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Fanfiction

Amnesia - Wer wärst du ohne Vergangenheit? - Wer bin ich?

von Zareyja

A/N: Auf anderen Websites ist die Geschichte bereits bei Kapitel 8. Ich werde diese ersten acht Kapitel in den nächsten Tagen auch hier hochladen um überall gleich 'aktuell' zu sein. Danach wird es einmal wöchentlich Updates geben.

_____

Das zum Milchkaffee gehörende und mit selbigen voll gesogene Plätzchen, welches Hermione gerade aus der Tasse heben wollte, brach ab, als sie mit offenem Mund aufsah, und plumpste zurück in das Getränk. Ihr Gesichtsaudruck schien ihm Anregung genug, um seine Aussage zu erweitern.

„Vor etwa zwei Jahren bin ich ohne Erinnerung in einem Krankenhaus aufgewacht. Man sagte mir, ich hätte einen schweren Unfall gehabt und hätte ungefähr ein Jahr im Koma gelegen. Ich konnte mich an nichts erinnern. Nicht daran welchen Beruf ich hatte, was ich gerne aß, welche Musik ich hörte, nicht einmal an meinen eigenen Namen.“ Er stockte kurz, als er ihr das erzählte.

„Nach einigen Wochen Beobachtung wurde ich entlassen. Körperlich war ich ja gesund, deshalb gab es keinen Grund mich dort zu behalten.“ Er trank einen Schluck aus seiner Tasse bevor er mit belegter Stimme fortfuhr. „Ich weiß nicht einmal, ob mein Name wirklich Edward ist.“

Hermiones Gedanken wirbelten. Der Mann, der aussah wie Severus Snape, war in etwa zur gleichen Zeit in einen Unfall verwickelt gewesen, zu der ihr Professor verschwunden war und hatte das Gedächtnis verloren. War das Zufall? Angenommen, vor ihr saß wirklich ihr ehemaliger Lehrer... Was war geschehen?

Wenn er vor etwa drei Jahren ins Krankenhaus eingeliefert worden war, wie kam er dahin? Hatte er es geschafft, nach der Schlacht selbst dorthin zu apparieren? Weshalb dann ein Muggelkrankenhaus und nicht Sankt Mungos oder zumindest in den Krankenflügel von Hogwarts? Die Banne waren ohnehin währen der Slacht zusammengebrochen. Kein Muggelarzt hätte Flüche oder magische Vergiftungen heilen können und das hätte er gewusst.

Aber wer hätte ihn sonst dorthin bringen sollen und weshalb hätte diese Person niemandem gesagt, wo er ist? Und warum hatte er keine Erinnerung? Hatte ihn ein vollumfänglicher Obliviate getroffen? Vielleicht war das Sankt Mungos zu überfüllt gewesen und sein Retter war selbst gefallen, bevor er irgendjemandem etwas über Snapes Aufenthalt hätte sagen können. Ja, das wäre durchaus möglich. In dem Durcheinander, das damals herrschte, hatte niemand die komplette Übersicht behalten können und wenn das mit dem Gedächtnis nicht gewesen wäre, hätte sich der Professor ja gemeldet, sobald er es gekonnt hätte.

Aber was wäre, wenn das alles doch nur ein unglaublicher Zufall wäre? Wenn dies hier nicht der Professor war, sondern irgendein Muggel und die zeitlichen Abläufe rein zufällig zusammenpassten? Sie konnte nicht genau sagen weshalb, aber irgendwie glaubte sie nicht daran. Wenn sie seit ihrem elften Lebensjahr eines gelernt hatte, dann dass merkwürdige Ereignisse meist mit Magie zusammenhingen.

Doch obwohl sie eher dazu tendierte, dass vor ihr tatsächlich Snape saß, wollte sie ihn nicht von jetzt auf gleich von einer Welt und einer Schlacht erzählen, an die er sich nicht einmal erinnerte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es gut für ihn wäre, wenn sie ihm sein Leben – oder zumindest das, was sie davon wusste – wie ein Referat herunterbeten würde. Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass er doch ein Muggel war, wäre wohl sie diejenige, die sich bald im Krankenhaus wiederfinden würde. Allerdings in einem für psychische Gesundheit.

„Und wie kommen Sie dann auf diesen Namen, Sir?“ Entweder er bemerkt ihren Rückfall in die gewohnt respektvolle Anrede nicht, oder er ignorierte sie. „Das einzige, was ich außer meiner Kleidung bei mir hatte, als ich eingeliefert wurde, war ein silbernes Medaillon. Auf der Rückseite war ‚E. Prince’ eingraviert. Aus Mangel an Ausweispapieren wurde ich deshalb mit diesem Namen in den Krankenakten geführt. ‚Edward’ nenne ich mich, weil es ersteVorname mit E war, der mir eingefallen ist.“ Er zuckte mit den Schultern, lächelte traurig und leerte den Inhalt seiner Tasse mit einem letzten großen Schluck.

„Das Krankenhaus hat sogar eine Anzeige mit meinem Bild in der städtischen Zeitung geschaltet, in der Hoffnung irgendjemanden, der mich kennt, zu finden. Verwandte oder Freunde. Aber scheinbar habe ich keine, oder aber ich komme nicht von hier. Als Sie mich in der Buchhandlung mit ‚Professor’ angesprochen haben, hatte ich das erste Mal seit langem die Hoffnung zu erfahren, wer ich bin.“

Er wurde ohne Zauberstab eingeliefert, schoss es ihr durch den Sinn, ein Zauberer wie Snape würde seinen Stab nicht ohne weiteres zurücklassen. Kurz überlegt sie, ob das nicht doch für die Muggeltheorie sprach, bis ihr etwas anderes einfiel. Vielleicht hatte das Krankenhauspersonal seinen Stab für ein einfaches Stück Holz gehalten und entsorgt! Denn das Medaillion widerrum sprach eher für den Zaubererverdacht. Nachdem Harry während seiner Okklumentikstunden bei dem Professor einen Blick in dessen Vergangenheit hatte werfen können, hatte sich Hermione näher mit seiner Familiengeschichte befasst und wenn sie sich recht erinnerte hieß seine Mutter vor der Hochzeit Ellen Prince oder so ähnlich.

Was sollte sie nun sagen? ‚Ich denke, Sie sind Severus Snape, soweit ich weiß haben Sie unzählige Menschen verletzt, getötet und geschändet. Aber machen Sie sich mal keine Sorge, eigentlich gehören Sie zu den Guten. Ach und übrigens: Sie sind ein Zauberer’? Nein, keine gute Idee. Sie wollte ihm ja schließlich helfen und nicht beunruhigen. Vermutlich würde er sie derzeit ohnehin für wahnsinnig halten wenn sie ihm alles auf einmal erzählte. Kleine unverfängliche Fakten müssten für den Anfang genügen. Sobald sie zuhause war würde sie sich überlegen wie es weitergehen sollte.

„Falls Sie wirklich der sind, für den ich Sie halte...“ Setzte sie daher vorsichtig an „... heißen Sie Severus Snape und haben an einer Privatschule unterrichtet.“ „Severus Snape...“ wiederholte er langsam und rieb mit einer Hand über sein glatt rasiertes Kinn während er dem Klang des Namens nachspürte. „Da klingelt bei mir nichts.“ Hermione grinste, als sie diese muggeltypische Redensart von ihm hörte. So ähnlich dieser Mann ihrem früheren Professor sah, so anders verhielt er sich. Nie hatte sie ihn derart locker sprechen gehört. Seine Ausdrucksweise strotze früher vor hochgestochenen Ausdrücken und wohlplatzierten Beleidigungen. Auch die Unsicherheit, die sie derzeit in seiner Körpersprache und Stimme erkannte passte nicht recht zu ihm.

Nicht, dass es jemandem aufgefallen wäre, der ihn nicht kannte. Er wirke, wenn man herkömmliche Maßstäbe ansetzte, sehr souverän und allenfalls verhalten interessiert. Doch nach sieben Jahren als seine Schülerin war es ihr unmöglich, all das nicht zu bemerken. Wäre nicht seine Stimme zu seinem Äußeren dazugekommen und die zeitliche Übereinstimmung seines Komas, hätte sie womöglich doch mehr an einen außergewöhnlichen Zufall geglaubt. Es wäre ein verdammt großer Zufall gewesen, aber nicht der erste, den sie erlebt hätte. Aber in seiner Gesamtheit... nun, diesen Gedanken hatte sie heute nicht zum ersten Mal.

Langsam löste sich seine Hand von seinem Kinn und griff in das Hemd. Die oberen beiden Knöpfe waren nicht verschlossen. Wieder etwas, das ihr Lehrer nie getan hätte. Vermutlich ein kleines Zugeständnis an die hohen Temperaturen, die seit einigen Tagen herrschten, und den kaum vorhandenen Wind. Inzwischen hoffte sicherlich jeder, dass es endlich einmal regnen würde. Als seine Hand das Hemd wieder verließ, hielt sie ein ovales Medaillon, an dessen Oberseite eine filigrane Kette an einer ebenso filigranen Öse befestigt war.

Mit gerunzelter Stirn drehte er es um, so dass er auf die Rückseite blicken konnte. Von ihrem Platz aus konnte sie die Schrift nicht lesen, nur die fein geschwungenen kleinen Lettern erahnen. Aber er hatte ihr ja bereits gesagt, was dort eingraviert war. Zumindest vermutete sie, dass es sich um das Schmuckstück handeln musste, das er als einziges aus seinem alten Leben bei sich hatte. Es war eindeutig kein Herrenschmuck. Nicht einmal in der oft sehr verspielten und verschnörkelten magischen Welt wäre eine derart feingliedrige Arbeit von einem Mann getragen worden.

„Prince war der Mädchenname Ihrer Mutter.“ Hermiones Stimme war leise, aber noch immer laut genug um ihn zu erreichen und ihn dazu zu bringen seinen Blick auf sie zu richten. „Kannten Sie sie? Meine Mutter meine ich.“ Sie schüttelte den Kopf „Nein. Ich weiß es nur aus den Jahrbüchern der Schule. Ich... ich wollte mehr über meine Lehrer wissen.“ Das war nicht einmal gelogen. Allerdings verschwieg sie ihm den Grund, aus dem sie gerade bei ihm besonders neugierig gewesen war.

Über seine wichtigsten Daten hatte sie sich, wie bei den anderen Lehrern auch, bereits in ihrem ersten Jahr informiert. Wirklich vollständig waren sie nicht gewesen, aber damals hatte ihr das gereicht, was sie in den offen zugänglichen Auflistungen der Hogwartsbibliothek gefunden hatte. Als damals Harry seinen Freunden von seinem Einblick in Snapes Geist erzählt hatte, wurde sie wieder neugierig und hatte wirklich intensiv danach geforscht. Es war damals nicht einfach gewesen zuverlässige Quellen zu finden. Doch ein paar schienen ihr vertrauenswürdig genug und auch, wenn sie nicht wirklich viel in Erfahrung hatte bringen können, die Namen seiner Eltern, sein Geburtsdatum und ein paar andere Kleinigkeiten waren ihre Ausbeute.

„Und das ‚E’?“ fragte er weiter nach „Ellen glaube ich, aber ich bin mir nicht mehr sicher.“ Er schmunzelte und senkte seinen Blick erneut auf das Objekt in seiner Hand „Es hätte mich auch gewundert, wenn dies eine Herrenkette hätte sein sollen.“ Tja, zwei Dumme, ein Gedanke. Anschließend ließ er den Anhänger wieder unter seinem Hemd verwinden. „Kann ich Ihnen noch etwas bringen?“ Wurden beide von der Kellnerin, die dabei war die leeren Tassen auf ihr Tablett zu stellen, aus ihren Gedanken gerissen. Mr. Prince sah sie mit fragend erhobener Augenbraue an. Bei diesem Blick schrumpften ihre Zweifel noch ein Stückchen mehr.

Hermione warf einen schnellen Blick auf ihre Armbanduhr. Ein Muggelfabrikat. Einfach, weil es schlichter war, als die in der Zaubererwelt üblichen Uhren und sie dieses zur Schau stellen vermeiden wollte. Eigentlich hatte sie fest damit gerechnet, dass ihr Zug mit Verspätung einfahren würde und ihren Eltern von vornherein eine falsche Uhrzeit genannt. Würde sie den Bus nehmen, der bald vorfahren würde, wäre sie genau pünktlich. Aber eine halbe Stunde Verspätung könnte sie wohl gut erklären, ohne sofort alles von ihrem ungewöhnlichen Tag erzählen zu müssen.

Das Verhältnis zwischen Hermione und ihren Eltern hatte sich sehr verändert seit Kindertagen. Das lange Versteckspielen und dass sie ihre Eltern weggeschickt und ihnen die Erinnerung an ihre einzige Tochter genommen hatte, hatte einiges zerstört. Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, hatte sich eine eher erwachsene Beziehung zwischen den Dreien entwickelt. Die Sorgen ihrer Eltern, dass ihrer Tochter auch heute noch etwas zustoßen könnte, hielten sich zwar in Grenzen, doch wenn sie Verabredungen nicht einhielt, oder auch nur zu spät kam, änderte sich das schnell. Doch durch ihre kleine Notlüge über ihre Ankunft am Bahnhof lag sie gut in der Zeit und wenn sie ihnen dann noch sagen würde, dass sie den Bus hatte nehmen müssen, wären auch die Sorgen über ihre Verspätung bald vergessen.

„Gerne. Ich nehme noch einen Milchkaffee und ...“ schnell überfolg sie die kleine Speisekarte „... und den Salatteller mit Putenstreifen.“ Schnell kratzte der Stift der Bedienung über ihren kleinen Block, bevor sie die andere Person am Tisch wartend ansah. „Für mich ein Wasser und das Roastbeefsandwich“ antwortete er ohne lange zu überlegen. Scheinbar verbrachte er seine Mittagspause öfter hier. Die Kellnerin nickte und verschwand wieder im Café.

„Was habe ich unterrichtet?“ erkundigte er sich, nachdem sie wieder alleine waren. „Chemie.“ Log sie schnell. Sie hatte sich bereits während ihrer Schulzeit für jedes Hogwartsfach eine möglichst ähnliche Entsprechung aus Muggelschulen überlegt, damit sie, sollte sie mal von Muggeln zu ihrer Schule befragt werden, weder lange würde überlegen müssen, noch sich in Widersprüche verstricken würde. Ein leichtes Lächeln überzog sein Gesicht.

„Ja, das würde passen. Hätten Sie gesagt, dass es Gesellschaftswissenschaft war, Politik, Geschichte oder so, hätte ich ernsthafte Zweifel bekommen.“ Seine Lippen verzogen sich ein wenig, als er sich kurz angewiedert schüttelte bei der Vorstellung. „Aber Chemie interessiert mich wirklich.“ Plötzlich wurde er wieder still. Seine Augen wirkten traurig, als er sich im Stuhl zurücklehnte und unfokussiert in Richtung einer kleinen Baumreihe, die erst vor wenigen Jahren zur Verschönerung des Vorplatzes gepflanzt worden war, starrte.

Hermione konnte sich nicht vorstellen, was jetzt in ihm vorgehen musste. Fast zwei Jahre nicht zu wissen wer man war, woher man kam und ob vielleicht irgendwo irgendwer auf einen wartete. Wie lange hatte er versucht etwas über sich zu erfahren, bis er aufgegeben hatte? Bestimmt hatte er Angst davor, dass sie sich irren könnte. Dass er doch nicht Severus Snape war und die Hoffnung, die er jetzt spürte, sich als Trugschluss heraus stellen würde.

Sie schluckte schwer als ihr bewusst wurde, was ihr Zusammentreffen für ihn bedeuten musste, wo doch bereits sie sehr angespannt und unsicher war. Wäre sie an seiner Stelle, hätte sie spätestens bei der Schilderung ihrer eigenen Situation vor Verzweiflung angefangen zu weinen. Und auch so spürte sie, wie sich Flüssigkeit in ihren Augen sammelte. Ein tiefer Atemzug half ihr dabei, ihre Kontrolle wieder zu erlangen.

Sie schwiegen, beide in ihren eigenen Gedanken versunken, bis ihre neue Bestellung an den Tisch gebracht wurde. Aus seiner Starre gelockt griff er nach seinem Sandwich. „Erzählen Sie weiter. Was gibt es sonst, was ich über mich wissen müsste?“ Hätte es kurz zuvor nicht diesen schweigsamen, nachdenklichen Moment gegeben, hätte sie den Eindruck gehabt, diese Thematik wäre für ihn zwar interessant, aber nicht sonderlich wichtig. Hermione nutzte die Zeit, die sie benötigte um das Dressing, das in einer kleinen Glaskaraffe getrennt von ihrem Salatteller gebracht worden war, zu verteilen, um sich ihre Worte zu überlegen. Nicht zu viel sagen, aber doch wenigstens etwas. Das war gar nicht so leicht, stellte sie fest.

„Über Ihr Privatleben weiß ich nicht sonderlich viel. Sie waren immerhin mein Lehrer. Aber Sie waren einer der Besten in Ihrem Fachbereich. Der Name Ihres Vaters lautet Tobias und soweit ich weiß haben Sie keinerlei Geschwister. Ihr Geburtstag ist am 09. Januar, Sie tragen am liebsten schwarz und sind ziemlich anspruchsvoll.“ Irgendwie war das nicht so gelaufen, wie sie es sich vorgestellt hatte... aber was hätte sie auch sagen können? Sie wusste wirklich nicht viel über ihn und das, was sie wusste, bestand zum größten Teil entweder aus wenig schmeichelhaften Erinnerungen oder hatte mit der magischen Gemeinde zu tun. Weder das eine, noch das andere wollte sie ihm hier auf die Schnelle an den Kopf werfen.

Offensichtlich war ihre Aussage auch für Edward nicht detailliert genug. „Und sonst? Ich meine, dass Sie nicht viel über meine Hobbys und ähnliches wissen kann ich ja nachvollziehen, aber sie werden sich doch wohl zumindest noch an den Schulalltag erinnern. Welche Schule war es? Haben Sie noch Kontakt zu den Lehrern, die damals dort gearbeitet haben oder können mir zumindest sagen wie ich sie erreiche? Vielleicht wissen die ja mehr.“

Jetzt klang er zum ersten Mal der Situation entsprechend drängend und neugierig. Irgendwie erfreulich, aber genau das war es, was Hermione eigentlich hatte vermeiden wollen. Er wollte näheres über die Schule wissen. Wenn sie ihm den Namen sagte, würde ihn das auch nicht weiterbringen. Hogwarts war in der Muggelwelt nicht einfach im Telefonbuch nachzuschlagen und seine früheren Kollegen, von denen einige wirklich noch dort arbeiteten, waren nicht durch die Muggelpost, E-Mail oder Telefon erreichbar. „Naja, der Schulalltag...“ Versuchte sie die Nachfrage nach dem Schulnamen zu umgehen „... Sie waren unter den Schülern nicht sonderlich beliebt, weil Sie nicht nur sehr anspruchsvoll, sondern auch sehr... streng waren.“

Hermione hatte ihre Aussage absichtlich diplomatisch formuliert. Streng war eindeutig eine positive Umschreibung für ihn als Lehrer. Vorsichtig lugte sie zu ihrem Gesprächspartner hinüber, um seine Reaktion auf ihre Einschätzung erkennen zu können. Irgendwie sah er beleidigt aus. Diesen Ausdruck hatte sie wahrlich nicht zu sehen erwartet, ein beleidigter Snape! Irgendwie niedlich. Sie hatte ihn sieben Jahren lang in den besten Fällen als unsympathisch und in den schlimmeren Fällen als absolut unfaires Ekelpaket erlebt. Aber beleidigt? Davon, dass eine Schülerin, oder vielmehr ehemalige Schülerin, ihn als streng beurteilte? Nie! Wenn, wäre er damals vermutlich eher beleidigt gewesen, weil sie ihn so positiv beurteilte. Wenigstens hatte sie ihm immer nur wenig Angriffsfläche geboten und war so vergleichbar selten selbst zur Zielscheibe geworden. Solange man ihm nicht in die Quere kam hatte man gute Chancen ignoriert zu werden. Anfangs hatte sie noch bei jeder Gelegenheit versucht, sich in seinem Unterricht zu melden. Nach und nach aber hatte sie sich immer mehr darauf beschränkt, einfach ihren Trank zu brauen und nur zu antworten, wenn sie direkt aufgerufen wurde.

„Gegen Strenge ist nichts einzuwenden. Wenn die Schüler gut sind kommen sie damit zurecht, wenn sie es nicht sind werden sie dazu angeregt, es zu werden.“ Schnaubte er und verschränkte seine Arme vor der Brust. Das war schon eher der Snape den sie kannte dachte sie grinsend. Nun ja, zumindest abgesehen von seinem Gesichtsausdruck. Ihr Amüsement entging ihm offenbar nicht „Was gibt es denn da zu grinsen?“ Zischte er beinahe wie früher. Ihre Mundwinkel zogen sich noch ein Stück höher. Ja, er war tatsächlich beleidigt! Seiner, ihr bekannt vorkommenden, Reaktion nach zu urteilen, hatte sie sich vielleicht doch geirrt und ihn schon einmal beleidigt gesehen. Konnte man sieben Jahre lang durchgängig beleidigt sein?

„Sie sind nur gerade so sehr... Sie.“ Entgegnete Hermione, wofür sie noch einen letzten grummeligen Blick erntete bevor sich sein Gesicht, scheinbar ohne dass er das selbst wirklich wollte, langsam von selbst zu einem leichten Lächeln verzog. „War ich wirklich so schlimm?“ Mit einem entschuldigenden Blick zuckte sie mit den Schultern „Ich fürchte schon. Es gab sogar Lehrer, die Ihnen lieber aus dem Weg gegangen sind!“ „Aber doch nicht alle oder?“ Versicherte er sich hastig mit beinahe erschrocken aufgerissenen Augen. „Nein, nicht alle. Zwar hatten Sie immer eine scharfe Zunge, auch Ihren Kollegen gegenüber, aber ich glaube, dass einige von denen gerade das an Ihnen geschätzt haben. Manchmal wirkte es so, als wären Ihre Wortgefechte eine Art Wettbewerb zwischen Ihnen. Als würde es Ihnen Spaß machen sich gegenseitig zu triezen.“

Edward hatte ihr in den letzten Minuten unentwegt in die Augen gesehen. Oder besser gesagt, er hätte es unentwegt getan, wenn sie den Blick nicht des Öfteren abgewendet hätte. Er wirkte entspannter als zuvor. Je mehr sie erzählte, auch wenn nicht unbedingt alles davon positiv war, desto näher kam er den Antworten, die er schon so lange gesucht hatte. Sie warf einen weiteren Blick auf die Uhr. Es wäre grausam für ihn, wenn sie jetzt schon gehen würde. Aber zum einen musste sie nun wirklich den nächsten Bus nehmen und zum anderen steigerte jede verstreichende Minute ihre Sorge, er könnte sie Dinge fragen, die sie nicht beantworten konnte. Oder zumindest noch nicht. Erst einmal müsste sie selbst all das ordnen, was ihr derzeit durch den Kopf schwirrte.

Doch er war schneller. Scheinbar hatte er ihren erneuten Blick auf die Uhr richtig gedeutet. „Ich denke, für den Moment habe ich genug Ihrer Zeit in Anspruch genommen.“ Sprach er und zog ein flaches Portmonee aus seiner Gesäßtasche „Ich danke Ihnen, dass Sie zu diesem Gespräch bereit waren und würde mich freuen, wenn wir es zeitnah fortführen könnten.“ Ein wenig betrübt merkte sie, dass ihr von ihm erkannter Wunsch zu gehen, ihn wieder ein wenig mehr auf Distanz hatte gehen lassen. Er schien wieder formeller mit ihr umzugehen, als noch vor wenigen Minuten. Aber im Moment war das wohl auch gut so. Er winkte der Kellnerin während er in seiner Börse kramte und drückte ihr, als sie am Tisch stand zwei Scheine in die Hand noch bevor diese fragen konnte, ob sie getrennt oder gemeinsam zahlen wollten. „Stimmt so.“ gab er ihr zu verstehen. Sie bedankte sich und verschwand mit dem Geschirr zurück ins Innere des Cafés. Scheinbar hatte er Hermiones Bestellung ebenfalls bezahlt.

„Ich denke, Sie einzuladen ist das Mindeste um mich zu bedanken.“ Beantwortete er ihre unausgesprochene Frage noch immer in sein Portmonee schauend und darin kramend. Irgendwann hatte er gefunden, was er gesucht hatte. Er zog einen Zettel heraus, griff nach dem Kugelschreiber an seiner Hemdtasche und schrieb etwas auf. Als er ihr den Zettel reichte erkannte sie es als Telefonnummer. Darüber stand durchgestrichen ‚Edward Pri’ und darunter ‚Severus Snape’. Offenbar hatte er sich erst mitten im Namen daran erinnert, dass er womöglich nicht länger Edward hieß. Ob er den Namen vorerst weiterverwenden würde?

Er reichte ihr einen weiteren Zettel und den Stift. „Wenn Sie so freundlich wären mir auch Ihre Nummer zu geben?“ Auffordernd, aber wieder etwas unsicher, vermutlich weil er sich fragte, ob dies nicht zu aufdringlich wäre, hielt er ihr den Inhalt seiner Hand noch ein Stück näher hin, bis sie diesen entgegennahm. Sie notierte ihm ihre Handynummer. Es fehlte gerade noch, dass er bei ihren Eltern anrief! Rief er als Edward Prince an, würde sie über einen potentiellen Liebhaber ausgequetscht werden und als Severus Snape, wären ihr erneute Fragen über den Krieg und sein Verschwinden sicher. Dazu wussten ihre Eltern inzwischen genug über die magische Welt.

Sie erhoben sich und schlenderten schweigend über den Vorplatz bis zur Haltestelle. Wie zuvor hatte er ihren Koffer genommen. In wenigen Minuten wäre dieser Ausflug in ihre Vergangenheit fürs Erste vorbei. Sie sah bereits den Bus, der einige hundert Meter von ihnen entfernt an einer Ampel hielt. „Verzeihung, ich kenne noch nicht einmal Ihren Namen.“ Wandte er sich verlegen an sie. Offenbar hatte ihn das Thema wirklich derart beschäftigt, dass er dies erst jetzt bemerkte. Sie drehte sich um und lächelte ihn an. „Hermione Granger.“

Er lächelte zurück und ergriff ihre ausgestreckte Hand, gerade als der Bus anhielt. „Bis bald Miss Granger.“ Mit diesen Worten entließ er das Gepäckstück in ihre Hand, nickte ihr zu und trat einen Schritt zurück als sie einstieg. Hermione zahlte direkt beim Fahrer und setzte sich auf den Fenstersitz direkt vor ihrer neuen oder alten Bekanntschaft. Ein letzter Blick, ein kurzes Nicken von ihr zum Abschied und schon fuhr der Bus los. Als sie noch einmal zurückblickte, während das Gefährt um eine Ecke bog, sah sie noch immer eine, mit auf den Rücken verschränkten Armen, dunkel gekleidete Gestalt an der Haltestelle stehen.


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