von Bea
Die Sonne ging auf über dem Verbotenen Wald. Wärmend stieg die goldene Scheibe über die Baumwipfel und beleuchtete die Szenerie. Der Mann lag zusammengekrümmt auf einem Fleckchen Moos. Die Arme um die Brust geschlungen, die Beine bis zu dieser angezogen, völlig nackt und bibbernd. Auf Rücken und Gesicht zeichneten sich tiefe, blutige Risse und Bisswunden ab. Der Mann bewegte sich. Er öffnete die mittlerweile wieder dunkelblau gewordenen Augen. Langsam und ächzend stütze er sich auf Knie und Hände und zog sich an einem niedrigen Ast hoch. Er schwankte. Was war passiert in dieser Nacht. Sirius war wieder da und auch Pete. Das hatte er mitbekommen. Auch, dass sie alle samt wieder hinaus getreten waren aus seinem alten Versteck. Er konnte die Weide hören, wie sie, die kleinen Zweige wie Fäuste geballt, immer wieder um sich schlug. Allmählich bekam er wieder Gefühl in seine kribbelnden, blassen und von Kratzern, Schorf und Blut übersäten Beine. Was würde er jetzt nicht geben für eine schöne Tasse Tee, einem warmen Kaminfeuer oder noch besser seinem weichen Bett in der kleinen Kammer neben seinem Büro. Sich notdürftig die Blöße mit der einen Hand bedeckend und mit der anderen einen Zweig abbrechend, den er zum Aufstützen verwenden wollte, machte er sich auf die Suche nach seinem Zauberstab.
Remus war schon fast am Rand des Waldes, als er den dünnen Stab neben einer dicken Eichenwurzel liegen sah. Schnell klaubte er ihn auf. Er beschwor sich notdürftig eine graue, kratzende Decke aus dem Nichts und legte sie sich über. Nicht das Bequemste, aber zumindest fror er jetzt nicht mehr so stark. Die großen Türme des Schlosses kamen langsam näher. Nach kurzer Zeit hatte Remus die große Freitreppe mit den geflügelten Ebern erreicht.
Knarrend öffnete er die große Eingangstür. Die Eingangshalle war wie ausgestorben. Nur ein paar Geister schwebten umher. Der Fast-Kopflose Nick begrüßte ihn kurz, indem er sich einmal mit Zeige- und Mittelfinger an die Krempe seines Federhuts tippte. Lupin nickte ihm lächelnd zu. Bloß schnell in sein Büro verschwinden, ohne dass ein Schüler ihn sah. Er hatte Glück. Er erreichte es schnell. Hastig huschte er durch die Tür. Er wollte sich wenigstens das grobste Blut abwischen und "richtige" Klamotten anziehen, bevor er zu Poppy, der Krankenschwester, in den Krankenflügel ging, um seine Wunden versorgen zu lassen.
Nachdem er sein letztes frisches Hemd aus der kleinen Kommode neben dem Bett genommen und die abgewetzte Hose, die neben dem Bett über der Lehne des einzigen Stuhl hing, angezogen hatte, zog er, ohne Socken die schwarzen Lederschuhe von Vater an.
Sich auf seinen Gehstock stützend ging er, das rechte Bein wie immer etwas nachziehend, hinunter in den Krankenflügel.
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