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Fanfiction

Amnesia - Wer wärst du ohne Vergangenheit? - Gespräche

von Zareyja

Einige Zeit schlenderten Harry und Hermione schweigend nebeneinander her. Keiner von ihnen wusste, wohin sie überhaupt gingen. Zu Fuß würden sie ohnehin nicht heim kommen, sie würden apparieren müssen, es war also egal, wohin sie ihr Weg führen würde. Im Moment hingen beide einfach ihren eigenen Gedanken nach, froh darüber nicht alleine zu sein und doch nicht reden zu müssen. In dieser kleinen Stadt lauerten nicht an jeder Ecke Reporter oder Groupies, kaum jemand hier kannte Hermione und Harry noch weniger.

Diese Ruhe und fehlende Beachtung war angenehm und Harry beschloss, den nächsten Urlaub in einer reinen Muggelstadt zu verbringen. Er wurde aus seinen Überlegungen gerissen, als Hermione ihm die Hand auf den Unterarm legte. Erst jetzt merkte er, dass die Mietwohnungen nach und nach durch Geschäftsgebäude ersetzt worden waren, in denen offenbar lediglich die oberen Stockwerke als Wohnungen verwendet wurden. Sie wies mit dem Kopf auf ein Café schräg vor ihnen.

„Kommst du mit?“ Er nickte und folgte ihr über die Straße. Diesmal blieben sie alkoholfrei, Harry mit einer Cola und Hermione mit einem Fruchtcocktail.
„Ich bleib nicht lange, Ginny wird sich schon Sorgen machen.“ Sagte er, nachdem der Kellner gegangen war. Sie nickte und nippte an ihrem Drink, wissend, dass er zumindest noch so lange bleiben würde, bis er Ginny gegenüber vorgeben konnte, es wäre ein ganz normaler Tag für ihn. „Du weißt, was ich hören will.“ Es war eine Feststellung und keine Frage, die er formulierte.

Sie kannten sich gut genug, um sich auch ohne nähere Ausführungen zu wissen, was der andere dachte.
„Alles.“ Lächelte sie matt und spürte das unangenehm spannende Gefühl aufziehender Kopfschmerzen. Sie überlegte kurz, was sie ihm schon früher am Tag erzählt hatte und begann damit, die Lücken zu füllen. Für die Einzelheiten hätten sie zwar heute Abend keine Zeit, aber zumindest die groben Zusammenhänge und Erkenntnisse konnte sie ihm mitteilen. Es dauerte nicht lange, bis sie ihren Monolog beendete.

Inzwischen hatte sie gelernt, sich kurz zu fassen. Im Gegensatz zu einigen ihrer Dozenten war Professor Snape regelrecht kulant gewesen, was die Länge ihrer Ausführungen betraf. Auch seine Nachfrage, welche Schritte als nächsten geplant seien, beantwortete sie in knappen Worten und er nickte verstehend.
„Wie kann ich helfen?“ Wollte wissen, als sie abermals geendet hatte. Schnell überschlug sie die Möglichkeiten, die Harry hatte und welche Fäden des rätselhaften Geflechts aus Ereignissen noch ohne Verbindung waren.
„Kommst du mit Kingsley in Kontakt?“

„Hin und wieder... Meist treffe ich ihn nur auf dem Gang oder in der Cafeteria.“
„Unterhaltet ihr euch dann?“
„Wenn wir die Möglichkeit haben, ja.“
„Das ist gut. Ich kann ihn nicht aufsuchen ohne Aufmerksamkeit zu erregen und Minerva kann auch nicht ständig zu ihm. Halt ihn bitte auf dem Laufenden.“ Harry nickte. „Und es wäre schön, wenn du dich wirklich hin und wieder mit Severus treffen könntest. Ich bin sein engster Kontakt in die Zaubererwelt, es wäre sicher gut für ihn, noch einen anderen Ansprechpartner zu haben.“

„Ich werde ihm eine Eule schicken, wie er mich am besten erreichen kann. Er weiß doch, wie man mit Eulen umgeht, oder?“
„Ja, keine Sorge. Aber schick sie an Edward Prince, das ist sein Muggelname. Und ansonsten...“ Sie hielt einen Moment inne um nachzudenken. „Ich weiß nicht... halt einfach Augen und Ohren offen. Vielleicht fällt dir ja etwas ein, was wir noch tun können um ihm zu helfen.“ Harry musste schmunzeln, als er ihre Ratlosigkeit sah.

Es gab also noch immer Dinge, die auch die klügste Hexe ihrer Zeit vor unbekannte Herausforderungen stellte. Dennoch fiel ihm der erschöpfte Klang in ihrer Stimme auf. Er war selbst noch erschlagen von den heute erfahrenen Neuigkeiten. Sie hatte sich damit schon lange arrangiert, aber die Verantwortung und Ratlosigkeit schien sie auszulaugen. Selbst wenn es noch der alte Professor Snape gewesen wäre, um den es hier ging, und nicht Severus, würde er sich nach Leibeskräften bemühen ihr zu helfen.

Was Ginny anging hätte er heute einen schweren Tag gehabt. Viel Papierkram. Sie wusste, dass er danach immer ein wenig grummelig und still war und würde sich nicht wundern. Was seine eventuellen Nachforschungen, die zukünftigen Treffen und die Korrespondenz mit Severus und Hermione anging, würde er sich noch etwas Plausibles einfallen lassen. Vielleicht Sonderschichten. Er ließ seine noch halbvolle Cola stehen und erhob sich. Erst als er nach seinem Geldbeutel greifen wollte fiel ihm ein, dass er mit Sickeln und Knuts hier nicht weiterkam.

„Ich mach das schon.“ Lächelte Hermione, die ihn beobachtet hatte und kippte den letzten Rest ihres Cocktails hinab. Als auch sie sich erhob stand der Kellner bereits neben ihnen und sie drückte ihm die errechnete Summe samt einem großzügigen Trinkgeld in die Hand. Sie hatte keine Lust auf das Wechselgeld zu warten. Gemeinsam verließen sie das Café, schlenderten zum nächsten geeigneten Apparierpunkt und verabschiedeten sich voneinander. Diesmal würden sie sich eher wiedersehen und dann hätten sie sowohl genug Zeit als auch genügend freie Köpfe, um sich richtig zu unterhalten.

oOo

Noch bevor der Wecker klingeln konnte, wurde Severus von den feinen Klängen eines singenden Vogels geweckt. Er blinzelte verschlafen, erst zum Fenster, aber von dem Vogel war nichts zu sehen, dann zu seiner Uhr. In zwölf Minuten würde er ohnehin aufstehen müssen. Er drehte sich träge auf den Rücken, rieb sich den Sand aus den Augen und genoss noch einen Moment lang das wohlige Gefühl zwischen Schlafen und Wachen, das mit dem Beginn des Tages verfliegen würde.

Ohne den Weckton aufzuwachen ließ ihn grundsätzlich weniger träge in den Tag starten und so schaltete er, nachdem er die Beine aus dem Bett geschwungen hatte, den Wecker aus und ging, nach einem Abstecher in die Küche, ins Bad. Trotz seiner Müdigkeit und den Kopfschmerzen, fühlte er sich gut. Schnell spülte er zwei Aspirin mit einer handvoll Wasser hinunter. Der Kaffee wartete bereits heiß und duftend auf ihn und bald waren sowohl Kopfschmerzen als auch Müdigkeit nur noch eine vage Erinnerung.

Er sollte sich eigentlich sehr viel schlechter fühlen nach dem gestrigen Abend, aber vermutlich würde das erst dann wieder zuschlagen, wenn die Müdigkeit gegen Mittag zeitweise wieder Einzug halten würde. Er war keineswegs böse über diese nervliche Ruhe und vermied tunlichst über den Sonntag nachzudenken. Lieber erinnerte er sich an den Samstag, plante den kommenden Arbeitstag und das Gespräch mit Scarlet. Unweit des Bahnhofs gab es ein asiatisches Restaurant. Er würde sie nach ihrer Schicht abholen und zum Essen einladen.

Er gönnte sich eine zusätzliche Tasse Kaffee, ein Vorteil wenn man ein wenig früher aufstand, und machte sich dann zu Fuß auf den Weg zum Buchladen. Es war kühler als in den letzten Tagen, aber sehr angenehm. Vielleicht war die für England übertriebene Wärmephase endlich vorbei. Der Vormittag verlief größtenteils ruhig. Nur ein etwas begriffsstutziger Mann mittleren Alters hatte ihm zeitweise durch sein Geschwätz die Laune verdorben, aber zumindest hatte er direkt mehrere Artikel gekauft. Als er sich in seiner Mittagspause in das kleine Kaffee setzte, hatten sich seine am Morgen verscheuchten Kopfschmerzen wieder eingefunden.

Die Müdigkeit war zurückgekehrt und seine Laune dementsprechend gesunken. Damit hatte er gerechnet. Er kramte die vorsorglich mitgenommene Schachtel Kopfschmerztabletten hervor, nahm eine und lehnte sich mit seinem Cappuccino zurück in den Stuhl. Einen Moment lang genoss er den sanften Geschmack des Getränks und die wärmenden Sonnenstrahlen auf dem Gesicht. Als er sich sicher war, dass in seiner Stimme keine Andeutung seiner gesunkenen Stimmung mehr zu hören war, griff er nach dem Handy und wählte Hermiones Nummer.

„Hey.“ Meldete sie sich kurz angebunden. Er lächelte, als er den vorsichtigen Klang in ihrer Stimme hörte, tastend nach seiner Verfassung.
„Hey.“ Sagte er sanft. „Wie geht es dir?“
„Das sollte ich dich fragen.“ Konterte sie. Er lachte leise.
„Stimmt. Ich bin noch immer nicht ganz sicher wie es mir geht, aber ich denke, unter den Umständen ist das ganz normal.“
„Das denke ich auch. Aber zumindest klingst du nicht zu betrübt. Rufst du wegen Harry an?“
„Nein. Zumindest nicht vorrangig. Wann genau willst du meine Medizin nach Hogwarts bringen?“

„Am Freitag, direkt nach deiner Untersuchung. Weshalb?“
„Ich komme mit.“ Einige Sekunden war es still in der Leitung.
„Du willst mitkommen?“
„Ja. Ich will noch einmal mit Minerva und Poppy sprechen.“
„Bist du dir sicher? Du weißt, dass das am Freitag riskanter sein wird. Kann ich den beiden vielleicht etwas von dir ausrichten?“
„Nein, ich muss sie persönlich sprechen. Ich... ich weiß nicht genau, was ich sie fragen will. Ich denke, das lasse ich einfach auf mich zukommen, aber ich will einfach mehr wissen. Weißt du, was ich meine?“

„Ich denke schon, aber was ist, wenn dich jemand sieht?“ Diesmal schwieg er einen Moment.
„Das muss ich dann wohl riskieren.“
„Ich halte das nicht für eine gute Idee.“ Versuchte sie ein weiteres Mal ihm sein Vorhaben auszureden.
„Das habe ich auch nicht erwartet.“ Wider seines Vorsatzes klang seine Stimme schärfer als noch zu Beginn des Gesprächs und er atmete tief durch, bevor er weitersprach. „Ich weiß, dass du dir Sorgen machst. Ich will auch nicht, dass bekannt wird, dass ich noch lebe. Ich werde vorsichtig sein, in Ordnung?“

Beiden war bewusst, dass er selbst nicht viel tun konnte, aber es schien sinnvoll, so etwas zu sagen.
„Wenn du unbedingt willst.“ Sie klang nicht mehr sanft und vorsichtig, sondern eher verstimmt, aber zumindest hatte sie nachgegeben. Er hatte nicht mal seinen ‚Es ist immerhin mein Leben’ Joker ziehen müssen. Obwohl Severus sein Ziel erreicht hatte, war er nicht unbedingt erleichtert. Er mochte den Klang ihrer Stimme nicht und noch weniger das, was er bedeutete, aber leider war es nun einmal so.
„Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.“ Versuchte er das Gespräch in angenehmere Bahnen zu lenken.

„Welche Frage?“
„Wie es dir geht.“ Sie schwieg einen Moment. Als sie wieder sprach klang sie nicht länger kühl, sondern viel mehr erschöpft.
„Ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht.“
„Verstehe.“ Das tat er wirklich und merkwürdigerweise wusste Hermione das. „Sehen wir uns vor Freitag?“ Wollte er wissen.
„Gerne. Mittwoch? Ich hole dich in der Buchhandlung ab.“
„In Ordnung. Und doch noch einmal zu Harry... Wie hat er die Neuigkeiten verkraftet?“

„Frag ihn am besten selbst, er wollte dir wegen eurem nächsten Treffen eine Eule schicken.“
„Das ist gut. Ich muss wieder an die Arbeit. Wir sehen uns Mittwoch.“ Als er das Geschäft betrat hatte sich seine Laune wieder etwas gebessert. Heute war wieder einer dieser Tage, an denen es auf und ab ging. Anstrengend, aber sehr aufschlussreich. Nichts bot einen besseren Überblick, als ein solcher Tag. An guten Tagen neigte man dazu, die negativen Aspekte zu übersehen oder ihnen nur geringes Gewicht zu zugestehen, an schlechten Tagen waren es die positiven Aspekte, die unter den Tisch fielen.

Trotzdem war er froh, diese Gefühlsachterbahn nicht all zu oft erleben zu müssen. Gleich wäre im Laden wieder viel zu tun, aber wenn der Strom vorbei wäre, würden Scarlet und er die Arbeit auf ein Minimum beschränken und die Füße hochlegen. Auch wenn es schon bald ziemlich voll in dem kleinen Buchladen war, hatten sie wenig Arbeit. Es waren größtenteils Personen, die wussten, was sie wollten. Sie griffen nach einem Buch, einer Zeitschrift oder nur nach etwas Süßem an der Kasse, bezahlten und gingen.

Nur hin und wieder musste Scarlet der einen oder anderen Person das entsprechende Regal zeigen oder Fragen beantworten, während Severus die Kasse bediente. Das Bimmeln der Türglöckchen erstarb nach dem letzten Kunden des Andrangs und Scarlet strahlte zu ihrem Angestellten hinüber.
„Jetzt bist du dran.“ Grinste sie und reckte ihm gespielt drohend den Zeigefinger entgegen. „Du hast noch Zeit, bis ich uns einen Tee aufgesetzt habe und dann will ich alles von deinem Wochenende wissen.“ Sie verschwand in dem kleinen Büro und schon hörte er Geschirr klirren und Wasser laufen.

Schnell heftete er die restlichen Quittungsdurchschläge ab und folgte ihr. Mit dem voll gestellten Tablett steuerte er die kleine Sitzecke an. Hier redete es sich zwar nicht so ungestört, wie im Büro, aber da zumindest einer den Verkaufsraum im Auge behalten musste, war es die einzige Möglichkeit zu einem gemütlichen Gespräch während der Arbeitszeit.
„Also erzähl“ setzte Scarlet an und kippte einen weiteren Löffel Zucker in ihren Tee „wie war es in Hogwarts? Ist diese Poppy nett? Und noch viel wichtiger, ist sie kompetent? Kam dir das Schloss bekannt vor?“

Severus wartete ab, bis sie den ersten Schluck aus ihrer Tasse trank und das Gesicht verzog.
„Zu süß.“ Murmelte sie, trank einen weiteren großen Schluck und füllte die Tasse mit dem ungesüßten Tee aus der Kanne wieder auf.
„Ist Tobias noch in der Stadt?“ Fragte er dann und wurde aufgrund des Themenwechsels mit einem höchst irritierten Gesichtsausdruck belohnt.
„Tobias? Nein, er kommt am Mittwoch wieder. Weshalb fragst du?“
„Wenn du noch nichts vorhast, würde ich dich heute Abend gerne zum Essen einladen.“ Sagte er lächelnd.

„Heute Abend? Sicher, gerne, ich habe noch nichts vor. Aber du musst mich doch nicht einladen.“
„Stimmt, aber ich möchte.“
„Naja, wenn das so ist.. in Ordnung.“
„Ich hole dich ab, wenn du Feierabend hast.“
„Nein, nein, lieber zu Hause. Ich muss mich noch umziehen.“
„Für ein 5-Sterne Restaurant bezahlst du mir nicht genug.“ Grinste er, während sie ein abwertend schnaufte. „Ich dachte an den Asiaten in der Furterstreet.“
„Trotzdem. Du kannst nicht erwarten, dass ich so zum Essen gehe!“

Sie deutete auf ihre Arbeitskleidung. Schwarze Schuhe, schwarze Hose, schwarzes Poloshirt. Klassisch, bequem, zweckmäßig. Aber nun gut, wenn sie sich in anderer Kleidung wohler im Restaurant fühlen würde, dann sollte sie sich eben umziehen.
„In Ordnung, dann hole ich dich zu Hause ab. Sagen wir 20 Uhr?“ Er hoffte dass sie dort auch um diese Zeit einen Tisch bekommen würden. Sie nickte zustimmend.
„20 Uhr ist gut. Aber weshalb willst du mich so plötzlich einladen? Es ist doch hoffentlich alles in Ordnung?“

Sie war nicht wirklich beunruhigt, wenn wirklich etwas Schlimmes passiert wäre, wäre seine Stimmung mit Sicherheit weit gedrückter gewesen. Aber gemeinsam Essen zu gehen war durchaus etwas Ungewöhnliches. Immerhin trafen sie sich nicht grundlos immer bei ihr, wenn sie einen gemeinsamen Abend verbringen wollten.
„So in Ordnung, wie es nur sein kann, wenn man in meiner Haut steckt.“ Schmunzelte er. „Ich hatte in den letzten Wochen einfach wenig Zeit für dich. Es hat sich einiges angesammelt, worüber wir reden können und ich will dir etwas Gutes tun.“

Er zuckte die Achseln. Die Erklärung wirkte etwas platt, aber mehr steckte nun einmal wirklich nicht dahinter.
„Heißt das, ich muss bis heute Abend warten, bis du mir von Hogwarts erzählst?“ Ihre Unterlippe hatte sich ungewollt schmollend nach vorne geschoben und ließ ihn leise lachen.
„Nein, keine Sorge. Nur die Details müssen bis heute Abend warten, sonst kommen nämlich weder du noch ich vor dem Essen nach Hause.“

Obwohl sie mehrfach durch eintretende Personen unterbrochen wurden, hatte Severus bis zum Ende seiner Schicht tatsächlich alles, was am Wochenende geschehen war, umrissen. Er hatte nicht vorgehabt bereits jetzt so viel zu reden, aber vielleicht war es doch sinnvoll. Jetzt hätte Scarlet etwas Zeit, das Gehörte zu verarbeiten und Fragen zu formulieren. Er freute sich auf den Abend, er freute sich auf Mittwochabend, aber vor allem freute er sich auf den Dienstagabend.

Er war es nicht gewohnt, so viel seiner an sich freien Zeit mit Menschen zu verbringen. Auch wenn er jede dieser Personen mochte, waren die letzten Tage doch anstrengend für ihn gewesen und so wie es aussah, würden es auch die nächsten werden. Er entschloss sich, daheim noch eine kühle Dusche zu nehmen um wieder etwas fitter zu werden. Inzwischen machte sich der wenige Schlaf doch durch eine latente Müdigkeit bemerkbar, die sich im Gegensatz zu der am Morgen und am Mittag nicht mit Kaffee verscheuchen ließ.

Sicherheitshalber hatte er auf seinem Heimweg in dem Restaurant angerufen und nach einem Tisch gefragt. Als er später mit Scarlet den durch dunkles Holz nur mäßig hellen Raum betrat, war er froh über den Anruf. Zwar gab es noch einige freie Tische ohne rotumrandetes Reserviertschildchen, aber sie standen an denkbar ungemütlichen Stellen. Direkt neben dem Eingang, auf dem Weg zu den Toiletten und unangenehm nah an der Küche.

Ein Herr in weißem Hemd und schwarzer Weste wies ihnen den Weg zu einer Nische im hinteren Bereich des Restaurants. Perfekt. Vermutlich hatten sie bei seiner Nachfrage nach einem Tisch für zwei an ein romantisches Essen bei Kerzenschein erwartet, aber ihm sollte es recht sein. Sie hatten sich kaum gesetzt, als auch schon eine junge Dame die Speisekarten und einen kostenlosen Aperitif auf Kosten des Hauses brachte. Widerlich süßen Pflaumenwein.

Zumindest Scarlet schien es zu schmecken und nahm bereitwillig sein Glas entgegen, an dem er nur einmal kurz genippt hatte. Das Gespräch, das sie während der Arbeitszeit geführt hatten, zeigte nun einen noch weiteren Vorteil. Scarlet hatte bereits einen groben Überblick und er konnte, wenn es notwendig war, in seinen Schilderungen vor und zurück springen, ohne dass sie den Faden verlor. Zusätzlich zu seinem Bier stand ein großes Glas Wasser neben seinem Teller. So viel, wie er redete, wurde seine Kehle ungewohnt trocken.

Hin und wieder stellte sie Zwischenfragen und fasste das Gehörte in knappen Worten zusammen. Ihre Augen leuchteten, als er ihr von Hogwarts erzählte. Noch immer dachte sie gerne an die im Denkarium gesehene Erinnerung und wenn es ihr möglich gewesen wäre, hätte sie ihn mit Sicherheit liebend gerne dorthin begleitet. Poppy war ihr auf Anhieb sympathisch, nachdem er Scarlet ein wenig von der Krankenschwester erzählt hatte. Jetzt, wo er darüber nachdachte, musste er zugeben, dass sich die beiden Frauen tatsächlich irgendwie ähnlich waren.

Im Gegensatz zu der zwar netten, aber immer etwas ernst und verstockt wirkenden Minerva, schien die Krankenschwester eher herzlich, ein wenig matronenhaft und laut. Von Harry hatte er ihr bisher noch nichts erzählt, das hatte er sich für den Schluss aufgehoben, denn mit den Gedanken an ihn und seine Erinnerung kamen bei ihm selbst wieder die gleichen Fragen und Unsicherheiten wie am Vortag auf. Scarlet schlug sich die Hand vor den Mund und lauschte ihm mit großen Augen, als er den Sonntag beschrieb.

Als er geendet hatte, wartete er darauf, was sie zu seinen Erzählungen zu sagen hatte. Sie blieb stumm.
„Ich bin ein Mörder.“ Brummte er zerknirscht, während er seinen Blick auf den Teller gesenkt hielt. Scarlet winkte mit einer wirschen Handbewegung ab.
„Ach was, das wussten wir doch schon.“ Severus blickte stirnrunzelnd auf. „Du warst Spion.“ Zuckte sie beinahe gleichgültig mit den Achseln. „Du hast in einem Krieg gekämpft. Es mag nicht besonders schön sein, aber es gehört nun einmal dazu, andere zu töten.“ Manchmal war Scarlet erfrischend pragmatisch.

„Aber dass er dich darum gebeten hat ihn zu töten, ist wirklich enorm. Ja ich weiß, er hatte gute Gründe, aber schlimm ist es trotzdem.“ Kam sie seinem Einwand zuvor. Natürlich hatte er vorher schon vermutet getötet zu haben und bevor er die Erinnerung gesehen hatte, hatte er ja bereits gewusst, was sie enthalten würde, aber Scarlet hatte es nicht gewusst und doch machte sie sich über seine Tat keine großen Gedanken. Ein kurzer Erinnerungsblitz fuhr ihm durch den Kopf.

Er dachte an dem Abend, an dem er sie gefragt hatte, ob sie glaubt, dass Magie existiert und sein späteres Geständnis, dass er angeblich ein Zauberer wäre. Auch das hatte sie sehr viel entspannter angenommen als er selbst. Das präkere Geständnis seiner Vergangenheit und die Berichte über die vergangenen Tage hatte er nun hinter sich. Jetzt fehlte noch die Gegenwart und nahe Zukunft. Sie schien zu ahnen, dass er noch immer nicht am Ende seiner Erzählungen war.

„Sag nicht, da kommt noch mehr.“ Forderte sie ihn stirnrunzelnd auf zu sagen, was ihn nun noch bedrückte.
„Ich werde am Freitag wieder nach Hogwarts gehen.“
„Und?“
„Ich darf nicht gesehen werden. Das könnte etwas schwieriger werden, als beim letzten Mal.“
„Verstehe.“ Sie war einen Moment ruhig. „Was ist, wenn du doch gesehen wirst? Bleibst du dann da, in der magischen Welt meine ich?“

„Wie kommst du darauf? Natürlich komme ich wieder! Außer Hermione und den anderen weiß ja niemand, wo ich mich in der Muggelwelt aufhalte. Für Minerva und Hermione wäre es wohl schlimmer als für mich. Wenn ich in Hogwarts gesehen werde wird schnell klar sein, dass dort jemand über mich bescheid weiß und immerhin bin ich in Begleitung von Hermione.“ Scarlet nickte.
„Ich drücke euch die Daumen.“ Sie lächelte schief. Mehr als die Daumen zu drücken konnte sie nicht tun.

Einen kurzen Moment lang gab er sich der Sorge hin, was wohl auf seine beiden neuen Freundinnen zukommen mochte, wenn bekannt wurde, dass sie von seinem Überleben wussten. Was würde sein Egoismus ihnen zumuten? Dann schob er den Gedanken rigoros zur Seite. Er würde sich dunkel kleiden, solange es möglich war noch ein wenig tiefer durch den verbotenen Wald gehen und hoffen, dass alles gut ging.
„Auch wenn ich hoffe, dass dich niemand bemerkt, beruhigt es mich, dass du selbst dann zurückkommst. Ich bin noch nicht bereit dich zu verlieren.“

„Du verlierst mich doch nicht.“ Erwiderte er spontan.
„Doch, irgendwann werde ich dich verlieren.“ Sie legte ihre Hand auf seine und tätschelte sie leicht. Ein leichter Schleier aus Tränen legte sich auf ihre Augen und ihr Lächeln wurde leicht melancholisch. „Du bist ein Zauberer und wenn du dich daran erinnerst, wirst du gehen.“ Er wollte protestieren. Er wollte ihr versprechen, dass sich nichts ändern würde, aber wie konnte er das? Er schloss den Mund und wandte den Blick ab.

Hin- und hergerissen zwischen dem Unwillen sein Leben wegen seiner Vergangenheit zu ändern und der Sorge, dass sich dieser Unwillen irgendwann legen würde, dass er Scarlet doch irgendwann verlassen würde. Aber das lag noch in weiter Zukunft. Es brachte nichts, sich jetzt durch diese Gedanken lähmen zu lassen. Er atmete tief durch und widmete sich dem letzten Geständnis, das ihm auf dem Herzen lag. Es war zwar um einiges angenehmer, dennoch war er nicht weniger nervös.

„Wo wir gerade von Hermione sprechen...“ Er unterbrach sich, als er merkte, dass er keine Ahnung hatte, wie er es ausdrücken sollte. Wir gehen miteinander? Wir treffen uns privat? Wir kommen uns näher? „... ich mag sie.“ Brachte Severus schließlich ein wenig verlegen hervor.
„Ich weiß.“ Irritiert sah er seine Chefin an.
„Nein, ich meine... wir sind uns näher gekommen, wir treffen uns privat.“ Super, er war die Eloquenz in Person. Bei jedem anderen Gesprächspartner wäre er jetzt unglaublich sauer auf sich selbst.

„Ich weiß.“ Wiederholte sie schmunzelnd. „Du bist verdammt gut gelaunt in letzter Zeit... zumindest meistens. Und wenn du von ihr redest lächelst du. Das ist dir offenbar selbst noch gar nicht aufgefallen.“ Sprachlos starrte er sie an, dann lächelte er verlegen und war froh darüber, dass seine langen Haare die Spitzen seiner Ohren verdeckten, die sich verdächtig warm anfühlten.
„Nein, das habe ich nicht bemerkt.“


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