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Fanfiction

Amnesia - Wer wärst du ohne Vergangenheit? - Der Anruf

von Zareyja

Diesmal erschien Minerva im Garten der Grangers. Je belebter die Umgebung war, in die man apparierte, desto unauffälliger war es. Man sollte meinen, man würde gerade dann verstärkt auffallen, weil einen mehr Leute sehen konnten, aber interessanterweise achteten Muggel mehr auf ihre Umgebung und andere Personen, wenn es unbelebt war. Und dieser Vorort war unbelebt!

Bei ihrem Besuch vor ein paar Tagen hatte sie sich darüber keine Gedanken gemacht. Zum Glück hatte sie niemand bemerkt, als sie vor Blicken geschützt zwischen ein paar Hecken angekommen war. Allerdings hatte sie der Mann, der gerade mit seinem Hund Gassi gegangen war, sehr merkwürdig gemustert, als sie aus dem Gestrüpp trat. Das musste ja nun nicht sein, wenn es sich vermeiden ließ. So erschreckte sie mit ihrem plötzlichen Auftauchen lediglich ihre ehemalige Schülerin, die mit einem Buch im Schoß auf einem Liegestuhl saß und bis dahin scheinbar in den Text vertieft gewesen war.

„Bei Merlins Bart, Minerva.“ Griff sie sich erschrocken an die Brust und legte das Buch zur Seite. „Entschuldige, dass ich dich so überfalle Liebes, aber ich dachte mir, bevor ich dir uverständliches Zeug schreibe und auf deine Antwort warten muss, gucke ich schnell persönlich vorbei.“ „Schon in Ordnung, du hast mich nur erschreckt. Was gibt’s?“ Hermione war inzwischen aufgestanden, hatte sich an dem kleinen Gartentisch niedergelassen und wies einladend auf einen der anderen Stühle. Auch Minerva setzte sich.

„Ich war heute Vormittag bei Kingsley...“ „So schnell schon?“ Wurde sie von der jüngeren Frau unterbrochen. „Heute bist wohl du es, die mich nicht aussprechen lässt.“ Lächelte sie, als Hermione verschämt den Mund schloss und ihr bedeutete weiter zu erzählen. „Also ich war bei Kingsley, er hat mich zwischen zwei Termine geschoben. Er sagt: So lange wir nicht wissen, ob es wirklich Severus ist, gilt die Geheimhaltungspflicht! Guck nicht so betrübt, es gibt auch einen Lichtblick! Er hat mir einen Trank mitgegeben. Noch streng geheim und offiziell noch nicht zugelassen, aber wir brauchen nur ein Haar von unserem Unbekannten und schon wissen wir, ob es Severus ist. Toll, nicht wahr?“

Hermione schlug sich mit der flachen Hand gegen den Kopf. Warum hatte sie nicht daran gedacht. Ja, von diesem Trank hatte sie wirklich noch nichts gehört, kein Wunder, wenn er noch geheim war, aber das gleiche hätte sie ja auch mit Muggeltechnologie machen können. Wobei es hier allerdings etwas aufwändiger gewesen wäre. Herausfinden, wo sie das hätte machen lassen können, die Durchführung und dann noch die Beseitigung der Beweise und das Löschen der Gedächtnisse. Aber nun gut, offenbar ging es ja auch einfacher. Minerva guckte sie bei ihrer Reaktion irrtiert an, gab sich aber zufrieden, als Hermione es erklärte. „Und nun bist du dran Hermione. Was gibt es Neues? Hast du noch einmal mit ihm gesprochen?“

Hermione schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte erst warten, bis du mit Kingsley gesprochen hast. Aber scheinbar habe ich jetzt keine Ausrede mehr vor mir selbst.“ Ich Lächeln wirkte ein wenig verunglückt. Sie wusste noch immer nicht genau, wie sie ihm gegenübertreten, oder was sie ihm sagen sollte, wenn sie ihn das nächste Mal sah oder mit ihm sprach. Aber jetzt würde sie nicht mehr lange drum herum kommen. Ihre ehemalige Lehrerin nickte nachsichtig und drückte kurz ihre Hände, die nervös mit ein paar Ziersteinen auf der Tischdecke spielten.

„Der Trank muss noch bis etwas Morgen 13 Uhr ziehen, dann ist er fertig und einsatzbereit. Was hälst du davon, wenn wir uns in den nächsten Tagen gemeinsam mit ihm treffen? Ich würde ihn gerne mal mit eigenen Augen sehen.“ Die letzten Worte hatte sie beinahe entschuldigend ausgesprochen und blickte ihr Gegenüber bittend an. Hermione nickte mit einem erleichterten Lächeln. Das Wissen, dass Minerva dabei sein würde, beruhigte sie irgendwie.

„Wann würde es dir denn passen?“ Wollte sie sich vergewissern, doch die Direktorin winkte ab. „Einer der Vorteile des Jobs als Schulleiterin ist, dass man sich die Zeit frei einteilen kann. Nun ja, wenigstens meistens... Abgesehen von Freitag ab 18 Uhr stehe ich dir diese Woche zumindest vollkommen zur Verfügung!“ „Sehr schön. Ich hole am besten gleich das Telefon, rufe bei ihm an und frage, wann er Zeit hat. Sonst schiebe ich das nur unnötig hinaus.“ Noch bevor Minerva protestieren konnte war Hermione schon aufgesprungen und eilte ins Haus.

Heute Vormittag war Minervas Verschwinden in Hogwarts unbemerkt geblieben. Zumindest vermutete sie das, denn sonst hätte die Gerüchteküche bestimmt dafür gesorgt, dass vor allem Filius sie ausgehorcht hätte. Je länger sie fort blieb, desto höher war die Gefahr, dass ihr Verschwinden diesmal bemerkt werden würde und nachdem sie bereits Samstag Hals über Kopf die Große Halle verlassen hatte, noch dazu ohne dass jemand einen triftigen Grund dafür kannte, wären ihr nervende Fragen sicher. Aber nun gut. Zum einen dachten ja alle, sie säße gerade in ihrem Büro und dort wurde sie eigentlich nur selten gestört und zum anderen war sie schon neugierig, was Severus... oder Edward... sagen würde.

Mit einem Gegenstand, den Minerva für besagtes Telefon hielt, in der einen Hand und einem Stück Papier in der anderen, kam Hermione wenige Minuten später wieder auf die Terasse und setzte sich. Sie tippte auf dem Gerät herum und Minerva zuckte erschrocken zusammen, als ein merkwürdiges Tuten daraus erklang, nachdem die junge Frau es zwischen sie beide auf den Tisch gelegt hatte. „Freisprechfunktion.“ Erklärte Hermione grinsend ohne darauf zu achten, dass Minerva nicht die geringste Ahnung hatte, was dieses Wort bedeuten sollte.

„Prince“ Ertönte kurz danach eine Herrenstimme und erneut zuckte Minerva zusammen. Zum einen, weil sie nicht erwartet hatte, dass dieses Gerät sprechen würde, zum anderen, weil sie diese Stimme so lange nicht gehört hatte. Hermione beugte sich ein wenig zu dem Gerät hinunter. „Hallo Mr. Prince, hier spricht Hermione Granger. Wir haben uns am Samstag am Bahnhof kennen gelernt.“ „Ja, natürlich erinnere ich mich an Sie Miss Granger. Schön, dass Sie anrufen.“ Allmählich begriff Minerva. Ein Telefon war das Muggeläquivalent zu einem Gespräch über den Kamin. Aber scheinbar besser, denn man konnte es mitnehmen. Oder vielleicht doch eher wie ein Nachrichtenpatronus? Den konnte man von überall senden, aber da brauchte die Antwort immer so lange.

Jetzt verstand sie auch, weshalb ihre ehemalige Schülerin ihn sofort in ihrem Beisein hatte anrufen wollen, obwohl sie wusste, dass die Direktorin nicht viel Zeit hatte. Das Gespräch funktionierte unkompliziert und schnell. Wirklich praktisch. Ob einen das Gerät auch vor Dementoren schützte? Erst dieser Identifikationstrank auf Basis einer Muggelerfindung, jetzt dieses Telefon. Scheinbar sollte sie sich doch ein wenig mehr mit Muggelwissenschaften beschäftigen. Sie machte sich eine geistige Notiz, sich demnächst mit Mr. Sullivan, dem Muggelkundelehrer, zusammenzusetzen.

„Ich habe mit einer Freundin, die mit Professor Snape zusammengearbeitet hat, gesprochen Mr. Prince. Sie leitet die Schule inzwischen und kennt eine Möglichkeit herauszufinden, ob Sie Severus Snape sind. Wir würden uns gerne mit Ihnen treffen. Haben Sie in den nächsten Tagen Zeit?“ Einige Sekunden herrschte Stille, bevor die körperlose Stimme wieder sprach. „Sicher, einen Moment bitte.“ Man hörte gedämpfte Geräusche, vielleicht Stimmen, aus dem Apparat dringen, bevor der Mann weitersprach. „14.30 Uhr habe ich Feierabend. Passt Ihnen morgen 15 Uhr im Golden Unicorn?“ Fragend sah Hermione Minerva an, die eifrig nickte. „Ja, das passt. Bis morgen dann.“

Nachdem sich beide Seiten verabschiedet hatten, drückte sie auf einen der Knöpfe und strahlte die ältere Frau an. „Wir haben ein Date!“ „Und wo bitte? Ich habe noch nie von diesem goldenen Einhorn gehört.“ Beschwerte diese sich halbherzig. Immerhin hatte sie gewusst, dass sie sich außerhalb der magischen Welt treffen würden, da ja noch überhaupt nicht sicher war, dass dieser Mann ein Zauberer war. Aber sie hatte eigentlich darauf gehofft, sie würden sich bei den Grangers treffen. Der Gedanke, sich durch dieses, ihr fremde Muggelstädtchen zu kämpfen, behagte ihr nicht sonderlich.

Entgegen ihres ursprünglichen Vorhabens blieb sie doch noch länger in den blühenden Garten, ließ sich den Weg zu diesem Café vom Bahnhof, den sie kannte, aus beschreiben und erzählte nun selbst doch ausführlicher von ihrem Treffen früher am Tag und die ein oder andere Anekdote aus der Schule. Das dreimalige Schlagen einer großen Standuhr, die sich im Wohnzimmer befand und durch die offene Terassentür zu hören war, ließ sie aufschrecken und auf ihre eigene Taschenuhr sehen.

„Bei Merlin, ich bin schon viel zu lange hier. Wir sehen uns Morgen meine Liebe.“ Sie sprang eilig auf. Hermione, überrumpelt von dieser plötzlichen Aktion, blieb nur wenig Zeit eine schnelle Verabschiedung zu rufen. Ob die Direktorin noch die Empfehlung gehört hatte, sich unauffällig zu kleiden, wusste sie nicht. Einen Moment starrte sie noch auf die Stelle, an der bis eben die alte Frau gestanden hatte, dann begab sie sich in die Küche und begann damit, den Obstsalat vorzubereiten, den sie ihren Eltern versprochen hatte.




Erschöpft räumte er die Bücher zurück in das Holzregal, das er eben feucht abgewischt hatte. Eigentlich hatte er nach der Arbeit den gestrigen Tag durchschlafen wollen, aber sein Körper hatte irgendwann einfach genug davon gehabt, herumzuliegen. Er hatte lustlos auf dem, in der Eckbäckerei gekauften, belegten Brötchen gekaut. Und er hatte erfolglos versucht, sich auf die langweiligen Berichte in der Kioskzeitschrift zu konzentrieren. Dann hatte er sich entschlossen, lieber etwas zu tun, was keine wirkliche Aufmerksamkeit forderte.

Er hatte die Küche geputzt. Nicht nur das Übliche Wischen über die Arbeitsfläche und den Boden. Er hatte den kleinen Gfrierschrank abgetaut, das wenige Gemüse, dass sich darin befunden hatte in dieser Zeit gekocht, den Kühschrank mit Essig ausgewischt, die letzten Ecken an der Unterseite der Arbeitsfläche gesäubert und sogar den Mülleimer gespült. Er hatte den Flur geputzt, inklusive der Schuhe, die dort standen, den hartnäckigen Aufkleber an der Außenseite seiner Wohnungstür mit Spiritus behandelt und abgekrazt und die Fußmatte gebürstet. Die Fußmatte hatte er zuvor noch nie gebürstet, aber vielleicht sollte er das nicht nur alle zwei Jahre machen.

Inzwischen war der Eisschrank abgetaut und das gekochte Gemüse wieder kalt geworden. Er hatte sich einen Teller befüllt, sich im Wohnraum auf das Sofa gesetzt, den Fernseher angeschaltet und begonnen ebenso lustlos wie am Morgen zu essen. Die Fenster müssten mal wieder geputzt werden, hatte er sich gedacht. Doch inzwischen hatte er nicht mehr den Drang gehabt, sich sinnvoll zu beschäftigen. Küche und Flur waren so sauber wie seit seinem Einzug nicht mehr, Wohn- und Schlafzimmer müssten einfach warten.

Die Zeit, bis er guten Gewissens wieder hatte ins Bett gehen können, hatte er auf dem Sofa, mit laufendem Fernseher und seinem Laptop auf dem Schoß verbracht. Ziellos hatte er im Internet gesurft und durch die Programme gezappte. Als die erste Spätabendliche Sexwerbung über den Bildschirm geflimmert war, hatte er beide Geräte ausge schaltet, sich für die Nacht fertiggemacht und sich ins Bett geworfen, wo er unerwartet schnell ein- dafür leider nicht durchgeschlafen hatte.

Die ungewohnt ausdauernde Putzarbeit des Vortages und der mangelnde Schlaf machten sich heute bemerkbar. Seine Augen waren leicht gerötet. Nicht so sehr, dass es einer fremden Person auffallen würde, aber für ihn doch deutlich sichtbar. Auch die Dusche hatte ihn nicht wirklich wach gemacht und nun verbrachte er seinen Arbeitstag im Buchladen ähnlich, wie den Vortag in seiner Wohnung. Er putzte. Das war eine Arbeit, die weder Scarlet noch er wirklich gerne machten, die aber nun einmal regelmäßig erledigt werden musste. Sie würde sich freuen, mal wieder um diese Pflicht herumgekommen zu sein und da heute kaum wer das Geschäft besuchte und er sich nur schlecht auf die Zahlen in den Abrechnungen konzentrieren konnte, war dies das Sinnvollste, was er tun konnte.

Das Bimmeln der Türglocke informierte ihn darüber, dass jemand das Geschäft betreten hatte und ließ ihn sich umdrehen. „Oh, das ist ja schön!“ Klatschte Scarlet in die Hände, als sie den Eimer und Lappen neben ihrem Angestellten sah. „Das wär’ doch nicht nötig gewesen.“ Sie kam zu ihm und drückte ihm zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange. „Bist du nicht Diejenige, die letzte Woche ständig gemeckert hat, dass die Ständer wieder gründlich geschrubbt werden müssten?“ Fragte er sie mit erhobener Augenbraue, als er die letzten Bücher an ihren Platz stellte.

„Lass mich gefälligst in dem Glauben, dass du das freiwillig machst, sonst fühle ich mich so herrisch.“ Tadelte sie ihn amüsiert, griff sich den Putzeimer und schleppte ihn in den kleinen Waschraum. Er hörte, wie die das Wasser in die Toilette schüttete und kurz danach die Türe wieder hinter sich schloss. „Genug geputzt für heute Edward, sonst habe ich nächste Woche nichts zu meckern.“ Wies sie ihn an und zog ihn zu der kleinen Leseecke, die sie eingerichtet hatte, um den Buchladen gemütlicher aussehen zu lassen, die allerdings kaum von den Kunden genutzt wurde um in dem ein oder anderen Buch zu blättern. Meist saßen nur sie beide dort, lästerten über Kunden, beschwerten sich über die ungerechte Chefin und den faulen Angestellten, oder genossen einfach die Ruhe zwischen zwei einfahrenden Zügen.

„Was hast du gestern so gemacht?“ Fragte sie geradeheraus und sah ihn auffordernd an. „Anderes Thema.“ Grummelte er nur und bediente sich an dem Wasserspender neben ihm. „In Ordnung. Hat sie sich gemeldet?“ „Nein. Und bevor du fragst: Ich habe sie nicht angerufen.“ Kam er ihrer nächsten Frage zuvor. Sie nickte verstehend und schwieg. Entweder hatte sie keine Ahnung, was sie sagen sollte, oder sie ahnte, dass er nichts hören wollte. „Ich sehe dann mal nach den Liebesromanen.“ Erhob sie sich nach einigen Minuten.

Anfangs hatten sie sich beide die Übersicht über den gesamten Bestand geteilt, aber wann immer ein Kunde eine Empfehlung zu einem der Liebesromane von Edward hatte haben wollen, hatte dieser ihm geraten, etwas Anständiges zu lesen. Sie hatten einen Kompromiss gefunden. Er musste die Bücher nicht mehr lesen um Auskunft geben zu können und dafür vergraulte er keine Kunden mehr mit seiner Abneigung dieser Literaturgattung gegenüber. Sie informierte ihn zu Beginn jeder Woche, welches Buch er empfehlen solle und damit hatten beide ihre Ruhe. Im Gegenzug kümmerte er sich um die Wissenschaftzeitschriften und Wirtschaftszeitungen. Obwohl selten jemand in diesem Bereich nach Beratung fragte.

Auch Edward erhob sich und schlenderte seinerseits in Richtung Ausgang. Nur der Form halber fragte er über die Schulter, ob er seine Pause früher nehmen könnte, registrierte ihre Zustimmung und verließ Buchgeschäft und Bahnhof. Sein Weg führte ihn wie so oft zu dem kleinen Café, das er wenige Tage zuvor mit Miss Granger besucht hatte. Er setzte sich nicht an seinen üblichen Tisch, sondern an dem, an dem er auch am Wochenende mit seiner Begleitung gesessen hatte, und auch auf den gleichen Stuhl. „Heute ohne Begleitung?“ Begrüßte ihn die gleiche Dame wie am Wochenende und fuhr noch vor seiner Antwort fort, was ihm nur recht sein konnte. „Sandwich und Kaffee wie üblich?“ Er nickte, lehnte sich zurück und wartete.

Wenn sich Miss Granger bis heute 20 Uhr nicht melden würde, würde er anrufen, beschloss er. Er war zwar nicht immer die Sympathie in Person, aber so gut ihm das gemeinsame Schweigen mit Scarlet in dem Moment getan hatte, so hatte ihre regelrechte Flucht ihm doch zu denken gegeben. Das Schweigen war diesmal nicht angenehm und einvernehmlich gewesen, sondern angespannt, voller Ungewissheit und Sorge. Er würde noch zu einem nervlichen Wrack werden, wenn er noch eine weitere Nacht ohne Schlaf und einen weiteren Tag voller Unsicherheit durchstehen müsste.

Er war an einem Punkt angelangt, an dem ihm beinahe jede Antwort recht war, Hauptsache eine Antwort. Derart durch den Wind war er zuletzt gewesen, als sich seine Überprüfung des Bankkontos als sinnlos erwiesen hatte. Wenn ihm die junge Frau sagen würde, sie hätte sich geirrt, dann war es eben so. Aber dann hatte er wenigstens Gewissheit und würde sein aktuelles Leben wie zuvor weiterführen können. Für gewöhnlich schmeckten ihm die Sandwiches hier ziemlich gut, aber heute schmeckte es ihm ähnlich gut, wie das kalte, verkochte Gemüse vom Vortag. Er zahlte und begab sich zurück zu seiner Arbeit. Seine Gedanken hatte er wieder weit genug zur Seite geschoben, um Scarlet nicht noch einmal so abweisend gegenüber zu treten.

Er lächelte Scarlet an und nickte ihr zu, als er zurückkehrte. Sie schien beruhigt und beschäftigte sich weiterhin damit, die schlecht verkäuflichen Romane weiter nach vorne in das Blickfeld der Kunden zu räumen. Gerade hatte er sich ins Hinterzimmer begeben um zumindest die Lieferpapiere abzuheften, etwas, was er heute morgen noch nicht hatte tun wollen, als sein Handy klingelte. Er brauchte einen Moment um das Geräusch zuordnen zu können, denn es war selten, dass er angerufen wurde. Nicht einmal ein halbes Dutzend Personen hatte seine Nummer und eine davon kramte gerade nebenan Bücher von A nach B.

Er kramte das flache Telefon, dies war die einzige Bedingung, die er an das Gerät gestellt hatte, aus seiner Hosentasche, räusperte sich und drückte auf die Taste mit dem grünen Hörer. „Prince.“ Meldete er sich mit flauem Gefühl im Magen. „Hallo Mr. Prince, hier spricht Hermione Granger. Wir haben uns am Samstag am Bahnhof kennen gelernt.“ Antwortete eine junge Frauenstimme. „Ja, natürlich erinnere ich mich an Sie Miss Granger. Schön, dass Sie anrufen.“ Er könnte sich den Anruf heute Abend also sparen und vor allem die Nervosität bis dahin. Dafür schien sie ihn jetzt geballt zu treffen. Sollte er weitersprechen oder lieber abwarten, was sie ihm sagen wollte? Die Frau am anderen Ende der Leitung nahm ihm die Entscheidung ab.

„Ich habe mit einer Freundin, die mit Professor Snape zusammengearbeitet hat, gesprochen Mr. Prince. Sie leitet die Schule inzwischen und kennt eine Möglichkeit herauszufinden, ob Sie Severus Snape sind. Wir würden uns gerne mit Ihnen treffen. Haben Sie in den nächsten Tagen Zeit?“ Das war unerwartet. Er sollte sich freuen, aber er war viel zu erschlagen von dieser Neuigkeit. Er hatte schon kaum noch zu hoffen gewagt, dass er sie überhaupt noch einmal sehen würde. Seit Samstagabend hatte er sich verschiedene Möglichkeiten ausgemalt, wie dieses Telefonat laufen würde, die negativen Varianten waren dabei immer besonders real gewesen. Er sollte sich wirklich freuen, dass eine der wenigen positiven Gesprächsverläufe eintrat. Vielleicht würde das noch kommen.

Er schluckte. „Sicher, einen Moment bitte.“ Er drehte sich zur Tür des Hinterzimmers um, um die Frage schnell mit Scarlet zu klären, doch er musste den Verkaufsraum nicht betreten. Im Türrahmen stand sie und fieberte mit dem Gespräch mit. Es war erst das zweite Mal, dass er während der Arbeitszeit angerufen wurde und nachdem er am Samstag diese junge Frau getroffen hatte, hatte sie vermutet, dass sie es war, die ihn anrief. Erwartungsvoll sah sie ihn an.

„Sie will sich mir mir treffen.“ Antwortete er tonlos auf ihre unausgesprochene Frage, nachdem er das Mikrofon des Telefons mit der Hand abgedeckt hatte. „Na worauf wartest du dann? Hau ab!“ Er schüttelte den Kopf. „Heute wäre ich ein nervliches Wrack.“ Lächelte er sie nervös an. „Kochst du heute Abend für mich?“ Er hatte noch nie von sich aus nach einem Treffen gefragt, was konnte sie anderes tun als nicken? Er nahm die Hand von der Sprechmuschel und führte das Telefonat weiter. „14.30 Uhr habe ich Feierabend. Passt Ihnen morgen 15 Uhr im Golden Unicorn?“ Er sah angespannt aus, als er sich kurz darauf von der Anruferin verabschiedete und das Telefon zurück in seine Hosentasche steckte.

„Ich habe ein Date.“ Versuchte er einen Scherz und bezog sich auf ihr Gespräch vom Samstag. „Sie will eine Freundin mitbringen, die mir sagen kann, ob ich dieser Severus Snape bin...“ Plötzlich kraftlos ließ er sich auf den Bürostuhl sinken, legte den Kopf in den Nacken und fuhr sich müde mit den Händen über das Gesicht. „Warum willst du sie erst so spät treffen?“ Fragte seine Freundin, noch immer am Türrahmen lehnend. „Ein wenig Alltag, bevor mein Leben vielleicht durcheinandergewürfelt wird, wird mir gut tun.“ Murmelte er durch seine Hände hindurch, bevor er diese wegnahm und zu ihr hinübersah. „Können wir heute Abend weiterreden? Ich würde gerne früher gehen.“ „Sicher. 20 Uhr? Wie immer?“ Er nickte, drückte ihr einen Kuss auf die Wange und ging. Scarlet blieb alleine im Hinterzimmer, blickte noch einen Moment auf den jetzt leeren Stuhl, bevor sie begann sich für den nächsten einfahrenden Zug zu wappnen.


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