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Fanfiction

Amnesia - Wieder wird ein Märchen wahr

von rodriquez

Wieder einmal konnte sich Hermine auf ihre Näschen verlassen.
Allerdings wirkte auch Harry keineswegs überrascht, als er, nach seiner Rückkehr durch das Portraitloch schlüpfte, und auf der Couch vor dem wärmenden Kaminfeuer nur eine einzige Person im Gemeinschaftsraum vorfand.
Sie schien auf Harry gewartet zu haben.
Schweigend näherte er sich dieser Person, griff in seine Tasche, zog ein Handy hervor und hielt es ihr entgegen.
Mit wenigen Worten erklärte er die wichtigsten Funktionen und Ginny nickte und steckte es in eine Tasche ihrer Jeans.
Der perfekte Einstieg in ein erwartetes, klärendes und notwendiges Gespräch.
„George?“, fragte sie.
„Wollte, wie nicht anders zu erwarten sofort mitkommen.“
„Ron ist also nicht…?“
„Nein“, schüttelte Harry. „Mein Bauchgefühl scheint sich wieder einmal zu bestätigen. – Leider.“
„Es wird ihm doch nichts geschehen?“
„Zumindest bis er seinen Gegner an diesen gewissen Ort geführt hat wird er sicher sein.“
„Und dann?“
„Dann müssen wir zur Stelle sein, und das Schlimmste verhindern, und ich verspreche dir, das werden wir!“
Ginny senkte den Blick, hielt aber dieses Mal ihre Emotionen zurück.
Äußerlich versuchte sie Ruhe zu bewahren, doch Harry wusste, dass in ihr ein Vulkan brodelte und längst ausgebrochen war.
„Du und Hermine“, begann sie mit leiser Stimme, „seid ihr…?“
„Offiziell – Nein. Inoffiziell – Ja, wenn ich es kompliziert ausdrücken möchte, und auf deine eigentliche Frage eingehe.“
„Welche eigentliche Frage?“
„Die Frage nach dem Zeitpunkt, seit wann“.
Ein schwaches Zucken der Mundwinkel bestätigte Harrys Vermutung.
„Seit dem ersten Tag, würde meine Antwort lauten.“
„Inoffiziell“, kicherte Ginny erstmalig.
„Das ist immer noch“, erwiderte Harry, „inoffiziell“.
„Außer, dass ihr bereits miteinander geschlafen habt.“
„Auch das nenne ich inoffiziell“
Ginny prustete laut heraus. „Also ich wüsste, und zwar offiziell, wenn dein bestes Stück in mir gesteckt hätte.“
Harry senkte die Augen, erhob sie aber sofort wieder.
Würde sie es verstehen?
Könnte sie mit der Wahrheit umgehen?

Er atmete tief durch.
„War – für Fremde! Offiziell aber für euch Beide“, korrigierte Ginny. „Also seit wann, Harry?“
Die Antwort blieb Harry noch schuldig.
Erst einmal zog er seine Jacke aus, und nahm ihr gegenüber Platz, dann atmete er weiteres Mal tief durch und schaute in ihre ausdrucklosen Augen.
„Nichts in meinem Leben gestaltet sich einfach“, begann er mit einem qualvollen Lächeln im Gesicht. „Hermine war immer unerreichbar, so etwas, wie eine Schwester für mich. Aber auch meine Gefühle für dich waren nicht geheuchelt, sie waren echt, ebenso echt, wie das, was ich für Hermine empfinde. Aber bei ihr wäre mir nie der Gedanke gekommen, dass es mehr als Freundschaft sein könnte, bis…“
„Bis?“, wiederholte Ginny angeregt.
„Es war vor ziemlich genau einem Jahr seit ich diese Gewissheit habe. Es war die Zeit, als wir noch auf der Jagd waren. Ron hatte uns verlassen, weil er es insgeheim wusste, oder erahnte. Die Tage nach Rons Verschwinden wurden zur Qual. Hermine fiel in ein tiefes depressives Loch. Sie war geblieben, und doch war es, als wäre sie mit ihm gegangen. Unerreichbar, wie immer. Wir haben tagelang nicht miteinander geredet, und doch war da etwas, etwas, das von Tag zu Tag deutlicher zum Vorschein kam. Ron hatte sie vor die Wahl gestellt, doch sie ist geblieben, und ich fragte mich, warum. Es war unvermeidbar. Es ist einfach so geschehen. Es kam über uns, wie der Einschlag eines Blitzes.“
„Ihr habt es getan?“, schluckte Ginny.
„Es tut mir Leid, Ginny“, antwortete Harry. „Aber für mich war es mehr, als ich mir je erträumt hatte.“
„Das braucht dir nicht Leid zu tun…“
„Ron kam zurück, und mit ihm das unsinnige Gefühl, dass es ein Fehler gewesen sein könnte.“
„Daran kann ich aber nichts inoffizielles mehr erkennen“, erwiderte Ginny, ihre Blicke hielt sie standhaft.
„Ich habe es zu dem gemacht, was wir jetzt inoffiziell nennen“, erklärte Harry. „Ich habe Hermines Erinnerungen gelöscht.“
Ginnys Augen traten aus ihren Höhlen, wuchsen zu Tischtennisbällen an.
„Du siehst man kann es durchaus vergessen“.
Sie stammelte vor Entsetzen heiße Luft.
„In der Folge habe ich meine Erinnerungen in einer Phiole gesammelt, bevor ich die gleiche Tat an mir selbst vollzog. Alles war vergessen, bis ich die Phiole durch Zufall wiederfand. Zu diesem Zeitpunkt lief aber bereits Alles in neue Bahnen, in unterschiedliche Richtungen. Wir haben uns getrennt. Hermine und Ron schienen in meinen Augen glücklich. Es war Ende des Sommers, vor also noch nicht allzu langer Zeit…“
„Wie hat Hermine reagiert, nachdem du es ihr gestanden hast?“, interessierte Ginny. „Wie hat sie es aufgenommen?“
„Überraschend gut“, antwortete Harry. „Es ist nur so, dass sie erst wieder zu dem Punkt hinkommen muss, an dem wir schon angekommen waren, bevor ich den Lauf unserer Geschichte verändert habe. Ich fühle mich schuldig, und deswegen werde ich sie auch nicht zu irgendetwas drängen.“
„Danke für deine Ehrlichkeit, Harry“, seufzte Ginny. „Das macht es einfacher für mich.“
„Dean?“ vermutete Harry.
Ginny nickte.
„Ich kann nun, ohne mir Vorwürfe zu machen, mich voll und ganz auf Dean konzentrieren.“
„Vorwürfe?“, schüttelte Harry ungläubig seinen Kopf. „Liebst du ihn?“
„Ich fühlte mich schuldig an unserer Trennung. Solange hatte ich auf dich gewartet, und dann wollte ich wohl zuviel, und alles gleich und sofort, das war egoistisch von mir. Wie du schon sagtest: Es ist die Enttäuschung über mich selbst. Ob das mit Dean was Ernstes ist oder wird…“, sie zuckte mit einem – ich – weiß â€“ es – nicht – Gesicht mit ihrem Oberkörper. „Das wird sich nun alles zeigen. Ich kann nun mit ruhigem Gewissen ein neues Kapitel aufschlagen. Das Vergangene habe ich nun verstanden, warum es endete. Und dir sei gesagt, dass ihr, du und Hermine, auf dem richtigen Weg seid.“
„Es war nicht geplant, aber es war auch unvermeidbar, und ich werde niemals bereuen, was geschehen ist“, fügte Harry hinzu. „Ich möchte, dass du das weist.“
„Wirst du mich auf der Suche nach dem Brunnen des Glucks mitnehmen?“
„Warum stellst du deine Frage so vorsichtig?“
„Du hast mich schon einmal zurückgelassen.“
„Wenn Minerva es erlaubt, kannst du uns begleiten, wenn du das möchtest.“
„Ja“, antwortete Ginny. „Ich möchte sehr gerne dabei sein. – Wie sieht dein Plan aus?“
Suchend blickte Ginny durch den Gemeinschaftsraum.
„Hermine“, rief sie schließlich. „Wir sind durch und leben beide noch, würdest du bitte rauskommen?“
Ein Schmunzeln legte sich auf Harrys Gesicht, noch bevor Hermine den Raum betrat.
Hinter ihr erschien Lavender.
„Keine Sorge“, rief Hermine schon von weitem. „Wir haben kaum ein Wort verstanden…“
„Und wenn, wäre es auch nicht tragisch“, murmelte Ginny klar und deutlich „Also?“, an Harry gewandt hinterher.
„Die Abreise am Morgen des Einundzwanzigsten würde uns vor die gleichen Probleme stellen, die wir jetzt schon hätten“, erklärte Harry. „Unwegsames Gelände. Schlechte Witterungsbedingungen. Dunkelheit. Ergo müssten wir tags zuvor im möglichen Tageslicht anreisen.“
„Und wie verbringen wir die Wartezeit.“
„Geht man von der Legende aus, dann öffnet sich die Pforte mit den ersten Sonnenstrahlen. Wir übernachten an Ort und Stelle.“
„So wie letztes Jahr“, bemerkte Hermine. „In einem Zelt unter einem Fidelius, der unsere Anwesenheit nicht verrät.“
„Ich habe das Zelt aus Godrics Hollow mitgebracht“, bestätigte Harry die Theorie seiner Freundin. „Hermine, Ginny?“ Von Beiden bekam Harry ein zustimmendes Nicken. „Lavender?“ Auch sie nickte. „Wird Dean uns begleiten?“
„Wir haben noch nicht darüber gesprochen“, erwiderte Ginny. „Was tun wir mit Hagrid?“
„Er sollte nach Hogwarts zurückkehren, nachdem er uns zu der bewussten Stelle geführt hat“.
Nur wenige Minuten waren vergangen seid Harry den Gemeinschaftsraum betreten hatte.
Wenige Minuten, die aber ausreichten um eine gewisse Routine aufkommen zu lassen.
Es war, als wäre er nie weg gewesen.
Das Gefühl zuhause zu sein.
Plötzlich schwiegen alle Personen im Gemeinschaftsraum, ganz so, als hätte jeder gerade das Gleiche gedacht.
„Es ist fast wie früher“, sagte Ginny schließlich mit zitternder Stimme. „Und dabei ist mir gerade bewusst geworden, dass es eben nicht wie früher ist“

Noch am gleichen Abend informierte Harry offiziell das Ministerium über die geplante Mission, bat aber um Stillschweigen, damit Molly und Arthur nicht beunruhigt würden.
Desweiteren unterbreitete Harry der Schulleiterin den Vorschlag, eine Informationsstunde abzuhalten, in der er einige Ministeriumsberufe vorstellen konnte, und dachte dabei besonders an die unzähligen freien Aurorenplätze, für die er zusätzlich bei der Abschlussklasse werben könnte.
Die Schulleiterin und der Minister waren von dieser Idee sehr angetan.
Im Zuge dieser Veranstaltung, sie bereits am nächsten Morgen durchgeführt wurde, erwachte die Idee einmal pro Woche Schnupperstunden für die interessierten Schüler durchzuführen.
Harry erklärte sich bereit einmal pro Woche Verteidigungs- und Angriffszauber in einer Art Unterricht zu praktizieren.
Um die Wartezeit zu verkürzen nahmen Hermine und Lavender am regulären Unterricht teil.
Und so verging die Zeit bis zum geplanten Aufbruch, fast wie im Flug.
Alte Gewohnheiten kamen zum Vorschein, auch weil sich Harry als Sparringspartner im Quidditich zur Verfügung stellte.
Am frühen Nachmittag des zwanzigsten Dezember traf sich die Gruppe in der großen Halle.
Lavender, Hermine trafen gemeinsam ein, während Ginny nur langsam und etwas später herantrabte.
Immer wieder sah sie sich fragend um.
Schließlich traf Hagrid als Letzter zu der Gruppe hinzu, und gerade als sie sich zu Fuß auf den Weg nach Hogsmeade machen wollten, wo ein aktivierter Portschlüssel bereit lag, schloss doch noch Dean der Gruppe an.
Dichtes Schneetreiben sorgte für eine winterliche Landschaft in der schottischen Hochebene.
Der Halbriese ebnete den Weg, und die jungen Leute, die ihm im Gänsemarsch folgten, versanken dennoch knietief in der weißen Pracht.
Gut fünfzehn Minuten kämpften sie sich durch freies Gelände voran, Schneetreiben und ein eisiger Wind behindern die Sicht, bis ihr Weg an einer mit Efeu und Rankpflanzen bewachsenen, alten Steinmauer entlang führte.
Keiner wagte zu sprechen, doch die Worte wären sowieso vom Wind verschluckt worden.
„Hier irgendwo müsste es sein“, brummte Hagrid, und blieb suchend stehen.
Obwohl der Halbriese unmittelbar vor der Gruppe junger Leute stand, war er nur schwer zu erkennen. Der unaufhörlich, niederfallende Schnee verfing sich in seiner Mähne und seinem dichten, struppigen Bart.
Die jungen Leute starrten entlang der alten Steinmauer, doch Niemand war in der Lage irgendetwas auffälliges, wie einen Spalt oder Ähnliches zu entdecken.
Trotzdem dankte Harry, und bat Hagrid nach Hogwarts zurückzukehren.
Im Anschluss suchte er einen geeigneten, geschützten Platz für das Errichten eines Quartiers.
Der geeignete Platz lag hinter einen kleinen Lichtung, mit Blick zum Weg, der längst wieder unwegsam und unerkennbar erschien, aber auch mit Blick zur Mauer, geschützt durch Wind und Wetter, zwischen einigen Tannen.
Nachdem das Zelt errichtet, und die Schutzzauber gesprochen waren, sagte Harry: „Wir brauchen nicht einmal Spuren zu verwischen, der Schneefall ist so intensiv, dass Niemand unsere Anwesenheit erahnen dürfte. Wir müssen nur Augen und Ohren offenhalten.“
„Kurz vor Morgengrauen“, antwortete Hermine. „Ich glaube nicht, dass jemand bei dieser Witterung ein Risiko eingeht.“
Eine spürbare, fast schon greifbare Spannung herrschte unter den fünf jungen Leuten, kaum Jemand sprach ein Wort.
Jedes Geräusch wurde zu einem nervenzehrenden Keuchen.
Schließlich erbarmte sich Dean und übernahm die Initiative, indem er den Wachposten vor dem Zelt bezog.
Harry ließ sich auf einem der Betten nieder und schüttelte wieder einmal fasziniert den Kopf. „Ich liebe Magie“, murmelte er aufs Neue.
Es war der Anblick des Innenbereiches des Zeltes, das sich wieder einmal den Gegebenheiten fast perfekt angepasst hatte, und mit der Einrichtung einer 4-Zimmer-Wohnung aufwartete: Sanitärbereich, eine kleine Wohnküche, ein abgetrennter Wohnbereich mit Tisch und Polstersesseln, und ein Schlafbereich, der allerdings keine Unterscheidung zwischen Männlein und Weiblein machte. Fünf Pritschen standen nebeneinander aufgereiht, ohne Abtrennung, aber alle im gleichen Bezug. Harry hatte das äußerste Bett auf der linken Seite gewählt, hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und starrte zum Dach des Zeltes, als er einen leichten Widerstand an seiner Seite bemerkte.
„Die Erinnerung ist in vollem Umfang zurück, und hat mich gerade mit voller Wucht getroffen“, flüsterte Hermine in sein Ohr, während er seine Hände befreite, und einen Arm um seine anschmiegsame Freundin legte.
Harry visierte ihr Gesicht und bemerkte ein hämisch lüsternes Schmunzeln.
„Diese Umgebung ist äußerst stimulierend, und hat gerade etwas in mir ausgelöst, was ich nur schwer unter Kontrolle bringen kann, und ich muss mich extrem konzentrieren, um nicht die Contenance zu verlieren.“
Für einen kurzen Moment hob Harry seinen Oberkörper an und blickte über Hermines Körper hinweg. Keine Augen, keine Langziehohren lagen auf ihnen. Er erkannte Lavender die auf dem Rücken liegend mit offenen Augen zu schlafen schien, und er entdeckte Ginny in Küchennähe. Sie lief rastlos auf und ab, ohne ihnen Aufmerksamkeit zu schenken.
„Halt mich einfach nur fest“, hauchte Hermine in sein Ohr, und ein wohliger Schauder überflutete seinen Körper.
Ziemlich genau zwei Stunden später marschierte Ginny nach draußen und Dean fiel ihn die Kissen, des letzten, freien Bettes.
Eine Absprache fand nicht statt, ein Automatismus war eingetreten. Hermine ersetzte Ginny, und Lavender folgte auf Hermine.
Als Harry an der Reihe war, krähte bereits der erste Hahn.
Sehen konnte er allerdings kaum etwas.
Die Dunkelheit und dichtes Schneetreiben erschwerte die Sicht, und nur mit größter Anstrengung konnte er die alte Steinmauer im Auge behalten.
Andauernd beschlug seine Brille, so versuchte er des Öfteren zu lauschen.
Kurz vor Ablauf seiner zwei Stunden bemerkte er ein neues, unstetes Geräusch, ein Knirschen. Schritte im tiefen Schnee, gefolgt von einem Ziehen und Zerren.
Schemenhaft kam eine Gestalt zum Vorschein, die etwas, scheinbar eine andere Person hinterher schleifte.
Die führende Gestalt war von fülliger, stämmiger Statue und ließ keine Zweifel aufkommen, wer von den Beiden das Sagen hatte.
Noch waren die Beiden aber etliche Meter von Harrys Standort entfernt., und eine Identifikation unmöglich.
Leise schlich Harry zurück ins Zelt, wo Hermine sofort aus der Schlafstellung in die Höhe schnellte.
„Ich glaube es geht los“, flüsterte Harry, trotzdem waren auch die drei Anderen sofort hellwach, warfen ihre Winterkleidung über und marschierten vor das Zelt.
Aufmerksam verfolgten fünf Augenpaare einem grausam anmutendes Szenario.
Die kräftige Gestalt stampfte unbeirrt durch den Tiefen Schnee voran, und zerrte an einer scheinbar kurzen Leine eine weitere Gestalt brutal hinterher.
Immer wieder hing die Leine durch, dann straffte sie sich wieder, bis die erste Person mit einem kräftigen Ruck den Gefangenen näher zerrte.
Unverkennbar Ron.
Trotz der trüben Sicht.
Trotz der Schneemütze auf seinem Haupt.
Die roten Haare waren nicht zu leugnen.
Das Ächzen und Stöhnen, unverkennbar.
Lavender gluckste undefinierbare Töne und rang nach Luft.
Sie japste, und hätte Hermine die schwangere Konkurrentin nicht zurückhalten, wäre sie wohl unmittelbar losgestürmt, und hätte ihre Anwesenheit verraten.
In einer Reihe, am Rande des Schutzbereiches hatten die Fünf sich aufgereiht.
Bereit zum Losstürmen. Bereit zu kämpfen.
Lediglich Hermine widmete ihre Aufmerksamkeit dem Zelt, sie schrumpfte es, und verstaute es im Anschluss in ihrer Perlmutthandtasche.
Wie unter einer unsichtbaren Glocke waren sie noch von einem der Schutzzauber umgeben.
Das Stampfen und Schlurfen von außerhalb klang dumpf und schwer.
Ron röchelte, und Lavender keuchte bei jedem verzweifelten Versuch ihres gefangenen Freundes, Luft einzuatmen. Sie erklärte sich solidarisch und rang gemeinsam mit ihm nach Atem.
Wie aus einem anderen, verschlossen Raum erklang schließlich Rons krächzende, schmerzverzerrte Stimme, als sich sein gebeugter Körper in etwa gleicher Höhe mit den unsichtbaren Freunden befand.
Nur wenige Meter entfernt, greifbar nahe.
„Hier. Hier ist die Mauer.“
„Wenn du lügst, wirst du dir wünschen, nie geboren zu sein“, erwiderte eine laute, aber tiefe schreckliche Stimme.
Mit einem kräftigen Ruck mit der Hand zog der unheimliche Fremde Ron näher zu sich heran. Das Seil wurde stramm gezogen.
Eine Hand umfasste Rons Hals, und drückte ihn die Höhe.
Einen kurzen Augenblick später flog Ron durch die Luft und krachte mit dem Rücken gegen die Mauer.
Ächzend sank er zu Boden.
Und endlich konnten die Freunde sein Gesicht sehen, was Lavender zu einer weiteren Panikattacke führte, sie kämpfte gegen akute Atemnot, aber auch Ginny musste mit Gewalt ihre Tränen zurückhalten.
Die Gefahr in der er sich befand wurde ihr schlagartig bewusst.
Das Gesicht ihres Bruders schmutzig, und völlig zerschunden.
Tiefe Kratzspuren, vermutlich von einer spitzen Klinge, Striemen, Blutergüsse, blutunterlaufene, dick angeschwollene Augen.
Aus der Nase tropfte Blut, sie hing schief und schien gebrochen zu sein.
„Auf was warten wir?“, keuchte Ginny, machte einen energischen Schritt nach vorne und musste von Harry gewaltsam festgehalten werden.
„Er hat Ron immer noch an der kurzen Leine“, antwortete Harry flüsternd. „Ein kräftiger Zug, und es schnürt ihm die Kehle ab.“
Immer wieder trieb die Gestalt ein grausames Spiel mit ihrem Opfer.
Zunächst lockerte der Peiniger das Seil an dem Ron gefangen gehalten wurde, dann ein kurzer, überraschender und kräftiger Zug an dem lockeren Strick, und Ron schnellte von der Gewalt in die Höhe und sank ächzend zu Boden.
Ein unnatürliches, tiefes Lachen begleitete dieses Schauspiel.
Ein Lachen, das einem Räuspern ähnelte, und das nicht nur Harrys Blut in den Adern gefrieren ließ.
Fast jeder der Fünf schüttelte sich angewidert.
„Wie gerne würde ich das hier und sofort beenden“, keuchte Harry.
„Warum tun wir es dann nicht?“, fragte Dean.
„Weil wir nicht sicher sein können, dass wir es nur mit einem Einzelgänger zu tun haben“, antwortete Hermine. „Was, wenn er auf Komplizen wartet? Was tun wir, wenn plötzlich noch weitere dieser Gestalten auftauchen? In Hogsmeade warfen sie auch zu zweit.“
„Spielt das eine Rolle?“, erwiderte Ginny. „Ich meine, ob jetzt oder nachher?“
Der Himmel begann von schwarz in dunkelgrau überzugehen.
Nach wie vor fielen Unmengen Schnee aus den tief hängenden Wolken.
Die Gestalt nahm einen kräftigen Schluck aus einer Feldflasche, und zerrte im Anschluss ein weiteres Mal an dem Seil, an dem Ron zur Hilflosigkeit verdammt war.
Neuerlich drückte eine riesige Pranke gegen Rons Kehlkopf.
Sein Gesicht wurde auf Augenhöhe mit der riesigen Gestalt gedrückt.
Rons Beine pendelten hilflos mehrere Zentimeter über dem Boden.
„Habe ich nicht gesagt, dass du nicht lügen sollst?“, keifte der unheimliche Fremde. „L-Ü-G-E! Wieder einmal nur Lügen. Wo ist der Eingang?“
„Sonnenaufgang“, stammelte Ron unter schwerster Atmnot, und wurde gegen die Mauer geschleudert, doch der Einschlag blieb aus.
„STUPOR!“
Fassungslos starrten vier Augenpaare auf einen schmalen Spalt in der Steinmauer, von dem Ron fast vollständig verschlungen wurde.
Die Gestalt sackte getroffen von einem Schockzauber in die Knie, und fiel der Länge noch in den tiefen Schnee.
Es war Harry, der einen Schritt nach vorne gemacht, und den Schutzbereich verlassen hatte, den Zauberstab erhoben. Entschlossenheit im Gesicht.
Mit diesem Ausdruck stürmte er vorwärts, packte den geschockten Gegner und zerrte ihn durch den schmalen Spalt in der Mauer. „Schnell!“, rief er den Anderen zu, die regungslos und staunend, wie angewurzelt stehen geblieben waren. „Schnell! Bevor sich die Öffnung wieder schließt!“
Hermine reagierte am schnellsten, fasste nach Lavenders Hand, die gleichzeitig nach Ginny griff, welche wiederum Dean am Ärmel hinterher schleifte.
Gerade als Dean als Letzter das Portal durchquerte, schloss sich knarrend der Spalt in der Mauer, als würde sie von unsichtbarer Hand zusammengeschoben.
Erstaunt schaute sich das Quintett um.
Ron war nirgends zu sehen.
Dafür war die Sonne aufgegangen und stieg langsam an.
Keine tristen, grauen Wolken aus denen Schneemassen herausfallen.
Es war plötzlich Frühsommerlich warm. Hecken und Sträucher über ihren Köpfen, Rankrosen und andere Blüten und Pflanzen in tausenden von bunten Farben. Schmetterlinge, die um ihre Köpfe schwirrten. Insektengeräusche.
„Träum ich?“, murmelte Dean. „Liege ich etwa auf der Pritsche und bin eingeschlafen?“
„Nein“, erwiderte Hermine mit demütiger Stimme. „Denn sonst hätten wir alle den gleichen Traum. Ich glaube wir sind mitten in einem Märchenland.“
Der hässlichen Kreatur, die regungslos im Gras verharrte, schenkte sie einen abfälligen Blick, dann einen Fesselzauber und zusätzlich einen Petrificus Totalus.
„Habe ich noch nie gesehen“, nuschelte Ginny mit ebenfalls einem abfälligen Seitenblick, bevor sie sich fasziniert ihrer neuen Umgebung zuwandte, ihre Jacke auszog, und die oberen Knöpfe ihrer Bluse öffnete.
„Wo ist mein Ron?“, jammerte Lavender uns sah sich ängstlich um.
Weit und breit keine Spur von Ron.
„Folgen wir dem Weg“, sagte Harry und deutete in die einzige Richtung, in die sie sich fortbewegen konnten. Die Mauer hinter ihnen war geschlossen, und zu ihren Seiten nur undurchdringbare Sträucher und Hecken.
Der Zauberstab blieb wirkungslos, nur kurzzeitig krachten Blüten, Dornen und Äste, dann hatten sie wieder ihre Urform erreicht.
„Was machen wir mit dem?“ fragte Ginny.
„Der kann nicht weg“, fuchtelte Harry desinteressiert mit den Armen. „Lassen wir ihn einfach liegen.“
Zur Sicherheit verpasste Hermine dem unbekannten Bösewicht noch einen weiteren Lähmzauber, sowie eine abgeschwächte Form des Amnesia, dabei stahl sie einen heimlichen Blick ihres Freundes, der ihr aufmunterungsvoll zunickte, bevor er per Handzeichen die Aufforderung gab, dem einzigen möglichen Weg zu folgen.
Eine kleine Feldflasche entfernte sie aus der Hüfte des Unbekannten. „Falls wir unterwegs Durst bekommen sollten“, sagte sie, während sie die Flasche schüttelte, und so feststellte, dass sie noch reichlich gefüllt war. Zu guter letzt entwaffnete sie ihn auch noch, indem sie einen Zauberstab aus seiner Tasche zog, und ihn an Dean weiterrreichte.
Nach etwa fünfzehn Minuten Fußweg erreichten sie eine kleine Lichtung, immerhin war die Sonne etwas höher gestiegen, und die schattenspendenden Hecken und Sträucher lichteten sich.
Die Sonne erhellte nun ihren Weg, wo zu beiden Seiten seltene Kräuter, Früchte und Blumen in Hülle und Fülle wuchsen, ganz so, wie im Märchen beschrieben.
„Lass sie geschlossen“, forderte Harry von Dean, nachdem dieser seine Jacke öffnen wollte.
„Wenn die Märchenerzählung der Richtigkeit entspricht, dann sollten wir demnächst die erst Hürde erreichen, da wären Schweißperlen nicht verkehrt, um rasch voran zu kommen.“
„Du glaubst Ron hat den Punkt schon passiert?“, wunderte sich Hermine.
„Warum so verwundert, Minchen?“, lästerte Ginny. „Angstschweiß! Brüderchen konnte bestimmt den Hügel erklimmen und hat nicht einmal das Schild zu sehen bekommen.“
Sie kamen tatsächlich problemlos und gut voran.
Kein Hindernis kreuzte ihren Weg, der allerdings beschwerlich und langsam anstieg, und kein Ende zu nehmen schien.
Allen Fünf standen Schweißperlen auf der Stirn, die Köpfe rot vor Anstrengung.
Längst befanden sie sich auf freiem Gelände. Gnadenlos brannte nun die Sonne auf ihre Häupter. Lavender japste und keuchte.
Endlich erreichten sie den Rand eines Hügels, auf dessen Anhöhe sie den Brunnen erblicken konnten.
Leuchtende Augen starrten anmutig auf die Anhöhe.
Dort am Fuß des Hügels tat sich ein Loch in der Erde auf.
Erschrocken in Erwartung eines riesigen, weißen Wurms verharrte die kleine Gruppe.
Und tatsächlich stellte sich ihnen ein fremdes, undefinierbares Wesen in den Weg.
Aber es war kein Wurm, es war auch kein anderes, ihnen bekanntes Wesen, und es war auch nicht weiß, sonder leuchtete in vielen schimmernden Farben, wie ein Regenbogen.
Wie im Märchen schien es aber blind zu sein.
„Gebt mir den Beweis eures Leids“, sprach das Wesen.
Es war Lavender, die nach vorne trat und einige Tränen vergoss.
Tränen der Angst und der Sorge, die sich in den letzten Minuten immer stärker hervortaten.
Noch immer hatten sie keine Spur ihres Liebsten, und sie hatten einen anstrengenden Weg hinter sich. Immer wieder war sie den Tränen nahe, doch sie hielt sie zurück, weil die Andern sie antrieben und mit vorwärts schleppten.
Doch nun, im kurzen Moment der Ruhe und der Atempause brach es aus ihr heraus.
„Ich möchte nur meinen Liebsten finden, und ihm sagen, dass mir alles unendlich Leid tut“, schluchzte sie.
Das fremde Wesen schien beeindruckt und versank, wie ein Bohrer in dem Erdloch, aus dem es emporgestiegen war.
Das Loch verschloss sich wieder, und die Freunde stiegen ehrfürchtig darüber hinweg.
Nun lag das steilste Stück des Hügels vor ihnen, das Vorankommen noch mühsam als zuvor, und er schien kein Ende zu nehmen. Doch schon nach wenigen Metern stießen sie auf die zweite Hürde, der Inschrift, die in der Erde eingefurcht war:
Gebt mir die Früchte eurer Mühen.
Dean wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Die Tropfen fielen glitzernd zur Erde, und die Inschrift verschwand so schnell, wie sie gekommen war.
Der Gipfel kam näher, und mit ihm die Sicht auf den Brunnen.
Beflügelt, von der Aussicht, und ihrem raschen Vorankommen steuerten sie mutig dem Gipfel entgegen. Auch der schwangeren Lavender schienen Flügel zu wachsen.
Wie ein Kristall glitzerte der Brunnen an einem idyllischen Platz zwischen unzähligen bunter Blumen, Sträucher und Bäumen.
Sein Wasser plätscherte wie ein Wasserfall über vier, nach unten größer werdenden Schalen.
Die Unterste so groß, dass ein normalgroßer Mensch darin baden könnte.
Doch sie wussten, dass sich noch ein letztes Hindernis auftun würde.
Der kleine Bach, der um die Hügelkuppe fließt und sie am Weitergehen hindern würde.
Nach wenigen Augenblicken erreichten sie sein klares Wasser, ihn zu durchschreiten war vollkommen unmöglich. Je näher man an das Ufer herantrat, desto breiter wurde er. Ebenso schien er sehr tief zu sein, trotz des klaren Wassers war ein Boden nicht zu erkennen, und die Strömung so stark, dass man nicht durchschwimmen konnte.
Verzweifelt sahen sie sich um, schauten nach links und nach rechts, plötzlich schrie Lavender auf, und beschleunigte die Schritte in Richtung eines erschöpft auf dem Boden kauernden Ron, der in die Tiefen des klaren Wassers starrte.
Kurz bevor er greifbar nahe auf, stoppte Lavender, und gemeinsam näherten sie sich langsam ihrem Freund, um ihn nicht zu erschrecken, einige folgten seinen Blicken und entdeckten inmitten den Fluten einen glatten Stein mit der erwarteten Inschrift:
Gebt mir den Schatz eurer Vergangenheit!
Eine, die der Inschrift keine Beachtung schenkte, war Lavender, sie näherte sich ihrem erschöpften Freund vorsichtig an, und kniete sich schließlich neben ihn. Eine Hand wanderte in seinen Nacken.
„Ron, Ron“, schluchzte sie. „Es tut mir alles so Leid. Wie geht es dir?“
Erst jetzt bemerkte Ron die Anwesenheit seiner Freunde.
Aufatmend und offensichtlich erleichtert sackte sein Körper zusammen.
Sein Gesicht fiel in Lavenders Schoss.
„Wo ist der fette Halbaffe?“, seufzte er.
„Keine Sorge“, antwortete Hermine. „Der hält ein regungsloses Nickerchen in Fesseln.“
Aufmerksam verfolgte sie Harry, der seinen Zauberstab gezückt, und zu seiner Stirn geführt hatte.
Der Bach spülte Harrys Erinnerungen davon, und offenbarte Trittsteine, über die sie hinweg schreiten konnten.
Harry und Dean halfen Ron auf die Beine, während Ginny und Hermine die Trittsteine betraten.
Lavender folgte ihnen, und wartete am anderen Ufer, bis die drei jungen Männer sie erreichten.
Energisch drängte sie sich zwischen Harry und Ron und griff den Arm des rothaarigen Jungen, den sie stützend auf ihrer Schulter platzierte.
„Du sollst dich doch nicht anstrengen“, seufzte Ron mit schwacher Stimme. „Warum hast du nur diese Anstrengung auf dich genommen?“
„Weil ich dich liebe“, antwortete Lavender tränenaufgelöst, musste aber unter der schweren Last ihres Freundes in die Hocke. Vorsichtig setzten sie sich in das weiche Gras.
Der Brunnen glitzerte, inmitten von Kräuter und Blumen, wie unzählige Diamanten.
Dieser Fleck Erde hatte wahrlich den Anschein das Paradies auf Erden zu sein.
Auch Hermine, Ginny und Dean hatten sich im Gras niedergelassen.
„Wenn wir schon mal hier sind, können wir doch auch das Bad im Brunnen auch noch mitnehmen“, sagte Ginny.
„Nur einer kann ein Bad im Brunnen nehmen“, antwortete Lavender seufzend.
Das Bad im Brunnen des Glücks war greifbar nah.
Die Sonne mittlerweile glutrot, aber noch nicht sehr hoch am Himmel.
Eigentlich sollte sie den Zeitpunkt bestimmen, zu dem einer von Ihnen ein Bad nehmen könnte.
„Ich war schon einmal der Auserwählte“, lächelte Harry gequält. „Ich verzichte freiwillig, denn ich habe längst das gefunden was ich zum Glücklichsein benötige, und das sitzt hier vor mir.“
Mit diesen Worten setzte er sich neben Hermine und schloss sie in seine Arme.
Rons Gesicht fiel immer mehr zur Seite, müde erschöpft.
Sein Gesicht zerschunden, aufgequollen.
Die Augen seiner Lavender wanderten hinüber zu den unzähligen Kräutern.
Ein Blick, der Hermine nicht verborgen blieb.
Sie zog die Feldflasche hervor, die sie dem unheimlichen Fremden abgenommen hatte, öffnete den Verschluss und schüttete den Inhalt auf die Erde, dabei rümpfte sie die Nase, als würde sie einen unangenehmen Geruch erkannt haben.
„Vielsafttrank“, rief sie schließlich erstaunt. „Das war Vielsafttrank hier in der Flasche.“
„Dann bin ich mal gespannt, wen wir nachher vorfinden, wenn wir uns dem Ausgang nähern“, sagte Dean.
Lavender hatte Hermines Blicke richtig verstanden, nahm die Flasche aus Hermines Hand entgegen, spülte sie im klaren Wasser des Baches aus, und füllte sie zur Hälfte. Danach sammelte sie einige Kräuter, die vielversprechend erschienen, und mischte sie dem Wasser hinzu.
Während sie wieder näher kam, schüttelte sie die Mixtur, öffnete die Flasche und beträufelte damit Rons Wunden.
Die Schwellung seiner Augen bildete sich langsam zurück ins Normale.
Nach wenigen Augenblicken war Ron wieder ahnsehnlich und Lavender lies sich seufzend neben ihn fallen.
„Auch ich verzichte“, murmelte sie. „Ich habe endlich die Gewissheit, und ich trage die Frucht meiner Liebe in mir. Auch weiß ich, dass ich meinen Wunsch Heiler zu werden nachkommen kann, weil ich die Schule doch zu Ende bringen kann.“
„Ich kann mich um unser Kind kümmern“, krächzte Ron. „Mom wird es sicher auch gerne tun.“
„Auch ich weiß endlich, was ich will“, sagte Hermine und ihre Augen strahlten in Harrys smaragdgrüne Pupillen. “Ich brauche keine Bedenkzeit mehr. Es ist alles wieder da. Es war und ist Liebe, Harry.“
„Überlegt ihr etwa gerade, wer in den Brunnen darf?“, mischte sich Ron verwundert ein.
Seine Schwester verdrehte die Augen. „Blitzmerker!“
„Ich stehe nicht zur Wahl. Viel mehr Glück kann ich gar nicht haben. Liebe, ein Kind. Ich habe zwei Horrortrips überlebt. Ich habe keine Bedürfnisse mehr?“, überging Ron die Bemerkung.
„Dann bleibt nur Ginny“, räusperte sich Dean. „Viel mehr Glück, als in diesem zu Ende gehenden Jahr kann ich gar nicht haben. Ich bin dem Keller der Malfoys entkommen, musste mich gegen Greifer wehren. Ich habe Voldi gegenübergestanden. Glaubt mir ich bin nicht mehr anspruchsvoll. Zudem habe ich sogar Ginny wieder gefunden.“
Alle Augen ruhten auf Ginny, die sich schwungvoll erhoben hatte.
„Ich werde das Bad nehmen“, lächelte sie. „Aber nicht weil ich es nötig habe, sondern weil ich es testen möchte. Und ich werde es jetzt tun, weil ich keine Lust habe bis heute Abend hier zu versauern.“
Sie entkleidete sich bis auf Höschen und BH und rannte dem Brunnen entgegen.
Schwungvoll elegant warf sie ihren Körper in das kristallklare Wasser.
Sie planschte in der untersten Schale, juchzte, frohlockte und gab quietschende Töne von sich.
„Das Wasser ist arschkalt“, zitterte sie, wirkte aber beim Verlassen des Brunnens aufgekratzt und fröhlich. „Außerdem will ich jetzt nur noch in mein Bett, und das nicht Alleine“. Mit eiligen Schritten war sie zurückgeeilt. Gänsehaut am ganzen Körper. Alle Augen starrten sie an, doch es war nur Ginnys Lippen, die sich bewegten. „Leiht ihr mir euer Zelt?“
Hermine zog ein Handtuch aus ihrer Tasche und warf es Ginny um den Körper.
„Ihr braucht das Zelt wohl nicht mehr, ein Bett sollte euch genügen“.
Der Zauberstab trocknete Ginnys Körper, und im Anschluss machten sich die Freunde, Arm in Arm, gemeinsam auf den Rückweg.
Dabei erlebte Dean die größte Überraschung, als Ginny nach seiner Hand tastete, die Finger fest kreuzte und bis ins Tal nicht mehr losließ.
Überhaupt war die Stimmung recht ausgelassen, je näher sie dem Ausgang des Gartens Eden kamen, wie Hermine das fruchtbare Land unmittelbar hinter der Steinmauer nannte.
Kurz vor dem Ziel stellte Harry die berechtigte Frage, wie man denn das Gelände wieder verlassen könnte.
Es zeigte sich, dass der Spalt in der Mauer nach wie vor geschlossen blieb, sich auch nicht öffnete, als die Freunde näher kamen, und die bewusste Stelle berührten, an der sie sich beim Eintreten aufgetan hatte.
Ginny tätigte unterdessen einen abfälligen Blick zu dem, immer noch regungslosen Entführer.
„Sollte nicht langsam die Wirkung des Vielsafttrankes nachlassen, falls eure Vermutung richtig wäre?“, fragte Ginny und traktierte den Wehrlosen mit Tritten.
„Lass ihn“, hielt Dean sie davon ab. „Der wird seine Strafe schon bekommen“.
Dean drehte den, in der Jackentasche seines Mannes steckenden Zauberstab durch seine Finger, und war offenbar geneigt diesen zu zerbrechen. Kopfschüttelnd legte Harry seine Hand auf Deans Vorhaben.
Unterdessen versuchte Ron über einige Kletterpflanzen das obere Ende der Mauer zu erklimmen, kam aber nicht voran und fiel ächzend auf den weichen Untergrund.
Während Harry die Mauer abtastete, versuchte sich Hermine vergeblich an unterschiedlichen Variationen des Alohomora.
Auch der Versuch zu disapparieren scheiterte.
„Sollen wir jetzt etwa warten bis die Sonne untergeht?“, keuchte Ginny genervt, „es muss doch einen Weg hier raus geben.“
„Sesam öffne dich“, rief Dean mit Sarkasmus in der Stimme.
Doch auch das wäre zu einfach gewesen.
„Haben wir alle noch unsere positiven Gedanken, die wir am Brunnen des Glückes empfunden haben?“, fragte Harry plötzlich. „Vielleicht hindert uns ein weiterer Zauber am verlassen des Geländes. Konzentriert euch auf alle positiven Dinge, die ihr oben empfunden habt.“
Die sechs jungen Leute versuchten sich zu konzentrieren.
Es war sehr still im Paradies geworden.
Man hörte nicht einmal das Rauschen der Blätter im Wind.
Dann, nach unendlich langer Konzentrationszeit erstrahlte in der Mauer das Bild eines unbekannten, alten Mannes.
Sein Gesicht mit tiefen Furchen durchzogen, vom Alter gegerbt, ein langer weißer Bart, der sich räusperte.
„Gebt mir den Beweis eurer Aufrichtigkeit.“
„Was meint er“, wisperte Lavender.
„Eine Person unter euch ist nicht aufrichtig. Sie ist nicht des Glückes wegen hier, sondern weil sie sie nach Macht strebt und sich bereichern möchte.“
„Wir hatten nicht die Absicht zum Brunnen des Glücks vorzudringen“, erwiderte Harry. „Unser Begehr war ursprünglich die Rettung eines Freundes, der unter Gewalteinwirkung hierher verschleppt wurde.“
„Die bewusste Person hat unehrenhaft, und in unehrlicher Weise den magischen Garten des Glücks unter einer fremden Identität betreten“, antwortete der alte Mann unbeeindruckt. „Ziel war die persönliche Bereicherung und Machtstreben ohne Rücksicht auf andere Menschen.“
„Die Person liegt betäubt zu Füßen der Mauer“, antwortete Harry. „Was können wir also tun?“
„Sie müssen die Person zurücklassen.“
„Zurücklassen?“, wiederholte Harry. „Wie ist das zu verstehen?“
„Heiliger, magischer Grund wurde entweiht“, beharrte der alte Mann. „Das Schicksal wurde damit besiegelt.“
„Sagt mir, welche Strafe wird die Person erwarten?“
„Die Pforte wird sich nicht öffnen, wenn die schändliche Person nicht zurückgelassen wird!“
„Ich bin Mitarbeiter des britischen Zaubereiministeriums“, unternahm Harry einen neuerlichen Versuch. „Ich werde die Person unter Arrest stellen und sie persönlich nach Askaban geleiten.“
„Es ist ehrenhaft von ihnen die Person, die ihnen Leid zugefügt hat auch noch zu schützen“, verneigte sich das Gesicht in dem Portrait. „Aber das Gesetz darf nicht gebrochen werden. Wenn sie die Person nicht zurücklassen, kann ich Niemanden durch die Pforte hinaustreten lassen.“
Harry nickte schwerfällig.
„Wenn ich wegen dem zurückbleiben muss, bringe ich ihn um“, fluchte Ron leise vor sich hin.
„Eine fremde, unbekannte Welt wartet auf seinen neuen Gast. Sie wird aller übriggebliebenen positiven, wie negativen Gedanken beraubt werden. Sie kann ihre alte Identität nicht wieder erlangen, und sie wird diese neue Welt nie mehr verlassen können. Mehr kann ich nicht verraten, und mehr kann ich auch nicht sagen. Ich bin nur der Wächter dieses Gartens, und kenne auch nur den Weg, auf den dieses Wesen geführt werden wird. In eurem Ministerium gibt es einen ähnlichen Eingang in eine andere, dieser Welten. Er führt durch einen Schleier unter einem Torbogen“.
Die Ansprache war eindeutig und unmissverständlich. Harry verneigte sich vor dem alten Mann, trat beiseite und blickte in die Gesichter seiner Freunde.
„Wenn ich wegen diesem Idioten sterbe, wird ich ihn eigenhändig in diese neue Welt befördern“, wiederholte Ron grunzend und unmissverständlich.
„Stellt euch in einer Reihe auf“, forderte der Alte. „Oder begleitet die schändliche Person auf dem Weg zu ihrem Schicksal.“
Schweigend und sehr nachdenkliche stellten sich die Freunde in einer Reihe auf.
Das Bildnis des alten Mannes in der Steinmauer verschwand. Rankrosen und Kletterpflanzen bildeten sich zurück, als würden sie von der Erde eingesogen. Knarrend schoben sich Steine auseinander. Ein schmaler Spalt gewährte Auslass in die Winterlandschaft der schottischen Highlands. Ganz als Letzter trat Harry durch den Spalt, die Augen auf die Gestalt am Boden gerichtet, den Zauberstab in der Hand. Das Letzte was er sehen konnte, war, wie die Gestalt von unsichtbaren Händen in die Höhe gehoben wurde. Die Augen des Unbekannten geöffnet und weit aufgerissen.
Harry kannte diese Augen und diesen Blick.


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