von Serafina
"Ich brauche eine Eule!"
Mit diesen Worten stürmte ich in die Küche. An der Decke schwebten vier Toasts. "Ähm... Was genau tust du da, Tom?" Der Angesprochene schmunzelte. "Ich würde sie ja anwärmen, aber, nun ja, ohne Zauberstab gestaltet sich das schwierig. Du brauchst eine Eule, sagtest du?" Ich nickte und färbte die Toasts mit einem lässigen Schlenker meines Stabes braun. "Ich möchte meinen Freunden schreiben, wenn ich sie schon nicht besuchen kann." Tom sah mich merkwürdig an. "Du hast gestern Nacht mehrmals erfolglos versucht, zu disapparieren. Zweifelst du an meinen Fähigkeiten?" Ich schüttelte den Kopf. "Eher an deiner Zurechnungsfähigkeit..." Riddle überhörte den Kommentar geflissentlich und reichte mir lieber die Butter. "Warum schickst du keinen Patronus?" Ich verdrehte die Augen. "Weil dann jeder im Raum mithören kann." - "Und was hältst du davon, wenn deine Freunde dich besuchen?" Ich sah auf. Hatte er das gerade ernst gemeint? Ich schluckte meinen Bissen herunter und wollte ihn fragen, ob ihm der Toast nicht bekomme und dass Harry Potter und Freunde wohl kaum auf Voldemorts Insel Ferien machen würden, da war das personifizierte Böse schon aufgestanden und hatte mir die Hand gereicht. "Ich werde dir jetzt erst einmal den Keller zeigen. Ich habe eine wirklich interessante Bibliothek."
Mein Interesse war geweckt und ich folgte ihm eine Treppe hinunter in einen großen, mit hellem Holz vertäfelten Raum. Überhaupt war das ganze Haus so harmlos und nett, dass man es nicht als Domizil des größten Schwarzmagiers der Neuzeit vermutet hätte. Aber wer entschied schon, was sich für einen Bösewicht schickte? Wie es hier aussah: Ikea.
Aber Spaß beiseite, ich fühlte mich in dieser Umgebung fast wohl. Ich meine, bis jetzt war Riddle ja ein echter Gentleman gewesen, in ebenjenem Moment hielt er mir die Tür auf. Ich folgte ihm in... Momentchen, was sollte denn das hier bitte!? Irrte ich mich oder stand ich gerade neben dem Dunklen Lord in einer Sauna? Ich wurde rot und ging wieder hinaus. Tom kicherte vor sich hin. Als nächstes war die rechte, die zweite von drei Türen, an der Reihe. Ich brauchte einen Moment, bis ich das Labor als solches identifiziert hatte. Kessel und Krüge stapelten in einer Ecke, in vielen Vitrinen und Schränken lagerten säuberlich geordnete und beschriftete Zaubertrankzutaten, Kochtellen und Rührlöffel und Glasphiolen und Arbeitsplatten waren sauber und gepflegt. Tom räusperte sich verlegen. "Also... Falls du etwas ausprobieren möchtest... Es ist dein Refugium. Und Rezepte und so weiter findest du in der Bibliothek, gleich hier drüben."
Ah, die dritte Tür. Ich trat ein und erstarrte.
Mir blieb ganz einfach die Luft weg.
Der Anblick, der sich mir bot, überstieg meine kühnsten Fantasien um ein Vielfaches. "Zweiundvierzig Regalreihen, vier Meter hoch, sechzehn Meter lang. Das ist erstaunlich, nicht wahr?" Ich nickte stumm. Andächtig schritt ich die Reihen ab. "Wow...", murmelte ich abwesend. Hier würde es mir nicht so schnell langweilig werden. Ich war im Himmel.
Und das wollte ich mit meinen Freunden teilen. Mit Harry, Ron, Ginny und Luna, mit Neville und Parvati und Hannah, ich ... brauchte verdammt nochmal eine Eule!
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