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Fanfiction

Amnesia - Wer wärst du ohne Vergangenheit? - Erinnerungen II: Audio oder Video?

von Zareyja

Die Umgebung, in der sie auftauchten, lag im Zwielicht. Sie standen auf einer großen Wiese in der Nähe mehrerer Personen, Erwachsene und Jugendliche. Ein Blick auf die sie umgebende Landschaft sagte Severus, dass sie sich auf dem Grund von Hogwarts befanden. Das Schloss lag größtenteils im Dunkeln, nur vereinzelt leuchtete Licht durch die entfernten Fenster.

Allmählich lichteten sich die Wolken und kaltes Mondlicht erhellte das Gras zu seinen Füßen. Stimmen ließen ihn wieder zu der kleinen Gruppe zurücksehen. Einer der Männer schien Schmerzen zu haben, er krümmte sich und atmete schwer, während ein anderer Mann eindringlich auf ihn einredete. Zwar hörte Severus, was der Abgemagerte sagte, aber er achtete nicht darauf. Vor seinen Augen veränderte sich der zweite Mann.

Seine Glieder renkten sich aus und setzten sich neu zusammen, wurden kräftiger, formten sich um... Haare wuchsen an jeder sichtbaren Stelle seines Körpers. Er krümmte sich auf dem Boden zusammen, sein Atem war noch immer schwer, aber er hörte sich anders an... tiefer, voluminöser, beinahe knurrend. Langsam richtete sich der Mann auf. Severus riss die Augen auf, wagte kaum zu blinzeln als er die Gestalt ansah.

Er war kein Mensch mehr! Pranken statt Händen, kein Mund sondern eine Schnauze, spitze Zähle und durchdringende Augen. Was für ein Tier war das? Nein, kein Tier. Das musste ein Werwolf sein. Er hatte in der Geschichte Hogwarts, die ihm Hermione ausgeliehen hatte, davon gelesen und Zeichnungen gesehen. Ein schneller Blick zum Himmel bestätigte seinen Verdacht. Vollmond.

Severus wagte kaum sich zu rühren. Er wusste, dass er selbst nicht in Gefahr war, aber sein Körper versagte ihm jede Regung. Noch war das Wesen ruhig, die übrige Gruppe war angespannt. Plötzlich ging alles sehr schnell. Ob sich zuerst der Werwolf bewegte, oder ob die schwarz gekleidete Gestalt, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war, sich zwischen ihn und die Jugendlichen stellte, konnte er nicht erkennen.

Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, erinnerte er sich wieder bewusst daran, nur ein Beobachter zu sein, löste sich aus der Starre und schritt zügig näher heran. Der geheimnisvolle Neuankömmling war er selbst! Wenn das Biest ihn anfallen würde, hätte er schlechte Karten. Ein Hieb der mächtigen Pranke oder ein Biss und er wäre tot!

Irgendwo in seinem Hinterkopf war ihm bewusst, dass er an dieser Stelle nicht gestorben war, nicht gestorben sein konnte, sonst wäre er jetzt nicht hier um es zu beobachten. Trotzdem spürte er das Adrenalin durch seine Adern strömen. Von irgendwoher ertönte ein Heulen. Der Werwolf schien zu überlegen, dann erwiderte er das Geheul und lief in Richtung des Waldes davon.

Er blickte dem Wesen hinterher, sein Herz schlug noch immer spürbar in seiner Brust. Dann erst wandte er sich zu den noch anwesenden Personen um. Hermione, eine jüngere Version als die, die er kannte, aber älter als in den letzten Erinnerungen war unter ihnen. Natürlich war sie auch hier, wurde ihm bewusst, es war ihre Erinnerung! Sie war eine von den Personen gewesen, vor die sich sein jüngeres Ich schützend gestellt hatte.

Scheinbar war das alles gewesen, was die aktuelle Hermione ihm hatte zeigen wollen, denn schon wieder verschwomm die Szene und wurde allmählich durch die gewohnten Konturen seines Wohnzimmers ersetzt. Seine freie Hand hatte sich um den Stoff seiner Hose verkrampft, die andere um die Finger von Hermione. Er merkte es erst, als sie versuchte ihre Hand aus seiner zu lösen. Ruckartig öffnete er den Griff und fuhr sich durch die Haare.

„Das... das war ein Werwolf, oder?“ Krächzte Severus noch immer mitgenommen von dem, was er gesehen hatte.
„Ja. Remus Lupin, einer unserer Lehrer.“
„Ihr hattet einen Werwolf als Lehrer?“ Seine Stimme klang beinahe schrill. „Das ist unverantwortlich!“ Echauffierte er sich weiter. „Er wollte euch töten!“
„Das war eine Ausnahme.“ Versuchte Hermione Severus zu beruhigen. Er guckte sie mit einer Mischung aus Verwunderung über ihre Ruhe und Vorwurf über das Herunterspielen des Vorfalls an.

„Wir, Harry, Ron und ich... Harry und Ron waren die beiden Jungs, die mit mir da waren, haben uns nachts aus dem Schloss geschlichen. Remus dachte, wir wären in Gefahr, denn kurz zuvor war ein entflohener Sträfling in der Nähe gesichtet worden. Er folgte uns um uns zu schützen, aber in der Eile hatte er vergessen, seine Medizin zu nehmen und auch nicht daran gedacht, dass Vollmond war. Von sich aus hätte er uns kein Haar gekrümmt. Ich habe selten einen so sanftmütigen Menschen gesehen, aber ohne seine Medizin hatte er bei Vollmond keine Kontrolle mehr über sich.“

Severus schnaufte, sagte aber nichts.
„Aber ich habe dir die Erinnerung nicht wegen Remus gezeigt, sondern wegen dem, was du gemacht hast.“
„Ich hab mich vor euch gestellt.“ Sprach er das an, worauf sie hinaus wollte. „Ich war also ein Ekel, aber kein Feigling.“
„Nein, das warst du nicht.“ Stimmte sie ihm zu. „Ganz im Gegenteil. Du hast in dieser Nacht dein Leben für uns riskiert und das war nicht das einzige Mal...“ Sie sprach sanft, halb erzählend, halb noch selbst in die Erinnerung an diese Nacht versunken.

„Du warst unter den Schülern nicht besonders beliebt und das beruhte eindeutig auf Gegenseitigkeit... aber du hast immer versucht uns zu schützen.“ Wieder saßen sie still nebeneinander, jeder von ihnen in eigene Gedanken versunken, und tranken ihr inzwischen angewärmtes Bier.
„Erzähl es mir.“ Forderte Severus Hermione auf. Sein Blick lag ruhig auf ihr.
„Was?“

„Das, was du mir verschweigst. Ich weiß nicht, was es ist, aber da ist etwas. Hat es mit dem Krieg zu tun? Versteh mich nicht falsch, ich will dich nicht drängen, ich weiß, dass die Erinnerung daran für dich nicht leicht ist. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass da noch mehr ist, was mich betrifft.“ Severus schwieg einen Moment und betrachtete die Seite ihres Gesichtes. Er war sich nicht sicher, ob er weiter in sie dringen sollte. Vielleicht würde sie sich vollkommen gegen ihn abschotten, wenn er es versuchen würde!

„Vielleicht könntest du Minerva bitten, sich noch einmal mit mir zu treffen und mir davon zu erzählen.“ Bot er an. Er wollte nicht riskieren, dass sich Hermione von ihm zurückzog, aber dieses nagende Gefühl ließ ihn nicht los! Er hatte lange ohne seine Vergangenheit gelebt und er hatte angefangen, sich damit abzufinden. Aber je mehr er erfuhr, desto begieriger wurde er, noch mehr zu erfahren. Es war wie ein Sog! Ein Strudel, der ihn mit sich riss und immer stärker wurde, je näher er dem Zentrum kam.

Hermione blieb einige Momente still und seufzte dann.
„Nein, ist schon gut... Das heißt... natürlich kannst du auch mit Minerva sprechen, wenn du möchtest. Ich wollte ihr ohnehin noch wegen Poppy schreiben. Ich habe nichts dagegen, dir alles zu erzählen, es ist nur... schwierig.“
„Ich verstehe.“
„Nein, tust du nicht.“ Hermione sagte das ohne Vorwurf in ihrer Stimme, es war eher eine Feststellung. Sie lächelte leicht und blickte zu ihm herüber.

„Damit meine ich... Natürlich sind die Erinnerungen nicht angenehm, aber ich bin sie schon oft durchgegangen. Sie auszusprechen ist das Problem. Wenn ich mit Freunden von damals zusammen bin, dann reicht eine kurze Erwähnung und alle wissen, woran ich denke. Meinen Eltern habe ich das Wichtigste erzählt, aber nichts Genaues.

Ich bin mir einfach nicht sicher, wie ich es erzählen soll und was genau. Es ist so viel passiert, vor allem in den letzten ein oder zwei Jahren vor Kriegsende. Manchmal bin ich mir überhaupt nicht sicher, was wann geschehen ist und bei einigen Sachen, ob sie wirklich geschehen sind.“

Sie wirkte leicht verlegen, als sie ihre Unsicherheit eingestand. Severus fühlte sich ein wenig unwohl nach dieser Offenbarung. Er hatte das Gefühl etwas sagen zu müssen, wusste aber nicht, was genau. Was würde sie beruhigen? Entweder war er genau der Falsche um etwas zu ihrer Situation anzumerken, oder genau der Richtige.

Er würde keine ihrer Fragen, was wann wie und ob überhaupt geschehen war, beantworten können. Zugleich war er aber in der einzigartigen, wenn auch wenig angenehmen, Position, beteiligt gewesen zu sein und doch rein gar nichts zu wissen. Wenn jemand verstand wie es war, sich über vergangene Ereignisse nicht sicher zu sein, dann mit Sicherheit er! Er räusperte sich unwohl und sprach einfach aus, was er dachte.

Ihr Lächeln wurde breiter und wurde zu einem amüsierten Grinsen. Offenbar verstand sie seinen Versuch oder stimmte sogar mit ihm überein!
„Ok, ich werde es versuchen. Aber es wird vielleicht ein wenig durcheinander sein, was ich erzähle!“
„Keine Sorge, in meinem Kopf ist derzeit ohnehin kaum etwas geordnet, ich werde es nicht merken. Und wenn ich doch etwas nicht verstehe kann ich ja nachfragen!“ Severus zuckte mit den Schultern.

„Aber du musst mir nicht unbedingt heute alles erzählen...“
„Dafür reicht ein Tag ohnehin nicht.“ Unterbrach sie ihn schnaufend.
„... ich richte mich da vollkommen nach dir.“ Beendete er seinen angefangenen Satz mit erhobener Augenbraue. „Also ich habe jetzt ohnehin erst einmal Hunger. Was ist mit dir?“ Sie nickte erleichtert darüber, dass er es angesprochen hatte, bevor ihr leerer Magen sie knurrend hatte verraten können.

„Pizza?“ Frage sie rein rhetorisch und griff bereits nach dem Flyer des Imbisses, bei dem sie schon häufiger bestellt hatten.
„Nein, heute nicht. Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber so langsam hängt mir Pizza zum Hals raus. Ich habe auf dem Heimweg ein paar Sachen gekauft. Nichts großartiges, ich kann nicht wirklich gut kochen, aber Tiefkühlgemüse auftauen und Fleisch anbraten bekomme ich ganz gut hin!“

„Ich glaube nicht, dass ich von Pizza jemals die Nase voll haben werde, aber gut, dann eben Fleisch und Gemüse.“ Sie legte den Prospekt zurück an seinen Platz und folgte Severus in die kleine Küche.
„Reis oder Nudeln?“ Fragte er, während er einen Topf und eine große Pfanne hervorkramte.
„Egal. Was du möchtest.“ Antwortete sie von der Tür aus.
„Gut, dann Reis.“

Hermione krempelte ihre Ärmel hoch und hob die Plastikglocke, die über einem großen Teller gestülpt war, hoch, trug den Teller zur Spüle und sah sich um. Schnell fand sie eine Rolle Papiertücher und nahm das erste Stück Fleisch vom Teller. Es war noch sehr kühl, schien aber aufgetaut zu sein. Sie hatte gerade begonnen, das Fleisch unter fließendem Wasser zu säubern, als Severus sie spielerisch zur Seite drängte und den Topf unter den Wasserstrahl hielt.

Er grinste amüsiert über ihren Versuch, sich ihren Platz zurück zu erobern und streckte ihr die Zunge raus. Dieser Mann war unmöglich! Von unsicher zu selbstbewusst, von ernst zu albern, bei ihm schien das alles ein Katzensprung zu sein. Nachdem er sie endlich wieder an den Wasserhahn ließ, fuhr sie damit fort das Fleisch zu säubern und anschließend zu trocknen. Als sie aufsah entdeckte sie Brett und Messer neben sich auf der Anrichte.

„Schneidest du das Fleisch noch klein?“ Bat er sie fragte und schüttete einen Schwall Reis in das inzwischen kochende Wasser. Wenige Minuten später köchelte der Reis vor sich hin, das Fleisch war goldbraun gebraten und das Tiefkühlgemüse, das in einer Schale unter einem Nudelsieb offenbar ebenso zum Auftauen hingestellt worden war, wie das Fleisch, das sie entdeckt hatte, garte in der Pfanne vor sich hin.

Hermione betrat gerade wieder die Küche, nachdem sie eine Posteule mit einer kurzen Notiz an die Direktorin von Hogwarts losgeschickt hatte.
„So, das wäre erledigt.“ Strahlte sie und stellte sich an den Herd. „Hast du es schon gewürzt?“ Severus nickte und reichte ihr einen kleinen Löffel. Mit dem Gesäß an die Anrichte gelehnt und mit verschränkten Armen beobachtete er, wie sie ein Stück Gemüse probiert und das Gesicht verzog.

„Das nennst du gewürzt?“
„Salz und Pfeffer.“ Antwortete er schulterzuckend.
„Und was ist mit Soße?“ Plötzlich wirkte er verlegen.
„Du wolltest Soße? Ich glaube, ich habe noch irgendwo ein Tütchen...“ Er holte eine Schachtel mit unterschiedlichen Päckchen aus einem Schrank und kramte darin herum. „Wild?“ Fragte er und hielt demonstrativ ein Tütchen mit dem Bild einer dunklen Soße und dem Umriss eines Hirsches hoch.

„Ähm... nein, danke. Hast du Sahne?“ Severus schüttelte den Kopf. „Na dann vergiss die Soße einfach. Wo hast du deine Gewürze? Und damit meine ich Kräuter!“ Er sortierte das Soßenpulver zurück in die kleine Box und wies auf eines der oberen Bretter eines Wandregals, das vermutlich nachträglich in eine Lücke der Küche eingepasst worden war um ein wenig mehr Stauraum zu schaffen.

Obwohl sie auf den Zehenspitzen stand, reichte sie nur knapp an das oberste Regalbrett heran. Schmunzelnd betrachtete Severus einen Moment lang ihre Bemühungen, bevor er hinter sie trat und selbst nach dem Produkt griff.
„Brauchst du diese hier?“ Fragte er mit einer provokant gehobenen Augenbraue.
„Angeber.“ Grinste sie ihn von unten herauf an.

Sie wollte ihm den kleinen Plastikgewürzhalter aus der Hand nehmen, aber er brauchte seinen Arm nur ein Stück weiter zu heben und schon war sie wieder außer Reichweite. Ihm gefiel dieses kleine Spielchen offensichtlich.
„Sag ‚bitte’.“ Forderte er grinsend, als sie verbissen anfing mit einer Hand an seinem Arm zu zerren und mit der anderen immer wieder erfolglos nach dem Halter angelte.

Sie schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust als sie merkte, dass sie auf ihre Art nicht weiterkam.
„Ich korrigiere mich. Du bist kein Angeber, du bist ein gemeiner Angeber!“ Sie war wirklich zu niedlich, wie sie derart schmollend vor ihm stand. Versöhnlich stellte er die Gewürze auf der Anrichte ab, seine Hand lies er an die Kante des dunklen Holzes gleiten. Seine Gesichtszüge wurden sanfter, als er auch seine zweite Hand auf die Fläche legte.

Hermione stand direkt vor ihm, zwischen seinen Armen gefangen. Sie grummelte ein nur halb verständliches
„Danke, warum nicht gleich so?“ und wollte nach den Kräuterbehältern greifen. Erst jetzt schien sie ihre eingeschränkte Bewegungsfreiheit zu realisieren und blickte zu ihm hinauf. Ihre Mimik veränderte sich. Ihr Schmollen wich einem irritierten Ausdruck, als sie ihn so dicht vor sich stehen sah, und wandelte sich allmählich in Verständnis.

In ihren Augen sah er die gleiche Unsicherheit, die er selbst spürte, als er langsam den Kopf zu ihrem senkte. Aber da war noch etwas anderes in ihrem Gesicht. Etwas, was er nicht zu deuten vermochte. Ihre Lippen, die kurz zuvor noch diesen niedlichen Schmollmund gebildet hatten, waren leicht geöffnet, ihre Hände hatte sie vorsichtig an seine Brust gelegt. Er hatte sich schon lange gefragt, wie sich ihr Mund anfühlen würde und gleich würde er es wissen.

Es waren nur noch wenige Zentimeter bis sie sich endlich treffen würden, als sie den Kopf verlegen senke und ihn sachte von sich schob. Severus versteifte sich kurz. Hatte er etwas falsch gemacht? Ja, genau, das musste es sein! Er hatte in diesem Moment der Erwartung überhaupt nicht mehr daran gedacht.
„Entschuldige.“ Sagte er mit rauer Stimme und legte seine Hände auf ihre Schultern.

„Es muss bestimmt seltsam für dich sein, deinen ehemaligen Lehrer zu küssen.“ Noch immer standen sie sich gegenüber. Doch diesmal war die Spannung nicht angenehm. Nach einigen Momenten drehte sich Hermione sanft unter seinen Händen weg, griff zaghaft nach den abgestellten Gewürzen und begann sie in gespielter Geschäftigkeit zu öffnen.
„Schon ok.“ Sagte sie von ihm abgewandt mit belegter Stimme. Still arbeiteten sie nebeneinander an der Fertigstellung ihres Abendessens, nur begleitet von den Geräuschen ihres Tuns.

Als sie eine halbe Stunde später ihr Mahl beendeten hatten, hatten sie, bis auf die übliche Tischkonversation, noch immer nicht mehr miteinander gesprochen.
„Das Fleisch ist gut“ hatte sie gesagt.
„Du hast ein Händchen für Gewürze“ hatte er geantwortet.
„Vielleicht kaufst du beim nächsten Mal auch Sahne ein“ hatte sie überlegt,
„Oder wir kaufen einfach zusammen in“ hatte er vorgeschlagen.

Sie waren beide ein wenig verlegen und versuchten es mehr schlecht als recht zu überspielen. Ein letztes Mal tupfte sich Severus mit seiner Serviette den Mund ab, stand anschließend auf und begann das Geschirr abzuräumen. Als er aus der Küche wieder in den Wohnraum treten wollte, kam ihm Hermione mit den beiden Schüsseln entgegen. Er drückte sich mit dem Rücken gegen den Türrahmen um sie vorbei zu lassen.

Auf die Idee, dass einer von beiden dem anderen den Vorrang lassen könnte, kam in diesem Moment keiner. Erneut spürte er das Verlangen, sie zu berühren. Nicht eine dieser üblichen Umarmungen zur Begrüßung, kein Händeschütteln, kein Klaps auf die Schulter und kein Kuss auf die Wange. All dies bekamen auch Scarlet, ihr Mann und der gemeinsame Sohn. Zumindest alles außer dem Kuss auf die Wange.

Hermione wollte er richtig küssen. Es war weniger ein bewusster Entschluss, sondern mehr ein Gefühl, das er seit einigen Wochen immer hatte, wenn sie sich so nah waren. Aber vorhin hatte sie ja durchaus deutlich gemacht, dass sie das nicht wollte. Dabei war er sich sicher, für einen Moment den gleichen Wunsch in ihren Augen gesehen zu haben. Offenbar hatte er sich geirrt.

Severus ließ die Luft, die er unbewusst angehalten hatte, langsam entweichen, als sie an ihm vorbei war. Schnell schnappte er sich die beiden Gläser und brachte auch diese zurück in die Küche, in der die junge Frau bereits zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank genommen und geöffnet hatte und gerade dabei war, die Spülmaschine zu beladen. Er griff sich eine saubere Schüssel und die Chips aus dem obersten Schrankfach.

Er erinnerte sich daran, dass sie ihm erzählt hatte, dass jedweder Knabberkram innerhalb kürzester Zeit von ihr vertilgt werden würde, wenn sie ihn geöffnet in die Finger bekam. Wenn Hermione schon an das Regal kaum herankam, wäre dieses Schrankfach ein Ding der Unmöglichkeit für sie. Als er den Wohnraum wieder betrat, hatte es sich Hermione schon wie gewohnt mit untergeschlagenen Füßen auf dem Sofa bequem gemacht.

Die kurze räumliche Trennung, oder vielleicht auch die Bewegung, hatte die unangenehme Stimmung nicht komplett vertreiben können, aber zumindest ein wenig abgeschwächt, wenn er Hermiones Haltung richtig interpretierte. Halbwegs entspannt ließ er sich auf die andere Seite der Couch fallen und öffnete die aus der Küche mitgebrachten Chips.

Er war nicht mehr hungrig, aber diese Chipstüte legte er nun schon seit Wochen bei jedem Treffen auf den Tisch, ohne dass einer von beiden sie anrührte. Vielleicht würde heute davon gegessen werden, wenn das Hindernis der geschlossenen Packung aus dem Weg geräumt war.
„Also, du hast die Wahl.“ Sagte er, als er sich die noch volle Flasche Bier vom Tisch griff. „Wir können uns weitere Erinnerungen ansehen oder du erzählst mir mehr vom Krieg, oder wir gucken einfach Fernsehen!“


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