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Fanfiction

Amnesia - Wer wärst du ohne Vergangenheit? - Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

von Zareyja

Hermione hatte schon am Abend des letzten Treffens mit Minerva begonnen, ihre Erinnerungen an Professor Snape durchzugehen. Es war anstrengender gewesen, als sie sich vorgestellt hatte. Ihre Gedanken waren von einer Erinnerung zur nächsten gesprungen ohne jedwede Chronologie oder sonstige Ordnung.

Sie hatte sich zwingen müssen, ihre Schuljahre der Reihe nach durchzugehen um Szenen zu finden, die sie Severus präsentieren konnte ohne eine vielleicht wichtige zu übergehen. Nach den ersten beiden Jahren hatte sie Kopfschmerzen bekommen und dieses Projekt erst einmal zur Seite gelegt und nach ihrem Handy gegriffen.

Sie hatte sich gerade mit zwei Fingern ihre Nasenwurzel massiert und war gedanklich gegen ihren Willen bereits zu ihrem dritten Schuljahr gewandert, als er den Anruf angenommen hatte und sie zusammenzucken ließ. Das Telefonat war wie üblich kurz gewesen und hatte sich darauf beschränkt, wann und wo sie sich das nächste Mal treffen würden und dass Minerva einige Unterlagen mitbringen würde. Nach einer kurzen Notiz an die Direktorin hatte sie ihren Tag für beendet erklärt und war ins Bett gegangen.

Inzwischen waren ihre Eltern in der Praxis und sie saß mit einer Tasse Kaffee am Küchentisch, vor ihr die Liste tauglicher Erinnerungen, die sie begonnen hatte. Gestern hatte sie drei weitere Jahre ihrer Schulzeit nach Szenen durchforstet. Zu viele sollten es nicht sein um ihn nicht zu überfordern, aber die passenden Erinnerungen waren ohnehin nicht so zahlreich, wie die weniger guten, die sie ihm vorerst ersparen wollte.

Sie blickte hinunter auf die kurze Liste und kaute nachdenklich auf dem Ende ihres Bleistifts herum. Sieben positive oder zumindest neutrale Erinnerungen hatte sie bisher notiert, aber sie hatte noch zwei Jahre an Erinnerungen vor sich, die sie würde durchgehen müssen. Egal ob sie noch andere passende Erinnerungen fand oder nicht, für ein einziges Treffen wären es zu viel.

Immerhin sollte er auch Zeit haben, das Gesehene zu verarbeiten. An sich waren sieben gute Erinnerungen nicht wirklich viel, aber obwohl sie sehr viel mehr positive Erinnerungen an andere Lehrer hatte, schienen ihr die an Professor Snape besonders intim. Vermutlich einfach deswegen, weil sie so selten waren.

Sie lehnte sich tiefer in die Stuhllehne und schloss die Augen, während sie begann, die verbliebenen Erinnerungen zu durchforsten. Schlussendlich hatte sie neun Sequenzen ausgesucht. Sie würde ihm diese Szenen, sofern Minerva tatsächlich ein Denkarium hatte, an zwei oder drei verschiedenen Tagen zeigen. Auch wenn es jeweils nur wenige Sekunden waren, so wäre es doch jeweils genug zum nachdenken.

Samstag würde sie mit Minerva sprechen. Sie hatte ihre frühere Lehrerin absichtlich früher zu sich bestellt und hoffte, dass die jetzige Direktorin dann tatsächlich Zeit hatte. Aber sie zweifelte nicht daran. Unter der Woche wäre es für Minerva schwieriger gewesen, doch am Wochenende war sie, soweit Hermione wusste, flexibler in ihrer Tageseinteilung.

Sie hätten dann noch etwa eine Stunde um über die Idee mit den Erinnerungen zu reden und Hermione könnte noch einen schnellen Blick in die Diagnoseunterlagen werfen, bevor sie gemeinsam zum Bahnhof aufbrechen würden um dort Severus abzuholen.

Sie legte ihre eigene Liste zur Seite und griff nach dem Zettel, den ihre Mutter auf der Anrichte für sie hinterlassen hatte. Den Großteil des Tages hatte Hermione nichts zu tun. Außer natürlich zu lernen und das Severuspuzzle, wie ihre Mutter es nannte. Es tat gut hin und wieder etwas anderes zu tun und so hatte sie ihren Eltern angeboten, für den Zeitraum ihres Aufenthalts die lästigen Haushaltsplichten zu übernehmen. Kochen, putzen, einkaufen und was sonst noch anfiel.

Nur im Garten hatte sie nichts zu suchen. Selbst das Jäten von Unkraut durfte sie nur unter Aufsicht ihres Vaters durchführen, weil sie bereits mehr als einmal Pflanzen ausgerissen hatte, die sich nachträglich nicht als Unkraut herausstellten. Die kleinen Sprösslinge sahen für sie einfach alle gleich aus und wenn sie inzwischen überhaupt ihrem Vater zur Hand ging, dann in der Art, dass sie das Grün zwischen den Steinen des Gartenweges herauskratzte. Da konnte man nicht viel falsch machen.

Sie besah sich die hinterlassene Notiz. Das meiste auf der Liste waren Lebensmittel und andere Kleinigkeiten, die sie ein paar Ecken weiter kaufen könnte. Nur für das Holzpflegemittel müsste sie in die Stadt. Sie beschloss, erst einmal den größeren Einkauf hinter sich zu bringen und anschließend in die Stadt zu fahren. Vielleicht würde sie selbst noch etwas shoppen um auf andere Gedanken zu kommen.

Der Weg zum Supermarkt dauerte etwa zwanzig Minuten. An der Kasse arbeitete eine der Nachbarinnen ihrer Eltern, die Hermione erkannte, obwohl sie diese erst drei- oder viermal gesehen hatte. Da niemand sonst darauf wartete zu bezahlen, kam Hermione um den üblichen Smalltalk nicht herum. Ob ihr das aktuelle Wetter gefallen würde, wie das Studium liefe und wie lange sie noch bei ihren Eltern wäre, wollte die Dame wissen.

Das Wetter sei angenehm in den letzten Tagen, das Studium liefe gut und sie wüsste es noch nicht genau. Hermione musste sich bemühen, nicht ungeduldig zu wirken. Zwar hatte sie jede Menge Zeit, aber sich mit halbfremden Personen zu unterhalten lag ihr einfach nicht. Eine halbe Stunde später stand sie wieder in der Küche ihrer Eltern und begann damit, die Einkäufe einzuräumen. Kochen würde sie, wenn sie aus der Stadt zurückkäme.

Das Holzpflegemittel war schnell gekauft. Lustlos strich sie durch die kleinen Geschäfte der Stadt, besah sich ein Kleid hier, ein Paar Schuhe dort. Eigentlich hatte sie gehofft etwas zu finden, was nicht in gleicher und noch viel vielfältigerer Art in London an jeder Straßenecke zu finden war. Es musste ja nichts außergewöhnliches sein, aber eben etwas, das nicht in Massen verkauft wurde.

Leider war die Auswahl weit geringer als die, die sie in London hatte und noch dazu waren die meisten Geschäfte Teile von Ketten, die es auch dort gab. An der Ecke sah sie ein unscheinbares Second Hand Geschäft, das ihr bisher entgangen war. Die Fassade wirkte eher steril. Als ihr Blick den Laden das erste Mal gestreift hatte, hatte sie mit einer Reinigung oder einem Waschsalon gerechnet.

Erst als sie das Geschäft betrat erkannte sie, dass der Verkaufsraum schlauchartig weit nach hinten reichte und ein breit gefächertes Angebot an Kleidung bereithielt. Hier verbrachte sie mehr Zeit, als in den anderen Geschäften zusammen. Kaum ein Objekt war mehr als einmal vorhanden, so musste sie wirklich jedes Stück einzeln betrachten.

Vermutlich war vieles davon längst aus der Mode, aber mit Mode kannte sie sich ohnehin nicht sonderlich gut aus und wählte einfach, was ihr gefiel. Mit zwei großen Plastiktüten verließ sie das Geschäft. Für das Geld hätte sie woanders nicht einmal eine halbvolle Tasche mitnehmen können. Nach diesem Marathon lachte sie jeder Eissalon, an dem sie vorbeikam, verführerisch an. Aber sie war nur wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt und wollte Severus, da sie bereits in der Nähe war, einen kurzen Besuch abstatten.

Eine Frau, etwas älter als ihre Mutter, war gerade dabei Zeitschriften zu sortieren und sah auf, als Hermione eintrat. Wenn sie sich nicht irrte, war das die Frau, der Severus bei ihrer ersten Begegnung zugerufen hatte, er würde in die Pause gehen. Also war das vermutlich seine Chefin Scarlet. „Hallo, ich bin Hermione Granger.“ Stellte sie sich höflich vor. „Ich suche Edward. Ist er hier?“

Sie wusste nicht, wieviel ihr Severus erzählt hatte und selbst wenn er absolut offen gewesen war, so war sie sich doch nicht absolut sicher, dass dies wirklich Scarlet war. Der Name Edward war ihr inzwischen wieder fremd geworden, aber bis zum jetztigen Zeitpunkt hatte er diese Identität behalten und so war es wohl besser, diesen Namen zu verwenden.

Die Frau lächelte sie mit funkelnden Augen an und nickte. „Sicher, ich hole ihn eben.“ Antwortete sie und wandte sich ab. Bereits nach zwei Schritten überlegte sie es sich anders und kam zu Hermione zurück. „Kommen Sie doch direkt mit.“ Forderte sie die junge Frau auf, nahm ihr eine der Plastiktüten ab und griff nach der nun freien Hand um sie sich auf den eigenen Unterarm zu legen, als wären sie alte Freunde.

„Severus bedeutet das wirklich viel.“ Flüsterte sie, als sie langsam in Richtung einer der hinteren Türe gingen. Es war also wirklich Scarlet. Zumindest falls Severus sich an das Versprechen gehalten hatte, niemandem sonst etwas zu berichten und davon war auszugehen. Immerhin wollte er sicher nicht das Risiko eingehen, von Reportern belagert zu werden, die sein Wiederauftauchen zur nächsten Tagesmeldung machen wollten. Es war zwar unwahrscheinlich, dass ein Mitglied der magischen Zeitungswelt Kontakte in diese Gegend hatte, aber das wusste er ja nicht.

„Und ich danke Ihnen, dass Sie sich um ihn kümmern Hermione.“ Offenbar rechtfertigte der Altersunterschied in den Augen der Frau, ihr Gegenüber ohne Nachfrage beim Vorname zu nennen. Hermione war es recht. „Aber es ist schwer für ihn.“ Sie waren an der Tür angekommen. „Mach es ihm nicht noch schwerer. Bitte.“ Ihre Augen waren ernst und traurig, obwohl sie lächelte. Scarlet wartete nicht auf eine Antwort, sondern öffnete die Tür. „Hier ist jemand, der dich sehen will Severus.“

Hinter einem, mit Papieren übersähten, dunklem Schreibtisch saß ihr ehemaliger Lehrer und guckte einen Moment verwirrt, als er trotz des Besuchs mit diesem Namen angesprochen wurde. Doch dann fiel sein Blick auf Hermione und ein Lächeln ersetzte den verkniffenen Zug des Mundes. Er lies sich schnell zu einem kurzen Besuch des Cafés überreden.

Die Auswahl an Eis war nicht sonderlich groß, aber ausreichend. Bei einem kleinen Eisbecher für sie und einem Eiscafé für ihn unterhielten sie sich über seichte Themen, bis sie auf das eigentliche Thema kamen, dass sie beide verband. Severus erzählte ihr von dem kleinen Park, in dem er nach der Offenbarung seiner Identität gesessen hatte.

Sie kannte den Park. Wobei der Ausdruck Park wirklich ein wenig mehr versprach, als das bisschen Grün halten konnte. Aber es war dennoch nett dort. Er lag an wenig befahrenen Straßen und die Bäume schluckten einen Großteil des umgebenden Verkehrslärms. Es gab Banken und Baumstümpfe, die zum Rasten einluden, saftige Wiesen und einen sich verzweigenden, gepflasterten Fußweg. Er erzählte von den Gedanken, die er gehabt hatte, und von dem angenehm leichten Gefühl in seiner Brust, als er nach seiner Entscheidung die letzten Minuten Fußweg zu seiner Wohnung zurückgelegt hatte. Es war ein angenehmer Abschluss ihrer Shoppingtour.

Scarlets Worte klangen ihr in den Ohren, als sie sich anschickten zu bezahlen. Viel hatte sie ihr nicht gesagt, aber Hermione hatte eine Ahnung, was die Frau mit ihrer Bitte gemeint hatte. Minerva und sie hatten Severus noch immer weitgehend im Dunkeln gelassen. Natürlich lag das daran, dass sie selbst nicht genau wussten, wie es weitergehen sollte und sich von Treffen zu Treffen hangelten, aber auch daran, dass sie ihn schonen wollten. War es vielleicht genau der falsche Weg? Wäre es besser ihn direkt mit der vollständigen Wahrheit zu konfrontieren?

Nein. Dies hier war Severus, nicht Professor Snape. Er war nicht mehr der abgehärtete Spion, sondern ein zurückhaltender Buchhandlungsangestellter. Ihm wirklich alles sofort zu erzählen würde ihn überfordern, aber nach und nach müssten sie ihn an die Wahrheit heranführen. Ihr graute davor. Sie dachte nicht wirklich, dass er sie wieder angreifen würde, sie hatte eher Sorge, dass ihn das Wissen belasten würde.

„Wenn wir uns treffen bringt Minerva mir auch ein paar Unterlagen mit. Ich weiß nicht, ob sie uns wirklich helfen können, aber vielleicht können wir damit dein Problem zumindest ein wenig eingrenzen.“ Erzählte sie ihm, als sie bereits auf dem Weg zurück ins Geschäft waren. Sie wollte ihm keine zu großen Hoffnungen machen, aber ihm zumindest zeigen, dass sie weiterhin versuchten ihm zu helfen. Seine Augen funkelten als er diese Nachricht hörte. „Danke, einen Versuch ist es wohl wert.“ Sagte er nach kurzem Zögern, als sie sich vor dem Haupteingang des Bahnhofs trennten.

Punkt 13 Uhr klopfte es am Samstag an der Glastür zum Garten, hinter der eine ungeduldig wirkende Minerva darauf wartete eingelassen zu werden. Nach einer schnellen Begrüßung griff Minerva in ihren Mantel und holte eine kleine Pappschachtel heraus. Auf dem Tisch abgestellt, vergrößert und geöffnet offenbarte der stockfleckige Karton einige aufeinandergestapelte Mappen.

Durch den Transport waren sie nicht mehr so ordentlich gestapelt, wie sie die Direktorin vermutlich hineingelegt hatte und unter einem Pappdeckel lugte die Ecke eines vergilbten Pergaments hervor. Neugierig griff sich Hermione die oberste Mappe und blätterte die enthaltenen Zeitungsausschnitte durch. Am liebsten hätte sie die Texte direkt gelesen, aber erst einmal wollte sie sich einen Überblick verschaffen und mit Minerva sprechen. Vielleicht hätte sie danach ja noch ein wenig Zeit.

Die nächste Mappe enthielten eine Geburtsurkunde und Zeugnisse. Wirklich verlockend, aber auch das müsste warten. In der letzten Mappe fand sie Unterlagen zu seiner Arbeit als Professor und einige private Notizen. Am Boden des Kartons lagen ein paar persönliche Gegenstände. Schmunzelnd strich sie über den schwarzen Stoff, der vermutlich zu einem seiner Gehröcke gehörte, wie sie anhand der Knöpfe mutmaßte.

Sie nahm ihn nicht heraus und auch die anderen Dinge, die an den Seiten und vielleicht noch unter dem Stoff lagen, beachtete sie nicht. Sie war neugierig, aber es fühlte sich falsch an diese Gegenstände näher zu betrachten. „Es ist nicht viel...“ setzte die Direktorin an schien aber nicht recht zu wissen, wie sie den Satz beenden sollte. „Nein, nein das ist gut.“ Erlöste Hermione sie.

„Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass es wirklich viel gibt, was wir ihm jetzt schon zeigen können, ohne ihn erneut zu traumatisieren. Hast du die Diagnosesprüche dabei?“ Sie brannte darauf endlich etwas wirklich Sinnvolles tun zu können um Severus zu helfen, aber sie war nervös. Sie versuchte die lauernde Frage, was sie tun würden, wenn sie ihm nicht helfen konnten, mit nur geringem Erfolg zu verdrängen und sah die Direktorin auffordernd an.

„Im Karton, ganz unten.“ Nun musste sie doch den Stoffballen herausnehmen. Als sie ihn an ihre ehemalige Lehrerin weiterreichte um die Hände frei zu haben entrollte sich der Stoff. Es war tatsächlich ein Gehrock, wie sie bemerkte. Zusammen mit anderen kleinen Gegenständen, lagen am Boden zwei Bücher. „Du hast die kompletten Bücher mitgenommen?“ „Kopiert.“ Korrigierte Minerva sie.

„Die Gelegenheit war günstig und ich wusste nicht genau, welche Sprüche wir brauchen können.“ „Eine gute Idee.“ Stimme die jüngere Frau ihr zu und schlug das erste der beiden Bände auf. Jetzt sah sie selbst, dass es sich um eine Kopie handelte, aber eigentlich war das sogar noch besser. Die Kopien konnte sie so lange behalten, wie sie sie brauchen würde.

Schnell überflog sie beide Inhaltsverzeichnisse, bevor sie die Bücher auf den niedrigen Couchtisch legte. Sie hatte schon eine erste Idee, welche Einträge sie benutzen könnten, aber sie müsste sich später noch alle durchlesen um sicher zu sein. Minerva hatte sich inzwischen in einen der Sessel fallen lassen und die Schuhe ausgezogen. „Und jetzt sag mir, weshalb ich schon so früh hier bin. Wenn ich mich recht erinnere hat Severus noch nicht Feierabend.“

Hermione selbst setzte sich auf das Sofa und platzierte ihre angewinkelten Beine auf der Sitzfläche neben ihr. „Hast du ein Denkarium?“ Fragte sie geradeheraus. Die Direktorin runzelte die Stirn. „Ja, weshallb?“ Einen kurzen Moment später hatte sie bereits erkannt, welcher Gedanke Hermione durch den Kopf gegangen war und fuhr fort, noch bevor diese antworten konnte.

„Du denkst daran, ihm Erinnerungen zu zeigen?“ „Nicht heute, aber ja. Das heißt, falls wir sein Gedächtnis heute nicht wieder herstellen können. Vielleicht hilft das ja zusätzlich seine eigenen Erinnerungen anzuregen.“ Nachdenklich tippte sich die ältere Frau mit dem gestreckten Zeigefinger gegen ihre geschlossenen Lippen. „An sich eine gute Idee, aber es könnte schwierig werden.“ „Weshalb?“

„Mein Denkarium, eigentlich ist es das Denkarium des jeweiligen Direktors, ist zu schwer und sperrig um transportiert zu werden. Severus müsste ins Schloss um es zu benutzen.“ „Dann ist es nicht möglich es zu schrumpfen?“ Fragte Hermione wenig hoffnungsvoll nach. „Nein, bei einem Denkarium funktioniert das nicht. Die Schutzzauber verhindern das.“ „Dann muss das mit den Erinnerungen wohl noch warten.“ Seufzte Hermione enttäuscht. Man lernte eben nie aus.

Nach der direkten Wiederherstellung seines Gedächtsnisses war das ihr Plan B gewesen. Bevor sie Severus ins Schloss schmuggeln könnten, sollten sie allerdings wenigstens bis zu den Ferien warten und vielleicht sollte er bis dahin die Geschichte Hogwarts lesen um über Geister, sich bewegende Treppen und Gemälde informiert zu sein. Minerva schien noch immer zu überlegen.

„Ich frage mich, wie man das Ding damals in das Direktorenbüro geschafft hat... vielleicht wurde es direkt dort gefertigt... Aber das ist ja jetzt auch egal. Ich weiß, dass Filius ein Reisedenkarium hat. Er würde es uns sicher leihen, aber vielleicht müssten wir ihn dazu einweihen.“ „Verstehe... und was ist mit Kingsley? Das Ministerium hat doch sicher auch so ein... Reisedenkarium.“ „Mh... haben sicher. Ob Kingsley es einfach so mitnehmen kann ist eine andere Frage.“

Schon wieder diese lästige Zweischneidigkeit. Die neuen Kontrollmechanismen im Ministerium boten einen höheren Schutz der Bevölkerung vor Willkür. Aber vor ein paar Jahren wäre es eindeutig einfacher gewesen sich das Wegblicken einer Wache zu erkaufen! Hermione seufzte. „Na dann... Filius oder Kingsley?“ Minerva wiegte ihren Kopf überlegend von einer Seite zur anderen.

„Lass und erst Kingsley fragen. Filius können wir später immernoch einweihen, wenn es nötig sein sollte. Ich kümmere mich darum und gebe dir dann bescheid.“ Hermione nickte und warf einen Blick auf die Wanduhr. Ihre eigene Neugierde auf die Bücher und Mappen müsste warten. „Gut, dann lass uns jetzt Severus abholen.“ Sagte sie und stand auf.

Inzwischen hatte es Hermione aufgegeben in der Muggelwelt vollständig auf Magie zu verzichten. Zum einen war sie ohnehin gerade in magischer Begleitung und die Busfahrt daher noch lästiger als sonst und zum anderen hatte sie in den letzten Wochen ohnehin schon so oft gegen ihr eigenes Verbot verstoßen, dass sie es auch gleich fallen lassen konnte. Lediglich unauffällig sollte es sein.

Minerva wollte sich gerade zur Apparation bereitmachen, als Hermione sie noch einmal zurückhielt und auf ihre Kleidung deutete. „Ich hol dir ein paar Sachen meiner Mutter.“ Das Geräusch von Hermiones Schritten auf der Treppe wurde leiser, verschwand und kehrte wenig später zurück. Mit einem Wisch ihres Zauberstabes tauschte sie ihr Kleid und den Umhang gegen eine Hose und etwas, das Hermione als T-Shirt bezeichnete.

Ein weiteres Mal musste sie das T-Shirt behexen, weil sie es anscheinen falsch herum angezaubert hatte, dann schien die jüngere Frau zufrieden. Sie packte Minervas Kleidung zusammen mit Severus Habe und den Büchern in den Karton, verkleinerte ihn und plazierte die Schachtel anschließend in ihre Handtasche. Ein Nicken und ein Augenblinzeln später standen sie auf dem gut besuchten Vorplatz des Bahnhofs. Niemand beachtete sie; Muggel waren ja so berechenbar!

Zusammen gingen sie auf den Eingang zu. Am Rand ihrer Aufmerksamkeit bemerkte Hermione, dass die Frau, die in dem kleinen Café gerade ein älteres Pärchen bediente, die gleiche war, die bei ihrem ersten Treffen auch Severus und sie bedient hatte. Das Glöckchen bimmelte, als sie später aus der Einganshalle in den Buchladen traten. Die Besitzerin hörte auf Quittungen zu sortieren und strahlte sie an.

„Ah, Hermione, schön Sie zu sehen.“ Sie guckte kurz durch das von ihnen abgesehen leere Geschäft bevor sie an die Direktorin gewandt fortfuhr. „Und Sie sind Minerva?“ Diese nickte, auch wenn es ihr nicht besonder gefiel von der Dame mit ihrem Vornamen angesprochen zu werden. „Sie kommen mir bekannt vor.“ Scarlet legte den Kopf überlegend schief. „Das kann sein, ich war schon einmal hier.“

Hermione warf ihrer ehemaligen Lehrerin einen kurzen fragenden Blick zu, ahnte aber bereits, was die Direktorin hierher getrieben hatte. Minerva zwinkerte ihr kurz zu. An dem Tag, an dem Severus erfahren hatte, wer er tatsächlich war, hatte er ihnen gesagt, dass er seiner Chefin von dem Treffen erzählt hatte. Sie hatte geglaubt zu sehen, dass Minerva sich dessen annehmen wollte und offenbar hatte sie das auch getan.

Scarlet bekam von dieser stummen Kommunikation nichts mit, weil sie gerade in dem Moment damit beschäftigt gewesen war, einen Slalon zwischen Kassentresen und zwei Zeitschriftenständern auf dem Weg zu den beiden Frauen zurückzulegen. „Severus ist im Büro. Ich hole ihn schnell.“ Gab ihnen Scarlet zu verstehen und wuselte an ihnen vorbei zu der bereits bekannten Tür an der Rückseite.

„Ich habe mir erlaubt sie mit einem Schweigezauber zu belegen.“ Flüsterte Minerva Hermione zu. „Sie kann nur mit Eingeweihten über uns, Severus oder Magie reden.“ Die jüngere Frau nickte. Ihr gefiel der Gedanke nicht besonders, weil sie wusste wie wichtig diese Frau für Severus war. Er wäre nicht begeistert wenn er wüsste, dass an ihr herumgezaubert wurde. Aber so ein Schweigezauber war weder kompliziert noch unauflösbar.

Im Gegensatz zu Severus würde sie keinen Schaden davon tragen und vielleicht nicht einmal merken, dass sie manipuliert worden war. Magier erkannten es, wenn ein solcher Zauber auf ihnen lag, es gab gewisse Anzeichen. Aber ein Muggel würde diese nicht zu deuten wissen. Zumindest hoffte Hermione das. Gerade trat die Frau mit Severus zurück in den Verkaufsraum. Sie flüsterte ihm leise etwas zu, dann umarmte sie ihn und schickte ihn mit einer Geste zu den beiden Frauen.

„Einen schönen Tag noch!“ Rief sie den wenig einträglichen Besuchern zu, die sich ebenso verabschiedeten und Severus beinahe in Richtung Tür folgten. „Warte!“ Sagte Hermione und winkte ihre Begleiter in eine von außen nicht einsehbare Ecke des Geschäfts. Sie legte eine Hand auf Severus’ Arm, die andere auf den von Minerva, die schneller begriffen hatte was nun folgen würde, nickte Scarlet zu und apparierte. Zurück blieb eine staunende und ziemlich sprachlose Frau.


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