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Fanfiction

Amnesia - Ein Geständnis

von rodriquez

Godrics Hollow.
Ein neues Zuhause.
Ab sofort, war es das, ihr gemeinsames, neues Zuhause.
Die Zeit in Hogwarts war zu Ende gegangen.
Während Harry in bequeme Kleidung schlüpfte, verstaute Hermine ihr Gepäck im Gästezimmer, und legte ebenfalls ihr Hogwartsoutfit ab.
In einer bequemen, figurbetonten Jeans und mit einer langen, weißen Bluse bekleidet betrat sie das Wohnzimmer, wo es sich Harry bereits auf der dreiteiligen Couch bequem gemacht hatte.
Ohne zu fragen begab sie sich in Seitenlage, indem sie ihren Oberkörper auf seinen Schoss hievte, und ihre Wange an seine Brust anlehnte.
„Erzähl mir von deinem Sommer“, bat sie mit leiser Stimme. „Erkläre mir die Dinge, die ich nicht verstanden habe.“
„Es wird ein neuerliches Geständnis werden“, begann Harry mit schwacher Stimme. „Es ist nicht einfach darüber zu sprechen, und es ist bis heute ein Geheimnis, dessen Vollständigkeit nur mir bekannt ist. Kingsley kennt nur einen kleinen Teil der Wahrheit.“
„Hören die Geheimnisse irgendwann auf?“
„Ich war im Ligusterweg“, begann Harry, und überging Hermines Randnotiz, „und ich war auch in Godrics Hollow, ebenso war ich im Ministerium, aber ich war auch noch an drei weiteren Orten von denen ich noch nichts erzählt habe.“
Hermine bewegte ihr Gesicht, damit sie Harry in die Augen blicken konnte.
Seine Pupillen zuckten, wurden schmal und dann wieder ganz breit.
Ein Zeichen, dass er sich in eine Erinnerung begeben hatte.
Zärtlich streichelte sie über seine Wange, und küsste ihn auf den Mund.
Harry zündete die Kerzen des Adventskranzes an und zauberte dadurch eine kleine romantische Atmosphäre, draußen war es längst dunkel geworden.
„Die Reihenfolge stimmt auch“, erklärte Harry. „Zumindest fast…“.

Sein erster Anlaufpunkt war tatsächlich der Ligusterweg.
Kingsley hatte ihn kurz vor der Zeremonie zu Freds Ehren über die etwaige Ankunftszeit seiner Verwandten informiert. Der Versuch Ginny darüber zu informieren scheiterte an ihrem störrischen Verhalten, so erwähnte er sein Vorhaben nur am Rande, und rechnete eigentlich nicht wirklich damit, dass irgendjemand Notiz davon genommen hätte.
In den frühen Morgenstunden war Harry aufgebrochen, zwar alleine, aber so fühlte er sich seltsamerweise nicht. Es war, als hätte er ein weiteres Kapitel seiner Geschichte hinter sich gelassen.
Die Begrüßung verlief erwartet kühl, doch das Eis brach, nachdem sich Dudley seinen Eltern widersetzte, und Harry überraschend in ehrliche Umarmung schloss.
„Es freut mich, dich wiederzusehen“, begrüßte er seinen Cousin.
„Aber, aber“, stammelte Vernon. „Wie kannst du nur, Duddylein. Der ist schuld, dass du nicht mehr alle Latten am Zaun hast?“
„Meine Latten sind sehr wohl alle stabil und ausreichend vorhanden“, widersprach Dudley seinem Dad. „Harry hat mich zu einem anderen Menschen gemacht. In eurer Verbohrtheit habt ihr das nicht einmal gesehen. Er hat mich nicht verrückt werden lassen, ihm habe ich zu verdanken, dass ich noch lebe, als mich die unsichtbaren Wesen aussaugen wollten. Und glaubt mir, es gibt sie wirklich, und ich bin froh, sie nicht sehen zu können. Vielleicht wäre ich dann wirklich, das was ihr glaubt, was ich wäre. Fakt ist. Euer Sohn ist nur wegen Harry am Leben, und das werde ich ihm nie vergessen, gerade wegen all den bösen Dingen, die ich ihm angetan habe. Und trotz allem, was wir ihm angetan haben, war er darauf bedacht uns in Sicherheit zu bringen. Ist euch das eigentlich bewusst?“
Fortan ist das Verhältnis zwar immer noch recht kühl, aber bei Weitem nicht mehr hoffnungslos.
Petunia überwandt sich beim Abschied sogar zu einer vorsichtigen Umarmung.
Ein Schritt, ein kleiner Schritt, der Harry sehr viel bedeutet.
Die folgenden Tage verbrachte er in Godrics Hollow, und mit Dudleys Hilfe, damit sind seine Beziehungen in die Welt der Muggel gemeint, gelang es ihm, das Haus seiner Eltern abzudichten, das Dach neu eindecken zu lassen, die Wände gegen Feuchtigkeit, Kälte, aber auch gegen Wärme zu isolieren.
Das Zelt leistete in dieser Zeit große Dienste, aber es erinnerte ihn immer wieder an die Zeit, in der sie unterwegs waren.
Ihre gemeinsame Zeit.
Die neue Zeit, für Harry der Beginn einer neuen Ära schritt voran, und gleichzeitig durchlief er einen Prozess der Wandlung, von Tag zu Tag wurde es ersichtlicher.
Es war, als würde eine wundersame Magie von dem Zelt ausgehen, und diese Magie verband Harry mit ihr, mit Hermine.
Es war ihr Gesicht, das er nicht mehr aus den Gedanken bekam.
Es war immer und überall zum Greifen nah, und doch so fern.
Und plötzlich wurde er sich der Tatsache bewusst, sich nie bei ihr bedankt zu haben.
Er erschrak über diesen Gedanken, diese Vorstellung.
Kein Dank für ihre Treue, ihr Vertrauen.
Kein Dank, dass sie ihm immer zugehört hatte.
In guten, wie in schlechten Zeiten…
Dabei hatten sie ihre Gefühle ausgetauscht, sich gegenseitig Mut zu gesprochen, sich gegenseitig getröstet, angespornt, angestachelt, gedisst.
Stattdessen war er einfach gegangen, als wäre er auf der Flucht vor seiner Vergangenheit, als wollte er so schnell, wie möglich alles hinter sich lassen, auch seine Freunde, seine besten Freunde, seine einzigen wahren Freunde.
Und so beschloss Harry etwas davon zurückzugeben, wenigstens einen winzigkleinen Teil.
Die ideale Möglichkeit, so dachte er, wäre der Weg über ihre Eltern.
Er wollte sich auf die Suche nach ihnen machen, aus Ministeriumskreisen wusste er, dass sie immer noch als verschollen galten.
So ging Harry den Weg des geringsten Widerstands.
Er konnte nicht einfach in den Fuchsbau zurückkehren, als wäre nichts gewesen, Ginny über den Weg zu laufen, danach war ihm nicht der Sinn, ebenso wie er keine Lust darauf hatte ein Störfeuer in der Idylle von Hermine und Ron zu werden.
Nach kurzer Zeit war Harry bewusst, dass Hermines Eltern noch nicht wieder zurückgekehrt waren, und dass somit Hermine sie noch nicht wieder in die Arme schließen konnte.
Überhaupt fehlte noch jede Spur.
Etwas überrascht nahm er zur Kenntnis, dass keine neuen Suchanfragen seiner Freundin registriert waren.
Mit Kingsleys Einwilligung und Dank der guten Beziehungen recherchierte Harry in Muggelkreisen, und bekam tatsächlich nach wenigen Tagen einen Hinweis auf einen möglichen Aufenthaltsort.
Ein Portschlüssel sollte ihn schließlich nach Perth in Australien bringen, um dem Hinweis nachzugehen.
Wendell und Monika Wilkins hatten zwei Tage zuvor bei einem australischen Kreditinstitut in Perth im westlichen Teil des australischen Kontinents eine Kreditkartenzahlung vorgenommen.
Sein erster Gedanke war Hermine darüber in freudige Kenntnis zu setzen, doch wie würde sie reagieren?
Würde sie es gutheißen, wenn er sich einfach einmischen würde?
Warum kümmert sie sich nicht um die Suche?
Möchte sie am Ende ihre Eltern gar nicht wiederfinden?
Hat sie vielleicht Angst vor dem Wiedersehen?
Immer noch stellte er sich die Frage, was es mit diesem vertrauten Gefühl, das er bei den Gedanken an sie verspürte, auf sich haben könnte.
Aber Harry war unschlüssig.
Sollte er mit ihr über sein Vorhaben sprechen?
Sie ist mit Ron zusammen, und er wird es nicht mit Freude aufnehmen, wenn Hermine schon wieder mit Harry allein losziehen würde.
Ohne Frage - Sie würde an seiner Seite sein.
Allerdings wegen ihrer Eltern, und nicht wegen irgendwelchen, seit kurzem, vorhandenen Hirngespinsten.
Eine schwere Entscheidung stand an, und Harry tat sich unglaublich schwer das Richtige zu tun.
Doch was wäre Richtig?
Auf keinen Fall wollte er Hermine als Freundin verlieren.
Du hast sie seit vier Wochen nicht mehr gesehen! sagte er sich. Du kannst nicht einfach hingehen, Hallo sagen und mit ihr verschwinden.
Was sie wohl gerade tut?
Ob sie und Ron glücklich sind?
Vollkommen unschlüssig, desorientiert, aber bewaffnet mit einem alten, stinkenden und vergammelten Stiefel als Portschlüssel machte er sich schließlich auf den Weg, kam aber nur bis zum Grimmauldplatz.
Was ihn allerdings ausgerechnet an diesen unliebsamen Ort führte, konnte er sich nicht erklären.
Vielleicht weil er gerade in der Nähe war.
Vielleicht aber auch, weil es der letzte Ort war, an dem er die meisten seiner Freunde zusammen hatte.
Sirius, Tonks, Remus, Fred.
Vielleicht aber auch, weil er immer noch unschlüssig über sein weiteres Vorgehen war.
Er hatte Angst, ihr nicht davon zu erzählen, und einfach vielleicht sogar gegen ihren Willen loszuziehen.
Er hatte aber auch Angst, sie konnte seine Hilfe zur Kenntnis nehmen und ihn nicht dabei haben wollen. Immerhin hätte sie jetzt Ron, der eigentlich an ihrer Seite sein müsste.
War es wieder einmal Schicksal oder Vorherbestimmt oder lediglich ein Zufall?
Unbekümmert betrat Harry das schreckliche, trostlose Haus.
Mit Vielem hatte Harry gerechnet, aber nicht damit.
Sie hatten es total verwüstet.
Das Wenige was vorher noch ganz war, war nun zerstört.
Vandalen mussten hier gehaust haben.
Nach dem Fall der Schutzzauber wurde das Haus zum willenlosen Freiwild.
Nichts, aber auch gar nicht schien heil geblieben zu sein.
Das Bildnis der Alten hing in Fetzen von der Wand, sie hatte dabei wohl die Sprache verloren. Keinen Mucks, kein nervendes Gemecker, kein schreien, sie machte nicht einmal „Piep“.
Der alte Ahnenwandteppich verkohlt und verbrannt, nicht wieder erkennbar.
Bellatrix, höchstpersönlich, so seine Vermutung.
Sirius Zimmer ein Trümmerhaufen.
Jeder Schritt knirschte unter seinen Füßen.
Er schritt über Holz-, Glas, Porzellansplitter, Papierfetzen.
War es vorher trostlos, grau, heruntergekommen, so war es nun Vernichtung, Wut, Freude an der Zerstörung.
Voller Ekel wandte sich Harry zum Gehen, war schon wieder im Flur, nahe der Haustür.
Hätte er nur einen Aufspürzauber benutzt.
„Homenum revelio“.
Hermine hätte es getan, doch Hermine war nicht in seine Nähe.
Hermine war weit, weit weg von ihm.
Der Zauber hätte ihm angezeigt, ob sich weitere Lebewesen im Haus befunden hätten.
Hätte, wenn und aber.
Er hat ihn nicht benutzt, und so wunderte er sich, über einen dumpfen Schlag, ein plötzliches Schwindelgefühl, unzählige, kreisende Sterne vor den Augen, einem stechenden Schmerz am Hinterkopf, Tränen in den Augen, Blut auf der Wange.
Der vergammelte, stinkende Stiefel polterte beim Sturz aus seiner Jacke, eine hässliche, kleine, fette und rundliche Hand griff danach, die Umgebung begann sich im Kreis zu drehen, alles wirkte verschwommen, dann wurde es schwarz um ihn herum.
Völlige Dunkelheit.
Nur mühsam gewöhnten sich Harrys Augen an das plötzlich aufkommende, grelle Licht.
Mehrfach zwinkerte Harry mit seinen Augen, um festzustellen was um ihn herum geschehen war, wo er sich überhaupt befand. Für einen kurzen Augenblick dachte er zurück in Kings Cross zu sein, und Dumbledore würde ihn erneut erwarten.
Immerhin war er auf einem weichen Untergrund aus Gras und feinem Sand gelandet.
Der Himmel über Harry strahlendblau, die Luft flirrend heiß.
Das Atmen fiel ihm schwer.
Um sich etwas Luft zu verschaffen öffnete er die oberen Knöpfe seines Hemdes.
Sein Kopf dröhnte und schmerzte, und langsam kehrte die Erinnerung zurück.
Er war im Grimmauldplatz. Jemand musste im Haus gewesen sein, und hatte ihm eins übergebraten.
Der Portschlüssel, eine danach greifende Hand…
Sollte er ausgelöst haben?
Sollte er reflexartig zugegriffen haben?
Dann müsste er in Australien angekommen sein, aber dann müsste auch sein Angreifer hier irgendwo sein.
Instinktiv schnellte Harry Körper in die Höhe.
Seine Augen suchten alarmbereit die Umgebung ab.
Sand, Gras, tiefblaues Wasser.
Der weite Ozean vor ihm, in seinem Rücken eine Düne.
Ansonsten Stille, nur die Wellen brachen beim Erreichen des Festlandes.
Das Gras unter seinen Füßen knirschte.
Harte Stoppeln, von der Sonne ausgetrocknet.
Kein Grün, wie er es kennt, sondern eine Mischung aus blassem, hellen grün, sowie, grau und beige, und dazwischen immer wieder Sand, feiner, weißer Sand.
Harry tätigte zwei Schritte, die Düne aufwärts, und sofort tropften Schweißperlen von seiner Stirn.

Die Hitze war unerträglich.
Das Atmen fiel ihm schwer.
Auf der anderen Seite der Düne eine schier unendliche Weite aus Gras und Sand, sie streckte sich über eine dreißig Meter breite Fläche, bis hin zu einer kaum befahrenen, mehrspurigen Landstraße ohne Fahrbahntrennung.
Noch während Harry sich ein Bild der Umgebung machen konnte, sah er einen bunten Lichtstrahl auf sich zu kommen, dessen Farbe infolge der flimmernden Luft undefinierbar erschien.
Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Harry an eine Lichttäuschung oder ein…
Reaktionsschnell warf er sich zur Seite.
Ein Fluch, der auf ihn zurauschte.
Sand und Grashalme wirbelten auf, und noch suchte Harry nach dem Ursprung.
Als er den Erzeuger erblickte, stockte Harry der Atem.
Etwa zehn Meter von ihm entfernt stand eine Person, mit der wahrlich als Letzter gerechnet hatte.
Klein, dicklich, farbloses, lichtes Haar, zerlumpte Kleidung.
Ein Gesicht, das Harry nie vergessen würde, und das ihn alle Vorsätze vergessen ließ, und das nur Abscheu, Wut und Zorn produzierte.
Der Mann, der, um seine eigene Haut zu retten, schamlos seine besten Freunde an den Teufel verkauft hatte.
Eine Ratte in Menschengestalt, die ihre Freunde durch Verrat zum Tode verurteilt hatte.
James, Lily, Harrys Eltern. Sirius, aber auch alle Anderen. Remus, Tonks. Fred.
Peter Pettigrew, alias Wurmschwanz, lächelte hämisch und winkte Harry provozierend zu, bevor ein weiterer Lichtstrahl in Harrys Richtung sauste, dem er aber ein weiteres Mal rechtzeitig ausweichen, und seinerseits einen Entwaffnungszauber aussprechen konnte.
„Expelliarmus!“, schrie Harry so laut er konnte. Voller Abscheu und Entschlossenheit.
Wurmschwanz war perplex über Harrys rasche Auffassungsgabe.
Mit einem überraschenden Knalleffekt erwischte Harry die Zauberstabhand der Ratte.
Sein Zauberstab flog im hohen Bogen durch die Luft, doch wieder einmal winkte die Ratte lächelnd in Harrys Richtung.
Schon einmal tat er dies, kurz nach seiner Enttarnung.
Sirius wäre rehabilitiert gewesen.
Pettigrews Körper begann zu schrumpfen, die Ohren traten hervor, ein Schwanz wuchs an seinem Hinterteil. Der Sand und die trockene Farbe des Untergrundes verschlangen die dunkelgraue Ratte fast vollständig.
Voller Wut preschte Harry vor, kämpfte sich mühsam durch den weichen, unwegsamen Untergrund.
In seiner Verzweiflung setzte er zum Hechtsprung auf die Ratte an, doch sie schlüpfte durch seine Finger, rannte quiekend und zu schnell für einen Menschen, in Richtung Straße.
Harry rappelte sich auf, und nahm die Verfolgung auf, obwohl er wusste, dass er eigentlich keine Chance hätte.
Wieder einmal schien die Ratte ihre schäbige Haut zu retten, und hatte schnell ihren Vorsprung vergrößert, immer schneller hechtete sie auf ihren vier Beinen vorwärts.
Harry mehr als zehn Meter zurück. Vergessen war sein eigentliches Verhaben, warum er eigentlich nach Australien gekommen war. Blind vor Wut rannte sich Harry die Lunge aus dem Leib.
Der Asphalt kam näher, die Ratte rannte immer weiter, immer schneller, dann gab es ein grässliches langgezogenes Quietschen, wie von Gummi auf Asphalt.
Die folgenden Augenblicke hat Harry nur noch in einer Zeitlupe vor Augen.
Ein riesiger, vollkommen schwarzer Truck, in einer Größe, wie ihn Harry noch nie zu sehen bekam, kam gefährlich und tödlich nah, der linke Vorderreifen erwischte den Schwanz der Ratte, der unter dem Reifen eingeklemmt vom Körper abriss, die Ratte wurde in die Höhe gerissen, knallte gegen die Stoßstange und eine Kurbelwelle, bis ihr Körper schließlich im Radkasten des rechten Vorderreifens verschwand.
Doch auch für Harry war es zu spät, ächzend war er mit dem Oberkörper dem riesigen Fahrzeug in die Seite gekracht, bevor er mit der Hüfte gegen ein Trittbrett knallte, das dem Fahrer zum Aufstieg in sein Führerhaus nutzt. Der Auflieger des Roadtrains schlitterte quer zum Führerhaus über den Asphalt. Ein ohrenbetäubendes, bedrohliches Quietschen von Gummi auf Asphalt. Schwere Massen schoben heran, und schienen Harry unter sich begraben zu wollen.
Harry krümmte sich vor Schmerzen, seine Beine wurden von der Wucht zur Seite gezogen, und unter die Ladefläche geschleudert. Instinktiv presste Harry sein Gesicht in den heißen Asphalt und wartete auf das schreckliche Ende.
Es blieb aus, und der Truck schleudernd und krachend zum Stehen.
Irgendwie hatte es Harry geschafft nicht überrollt zu werden, doch auch so spürte er seinen Körper nicht mehr.
Seine Augen nahmen nur noch verschwommene Umrisse vor der endgültigen Ohnmacht wahr.
Jemand beugte sich über ihn und fragte, ob er okay wäre.
Die Ratte war nur noch ein kleiner, platter Haufen Matsch ohne Knochen, ohne Innereien.
Außer Harry, bemerkten lediglich einige Aasgeier den Abtritt von Peter Pettigrew, der Ratte.
Sie dinierten und labten sich genüsslich an ein paar übriggebliebenen Hautfetzen einer verräterischen Ratte.
Erst Stunden oder Tage später erwachte Harry aus seiner Ohnmacht.
Für einen kurzen Moment glaubte er das Zeitige gesegnet zu haben, was Voldemort nicht gelungen war, sollte ein riesiger Truck in einem fernen Land zu Ende gebracht haben?
Insgeheim wäre es ihm egal gewesen. Harry verspürte sogar Genugtuung. Lily und James, aber auch Sirius und all die Anderen würden ihren alten verräterischen Freund gebührend in Empfang nehmen.
Harry war nicht in der Lage seinen Körper zu bewegen.
Arme und Beine befanden sich in einer gipsartigen Masse.
Harry war nicht tot.
Ein Police Officer stellte unbequeme Fragen, die er aber bereitwillig versuchte zu beantworten.
Das Nächste an das er sich erinnerte war ein Arzt, der ihm die Schwere seiner Verletzungen zu erklären versuchte.
Unterschenkel und Wadenbeinbruch links, Oberschenkelhalsbruch rechts. Abschürfungen In Gesicht und an den Armen. Handgelenksbruch links. Zwei gebrochene Rippen, und eine Platzwunde am Hinterkopf, die nicht von dem Unfall herrühren würde. Und ob man Jemanden benachrichtigen solle.
Harry verneinte und verbrachte zwei Monate auf einer Krankenstation eines Muggelkrankenhauses in Perth, im fernen Australien.
Die Spur zu Hermines Eltern konnte er abhaken.
Niemand wusste von seinem Missgeschick.
Niemand konnte ihn in die Hände von magischen Heilern übergeben.
Niemand vermisste ihn.
Ein Alleingang, der unverantwortlich in Hermines Augen sein würde. Ihr Ärger war ihm gewiss.
So harrte er aus, und als er endlich wieder in der Lage war ein paar Schritte zu tun bat er seinen Zimmergenossen mit dem er sich angefreundet hatte eine Telefonnummer in Großbritannien herauszufinden.
Die Dursleys hinterlegten schließlich bei der International Bank of Scotland eine kleine Summe Geld, mit dem Harry die Heimreise in einem Flugzeug der Muggel antreten konnte.
Mit Zinsen zahlte er seine Schulden zurück, doch er war dankbar, dass sie es überhaupt getan hatten.
Bei seiner Rückkehr war es bereits Ende Juli, und er war um eine Enttäuschung und eine Erfahrung reicher.
Aber er würde nie mehr alleine auf eine Mission gehen.
Seine Ohren klingelten und waren voller Hohn, Spott und Beschimpfungen, die alle aus einer einzigen Kehle kamen, und die weibliche Ursprünge hatten.
Ein weibliches Wesen mit haselnussbraunen Haaren, und der dazu passenden Augenfarbe.
Ein weibliches Wesen, das, wenn es nervös ist, mit einer Strähne ihres Haars spielt, diese Strähne mit Zeigefinger und Daumen fast zermalmt.
Wie gerne würde er diese Strähne hinter ihr Ohr zurückstreichen.
Ein weibliches Wesen auf dessen Nase sich eine einzige Sommersprosse trollt, wie gerne wäre er an deren Stelle.
Ein bestimmtes, weibliches Wesen mit einem, für ihn eindeutig identifizierbaren Muttermal an der linken Pobacke.
Und wieder schaffte er es nicht wenigstens den klitzekleinen Dank zustande zu bringen.
Erst wenn er das mit ihren Eltern geregelt bekommt, wird er sie wiedersehen.
Ein Schwur, den er bei Amtsantritt in der zweiten Augustwoche sich gegenüber ablegte.
Woher kannte er dieses Muttermal?

„Erspare mir bitte deine Kommentare“, stöhnte Harry zum Abschluss seiner Schilderung.
„Ich habe doch gar nichts gesagt“, erwiderte Hermine ausdruckslos.
„Aber du wolltest“, unterbrach Harry. „Ich kenne deine Worte sehr gut, ich habe sie monatelang in meinem Kopf gehört.“
„Dann hast du daraus gelernt, und ich brauche mich nicht zu wiederholen“, zuckte Hermine mit dem Oberkörper. „Der einzige Vorwurf, den ich dir machen kann, ist der fehlende Homenum Revelio. Doch der Rest wäre eigentlich süß, wenn nicht Pettigrew aufgekreuzt wäre.“
„Die Ratte hat ihre gerechte Strafe bekommen“, keuchte Harry. „Das ist aber das einzig positive, was ich dieser Aktion abgewinnen kann.“
„Nein, Harry“, erwiderte Hermine entschieden. „Peter ist mir egal. Für mich zählt das, was du für mich tun wolltest. Geh ich recht in der Annahme, dass du die Suche nach meinen Eltern nicht aufgegeben, sondern sie vielmehr vorangetrieben hast?“
„Leider fand sich die Spur erst Mitte Oktober wieder“, bestätigte Harry indirekt Hermines Vermutung. „Im Übrigen sind wir Heiligabend bei ihnen eingeladen. Deine Mom hat gestern Abend angerufen.“
„Und du hast ihr natürlich wieder Alles brühweich serviert“, schüttelte Hermine ihren Kopf.
„Brauchte ich gar nicht. Sie hat gar nicht nach dir gefragt…“
Hermine stutzte und richtete ihren Oberkörper gerade. „Das ist nicht dein Ernst?“
Harry zuckte unschuldig mit dem Kopf.
„Bist du sicher, dass dein Amnesia richtig funktioniert?“, hinterfragte Hermine. „Oder hast du ihn etwa zu deinen Gunsten modifiziert?“
„Also bitte Hermine“, empörte sich Harry. „Ich mag genial und einzigartig sein, aber ich bin nicht Hermine.“
„Idiot“, hauchte Hermine. „Ein Glück hat dich der Truck nur gestreift. Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen sollte.“
„Du würdest diese Nacht in Hogwarts verbringen, und dich vielleicht an Weihnachten wundern, dass ich nicht auftauchen würde.“
„Du bist gemein, Harry“, stöhnte Hermine. „Spätestens wenn du im August nicht im Ministerium erschienen wärst, hätte mich Kingsley informiert, und ich hätte keine Ruhe gegeben, bis ich dich gefunden hätte.“
Zwei oder drei Songs von Harrys eingelegter Dire Straits CD sprach keiner ein Wort.
Beide schwiegen, und schienen die gerade aufgeschnappten Worte zu verarbeiten.
Die gedämpfte Musik ließ Harrys Augen schwer werden.
Ein gleichmäßiges Atmen ging von seiner Freundin aus, und erfüllte Harry mit Ruhe und Freude.
Ihr Gesicht lag an seiner Brust, und war leicht abgewinkelt und nach unten gesunken.
Einige Züge ihres heißen Atems drangen durch sein Hemd hindurch direkt auf seine Haut. Überrascht stellte er fest, dass Hermine tief und fest eingeschlafen war.


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