von Serafina
"Avada Kedavra!", brüllten heisere Stimmen, grüne und rote Blitze zuckten umher, Holzbalken splitterten, Mauerwerk bröselte, Körper fielen zu Boden. Ein spitzer Aufschrei und ein schrilles Lachen drangen aus dem wilden, dunklen Nest, das man kaum noch als Locken bezeichnen konnte. Mein Gegenüber reckte das helle Kinn und sah mich mit irrem Blick an. Ihre Augen hatte sie weit aufgerissen, verzückt blickte sie ihr nächstes Opfer an. Dem Schlammblut würde sie den Kampfgeist schon noch austreiben, nur zwei kleine Worte war sie davon entfernt. Den Zauberstab auf meine Brust gerichtet, wollte sie zum finalen Todesfluch ansetzen, als sie niedergerissen wurde. "Dass du es wagst, die Zauberstabhand gegen meine Hermine zu heben! Avada Kedavra!", keifte das schwarze Knäuel auf ihr. "Meine Anhänger verraten mich, mich! Ihren Herrn!" Mit diesen Worten erhob sich Lord Voldemort von dem erschlafften Körper Bellatrix Lestranges und schritt eilig auf mich zu. Grob packte er mich am Arm und zerrte mich mit sich. Wir apparierten und fanden uns auf einer kleinen Insel wieder. Der Sand knirschte unter meinen Füßen. Die Sonne stand hoch am azurblauen Himmel. "Jetzt hole ich mir Potter...", murmelte der dunkle Lord. "Nein!", schrie ich wie von Sinnen und zerrte an meinem Arm, den er erschrocken freigab. Erschrocken sah Lord Voldemort mich an. Ich reckte das Kinn und erwiderte seinen Blick herausfordernd. Dann richtete ich den Zauberstab, den ich die ganze Zeit fest umklammert gehalten hatte, auf seine Brust. Ihr werdet nicht glauben, was Lord Voldemort, der gefährlichste, dunkelste, kälteste, böseste, gefürchtetste Zauberer der Welt dann tat: Er ließ vor Schreck den Elderstab fallen. Ja, wirklich! Das Holz schlug geräuschlos auf dem weichen Sand auf. Ich starrte ihn nur an. "A-Aber Hermine...", stotterte er, "ich... Ich muss ihn doch töten!" Mich ließ das kalt. Es war keine wirklich neue Information für mich und überhaupt, diese testosterongesteuerten Machtspielchen zwischen pubertierenden Jungs mit der Intelligenz von Flubberwürmern gingen mir tierisch auf den Keks!
Folglich hatte ich das Bedürfnis, mich zu erklären. "Harry Potter ist einer meiner besten Freunde. Wenn du ihn töten willst, töte ich dich vorher! Und die dumme Prophezeiung ist mir egal! Ich hab eh nie an den Quatsch von wegen Wahrsagen geglaubt! Accio Elderstab!"
Besagtes Zauberwerkzeug flog brav in meine ausgestreckte Hand und der dunkle Lord, der nur so lange eindrucksvoll gewesen war, bis ihm die Kinnlade unglücklicherweise herunterklappte, sank schwächelnd auf die Knie. Wie erbärmlich. Ich könnte ihn töten. Ihn bestrafen. Dem Ministerium ausliefern. Aber zuerst wollte ich, dass der Kampf aufhörte. Ich steckte den Elderstab in den Umhang und kam drohend näher. "Aufstehen!", bellte ich. Vorsichtig erhob sich die dünne weiße Gestalt. Ich packte ihn am Arm und hielt ihn meinen Zauberstab an den Hals. "Wenn du muckst, bist du tot!", zischte ich. Er lächelte mich verklärt an. Ich grunzte und wir apparierten zurück zum Schloss. "Sonorus", flüsterte ich in die Dunkelheit. Mein Begleiter schüttelte den Kopf. "Finite.", murmelte er um mir dann ernsthaft zu erklären, ich solle es doch mit 'Voce maxima' versuchen. Ich verdrehte die Augen und wunderte mich einen Moment, dass ich Ratschläge von IHM, der, dessen Name nicht genannt werden darf, entgegennahm. "Voce maxima", flüsterte ich, nur um heftigst zu erschrecken. Ich zuckte zusammen und taumelte, weil mir auffiel, das Voldemort gerade Finite gewirkt hatte, ohne einen Zauberstab zu haben! Der Schreck muss mir im Gesicht gestanden haben, denn ebenjener hob die Hände zum Zeichen, dass er unbewaffnet war und trat zurück. "Ähm...", stammelte ich und meine Stimme hallte über das Schloß und die Ländereien. Ich schüttelte mich kurz, um mich zu fangen und rief dann: "Lord Voldemort ist in unserer Hand! Der Kampf ist vorbei!" - "Und warum sollten sie das glauben?" Der Gefangene schüttelte den Kopf. "Voce maxima", sagte er und fuhr, etwas lauter, fort: "Das ist wahr. Meine Truppe ziehen sich zurück. Harry Potter... Ist nicht länger von Bedeutung. Komm." Er hatte meinen Arm gepackt und schon wieder waren wir auf der Insel. "Ich habe dir einiges zu sagen, Hermine." Mit diesen Worten führte (zerrte) er mich in die kleine Holzhütte.
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