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Fanfiction

Amnesia - Ich liebe dich ? oder Irrungen und Wirrungen

von rodriquez

Ich liebe dich?

Harry atmete tief durch, nachdem er sein Büro in der Aurorenzentrale im zweiten Stock des Zaubereiministeriums betreten hatte.
Mit einem kräftigen Schub hatte er die Tür hinter sich zugeschlagen. Sie polterte so laut, dass jeder im Ministerium die Ankunft von Harry Potter mitbekommen haben dürfte.
Ächzend fiel Harry in seinen gepolsterten Schreibtischstuhl.
Der Berg an Arbeit hatte tatsächlich nicht abgenommen, sondern war immens angewachsen.
Bereits der erste Ordner, den Harry lustlos vom Stapel nahm, bereitete ihm Kopfschmerzen.
Die Ausarbeitung eines neuen Dienstplanes, mit viel zu wenig Personal, und damit verbundenen Zwangsüberstunden der verbliebenen Auroren.
Direkt bei seinem Arbeitsantritt im August wurde Harry ins kalte Wasser geworfen.
Obwohl er erst mit bestandener Prüfung die offizielle Leitung der Aurorenzentrale übernommen könnte, wurde er direkt mit den Aufgaben des Leiters konfrontiert.
Der akute Personalmangel machte diesen Schritt notwendig.
Sein Vorgänger entpuppte sich als ein Todesser, das Aurorenteam wurde stark dezimiert, nicht nur Tonks oder Mad-Eye, die ihr Leben lassen mussten, auch einige Andere, die Harry nicht einmal namentlich kannte, geschweige denn vorher je gesehen hatte. Andere wiederum nutzten die spontane Ruhe, das Ende einer Ära für einen wohlverdienten Ruhe- oder Ausstand.
Seit Wochen war Harry damit beschäftigt eine Liste mit potenziellen Anwärtern zu erstellen, um das Personal aufzustocken, und die Überstunden zu reduzieren. Ebenso hoffte er auf einen raschen Amtsantritt eines neuen Leiters der übergeordneten Behörde, der Abteilung für magische Strafverfolgung.
Niemand anderes als Hermine Granger war für diesen Posten vorgesehen, und sie würde seine direkte Vorgesetzte werden. Damit hätte er allerdings kein Problem, im Gegenteil. Endlich wären sie sich wieder nahe.
Nur auf diesen Moment, diesen Augenblick hatte er hingearbeitet, und in Kauf genommen, sie ein halbes Jahr gar nicht zu sehen.
Alles sollte perfekt vorbereitet sein, und er wollte es alleine schaffen, auch wenn er ihre tatkräftige Unterstützung und ihre helfenden Hände und Ratschläge sehr gut hätte gebrauchen können.
„Das ist jetzt nicht dein Ernst, Harry?“
Erschrocken blickte Angesprochener auf.
In der Tür seines Büros stand breitbeinig und durchaus bedrohlich wirkend der Minister höchstpersönlich. Die Arme überkreuzt, die Augen streng.
„Was willst du, Kingsley?“, antwortete Harry trotzig. „Die Arbeit der ganzen Woche ist liegengeblieben. Ich muss zumindest die Dienstpläne für die Weihnachtszeit ausarbeiten.“
„Lass mich raten“, erwiderte Kingsley unbeeindruckt. „Potter, Potter und Potter?“
Wie ein begossener Pudel starrte Harry auf das Papier in seinen Händen.
Sein Name stand tatsächlich an den Festtagen, sowie dem Heiligabend auf dem Papier.
„Alle haben Überstunden ohne Ende geschoben. Jeder hat sich die freien Tage verdient. Ich habe keine Familie, als ist es nur fair.“
Kingsley stöhnte und schüttelte seinen Kopf.
„Niemand wird Dienst schieben. Wir werden einen Notdienst mit Bereitschaft einsetzen. Wechsel im sechs – Stunden – Rhythmus. So kann jeder Weihnachten zuhause verbringen. Ich erwarte keine besonderen Vorkommnisse.“
„Bist du da nicht sehr Optimistisch?“
„Und wenn schon?“, korrigierte der Minister.
„Diese wenigen Tage müssen wir noch überstehen, auf Sparflamme und mit Notbesetzung. Im neuen Jahr gibt es Verstärkung und Unterstützung“.
„Und wie stellst du dir das vor?“, stöhnte Harry ungläubig. „Hast du Backpulver gekauft, oder willst du einige Anwärter überreden früher mit der Schule aufzuhören?“
„Beides“, lächelte Kingsley. „Backpulver habe ich beantragt und genehmigt bekommen, und vorerst wird nur eine Person, die Schule früher verlassen müssen.“
Harry horchte auf, und Kingsley Augen verhießen Grund zur Sorge.
„Für die Zeit bis zum Ende der UTZ - Prüfungen, sowie der Sondierung der aktuellen Bewerber wurde uns vom französischen und dem deutschen Ministerium Unterstützung zugesagt. Außerdem wird dir, ab dem neuen Jahr Jemand zugeteilt, der dich in organisatorischen Dingen unterstützt. Ich kann das nicht mehr länger mitansehen.“
„Was kannst du dir nicht mehr ansehen?“, giftete Harry. „Warum sagst du mir nicht ins Gesicht, dass ich den Ansprüchen nicht gerecht werde?“
„Harry…“ Kingsley sagte den Namen in lachender Sprache. „Du bist zu ehrgeizig und ich will dich nicht verheizen. Seit du hier angefangen hast, bist du ununterbrochen im Einsatz…“
„Falsch“, unterbrach Harry. „Ich hatte gerade ein paar Tage frei“
„In denen du deine Wohnung eingerichtet hast“, korrigierte Kingsley. „was du bisher alles nebenher am späten Abend nach der Arbeit erledigt hast. Du hast auch noch Prüfungen abzulegen, und wenn du so weiter machst, wie bisher brichst du mir irgendwann zusammen, das ist es nicht wert.“
„An was hast du dabei gedacht, oder besser an wen?“, stöhnte Harry. „Wer soll mir unter die Arme greifen?“
„Stellst sich diese Frage wirklich, oder ist dein Hirn vernebelt? – Der Vorschlag wurde bereits von Minerva abgesegnet. Es ihr zu sagen überlasse ich dir.“
„Ob das eine so gute Idee ist?“, keuchte Harry.
„Die Beste überhaupt“, erwiderte Kingsley. „Und du weißt das. Ihr habt jahrelange Erfahrung im Umgang miteinander. Die Prüfungen hat sie sicher in der Tasche, selbst wenn sie leere Blätter abgeben würde. Und in ein paar Monaten tritt sie sowieso ihren Posten an. Warum also nicht schon jetzt? Bei dir hat es doch auch funktioniert?“
„So gut, dass du mir jetzt einen, oder besser eine vor den Latz knallst“, krächzte Harry gereizt.
„Nun komm mal wieder von deiner Wolke runter…“, erwiderte Kingsley. „Ich habe versucht dir die Gründe auf gütliche Weise nahezubringen, wenn du aber weiter auf Stur schaltest, werde ich Befehle erteilen…“
„Ach?“, feixte Harry. „Ist es das nicht?“
„Indirekt“, antwortete Kingsley. „Noch könnte man es als in der Vorschlagsphase bezeichnen. Du hast nur Überzeugungskraft zu leisten. Außerdem wartest du doch sowieso sehnsüchtig auf ihren Amtsantritt…“
„Wann soll ich es ihr beibringen?“, stöhnte Harry. „Weißt du, was du von mir verlangst?“
„Hast du etwa Angst?“, höhnte Kingsley und versuchte Harry aus der Reserve zu locken. „Wenn du es nicht schaffst, wer dann?“
„Vor wenigen Minuten haben wir ihre Eltern abgeholt, soll ich sie ihnen direkt wieder entreißen?“
„Ich erwarte Hermine am ersten Arbeitstag des neuen Jahres“, blieb Kingsley standhaft. „Wie du das hinbekommst ist mir schlichtweg egal“.
Harry zögerte beharrlich, rieb sich den Kopf, und glaubte an ein fast unmögliches Unterfangen.
„Okay, du willst es nicht anders…“, ging Kingsley auf Harrys Zögern ein. „In meiner Eigenschaft als Zaubereiminister befehle ich dir bis zum ersten Arbeitstag des neuen Jahres Hermine Granger zu aktivieren. Es bleibt dir überlassen, wie du das anstellst.“
„Und wenn Hermine nicht spurt, ist es ein Befehl im Auftrag der Schulleitung.“
„Ich sehe wir verstehen uns“, grinste Kingsley erleichtert. „Und jetzt zu etwas Anderem … Wie war die Nacht der Wiedervereinigung?“
Harrys Augen huschten über seinen Schreibtisch, seine Finger wühlten energisch durch den Aktenberg. „Irgendwo lag doch ein Briefbeschwerer“, stöhnte er.
„Seid ihr schon zusammen?“
„Vielleicht, vielleicht auch nicht“, konterte Harry. „Für deine Dreistheit sollst du in der Hölle schmoren und zwar Unwissend!“
„Das reicht mir zur Antwort“, sang Kingsley freudig. „Es ist egal, ob oder ob nicht. Ich weiß jetzt, es ist nur noch eine Frage der Zeit.“
„R-A-U-S!“ tönte Harry, aber konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.
„Noch was, bevor ich gehe“, sagte Kingsley. „Dieses Jahr möchte ich dich hier nicht mehr sehen. Du bist für den Rest des Jahres freigestellt.“
„Aber…“
„Nichts aber!“, erwiderte der Minister. „Bekomm dein Leben auf die Reihe!“
Harry stöhnte.
„Das hier“, er deutete auf die Unterlagen in seinen Händen, „das ist jetzt mein Leben, und was ich angefangen habe, werde ich auch zu Ende bringen, bevor ich mich widerwillig deiner Anweisung ergebe.“
„Und danach Hermine?“, grinste Kingsley.
„Da ist er ja“, schrie Harry und zog einen Briefbeschwerer unter den Papieren hervor.
Kingsley hatte es plötzlich sehr eilig…
Immerhin gelang es Harry im Verlauf des Tages noch einen Schulungsplan für angehende Auroren zu erstellen, und in der Kantine seinen laut knurrenden Magen zu beruhigen.
Zwei Einsatzberichte am Nachmittag erschöpften ihn schließlich vollends, so dass er kurz vor Einbruch der Dunkelheit Kingsley Anweisung beherzigte und den Heimweg antrat.
Kaum hatte er seine Jacke an der Garderobe verstaut, als schon wieder Hermine durch seine Gedanken wanderte.
Wie sollte er ihr klar machen, dass die Schule offiziell für sie beendet wäre?
Eine plausible Erklärung musste schnellstens her, oder er musste seiner zukünftigen Vorgesetzten einen Befehl erteilen.
Das würde kein einfaches Unterfangen, und Harry fühlte sich sehr unbehaglich dabei. Nur mit sehr viel Widerwillen wird sie die Schule vorzeitig beenden wollen, wenn es ihren Augen nicht sogar nach Schulabbruch aussehen würde…
Die nächste undankbare Aufgabe.
Völlig entgeistert starrte er zum Bild seiner Eltern, als würde er Hilfe von ihnen erwarten. „Sie wird begeistert sein“, plapperte er unkontrolliert vor sich hin.
„Wer wird begeistert sein, und über was?“
Ihre Stimme riss ihn aus den Gedanken.
„Sprichst du etwa von mir?“
Breitbeinig, die Arme vor der Brust verschränkt stand sie im Durchgang zum Wohnzimmer und starrte ihn erwartungsvoll an.
„Was tust du eigentlich hier?“ antwortete Harry selbstbewusst. „Solltest du nicht bei deinen Eltern sein, und wie lange bist du eigentlich schon hier?“
„Lange genug, um zu sehen, dass dich irgendetwas bedrückt.“
„Deine Eltern…?“
„Die haben mich vor die Tür gesetzt“.
„Warum wohl?“ höhnte Harry. „Wenn man so unsensibel und völlig gegen die Absprache zu Werke geht.“
„Ob ich nichts Besseres zu tun hätte, als ihnen auf die Nerven zu gehen“, imitierte sie sarkastisch die Stimme ihres Dad, ohne auf den Sarkasmus ihres Freundes einzugehen. „Ich sollte sie erst einmal ankommen lassen, und nicht vor dem morgigen Tag wieder auftauchen.“
Harry zog eine Grimasse. „Und was führt dich hierher?“
„Na hör mal“, echauffierte sich Hermine. „Wo sollte ich denn hin?“
„In dein Zimmer?“
„Die haben mich knallhart vor die Tür gesetzt!“, keuchte Hermine. „Regelrecht geschoben haben die mich…“
„Etwa so?“, schnalzte Harry mit der Zunge, legte seine flachen Handinnenflächen an ihre Schulter und begann vorsichtig zu schieben.
Hermine wehrte sich mit Leibeskräften und wütendem Blick.
Nun begann Harry auch noch lauthals zu lachen. „Sympathische Leute, deine Eltern.“
„Du bist frech, Harry Potter“.
Der erfrischende Moment ließ Harry für einen kurzen Moment vollkommen seine Herkulesaufgabe vergessen.
„Ich weiß“, antwortete er, nicht gerade zu ihrer Zufriedenheit, sie brüskierte sich immer mehr.
„Wir Beide!“ Hermine machte eine eindeutige Hin und Herbewegung zwischen ihren Körpern. „…haben zudem noch ein paar Dinge zu klären!“
„Allerdings“, keuchte Harry und glaubte ein Blitz habe eingeschlagen.
Auf einen Schlag war die zu tätigende Ansprache zurück in seinem Kopf, und er fasste sich an seine pochende Stirn. Ein bekanntes Pochen an einer altbekannten Stelle, wo sich seit dem Sommer eine Narbe in Nichts aufgelöst hatte.
Jetzt aber, war ein ausgeprägtes Gefühl vorhanden, sie wäre zurückgekommen.
Doch Hermine hatte wohl vorläufig ganz andere Diskussionspunkte, als sein eigentliches Problem.
Angriff ist die beste Verteidigung, dachte Harry, und genial wäre der Frontalangriff.
„Mit Beginn des neuen Jahres wirst du nicht nach Hogwarts zurückkehren, sondern deinen zukünftigen Posten im Ministerium antreten“, ratterte Harry los. Seine Stimme ernst und Kingsley Vorschlag „Befehl“ einhaltend.
Zu überraschend für Hermine. „Warum schützt du eigentlich dein Haus so schlecht?“
Noch befand sie sich auf einer anderen Welle. „Es war mir ein Leichtes direkt in deine Küche zu Apparieren … Moment! … Was hast du gerade gesagt?“
Ihr Mund klappte auf, und der Unterkiefer schien dabei auf dem Fußboden aufzuschlagen.
„Anfänglich wird deine Aufgabe sein, mich zu unterstützen, beim Ausarbeiten von Dienstplänen zum Beispiel. Organisatorische Dinge eben. Da bist du ein Talent und die Idealbesetzung.“
Harrys Zeigefinger wanderte unter ihr Kinn und klappte es nach oben.
„Und um es vorweg zu nehmen. Dies ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Kingsley hat mich mit dieser Neuigkeit auf der Arbeit regelrecht überfallen, und eindeutig auf dem falschen Fuß erwischt.“
„Ist das der Grund für deine Unruhe?“, fragte Hermine staunend. „Dann nimmst du mich also nicht auf den Arm.“
„…und zum Dank gab er mir auch noch den Befehl dich darüber aufzuklären.“
„Ich soll nicht in die Schule zurück?“
„Minerva hat bereits die Zustimmung gegeben“, ratterte Harry in einer durchgängigen Stimmlage herunter, als hätte er die Worte auswendig gelernt. „Zu den Prüfungen, die du eigentlich gar nicht mehr ablegen müsstest, kannst du selbstverständlich noch einmal nach Hogwarts zurückkehren.“
„Ich glaube ich brauche einen Schnaps“, murmelte Hermine schockiert, längst prallten Harrys stumpfsinnige Worte an ihr ab, sie drehte sich einfach um, und marschierte schnurstracks, ohne zu fragen zu Harrys Bar im Wohnzimmer, schnappte sich eine Flasche mit einer goldbraunen Flüssigkeit, und goss sie in ein Glas. Dieses führte sie im Anschluss an ihre Lippen.
Das Glas in einem Zug geleert, ein herzerfrischendes genüssliches „AAARRRGGGHH!“, und mit einem kräftigen Schwung das Glas zurück auf der Tischplatte platziert.
„Würdest du mir auch einen Schluck meines dreißig Jahre alten, dreihundert Pfund teuren, schottischen Single Malt Whiskey anbieten?“
„Oh … O“, stammelte Hermine verlegen. „Entschuldige“.
Ihr Gesicht brannte wie Feuer, und leuchtete, wie die Lava eines Vulkanes.
„Ich bin so durcheinander“.
„Kein Problem“, lächelte Harry, drängte sich dicht an ihr vorbei und genehmigte sich ebenso einen Schluck.
„Ich weiß gar nicht, wie ich das Alles geregelt bekomme“, keuchte Hermine, die ihn peinlich berührt dabei beobachtete.
„Wieso?“, wunderte sich Harry.
„Na hör mal“, polterte Hermine sichtlich aufgeregt. „All meine Sachen sind in Hogwarts. Ich bin quasi obdachlos.“
„Was ist mit deinen Eltern?“ fragte Harry verwundert. „Nie im Leben würden dir deine Eltern, eine Unterkunft verweigern.“
„Ich möchte ihnen nicht auf der Tasche liegen“, wiegelte Hermine ab. „Außerdem war das ein Ziel, das ich mir gesteckt habe. Nach Beendigung der Schule eine eigene Wohnung. Auf eigenen Füßen stehen!“
„Du kannst bei mir wohnen“, erklärte Harry und Hermine senkte die Lider. „Du bist immer willkommen, und ich habe genügend Platz.“
„Ich hätte immer das Gefühl mich in ein gemachtes Nest zu setzen.
„Das ist Blödsinn, Hermine“, winkte Harry ab. „Und du weißt das. Warum bist du wirklich hier und nicht bei deinen Eltern geblieben?“
„Meine Eltern haben…“
„Pssst“, unterbrach Harry und schüttelte den Kopf. „Du bist die schlechteste Lügnerin, die mir je untergekommen ist, aber diese Behauptung ist ab sofort die Nummer Eins unter den schlechtesten Lügen aller Zeiten.“
„Ich … sie … aber“, stammelte Hermine mit glühenden Wangen.
„Deine Eltern haben dich niemals vor die Tür gesetzt“, beharrte Harry.
„Ich hatte nicht einmal Zeit mich bei dir zu bedanken“, erwiderte Hermine kleinlaut.
„Hermine!“
Harry rollte mit den Augen.
„Nein, Harry, was du getan hast, war nicht selbstverständlich“, rechtfertigte Hermine ihre letzte Aussage. „Ich weiß nicht, was geschehen wäre, wenn du mir nicht zur Seite gestanden hättest.“
„Ich habe es gerne getan“, erwiderte Harry. „Und auch das weißt du sehr wohl.“
„Ja“, antwortete Hermine kleinlaut. „Nur ist es eben nicht selbstverständlich, wie du es getan hast.“
„Wie? habe ich es denn getan?“
„Du warst an meiner Seite…“
„Das warst du auch, und das über Jahre hinweg.“, schüttelte sich Harry. „Wenn du so ein Gestammel deinen Eltern angeboten hast, wundert mich nichts mehr.“
„Wie meinst du das?“, echauffierte sich Hermine.
„So, wie ich es sage“, antwortete Harry. „Du redest um den heißen Brei herum.“
„Deine Bemerkung um mich in die Realität zurückzuholen…“, kam ganz leise und kaum verständlich über die Lippen des eingeschüchterten Mädchens.
„Das ist es also!“
Hermines Gestik bestätigten Harrys naheliegende Vermutung.
„Du solltest Zeit mit deinen Eltern verbringen, und dir nicht dein hübsches Köpfchen zerbrechen.“
„Du kennst mich sehr gut“, stellte Hermine unbeeindruckt fest. „Du weißt, wie du mich anfassen musst, um mir im richtigen Moment in den Hintern zu treten, oder um mich auf deine Seite zu bringen.“
Dieses Mal antwortete Harry nicht, sondern wartete ab, weil er wusste, dass sie noch nicht am Ende ihrer Ansprache angekommen war.
„Meine Eltern haben mich wirklich hinausbefördert“.
„Hermine!“, stöhnte Harry.
„Lass mich bitte ausreden“, unterbrach Hermine. „Zumindest indirekt hinausbefördert, weil ich sie wohl mit meiner Unruhe genervt habe.“
„Verstehe“, nickte Harry. „Du hast sie solange genervt, bis sie dir die Entscheidung abgenommen haben, zu verschwinden. Du brauchtest einen offiziellen Anlass.“
„Wir haben noch soviel Zeit miteinander“, wiederholte sie scheinbar Worte aus der Kehle eines Elternteils. „Ich sollte erst zusehen, dass ich das geregelt bekomme, was mich bedrückt.“
„Und was bedrückt dich?“
„Jetzt bist du derjenige, der sich dumm stellt“, monierte Hermine. „Ich habe die Frage schon gestellt, und du hast auch schon die indirekte Bereitschaft signalisiert, den Grund zu kennen“.
„Warum sagst du es dann nicht?“
„Weil ich es nicht kann“, keuchte Hermine. „Nicht so, wie du…“
„Ich liebe dich“, wiederholte Harry standhaft.
Hermine keuchte und atmete tief durch.
Schließlich nickte sie, aber die Frage nach dem „Warum“ blieb ihr im Halse stecken.
„Und du fragst dich, wie das gemeint war?“, übernahm Harry die Initiative. „Wahrheit, Spaß oder ein Trick, der seine Wirkung nicht verfehlte?“
Hermine starrte ungewöhnlich still auf die Flasche mit der goldenen Flüssigkeit, die Harry noch in Händen hielt.
„Warum findest du es nicht heraus?“, sagte Harry herausfordernd, nachdem Hermine nicht in der Lage war, Worte zu formulieren. „Aber ich bin mir sicher, dass du die Wahrheit hinter dieser Antwort längst kennst, aber gut, wenn du noch weitersuchen möchtest, können wir jetzt auch etwas anderes besprechen.“
„Etwas … Anderes?“, stammelte Hermine.
„Frauengespräche auf der Fahrt vorhin“, half Harry auf die Sprünge. „Es ging dabei um dich, um mich, um uns. Hab ich recht?“
„Blitzmerker“.
„Dann solltest du dir in Erinnerung rufen, was du deiner Mom geantwortet hast, wie du es gemeint hast, und was du dabei empfunden, oder gedacht hast. Dann sollte dir nämlich auch die Frage, die du dir stellst, keine Kopfschmerzen bereiten.“
Verwirrt nickte Hermine, während Harry ein weiteres Mal Single – Malt – Whiskey in ihr Glas füllte.
Ohne Nachzudenken nahm sie das Glas, und leerte es in einem Zug.
Ihr wurde heiß und kalt zugleich.
„Kehrst du heute noch zurück, oder darf ich dir mein Gästebett anbieten?“
Hermine schaute auf, blickte direkt in seine smaragdgrünen Pupillen.
Aber es war Harry, der Feststellungen machte, und er stellte ohne Zweifel fest, dass Hermine in gleichem Maße Verwirrung, Erschrockenheit, wie auch verdutzt, verblüfft wirkte.
Sie brauchte eigentlich nie lange um ihren Freund zu durchschauen.
Dieses Mal blieb Harrys Verhalten unergründlich.
„Themawechsel?“, murmelte sie kaum verständlich.
„Du bist es, der nach dieser Antwort sucht“, glaubte sie nach kurzer Zeit der Überlegung herausgefunden zu haben. „Warum hast du nicht einfach das Buch zur Hand genommen?“
„Weil das nicht von Nöten ist“, schüttelte Harry seinen Kopf. „Ich kenne den Grundsatz der Antwort, nur…“
„Nur?“
„Es liegt an dir“, antwortete Harry. „Du hast noch nicht tief genug gegraben, weil du zu sehr mit dem oberflächlichen beschäftigt bist. Du brauchst Zeit, und du musst vor allem etwas wiedererlernen. Das geht nicht von heute auf morgen.“
„Du sprichst in Rätseln“, versuchte Hermine den Blick aufrecht zu halten, doch Harry war in diesem Moment ein Buch mit sieben Siegeln, so kapitulierte Hermine. „Ich werde heute Nacht bleiben“, nickte sie schwach. „Und Harry, es tut mir Leid. Da ist etwas, das ich scheinbar wirklich nicht verstehe, und über das ich noch nicht reden kann, nicht so, wie wir früher über so etwas miteinander reden konnten.“
Später im einzig möglichen Schlafgemach zeigte sie sich immer noch durcheinander, aber auf irgendeine Art auch euphorisch. Harry erwartete ihren Gang zum Badezimmer sitzend auf dem Rand des Bettes.
Doch Hermine kramte nervös in ihrer Handtasche, „Geh du zuerst, ich muss mein Nachthemd suchen.“
Als Harry wenige Minuten später, nur mit Shorts bekleidet aus dem Bad zurückkehrte, war sie immer noch mit ihrer Tasche beschäftigt.
Wortlos registrierte sie seine Rückkehr, nahm die Tasche und machte sich ihrerseits auf den Weg. Allerdings schwankte sie sehr schwerfällig voran, während Harry ein nervöses Zucken und eine leicht rote Farbe in ihrem Gesicht registrierte.
Zehn Minuten später hörte Harry das leise Knarren von Schritten auf der alten Holztreppe, und Hermine rief, „Harry löschst du bitte das Licht.“
„Warum?“
„Frag nicht, mache es einfach.“
„Ich verstehe nicht…“
„Lösch einfach das Licht, ich bin nackt, bis auf die Unterhose.“
„Das stört mich nicht“, rief Harry grinsend in die plötzliche Dunkelheit.
„Genau deswegen, solltest du ja das Licht ausmachen“, schnaufte Hermine.
Harry versuchte angestrengt in der Dunkelheit etwas zu erkennen, doch nach ein paar Augenblicken hörte er zu seiner Enttäuschung lediglich ein Rascheln auf der anderen Bettseite. Zu seinem Leidwesen konnte er nicht einmal ihre Umrisse ausmachen.
Dass sie sich im Bett befinden musste, zog Harry durch ein kurzzeitiges Federn der Matratze in Betracht.
Maximal fünf Minuten gebe ich ihr, dachte Harry. Spätestens dann wird sie frieren.
Als aber nach zehn Minuten immer noch nichts geschah, sagte er „willst du deinen Stolz nicht begraben Hermine?“
„Nein!“ kam vom Rande des Bettes.
„Ich kann dir einen Pyjama leihen, oder ein T-Shirt…“
„Nein!“
„Deck dich wenigstens zu, du wirst frieren, wenn du es nicht schon tust, und dann kannst du nicht schlafen, und morgen bist du unausgeschlafen...“
„Nein!“
„Du wirst erfrieren!“
„Nein!“
„Qualvoll erfrieren…“
„No!“
„Hermine du hast gestern schon in meinen Armen geschlafen!“
„Da war ich aber nicht nackt“.
„Warum bist du nur so verbissen, und so starrsinnig?“
„Bin ich nicht!“
„Komm rutsch rüber, ich wärme dich, du bist eiskalt“
Seine Hand hatte nach ihr getastet und sanft über ihre Schenkel gestrichen.
Die Gänsehaut, die Harry entdeckte, hatte aber nur teilweise mit der Kälte ihres Körpers zu tun.
„Nein!“, energisch schlug sie ihm auf die Finger.
„Dann komme ich eben zu dir!“
Er hob die Decke leicht an, und robbte gefährlich nahe.
„Na also, geht doch“, sagte sie schnatternd. „Wehe du hältst die Finger nicht still, Lustmolch!“
„Warum?“, hauchte Harry. „Vor was hast du Angst? Wir haben letzte Nacht schon in dieser Position verbracht.“
„Da hatte ich einen Pyjama an.“
„An dir ist nichts, was ich nicht schon gesehen habe. Ich kenne sogar die Form des Muttermals an deiner linken Pobacke…“
„Was?“, schrie Hermine erregt, als er die gewisse Stelle auch noch berührte. Ihr Gesicht fuhr herum. “Wieso? Woher?“
„Nicht jetzt“, flüsterte Harry, „versuch zu schlafen, du bist völlig von der Rolle und überdreht. Lass uns ein anderes Mal darüber reden.“
Mittlerweile war er auf Körperkontakt heran gekommen. Löffelstellung, denn Hermine wandte sich im richtigen Moment von ihm ab und bot ihm ihre Rückansicht, die er nun viel mehr, als nur erahnen konnte.
Er hatte sich fest vorgenommen, ihrem Wunsch, seine Finger still zu halten, nachzukommen.
Doch die Versuchung war groß und so gefährlich nahe.
Am Liebsten hätte Harry seine Hände auf seinem Rücken festgebunden, um nicht in Versuchung zu geraten, und diese Versuchung war teuflisch gefährlich.
Seine Lage fühlte sich zunächst unbequem an, weil er keine Ahnung hatte, wie er sich verhalten sollte. So verharrte er, traute nicht sich zu rühren und hatte riesige Angst, keine Kontrolle mehr über sich, und vor allem über seine Lende zu haben.
„Wolltest du mich nicht wärmen?“, stöhnte Hermine, und drehte ihr Gesicht in seine Richtung. „Wenn du mir schon auf die Pelle rückst, dann sieh auch zu, dass mir wirklich warm wird“.
„Ich passe nur auf, damit dir nicht heiß wird“, nuschelte Harry.
Hermine lächelte still vor sich hin, fasste blind zurück nach seiner Hand.
Ihre Finger überkreuzten sich, bevor sie wieder den Weg nach vorne antraten, und eine Stelle in Höhe ihrer Hüfte fand.
Es fühlte sich gleich erheblich bequemer an, und es sollte noch besser kommen.
„Selber schuld“, sagte sie, nachdem sie auch noch genüsslich ihren Rücken gegen seinen Körper schmiegte. „Und ich werde sicher Niemandem verraten, dass Harry Potter in einer Löffelstellung, in der beide Beteiligten nackt waren, ein Gefühlsregung in der Leiste bekommen hat.“
Als Harry am nächsten Morgen erwachte, verspürte er einen angenehmen Widerstand.
Langsam öffnete er seine Augen.
Um ihn herum war es ruhig und friedlich.
Helles, grelles Licht blendete ihn. Er blinzelte, und nur ganz langsam gewöhnten sich seine Pupillen an die Helligkeit.
„Ein wunderschöner Traum“, murmelte er verschlafen vor sich hin.
„Was … hast … du … gesagt“, nuschelte eine Person mit schlaftrunkener Stimme in seinen Armen.
Es war kein Traum!
Hermine lag wahrhaftig und völlig nackt in seinen Armen, eine Hand auf seiner Brust, ein Bein über die Seinigen geschlungen.
Sie schmatzte und befeuchtete ihre trockenen Lippen, anschließend räkelte sie sich genüsslich.
„Nichts“, beantwortete Harry ihre schlaftrunkene Frage, und fühlte sich auf Einmal überglücklich.
Erneut räkelte und streckte Hermine ihren Körper, und kuschelte sich zurück in seine Arme.
„Ich habe wunderbar geschlafen, und du?“
„Einfach perfekt“, antwortete Harry.
„Ich danke dir“, hauchte sie. „Zumindest heute Nacht hatte ich meinen Kopf am richtigen Fleck.“
„Und wo war er vorher?“, fragte Harry.
„Überall und nirgends“, stöhnte Hermine. „Ich fühlte mich völlig kopflos, weil ich überhastet mein Elternhaus verlassen habe, und dabei…“
Während sie die Worte regelrecht stöhnte, kämpfte sie sich gleichzeitig in die sitzende Position, und streckte ihre müden Knochen durch.
Sie krächzte, stöhnte und keuchte.
Oberkörperfrei, ihre Brust weit nach vorne abgedrückt, was Harry zu einem Stielaugenblick verleitete.
Ein Wegsehen war einfach unmöglich.
Unweigerlich kam er nicht umhin ihren Körper zu bewundern.
Sein Blick verharrte auf ihren wundervollen Rundungen.
Wie gebannt starrte er auf die greifbarnahe, erogene Zone, die er so gerne berühren würde. Einen Moment, indem er sich nicht unter Kontrolle hatte, und seine Finger wanderten, wie automatisch in diese Richtung, ganz vorsichtig, und sachte begann er mit seinen Fingerspitzen zart die Rundungen an den Flanken zu streicheln.
Nachdem Hermine seine Blicke erwiderte, zog er erschrocken seine Hand zurück.
„Was?“, fragte sie, seiner Reaktion bewusst. „Ich dachte du siehst nichts Neues, oder hast du das seit gestern vergessen?“
„Ich sehe dich gerne in diesem Outfit“, schmunzelte Harry. „Aber ich habe noch nie gesehen, wie sich diese nackte Schönheit sportlich betätigt“.
„Dann pass mal lieber auf, dass ich dich sportlich nicht abhänge!“, spottete Hermine.
Ruckartig ließ sie sich zurück ins Kissen fallen, so dass das komplette Bett zu schwingen begann. Ein aufregendes, oder besser erregendes Spiel, das Harry zu weiteren Stielaugen verleitete. Das Wippen und Nachschwingen der gerade berührten Pracht.
„Irgendwas geschieht mit mir“, murmelte Hermine verträumt.
„Was meinst du?“, bat Harry mit hoffnungsvoller Stimme um Details.
Mit einem keine - Ahnung - Verziehen ihrer Mundwinkel antwortete sie: „Eigentlich kann ich es kaum glauben. Gestern noch, habe ich mich zu Tode geschämt und dich fast gelyncht, wenn du mich so begafft hättest.“
„Ich begaffe dich nicht“, korrigierte Harry. „Ich bewundere dich“.
Er bemerkte, wie ihre Pupillen sich dehnten.
„Worüber denkst du nach?“, fragte Harry sorgenvoll. „Bereust du, was wir getan haben?“
Hermine schüttelte ihren Kopf. „Ich bereue nichts. Außerdem haben wir doch gar nichts getan?“
„Bist du dir sicher?“
Hermine legte ein erschrockenes was – meinst – du Gesicht auf.
„Wir verbringen schon die zweite Nacht in Folge miteinander“, korrigierte Harry. „Was bedrückt dich?“
„Es ist nur so, dass ich ganz plötzlich das Gefühl habe, ein anderer Mensch zu sein“, antwortete Hermine Gedankenvertieft. „Und es kommt mir vor, als wäre ich diese Person schon einmal gewesen.“
„Erzähl mir davon“, bat Harry.
„Ich fühle mich in deiner Nähe geborgen, und ich bin gestern kopflos und ohne nachzudenken direkt in dein Haus disappariert. Es war als würde ich nach Hause gehen. Deswegen bin ich auch so erschrocken, als ich, wie selbstverständlich und mit diesem Gefühl einfach an deine Bar gegangen bin. Ich habe alles vergessen, nicht nur meinen Pyjama, sondern auch meinen Kopf.“
„Und das macht dir Angst?“
Hermine schüttelte ihren Kopf.
„Nein, aber genau das ist es, worüber ich gerade nachdenke. Und es ist noch etwas anderes. Du hast gestern Abend gesagt, ich wüsste die Antwort auf deine Frage.“
„Und?“
Hermines Körper zuckte. „Ich kenne sie wirklich. Und ich weiß auch, dass du dich schon länger mit dieser Antwort beschäftigst. Warum hast du nie etwas gesagt?“
„Weil ich mich sehr lange dagegen gewehrt habe“, antwortete Harry. „Da war Ron, aber auch Ginny, da war Gewohnheit, Vertrautheit.“
„Seit wann, weißt du es?“
Einige Augenblicke starrte Harry in ihre Augen.
„Seit wann?“, wiederholte sie.
„Das Nachdenken begann auf der Horkruxjagd, als Ron uns verließ“, erklärte Harry. „Die eigentliche Erkenntnis aber, habe ich Snape zu verdanken. Ausgerechnet Snape.“
„Erklärst du es mir?“
„Snapes Liebe zu Lily, meiner Mom“, antwortete Harry.
„Snape?“, wiederholte Hermine.
„Lily? Nach all der Zeit?“, imitierte Harry die Stimme ihres ehemaligen Schulleiters, „das war Dumbledores überraschte Reaktion, als Snape seines Patroni, eine Hirschkuh, präsentierte. Immer, beantwortete Snape die verwunderte Frage. Da wusste ich es. Ich sah es deutlich vor mir.“
Hermine war wieder ganz ruhig und nachdenklich geworden.
„Immer, - das war des Rätsels Lösung.“
„Das verstehe ich nicht?“, reagierte Hermine überrascht. „Mein Patronus ist weder ein Hirsch, noch ist deiner ein Otter“.
Harry senkte den Blick.
„Das Immer ist entscheidend“, erklärte er. „das Immer, welches uns von Anfang an, bis heute miteinander verbindet.“
„Woher weißt du von meinem Muttermal?“
Zu Hermines Überraschung ging Harry in die sitzende Position und verließ schließlich das gemeinsame Bett.
„Wo gehst du hin?“, fragte sie verwundert.
„Ich mache uns einen Kaffee“, antwortete Harry, ohne sich umzusehen. „Und danach solltest du zu deinen Eltern zurückkehren.“
„Was?“, keuchte Hermine. „Du schickst mich weg?“
„Es ist kein Rauswurf, sondern eine Bitte. Du bist noch nicht soweit, um es zu verstehen“, antwortete Harry, ohne sich umzudrehen. „Ich kann deine Frage noch nicht beantworten, weil du die Erkenntnis noch nicht hast, die ich habe…“
Hermine war sprachlos, sie schluckte schwer, seine Tränen konnte sie nicht sehen.
„Komm zurück, wenn du es verstanden hast“, Harrys Stimme wurde immer schwächer. „Bis dahin aber sollten wir uns aus dem Weg gehen…“

Irrungen und Wirrungen

„…du bist das klügste Mädchen, das ich kenne. Vielleicht sogar, der klügste Mensch überhaupt. Dein hübsches Köpfchen wird nicht mehr lange brauchen.“
Mit diesen Worten verschwand Harry in der Küche, wohin Hermine kurze Zeit später nachfolgte.
Zuvor hatte sie ihre Morgentoilette hinter sich gebracht, die Tränen weggewischt, und ihren Körper vollständig bekleidet.
Sie war fassungslos, und verstand nicht was gerade geschehen war.
Erst ihre Eltern, jetzt Harry – Spinnen denn plötzlich alle?
Kurz bevor sie die Schwelle zur Küche überquerte wischte sie sich die letzten Tränen aus den Augen, um Harry in aufrechter Haltung entgegenzutreten.
Eigentlich war sie dazu nicht in der Lage, aber sie wollte ihre Trauer nicht auf Harry übertragen, der sich, sehr zu ihrer Überraschung seiner Sache sehr sicher schien.
Was hat das alles zu bedeuten?
Was habe ich nicht verstanden?


„Ich liebe dich!“
„An dir ist nichts, was ich nicht schon gesehen habe. Ich kenne sogar die Form des Muttermals an deiner linken Pobacke…“
Seine Finger an dieser bewussten Stelle…

Unerklärbare Dinge, die sie verwirrten, und die ihr lange Zeit Kopfschmerzen bereiteten.
Schließlich war sie aber wohl doch, friedlich und mit einem angenehmen Gefühl eingeschlafen. Etwas war in dieser Nacht mit ihr geschehen. Ein Traum, an den sie sich nicht erinnerte, oder eine Erinnerung, die sie aber auch nicht träumte.
Es blieb ein Rätsel, und dennoch fühlte sie sich am Morgen überraschend wohl und geborgen, als wäre ihr direktes Umfeld nichts Neues für sie.
Sie war sogar, im Gegensatz zum Abend zuvor in der Lage mit Harry wieder offener zu sprechen, doch er blieb verschlossen, wirkte traurig auf sie, als würde er auf etwas warten, das in ihrem Kopf Klick machen würde.
Bevor sie das hinterfragen konnte, schockte er sie mit der Bitte zu gehen.
„…Bis dahin aber sollten wir uns aus dem Weg gehen…“.
„…Dein hübsches Köpfchen wird nicht mehr lange brauchen.“

Sie tat, was er von ihr verlangte, und sie tat es, ohne, die im Raum stehenden Fragen noch einmal zu stellen, oder gar eine Antwort zu bekommen, und sie tat es, obwohl sie es nicht verstand.
„…Du kennst die Antwort!“
„…denke darüber nach, was du deiner Mom geantwortet hast, oder was du dabei empfunden, oder gedacht hast.“


Godrics Hollow, Harry Potters Küche verschwand vor ihren Augen in einem Farbenmeer, und mit ihr verschwand auch Harry, der sie beim Disapparieren fest im Blick behielt.
Er wirkte nicht einmal traurig, fast glaubte sie sogar ein Lächeln in seinem Gesicht zu erkennen.
Dann herrschte für einen kurzen Augenblick eine unheimliche Stille um sie herum.
Stockfinstere Nacht am helllichten Tag, in dessen Mitte zwei smaragdgrüne Pupillen auf der Stelle stehen bleiben.
Die Farben wirbelten den umgekehrten Weg zurück und sie fand sich auf dem Bett in ihrem Zimmer in der Whitechapel Road wieder. Ganz zum Schluss waren Harrys Augen verschwunden, und trotzdem hatte sie das Gefühl, er würde sie noch beobachten.
Es dauerte nur wenige Augenblicke bis aus grün braun wurde, und sie mit sorgenvoller Miene ihre Mom in der offenen Tür erkannte.
„Du bist zurück?“
Hermine antwortete nicht, sondern starrte aus dem Fenster.
„Was ist passiert?“
„Nichts ist passiert“, antwortete Hermine schnippisch. „Das ist es ja.“
Das ernste Gesicht ihrer Mom lichtete sich.
„Harry hat mich nach Hause geschickt“, dabei zuckte Hermine ahnungslos mit dem Oberkörper und sah fragend zu ihrer Mom.
„Ich bin total verwirrt und durcheinander“, stammelte Hermine. „Vollkommen kopflos.“
„Das ist vollkommen Normal“, antwortete Susan behutsam. „Du bist – verliebt, dessen bist du dir nur noch nicht bewusst.“
„Ach, es ist zum Mäuse melken“, stöhnte Hermine. „Erst schickt ihr mich weg, dann Harry…“
Susan Granger studierte für einige Augenblicke die Gesichtszüge und die Gefühlsregungen ihrer Tochter.
„Mein kleines Mädchen hat allen Ernstes darauf gehofft verführt zu werden…“, erwähnte Susan. „Und sie hätte nicht Nein gesagt, wenn Harry sie umgarnt hätte…“
„Ich weiß nicht, ob du mir das glaubst“, stotterte Hermine weiter. „Wir haben die zweite Nacht nacheinander in einem Bett verbracht, ohne dass irgendwas passiert ist.“
„Im Gegenteil“, korrigierte ihre Mum. „Es ist sehr viel passiert.“
„Wie meinst du das?“, flüsterte Hermine verwundert. „Ich war heute Nacht quasi nackt, weil ich bei meinem überhasteten Rauswurf zuhause, überhaupt nicht daran gedacht habe, dass ich bei ihm übernachten könnte.“
„Ich verstehe das nicht?“, erwiderte Susan staunend nachdem sie weitere Sekunden ruhig und aufmerksam das Gesicht ihrer Tochter beäugte.
„Was?“, erwiderte Hermine bissig. „Was verstehst du nicht?“
„Weißt du das denn wirklich nicht?“
„Was weiß ich nicht?“
„Du bist kein Kind mehr, Hermine“, antwortete eine Mutter. „Die Frau in dir ist schon erwacht. Mit welchen Worten hat er dich weggeschickt?“
„Er ist einfach aufgestanden, hat uns noch einen Kaffee gemacht, und danach hat er mich ohne Erklärung zu Euch nach Hause geschickt. Meine Frage würde er beantworten, wenn ich selber darauf gekommen wäre. Bis dahin aber sollten wir uns aus dem Weg gehen…“
„Welche Frage?“
„Unzählige…“
„Dann versuch sie mir zu stellen, vielleicht kann ich dir bei der Beantwortung behilflich sein.“
„Du?“
Hermine sträubte sich, sah nachdenklich zum Fenster.
Eine ganze Weile galt ihr Interesse einem Bild auf ihrem Nachttisch.
Susan bemerkte die Blicke ihrer Tochter.
„War das aus dem Jahr als wir ihn zum ersten Mal getroffen haben, damals in dieser Zauberergasse?“
Hermine nickte gedankenverloren. „Seine Brille war wieder einmal kaputt, weil er irgendwie komplett verkehrt mit dem Flohnetzwerk gereist war. Colin Creevey hat das Bild mit einem gewöhnlichen Fotoapparat getätigt“, erklärte Hermine, ohne zu wissen, von was sie eigentlich erzählte. Ihre Mom lauschte still. „Das ist unsere Stelle am schwarzen See. Mein Gott, wieviel Zeit wir da verbracht haben, und das alles soll jetzt vorbei sein“
„Vorbei?“
„Ja“, antwortete Hermine und schien aus dem Reich der Träume zurückgekehrt zu sein.
Ihre Augen verloren ihren Schleier, klarten auf, und Susan wagte sich wieder vor.
„Du kennst die Antwort doch schon längst, warum verschließt du dich?“
„Woher willst du das wissen?“, keuchte Hermine. „Haben sich alle gegen mich verbündet?“
„Wie kommst du denn darauf?“
„Das war auch Harrys Antwort, nachdem er mich fragte, ob wir Beide über ihn gesprochen haben. …denke darüber nach, was du deiner Mom geantwortet hast, oder was du dabei empfunden, oder gedacht hast.“
„Wir haben über euch gesprochen“, korrigierte Susan. „Du bist zu stolz dir das einzugestehen, vielleicht weil du das Gefühl hast, dass Harry klüger, als du sein könnte. Falscher Stolz an der falschen Stelle. Harry ist nicht klüger, er ist dir nur einen Schritt voraus. Du denkst zu kompliziert.“
„Woher weiß er von meinem Muttermal?“
„Das fragst du mich?“
„Nein, die Frage stelle ich mir.“
„Ich möchte lieber nicht wissen in welchem Zusammenhang diese Erkenntnis steht, oder woher sie stammt“, zwinkerte Susan ihrer Tochter zu. „Aber ist stelle fest, dass du wirklich nur wenige Schritte, vielleicht sogar nur einen Einzigen hinterherhinkst, du traust dir nur nicht zu, diesen Schritt zu tun.“
„Warum sprecht ihr alle in Rätseln“, keuchte Hermine. „Unser alter Schulleiter hat das immer getan, und jetzt auch noch Harry und du.“
„Ein Rätsel ist zunächst einmal etwas Unbekanntes, das es zu lösen gilt.“
„Nein“, korrigierte Hermine energisch. „Ein Rätsel ist eine Aufgabe, die durch Denken gelöst werden muss.“
Ihre Mom lächelte schelmisch. „Du bewegst dich. Jetzt musst du nur noch den entscheidenden Fuß vor den Anderen setzen.“
„Ich könnte dich…“, fluchte Hermine, und bewegte ihre Hände, als würde sie ein Handtuch damit auswringen. „Und nicht nur dich!“
„Welche Gedanken sind noch in deinem hübschen, eigentlich klugen Köpfchen?“
„Ein obskures Bild…“, antwortete Hermine nachdenklich.
„Sprich“, forderte Susan ihre Tochter auf. „Auch wenn es noch so verrückt klingen mag.“
„Seit kurzem habe ich ein Bild vor Augen, indem ich und Harry es miteinander tun, und das Bild erscheint so echt, als hätten wir es wirklich getan.“
Susan rieb mit ihren Fingern über ihre Nase, antworte aber nicht, sondern sah ihre Tochter herausfordernd an.
„Dich beschäftigt aber noch etwas…“
„Was?“, fragte Hermine nachdenklich. „Ähm. Ja. Ich werde nicht nach Hogwarts zurückkehren.“
Sie war so in Gedanken vertieft, dass sie diese überraschende Neuigkeit ausplauderte, als wäre sie eine Selbstverständlichkeit. Susan wartete geduldig auf die Erklärung.
„Harry hat mich mit dieser Neuigkeit überrascht“, erklärte Hermine. „Befehl von höchster Stelle, dem Ministerium persönlich. Sofortiger Arbeitsantritt mit Beginn des neuen Jahres“.
„Hört sich doch gut an“.
„Das Ministerium ist drastisch unterbesetzt. Meine schulischen Leistungen sind bereits jetzt ausreichend, und die ausstehenden Prüfungen unbedeutend.“
„Verstehe“, nickte Susan. „Harry hat dir in diesem Zusammenhang angeboten bei ihm zu wohnen. Sonst wäre das alles kein Problem für dich.“
Hermine nickte.
„Und du hast sein Angebot angenommen.“
„Noch nicht…“
„Du hast es ihm vielleicht noch nicht mit Worten gesagt“, erwiderte Susan. „Aber du wusstest es schon, bevor er es dir angeboten hat.“
„Bis dahin ist noch etwas Zeit, im Moment beschäftigt mich wirklich nur die Frage woher er mein Muttermal so genau beschreiben kann.“
„Die Antwort ist ganz einfach, wenn du ihm, und auch sonst niemandem davon erzählt hast.“
„Von Ginny kann er es auch nicht wissen“, erwiderte Hermine einfältig. „Zum Einen war ich in ihrer Gegenwart niemals vollständig entkleidet, zum Anderen, wieso sollten die Beiden sich über einen Fleck auf meiner Pobacke unterhalten.“
„Also hast du Niemandem davon erzählt, und da es sehr gut verpackt ist, bleibt nur eine Möglichkeit“, resümierte Hermines Mum. „Du hast es ihm präsentiert“.
„Ich habe es ihm gezeigt?“, wiederholte Hermine, und mit jedem Wort weiteten sich ihre Augen. Die Erkenntnis war sehr nahe, auch ihrer Mutter blieb die nahe Erkenntnis nicht verborgen.
„Du hast den entscheidenden Schritt angesetzt“, erwähnte sie, und machte sich auf, das Zimmer ihrer Tochter zu verlassen. „Es liegt jetzt an dir, den Fuß wieder auf die Erde zu bringen, und ich werde dich dabei alleine lassen, weil ich glaube, dass du den Gedanken, der durch deinen Kopf geistert, nicht in meiner Gegenwart zu Ende bringen möchtest.“
„Mom?“, rief Hermine hinter ihrer Mutter her. „Danke.“
„Wofür?“
„Dass du mich verstehst.“

Die wahre Erkenntnis war ein Schlag in ihr Gesicht.
Wie konnte sie das vergessen?
„Es bleibt nur eine Möglichkeit: Er hat es nicht zufällig gesehen, oder davon gehört. Du hast es ihm präsentiert.“

Sie kannte die Antworten, besser – die Antwort! – wirklich. Sie war nur zu feige, sie anzuerkennen.
Doch plötzlich passte jedes Rädchen ineinander.
Jedes Puzzleteil in ihrem Kopf passte zu einem Anderen, und alle ergaben das gleiche Bild.
Egal, wie sie es zusammensetzte.
„Ich liebe dich!“ – kein Trick, und doch ein Trick, ein strategischer Geniestreich mit Wahrheitscharakter. Seine Enttäuschung, weil sie es nicht gesehen hatte, weil sie es nicht erwidern konnte.
„…denke darüber nach, was du deiner Mom geantwortet hast, oder was du dabei empfunden, oder gedacht hast.“ – Ein überraschend offenes Gespräch mit ihrer Mum. Auf dem Rücksitz der Familienkutsche. „Wir haben über euch gesprochen“, korrigierte Susan die Worte ihrer Tochter.
Es geht schon lange nicht mehr um Hermine, oder um Harry.
In Wirklichkeit war schon immer das Wir – Gefühl, und damit - das Uns, vorhanden.
„Immer!“ – Snapes Antwort. Harrys Antwort. Ihre gemeinsame Antwort.
„Ich sehe dich gerne in diesem Outfit“ – Es war wirklich nicht das erste Mal, dass er sie nackt vor Augen hatte.
Ihre Mom hatte es sofort bemerkt.
Warum sah sie das, was Hermine nicht sehen konnte?
„Du hast es ihm präsentiert“ – Weil sie es nicht sehen wollte!
„Bereust du, was wir getan haben?“
„Ich bereue nichts. Außerdem haben wir doch gar nichts getan?“

„Bist du dir sicher?“ – Nein, sie war sich keineswegs sicher.
Nun war sie sogar vom Gegenteil überzeugt.
„Weil ich mich auch sehr lange dagegen gewehrt habe“, beantwortete Harry ihre Frage warum er nie etwas gesagt habe. „Da war Ron, aber auch Ginny, da war Gewohnheit, Vertrautheit.“
Seit wann, weiß er es? - „Die Erkenntnis habe ich Snape zu verdanken.“ – Snapes Erinnerungen!
„Lily? Nach all der Zeit? – Immer!“ – Nach all ihrer gemeinsamen Zeit? – Immer!
„…Du kennst die Antwort!“ – Ja, sie kannte die Antwort.
Es fiel ihr, wie Schuppen von den Augen.
„Du bist kein Kind mehr. Die Frau in dir ist längst erwacht“ – Susan hat es in den Augen ihrer Tochter gesehen, und sie hatte sofort verstanden.
„Das Nachdenken begann auf der Horkruxjagd, als Ron uns verließ“ – Der Hauptschlüssel zum Öffnen ihres Herzens.

„Wie ich sehe hast du es entscheidenden Schritt vollzogen!“, lächelte ihre Mum, nachdem Hermine am frühen Abend in die elterliche Küche zurückkehrte. „So, wie du strahlst scheinst du wirklich glücklich und erleichtert zu sein.“
„Eigentlich war es ganz einfach“.
„Zu einfach für mein Mädchen“, lächelte Susan, und reichte Hermine eine Tasse Kaffee. „Zu schwer für eine, vor Liebe blinde, junge Frau.“
„Wieso kanntest du die Lösung?“
„Du hast dich gerade in die Zeit zurückversetzt, als du noch ein Mädchen warst. Jetzt bist du wieder meine junge, erwachsene Tochter, schau in den Spiegel, oder zähle eins und eins zusammen. Es ist Menschenkenntnis, die eigentlich auch dich, immer ausgezeichnet hatte.“
„Bin ich dabei zu verblöden?“
Ein Kichern rutschte über die Lippen ihrer Mutter.
„Liebe macht blind, nicht blöd!“
„Du nimmst das sehr gelassen…“
„Was hast du erwartet?“
„Nun“, Hermine brauchte nicht lange zu überlegen. „Du hättest zumindest sagen können, dass ich für eine Liebelei noch zu jung wäre. Dass ich mir Zeit lassen könnte. Dass du mir sofort einen Termin beim Frauenarzt anberaumst.“
„Ich möchte, dass meine Kleine glücklich ist, und ich kann sehen, dass du auf dem besten Weg dazu bist. Du bist mittlerweile alt genug, um zu wissen, wie man verhütet. Außerdem habe ich lange in Harrys Augen geschaut, und da konnte ich es auch sehen.“
„Alles in Ordnung?“
Ihr Dad schaute besorgt in die Gesichter seiner beiden Frauen, nickte, ruderte abwehrend mit seinen Armen und wartete aus Angst um sein Leben, erst gar nicht auf eine Antwort.
„Was gedenkst du jetzt zu tun?“, fragte Susan, nachdem der Pantoffelheld außer Hörweite war.
„Ihn etwas zappeln lassen“, sagte Hermine energisch. „Der Idiot hat es verdient, etwas zu leiden. Immerhin hätte er es so einfach haben können.“
„Vielleicht wollte er es aber genau so, wie es ist?“
„Ein neues Rätsel?“
Susan schüttelte ihren Kopf.
„Kein Rätsel. Nur der Hinweis einer liebenden Mutter“, erklärte die scheinbar allwissende Frau. „Außerdem hast du in deinem neuen Plan bedacht, dass du dich auch selbst dadurch bestrafen könntest?“
„Ich werde es überleben“, nickte Hermine schwerfällig. „Wenn es kein Rätsel ist, dann helfe mir auf die Sprünge.“
„Du hast etwas begonnen, was du abgebrochen, oder nicht vollendet hast. Es liegt an dir, den Schritt zu tun, nicht an Harry. Im Gegenteil, einfacher hätte er es dir gar nicht machen können. Im Übrigen habe ich mit ihm telefoniert.“
„Du … hast … was?“, keuchte Hermine.
„Er wollte nur wissen, wie es dir geht, weil er sich Sorgen machte…“
„Und wie geht es mir?“
„Fast zu perfekt“.
„Und?“
„Nichts und“, zuckte Susan gleichgültig mit dem Kopf.
„Du bist gemein“, seufzte Hermine. „habt ihr euch gegen mich verschworen? Wann war das?“
„Keineswegs“, erwiderte ihre Mom. „Wir haben uns sehr gut unterhalten, und es war vor etwa zwei Stunden.“
„Ihr … habt … euch … unterhalten?“, wiederholte Hermine fassungslos mit zitternder Stimme. „Über was? – Sollte ich etwas wissen?“
„Er hat nur meinen Eindruck bestätigt“.
„Sag mal, geht’s noch?“
„Das Gespräch war sehr aufschlussreich“, nickte Susan, und grinste dabei so hämisch, dass Hermine kurz davor war zu explodieren.
Vor lauter Aufregung murmelte sie „Oppugno“, hatte aber zum Glück keinen Zauberstab griffbereit.
„Du sprichst mit meinem Freund über deine Tochter?“, keuchte Hermine aufgeregt und schnappte nach Luft. Die Gefahr zu Ersticken, eine gewisse Enge unter ihrer Brust breitete sich aus.
„Offiziell ist er das noch nicht, zumindest für dich“, Susan blieb sehr ruhig und gelassen.
Das war definitiv zu viel für Hermine.
Sie lief nervös auf und ab, rupfte und zupfte aufgeregt an ihren Haaren herum, bis sie wild in alle Richtungen abstanden.
„M – O – M!“, empörte sie sich schließlich. „Was – hat – er – gesagt? Und warum hast du ihn mir nicht gegeben?“
„Er hat nicht gesagt, dass er mit dir reden möchte“.
Die Gleichgültigkeit, mit der die erwachsene Frau mit diesem Thema umging, trieb Hermine in den Wahnsinn.
„Ich soll dich aber lieb von ihm grüßen, und dir sagen, dass er Morgenabend mit deiner Rückkehr rechnet.“
„Das wird ja immer schöner“, keuchte Hermine und sprach ununterbrochen in Etappen.
„Ich glaub, ich dreh gleich durch.“ …
„Was bildet der sich eigentlich ein?“ …
„Hat er seine Nummer hinterlassen, oder ist die vielleicht schon einprogrammiert?“
Hermine stürzte in Richtung Telefon, das griffbereit auf dem Küchentisch lag.
Doch mit einem gekonnten Griff in Lichtgeschwindigkeit brachte es ihre Mutter in Sicherheit.
„Wo ist dein Zauberstab?“
„Wie bitte?“
Ein Ruck ging durch Hermines Körper, sie erstarrte und verschränkte bedrohlich die Arme vor ihrer Brust.
Doch ihre Mom blieb gelassen.
„Zauberstab…“, erwähnte sie, und machte dabei eine eindeutige Handbewegung, dass Hermine ihren Stab aushändigen müsste. „…dann Telefon.“
Die Augen ihrer Tochter funkelten und blitzten.
Jeder Andere hätte sich vor einem bevorstehenden Wutausbruch in Sicherheit gebracht, nicht aber ihre Mom. Sie blieb beharrlich, und bestand auf die Forderung.
Schwer keuchend, und mehrfach ein- und ausatmend marschierte Hermine schließlich zur Garderobe, zog ihren Zauberstab aus dem Mantel und legte ihn schließlich in die offene Hand ihrer Mutter, allerdings ohne ihn loszulassen.
„Lass los!“, beharrte ihre Mutter.
Nur Widerwillig befolgte Hermine die Anweisung.
„Du brauchst nur die Wahlwiederholung zu drücken“, erwähnte Susan bei der Übergabe des Mobilteils, welches Hermine entgegennahm, und die bewusste Taste sofort auslöste.
Ihr Herz schlug an ihrem Hals.
Ein Freizeichen ertönte, gefolgt von einem Weiteren, und während dem dritten Ton, löste die Verbindung aus.
„Du hinterhältiger, gemeiner, arroganter Hornochse“, polterte Hermine los. „Wer? – Du weißt sehr wohl, wer dran ist!“
„So! Du gehst also davon aus, ich würde morgen Abend zu Kreuze kriechen. Da hast du dich aber gewaltig verrechnet du eingebildeter Fatzke. Ich werde sofort kommen, und dir gewaltig den Arsch aufreißen!“
Voller Empörung wartete sie eine Antwort erst gar nicht ab, und schleuderte den Hörer auf den Tisch, den ihre Mom aber auffing, bevor er über den Tisch hinausgeflogen und zu Boden geknallt wäre.
„Ihr Zauberstab ist sicher“, rief Susan in den Hörer. „Sie ist vollkommen hergestellt und unverkennbar in Topform.“
Runzeln und kleine Falten bildeten sich an der Stirn der jungen Frau, deren Augen sich zu engen Schlitzen verformten. Die Rädchen in ihrem Kopf hatten sich deutlich in Bewegung gesetzt, und schienen sich immer schneller zu drehen, so dass ihr schwindlig wurde.
Hermine griff nach einem Stuhl und nahm erschöpft Platz, während Susan endgültig die Verbindung beendete.
„W-a-h-l-wiederholung“, stotterte sie leise. „Du hast ihn angerufen, nicht er dich!“
Ihre Mutter antwortete nicht.
„Das war ein abgekartetes Spiel. Woher hast du seine Nummer?“
„Ich habe nie behauptet, dass es unser erstes Gespräch war.“, erklärte Susan ruhig. „Harrys Anruf fand schon gestern Abend statt“.
„Aber da war ich noch bei ihm?“, schluckte Hermine.
„Du wärst gut angekommen, und würdest die Nacht in Godrics Hollow verbringen, wir sollten uns keine Sorgen machen. Zur Beruhigung und zur Sicherheit hat er uns seine Telefonnummer hinterlassen. Du, Fräulein hast in keiner Sekunde daran gedacht, dass wir uns Sorgen machen könnten.“
Hermine schob sich an eine schwache Erwiderung zu geben, doch ihre Mutter winkte ab.
„Du bist, wie du selber sagtest völlig kopflos und desorientiert abgereist. Wir hatten uns große Sorgen gemacht, denn zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, was wir jetzt wissen.“
„Aber…“, stammelte Hermine.
„Nichts aber“, unterbrach Susan. „Dieses abgekartete Spiel, wie du es nennst hast du dir als Bestrafung redlich verdient. Außerdem war es gar kein Spiel, sondern eine eindeutige Menschenkenntnis. Harry ist dir wahrlich ebenbürtig, und er hat deine Reaktion fast detailgetreu vorausgesagt.“
Die Atmung ihrer Tochter ging in ruhigere Bahnen.
Nachdenklich starrte sie auf ihre Füße.
Ein paar Tränen kullerten aus ihren Augen, so dass Susan sich vor ihre Tochter hinkniete, und sie in ihre Arme schloss.
„Du brauchst keinen Beweis für irgendwas. Eine solche Menschenkenntnis von einer Person, die kann man sich nur über eine lange, ganz, ganz, lange Zeit hinweg aneignen.“
„Mein Problem, Mom…“, schniefte Hermine und versteckte ihr von Tränen feuchtes Gesicht im Nacken ihrer Mom. „…ist doch, dass ich genau diese Erkenntnis längst besitze!“
„Und du wehrst dich dagegen, weil du glaubst nicht das gleiche über die ganze Zeit für ihn empfunden zu haben?“
„Ja“, schniefte Hermine kleinlaut.
„Du irrst dich“, tröstete Susan. „Aber selbst wenn, dann zählt das Jetzt! – Aber glaube mir, du irrst dich.“
Hermine hörte auf zu schluchzen, schniefte in ein Taschentuch, und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Glaubst du wirklich?“
Susan streichelte ihrer Tochter über die Haare, und schüttelte ihren Kopf. „Nein, ich weiß es, weil sich meine Tochter bereits als elfjähriges Kind an einen schwarzhaarigen Hornochsen gebunden hat. Ein unsichtbares Band, das immer vorhanden war, dass nie durchtrennt, sondern lediglich durch falschen Stolz und durch Irrungen und Wirrungen auf Abstand gehalten wurde. Dir ist nie klar geworden, wie oft du in Briefen oder in den Ferien seinen Namen benutzt hast. Mir schon.“
„Und jetzt?“, fragte Hermine. „Was soll ich jetzt tun?“
„Das, was Harry gesagt hat, auch wenn es dir zunächst nicht gefallen hat“, antwortete Susan. „Bleib diese Nacht hier, komm zu Kräften, beruhige dich. Du bist emotional zu aufgewühlt, das ist Gift für den heutigen Abend. Er erwartet dich Morgen zurück. Im Übrigen ist das wieder ein ganz einfaches Entgegenkommen.“
„Darfst du mir Morgen meinen Zauberstab zurückgeben?“
Endlich erstrahlte das Gesicht ihrer Tochter wieder, und Susan wusste: Hermine hat endlich den richtigen Pfad betreten.


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