von thistle93
Sirius kam wieder in seiner Zelle zu sich. In der Zelle, die er kannte. Die Zelle mit dem kleinen Fenster. Er sah sich um. Es hatte sich nicht viel verändert. Doch natürlich, die Zelle des Verrückten war leer, und in der Zelle, wo Crouch gesessen hatte, lag jetzt eine Frau. Blass mit kurzem blonden Haar. Sie bewegte sich nicht, murmelte ein Wort, dass er nicht verstehen konnte. Immer und immer wieder, doch Sirius wusste, dass sie irgendwann verstummen würde. Irgendwann verstummten sie alle. Crouch, der Verrückte, und auch sie würde verstummen und dann verschwanden sie. Meistens holten die Wachen sie, schleiften sie aus der Zelle und dann war da Leere. Bis jemand Neues kam. Alle endeten früher oder später so. Alle außer ihm. Alle würden verschwinden. Wenigstens das hatte Sirius gelernt. Wenigstens eine Sache hatte das Fieber ihn gelehrt.
Es ging ihm besser als vorher, merkte Sirius. Seine Glieder waren steif. Er musste lange geschlafen haben und als er sich aufsetzte wurde ihm schwindelig, doch allen Anschein nach war das Fieber verschwunden.
Vorsichtig stand er auf und ging zu dem Wasserkrug in der Ecke. Er fühlte sich besser nachdem er getrunken hatte, der Schwindel war fast verschwunden und so wagte er es zum Fenster hinaufzuklettern und nach draußen zu sehen. Sirius wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, doch es fühlte sich wärmer an, obwohl der Himmel wolkenverhangen war. Jedenfalls hatte er das Fieber überstanden. Und er war aus der dunklen Zelle heraus.
Sirius fühlte sich seltsam befreit und er starrte lange hinaus in Richtung Festland. Schließlich nahm er den Löffel und begann die Worte einzuritzen. Sie hatten ihm früher auch schon geholfen. UNSCHULDIG
Ja er war unschuldig. Unschuldig. Die Dementoren konnten ihn nichts anhaben. Er setzte sich auf seine Pritsche und starrte auf das Fenster. Er wünschte sich der Vogel würde zurückkommen, doch natürlich war da kein Vogel und so beschloss Sirius wieder ein bisschen von seiner alten Kraft zurückzubekommen. Er stand auf und begann am Rand der Zelle im Kreis zu gehen. Immer rund herum.
So vergingen die Tage. Langsam kam seine Kraft zurück, soweit man das so nennen konnte und es stellte sich eine Art Routine ein. So weit man das so nennen konnte. Aufstehen – Laufen – Frühstücken - Ich bin unschuldig! - Laufen – Nachdenken - Ich bin unschuldig! – Laufen - Aus dem Fenster schauen – Schlafen - Ich bin unschuldig! - Stimmen ignorieren.
Und so wurden Tage zu Wochen und Wochen zu Monaten. Von Monat zu Monat wurden die Stimmen leiser. An den schlechten Tagen geschah es immer noch, dass Sirius stundenlang auf seiner Pritsche saß und die Wand anstarrte, doch da stand, dass er unschuldig war und das vertrieb die Stimmen und eines morgens wachte Sirius auf und hörte keine Stimmen mehr.
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