von Clair_Lestrange
Ich betrat die große Halle in der langen Reihe von Erstklässlern und staunte. Klar wusste ich schon eine Menge über sie und über den Rest von Hogwarts, dank Draco. Er war mein älterer Cousin. Dennoch war die große Halle mit ihrer verzauberten Decke noch größer und prachtvoller als ich sie mir jemals vorgestellt hatte. Als wir vorne angekommen waren, erhob sich der Zauberer, der genau in der Mitte des Hohen Tisches saß. Er hatte einen prachtvollen, blau-silbernen Umhang an, eine Halbmondbrille auf der Nase und ewig langes silbernes Haar und einen ebenso langen, silbernen Bart. Das musste Dumbledore sein. In meiner Familie wurde nie besonders gut über ihn geredet. Kein Wunder, meine Tante Narzissa und mein Onkel Lucius, bei denen ich aufgewachsen bin, sind beide Todesser. Und wer hat jemals von einem Todesser gehört, der Dumbledore wohlgesinnt war? Jedenfalls hatte jetzt eine Hexe mit strammem Haarknoten, Professor McGonnagall, einen dreibeinigen Stuhl vor uns gestellt, auf dem ein alter, fleckiger und zerrissener Hut lag. Der sprechende Hut! Dann begann die Auswahl. “Colin Creevy!“, rief Professor McGonnagall und ein winziger Junge mit mausbraunem Haar trat nach vorne und setzte den Hut auf. Kurz sah er einfach nur lächerlich aus, mit dem viel zu großen Hut, der ihm über die Augen rutschte. Dann öffnete sich ein Riss an der Krempe des Hutes und er rief:“ Gryffindor!“ der Tisch ganz an der rechten Wand brach in Jubel aus. Der nächste kam nach Slytherin, der nächste, und damit das erste Mädchen, wurde eine Rawenclaw. Der übernächste, diesmal wieder ein Junge, kam nach Hufflepuff. Und so ging es weiter. Ich ließ meinen Blick schweifen. Da ich den hohen Tisch im Rücken hatte, betrachtete ich die anderen Schüler. Jeder saß an einem der vier großen Haustische, die unter dem Banner des jeweiligen Hauses standen: ein goldener Löwe auf rotem Grund für Gryffindor, ein bronzener Adler auf blau für Rawenclaw, ein schwarzer Dachs auf gelb für Hufflepuff und eine silberne Schlange auf grün für Slytherin, das Haus in dem fast meine ganze Familie war, in dem mein Cousin ist und in das ich auf keinen Fall wollte, weil Slytherin einen sehr bösen Ruf hatte und ich nicht böse sein wollte. Außerdem sind bei Slytherin die Schlafsäle unter dem See und ich konnte mir vorstellen, dass es dort bestimmt immer feucht und kalt war.
„Clair Lestrange!“ Der Ruf holte mich brutal aus meinen Gedanken. Ich ging nach vorne und setzte den Hut auf. Er rutschte mir sofort bis über die Augen. Aber zuvor bemerkte ich noch, dass einige Leute angefangen hatten zu tuscheln. Der Ruf meiner Mutter schien auf mich abzufärben, man wusste nicht, was man von mir halten sollte. Das kommt davon, wenn man die Tochter einer Todesserin ist, die vor meiner Geburt die rechte Hand Voldemorts war und die jetzt wegen Folter in Askaban sitzt. Deshalb bin ich auch bei meiner Tante und meinem Onkel aufgewachsen. Doch für diese Gedanken blieb kaum mehr Zeit, denn schon sah ich nur noch das innere des Hutes. Ich hörte eine piepsige Stimme an meinem Ohr und bemerkte überrascht, dass es die Stimme des Hutes war. „So, so, eine Lestrange, “ sagte die Stimme,“ mal sehen, was ich mit dir anstelle. Du passt mir nicht so recht nach Slytherin, aber ich sehe viel Ehrgeiz und Lernwille. Von daher würde ich sagen... RAWENCLAW!“ das letzte Wort schrie er in die Halle. Einfach nur abgrundtief erleichtert nahm ich den Hut vom Kopf und setzte manch an den Tisch neben dem der Gryffindors. Es wurde zwar geklatscht, aber ich hatte das Gefühl, dass mich viele Leute argwöhnisch beäugten, manche sogar fast feindlich. Ich betrachtete nun den Lehrertisch. Einige Lehrer kamen mir bekannt vor, da Draco sie mir schon oft beschrieben hatte. Da war natürlich Dumbledore in der Mitte des Tisches, außerdem noch Professor McGonnagall, der winzige Professor Flitwick, und Professor Sprout, die Lehrerin für Kräuterkunde. Allerdings fiel mir auf, dass Professor Snape, der Lehrer, von dem Draco mit Abstand am meisten geschwärmt hatte, fehlte. Ich wunderte mich gerade, wieso, als sich ein verträumt wirkendes Mädchen mit langen, schmutzig blonden Haaren zu mir setzte und mich ansprach: „Hi, ich bin Luna, Luna Lovegood. Du musst Clair sein, nicht wahr?“ „Ja“ antwortete ich mit unsicherer Stimme, um mich kurz darauf zu verbessern und mit deutlich kälterer Stimme, der meiner Mutter bzw. meiner Tante nicht unähnlich, noch einmal zu fragen „Ja?“ „Komm schon, ich weiß, dass du nur so tust. Du bist viel netter als du aussiehst.“ Jetzt war ich absolut verwirrt. „Woher weißt du das?“ „Ich sehe es an den Schlickschlupfen, die um dich herumschwirren. Sie suchen besonders gerne Leute auf, die anders tun, als sie sind. Und um dich sind grade einige herumgeschwirrt.“ Dies sagte sie mit völlig überzeugter Stimme und sah dann noch den anderen zu. Es waren jetzt sowieso nicht mehr viele, ein Mädchen namens „Ginny Weasly“ wurde zu einer Gryffindor, dann erhob sich Dumbledore und hielt eine kurze Rede, die mit den Worten „Guten Appetit“ endete und prompt erschienen auf den bisher leeren Tellern und Platten die herrlichsten Gerichte.
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