von ChrissiTine
24. Dezember: Frohe Weihnachten
„Wir kommen schon wieder zu spät", schimpfte Molly Cooper mit ihrem Mann Justin, als sie die letzten paar Meter durch den Schnee zum Fuchsbau stapften. „Letztes Jahr waren wir auch nicht pünktlich."
„Letztes Jahr warst aber du Schuld", konterte Justin lachend. „Wenn es nach dir gegangen wäre, hätten wir unsere Wohnung gar nicht verlassen. Ich musste dich hierher zerren."
„Und dieses Jahr ist es andersrum. Ist das etwa meine Strafe?", beschwerte sich Molly. „Wir waren immerhin frisch verheiratet und diese Zauber bei der Hochzeit müssen sich auf unsere Libido ausgewirkt haben. Das Problem haben wir jetzt nicht mehr."
„Aber vor vier Tagen war unser erster Hochzeitstag. Glaubst du wirklich, dass deine Familie es uns verübelt, wenn wir ein bisschen zu spät kommen?"
„Sie haben's noch gar nicht bemerkt."
Molly und Justin schauten überrascht zur Haustür, wo die Stimme hergekommen war. Im Schatten stand Rose, mit einer Pudelmütze auf dem Kopf und in ihren wärmsten Mantel gewickelt. Sie schaute das junge Ehepaar grinsend an und Molly wurde rot bei dem Gedanken, was ihre Cousine gerade gehört hatte. Naja, wenigstens war es nicht James gewesen.
„Sie haben es noch nicht gemerkt? Nicht mal mein Dad?", fragte Molly überrascht. Gerade ihr Vater bestand doch so auf Pünktlichkeit.
Rose zuckte mit den Schultern. „Ich glaube, er ist noch gar nicht da. Lucy hat irgendwas angestellt und sie haben überlegt, überhaupt nicht zu kommen." Zumindest hatte Grandma Molly etwas in der Richtung gesagt.
Molly verdrehte die Augen. „Typisch Lucy. Und typisch Dad. Wahrscheinlich geht's um irgendeinen Jungen. Lucy glaubt, dass sie sich alles erlauben kann und Dad glaubt, dass er sie immer noch wie ein Kleinkind behandeln kann." Lucy machte dieses Schuljahr ihren Abschluss und war schon volljährig, deshalb war sie der Ansicht, dass die Regeln ihrer Eltern nicht mehr für sie galten, was so nun auch wieder nicht stimmte, aber ihr Dad konnte auch nicht mehr so tun, als wäre sie erst zwölf.
„Ist doch egal", meinte Justin, ergriff ihre Hand und zog sie zur Tür. „Wir sind wenigstens aus dem Schneider." Seine Schwägerin und sein Schwiegervater gerieten regelmäßig aneinander und letzten Endes vertrugen sie sich jedes Mal. Besonders zu Weihnachten würden sie sich zusammenraufen.
„Auch wahr", murmelte Molly und schaute Rose dann interessiert an. „Aber was machst du hier draußen in der Eiseskälte?"
Rose wurde rot und wich Mollys Blick aus. „Ach, ich wollte nur ein bisschen frische Luft schnappen. Onkel George hat ein paar Knallfrösche mitgebracht, die hochgegangen sind und jetzt stinkt der ganze Fuchsbau nach Rauch."
Molly zog die Nase kraus. „Na super. Dann wird Dad sich ja noch mehr freuen, wenn er endlich kommt. Hoffentlich hat Onkel George wieder Feuerwhiskey dabei." Er hatte es sich schon seit Jahren zur Aufgabe gemacht, die Punschbecher aller (annähernd) volljährigen Familienmitglieder mit Alkohol aufzufrischen, da man seiner Meinung nach nur so eine Weasley-Familienfeier richtig genießen konnte.
Rose nickte grinste. „Du kennst ihn doch. Egal, wie häufig Grandma es verbietet, er lässt uns nicht im Stich."
„Na dann frohe Weihnachten", wünschte Molly lachend und öffnete die Haustür. Eine dicke Rauchwolke kam ihr entgegen, durch die sie sich hustend mit Justin kämpfte. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss und Rose war wieder allein. Abgesehen von dem lauten Stimmengewirr und schiefem Gesang, der vom Fuchsbau dumpf nach außen drang, war es hier wunderschön still und friedlich. Abgesehen von dem Weg, der direkt zum Eingang führte war die dichte Schneedecke unberührt, nur ein paar Gartengnome hatten ihre Spuren hinterlassen.
Ungeduldig warf sie einen Blick auf ihre Uhr. Wo blieb er nur?
Sie hatte Molly nicht die ganze Wahrheit gesagt. Der Rauch war zwar eine willkommene Ausrede gewesen, nach draußen zu flüchten, aber nicht der eigentliche Grund, dass sie hier war. Sie wartete auf Scorpius, der versprochen hatte, dieses Mal nicht wie sonst über das Flohnetzwerk zu kommen, sondern zu apparieren (für diejenigen, die vor Weihnachten siebzehn wurden, gab es seit mehreren Jahren schon Anfang Dezember den Appariertest, damit sie schon in den Weihnachtsferien üben konnten). So lief er nicht gleich ihrer ganzen Familie in die Arme, und besonders ihrem Vater, sondern nur ihr. Sie brannte darauf, zu erfahren, wie seine Familie die Neuigkeiten von ihrer Beziehung aufgenommen hatte.
Außerdem wollte sie einen Moment nur für sie beide, bevor ihre gesamte Familie sich auf sie stürzte. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie es gewesen war, Ted und Victoire zusammen zu sehen, als ihre Beziehung aufgeflogen war. Jede Berührung wurde mit Argusaugen beobachtet und Lily und Roxanne hatten alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sie zu einem Kuss zu bewegen (den sie nicht bekommen hatten, nicht mal dann, als sie versucht hatten, ihnen einen Mistelzweig über den Kopf zu halten, den sie an einem Besenstiel befestigt hatten. Leider war er ihnen auf den Kopf gefallen, bevor Ted und Victoire sich hatten küssen können.). Mittlerweile waren die Küsse der beiden etwas ganz alltägliches, um die sich kein Flubberwurm mehr scherte, aber Scorpius und sie waren etwas ganz neues, und durch ihre Familien und den jahrzehntealten Konflikt noch viel brisanter als Victoire und Ted, der sowieso immer schon zur Familie gehört hatte. Auch wenn sie, wenn sie ehrlich war, genauso an der neuen Beziehung der beiden interessiert gewesen war, wie jedes andere Familienmitglied, weil die Geschichte der beiden einfach so süß war. Doch jetzt, wo sie an ihrer Stelle war, konnte sie gut und gerne darauf verzichten.
Sie hoffte nur, dass er überhaupt noch auftauchte und dass ihm seine Eltern nicht verboten hatten, zur Feier zu kommen. Sie hatte ihn seit Tagen nicht gesehen und sie war selbst überrascht, wie sehr er ihr fehlte. Sie sehnte sich nach seinem Lächeln und seinem Geruch und seinen Küssen. Sie hatte sich mittlerweile so an das Kribbeln in ihrem Bauch gewöhnt, das sein Anblick bei ihr auslöste, dass sie jetzt schon fast Entzugserscheinungen hatte.
Doch als sie jetzt Schritte hörte, die durch den Schnee stapften, wurde sie nicht so enttäuscht wie vor zehn Minuten, als es nur Molly und Justin gewesen waren.
Scorpius trug einen dicken grünen Anorak und eine grüne Pudelmütze und ein strahlendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er Rose erblickte. Seine blauen Augen leuchteten im Kontrast zum weißen Schnee noch mehr als sonst.
„Was machst du denn hier in der Kälte?", fragte er überrascht.
„Was glaubst du wohl?", fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen und warf sich in seine ausgebreiteten Arme. Sie drückte sich an ihn und vergrub ihr Gesicht in seinem Nacken. Sein vertrauter Geruch stieg ihr in die Nase und sie fühlte sich wieder daheim. Ohne ihn fehlte einfach etwas.
„Ich hoffe, du hast nicht zu lange gewartet", sagte er besorgt und strich mit behandschuhten Fingern über ihre von der Kälte gerötete Wange.
Sie schüttelte den Kopf. „Nicht lange." Nur eine halbe Stunde. Aber so war sie wenigstens James' Kommentaren zu ihrem Liebesleben entkommen. Bei jedem seiner Worte war die Laune ihres Vaters weiter in den Keller gesunken. Sie hasste es, dass sie der Grund für seine schlechte Stimmung war, besonders, weil die Beziehung sie so glücklich machte. Warum konnte er das nicht sehen?
Sie beugte sich vor und küsste ihn. Ihre Lippen waren kalt, aber seine wärmten sie schnell und bald hatte sich die Hitze sogar in ihre Zehenspitzen ausgebreitet.
„Ich wäre schon früher gekommen, aber ich musste noch dein Geschenk einpacken", erklärte er schließlich.
Ihre Augen leuchteten auf. „Ein Geschenk? Für mich?" Sie hatten sich noch nie etwas geschenkt. Dieses Weihnachten war das erste Mal und sie hoffte sehr, dass ihm ihr Geschenk auch gefallen würde.
Er lachte. „Natürlich. Was denkst du denn?" Er küsste sie auf die Nasenspitze und zog ein kleines Päckchen aus der Jackentasche, das in silbernes Papier gewickelt war und eine grüne Schleife hatte. „Wir hatten leider nur Papier in Slytherinfarben", sagte er entschuldigend. „Ich hoffe, es gefällt dir." Nervös schaute er sie an.
„Warum sollte es nicht, es ist doch von dir", sagte sie sanft und riss das Papier gespannt auf. Sie schnappte nach Luft, als ein Schmuckkästchen zum Vorschein kam. „Scorpius", flüsterte sie fassungslos, „du hättest doch nicht …" Er hätte doch wirklich nicht Unsummen für sie rausschmeißen müssen. Das konnte sie ihm doch nie zurückzahlen.
„Mach es erst auf, bevor du etwas sagst", widersprach er und schluckte.
Sie klappte das Kästchen auf und schaute sprachlos auf die Kette, die darin lag. Sie war aus schlichtem Silber, aber der Anhänger war wunderschön. Er hatte die Form eines Buches.
„Gefällt's dir?", fragte er unsicher, als sie nichts sagte. Er hatte lange nach einem Geschenk für sie gesucht, aber sofort gewusst, dass es das Richtige für sie war, als er es gesehen hatte.
„Es ist perfekt", sagte sie mit brüchiger Stimme und fuhr mit dem Finger darüber. „Perfekt."
„Mach's auf."
Überrascht stellte sie fest, dass der Anhänger ein Medaillon war. Sie zog sich einen Handschuh mit dem Mund aus und öffnete das Schmuckstück mit zitternden Fingern. Ein Bild von ihm und ein Bild von ihr waren darin. Beide strahlten ihr entgegen. Tränen traten ihr in die Augen, als sie darauf starrte und sie schniefte. „Danke", flüsterte sie bewegt und schluckte. Jetzt konnte sie die wichtigsten Dinge ihres Lebens immer bei sich tragen, ihn und ihre geliebten Bücher.
„Frohe Weihnachten, Rose", flüsterte er, erleichtert, dass es ihr gefiel. „Ich liebe dich."
„Ich dich auch", erwiderte sie sofort und küsste ihn. Dann schloss sie das Medaillon wieder, drückte ihm die Kette in die Hand und drehte sich um. „Kannst du sie mir umlegen?" Sie hielt sich ihre Haare hoch, so gut sie konnte und wartete darauf, dass er seine Handschuhe auszog und mit fahrigen Fingern versuchte, den Verschluss zuzumachen. Nach einigen Versuchen hatte er es endlich geschafft und sie spürte das beruhigende Gewicht um ihren Hals. Sie lächelte. Das war auf jeden Fall besser als der Horkrux, den ihre Eltern und Onkel Harry damals getragen hatten. „Ich hab dein Geschenk im Haus."
Er biss sich auf die Lippe und sein Blick wanderte von ihr zum Fuchsbau. „Dann sollten wir wohl reingehen", sagte er zögerlich und zog sie wieder in seine Arme. Sie versanken in einem weiteren Kuss.
„Sollten wir wohl." Langsam wurde es doch ziemlich kalt.
„Will dein Dad mich umbringen?", fragte er schließlich vorsichtig.
„Ich glaube nicht", erwiderte sie.
„Zu viele Zeugen?", versuchte er zu scherzen. Er hatte Rose heute unbedingt sehen wollen, aber die Aussicht, ihren Vater zu sehen, wog fast so schwer wie die Vorfreude auf sie.
„Das auch", lachte sie. „Er ist zwar nicht glücklich darüber, aber er wird sich daran gewöhnen. Er wird eine Weile brauchen, aber irgendwann wird er sehen, was ich auch sehe."
„Hoffentlich", schluckte er.
„Bestimmt", versicherte sie ihm. So ganz überzeugt war sie nicht, aber sie konnten schließlich nicht die ganze Zeit hier draußen sein und vielleicht half ihm diese Aussicht, ein bisschen Mut zu fassen. Im Fuchsbau gab es schließlich mehr Menschen, die auf ihrer Seite waren, als gegen sie. „Was ist mit deinen Eltern? Was haben sie gesagt?"
„Meine Mum freut sich." Aber seine Mutter war auch nie das Problem gewesen. Genauso wenig wie ihre. „Und mein Dad macht sich eigentlich nur Gedanken darüber, was Großvater sagen wird und was das für den Ruf unserer Familie bedeutet. Anscheinend entehre ich den ‚guten' Namen Malfoy", sagte er und verdrehte die Augen. Er hatte den Namen nie als sonderlich gut empfunden. „Aber er wird nichts dagegen unternehmen und du musst auch nicht um dein Leben fürchten, wenn du uns mal besuchst."
„Ich weiß ja nicht", sagte sie unsicher. Sie war noch nie bei ihm zu Hause gewesen. Sicher, sie war neugierig zu sehen, wie er wohnte, aber die Aussicht, seinem doch sehr respekteinflößenden Vater zu begegnen war nicht gerade verlockend. Besonders wenn er so wenig von ihr hielt.
„Meine Mum möchte dich aber gerne kennen lernen und sie wird schon dafür sorgen, dass mein Dad sich gut benimmt." Er schaute zum Fuchsbau. „Außerdem ist es nur fair. Ich begebe mich hier in die Drachenhöhle und muss deinem Dad gegenübertreten. Wenn ich hier heil rauskomme, dann bist du auch mal dran."
„Wenn's sein muss", gab sie nach und küsste ihn noch ein letztes Mal, bevor sie ihn an die Hand nahm und zur Tür zog. Auch ihnen schlug der Rauch entgegen, als sie die Tür öffnete, auch wenn er schon längst nicht mehr so schlimm war.
Scorpius wunderte sich schon gar nicht mehr darüber, was nur zeigte, wie sehr er sich schon an die Verrücktheiten ihrer Familie gewöhnt hatte. Sie hingen ihre Jacken an die Garderobe und schlängelten sich in das prall gefüllte Wohnzimmer durch, wo sie Al in die Arme liefen.
„Scorp, endlich!", rief dieser erleichtert und schlug seinem besten Freund auf den Rücken. „Ich hab mich schon gefragt, ob wir eine Vermisstenmeldung aufgeben müssen. Und dann war Rose noch verschwunden, hätte ja sein können, dass dein Großvater sie aus Rache entführt hat."
„Der weiß noch nichts davon", winkte Scorpius ab. Und wenn es nach ihm ging, würde es noch sehr lange so bleiben. Man musste es wirklich nicht gleich übertreiben.
„Kannst du kurz auf ihn aufpassen?", fragte Rose Al. „Ich muss noch sein Geschenk holen."
„Ich musste doch noch nie auf ihn aufpassen", erwiderte Al und schüttelte lachend den Kopf. „Er kommt doch schon seit Jahren hierher."
„Ja, aber das war, bevor Dad von uns wusste."
Dieses Argument wirkte und Al nickte. Ein paar Meter weiter entdeckte er Onkel George und seinen Flachmann und zog Scorpius in dessen Richtung. Sie konnten wirklich etwas zu trinken gebrauchen. Und Onkel Ron konnte er glücklicherweise gerade nicht sehen.
Rose eilte zum Sofa, wo sie ihre Tasche bei ihrer Ankunft deponiert hatte. Auf dem Sofa saßen mittlerweile Onkel Bill und Tante Fleur, die sich mit der kleinen Roxy unterhielten, die vor ihnen auf dem Boden saß und ihnen stolz ihre Puppe zeigte. Rose zog das große Geschenk hervor, das sie in rotgoldenes Geschenkpapier gehüllt hatte und lächelte, als sie an sein Papier dachte. Sie waren ihren Häusern beide treu geblieben.
Dann schlängelte sie sich wieder durch die Menge, vorbei an Onkel Percy, der Lucy eine Standpauke über Anstand hielt, ihrer Großmutter, die Ted erklärte, dass er mit kurzem Haar viel besser aussah als mit dem, das ihm bis auf die Schulter reichte, Dominique, die Fred gerade ein Manöver aus ihrem letzten Spiel schilderte, hin zu Onkel George, Al und Scorpius. Hugo hatte sich zu ihnen gesellt und sie diskutierten gerade über seine Idee, Brillen herzustellen, mit denen man durch Peruanisches Finsternispulver schauen konnte, weil er in einem Zauberkunstbuch in der Bibliothek zufällig auf einen sehr alten Spruch gestoßen war (wann war ihr Bruder in der Bibliothek gewesen? Sie hatte ihn dort noch nie gesehen).
„Rosie!", rief Onkel George gut gelaunt, als er seine Nichte erblickte, „Komm her, du kleine Familienverräterin!" Er legte seinen Arm um sie und drückte sie an sich. „Ron hat mir schon erzählt, dass du jetzt völlig übergeschnappt bist, weil du einen Malfoy an dich ranlässt." Er lachte. „Aber solange es Scorpius ist, ist doch alles in Ordnung. Ich dachte schon, er meint seinen Vater. Das Frettchen ist doch viel zu alt für dich!"
„Frettchen?", fragte Scorpius verwirrt.
George lachte schallend. „Scorpie, Scorpie, Scorpie, jetzt sag bloß, du weißt nicht, was für ein hübsches Frettchen dein Vater abgibt! Eine solche Schönheit, Ron schwärmt heute noch davon."
Scorpius schaute Rose verwirrt an, die ein paar Sekunden brauchte, bis sie sich erinnerte, worauf ihr Onkel anspielte. „Meinst du etwa damals, als dieser Todesser ihn zur Strafe in ein Frettchen verwandelt hat?"
George nickte begeistert. „Das einzig Gute, was der Verrückte damals zu Stande gebracht hat." Hugo gluckste, versuchte aber, es mit einem Husten zu kaschieren, als Rose ihn böse anblickte. „Und bevor du in unsere Familie einheiratest, Scorpius, solltest du wissen, dass Hermine deinen Vater mal verprügelt hat."
Rose schnappte überrascht nach Luft und Scorpius schaute ihn misstrauisch an. „Das ist doch ein Scherz, oder?", fragte er ungläubig. Roses Mum sollte seinen Dad verprügelt haben? Diese besonnene Frau, die immer für Recht und Gerechtigkeit eintrat? Er bezweifelte nicht, dass ihre Magie sehr machtvoll war, aber dass sie körperliche Gewalt einsetzte …
„Keineswegs", erwiderte George. „Hermine!", winkte er seine Schwägerin zu sich, die in der Nähe stand, „komm und erzähl diesen Ungläubigen, wie du Malfoy krankenhausreif geschlagen hast."
Hermine lief zum Erstaunen aller rosa an und schaute George böse an. „Ich hab ihn nicht krankenhausreif geschlagen!", widersprach sie vehement. „Ich hab ihm lediglich eine Ohrfeige gegeben, als er sich unmöglich verhalten hat. Ich war völlig überarbeitet, sonst hätte ich nie … das sieht Ron wieder ähnlich, dass er völlig übertreibt. Außerdem war ich dreizehn."
Rose starrte ihre Mutter sprachlos an. So viel zum Thema Toleranz und Pazifismus. Hugo musterte seine Mutter bewundernd. „Klasse, Mum."
„Das hat mein Dad also mit gewalttätig gemeint", murmelte Scorpius amüsiert.
George brach in schallendes Lachen aus. „Du scheinst einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben."
Hermine seufzte und schüttelte den Kopf. „Jetzt hör schon auf, sonst bekommen die Kinder einen ganz falschen Eindruck. Solltest du uns jemals besuchen wollen, Scorpius, dann kann ich dir versichern, dass ich nicht handgreiflich werde. Ich bin normalerweise sehr friedliebend."
„Den Teil wird Ron schon übernehmen, keine Sorge", versicherte George Scorpius und schlug ihm auf die Schulter. „Aber ein echter Malfoy hält das doch aus, was?" Scorpius wurde blas. „Mach dir keine Sorgen. Mein Bruder bellt zwar gerne, aber beißen tut er höchstens im Schlafzimmer."
Hermine schnappte nach Luft und boxte George in den Arm. „Du bist wirklich unmöglich." Sie begann auf ihn einzureden und Rose nutzte die Chance, ihren Freund etwas zur Seite zu ziehen und ihm ihr Geschenk in die Hand zu drücken. Neugierig riss er das Papier zur Seite.
„Es ist nicht so toll wie deins und bestimmt nicht so teuer, aber ich dachte, dass es dir vielleicht gefallen könnte. Wenn nicht, dann kann ich mir auch noch was anderes überlegen …"
Es war ein Buch. Aber nicht irgendein Buch. Es war ein Muggelbuch für Kinder, das grundlegende Fragen über die Welt beantwortete, wie zum Beispiel Warum fliegen Flugzeuge und wie fahren Autos? Wo kommt der Strom her und wie funktionieren Handys?
Begeistert blätterte er es durch. „Das ist ja unglaublich, Rose!", rief er überglücklich und umarmte sie. Sie vor der ganzen Familie zu küssen traute er sich nicht. „Die Autoren wissen ja wirklich, wovon sie reden! Damit krieg ich den UTZ ganz sicher." Sogleich vertiefte er sich in einen Artikel.
Sie lächelte, erleichtert, weil er sich über ein Buch so freute. Hugo hatte sich zwar darüber lustig gemacht, dass sie ihm ausgerechnet ein Buch schenken wollte, aber sie hatte das Gefühl gehabt, dass er es sehr zu schätzen wissen würde.
„Rosie, weißt du, wo-" Ihr Vater stand ihr gegenüber und alle Farbe wich aus Scorpius' Gesicht.
Ron starrte Scorpius missbilligend an. „Malfoy", presste er zwischen den Zähnen hervor. „Pünktlich bist du ja nicht gerade."
„Ich, ähm, ich", stotterte er und schluckte. Nervös schaute er zu Rose, die auch nicht wusste, was sie sagen sollte. „Frohe Weihnachten, Sir."
Ron setzte zu einer bestimmt nicht gerade freundlichen Antwort an, doch dann fiel sein Blick auf das Buch in Scorpius' Händen und weiter zu dem Medaillon, das um den Hals seiner Tochter baumelte. Er seufzte schwer. „Frohe Weihnachten, Malfoy", sagte er schließlich und wandte sich seiner Frau zu, die neben ihm aufgetaucht war und eine Hand auf seinen Arm gelegt hatte. „Meine Mutter hat bestimmt wieder einen Pullover für dich gestrickt."
Scorpius atmete erleichtert durch, als Roses Vater sich wieder entfernte, um mit Harry zu sprechen.
„Das lief doch gar nicht so schlecht", sagte Rose überrascht und legte den Kopf auf seine Schulter.
„Ich weiß ja nicht", erwiderte Scorpius zweifelnd. „Das war bestimmt nur der Anfang."
Ende
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A/N: Vielen Dank an alle, die mitgelesen haben. Frohes Fest! Und als zusätzliches kleines Geschenk könnt ihr Scorpius' ersten Besuch im Fuchsbau in den Momentaufnahmen nachlesen.
@jujaja: Sagen wir mal, Hermine hat einen bleibenden Eindruch bei Draco hinterlassen ;).
@Laila Malfoy: Ich hatte es ehrlich gesagt gar nicht beabsichtigt, dass beide Mütter so reagieren, ich hab den Satz ganz unbewusst eingebaut und fand ihn dann zu amüsant, um ihn wieder zu entfernen. Lucius erfhrt es in dieser FF nicht, aber vllt schreib ich die Szene auch noch irgendwann.
Hermine hat einfach einen bleibenden Eindruck bei Draco hinterlassen ;). Und er hat tatschlich genug Momente miterlebt, in denen Hermine die Regeln verletzt hat: Norbert zum Turm schmuggeln, Dumbledores Armee gründen, in Umbridges Büro einbrechen ... Da kann er das guten Gewissens als eine schlechte Eigenschaft von ihr verbuchen (sowas ist ja immer subjektiv, wenn Draco an seine schulzeit zurück denkt, glaub er bestimmt, dass er die Regeln immer eingehalten hat, nicht wahr ;) ).
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