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Fanfiction

Andersdenken - Neun Pfund zweiundfünfzig

von Schlickschlupf

„Und wer bist du?“, fragte Tracey den jungen Mann, der sie interessiert musterte.
„Alfred!“, antwortete der Kleine selbstbewusst und verschränkte die Arme, als ob er darauf wartete, einen bescheuerten Kommentar zu hören.
„Was fällt euch ein, ein Kind mit euch rumzuschleppen?“, fauchte die ehemalige Slytherin an die beiden Männer gewandt und äffte nach, was sie noch vor wenigen Minuten zu ihr gesagt hatten, „Ich dachte, das hier ist kein Schulausflug?“
Aiden Lynch schnaubte und verdrehte die Augen.
„Wir haben Alfred vor der Winkelgasse abgefangen und ihn vor seinem Verderben gerettet!“, erwiderte er nach einer kurzen Pause, „Er ist Muggelstämmig.“
Tracey hob beide Augenbrauen beinahe bis zum Haaransatz.
„Ach ja?“, fragte sie verklemmt und musterte Alfred abschätzend; doch besonders lange hielt sie diesen Blick nicht durch.
Wäre Alfred in ihrem Alter, hätte sie kein Problem damit, die übliche Reaktion zu zeigen. Ein verachtender Blick, ein spöttischer Kommentar, das Zeigen bloßer Verachtung. Doch als sie in Alfies große grüne Augen schaute, der sie daraus über die kleine Stupsnase verunsichert musterte, wich ihr misstrauischer Blick einem vorsichtigen Lächeln.
„Mein Opa war ein Muggel“, erklärte sie freundlich und ignorierte die Tatsache, dass sie ihren Großvater nie kennen gelernt hatte.
Doch die Taktik ging auf und die merkwürdige Spannung, die bis eben noch in der Luft gehangen hatte, verschwand. Alfred grinste zufrieden und machte sich schnell daran, sie in ein Gespräch zu verwickeln.

______


Beinahe hätte man glauben können, die kalte Winterluft wolle gar nicht mehr dem Frühling weichen. Der Februar, der nun einmal aus vier Wochen bestand, schien gefühlt viel länger gedauert zu haben, ehe die Temperaturen Mitte März endlich zum ersten Mal die zehn Grad Marke geknackt hatten.
Doch auch jetzt, Anfang April, war das Thermometer kaum höher geklettert.
Tracey zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu. Sie und Mr. Diggory hatten ihre Klamotten gestohlen, während die anderen alle bereits im Besitz von Muggelkleidung gewesen waren. Allen voran natürlich Alfie, der schließlich aus einer Muggelfamilie stammte und nie einen Umhang getragen hatte.
Seit ihrem Treffen mit Pansy hatte sie mit niemandem darüber gesprochen, was ihre ehemals beste Freundin gesagt hatte. Einzig und allein Angelina hatte sie sehr unhöflich darüber in Kenntnis gesetzt, dass es eine bescheuerte Idee gewesen war, sie geradewegs zu Pansy zu schicken.
Es musste ja niemand wissen, dass sie dabei sogar noch etwas Geld abgestaubt hatte.

„Hey, Maulesel!“, ertönte die Stimme einer Frau direkt hinter Tracey, die sofort zusammen zuckte und sich umdrehte.
Angelina hatte sich unbemerkt hinter sie gesetzt und zeigte nun ihre makellos weißen Zähne. Ein Grinsen, bei dem Tracey fast sofort wütend wurde. Sie hasste es, wenn Angelina grinste und ihr selbst so gar nicht danach zumute war.
„Was gibt’s?“, fragte Tracey deshalb mies gelaunt, halb neugierig und halb misstrauisch.
„Mr. Diggory hat etwas Muggelgeld aufgetrieben“, erklärte Angelina wie aus der Pistole geschossen, „Er meint, wir sollten uns mal wieder etwas Anständiges besorgen. Du weißt schon. Brot, Wurst, Käse...“
Tracey entspannte sich fast augenblicklich und seufzte nur. Anständiges Essen war eine wunderbare Sache. Besonders, wenn es legal aus einem Muggelladen stammte; die meiste Zeit über ernährten sie sich von Dingen, die sie selbst besorgen konnten. Im Herbst waren es Pilze gewesen, ab und an konnten sie Fische fangen oder Beeren sammeln und über den Winter hatten sie hauptsächlich, so unmoralisch das auch klang, vom Diebstahl gelebt.
„Ich dachte, du hättest vielleicht Lust, mich zu begleiten?“, fragte Angelina vorsichtig und sprang auf die Füße.
In der Hocke saß sie nun da und starrte Tracey erwartungsvoll an.
„Okay, warum auch nicht?“, antwortete Tracey zu ihrer eigenen Überraschung.
Die Frage, wo Mr. Diggory das Geld denn aufgetrieben hatte, lag ihr noch auf der Zunge. Doch eigentlich wollte sie es gar nicht so genau wissen.
Vor ein paar Monaten hatten sie sich einen Spaß daraus gemacht, vornehme Haushalte um einen kleinen Betrag zu erleichtern; Alfie hatte gesagt, bei den Muggeln gebe es eine Geschichte, in der ein Held namens Robin von den reichen Leuten Geld stahl und es den Armen gab.
Irgendwie hatte Tracey das für eine gute Idee gehalten. Zumindest, wenn man davon ausging, dass sie eben diese Armen waren, die das Geld auch verdienten!
„Ich zieh mir nur schnell meine Jacke an!“, erklärte Angelina eifrig und sprang auf.
Tracey war weit weniger euphorisch, als sie sich aufrappelte. Sie hatte voreilig ja gesagt, doch wenn sie genauer darüber nachdachte, war es keine angenehme Erfahrung gewesen, unter Menschen zu gehen. Das hatte sie schon in London feststellen müssen, wo sie jede Sekunde damit gerechnet hatte, erwischt zu werden.

„Dann darfst du das hier an dich nehmen“, sagte Mr. Diggory nun und übergab Tracey einen kleinen Lederbeutel.
Er war sehr leicht und sie glaubte schon, er wolle sie auf den Arm nehmen. Doch Mr. Diggory schien ihr anzusehen, was sie dachte, deshalb fügte er mit einem Lächeln hinzu: „Es ist ein Schein darin! Aus Papier. Deshalb ist er so leicht.“
Tracey begnügte sich mit dieser Erklärung. Sie hatte schon Muggelgeld gesehen, wenn auch selten selbst welches in der Hand gehalten und sie wusste zumindest, dass es nicht nur aus Münzen bestand.
„Wie steht es eigentlich generell mit deinen Finanzen?“, fragte Angelina, die nun in eine khakifarbene Jacke gehüllt zu den beiden trat.
Tracey brauchte einen Augenblick, bis sie verstand, dass sie damit gemeint war.
„Ich frag nur, weil ich vorhin noch dachte, dass es genial wäre, an mein Konto in Gringotts zu kommen. Abgesehen davon hatte ich nämlich kein Geld“, ergänzte Angelina, um Tracey auf die Sprünge zu helfen.
„Oh... das meinst du“, meinte Tracey missmutig, „Na ja, im Augenblick eher schlecht – wenn mein Großonkel Albert krepiert, könnte ich ein kleines Vermögen erben!“, erklärte sie feierlich, um kurz darauf das Gesicht zu verziehen, „Doch wahrscheinlich hat er längst dafür gesorgt, dass sein Vermögen nur an Erben reinen Blutes gehen darf. Eher würde er es dem Ministerium spenden, als in Schlammblüter zu investieren, nehme ich an. Also würd' ich mich nicht drauf verlassen. Bleiben wir bei: Schlecht!“
„Also hast du kein gefülltes Konto bei Gringotts?“
„Nein“, gab Tracey zurück und blinzelte erneut misstrauisch, „Wieso fragst du?“
„Lass uns mal los laufen“, schlug Angelina vor, wechselte damit überraschend das Thema und schnappte die Jüngere am Arm, um sie quer durch die Hütte zu bugsieren.
„Bringt ihr mir was Schönes mit?“, fragte Lynch grinsend und blinzelte erwartungsvoll, „Mit Spiel und Spaß und Schokolade drum?“
„Was zum -?“, fragte Tracey, doch Angelina zog sie mit einem Lachen hinter sich her.
„Viel Erfolg!“, rief ihnen Amos Diggory noch nach, dann fiel die schwere Holztür hinter ihnen ins Schloss.

Tracey atmete die kühle Luft ein und stellte erfreut fest, dass die Sonne hinter den schwarzen Wolken, die unaufhörlich Regen auf die Erde prasseln ließen, hervor blitzte. Über dem Wald hatte sich sogar ein kleiner Regenbogen gebildet, den die beiden nun fasziniert betrachteten.
Tracey hatte schon beinahe vergessen, wie freundlich die Natur aussehen konnte, wenn die Sonne schien. Oder zumindest ein Strahl davon den Weg durch die graue Schicht dort oben fand.
Doch sie würden diesen Ort schon bald verlassen müssen. Eigentlich waren sie schon viel zu lange hier und zu lange an einem Ort zu bleiben bedeutete große Gefahr, so viel war allen Beteiligten klar.
„Ich dachte, wir könnten hinter den Wald apparieren“, schlug Angelina, gegen das helle Licht blinzelnd, vor und nickte vage in die Richtung, von der sie sprach, „Und dann runter ins Dorf gehen.“
Tracey nickte nur. Ihr war jeder Plan recht, so lange er sie weit weg von großen Städten und magischen Ortschaften hielt. Und im Dorf waren sie vor wenigen Wochen schon einmal gewesen.
Widerstrebend griff Tracey nach dem Arm der Älteren und wappnete sich innerlich. Angelina drehte sich um und schon verschwanden die beiden Mädchen und disapparierten.

Tracey konnte sich zwar Besseres vorstellen, als am Morgen schon unterwegs zu sein, doch das hier war auch eine nette Abwechslung. Es war kalt, stürmisch und verregnet, was ihre Laune nicht unbedingt anheben wollte und die kleinen Sonnenstrahlen, die eben noch die Welt erhellt hatten, waren längst wieder verschwunden.
Doch wer etwas zu Essen haben wollte, musste eben leiden und sich bei diesem Pisswetter unter Muggel begeben. Ihnen blieben nicht viele Möglichkeiten, außer Nahrung im Wald zu suchen oder zu verhungern.
Regenschleier verwischten den Blick auf die Senke, in der das nächste Dorf lag. Es schien durch die sanften Hügel optisch vom Rest des Landes abgeschottet zu sein und vielleicht war es gerade dieser Gedanke, der Tracey so sehr beruhigte. Die nächste Stadt schien meilenweit entfernt zu sein und war durch die Landschaft nicht einmal zu sehen.
Sie näherten sich den Wohngegenden aus sicherer Entfernung, um keinen Verdacht zu erregen. Man konnte nie wissen, wer aus seinen Fenstern schaute und es wäre reichlich merkwürdig, in einem Dorf aufzutauchen, ohne eine von zwei möglichen Zufahrtsstraßen benutzt zu haben.
Und so stapften Angelina und Tracey über einen löchrigen Gehweg, der entlang der Straße führte und nur durch einen schmalen Grünstreifen von jener getrennt war.
„Also, wieso hast du vorhin gefragt?“, hakte Tracey nach, die das Thema Geld nicht vergessen hatte.
Jenes, das ihr Pansy Parkinson geschenkt hatte, lag noch immer unangetastet in ihrer Hosentasche.
„Ich hab mich nur gefragt, ob es theoretisch möglich wäre...“, fing Angelina an, nachdem sie einen Augenblick lang schweigend nebeneinander her gegangen waren, „Weißt du, ich hab ein Verlies bei Gringotts. In dem Verlies ist Gold. Wer sagt uns, dass die Kobolde wirklich auf der Seite von... du-weißt-schon-wem stehen? Was ist, wenn es möglich wäre, da irgendwie ran zu kommen? Wieso müssen wir ausgerechnet Muggel bestehlen?“
Es war nicht nötig, Angelina gut zu kennen, um zu sehen, dass sie sich sichtlich unwohl in ihrer Haut fühlte. Und obwohl Tracey gerne HALT geschrien hätte, konnte sie nicht anders, als diese Gedanken auf sich wirken zu lassen.
Ja, zu wem, bei Merlins bescheuertem Bart, hielten eigentlich die Kobolde? Vermutlich versuchten die auch nur ihre Haut zu retten. Wären sie nach Hogwarts gegangen, hätte der Sprechende Hut sie wahrscheinlich allesamt nach Slytherin gesteckt!
„Keine Ahnung“, antwortete sie nachdenklich, „Vielleicht. Ich denke nicht, dass das Gold noch offiziell uns gehört. Und dann... Gringotts zu bestehlen wäre schon 'ne krasse Nummer. Aber immerhin gilt das nicht mehr als Unmöglichkeit, seit Potter, Weasley und das Schlammblut was aus nem Hochsicherheitsverlies gestohlen haben, oder?“
Sie gab es nicht gerne zu, doch dafür, wenn auch für sonst nichts, verdienten die drei den größten Respekt. Ob sie sie nun gut hatte leiden können oder nicht, das musste schon eine ordentliche Leistung gewesen sein.
Es hatte ihnen zuletzt zwar auch nichts geholfen, doch Tracey würde sie für immer als die ersten in Erinnerung behalten, die diesen koboldverseuchten Laden ausgeraubt hatten.
„Schätze, die stehen auf ihrer eigenen Seite, oder?“, fügte Tracey hinzu und zuckte mit den Schultern, Angelinas bösen Blick ignorierend, „Sehen eben zu, wie sie so weiter machen können wie bisher.“
In ihren Gedanken spielten sich plötzlich großartige Bilder eines Koboldaufstands ab. Sie hatte Geschichte der Zauberei nie sonderlich spannend gefunden, doch zumindest die Sache mit den Aufständen hatte sie in Erinnerung behalten.
„Ja, vermutlich“, presste Angelina zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „Und es wäre wirklich mal nett, Hermine nicht ständig so zu nennen!“
„Ist das nicht egal?“
„Nein!“
„Okay, es bleibt bei Granger, wenn dir das Schimpfwort so den Zauberstab verknotet!“
Angelina nickte bloß und schien sich damit zufrieden zu geben. Tracey war es einerlei. Niemand sprach das einfach so laut aus, doch jeder von ihnen wusste, dass diese Leute entweder tot waren, oder längst das Land verlassen hatten.
Und da Tracey wusste, dass sie alle dem Haus der lebensmüden Idioten entstammten, ging sie eher davon aus, dass sie tot waren; sonst hätte man zwischenzeitlich sicher etwas von einem Weasley oder einer Granger gehört, die irgendetwas verdammt Dummes angestellt hatten!

„Du hältst nicht viel von ihnen, stimmt doch?“, fragte Angelina leise, nachdem sie eine Weile nebeneinander her gegangen waren.
Traceys Antwort bestand aus einem simplen Schnauben.
„Dann versuch wenigstens, dir vorzustellen, wie schwierig das für mich ist!“, fuhr die Ältere bittend fort, als die ehemalige Slytherin keine Anstalten machte, etwas zu sagen, „Die Hoffnung zerstört, niemand tut etwas, meine Freunde sind tot oder verschwunden, kein Mitglied des Phönixordens lässt sich mehr blicken...“
Das konnte Tracey sogar ein wenig nachvollziehen. Immerhin erging es ihr ähnlich. Ihre Freunde waren verschwunden und sie lebte planlos und ohne Kompass. Trotzdem wollte sie jetzt nicht anfangen, über ihr eigenes Leben zu jammern.
Irgendetwas, vielleicht ihr Stolz, hielt sie davon ab, in Selbstmitleid zu versinken.
„Aber du bist ein Ordensmitglied!“, antwortete Tracey stattdessen in dem Versuch, das Thema locker zu nehmen, „Geh doch nach London und pinsel es an die Wände – Orden des Phönix sucht Mitglieder! Ah, stell dir das Chaos vor!“, fügte sie mit seligem Lächeln hinzu und schnippte mit dem Finger.
„Das wär vielleicht nicht die Dümmste Idee!“, erwiderte Angelina ernst.
Die ehemalige Slytherin verzog das Gesicht, weil sie ebenfalls erkannte, dass hier gerade die Idee für einen Plan geboren worden war. Sie hasste Pläne, die schiefgehen konnten. Tracey hing an ihrem Leben!
„Behalts einfach im Hinterkopf!“, murmelte sie bloß und rümpfte angewidert die Nase, als sie in eine besonders große Pfütze trat und spürte, wie das kalte Wasser langsam durch ihre Socken sickerte.
Sie hatte manchmal wirklich kein Glück und es wurde und wurde nicht besser. Manchmal dachte Tracey, wenn ihre Mutter eine vorbildliche Reinblutehe eingegangen wäre, könnte sie jetzt in ihrer eigenen Wohnung sitzen und sich die Pfoten an einem Kamin aufwärmen.

Das Dorf, in dem sie schon einmal gewesen waren, war nicht übermäßig groß. Es gab hier eine Bäckerei, einen Supermarkt, eine Kirche und natürlich eine Menge Häuser mit ihren hübsch gepflegten englischen Vorgärten.
Auf der Straße waren nur wenige Wagen geparkt und Verkehr gab es praktisch keinen. Nur zwei Mal war ein Bus an den beiden Mädchen vorüber gefahren, der an der einzigen Haltestelle des Dorfs seinen Stopp eingelegt hatte.
Tracey und Angelina wandten sich jedoch von der Straße ab, sobald sie die ersten Häuser erreicht hatten und blickten über einen kleinen Parkplatz in ein Schaufenster. Jemand hatte es mit hübschen Frühlingsblumen dekoriert und dazwischen ein paar Brote gelegt. Tracey glaubte nicht, dass es echte Brote waren, doch so sicher konnte man sich bei den Muggeln nie sein! Das Einzige, das sie mit Bestimmtheit sagen konnte, war, dass es sich dabei nicht um einen Duplizierungszauber handelte.
Ohne sich weiter darüber zu verständigen, überquerten die beiden den Parkplatz und drückten die Tür auf, die ein schrilles Bimmeln ertönen ließ.

Der Duft in der Bäckerei war überwältigend und Tracey hatte längst beschlossen, dass der Bäcker als eine Art Gottheit verehrt werden musste. Unmöglich, ihn zu bestehlen. Eilig kramte sie in ihrer Jackentasche und fand den kleinen Lederbeutel, den ihr Mr. Diggory anvertraut hatte, während Angelina die Auslagen musterte.
„Scheußliches Wetter heute, nicht wahr?“, fragte der Bäcker, ein älterer Mann mit braunem Haar und dichtem Schnurrbart, freundlich und trat zu den beiden, „Womit kann ich Ihnen helfen?“
„Ähm, ja“, antwortete Angelina nur unentschlossen und deutete dann vage auf die Ablagen hinter der Theke, „Ich glaube, wir hätten gern... zwei Brote und drei von diesen...“
Tracey hörte schon gar nicht mehr zu. Ihr war egal, was Angelina kaufte, so lange es essbar war. Außerdem war sie gerade sehr mit dem kleinen Lederbeutel beschäftigt. Sie hatte ihn umständlich geöffnet und mit spitzen Fingern den Geldschein heraus gezogen.
Obwohl sie sich nun schon länger in dieser Welt bewegte, fand sie die kleinen Papierfetzen immer noch lächerlich. Doch bei diesem überwältigenden Duft hatte ihn niemand so sehr verdient wie dieser Mann, der all die Nahrungsmittel hütete!

„Alles klar, das macht dann neun Pfund zweiundfünfzig!“, äußerte der Bäcker in seinem besten Verkaufston und legte die letzte, prall gefüllte Papiertüte auf die Theke.
„Neun und zweiundfünfzig!“, wiederholte Angelina zischend und drehte sich zu Tracey um.
Die hatte zwar auch keine Ahnung, wie viel neun Pfund in Galleonen und Sickel waren, doch die zweiundfünfzig dahinter schien ihr erst Recht höchst suspekt.
Immerhin gab es in der magischen Welt keine so hohe Stelle, ohne, dass sie in Galleonen umgerechnet wurde. Neunundzwanzig Knut waren eine Sickel, siebzehn Sickel eine Galleone. Kein Mensch rechnete bis zweiundfünfzig!
Tracey klemmte den Schein zwischen ihre Finger und hielt ihn sich vor die Nase. Er hatte eine seltsame Farbe. Irgendeine Mischung aus blau und lila, so richtig definieren konnte sie die nicht. Doch viel wichtiger als die Farbe war die kleine Zahl, die dort stand.
„Ich glaub, ich hab zwanzig!“, sagte Tracey begeistert, die Augen noch immer auf den Schein geheftet, um sicher zu gehen, dass sie keinen Blödsinn redete.
Sie hatte sich mit den Verhältnissen zwar immer noch nicht angefreundet, war sich aber ziemlich sicher, dass man für einen Zwanziger schon ein bisschen was bekommen konnte.
„Na das... passt dann ja“, stellte der Bäcker verwirrt fest.
Über seinen Schnurrbart hinweg musterte er die beiden Kundinnen scheinbar neugierig.
„Natürlich tut es das!“, fauchte Angelina, schnappte Tracey den Schein aus der Hand und übergab ihn dem Bäcker.
Der schien einen Augenblick lang zu zögern. Sein Blick glitt unsicher von Tracey zu Angelina und wieder zurück.
Die ehemalige Slytherin spürte die Nervosität in sich aufsteigen, doch der Moment ging ebenso schnell vorüber, wie er gekommen war. Schließlich streckte er die Hand aus und nahm den Zwanziger entgegen.
„Entschuldigen Sie meine Freundin, sie ist nicht von hier!“, erklärte die Ältere, während Tracey schon einmal verlegen die Papiertüten einsammelte und in eine mitgebrachte Stofftasche stopfte.
Dem Bäcker schien diese Information zu genügen, denn nach seinem Zögern lächelte er schon wieder freundlich, während er das Restgeld an Angelina weiterreichte.
„Dann noch einen schönen Tag!“, ergänzte sie eilig und drehte sich um, Tracey im Schlepptau.
Mit einem erneuten Bimmeln öffneten sie die Tür und verließen die Bäckerei wieder.

„An deiner Stelle würde ich mich das nächste Mal noch auffälliger verhalten!“, zischte die Ältere, als sie hörten, wie die Glastür hinter ihnen ins Schloss fiel.
„Das nächste Mal kannst du das Geld nehmen und es besser machen!“, schnaubte Tracey und warf ihrer Gefährtin einen genervten Blick zu.
Angelina erwiderte diesen Blick abschätzend und öffnete schon den Mund, um zu einer Antwort anzusetzen, als sie plötzlich stehen blieb.
Tracey sank das Herz in die Hose, denn Angelina schaute nun nicht mehr direkt sie an, sondern geradewegs an ihr vorbei, die Augen vor Schreck geweitet.


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