von thistle93
Heute war ein schlechter Tag. Er spürte es schon beim aufwachen.
Er hatte schlecht geschlafen, doch er erinnerte sich nicht mehr an die Albträume. Das tat er schon lange nicht mehr, aber er das Gefühl war geblieben. Angst und Verzweiflung.
„Wird auch langsam mal Zeit.“, murmelte er, als er sich zitternd aufsetzte. Zeit für einen neuen schlechten Tag. Zeit für neue Albträume.
Es hatte schon lange keinen schlechten Tag mehr gegeben.
Die Albträume waren seltener geworden, und die Stimmen waren oft gar nicht mehr zu hören gewesen.
Die Schrift an der Wand war verblasst, aber sie erfüllte immer noch ihren Zweck und vertrieb die Stimmen und manchmal sogar die Kälte.
Sirius schüttelte den Kopf um den letzten Rest des Albtraums abzuschütteln und stand auf um seinen üblichen Rundgang anzutreten.
Crouch lehnte am Gitter. Offenbar hatte er einen besseren Tag erwischt als er. Sein Umhang war inzwischen dreckig und zerknittert und er war blass. An den schlechten Tagen, die bei ihm überwogen, zitterte er und oft sagte er etwas von seinem Vater und dass er das alles nicht wollte. Außerdem hatte er aufgehört zu bestreiten, dass er schuldig war. Meistens lag Crouch einfach in seiner Zelle. Apathisch manchmal regungslos mehrere Tage lang, sodass Sirius manchmal schon glaubte er wäre tot, bis sein Geist wieder von einem Albtraum wachgerüttelt wurde und er mit einem Schrei aufwachte.
An seinen guten Tagen allerdings war er noch bissiger als sonst.
Sirius versuchte Crouch weitgehends zu ignorieren. Zum Glück waren die guten Tage immer seltener geworden und somit hatte Sirius öfter seine Ruhe.
Sirius rieb sich den Kopf. Die Stimmen verschwanden langsam, aber ein dumpfer Kopfschmerz blieb zurück. Wie meistens.
„Na, schlecht geschlafen, Black?“ Crouch lächelte. „Wäre ja nichts neues. Hab dich nach deinem Kumpel weinen gehört.“ Seine Stimme triefte vor geheucheltem Mitleid. „Vermisst du den kleinen Feigling, den du verraten hast? Bereust du es schon?“
Verräter
Er hatte wieder von James geträumt und dem Verhör.
„Halt die Klappe, Crouch. Wenigstens jammere ich nicht nachts nach meinem Daddy.“
„Die ganze Welt hält dich für einen Mörder und Verräter, Black. Und weißt du, was deine Mutter gemacht hat?“
„Klär mich auf, Crouch. Obwohl ich mich frage woher ausgerechnet du das wissen willst.“
Na bitte, dachte Sirius. Wenigstens ein Teil deiner Schlagfertigkeit ist dir erhalten geblieben.
„Sie hätte dich beinahe wieder in die Familie aufgenommen, aber Verräter sind eben nicht gerne gesehen. Selbst in den besten Familien nicht.“
Sirius versuchte es sich nicht anmerken zu lassen wie sehr ihn das letzte Kommentar getroffen hatte.
Verräter. „Du bist nicht mehr Teil dieser Familie. Dreckiger Blutsverräter.
„Ich bin schon lange nicht mehr Teil dieser Familie, Crouch. Und das wollte ich auch nie sein.“
Er versuchte seiner Stimme einen ruhigen, gelangweilten Klang zu geben, doch die Stimmen in seinem Kopf die durch das Wort 'Verräter' wieder lauter geworden waren, brannten in seinen Gedanken und ließen seine Wut wieder hell aufflammen.
Leider schien Crouch das auch bemerkt zu haben. „Habe ich dich getroffen, Black?“
Sirius atmete ein paar Mal tief durch. 'Es kann doch nicht sein, dass du all deine Schlagfertigkeit verloren hast.'
Er drängte die Stimmen in den hintersten Winkel seines Kopfes zurück und setzte ein Grinsen auf.
„Wie kommst du denn darauf Crouch? Deine Kommentare haben deutlich nachgelassen, seit du nicht mehr mit deinen Todesserfreunden zusammen bist.“
Crouch wurde blass. Anscheinend hatte Sirius Erfolg gehabt. Sirius hoffte fast, dass Crouch zurück in die Dunkelheit fallen würde und wandte sich ab.
„Besser als dein toter wertloser Schlammblutfreund bin ich allemal.“
Wütend fuhr Sirius herum.
Ein Teil ihn ihm mahnte ihn zur Vorsicht doch diesmal hörte er nicht darauf.
„James war dreimal soviel Wert wie zehn deiner Todesserkumpel. Außerdem waren seine Eltern Zauberer.“
Crouch grinste nur und lehnte sich wieder gegen das Gitter. „Na und. Tot ist er trotzdem. Und meine Schuld war es sicher nicht. Eure Freundschaft scheint ja nicht so viel Wert zu sein.“
Jetzt gab es kein Halten mehr. Sirius stürzte ans Gitter und ehe Crouch sich versehen konnte hatte er die Arme durchs Gitter gestreckt und ihn zu sich gezogen. Eine Faust landete in Crouchs Gesicht und er ging benommen in die Knie.
Wieder hob Sirius die Faust und ließ sie auf Crouchs Gesicht herunterfahren. Diesmal traf er die Nase, die sofort zu sprudeln begann.
Wieder und wieder schlug er zu. Ließ all die Angst und Verzweiflung, die Wut und die Ungerechtigkeit aus sich heraus.
Sirius hörte die eiligen Schritte nicht, wehrte sich gegen die Hände die ihn zurückzerrten. Erst als der Fluch ihn traf ließ er die Fäuste sinken und brach zuckend auf dem Boden der Zelle zusammen.
Crouch hatte sich wieder aufgerichtet. Er klopfte sich den Staub von seinem zerschlissenen Umhang und hielt sich einen Fetzen davon unter die Nase.
„Soetwas gehört besser bewacht. Was ist das nur für ein Drecksladen hier.“
Sirius hörte wie die Wachen wieder verschwanden. „Hochsicherheitsvorkehrungen.“, hörte er eine von ihnen Murmeln.
Sirius konnte sich das selbstgefällige Grinsen auf Crouchs Gesicht nur zu gut vorstellen. Hochsicherheitsvorkehrungen. Er konnte sich nur zu gut vorstellen was ihn erwartete.
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