sich der anfängliche Trubel wieder gelegt hatte.
Draußen auf dem Bahnsteig beobachteten sie die Familien, die durch den Durchgang des Gleis 9 ¾ wieder in die Muggelwelt zurückkehrten, während sie auf Ginny, Fred und George warteten. Die besagten restlichen Weasleys hatten sich nach wenigen Minuten auch endlich bei ihnen eingefunden und immer zu zweit gingen sie über zur Muggelwelt.
„So, wo müssen wir denn jetzt lang?“, wandte sich Fred an Harry, sobald alle am Kings Cross Bahnhof zwischen den Gleisen 9 und 10 standen.
„Folgt mir einfach. Sirius wohnt nicht all zu weit weg von hier“, antwortete der Angesprochene und setzte sich in Bewegung. Der Rest der Bande folgte ihm aufgeregt und freute sich darauf, endlich mal Zeit außerhalb von Hogwarts verbringen zu können.
„Oh Mann, das wird so cool! Das erste Weihnachten, das wir nicht zuhause feiern! Ich bin mal gespannt wie es bei deinem Onkel aussieht!“, freute sich George und schaute sich begeistert in den Straßen um, durch die sie liefen, um zum Grimmauld Platz zu gelangen.
„Ja, das wird super“, sagte auch Fred und nahm an der Aufregung seines Bruders teil. Auch Ginny und Ron freuten sich sichtlich mal etwas anderes als den Fuchsbau zu sehen, wenn sie Ferien hatten.
Die Einzige, die die Aufregung und Freude also nicht teilen konnte, war Hermine. Sie kannte den Weg zu Sirius erschreckend gut. Sie erinnerte sich daran wie sie ihn damals gelaufen war, als sie die Ferien bei Sirius verbrachten und Harry erst viel später kam als sie und Ron und ziemlich wütend auf sie war, weil sie ihm nicht auf seine Briefe geantwortet hatten.
Mit jeder Straße, die sie durchquerten und mit der sie Sirius' Zuhause näher kamen, stieg ihre Nervosität und ihr Gang wurde unbeabsichtigt langsamer. Als Harry und die anderen schließlich vor einem dunklen Häuserblock stehen blieben, war sie ein ganzes Stück zurückgefallen und hoffte darauf, dass ihre Freunde einfach ohne sie das Haus betreten würden und sie zurückließen.
„Vielleicht kann ich mich ja doch noch schnell verstecken“, überlegte sich Hermine in Gedanken und schaute sich erfolglos nach einem Fluchtweg um. Sie wusste, dass sie sich kindisch benahm, aber sie konnte sich nicht helfen.
„Hermine, was ist denn? Komm schon, los!“, rief Harry ihr im nächsten Moment auf schon zu und winkte sie zu sich. Hermine setzte ein gezwungenes Lächeln auf, atmete tief aus und schloss schweren Herzens zur Gruppe auf.
Sobald die Gruppe vollständig war, richtete sich Harry wieder zum Häuserblock und alle Blicke folgten im angespannt. Im nächsten Moment schoben sich die Häuser mit den Hausnummern 10 und 14 auseinander und in der Mitte trat ein weiteres Haus hervor, das genauso aussah wie Hermine es in Erinnerung hatte.
„Das war vielleicht cool!“, freuten sich die Weasley-Zwillinge weiter, was Hermine nur mit einem leicht belustigten Lächeln bedachte. Die zwei Chaoten konnten sich doch wirklich an allem erfreuen. Und das obwohl sie beide wussten, dass Sirius Haus mit einem Zauber geschützt wurde. Schließlich musste das Hauptquartier des Orden des Phönixes irgendwie geschützt werden.
„So, dann lasst uns das Haus meines Patenonkels mal auf den Kopf stellen“, grinste Harry und ging wieder allen voran auf die Haustür zu.
„Hermine? Geht es dir gut?“, Ginny tauchte plötzlich neben dem Lockenkopf auf und musterte sie besorgt, „du bist ja richtig blass.“
„Was?“, fragte Hermine leicht erschrocken und fasste sich ans Gesicht, als ob sie ihre Blässe dadurch spüren könnte, „nein, eigentlich fühle ich mich ganz gut.“
Ginny nickte und warf ihr dann einen weiteren mitfühlenden Blick zu. „Es ist wegen Ron, nicht wahr?“ Noch bevor Hermine ihr widersprechen konnte, fuhr die jüngste Weasley verständnisvoll fort. „Ich weiß, dass er manchmal ein richtiger Vollidiot sein kann. Aber eigentlich meint er es gar nicht so. Du weißt, dass er dich immer noch gern hat, auch wenn er dich momentan nicht so behandelt, oder?“
„Ja, natürlich, Ginny“, sagte Hermine, als die Rothaarige sie endlich mal zu Wort ließ, „aber es ist auch nicht wegen Ron, wirklich. Mir geht es gut.“ Hermine versuchte sich damit selbst einzureden, dass es ihr bestens ging. Denn mittlerweile standen sie direkt vor der Haustür des Grimmauld Platzes 12 und Harry hatte nur vor wenigen Sekunden den Türklopfer losgelassen.
„Du musst dir da wirklich keine Gedanken machen. Er wird sich wieder beruhigen und dann wird zwischen euch beiden und auch mit Harry wieder alles wie früher sein“, plapperte Ginny aufgeregt weiter und schien Hermines Widerspruch einfach überhört oder bewusst ignoriert zu haben, „und wer weiß vielleicht wird ja auch alles noch besser wie früher? Verstehst du was ich meine? Es kann ja sein, dass...“
Ginny redete immer weiter und weiter, aber Hermine nahm ihre Worte nur noch als leises Hintergrundgeräusch wahr. Denn genau in diesem Moment ging die Haustür auf und Sirius stand breit lächelnd im Eingang.
„Na, was für eine Meute wartet denn hier darauf mein Revier zu besetzen?“, grinste er fröhlich und begrüßte die Gruppe, die er vor sich erblickte.
„Hallo, lieber Patenonkel“, begrüßte Harry den Mann vor sich mit einer familiären Umarmung und auch die anderen begrüßten ihn erfreut und vertraut.
„Dann mal rein mit euch“, Sirius trat auf die Seite und ließ einen nach dem anderen an sich vorbei ins Haus, „Molly und Arthur sind schon da. Sie haben es sich auch herausgenommen euch schon einmal in Zimmer einzuteilen, also wendet ihr euch am Besten an sie.“ Bei dieser Ansage ging ein eintöniges Murmeln durch die Familie Weasley, die wohl schon mit einer solchen Aktion ihrer Eltern gerechnet hatten. Vor allem Molly konnte es nicht haben, wenn sie nicht alles unter Kontrolle hatte.
Hermine stand wie angegossen noch am unteren Ende der Treppe, die zur Haustür führte und starrte Sirius einfach nur an. Bei seiner rauen Stimme bekam sie sofort Gänsehaut und bei seinem Anblick fing ihr Herz ungewollt an schneller zu schlagen. Sie konnte sein jüngeres Ich noch eindeutig in ihm erkennen. Er hatte noch dieselbe verwuschelte Frisur, dieselben frechen Gesichtszüge, dieselben tiefgrauen Augen und dasselbe verschmitzte Lächeln, das er ihr so oft geschenkt hatte. Das einzige, was an ihm anders war, war der Bart, den er sich hatte wachsen lassen – und natürlich das Alter.
„Oh, tut mir Leid, dass ich dich so zu texte“, lachte Ginny plötzlich neben Hermine auf, was sie aus ihren Gedanken rüttelte, „komm, lass uns rein gehen.“ Sie lief die Treppen hoch, begrüßte Sirius genauso herzlich wie ihre Geschwister und verschwand dann ebenfalls im Innern des Orden-Hauptquartiers, während Hermine Probleme hatte ihren Koffer unbeschadet die Treppen hochzubringen und gleichzeitig mit Ginny Schritt zu halten.
„Und Hermine müsstest du ja noch vom letzten Weihnachtsfest kennen“, hörte sie Harrys Stimme hinter sich, woraufhin sich Hermine noch etwas mehr verkrampfte. Musste er ihn unbedingt auf sie aufmerksam machen? Harry war bei seinem Patenonkel stehen geblieben und wartete bis all seine Freunde drinnen waren.
„Oh, ja stimmt“, antwortete Sirius ruhig und klang nachdenklich, „warte ich helfe dir damit.“ Er ging auf Hermine zu und nahm ihr den Koffer aus der Hand, den sie mühevoll die Treppen hochzog, wobei seine Hand leicht ihre streifte.
„Danke... Mr. Black“, bedankte sich Hermine angespannt, ignorierte ihre erneute Gänsehaut und vermied es ihn anzusehen.
„Ich bitte dich“, lachte Sirius auf und stellte ihren Koffer in den Hausflur, „Harrys Freunde sind auch meine Freunde. Daher, nenne mich ruhig Sirius. Bei Mr. Black komme ich mir außerdem immer schon so verdammt alt vor.“
„Genau genommen bist du das. Und zwar mittlerweile ganze zwanzig Jahre älter als ich“, dachte sich Hermine, sagte aber nichts. Stattdessen nickte sie nur leicht lächelnd, ging schnell an ihm vorbei, schnappte sich ihren Koffer und hastete Ginny hinterher, die an der Treppe auf sie gewartet hatte.
Verwirrt schaute Sirius von Hermine zu Harry und zog die Augenbrauen nach oben.
„Hab ich jetzt etwas Falsches gesagt...? Oder benimmt sie sich immer so seltsam?“, fragte er seinen Patensohn, der nur trüb lächelte.
„Leider benimmt sie sich in letzter Zeit immer so... Nimm es also nicht persönlich. Ich musste sie mehr oder weniger zwingen überhaupt mitzukommen...“, erklärte Harry, gab Sirius aber zeitgleich auch zu verstehen, dass er nicht nachfragen sollte. Sirius nickte daher nur verstehend und auch wenn ihm das komische Verhalten von Hermine noch in Gedanken blieb, entschied er sich vom Thema abzuweichen.
„So, dann lass uns auch mal reingehen. Dein Vater ist auch schon hier“, sprach er schließlich und zusammen mit seinem Patensohn begab er sich ins Innere des Grimmauld Platzes zu den anderen Gästen. Kaum war die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen, rückten die beiden nebenstehenden Häuser wieder aneinander und das Haus der Blacks verschwand in der Magie.

„Ist doch ein ganz hübsches Zimmer, oder?“, fragte Ginny und räumte einige ihrer Sachen in den Kleiderschrank, „ich finde es wirklich nett von Sirius, dass er uns alle hierher eingeladen hat.“
„Mhm“, erwiderte Hermine lediglich und wünschte sich, dass Rons Schwester einfach mal ruhig sein würde. Sie hatte nichts dagegen, sich mit ihr zu unterhalten – im Gegenteil. Sie mochte Ginny und sie konnte sich in der Regel immer gut über alles mögliche mit ihr unterhalten. Aber gerade heute, an einen Tag, an dem Hermine absolut keine Lust hatte zu reden, schien die Weasley nicht mehr still sein zu wollen. Und Sirius war momentan in Hermines Augen auch nicht das beste Gesprächsthema, das sie sich vorstellen konnte.
„Hier sind auch noch genügend Fächer frei für deine Sachen“, machte Ginny sie auf die leeren Fächer im Kleiderschrank aufmerksam.
„Oh, gut. Danke“, sagte Hermine abwesend und schaute zwischen ihrem Koffer und dem Schrank hin und her. Wenn sie ihre Sachen einräumen würde, dann würde sie damit quasi gestehen, dass sie sich voll und ganz mit der Situation abfinden würde. Aber tat sie das denn? Seufzend legte sie sich auf das Bett, das Ginny sich nicht ausgesucht hatte und schaute an die Decke. Das Wiedersehen mit Sirius war seltsamerweise nicht ganz so seltsam, wie sie es sich ausgemalt hatte. Es war eigentlich ganz normal – zumindest von seiner Seite aus. Hermine war es fast so vorgekommen, als ob er tatsächlich erst nachdenken musste, um sich an sie zu erinnern. Und obwohl sie genau das gehofft hatte, weil der Umgang mit ihm und James dann leichter wäre, missfiel ihr der Gedanke und sie war fast beleidigt. Remus, Sirius und auch James hatten sich die Erinnerungen an sie nicht nehmen lassen, wieso also erinnerte er sich nicht an sie? War sie wirklich so unwichtig in deren Leben geworden?
„Sie haben zwanzig Jahre ohne dich gelebt. Was erwartest du?“, erinnerte sie eine Stimme in ihrem Kopf trocken und Hermine musste sich eingestehen, dass das eine ziemlich lange Zeit war. Trotzdem gefiel ihr der Gedanke nicht, dass sie anderen sie vergessen haben könnten, wofür sie sich selbst eine Ohrfeige hätte geben können. Die ganze Zeit hatte sie darauf gehofft, dass sie sich nicht an sie erinnerten und sie ihnen daher nicht sagen musste, dass sie ihre Erinnerungen wieder hatte, und jetzt lag sie beleidigt und fast verletzt auf dem Bett, obwohl sie keinerlei Recht dazu hatte, sich so zu fühlen.
Ein Klopfen an der Tür zwang sie dazu, sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und nicht mehr in Gedanken zu versinken.
„Hey“, Fred steckte seinen Kopf durch die Tür und sah die beiden Mädchen an, „Mum ist – wer hätte es geahnt – dabei etwas zu kochen. Sie möchte, dass wir runter kommen, den Tisch decken und so weiter.“
„Alles klar. Wir räumen gerade noch schnell unsere Sachen weg und kommen dann gleich runter“, ab Ginny ihrem Bruder zu verstehen, der daraufhin zusammen mit George die Treppen herunterpolterte.
„Jungs! Benehmt euch gefälligst!“, hörte man Molly auch schon von unten schreien, was Hermine zum Lächeln brachte. Sie liebte diese Familie einfach.
„Soll ich dir dabei helfen deine Sachen wegzuräumen?“, fragte Ginny und deutete auf Hermines Koffer.
„Nein, ist schon in Ordnung. Ich mach das später. Lass uns deiner Mutter helfen gehen“, entgegnete Hermine und zusammen gingen die beiden ebenfalls nach unten. Während Ginny ins Esszimmer ging, verzog sich Hermine in die Küche, weil sie Sirius und James dort am wenigsten erwartete – zu ihrem Pech.
Denn als sie in die Küche kam, bot sich ihr ein Bild, über das sie in einer anderen Situation herzlich gelacht hätte. Jedoch erschien es ihr in ihrer momentanen Position nicht als besonders angebracht.
Sirius stritt sich mit Molly um den Kochlöffel und wiederholte immer wieder, dass er als Gastgeber kochen und sie sich als Gast zurücklehnen und entspannen sollte. Molly hingegen argumentierte damit, dass Sirius doch überhaupt nicht kochen könnte und es das Mindeste sei, das sie ihm so für seine Gastfreundschaft dankte. Und während die beiden sich immer weiter stritten und neue Argumente aufzählten, bediente sich James im Hintergrund an allen möglichen Sachen, die Molly bereits zubereitet hatte und kostete das Essen schon einmal vor.
„Und ich dachte Weihnachten im Fuchsbau wäre schon anstrengend. Aber im Vergleich zu dem hier...“, ertönte Arthurs seufzende Stimme hinter Hermine, die sich ihm daraufhin aufmunternd lächelnd zu wandte, „schön, wenigstens ein vernünftiges Gesicht hier zu sehen.“ Er lächelte Hermine ebenfalls zu und drückte sie kurz an sich als verspätete Begrüßung.
„Schön hier zu sein“, entgegnete Hermine ehrlich und beobachtete den Weasley-Vater danach, wie er versuchte den Streit zu schlichten.
„Molly, Schatz. Alles bestens. Sirius weiß, dass wir ihm dankbar sind, dass wir dieses Jahr zu Weihnachten zu ihm eingeladen wurden“, versuchte Arthur seine Frau zu beschwichtigen, die den Kochlöffel immer noch fest umklammerte. Als er merkte, dass er Molly wohl nicht umstimmen könnte, wandte er sich hilfesuchend an Hermine, die planlos mit den Schultern zuckte.
„Vielleicht“, fing sie schließlich zögernd an und fühlte sich sofort beklemmt, als Sirius und James ihre Blicke zu ihr wandten, „können wir ja einen Kompromiss finden.“ Ihr Blick galt ausschließlich Molly, die sie skeptisch anschaute.
„Was für einen Kompromiss?“, wollte sie wenig begeistert wissen.
„Na ja, man kann sich ja mit dem Kochen abwechseln in zwei Wochen“, meinte Hermine vorsichtig und wollte Molly wirklich nicht reizen, „Sie können ja heute kochen und sich dafür morgen bekochen lassen?“
Molly dachte kurz über den Vorschlag nach, verzog das Gesicht zu einer Grimasse und blickte schließlich funkelnd zu Sirius. „Ich koche an allen Weihnachtstagen. Ich habe schon ein komplettes Menü in meinem Kopf und das werde ich nicht verwerfen. Ansonsten können wir uns, wenn es denn wirklich unbedingt sein muss, abwechseln...“ Die Worte kamen ihr nur schwer über die Lippen und Arthur klopfte ihr aufmunternd auf die Schultern, während er Hermine einen dankbaren Blick zuwarf.
Sirius ließ den Kochlöffel los und übergab somit Molly die Leitung der Küche für den heutigen Tag. „Okay, einverstanden. Du kochst heute und an den Weihnachtstagen. Dafür koche ich an den restlichen Tagen. Weihnachten ist schließlich ziemlich aufwendig“, verhandelte Sirius mit einem ebenso ernsten Blick und hielt Molly die Hand hin.
„An allen anderen Tagen? Aber das sind – “
„Schatz“, unterbrach Arthur seine Frau bestimmt, „ich denke, du solltest dieses Angebot annehmen.“
Mrs. Weasley atmete tief durch und ergriff Sirius' Hand. „Einverstanden.“ Ihr „Vertragspartner“ zeigte sich zufrieden und bekam von James ein anerkennendes Nicken.
„Da hat Harrys schlaue Freundin wohl die Lage gerettet“, grinste James und wandte Hermine seine Aufmerksamkeit wieder zu, die seinen Blick nur sehr kurz erwiderte, „Hermine, richtig? ich weiß nicht, ob du dich noch an mich erinnerst. James, Harrys Vater. Wir haben uns, glaube ich, letztes Weihnachten schon kennengelernt.“
„Und ob ich mich an dich erinnere“, dachte Hermine resigniert, antwortete James allerdings nur mit einem kurzen Nicken und wandte sich dann wieder an Molly.
„Kann ich Ihnen noch irgendwie helfen, Mrs. Weasley?“, fragte sie zuvorkommend und versuchte James' und Sirius' Anwesenheit so gut es ging zu ignorieren.
„Hermine, bitte. Wann sind wir denn wieder zum Sie übergegangen? Du gehörst so gut wie zur Familie, also duze mich bitte“, wies Molly sie freundlich zurecht und deutete dann auf die Soße, die vor sich hin köchelte, „du kannst die ein bisschen würzen und ab und zu umrühren. Ich hab bei all den Geräten, die ich gerade durch Magie arbeiten lasse, keinen Überblick mehr. Vielleicht sollte die Soße daher lieber per Hand gemacht werden.“
Hermine lächelte gerührt über Mollys Aussage und fühlte sich in ihrer Haut gleich ein bisschen wohler. Diese Offenheit der Weasleys hatte sie vermisst. Alles und jeder wurde sofort mit offenen Armen empfangen und mit Liebe nur so überhäuft.
„Tut mir Leid, ich versuche diese Gewohnheit abzustellen“, entschuldigte sie sich bei der Weasley für das Siezen und half ihr dann mit der Soße. James und Sirius begaben sich in der Zwischenzeit zu den anderen nebenan ins Essenszimmer und warfen sich bezüglich Hermine nur einen kurzen, aber vielsagenden Blick zu.


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Mike ist Engländer, ein sehr englischer Engländer. Jeden Tag trug er seine Anzugweste, was mir gut gefällt – man erlebt es heute kaum mehr, dass jemand Westen trägt. Er hat ein unglaubliches Charisma und flößt uns großen Respekt ein. Doch er verinnerlicht den britischen Humor total und kann sich bestens in die Internats-Teenager hineinversetzen.
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