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Fanfiction

Amnesia - Wer wärst du ohne Vergangenheit? - Der Buchladen

von Zareyja

Edward schaute noch eine Weile in die Richtung, in die der Bus mit dieser jungen Frau verschwunden war. Er war Lehrer gewesen... Die Vorstellung gefiel ihm ganz gut. Es war ein durchaus nützlicher Beruf und er hatte sich mit etwas beschäftigen können, das er mochte, der Chemie.

Wie alt mochte diese Hermione gewesen sein? Anfang 20? Das bedeutete wohl, dass er Kinder unterrichtet hatte. Das allerdings sagte ihm weniger zu. Er hatte an sich zwar nichts gegen Kinder, aber es war ihm lieber, keinen Kontakt mit ihnen zu haben. Sie verschmierten mit ihren klebrigen Fingern nur die Buchrücken im Geschäft, warfen Dinge herunter oder waren einfach nur furchtbar laut.

Eher hätte er sich vorstellen können, Erwachsene zu unterrichten. Studenten. Menschen, die das Fach wählten, weil es sie interessierte und die auch bereit waren zu lernen, anstatt nur ihre Zeit im Unterricht abzusitzen. Aber nun gut, man konnte nicht alles haben. Es hatte sicher einen Grund gegeben, aus dem er sich nicht für die Lehrtätigkeit an einer Universität, sondern an einer Schule, entschieden hatte.

In seiner Hemdtasche steckte noch immer der Zettel mit ihrer Telefonnummer. Er konnte nur hoffen, dass sie Recht hatte. Und auch, wie ihm plötzlich erschreckend einfiel, dass sie ihm ihre richtige Nummer gegeben hatte! Vielleicht hatte sie ihn doch mit jemandem verwechselt und sich nur nicht getraut ihm ins Gesicht zu sagen, dass sie sich geirrt hatte? Vielleicht war alles, was sie gesagt hatte, nur eine schnell erfundene Geschichte und die Ziffern auf dem Stückchen Papier nur willkürlich gewählt. Er hätte keine Möglichkeit sie wieder zu sehen und zur Rede zu stellen und was noch schlimmer war, er wüsste nicht nur weiterhin nicht, wer er war, er würde sogar einen zweiten falschen Namen haben, an den er sich klammern würde. Eine weitere enttäuschte Hoffnung, nachdem er gerade angefangen hatte, sich mit seinem Gedächtnisverlust abzufinden.

Seufzend drehte er sich um und ging zurück in die kleine Buchhandlung. Seine Pause war inzwischen längst vorbei und vielleicht hätte er Glück und Scarlet würde ihn das Lager aufräumen lassen. Er fühlte sich jetzt nicht unbedingt dazu aufgelegt, im direkten Kontakt zu den Kunden zu stehen. Seit beinahe einem Jahr arbeitete er nun für Mrs. Rose. Er schätze sie etwa zehn Jahre älter als sich selbst, aber trotz ihrer bereits grauen Haare wirkte sie jung geblieben. Ihr Sohn hatte die Stadt einige Monate vor Edwards Ankunft verlassen um zu studieren und seitdem hatte sie nach einem zuverlässigen Mitarbeiter gesucht.

Vor ihm hatte sie schon andere beschäftigt, aber an jedem hatte sie etwas auszusetzen. Sie redeten zuviel oder machten zu oft Pause. Sie kamen zu spät oder waren zu faul. Sie aßen mitten im Geschäft oder waren schlichtweg zu dumm. Mit ihm dagegen kam sie gut klar und er auch mit ihr. Morgens öffnete er das Geschäft, nahm die Lieferungen entgegen und ging sie durch.

Um diese Zeit kamen nur wenige Kunden und wenn, griffen sie sich meist nur eine Zeitung oder eine Zeitschrift, zahlten und verschwanden. Ihm konnte das nur recht sein, denn besonders morgens, wenn die Träume der Nacht noch beinahe greifbar waren, aber doch zu undeutlich um sie wirklich zu fassen, bevorzugte er es, seine Ruhe zu haben. Noch immer wachte er beinahe jeden Morgen mit dem Gefühl auf, zu wissen wer er war. Doch nie schaffte er es sich an seine Träume, die ihm die Antwort scheinbar direkt vor die große Nase hielten, zu erinnern.

Am frühen Nachmittag erschien dann seine Chefin. Sie bevorzugte die ‚Spätschicht’, wie sie es nannte, und ihm konnte es nur recht sein. Denn zu der Zeit mehrten sich die Kunden, die unbedingt eine Einschätzung zum neusten Liebesroman von XY hören wollten oder versuchten um den Preis zu feilschen, weil das letzte Buch von diesem Autoren sein Geld nicht wert gewesen war. Seine Pause nahm er meist kurz nach ihrer Ankunft, bevor dieser lästige Tagesabschnitt anfing und kam pünktlich zu dessen Beginn zurück, um sich um die Arbeit zu kümmern, von der Scarlet dank dieser Kundschaft abgehalten wurde. Meist nutzte er nicht die volle ihm zur Verfügung stehende Pausenzeit, so dass ihm Scarlet regelrecht entgegenlief, als er durch die Tür trat. „Meine Güte, habe ich mir Sorgen gemacht. Wo warst du so lange?“ „Entschuldige, dass ich so spät bin. Ich werde die Zeit natürlich nacharbeiten.“ Energisch schüttelte seine Chefin den Kopf und winkte ab. „Red’ keinen Unsinn! Du hast genug Überstunden um eine komplette Woche frei zu nehmen. Aber sonst bist du nur 15, höchstens 20 Minuten weg. Ist irgendetwas passiert? Kennst du die junge Dame etwa?“

Auch, wenn sich die beiden nur selten über etwas anderes, als ihre gemeinsame Arbeit unterhielten, so kannten sie doch das ein oder andere Detail aus dem Leben des jeweils Anderen. Scarlet hatte sich schon vor vielen Jahren von ihrem Mann scheiden lassen und wohnte nun mit ihrem Lebensgefährten zusammen in einer Wohnung, die nur wenige Minuten Fußweg vom Hauptbahnhof entfernt lag. Ihr Sohn hatte die Trennung seiner Eltern anfangs nicht gut verkraftet. Seine Noten waren schlechter geworden und statt mit seinen früheren Freunden, hatte er sich immer öfter mit älteren, etwas zwielichtigen Jungs getroffen.

Als er eines Tages mit zwölf von der Polizei nach Hause gebracht worden war, weil er betrunken in der Stadt Mülleimer demoliert hatte, hatte sie sich entschlossen, ihre Nachsicht zu beenden. Sie hatte ihn mit in ihre Buchhandlung genommen, die sie bis zur Scheidung gemeinsam mit ihrem Mann geführt hatte und ihm erklärt, da er jetzt der Mann im Hause sei, müsse er sich auch verhalten wie ein Mann. Offenbar waren es genau die Eigenverantwortung und die Aufmerksamkeit seiner Mutter gewesen, die ihm gefehlt hatten. Der Abstand von ihr, den er zuvor vehement eingefordert und den sie ihm gewährt hatte, war zu viel gewesen für das Kind.

Er wusste, Scarlet war nur schwer aus der Ruhe zu bringen, aber wenn sie wütend war, sollte man ihr aus dem Weg gehen. Er wusste auch, dass sie gerne kochte und strickte, gut anpacken konnte und allergisch gegen Schalentiere war. Viel mehr wusste er nicht über sie, aber es störte ihn nicht. Und sie schien auch nicht darauf versessen ihm täglich von ihrem Leben zu erzählen. Über ihn wusste sie auch nicht mehr. Was sowohl daran lag, dass er selbst nicht viel zu erzählen wusste, aber auch daran, dass er seit seinem Erwachen kaum Interessantes erlebt hatte, das sich zu erzählen lohnte.

Das, was sie wusste, hatte er ihr beinahe alles bei seinem Einstellungsgespräch erzählt. Sie wurde misstrauisch, als er ihr einen frisch ausgestellten Ausweis reichte und als er dann nicht einmal etwas über seine bisherige Arbeitserfahrung, Schulbildung oder Referenzen sagen konnte, fragte sie ihn gerade heraus, ob er ein Krimineller sei, der untertauchen wollte. Er hatte rau aufgelacht und gemeint, dass er das mit dem Verbrecher nicht ausschließen könnte, er aber viel lieber wieder auftauchen würde. Was er ihr dann erzählt hatte, hatte sie für einen Moment sprachlos werden lassen.

Nachdem er zuerst versucht hatte in Erfahrung zu bringen wer er war, hatten die Behörden irgendwann darauf gedrungen, dass er sich in das Bürgerregister eintragen lassen müsse. Notfalls auch mit einem Namen, der nicht ihm gehörte. Er müsse identifizierbar sein. Für ihn war das blanker Hohn gewesen. Lieber mit einem falschen Namen eintragen lassen, als gar nicht!

Wer seine finanzielle Versorgung bis dahin übernommen hatte wusste er nicht und scheinbar auch niemand sonst. Es gab ein Konto, von dem aus alles bezahlt wurde, aber der Inhaber war unauffindbar. Einige Zeit hatte er sich an die Hoffnung geklammert, es sei sein eigenes Konto und er könne darüber seine Identität herausfinden. Aber alle Spuren verliefen im Sand. Ob es sein Konto war oder nicht, wusste er noch immer nicht. Aber falls es nicht das Seine war, wollte sein Gönner offenbar nicht ausfindig gemacht werden und ihm seine Fragen beantworten. Er wollte kein Geld von einer solch feigen Person nehmen, also brauchte er einen Job.

Da er nicht wusste, was er bis dahin gemacht hatte, suchte er nach Arbeiten, in denen kein oder zumindest kaum Vorwissen erforderlich war. Es dauerte einige Zeit, bis er dann endlich seine Chance von Mrs. Rose bekommen hatte. Seitdem hatte sich in den letzten Monaten ein angenehmes Arbeitsverhältnis zwischen ihnen entwickelt. Sie war wohl die einzige Person, die er derzeit als eine Art Freundin bezeichnen würde. Nicht verwunderlich. Sie war die einzige Person, die er, abgesehen von seinem Arzt, regelmäßig sah.

„Nein“ schüttelte er den Kopf um ihre noch immer im Raum stehende Frage zu beantworten. „Ich kenne die junge Dame nicht.“ Ein wenig enttäuscht blickte Scarlet ihn an. Es war das erste Mal in all der gemeinsamen Zeit, in der er nicht alleine in die Pause ging. Als er mit der Frau verschwunden war, dachte sie Anfangs noch, er würde ein wenig flirten wollen. Die Frau war ihrer Meinung nach zwar etwas zu jung für ihn, aber solche Konstellationen kamen ja durchaus vor und wenn es ihn glücklichen machen würde, wäre sie wohl die Letzte, die etwas dagegen hätte. Als er nach einer halben Stunde noch immer nicht aus seiner Pause zurückgekehrt war schwankte sie zwischen der Sorge, ihm sei etwas passiert, und der Hoffnung, er hätte jemanden gefunden, den er von früher kannte.

„Aber es scheint so, als ob sie mich kennt.“ Fuhr er lächelnd fort. Noch immer befürchtete er, diese Hermione könne sich irren. Doch die Hoffnung kribbelte in seinem Blut und ließ ihn sich leicht berauscht fühlen. „Was?“ Scarlets Gesichtsausdruck wechselte von betrübt über ungläubig bis glücklich bevor sie ihm um den Hals fiel. Edward wusste nicht genau, wie er sich verhalten sollte und erwiderte die Umarmung, bevor er es selbst merkte. „Das ist ja wunderbar! Was hat sie gesagt? Woher kennt sie dich? Warum ist sie schon weg? Wie heißt du? Woher kommst du? Was ...“

Er drückte sie ein Stück von sich weg um ihren Redeschwall zu unterbrechen. „Langsam, ich brauche auch Zeit zum antworten.“ Er lächelte unsicher. „Lass mich später alles erklären. Der Bingenexpress wird gleich einfahren, dann wird es hier wieder etwas voller.“ Er sah, dass sie etwas anderes sagen wollte, doch dann gab sie sich mit einer kurzen Zustimmung zufrieden. Sie kannte ihn inzwischen gut genug um zu wissen, dass er erst einmal ein wenig Ruhe bräuchte. „Übernimm du doch die Verkaufslisten der Woche, ich kümmere mich um die Kunden.“

Severus wusste, dass es ein stressiger Nachmittag für sie werden würde, wenn er überhaupt nicht im Verkaufsraum war. Eigentlich hatte er sich erst Anfang der nächsten Woche darum kümmern wollen, doch er war froh darüber ungestört in dem kleinen Büro sitzen und nachdenken zu können. Dieser Papierkram erforderte keine wirkliche Aufmerksamkeit. Zahlen vergleichen, Rechnungen zusammenheften und archivieren und was sonst noch innerhalb der letzten sechs Tage angefallen war festhalten. Ein warmes Gefühl der Zuneigung für Scarlet erfüllte ihn, dass sie ihm die notwendige Zeit und vor allem Ruhe gab um seine Gedanken zu ordnen, ohne zu murren. Er hatte gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen war. Erst, als sich die Türe öffnete und ihm Scarlet sagte, er solle Feierabend machen, sah er von den Papieren auf.

„20 Uhr bei mir?“ fragte sie mir einem sanften Lächeln, als sie ihm die Tür demonstrativ aufhielt. Er nickte nur. Die gesamte Zeit über hatten sich seine Gedanken im Kreis gedreht. Inzwischen hatte er Kopfschmerzen und seine anfängliche Euphorie war einer sorgenvollen Ernüchterung gewichen. Schnell hauchte er seiner Chefin einen Kuss auf die Wange, verließ das Büro und wenig später das Geschäft. Er hatte noch ein paar Stunden Zeit und schwankte zwischen der Idee zu seiner Wohnung zu laufen – inklusive einiger Umwege – um sich weiterhin den Kopf zerbrechen zu können, oder den Bus zu nehmen, schnell nach Hause zu kommen und sich daheim in sein Bett zu werfen in der Hoffnung, die Kopfschmerzen bis zum Abendessen mit Scarlet ausgeschlafen zu haben.

Der Bus, der gerade die Haltestelle anfuhr, erleichterte ihm die Entscheidung. Weiteres Grüberln würde ihn heute Abend vermutlich ohnehin nur unausstehlich machen und das hatte Scarlet nun sicher nicht verdient. Erschöpft ließ er sich auf einen Sitz am Fenster fallen und begann seine Schläfen zu massieren. Nach nicht einmal 20 Minuten stand er in seinem Schlafzimmer, streifte Schuhe, Hose und Hemd ab und kroch unter das Laken. Schnell spülte er eine Kopfschmerztablette mit einem großen Schluck aus der Wasserflasche, die immer neben dem Bett stand, hinunter, drehte sich auf die Seite und wartete auf den Schlaf.

Im ersten Moment wusste er nicht was passiert war, als das Klingeln, oder eher gesagt die Melodie, des Weckers in sein Bewusstsein drang. Normalerweise war er bereits bei den ersten Tönen hellwach, aber jetzt weigerte sich sein Gehirn vehement, die Situation zu begreifen. War es bereits morgen und er musste zur Arbeit? Nein, morgen war Sonntag und da war der Buchladen geschlossen. Aber weshalb läutete dann der Wecker und weshalb fühlte er sich, als hätte er kaum geschlafen?

Er beendete das aus seiner Sicht derzeit extrem nervende Geräusch, ließ den Kopf zurück auf das zerknautschte Kissen fallen und dreht ihn zu der im Schrank stehenden Uhr. 19 Uhr. Nicht Sonntagmorgen, sondern Samstagabend. Essen mit Scarlet. Die Begegnung mit Hermione Granger. Severus Snape. Er schälte sich aus dem Bett und griff nach der Kleidung, die er gute zwei Stunden zuvor auf dem Boden verteilt hatte. Dem Hemd sah man die ungewöhnliche Lagerung zu stark an, so dass er kurzentschlossen ein frisches aus dem Kleiderschrank anzog. Etwas kühles Wasser im Gesicht und eine Tasse Kaffee schafften es, die letzten Spuren seines Nickerchens zu vertreiben und so machte er sich auf den Weg zu seiner Chefin.

Die Wohnung vor Mrs. Rose und ihrem Lebensgefährten lag unweit des Bahnhofs. Nachdem der Sohn zum Studieren umgezogen war und nur mehr hin und wieder das Wochenende bei seiner Mutter verbrachte, waren sie in eine kleinere – und deutlich günstigere – Wohnung mit drei Zimmern gezogen. Punkt 20 Uhr betätigte er den schmutzig weißen Klingelknopf und betrat wenig später das enge Treppenhaus, mit den knarzenden Holzstufen. An der Wohnungstür erwartete ihn Mrs. Rose bereits mit einem Lächeln, das zwischen Unsicherheit und Aufregung schwankte. „Komm doch rein und setz dich erst einmal. Möchtest du etwas trinken?“ Fragte sie, noch während sie die Türe hinter seinem Rücken schloss. „Danke, nein.“ Er fühlte sich ein wenig unbehaglich in ihrer Wohnung. Das war bisher nur einmal vorgekommen, als er das erste Mal hier gewesen war. „In Ordnung, dann vielleicht später. Das Essen ist gleich fertig, deckst du schon einmal den Tisch? Du weißt ja wo alles ist.“

Es war nicht das erste Mal, dass er mit seiner Chefin aß. Manchmal kochten sie sogar gemeinsam, auch wenn das die Ausnahme war. Wann immer ihr Mann beruflich nicht in der Stadt war, suchte sich sich Ablenkung. Sie traf sich mit Freunden, probierte neue Rezepte aus – die meist Severus zugute kamen – oder strickte. Zumindest waren das ihre üblichen Beschäftigungen an solchen einsamen Abenden. Ihr fiel es schwer nichts zu tun. Für sie kam es nicht in Frage, sich einfach auf ihr Sofa zu setzen und Fernsehen zu gucken. Wenn das Gerät lief, lief auch sie. Sie räumte dies weg und stellte jenes um. Bügelte und putze. Ging die Buchverkaufszahlen durch und löste Kreuzworträtsel.

Ihrer eigenen Aussage nach hatte sie zuletzt vor etwa zehn Jahren gebadet. „Da kann ich doch nichts anderes machen als rumliegen.“ hatte sie auf sein irritiertes Gesicht hin ergänzt. „Sauber werde ich auch unter der Dusche und spare sowohl Wasser als auch Zeit.“ Nun, irgendwie konnte er sie verstehen. Er badete selbst nicht sonderlich häufig, aus ähnlichen Gründen. Nur selten fand er die Ruhe um sich in der Wanne wirklich entspannen zu können. Nur ihr Freund schaffte es durch jahrelange Erfahrung sie dazu zu bringen, die Füße hochzulegen. Wenn er in der Stadt war, kochte meist er, da sie recht spät heim kam. Nur am Wochenende gehörte die Küche ihr.

Gerade hatte Severus das Besteck neben die Teller gelegt, als sie bereits mit dem ersten dampfenden Topf im Wohnraum erschien. Die gewohnte Beschäftigung, wann immer er bei ihr war, war er für das Decken des Tisches zuständig, hatte sein Unwohlsein tatsächlich etwas dämpfen und den mehr als ungewöhnlichen Tag etwas mehr Alltag verschaffen können. Während des Essens sprachen sie wie üblich vorwiegend über geschäftliche Themen. Verkaufszahlen, Neuerscheinungen, Urlaubstage. Nachdem der letzte Löffel der Quarkspeise verzehrt war, änderte sich ihr Gesichtsausdruck von dem einer selbstsicheren Geschäftsfrau zu einer nachdenklichen Freundin. „Erzählst du mir jetzt, was heute Mittag passiert ist?“ Er stellte das halbvolle Wasserglas zurück auf den Tisch, noch bevor er getrunken hatte.

„Was hälst du von Wein?“ Fragte er um sich noch ein wenig Zeit zu kaufen, aber auch, weil er jetzt mit Sicherheit etwas brauchen könnte, auf das er seine Sinne richten konnte, um sie in der Realität zu halten. Sie nickte und wandte sich der Glasvitrine hinter ihr zu, um die Gläser zu nehmen. „Rot oder weiß?“ Fragte sie noch in der Drehung. „Weißt du, einer meiner Angestellten hat mir vor einiger Zeit erklärt, dass es eine Schande wäre, Wein aus den falschen Gläsern zu trinken und mir zu meinen Rotweingläser passende Weißweingläser geschenkt.“

Er schmunzelte, als er sich an den Abend erinnerte. Eines ihrer ersten gemeinsamen Abendessen hatte in einer Diskussion über die Wertschätzung verschiedener Weine geendet. Während sie ihren Wein sogar aus Wassergläsern getrunken hätte, bestand er auf das richtige Glas zum richtigen Tropfen. Er konnte sich nicht daran erinnern, woher er das wusste und es hatte ihn überrascht, als er zu einem späteren Zeitpunkt, seine Ansichten von einem Weinhändler bestätigt bekam. Aber der Anblick des trockenen Weißweins an diesem Abend in den bauchigen Rotweingläsern, schien ihm irgendwie nicht richtig. „Rot“ antwortete er kurz angebunden.

„Der gleiche Angestellte hat mir auch diesen Dekantierer geschenkt. Sollen wir uns noch die Zeit nehmen, oder schenken wir direkt aus der Flasche ein?“ „Ich denke, heute kann ich mit der Schande der Flasche leben.“ Antwortete er bevor er sich schwerfällig auf der Couch niederließ. Nach seinem ersten Schluck seufzte er, nahm sich noch einen Moment um sich die Worte zurechtzulegen und begann endlich mit dem Teil, auf den Scarlet bereits den gesamten Abend wartete.


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