von juicy fruit
@Savannah: Hey, hey! *überschwänglich wink* Ich freu mich wirklich sehr, dass du her gefunden und mir auch gleich deine Rückmeldung da gelassen hast. Jaja, Kommentare und ihre motivierende Wirkung, das stimmt schon :) Ich versuche regelmäßig jede Woche ein Kapitel hochzuladen und hoffe, dass das auch weiterhin klappt, wenn meine Prüfungen bald bevorstehen.
Viel Spaß beim Lesen!
Retter in der Not
Zurück in Hogwarts plagten Ted die unterschiedlichsten Ängste und Sorgen. Er hatte seit Weihnachten nicht mehr mit Victoire gesprochen, sie nicht im Hogwarts-Express und kaum in der ersten Unterrichtswoche zu Gesicht bekommen. Ob sie wohl verstanden hatte, was er ihr mit seinem Geschenk sagen wollte? Dass sie ihm wichtig war und er sie für etwas Besonderes hielt? Darauf könnte Ted wenigstens aufbauen, wenn er Victoire seine Gefühle gestehen wollte. Ansonsten wusste er nicht, ob er sich trauen würde, seine Empfindungen ihr gegenüber in Worte zu fassen. Aber wie auch immer sie darauf reagieren sollte, er wäre wenigstens mit sich selbst im Reinen und entweder in der Lage damit abzuschließen oder ihre Beziehung auszubauen.
Ging Victoire ihm möglicherweise sogar aus dem Weg oder war sie nur beschäftigt damit, die Zeit aufzuholen, die sie in den Ferien getrennt von ihrem Freund verbracht hatte? Merlin, an beide Möglichkeiten wollte er gar nicht denken! Ted stöhnte und raufte sich seinen blonden Haarschopf.
Er saß gemeinsam mit Mitch und Daniel im Gemeinschaftsraum. Dem Gespräch seiner Freunde hatte er irgendwann nicht mehr folgen können, zu sehr war er durch Victoires Abwesenheit in seinem eigenen Gedankenkarussell gefangen, das sich unaufhörlich weiter drehte und an Geschwindigkeit zunahm, wobei er langsam das Gefühl bekam auf einem verhexten Besen durch einen tosenden Sturm zu fliegen.
Seine Freunde schienen Teds gedankliche Abwesenheit bis jetzt nicht einmal gemerkt zu haben, so interessant waren ihre eigenen Ferien anscheinend gewesen. Dafür starrten ihn nun zwei Paar Augen verdutzt an.
„Muss auf’s Klo.“, murmelte Ted und flüchtete sofort in Richtung Toiletten. Aus den Augenwinkeln nahm er noch wahr, wie die beiden Jungs sich gegenseitig einen erstaunten Blick zuwarfen.
Auf der Toilette angekommen, stützte er sich mit den Händen zu beiden Seiten des Waschbeckens ab und blickte in den Spiegel. Das Licht war hier nicht gerade vorteilhaft. Die Fackel hing so hoch, dass der Feuerschein tiefe Schatten auf seinem Gesicht hinterließ. Oder waren das Augenringe, die durch seinen schlechten Schlaf in letzter Zeit verursacht worden waren?
Ted blickte seinem Spiegelbild in die grünen Augen. Sie sahen genauso aus wie die seines Vaters. Das wusste er von alten Fotografien, die er zu Hause in seinem Kinderzimmer sammelte. Das herzförmige Gesicht hatte er von seiner Mutter. Bis auf seine Haare veränderte er sein Aussehen nie willkürlich für längere Zeit, auch wenn er dazu in der Lage wäre. Er sah gut genug aus und er fühlte sich so seinen verstorbenen Eltern irgendwie verbunden.
Sein Gesichtsausdruck, eben noch traurig und erschöpft, verhärtete sich. Er war gutaussehend und liebenswürdig. Warum sollte Victoire einen arroganten Kerl ihm vorziehen, der außerdem nicht einmal halb so gut zu ihr passte wie Ted? Er musste nur endlich den Mut finden und ihr sagen, dass er sich in sie verliebt hatte. Sein Vater hatte erst spät durch seine Mutter die Liebe erfahren und dann war ihnen nur wenig gemeinsame Zeit vergönnt gewesen, Ted wusste das. Auch wenn es daran gelegen hatte, dass sein Vater ein Werwolf und damit der Überzeugung gewesen war, niemandem die Probleme seines Schicksals aufbürden und somit keine Beziehung führen zu dürfen, konnte Ted daraus die Erkenntnis gewinnen, nicht ewig zu zögern, sondern seine kleinen Chancen auf Glück zu nutzen. Er drehte den Wasserhahn auf und benetzte sein Gesicht mit kaltem Wasser.
Erfrischt und fest entschlossen, sich sofort auf die Suche nach Victoire zu machen, um mit ihr zu reden, verließ Ted das Badezimmer und ging zurück in den Gemeinschaftsraum. Noch einmal ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen, betrachtete die Gesichter der einzelnen Schüler, die hier gemeinsam mit ihren Freunden den Freitagabend verbrachten. Hinten in der Ecke blitzte ein blonder Haarschopf silbrig im Licht der Fackeln und des Kaminfeuers. Doch der gehörte Louis, der zusammen mit James und Fred die Köpfe zusammensteckte, um zweifellos irgendeinen Unsinn auszuhecken. Auf dem Weg zum Porträtloch kam er an Dominique und ihren Freundinnen vorbei. Als er vor ihnen stehen blieb, fingen alle vier an zu kichern, ohne zumindest zu versuchen sich zu beherrschen oder es heimlich zu tun. Ted ignorierte seinen Widerwillen gegen die kieksenden Mädchen, hob die Hand zum Gruß und ließ sich von einer leicht errötenden Dominique angrinsen.
„Hallo Teddy! Sieh mal, ich trage die Haarspangen, die du mir geschenkt hast. Wie stehen sie mir?“ Dominique drehte ihren Kopf mit glänzenden Augen von einer auf die andere Seite und die golden funkelnden Schmetterlinge kamen in ihrem rotblonden Haar schön zur Geltung. Ted beugte sich ein Stück mit dem Oberkörper nach vorne und ließ seinen Blick anerkennend über Dominiques Haar wandern. „Sie sehen sehr gut aus und passen perfekt zu deiner Haarfarbe.“
Dominiques Blick verdunkelte sich für einen Moment und sie machte eine abwinkende Handbewegung. „Wäre ich ein Metamorphmagus, hätte ich mir längst eine andere Haarfarbe zugelegt...“ Seufzend verdrehte sie die Augen, grinste aber schnell wieder. Ted fühlte sich dazu genötigt, ihr zu widersprechen: „In deiner Familie ist dieses rotblond etwas Besonderes, also sei doch froh.“
Ihre Freundinnen hatten sich in einem Gespräch abgewandt, aber Ted beschlich trotzdem das Gefühl, sie würden lauschen, weil er immer wieder ihr Kichern wahrnahm.
„Aber hör‘ mal, ich suche Victoire. Weißt du zufällig wo sie ist?“, kam Ted endlich auf sein Anliegen zu sprechen. Nur schien Dominique die Frage auch nicht unbedingt gerne zu hören. Sie verdrehte leicht die Augen.
„Alle wollen immer nur wissen, wo Vick ist...“ Ihre blauen Augen blickten direkt in Teds und sie sah ihn für einen Moment durchdringend an. Dann seufzte sie, schien nicht das in seinem Blick gefunden zu haben, was auch immer sie gesucht hatte. Als sie zum Weitersprechen ansetzte, öffnete Ted gerade ebenfalls den Mund zu einer Entgegnung. „Ich denke, sie trifft sich wieder mal mit diesem Flint. Die haben da wohl so ihre Plätze...“
„Oh, okay. Danke.“ Ted wusste auch, welche Plätze von Paaren im Schloss besonders gerne aufgesucht wurden. Nur ob es eine gute Idee wäre, dort hinein zu platzen? Wohl eher nicht. Die Erinnerung an das letzte Mal war immer noch unangenehm präsent in seinem Kopf. Lieber würde er unverdünnten Bubotubler-Eiter schlucken, als Victoire in den Armen dieses Slytherin zu sehen. Er könnte aber auch noch ein wenig Zeit schinden und durch das Schloss spazieren. Und vielleicht lief er ja auch zufällig Victoire alleine über den Weg...
„Ich werde dann wohl erst noch in der Bibliothek vorbei schauen.“, redete Ted sich heraus und wollte sich zum Gehen wenden. „Du musst doch am Freitagabend nicht in der Bibliothek zwischen verstaubten Büchern sitzen! Du kannst dich gerne zu mir und meinen Freundinnen setzen, während du auf Vick wartest.“ Dominiques Angebot ließ Ted den Blick auf sie und ihre plötzlich wieder ihm zugewandten und kichernden Freundinnen werfen. Etwas gequält lächelte er.
„Danke, aber lass mal. Wann anders bestimmt, nur ich muss dringend noch etwas nachschlagen.“
Mit diesen Worten und einem letzten Winken, das von allen Mädchen euphorisch erwidert wurde, wandte er sich dem Porträtloch zu und begann seinen einsamen Spaziergang durch die größtenteils leeren Korridore des Schlosses. Zuerst ging er wirklich in Richtung Bibliothek, doch von da aus lief er allenfalls ziellos durch die Gänge. Nur selten begegneten ihm andere Schüler. Es war zwar noch Zeit bis zur Sperrstunde, aber die meisten saßen bei den vorherrschenden Temperaturen wohl lieber in ihrem jeweiligen, beheizten Gemeinschaftsraum.
Teds Atem verließ in kleinen Wölkchen seinen Mund und verflüchtigte sich über seinem Kopf. Allein die Bewegung hielt ihn einigermaßen warm, seine frierenden Hände jedoch versuchte er durch Reibung aufzuwärmen. Er konnte sich nicht vorstellen, wie überhaupt irgendjemand bei diesen Temperaturen in einsamen Korridoren kuscheln wollte. Wahrscheinlich machte er sich sowieso umsonst darüber Sorgen, welcher Anblick ihn erwarten könnte.
Nachdem er einige Zeit gelaufen war, stellte Ted sich die Frage, ob er sich vielleicht doch in die Nähe möglicher Aufenthaltsorte von Victoire wagen oder lieber im warmen Gemeinschaftsraum warten sollte. Da aber noch ungefähr eine Stunde Zeit war, bis alle zurückgekehrt sein mussten, und er in dieser Zeit nicht tatenlos herumsitzen wollte, entschloss er sich dazu expliziter auf die Suche zu gehen.
Ein paar abgelegene Korridore und dunkle Nischen später, fand Ted Victoire. Er ging gerade um eine Ecke, als er sie mitten in einem zwar verlassenen, aber breiten und tagsüber sehr belebten Korridor auf einem Fensterbrett sitzen sah. Flints große Gestalt drängte sich zwischen Victoires Beinen eng an sie. Victoires Umhang war ihr von den Schultern gerutscht und lag trotz eisiger Temperaturen zusammengeknäult hinter ihr. Der leidenschaftliche Kuss, in den die beiden verwickelt waren, schien sie ausreichend zu wärmen. Als Flint von Victoires Mund abließ und stürmisch begann, sich ihrer Halsbeuge zu widmen, warf sie ihren Kopf in den Nacken und gab ein genießerisches Seufzen von sich. Ihre Gesichtszüge waren vollkommen gelöst und nach einem letzten Blick, löste Ted sich aus seiner Schockstarre und wich schnell wieder hinter die Ecke zurück.
Er lehnte mit geschlossenen Augen an der Wand und versuchte durch tiefes Ein- und Ausatmen sein klopfendes Herz zu beruhigen. Das war ein Alptraum, ein immer wiederkehrender Alptraum. Er sollte sich schnellstmöglich aus dem Staub machen, um den widerlich keuchenden Geräuschen zu entkommen, aber seine Beine wollten sich nicht mehr bewegen. Am liebsten würde er diesem Typen einen Fluch in seinen muskelbepackten Rücken jagen. Wenn er allerdings, nach seinem Äußeren zu urteilen, einen gewissen Anteil Troll-Blut sein Eigen nennen konnte, würde Ted nicht viel ausrichten können.
„Oliver...“
Dieser gemurmelte Name brannte sich schmerzhaft in Teds Kopf.
„Oliver.“
Victoires Stimme war undeutlich, schien aber lauter zu werden. Merlin, warum wurde sie denn lauter? Es war nun wirklich an der Zeit für Ted, sich davonzumachen, aber seine Beine versagten weiterhin ihren Dienst.
„Oli- Oliver!“
Ted riss seine Augen auf. Victoires Ruf war durchdringend geworden, während von Flint nur Nuscheln und Keuchen zu vernehmen war. Plötzlich wurde aber auch seine Stimme lauter.
„Jetzt hab dich nicht so! Die ganze Zeit machst du mich heiß und dann willst du mich nicht endgültig ranlassen?“, raunte Flint ärgerlich, aber wie es Ted schien, mit irgendwie schwerer Zunge.
„Ich bin einfach noch nicht bereit dafür, das habe ich dir aber schon oft genug gesagt.“ Victoire schien eher zornig als eingeschüchtert oder ängstlich zu sein, weshalb Ted sich angespannt hinter seiner Ecke zurückhielt, ohne dazwischen zu platzen. Möglicherweise wurde er gerade Zeuge einer Trennung. Die Möglichkeit auf eine solche Aussicht ließ ihn innerlich frohlocken, auch wenn diese aufkommende Freude nicht angebracht für die gegenwärtige Situation schien.
„Du kannst mir nicht erzählen, dass du das nicht willst. Denkst du ich bin blöd? Du hattest schon so viele Typen und wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was in der Quidditch-Umkleide über dich geredet wird, dann werde ich mich ganz sicher nicht länger von dir mit lahmen Ausreden an der Nase herumführen lassen!“ Flints Stimme schwoll immer weiter an. Ein lautes Klatschen ertönte, dann ein Klirren, als wäre Glas zu Bruch gegangen.
Flint knurrte. „Du blöde Schlampe, du glaubst doch nicht, dass ich das mit mir machen lasse!“ Das Geräusch raschelnden Stoffes begleitete sein Schimpfen. Er keuchte angestrengt.
„Nein! Nein, hör auf. Hör sofort auf, Oliver!“
Victoire klang nun eindeutig panisch. Ted hatte genug gehört, um sich nicht mehr zusammenreißen zu können. Wütend preschte er hinter der Ecke hervor und zog dabei seinen Zauberstab in einer fließenden Bewegung aus seiner Umhangtasche.
Das Bild, das sich ihm bot, beflügelte seinen Zorn. Victoire versuchte auf der Fensterbank weiter nach hinten zu rutschen, das Gesicht angstverzerrt, aber Flint war über ihr und hielt ihre Arme mit einer seiner riesigen Pranken scheinbar mühelos hinter ihrem Rücken zusammen. Mit der anderen Hand machte er sich an ihrer Hose zu schaffen, deren Knöpfe durch die Gewalteinwirkung abgesprungen waren. Schwarze Spitze blitzte schutzlos zwischen dem geöffneten Hosenschlitz hervor. Neben den beiden war tatsächlich eine Flasche zu Bruch gegangen, deren goldbrauner Inhalt sich in einer Lache langsam über den Steinboden ausbreitete.
„Stupor!“, schrie Ted. Der rote Fluch traf Flint direkt zwischen den Schulterblättern und ließ ihn augenblicklich über Victoire zusammensacken. Ted war in schnellen Schritten am Fenster und zog den schweren Körper von ihr herunter. Achtlos warf er ihn auf den harten Boden. Victoire sah mit tränenüberfluteten Augen erschrocken zu ihrem unverhofften Retter, dann schluchzte sie laut auf und warf sich in Teds Arme.
„Ted! Merlin sei Dank.“
„Ist alles in Ordnung?“ Ted hielt Victoire fest und strich ihr beruhigend über den zitternden Rücken, bis sie sich etwas gefasst hatte. Sie löste sich von ihm und nickte abgehackt. „Zum Glück bist du vorbeigekommen, ansonsten...“. Dieser unvollendete Satz blieb schwer zwischen ihnen in der Luft hängen. Ted sah Victoire sorgenvoll in die Augen und gab dem Bedürfnis nach, ihr mit seinen Daumen die Tränen von den Wangen zu wischen. Sie lehnte sich leicht in die zarte Berührung seiner Finger.
„Wir sollten sofort zu McGonagall gehen, damit dieser Mistkerl bestraft wird!“ Ted wollte sich lösen, aber Victoire zog ihn ruckartig zurück. „Nein!“, eindringlich flehend sah sie ihn an. „Bitte, Ted. Versprich mir, dass du niemandem davon erzählst.“
„Aber -“
„Bitte! Ich will das nicht, ich bin kein Opfer. Es ist ja auch gar nichts passiert.“, sagte Victoire mit einem harten, glühenden Gesichtsausdruck. Ted gab nach einigen Sekunden, in denen er sie eindringlich betrachtete, seufzend nach. „Okay, aber dafür versprichst du mir, dass du deine Freunde in Zukunft sorgfältiger auswählst.“ Victoire rieb sich mit einer Hand über die Augen und maß ihn dann mit einem beinahe berechnenden Blick. Als ihr Mund sich kurz darauf zu einem Lächeln formte und sie nickte, war Ted sich sicher, dass er sich den Ausdruck in ihren Augen im flackernden Schein der Fackeln nur eingebildet hatte und erwiderte das Lächeln ehrlich erfreut.
Nachdem sie ihren verknäulten Umhang erfolgreich nach ihrem Zauberstab abgetastet hatte, reparierte Victoire ihre Hose und ordnete ihr Haar. Als sie sich gemeinsam auf den Weg in den Gemeinschaftraum machten, warf Victoire keinen Blick zurück auf den geschockten Flint, der in der verdächtig nach Feuerwhiskey riechenden Pfütze lag. Ted hoffte, eine Vertrauensschüler-Streife würde ihn nach der Sperrstunde so finden, falls er bis dahin nicht an den aufsteigenden Dämpfen erstickt wäre.
Victoire drückte sich im Laufen schutzsuchend an ihn. Als Ted ihr einen Arm um die Schultern legte, blickte sie lächelnd zu ihm auf.
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