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Fanfiction

Amnesia - Wer wärst du ohne Vergangenheit? - Eine kleine Nachlektüre

von Zareyja

Sie tauchten in dem kleinen Park, wenige Gehminuten von Severus Wohnung, wieder auf. Für einen Moment war er verwirrt über diese Wahl, aber scheinbar sollte das nächste Treffen bei ihm stattfinden. Er rollte mit den Augen. Das hatte Hermione ihm weder bei ihrem Telefonat, noch bei ihrem Treffen gesagt und wirklich recht war es ihm auch nicht.

Er mochte es nicht, wenn Menschen in seiner Wohnung waren, das war sein Rückzugsort! Vermieter und Nachbarn hatte er immer abgewimmelt, Rose war nur ein einziges Mal bei ihm gewesen und Handwerker hatte er zum Glück noch nicht gebraucht. Wenigstens, so dachte er milde belustigt, war seine Wohnung vorzeigbar, seit er entdeckt hatte, dass putzen für geordnete Gedanken und einen ruhigen Schlaf sorgten. Die stupide Wiederholung der immer gleichen Abläufe brachte ihm immer eine angenehme Gemütsruhe.

Automatisch setzte er sich in Bewegung, die beiden Frauen links und rechts von ihm. Sollte er etwas sagen? Er entschied sich dagegen. Schweigend kamen sie an einem Mehrfamilienreihenhaus an. Die Fassade war orange gestrichen. Die Farbe war sicherlich einmal hübsch und strahlend gewesen, doch die Zeit hatte sie mit einem schmutzigen Schleier aus Staub überzogen.

Ein paar unbeholfene Graffitischriftzüge waren auf der Wand unter den Fenstern des Erdgeschosses gesprayt und der Bürgersteig war übersäht mit Kritzeleien aus Kreide. Weder die beste noch die schlechteste Wohngegend, bemerkte Hermione, auch wenn Minerva ein wenig unzufrieden in dieser Umgebung wirkte.

Severus schloss die Haustür auf und gemeinsam stiegen sie in den dritten Stock. Er machte sich nicht die Mühe, das Licht einzuschalten, als er den Gang nach rechts nahm und dort die zweite Tür auf der linken Seite aufschloss. Er steckte den Schlüssel von innen ins Schloss seiner Wohnungstür und wie etwas unbeholfen auf eine der Türen.

„Möchtet ihre etwas trinken?“ Fragte er, als er hinter den beiden Frauen ins Wohnzimmer trat. Sie blieben alle bei Wasser und als er aus der Küche, bewaffnet mit Gläsern und Flasche, zurückkehrte, saßen beide Frauen nebeneinander auf dem Sofa. Minerva kramte etwas in der Größe einer Streichhholzschachtel hervor, legte es auf den Tisch und richtete ihren Zauberstab darauf. Der Gegenstand wuchs zu einem Karton heran und hätte beinahe eines der Gläser vom Tisch gedrängt. Hermione griff hinein und holte neben zwei Büchern auch ein Bündel Stoff heraus, den sie Minerva reichte.

„Ein paar deiner Unterlagen.“ Nickte sie ihm anschließend lächelnd zu und beinahe erfürchtig griff sich Severus die oberste Mappe und klappte sie auf. Er sah sich selbst, mit einem mürrischen Gesichtsausdruck in die Kamera starren. Am Rande seiner Aufmerksamkeit hörte er Minerva das Jahr nennen, aus dem der Artikel stammte. Es war nur ein kleines Bild, etwa in der Größe eines Passfotos, und zeigte ihn von der Brust aufwärts. Wenn er die Schatten richtig deutete, dann hatte sein fotografiertes Abbild die Arme verschränkt. Der zum Bild gehörige Text war nur kurz.

Neuer Lehrer in Hogwarts! Ab dem kommenden Schuljahr wird die Stelle als Lehrer für Zaubertränke nicht länger von Horace Slughorn besetzt. Seine Nachfolge tritt der erst kürzlich von der Schule abgegangene Severus Snape (20) an. Er ist damit der jüngste Hogwartsprofessor seit Alois Simmons, der seine Lehrtätigkeit 1667 im Alter von 19 antrat.

Was war das? Severus hatte die wenigen Worte gerade gelesen, als eine Bewegung im Randbereich seines Sichtfeldes seine Aufmerksamkeit forderte. Er sah wieder auf das Bild. Hatte der Mann darauf gerade eben geblinzelt? Unsinn. Aber inzwischen hatte er genug scheinbar unmögliche Dinge gesehen, um der Artikel nicht sofort achselzuckend zur Seite zu legen. Er starrte auf sein Abbild. Tatsächlich, da war es schon wieder! Er blicke unschlüssig auf.

„Er hat geblinzelt.“ „Magische Bilder bewegen sich.“ Antwortete Hermione lächelnd. Erneut blickte er auf das Foto, bis er ein weiteres Blinzelnd sah. Dann legte er den Artikel zur Seite. Er schüttelte leicht amüsiert den Kopf und griff nach dem nächsten Ausschnitt in der Mappe. „Frühjahr 1978“ Hörte er Minerva sagen. Das Bild zeigte eine Reihe junger Männer und Frauen, insgesamt 13, über ihnen ein Banner mit der Aufschrift: Jugendtrankbraumeisterschaft

Die fünf Frauen und acht Männer wirkten erleichtert und lachten. Sie tuschelten miteinander und hielten ihre Urkunden und Pokale hoch. Alle bis auf Severus. Er stand zwischen einer kleinen blonden Hexe und einem bebrillten Zauberer, der ungefähr so groß war wie er selbst, an der rechten Seite des Bildes. Ein Pokal stand vor seinen Füßen auf dem Boden, die Urkunde lugte unter seinen verschränkten Armen hervor.

Die übrigen Personen auf dem Bild bewegten sich, nur er stand, abgesehen von einem abfälligen Blick zur Seite, still an seinem Platz. In dem kleinen Kasten unter dem Foto waren die Namen der Teilnehmer aufgelistet. Offenbar stand die Reihe in alphabetischer Ordnung und nicht nach Wettbewerbserfolg aufgereiht. Er las sich den Text an der Seite durch.

Der Wettbewerb hatte in Edinburgh stattgefunden und war an Schüler der Abschlussklassen auf der gesamten Insel gerichtet. Das, so stand dort im Anschluss, wäre eine starke Doppelbelastung der Schüler und nur wenige würden diese Herausforderung annehmen. Den ersten Platz hatte er mit 100% der Gesamtpunktzahl selbst gemacht. Besonders glücklich sah er darüber nicht aus, eher genervt über den Trubel und ein wenig gelangweilt.

Wie auf dem vorherigen Bild trug er schwarz, nur dass Severus diesmal die wallende Form des Umhangs erkennen konnte und auch den schwarzen Pullover darunter. Vermutlich war das Teil einer Schuluniform, denn die übrigen Teilnehmer trugen ähnliche Kombinationen. Severus lächelte leicht und strich beinahe sentimental über sein Antlitz, bevor er nach dem dritten und letzten Artikel griff.

Eine Gruppe junger Erwachsener, größer als die auf dem vorherigen Bild, stand auf den Stufen vor einem großen Eingangstor. Die meisten lachten und jubelten, andere sahen ein wenig zerknirscht aus. Hogwarts Abschlussjahr 1978 stand als Überschrift auf dem vergilbten Papier. Diesmal hatten sich die Personen nicht alphabetisch aufgestellt. Wenn es so gewesen wäre, dann wäre Abigail Adams ein bärtiger junger Mann gewesen. Stattdessen waren die Schüler in vier Gruppen unterteilt.

Sein Name stand in der Spalte Slytherin. Er würde die beiden Frauen gleich danach fragen, aber er ging davon aus, dass es sich um Klassennamen handelte. In den vier Ecken waren in der Art von Wasserzeichen verschiedene Tiere abgebildet. Ein Dachs, ein Löse, eine Schlange und ein Adler.

Er erinnerte sich an etwas, das Scarlet ihm einmal erzählt hatte. Ihr Sohn James, der eigentlich von allen nur Jim genannt wurde, war nach seinem ersten Schultag weinend nach Hause gekommen. Er war in die Klasse der Dachse einsortiert worden und schämte sich. Nach einigem unverständlichem und von Schluchzern unterbrochenen Stottern stellte sich heraus, dass er Dachse mit Stinktieren verwechselt hatte. Erst nachdem Scarlet am Wochenende mit ihm in den Tierpark gegangen und ihm dort Dachse gezeigt hatte, hatte er seine scheinbare Schmach vergessen.

Abgesehen von den Namen und kurzen Glückwünschen an alle Schulabgänger stand nicht mehr viel in dem Artikel. Severus sah auf und bemerkte, dass Hermione konzentriert in einem der Bücher las, die sie zuvor aus dem Karton genommen hatte. Minerva trug nicht länger Hose und Shirt, sondern Kleid und Umhang. Wann hatt sie sich denn umgezogen?

„In der Presse ist nicht viel Platz für akademische Leistungen.“ Sagte sie entschuldigend. Ihre Worte ließen Hermione aufblicken. „Ich kenne das. Katastrophen und Gewalt jeder Art ergeben bessere Schlagzeilen.“ Nickte er missmutig. In den Artikeln hatte wirklich nicht viel gestanden, aber schon allein Bilder von sich selbst zu sehen, aus einer Zeit bevor er vergessen hatte, wer er war, war wundervoll.

Er sah hinab auf die Artikel, die nebeneinander auf dem niedrigen Wohnzimmertisch lagen. Zwischen den Fotos lagen nur wenige Monate bzw. Jahre. Er war jünger, aber er wirkte keinesfalls so, wie Severus sich sein junges Selbst vorgestellt hatte. Er sah verbittert aus und kalt. So schön es war diese Fotos zu sehen, sie erzeugten irgendwo tief in seinem Magen ein Gefühl, das zwischen Trauer und Mitleid lag. Sorgfältig legte er die Ausschnitte zurück in die Mappe und griff nach der nächsten.

Als er schließlich alle Mappen durchgesehen hatte, begann er, die übrigen Gegenstände des Kartons hervorzuholen. Er schnupperte an dem Badezusatz in der kleinen Glasflasche und besah sich kleine Manschettenknöpfe in Form zweier Schlangen, die ein doppeltes S bildeten. „Die hast du dir von deinem ersten Gehalt als Lehrer gekauft.“ Erklärte Minerva und deutete dann auf den Flakon. „Du hast nicht nur unterrichtet, sondern auch Heiltränke für die Krankenstation gebraut. Und offenbar auch Badeöl.“ Fügte sie augenzwinkend hinzu.

Sie schien in Erinnerungen versunken und sprach sanft. In einem kleinen Behälter schwamm etwas und er beugte sich näher, um durch die trübe Flüssigkeit Einzelheiten zu erkennen, und zuckte keuchend zurück. Weder ekelte noch erschreckte er sich, es war lediglich ein kurzer Moment der Überraschung. Ein Auge blickte ihn an. Nun, vermutlich blickte es rein gar nichts mehr an, es war nur ein einzelnes Auge. Irritiert sah er mit einer hochgezogenen Augenbraue auf. Beide Frauen unterdrückten ein Schmunzel. Hermione hatte noch immer das Buch auf ihren Knien liegen, war aber anscheinend durch seine Reaktion neugierig geworden.

„Entweder Zaubertrankzutaten oder Dekoration, da bin ich mir nicht sicher.“ Zuckte Minerva mit den Schultern und ihr Grinsen gewann den Kampf gegen die Selbstbeherrschung, als sie sein verdutztes Gesicht sah. Er wusste nicht mehr, wer begonnen hatte, aber nach und nach begannen sie zu lachen. Die Atmosphäre war bis dahin nicht unangenehm, aber vor Erwartung angespannt gewesen. Jetzt lockerte sie sich und das erste Mal, seit er die beiden Frauen kannte, fühlte er sich in ihrer Gegenwart wirklich wohl.

Anstatt weiterhin die Objekte Stück für Stück herauszunehmen, sie aus kritischer Distanz zu betrachten und die wenigen dazugehörigen Worte Minervas abzuspeichern, schien es ihm fast natürlich, die Habe eines Fremden durchzugehen. Hermione hatte das Buch inzwischen zur Seite gelegt und sich vorgebeugt. Minerva redete bei diesem Treffen weit mehr als bei den Vorhergehenden. Überhaupt bestritt sie den Großteil des Gesprächs. Nur hin und wieder warf Hermimone etwas ein oder Severus fragte etwas nach.

Die Direktorin erzählte ihm davon, wie sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Sie hätte ihm am liebsten füttern wollen, so dürr sei er gewesen. Sie erzählte davon, wie gut er in der Schule gewesen wäre und wie gerne er gelesen hätte. Es waren Geschichten von einem Fremden, die er regelrecht in sich aufsog. Die Stimmung war gelöst und schlussendlich nutzte auch Hermione die Gelegenheit, die ein oder andere eigene Geschichte zu erzählen.

Er war offenbar wirklich ein ziemliches Arschloch gewesen, dennoch musste er lachen. Das Amusement, mit dem sich die beiden Frauen gegenseitig ergänzten oder aufforderten dieses oder jenes zu erzählen, war einfach ansteckend. Es war nicht angenehm zu wissen, dass sie in dieser Art von ihm redeten, aber andererseits war das Vergangenheit. Er selbst war nicht mehr so, wie er als Professor Snape gewesen war. Er war jetzt eine andere Person, mit anderer Vergangenheit und anderen Erlebnissen. Dass er bisher nur die Lightversion von Professor Snape zu hören bekam, wusste er nicht.

„Dein Gesicht beim Juleball war herrlich.“ Lachte Hermione gerade. „Ich bin sicher, dass du dir lieber Blutegel in die Unterwäsche gesteckt hättest, als auf einen Haufen pubertierender Schüler aufzupassen!“ Minerva stimmte in das Lachen mit ein.

„Diesen Blick hatte er schon als Schüler drauf! Horace war ganz schön eingeschnappt, als du ihn das erste Mal so angesehen hast. Horace Slughorn war übrigens dein Zaubertranklehrer und dein Vorgänger in Hogwarts. Anfangs war er total begeistert, einen so interessierten Schüler zu haben, aber noch bevor du deinen Abschluss hattest warst du besser als er. Er wollte dich unbedingt in seinem Slug-Club haben und immer wieder hast du abgelehnt.

Er dachte, du könntest nicht ablehnen, wenn er dich vor Anderen in der großen Halle fragt, aber du hast... warte... was hast du nochmal gesagt? Achja, du sagtest, dass seine Mittelmäßigkeit dein akademisches Ansehen nur mindern könne. Dass du ihn derart bloßgestellt hast, hat er dir nie verziehen.“ Die Frauen lachten auch über diese Episode, aber Severus Lächeln war nur noch aufgesetzt.

Er fühlte sich schuldig und das, obwohl nicht einmal wirklich er selbst diesen Slughorn gedemütigt hatte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass weder Hermione noch Minerva ihm bisher ihre persönlichen Erlebnisse mit ihm geschildert hatten. Inzwischen waren sie schon fast drei Stunden hier und doch hatten sie sich meist allgemein gehalten. Die beiden waren heute mit Abstand so offen zu ihm wie noch nie und trotzdem hatte er das Gefühl, dass sie nur an der Oberfläche kratzten.

Seine Stirn legte sich in Falten und einige Minuten betrachtete er die beiden so unterschiedlichen Freundinnen schweigend von seinem Sessel aus. „Und was ist mit euch?“ Fragte er schließlich, als sich die beiden gerade von ihrem Lachanfall erholten. Sie sahen ihn fragend an.

„Ihr habt mir erzählt, dass ich ein strenger Lehrer war... dass ich meine Schüler allen anderen vorgezogen habe... dass ich vor allem etwas gegen die Gryffindors hatte, zu denen du gehört hast, Hermione... dass ich euch meist Kessel schrubben ließ, wenn ihr Nachsitzen hattet... dass ich ziemlich gemein zu einigen Leuten war. Und so weiter und so fort. Aber wie war ich zu euch? Was habt ihr damals von mir gehalten?“

Ihre Gesichter waren vom Lachen noch errötet und die Mundwinkel nach oben gezogen, aber der Glanz aus ihren Augen begann zu verschwinden. Kurz tauschten sie einen etwas unsicheren, vielleicht auch unbehaglichen Blick, bevor sich Minerva räusperte. „Ganz am Anfang, als junger Schüler, warst du extrem still und zurückgezogen. Naja, genau genommen hat das nie aufgehört, aber als Kind warst du irgendwie noch etwas anderes... schüchtern, ja, das passt.

Den meisten Schülern bist du so gut wie möglich aus dem Weg gegangen und den Lehrern gegenüber warst du fast noch zurückhaltender. Du warst einer der Besten in deinem Jahrgang, warst zurückhaltend und arm... einige andere Schüler haben dich immer wieder geärgert. Du hast dich noch mehr in deine Bücher vergraben und wurdest noch besser, aber noch verschlossener. Den Lehrern gegenüber hast du dich, von dem einen Mal abgesehen, immer anständig verhalten, auch wenn merkte, dass dich einige davon wirklich genervt haben. Ich gehörte sicher dazu...

Ich weiß nicht genau, wie ich damals zu dir stand. Das hat sich in den vielen Jahren so oft geändert... Anfangs, denke ich, warst du mir irgendwie unheimlich, aber du hast mir auch leid getan...“ Sie lächelte vorsichtig. „Am Ende deiner Schulzeit mochte ich dich definitiv nicht. Als du Lehrer wurdest habe ich dir misstraut, aber nach und nach haben wir uns zusammengerissen und später würde ich sagen, waren wir so etwas wie Freunde. Zumindest denke ich das.“ Dass sie ihn nach dieser Zeit noch mehrere Monate lang abgrundtief gehasst hatte, verschwieg sie ihm.

Das hätte bei ihm zu viele Fragen aufgeworfen, die sie noch nicht beantworten wollte. Severus sah auffordernd zu Hermione, die in Gedanken versunken zugehört hatte. „Du warst... eine Herausforderung.“ Ihre Umschreibung ließ ihn seine Augenbraue fragend heben.

„Mit strengen Lehrern kam ich klar, aber du warst noch dazu ungerecht und gemein. Das war nicht immer leicht für mich. Für Gryffindors gab es kein Lob. Das Beste, was man erreichen konnte war, dass du einen ignoriert hast. Nicht zu viel tun und nicht zu wenig. Nicht unaufgefordert reden oder dich zu lange ansehen und so weiter...“ „Hast du dich daran gehalten?“ Wollte Severus wissen, was sie grinsen und den Kopf schütteln ließ.

„Nein. Kaum ein Gryffindor hat das getan. Aber je älter ich wurde, desto weniger hattest du mich im Visier. Eine Art Waffenruhe. Ich habe dich zwar nach wie vor mit meinen Hausarbeiten genervt, aber meist darauf verzichtet dich anzusprechen. Ich habe dich zwar nicht gemocht, aber respektiert und ich denke, dass auch du mich zum Schluss zumindest ein klein wenig respektiert hast.“

Severus atmete tief durch. Hermione hatte ihn nicht gemocht und Minerva war sich nicht einmal wirklich sicher, ob sie befreundet gewesen waren. Das malte kein gutes Bild von seinem früheren Selbst. Und trotzdem waren sie beide hier.

„Ich denke, ich mache mir einen Tee. Möchtet ihr auch welchen?“ Fragte Severus, während er schon auf halbem Weg in die Küche war. „Ähm... gerne. Irgendwas mit Kräutern.“ Hörte er Hermione halblaut sagen, während Minerva dankend ablehnte. Er hatte keinen wirklichen Durst, er brauchte nur einen kurzen Moment für sich.

Er war froh endlich mehr über die Person Severus Snape erfahren zu haben, auch wenn es nicht unbedingt besonders positiv gewesen war, aber er merkte so langsam, dass sich seine Reseven erschöpften. Immerhin wollte er so viel erfahren wie möglich, doch er hatte nicht gedacht, dass es emotional so anstrengend werden würde.

Für heute würde er das Treffen auflösen, beschloss er. Den Rest des Tages würde er allein verbringen. Einkaufen, kochen, vielleicht putzen und am Abend einfach nur fernsehen. Nichts anspruchsvolles, einfach nur das übliche Abendprogramm zum abschalten. Bis zum nächsten Treffen hätte er sicher einige Fragen zu den Einzelheiten, aber jetzt war alles noch zu frisch. Er müsste nachdenken... mal wieder.

Er hatte den Wasserkocher gefüllt, Tassen und Tee bereitgestellt und war zurück ins Wohnzimmer gegangen. „Ich denke, nach dem Tee sollten wir für heute Schluss machen.“ Sagte er und ließ sich in seinen Sessel fallen. „Mein Kopf dröhnt schon von alldem, was ich heute erfahren habe, ich brauche jetzt einfach ein wenig Ruhe.“ Er fuhr sich mit den Händen über Gesicht und Haare, bevor er zu den beiden hinübersah.

„Keine Sorge, es geht mir gut. Ich bin froh, dass ihr mir das erzählt habt. Es war einfach nur ein wenig viel für einen Tag.“ Fügte er müde lächelnd hinzu, als er ihre besorgten Gesichter sah. Die zwei Frauen nickten verstehend. Einen Moment lang sahen sie sich nur an, bevor sich Minerva räusperte und aufstand. Fein säuberlich fegte sie nicht sichtbare Krümel von ihrem Kleid.

„Entschuldigt, aber ich denke, ich werde dann jetzt schon gehen. Ich bin schon viel zu lange weg. Wenn das so weitergeht dichtet man mir noch eine Liebschaft an. Allen voran Poppy und Filius. Ich melde mich bei dir Hermione, wenn ich etwas von Kingsley weiß und bei dir Severus, wenn ich noch etwas für dich finde.“

Sie umarmte beide, nickte ihnen zu und mit einem leisen Plopp war die Direktorin verschwunden. Hatte er sie gekränkt? Ihr Aufbruch wirkte so... überstürzt. Offenbar ahnte Hermione, was sein neuerliches Stirnrunzeln bedeutete. „Nimm es ihr nicht übel, sie hat viel um die Ohren und wollte eigentlich schon vor einer Stunde wieder in Hogwarts sein.“

Das Klicken aus der Küche, als sich der Wasserkocher abschaltete, erinnerte die beiden wieder an den Tee, den sie trinken wollten. Schweigend saßen sie sich gegenüber und nippten an ihren Tassen. Beide fühlten sich ausgelaugt. Er durch alles, was er gehört hatte und sie durch alles, was sie gesagt hatte.

Es hatte einen großen Vorteil, dass sie jetzt wussten wo Severus lebte. Wenn sie ihn jetzt besuchen wollten, könnten sie direkt vor seine Haustür apparieren, dachte Hermione, als auch sie sich für ihre Abreise bereit machte. Vorsichtig zog sie ein abgegriffenes Buch aus ihrer Tasche und reichte es ihm. Die Diagnosebücher, die sie zu Beginn des Treffens aus seiner Box genommen hatte, verstaute sie mit einer schnellen Bewegung in ihrer Tasche.

„Die Geschichte Hogwarts’“ Sagte sie und deutete auf den Wälzer, den sie zusammen mit den Kleidern für Minerva aus dem ersten Stock ihres Elternhauses geholt hatte. „Das erste Buch, das ich gelesen habe, nachdem ich von meiner magischen Natur erfahren habe. Es hat zwar nicht viel mit deiner persönlichen Vergangenheit zu tun, aber vielleicht möchtest du ja trotzdem reinschauen.“

Lächelnd sah er auf das Buch in seinen Händen. Heute würde er es nicht mehr lesen, vielleicht auch nicht morgen, aber früher oder später mit Sicherheit. Vielleicht war es sogar genau das, was er brauchte. Etwas, was ihn mit dieser unbekannten Welt vertraut machte, die er bislang noch nicht gesehen hatte. Ein wenig Hintergrund für seine eigene Geschichte. Er nickte Hermione zu, umarmte sie zum Abschied und sah zu, wie sie verschwand.


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