von DracosLady
Es war bereits Frühling geworden und die Osterferien würden bald beginnen. Doch das war nicht alles, in zehn Wochen würden die Prüfungen zum Schuljahresabschluss stattfinden und so mussten sich die Schüler von Hogwarts nicht nur mit den Unmengen an Hausaufgaben, die ihnen die übereifrigen Lehrer aufhalsten, herumplagen, sondern auch den Unterrichtsstoff des kompletten Jahres noch einmal wiederholen. So war es kein Wunder, dass man die Schüler auf den Ländereien vermisste und stattdessen in der Bibliothek fand. Es war vorauszusehen, dass sie auch die Ferien kaum genießen könnten.
Umso überraschter war Lilian, als sie eines Morgens einen sehr krakeligen Brief bekam. Sie war kaum verwundert, dass Hagrid ihn geschickt hatte.
Liebe Lilian, stand dort kaum leserlich,
ich würde mich freuen, wenn du mich heute Nachmittag in meiner Hütte besuchen kommst. Ich habe eine ganz besondere Überraschung für dich.
Hagrid.
Da Lilian den Unterrichtsstoff freilich nicht wiederholen musste wie die Anderen, da sie sich ohnehin an jede Minute ihres Lebens erinnern konnte, ging sie an diesem Nachmittag, nachdem sie ihre Hausaufgaben für Zauberkunst, Verteidigung gegen die dunklen Künste und Geschichte der Zauberei gemacht hatte, den sanft abfallenden Rasen zu Hagrids Hütte hinunter. Sie klopfte fest an die riesige Holztür und sofort fing Fang an donnernd zu bellen.
„Wer ist da?“, rief Hagrid heraus.
„Ich bin's, Lilian. Du hast mich doch für heute Nachmittag eingeladen!“, rief Lilian durch die Tür.
Hagrid öffnete die Tür einen Spalt und linste heraus.
„Oh, du bist's! Gut, komm schnell rein!“, flüsterte er geheimnisvoll. Lilian schob sich durch die Tür. Fang sprang an ihr hoch und leckte ihr die Ohren. In der Hütte herrschte brütende Hitze.
„Du meine Güte, Hagrid!“, stöhnte sie. „Muss das so heiß hier drin sein? Mach mal ein Fenster auf!“
„Ja, es is' wegen der Überraschung“, sagte Hagrid.
„Wo ist sie?“, fragte Lilian begierig.
„Sieh da rein“, sagte Hagrid und zeigte auf die Feuerstelle. Lilian kniete sich auf den Boden. In Mitten des Kamins, umgeben von der heißen Glut, lag ein großes, schwarzes Ei.
„Wow, Hagrid! Das ist unglaublich, ist das ein Drachenei?“, fragte sie begeistert. Hagrid nickte.
„Wo hast du es her?“, fragte sie.
„Hab's letzte Nacht gewonnen, war unten im Dorf. Hab im Eberkopf mit so 'nem Typ mit Kapuze Karten gezockt und gewonnen. Glaub er war ganz froh, dass er es vom Hals hatte“, antwortete Hagrid.
„Eberkopf?“
„N' Pub unten im Dorf. Da laufen 'ne Menge seltsamer Gestalten rum“, antwortete Hagrid.
„Und weißt du schon, was für ein Drache es ist?“, fragte Lilian. Hagrid schüttelte den Kopf. Lilian hielt die Hitze nicht mehr aus. Sie zog den Umhang über den Kopf und schlüpfte aus ihrem Pullover.
„Dann hol ein paar Bücher aus den Bibliothek, dann können wir nachsehen! Weißt du überhaupt, was du machen musst, wenn es schlüpft? Und was es frisst?“, schlug Lilian vor. Hagrid schaute unsicher auf das Ei im Feuer.
„Komm schon, Hagrid. Ich pass darauf auf, bei Fluffy haben wir's doch auch so gemacht“, ermunterte sie ihn. Hagrid nahm seine Jacke und schlüpfte in seine Stiefel.
„Ganz wie in alten Zeiten, he?“, schmunzelte er. Lilian reckte den Daumen nach oben.
„Wie in alten Zeiten“, sagte sie.
Es dauerte nicht lange, da kam er aus der Bibliothek zurück, mit einem alten Band – Drachenzucht für Haus und Hof. Lilian schnappe ihm sogleich den dicken Wälzer aus der Hand und blätterte ihn begierig durch.
„Hör mal, Hagrid, ich hab was gefunden! Hier steht, wie man die Drachenart an den Eiern erkennt“, rief Lilian entzückt. „Das Ei ist rund und schwarz, oder? Es hatte keine andere Farbe, bevor du es ins Feuer gelegt hast.“
„Nöh, nur schwarz und es hat viele kleine Dellen in der Schale“, erläuterte Hagrid.
„Kleine Dellen?“, fragte sie. Mit dem Finger fuhr sie eine lange Tabelle hinunter. „Dann haben wir hier einen norwegischen Stachelbuckel! Was für ein Glück, die sind wirklich selten!“
„Nich dein ernst“, murmelte Hagrid überwältigt.
„Hier, les diesen Abschnitt, der ist wichtig“, sagte Lilian und las laut vor. „Da sie Drachenmutter ihr Gelege beatmet, legen Sie es ins Feuer bis es schlüpft. Nach dem Schlupf füttern Sie die Jungen alle halbe Stunde mit einem Eimer Schnaps und Hühnerblut. Wenn die Jungdrachen nach ein bis drei Wochen genug Gewicht zugelegt haben, können Sie auf feste Nahrung umsteigen (Ratten, Hasen, Hühner, etc.) … und so weiter!“
„Du gehst jetzt lieber wieder nach oben lernen“, sagte Hagrid. „Ich hab Harry, Ron und Hermine in der Bibliothek getroffen. Sie sagen ihr habt bald Prüfungen. Hätte ich gewusst, dass ich dich vom lernen abhalte, hätte ich dich nicht hergebeten.“
Mürrisch verdrehte Lilian die Augen.
„Hagrid, ich muss nicht lernen, ich kann das alles!“, meinte sie genervt. „Mit den Hausaufgaben bin ich auch schon fertig. Ehrlich, du hörst dich an wie Dad!“
Hagrid grunzte amüsiert.
„Bist du dir sicher, dass du schon alles gemacht hast?“, fragte Hagrid. „Deine Ausbildung ist wichtig, verstehst du?“
„Naja, ich muss noch einen Zauber für Zauberkunst üben“, gab sie zu.
„Na, siehst du, dann übst du das besser“, riet ihr Hagrid. „Welcher ist es denn?“,
„Der, damit die Zauberstabspitze leuchtet“, erklärte Lilian.
„Oh, der ist wirklich wichtig“, meinte Hagrid. „Du solltest ihn wirklich lernen.“
Lilian zog ihren Zauberstab heraus und drehte ihn zwischen den Fingern.
„Lumos!“, sagte sie und an der Spitze ihres Zauberstabs erschien ein helles Licht. „Na, also, geht doch. Hausaufgaben fertig!“
„Schön, dann bleib eben noch eine Weile“, grummelte Hagrid.
---
[i]Hallo ihr alle!
Wäre total toll, wenn ich bei soviele neuen (und alten) Abos auch mal bald wieder ein paar Kommis bekommen könnte. Würde mich wahnsinnig darüber freuen!
Liebe Grüße,
DracosLady
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel
