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Fanfiction

Amnesia - Wer wärst du ohne Vergangenheit? - Vergangenheit und Zukunft

von Zareyja

A/N: Meinem Handgelenk geht es langsam wieder besser, auch wenn es noch nicht vollkommen schmerzfrei ist. Wie gut, dass ich vor der Veröffentlichung einige Kapitel auf Vorrat geschrieben habe, so dass ich nicht aussetzen musste. Leider ist dieser Puffer verbraucht und muss nach und nach neu angelegt werden :-(.
_____


Kapitel 16: Vergangenheit und Zukunft
_____

Minerva war sich ziemlich sicher, dass es eine gute Idee war, die Bücher komplett zu kopieren. In der Kürze der Zeit hätte sie die entsprechenden Sprüche nicht gefunden und so müsste sie sich nicht in der Nacht als Kleinkrimminelle betätigen und den Schrank aufhexen.

Die beiden Bücher lagen schwer in ihrer inneren Manteltasche und eine Kante drückte unangenehm gegen ihre unteren Rippen, als sie zügig die Gänge entlang schritt. Zum Glück hatte sie grundsätzlich einen ziemlich forschen Schritt, wer rastet der rostet, deshalb würde sich wohl niemand über ihre scheinbare Eile wundern.

Ihrem eigenen Geschmack nach ging sie allerdings nicht schnell genug. Sie konnte es kaum erwarten, die Kopien endlich im Büro abzulegen. Sie wusste, dass sie Gespanster sah, im übertragenen Sinne. Niemand würde die Ausbeulung ihres Mantels bemerken und selbst wenn, wer würde schon daran denken was sie dort verbarg und weshalb? Niemand! Trotzdem spürte sie ein stetigs Kribbeln der Nervosität, das so langsam lästig wurde. Noch vier Gänge, dann wäre sie am Wasserspeier. Noch drei, noch zwei...

„Huaa!“ Sie stieß einen kurzen schrillen Schrei aus und trat einen großen Schritt zurück, als unerwartet ein Gesicht vor ihr auftauchte. Der Inhaber des Gesichts war nicht weniger überrascht, guckte sie aber nur verdutzt an. „Verzeiht Direktorin, ich wollte euch nicht erschrecken.“ Entschuldigte er sich artig.

„Schon in Ordnung Sir Nikolas. Ich war nur in Gedanken und etwas unaufmerksam.“ Nickte sie ihm zu und strich eine Strähne, die sich aus ihrem strengen Dutt gelöst hatte, hinter ihr Ohr. „Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag.“ Nick klappte zum Abschied seinen Kopf manierlich zur Seite und entschwand durch die Wand, die der gegenüberlag, aus der er zuvor geschwebt war.

„Alles in Ordnung Ma’am?“ Hörte Minerva die Stimme einer jungen Frau hinter sich. Ihr Herz hatte sich noch immer nicht vollständig von dem Schrecken erholt. Dass eines der Gespenster sie erschreckte kam nicht häufig vor, aber obwohl sie den Großteil ihres Lebens in Hogwarts verbracht hatte doch immer mal wieder.

Zu Peeves Leidwesen war er der einzige, der es seit mehreren Jahren nicht mehr geschafft hatte, sie zu erschrecken und das ausgerechnet, obwohl er der einzige war, der es absichtlich versuchte. Minerva drehte sich zu der Stimme um und warf einen Blick auf ihre, an einer Halskette hängenden, Uhr. Sie hatte bei Poppy gar nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen war. Zum Glück war sie rechtzeitig aufgebrochen.

„Miss Martens, Sie sind überpünktlich.“ Stellte sie fest. Wer die Direktorin nicht kannte hätte ihren Tonfall wohl als tadelnd missverstanden, aber Minerva mochte einfach keine Überraschungen. „Ich habe jemanden schreien hören und bin gelaufen. Waren Sie das?“ Ein wenig ärgerte sich Minerva über die ewige Neugierde der Schülerschaft. Aber sie wusste, dass sie diese Regung der Situation zuschreiben musste. Immerhin war es durchaus erfreulich, dass das Mädchen bei einem Schrei sofort zur Hilfe eilen wollte.

Zu dumm nur, dass es ausgerechnet sie selbst gewesen war, die geschrien hatte. Das gehörte sich einfach nicht für eine Direktorin und erst recht nicht, wenn eine Schülerin das hörte. Aber nun war es zu spät. „Danke Miss Martens, es geht mir gut. Der kopflose Nik hat mich nur... überrascht. Wenn Sie schon so zeitig da sind, kommen Sie doch direkt mit hoch in mein Büro.“

Minerva schmetterte jegliche Fragen zu dem an sich sehr freundlichen Gespenst mit diesen Worten effektiv ab und wandte sich wieder in die Richtung, in die sie bis eben noch gegangen war. Im Büro hängte sie schnell ihren Mantel über die Stuhllehne, um die Bücher würde sie sich später kümmern, und kramte die Unterlagen hervor, die sie für dieses Gespräch glücklicherweise schon zuvor zusammengestellt hatte.

Eine Stunde, einige Nichtigkeiten, aber ein sehr angenehmes Gespräch später verließ die Schulsprecherin das Büro ihrer Direktorin. Diese lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und atmete erst einmal tief durch. Den Großteil des Gesprächs hatte sie Miss Martens führen lassen. Immerhin trafen sie sich regelmäßig und hatten eine gewisse Routine entwickelt, in welcher Reihenfolge die Themen abgearbeitet wurden.

Zuerst allgemeine Schulbelange, solche Dinge wie Quidditchspiele, Hogsmeadewochenenden oder anstehende Prüfungen. Dann persönliche Anliegen der Schüler, darunter fielen Probleme untereinander oder mit Lehrern, aber auch Wünsche und Vorschläge, die an die Direktorin weitergereicht werden sollten. Aanschließend alles schulische was sonst noch anfiel und zum Schluss einfach nur ein Plausch über dies und das.

Einige jüngere Schüler hatten sich bei Miss Martens über Mr. Jacobs, den Zaubertranklehrer, beschwert. Er sei zu streng. Beide hatten lachen müssen, als sie das vorgetragen hatte und Minerva stimmte der Ansicht des Mädchens zu, dass diese Schüler sich mal mit den Älteren über den Vorgänger des Faches unterhalten sollten. Das Fach lag vielen Schülern einfach nicht sonderlich, auch wenn der Notenschnitt sich erheblich gebessert hatte, was wohl an den gesunkenen Anforderungen lag.

Aber wer in einem Fach schlecht war, war oft fälschlicherweise der Ansicht, es läge am Lehrer. Manchmal traf das zu, aber in diesem Fall zweifelte Minerva arg, dass tatsächlich der Lehrer schuld an den Problemen der Schüler war. Als sie noch unterrichtet hatte, hatte es auch so einige Beschwerden über sie gegeben. Die restlichen Beschwerden, die Miss Martens weiter gegeben hatte, waren zum Großteil ähnlicher Natur.

Aber es hatte auch Positives gegeben. So hatten einige Sechstklässler anfragen lassen, ob sie einige alte Testunterlagen der Lehrer haben könnten, weil sie im nächsten Jahr gerne Nachhilfe für die ZAG Schüler geben wollten. Eine wirklich gute Idee, von der alle nur profitieren konnten. Die Fünftklässler könnten von den Älteren lernen und die Siebtklässler würden alten Stoff widerholen, den sie in ihren eigenen Abschlussprüfungen sicher auch gebrauchen konnten.

Dennoch würde Minerva das erst einmal mit den Lehrern besprechen. Vielleicht würde nicht jeder gerne seine Unterlagen preisgeben. Sie dachte da vor allem an Professor Binns, immerhin müsste er sich dann neue Fragen ausdenken. Aber selbst wenn nicht jeder Lehrer einverstanden wäre, der ein oder andere wäre sicher ebenso angetan von der Idee wie die Direktorin.

Bis zum Abendessen hatte sie noch etwa eine halbe Stunde Zeit. Sie würde sich die Bücher später genauer ansehen und sich bis dahin vom Schulalltag ablenken lassen. Schnell waren die Kopien in einer ihrer Schreibtischschublade verstaut, der Umhang angelegt und die Direktorin auf dem Weg zum Lehrerzimmer um von dort aus gemeinsam zum Essen zu gehen.

Am nächsten Morgen fühlte sie sich wie zerschlagen. Sie hatte schlecht geschlafen und war mehrfach in der Nacht aus ihren Albträumen aufgewacht. Die Erlebnisse des Krieges hatten sie in den letzten Monaten in Ruhe gelassen und auch die Neuigkeit über Severus hatte sie nicht geweckt. Bis jetzt. Vielleicht hatte es auch einen anderen Grund, Minerva wusste es nicht, aber sie tippte darauf, dass es etwas mit den diversen Zeitungsartikeln zu tun hatte, die sie noch am Abend durchgesehen hatte um etwas zu finden, was sie Severus mitbringen konnte.

Die Ausbeute war mager. Lediglich drei Artikel konnte sie gebrauchen, alle anderen nahmen Bezug auf den Krieg, Gerichtsprozesse oder enthielten Mutmaßungen über das Verschwinden des zwilichtigen Direktors der Schule. Die Artikel, die sie schlussendlich für ihn kopiert hatte, berichteten über den jüngsten Hogwartslehrer der letzten 300 Jahre, über einen internationalen Brauwettbewerb und Severus’ Abschlussjahrgang. Damit konnte sie nicht viel falsch machen. Dazu noch seine Zeugnisse, ein paar persönliche Unterlagen und Dinge sowie ein paar Ausschnitte aus alten Jahrbüchern. Viel war es wirklich nicht, aber ein Anfang.

Das Geräusch von über den Boden scharrenden Stuhlbeinen riss sie aus ihren Gedanken. Eine gähnende Poppy ließ sich neben ihr nieder und griff nach der Kaffeekanne. „Guten Morgen Minerva.“ „Guten Morgen.“ Die Direktorin hatte keine besondere Lust auf morgendlichen Smalltalk und hoffte, dass ihr Ton das auch deutlich machte.

Offenbar hatte sie ein wenig zu deutlich ihren Missmut ausgedrückt. „Stimmt etwas nicht?“ Fragte die Krankenschwester stirnrunzelnd und nippte an der dampfenden schwarzen Flüssigkeit. „Du wirkst ein wenig... unzufrieden.“ „Es ist nichts, ich habe nur schlecht geschlafen.“ „Dein Knie?“ „Nein, das ist schon in Ordnung. Nur... schlechte Träume.“

Einen Moment betrachtete Poppy ihre Freundin als würde sie in ihrer Gestalt nach Hinweisen für etwas nicht Gesagtes suchen, dann nickte sie. „Verstehe.“ Das tat sie wirklich. Jeder hatte hin und wieder Albträume und nachdem, was sie alle vor einigen Jahren erlebt hatten, waren die Träume der Beteiligten erschreckend reale Rückblenden. Ihr Blick blieb dennoch verstohlen auf der Direktorin liegen, die mit ihren Gedanken schon wieder meilenweit entfernt schien.

Die Bilder ihrer Albträume tauchten Bruchstückhaft erneut vor Minervas Augen auf. Masken, die unter Kapuzen hervorblitzten. Schreie, Rauch und der Geruch nach verbranntem Fleisch. Lichtblitze, Explosionen und einstürzende Mauern. Traumgespinste hatten sich mit Erinnerungen gemischt.

In einem ihrer Träume saß sie mit einer Tasse heißem Tee in der von der Schlacht gezeichneten großen Halle. Es war eine warme Nacht, dennoch war ihr eiskalt. Jetzt, da die Kämpfe vorbei waren, kam der Schock. Sie hatte Mühe ihr Zittern zu verbergen um den Überlebenden eine starke Schulter zu sein. Das war sie den Kindern schuldig, die diesen wahr gewordenen Albtraum überlebt hatten.

Die meisten derjenigen, die gekämpft hatten, waren viel zu jung. Noch Kinder oder gerade erst erwachsen. In einem solchen Alter sollte man nicht an Kämpfe denken sondern an die erste Liebe, an Schulnoten oder Ferienpläne. Die ersten drei jahrgänge hatten keine Wahl gehabt. Sie waren in Sicherheit gebracht worden ob sie wollten oder nicht. Alle anderen konnten wählen. Sie konnten die Jüngeren begleiten oder bleiben.

Am liebsten hätte Minerva alle Schüler fortgeschafft, aber sie hatte gewusst, dass die Älteren sich das nicht hätten vorschreiben lassen. Jeder von ihnen hatte freiwillig gekämpft und dennoch fühlte sich Minerva für jeden Verstorbenen, besonders für die Schüler unter ihnen, persönlich verantwortlich. Niemals hatte sie sich so alt und erschöpft gefühlt wie in diesem Moment.

Sie beugte sich gerade wieder über die Listen, die sie mit den Namen der Überlebenden, der Toten und der noch nicht gefundenen füllte, als der Schatten einer Gestalt auf sie fiel und sie auflicken ließ. Hannah Abbott stand vor ihr. Für einen kurzen Moment spürte sie eine warme Woge der Freude und wollte den Namen der Schülerin sofort auf die Liste der Überlebenden setzen, doch dann erinnerte sie sich. Hannah stand bereits auf einer anderen Liste ganz oben.

„Du bist tot.“ Sprach sie das Mädchen stirnrunzelnd an. Im Traum erschien es ihr nicht im Geringsten merkwürdig mit einer Toten zu sprechen, die sehr lebendig vor ihr stand. „Ich weiß.“ Erwiederte die andere Frau ernst und erst jetzt erkannte Minerva die Wunden, die den jungen Körper verunstalteten. Verrenkte Glieder, Abschürfungen, Fleischwunden und ein Stück des Schädels schien zu fehlen. „Und es ist Ihre Schuld.“ An dieser Stelle war Minerva in der Nacht aus ihrem Traum aufgeschreckt.

In der Einnerung versunken klammerte sich die Direktorin an ihrer Tasse mit inzwischen lauwarmen Kaffee fest. Stoisch fixierte sie einen Punkt an der gegenüberliegenden Hallenseite um zu verhindern, dass das Brennen in ihren Augen tatsächlich zu einer Träne führte. Es war eines alleine im Bett zu weinen, etwas anderes es in der großen Halle umgeben von Kollegen und Schülern zu tun.

Die Erinnerung an Hannah war eine ihrer schlimmsten. Auch wenn sie sich für jeden Toten verantwortlich fühlte, dieses Mädchen hätte sie retten können. Oder villeicht auch nicht. Sie wusste es nicht genau. Diese Unwissenheit setzte ihr besonders zu. Hatte sie Hannah vielleicht im Stich gelassen? Hätte sie ihr Leben retten können, wenn sie sich die Zeit genommen hätte? Hatte das Mädchen gewartet und gehofft, dass ihre Lehrerin sie rettete und irgendwann erkannt, dass es nicht dazu kommen würde? Oder war sie sofort tot gewesen, als es passiert war?

Minerva zuckte zusammen, als sich eine Hand auf ihren Arm legte. Stumm blickte Poppy sie an. Sie ahnte, was in der Direktorin vorging und wusste, dass Worte in diesem Moment nicht helfen würden. Später, wenn sie alleine wären, würden sie reden. Die Direktorin verzog ihre Mundwinkel zu einem schmalen Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte und nickte kaum merklich.

Das Geräusch von schlagenden Flügeln unterbrach die stumme Kommunikation der beiden Frauen und ließ sie aufblicken. Die Posteulen begannen die Halle zu bevölkern. Die Schuleigenen Tiere ließen ihre Fracht größtenteils einfach fallen und verließen die Halle wieder, während die privaten Eulen bei ihren Besitzern oder zumindest denjenigen, denen sie etwas brachten, landeten und auf eine Belohnung oder Antwort warteten.

Ein unscheinbarer kleiner Steinkauz landete vor Minerva und bediente sich an dem kaum gegessenen Toast auf ihrem Teller, während sie den kleinen Zettel vom Bein des Vogels löste. Eine knappe Nachricht kam zum Vorschein, die eindeutig von Hermione stammte. Samstag 13 Uhr bei mir. Ob Hermimone wusste, dass es einige Spekulationen über diese wenigen Worte geben würde, wenn einer ihrer Kollegen den Zettel lesen würde?

Der Gedanke vertrieb ihre vorherige Nidergeschlagenheit. Um die Vergangenheit könnte sie sich später kümmern, jetzt war die Zukunft wichtiger. Severus’ Zukunft. Bis Samstag hätte sie noch einige Tage Zeit, vielleicht würde ihr ja doch noch das ein oder andere einfallen, was sie bis dahin für ihn tun könnte.

Das Glöckchen an der Buchladentür bimmelte und ließ Severus aufsehen. Ein großer Mann mit langsam schütter werdenden grauen Haaren und dunklem Anzug kam lächelnd auf ihn zu. „Hey Edward, lange nicht gesehen. Ist Scarlet schon da?“ Severus nickte und lächelte zurück.

Er mochte Tobias, den Lebensgefährten seiner Chefin. Er war ruhig, aber offen und freundlich. „Ja, sie ist gerade gekommen. Sitzt im Büro und drückt sich vor der Arbeit.“ Erwiderte er grinsend. Der Mann nickte und klopfte ihn freundschaftlich auf die Schulter, als er an ihm vorbei in Richtung des Hinterzimmers ging.

Eine halbe Stunde später kamen beide wieder in den Verkausraum, in dem Severus gerade die ersten Kunden des kommenden Nachmittagsgeschäftes abkassierte. Einige Gesprächsfetzen drangen zu ihm, als sich die beiden an der Tür des Geschäfts verabschiedeten. Nach einem schnellen Kuss auf die Wange verließ Tobias das Geschäft mit seinem Rollkoffer in der einen und seinem Handy, das er bereits wieder ans Ohr hielt, in der anderen Hand.

„Zeit für deine Mittagspause.“ Scheuchte Scarlet Severus regelrecht hinter der Kasse weg, nachdem er den letzten Kunden bedient hatte. Erst wollte er sich widersetzen, aber er bräuchte wirklich einen Kaffee um die Augen noch länger offen zu halten und so nickte er nur und steuerte den Ausgang an.

Als er zurückkehrte war gerade die Ankunft des gut gefüllten Expresszugs ausgerufen worden. Ein gutes Timing, denn einige von den Passagieren würden auf dem Weg nach Hause sicher kurz in der Buchhandlung vorbeischauen um die nächste Zeitschrift oder den nächsten Roman für die tägliche Zugfahrt zu kaufen.

Tatsächlich strömten wenige Minuten später etwa ein dutzend Personen auf einmal in den Verkaufsraum und wie in einem gut eingespielten Team übernahm Severus nach einem kurzen Blickkontakt zu Scarlet die Kasse, während sie sich um die Beratung kümmerte. Nach und nach kamen noch weitere Passagiere, die es offenbar weniger eilig gehabt hatten und sich nun ebenfalls zwischen den Regalen umsahen.

Eine halbe Stunde später war der größte Besucherstrom versiegt. Nur noch ein junges Pärchen begutachtete die Waren und diskutierte scheinbar über das Für und Wieder des ein oder anderen Buchs. „Wie lange bleibt er?“ Fragte Severus, als Scarlet sich zu ihm gesellte. „Wenn nichts dazwischenkommt zehn Tage.“ Strahlte sie ihn an. Er wusste, dass es immer ungewiss war, wie lange Tobias tatsächlich in der Stadt sein würde, aber nur selten musste er frühr abreisen.

Scarlet hatte Severus mal erklärt, was Tobias genau machte, aber er hatte es wieder vergessen. Irgendetwas mit Finanzen. „Freut mich!“ Lächelte er ihr aufrichtig entgegen. Auch wenn sie es nicht gerne zeigte, so wusste er doch, dass sie ihren Freund vermisste, wenn er mehrere Wochen am Stück auf Geschäftsreisen war. „Geh doch nach Hause. Ich übernehme die Spätschicht.“ Bot er ihr an, aber sie schüttelte den Kopf.

„Nicht nötig. Er arbeitet in den nächsten Tagen einige Unterlagen ab während ich hier bin. Gehst du heute Abend mit uns essen?“ „Ein anderes Mal gerne, aber am ersten Abend will ich euch nicht im Weg sein.“ Lehnte er ab, während er die Rolle mit dem Quittungspapier in der Kasse wechselte. „Wie wäre es mit Samstag? Ein schönes gemeinsames Ende der Arbeitswoche?“ „Besser Sonntag. Ein schöner gemeinsamer Anfang für die neue Arbeitswoche.“ Entgegnete Severus. „Ich bin Samstag bereits verabredet.“

Scarlet machte ein wissendes Gesicht, mit ein wenig Schalk in den Augen. „Ihr trefft euch schon wieder? Gibt es da etwas, was du mir sagen willst?“ Übertrieben zwinkerte sie ihm zu und stieß ihn mit den Ellenbogen in die Rippen. Betont unwissend hob Severus eine Augenbraue und blickte sie an. „Wie meinen?“ „Na du weißt schon... du bist verabredet, hast am Abend keine Zeit für uns...“ „Ich habe keine Ahnung wovon du redest.“ „Herrje Severus, läuft da was zwischen dir und dieser Hermione?“ Er grinste.

Seitdem er das erste Mal mit Hermione das Buchgeschäft verlassen hatte versuchte sie ihn immer wieder mit solchen Anspielungen zu necken und jedes Mal gab sie früher oder später frustriert auf. Heute war eindeutig früher, sie war offenbar ungeduldig. Sie dachte nicht wirklich, dass er mit der jungen Frau eine Affäre eingehen würde, zu wichtig war sie für ihn in ihrer Funktion als Leitfaden zu seiner Vergangenheit, als dass er sich darüber Gedanken machen würde. Es war lediglich ein ums andere Mal ein Gesprächseinstieg.

„Natürlich läuft da was Scarlet. Samstag Abend binde ich sie an meinem Bett fest und treibe unanständige Spielchen mit ihr.“ Ein empörtes Zungenschnalzen und ein Klaps gegen seinen Oberarm komplettierte ihre unzufriedene Miene. „Was denn? Du hast damit angefangen.“ Verteidigte er sich scherzhaft bevor er wieder ernst wurde.

„Sie will mir nachmittags ein paar Unterlagen von früher bringen. Vielleicht erinnere ich mich ja an etwas, wenn ich mir die ansehe. Ich denke nicht, dass ich bis zum Abend den Kopf schon wieder für ein gemütliches Essen mit euch frei haben werde.“ „Verstehe.“ Nickte sie und legte kurz freundschaftlich ihre Hand auf seinen Arm. „Erzählst du uns Sonntag davon?“

Severus überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein... versteh mich nicht falsch, ich mag Tobias und denke nicht, dass er jemandem etwas sagen würde, aber ich habe Hermione und Minerva versprochen, mit niemandem außer dir darüber zu sprechen. Und du sagst ihm bitte auch nichts ok?“

Ihre Lippen verzogen sich zu einem unentschlossenen Strich. Es brannte ihr auf der Zunge Tobi alles zu erzählen, was in den letzten Wochen passiert war. Sie hatte extra gewartet, bis er wiederkam, weil es zu viel und zu verwirrend für das Telefon gewesen wäre. Und jetzt sollte sie ihm nichts davon berichten? Severus bittender Blick ließ sie widerwillig nicken.

„In Ordnung... aber dann will ich wissen warum und ich will alles wissen was bisher passiert ist und alles was noch passieren wird.“ Ihre Stimme klang ungewohnt hart und Severus fühlte einen Stich der Schuld, dass er seiner besten Freundin aufbürdete sein Geheimnis zu wahren. „Versprochen. Wenn Tobias wieder unterwegs ist und wir einen Abend für uns habe.“ Nickte er ihr dankbar zu.

„Und was das ‚Warum’ angeht... kurz gefasst... um mein Verschwinden gab es in dem Dorf, in dem ich gearbeitet habe, einigen Rummel. Bis wir mehr wissen soll deswegen niemand etwas davon erfahren, dass ich gefunden wurde. Wie gesagt, ich vertraue Tobias, aber wir haben uns nnun einmal darauf geeinigt niemandem etwas zu sagen. Außer den beiden Frauen, dir und mir, wissen es nur Hermiones Eltern und ein Mann den ich nicht kenne. Ein Freund von Hermione und Minerva, der diesen DNA Test besorgt hat.“

Scarlet seufzte. Es gefiel ihr nicht, aber sie war dankbar, dass Severus zumindest mit ihr offen reden würde. Lächelnd legte sie ihre Hand auf seine und drückte sie kurz, dann wandten sich beide wieder ihrer Arbeit zu.


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