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Fanfiction

Tannennadeln - Tannennadeln

von Pablo

Angespannt drehte die junge Hexe den Zauberstab in ihren schmalen, schlanken Händen, während sie mit ihren Kollegen auf weitere Anweisungen ihres Teamchefs wartete.
Auch die breit gebauten Männer um sie herum waren angespannter als sonst, würde der Einsatz der vor ihnen lag, doch ganz anders sein, als viele zuvor.
Unvorhersehbarer, mit unkalkulierbarer Erfolgsquote und wesentlich riskanter und zwar auf einer ganz anderen Ebene…
Man verbot sich zwar den Gedanken, doch eine falsche Bewegung, eine Sekunde der Unaufmerksamkeit, und man würde vom Jäger zum zukünftigen gejagten.
Die Fallhöhe war groß…
Nymphadora Tonks, die ihren Vornamen mit Inbrunst hasste, war eine junge Aurorin, und eine außergewöhnliche noch dazu.
War es nicht schon ungewöhnlich genug, dass eine Frau Aurorin wurde, so hatte sie ihre Ausbildung in Rekordzeit abgeschlossen und arbeitete nun schon seit einer Weile als vollwertiges Mitglied in der Aurorenabteilung des Zaubereiministeriums.
Mal ganz abgesehen von ihren Metamorphmagus-Fähigkeiten.

„Wir brechen auf.“, holte die tiefe, ruhige Stimme Kingsley Shacklebolts die junge Frau aus ihren Gedanken.
Noch ein tiefer Atemzug, dann apparierten ein Dutzend Gestalten und erschienen meilenweit entfernt in einem Waldstück.
„Na dann wollen wir mal. Todd, McCarthy, Wilson, ihr geht dort entlang. Wir drei werden Richtung Westen gehen. Tonks, Blaire, Johnson, ihr geht dort entlang. Moody, Kent, Jennings, ihr schlagt diesen Weg ein. Fünf Minuten, dann müssten wir wieder sie eingekreist haben. Wir sehen uns.“
Mit diesen Worten wand sich Kingsley Shacklebolt ab und verschwand mit seinen Begleitern im Zwielicht der Bäume.
Tonks nickte ihren Kollegen noch einmal zu, dann setzten auch sie sich in Bewegung.
Immer wieder blickte Tonks zwischen den Ästen hinauf.
Alles, was nicht von Zweigen und Ästen verdeckt war, war in silbriges Licht getaucht, das der bereits bedrohlich volle Mond auf die Landschaft warf.
Tonks fröstelte es, obwohl sie nicht fror.
In Gedanken versunken prallte sie gegen ihren Kollegen, als dieser unvermittelt stehen blieb.
Mit ernster Miene legte er einen Finger auf die Lippen, signalisierte ihr leise zu sein und deutete auf die Lichtung, die vor ihnen lag.

Um ein Feuer herum standen etliche vermummte Gestalten, die abgewetzten schweren Umhänge tief ins Gesicht gezogen und blickten aufmerksam auf den Waldrand um sie herum.
Es waren viele…mehr als Tonks es sich vorgestellt hatte.
Und für ihren Geschmack sahen sie zu aufmerksam in all die Richtungen, aus denen sie sie umkreisten.
Für eine Sekunde, so schien es Tonks, blickte eine der schwarzen Kapuzen direkt in ihr Gesicht.
Unmöglich, sie standen in völliger Dunkelheit.
„Wir warten auf Kingsleys Zeichen, dann greifen wir an. Denkt dran, nur töten, wenn es nötig ist und so viele schocken, entwaffnen und fesseln wie möglich. Dort!“, begann ihr Kollege und deutete dann aufgeregt auf den gegenüberliegenden Waldrand, über dem rote Funken in den Himmel stoben.
Tonks und ihre Kollegen rannten los und fast schien es Tonks, als hätten die Männer auf der Lichtung ebenfalls bloß auf ein Zeichen gewartet.
Innerhalb von Sekunden wurden überall Zauberstäbe gezogen und ein Sturm aus Flüchen brach über die Lichtung herein.
Das Chaos ausnutzend stürmten oft mehrere der vermummten Männer auf einen Auror los.
Tonks hatte Mühe alle Flüche abzuwehren, geschweige denn zu kontern.
Doch nach einigen Minuten, schien die Zahl der Angreifer zu schwinden und die ersten begannen zu fliehen.
Einer von ihnen, der sich bis vor einigen Sekunden noch mit Tonks duelliert hatte, blickte sich hektisch um und rannte auf den Waldrand zu.
Sofort spurtete Tonks los, ihm hinterher.

Als sie jedoch unter den Bäumen angekommen war und kaum noch etwas des silbernen Lichts zu ihr durchdrang, verlor sie den Mann aus den Augen.
„Verdammt!“, fluchte sie und drehte sich im Kreis.
Langsam und vorsichtig, den Zauberstab angriffsbreit erhoben, schritt sie über den weichen, moosigen Waldboden und horchte nach jeden noch so kleinem Knacken.
Angestrengt lauschend blieb sie stehen, darauf bedacht selbst keinen Laut zu machen.
„Stupor!“
Der Ruf und ein heller Blitz hinter ihrem Rücken ließen Tonks herumschnellen, sodass sie gerade noch sah, wie ein wild aussehender Mann zu Boden fiel.
Mit offenem Mund suchte Tonks angestrengt die Dunkelheit nach einem ihrer Kollegen ab, als sie etwas von hinten packte, ihre Arme festhielt, ihren Mund zuhielt und in ein Gebüsch zog.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte Tonks auf den Zauberstab direkt vor ihren Augen, der ebenfalls in der Hand lag, die auf ihren Mund presste.
Stockend atmend versuchte Tonks sich zu befreien, doch die Arme, die sie festhielten waren zu stark und ließen sich höchstens wenige Millimeter bewegen.
„Shhh!“, machte eine Stimme direkt an ihrem Ohr und Tonks spürte den Atem auf ihrer Haut.
Ein kalter Schauer lief ihren Rücken hinab, doch schon im nächsten Moment erstarrte sie erneut, denn nur wenige Meter von ihnen entfernt schlich eine dunkle Gestalt durch den Wald, so lautlos, Tonks hätte ihn nie bemerkt, bevor er ihr einen Fluch aufgehalst hätte.
Der Mann, der sie festhielt, schien wie erstarrt, sein Atem war angehalten und auch sonst war er darauf bedacht keinen Laut von sich zu geben.
In ihrer Angst tat Tonks es ihm gleich.

Da horchte die dunkle Gestalt auf, blieb stehen und rannte plötzlich wieder in Richtung der Lichtung davon.
Noch einige Momente blieb der Mann, der Tonks fest hielt wie erstarrt stehen und blickte ihr hinterher, dann atmete er erschöpft durch.
Tonks hatte Angst, begann zu zittern und wartete auf das Schlimmste, als der Fremde sie plötzlich los lies, ja förmlich von sich weg stieß.
Reflexartig drehte Tonks sich zu ihm um, den Zauberstab erhoben und schwer atmend, und blickte auf den Mann, der sich rückwärts gehend von ihr entfernte.
Auch er hatte seinen Zauberstab erhoben, jedoch offenbar nicht, um sie anzugreifen…
Die Kapuze war ihm vom Gesicht gerutscht und gab das Gesicht eines Tonks unbekannten Mannes frei.
Seine Wangen waren bedeckt von einem dichten Drei-Tage-Bart und einige wirre Strähnen seines grau-braunen Haars hingen ihm in der schweißnassen Stirn.
Dennoch konnte Tonks die feinen, silbrigen Narben auf seiner Haut erkennen.
Der Blick seiner tiefbraunen Augen war misstrauisch, wenn nicht sogar ängstlich.
Erst jetzt fiel ihr auf, wie jung er war, Mitte Dreißig vielleicht.
Immer noch stolperte er rückwärts, als Tonks sich ihrer Aufgabe besann.

„Halt!“, rief sie und richtete den Zauberstab auf ihn.
Augenblicklich blieb er stehen, steckte den Zauberstab wie in Zeitlupe in seine Manteltasche und hob die Hände.
„Lassen Sie mich einfach-“, begann er mit rauer Stimme, brach dann jedoch ab und starrte an Tonks vorbei.
Sekunden später traf ihn ein bläulicher Lichtblitz und er wurde gegen einen Baum geschleudert, an dem er ächzend zusammen sackte.
„Tonks!“, rief einer ihrer Kollegen und packte sie an der Schulter, während ein anderer den Fremden entwaffnete und fesselte.
Tonks wollte etwas sagen, öffnete den Mund und schloss ihn dann doch wieder.
„Wir haben uns Sorgen gemacht, als du dem Typen hinterher bist, sind dir zwei von denen gefolgt.“, knurrte ihr Kollege. „Na komm.“
„Mir ist nichts passiert.“, flüsterte sie und blickte dem Mann direkt in die braunen Augen, als er von ihrem Kollegen abgeführt wurde.

Als sie wieder im Ministerium angekommen waren, nahmen die Kollegen von der anderen Schicht ihnen die Gefangenen ab.
Müde setzten sich die Auroren zunächst für einige Momente im Büro hin.
Überfordert mit all dem, was in der letzten Viertelstunde passiert war, saß Tonks in ihrem Stuhl und blickte ins Leere.
„Tonks, würde es dir etwas ausmachen den Gefangenen in Zelle Sieben in den Verhörraum zu bringen?“, ließ Kingsleys Stimme sie hoch schrecken.
„Was? Natürlich, mache ich.“, antwortete sie hastig und stand auf.
„Alles okay Tonks?“, fragte er und sah sie prüfend an.
„Ja, alles klar. Keine Sorge.“, log sie und verschwand aus dem Büro.
Wie von allein liefen ihre Füße den Weg durch den Korridor, zwei Treppen hinab in den Kerker-Korridor.
5…6…7
Noch einmal atmete Tonks durch, bevor sie ihren Zauberstab auf das Schloss von Tür Nummer Sieben richtete und einige Formeln murmelte.
Wie von selbst schwang die schwere Tür auf und gab den Blick frei auf einen düsteren Raum.
Auf einer Holzbank an der linken Wand saß ein Mann mit hängenden Schultern, die Hände eng aneinander gefesselt.
Ihr Herz machte einen Aussetzer, als Tonks Augen auf die tiefbraunen des Werwolfs vor ihr trafen.
„Ich muss sie in den Verhörraum bringen.“, sagte sie mit trockener Stimme und versuchte so selbstsicher wie möglich zu klingen.
Er nickte kurz, erhob sich und trat an ihr vorbei aus der Zelle, fast so, als kenne er das Prozedere bereits.
Den Zauberstab zwischen seine Schulterblätter gedrückt ließ sie ihn vor sich her gehen.

„Setzen Sie sich.“, sagte sie, als sie am Verhörraum angelangt waren, in dem ein Tisch und zwei Stühle standen.
Widerstandslos setzte er sich auf den Stuhl.
Den Zauberstab fest in der Hand trat Tonks langsam um den Tisch herum.
Der Mann hielt den Kopf gesenkt.
Und so sog Tonks erschrocken die Luft ein, als er plötzlich aufblickte und sein Blick direkt ihren traf.
Er war größer, als sie ihn in Erinnerung hatte.
Er wirkte müde, hatte Kratzer und Schürfwunden im Gesicht und an den Unterarmen, die durch seine hochgekrempelten Hemdsärmel frei gelegt waren.
Beim Gedanken daran, wie nah sie ihm bis vor einer Stunde gewesen war, jagte ihr ein Schauer den Rücken herunter.
Er war ein Werwolf, hätte sie töten können…
Ihr Blick wanderte weiter und blieb an seinen Handgelenken hängen.
Diese waren mit groben, magischen Seilen so nah aneinander gefesselt, dass er sie kaum einen Millimeter bewegen konnte.
Um die Seile herum hatten sich bereits dunkle rote Striemen auf seiner Haut gebildet.

„Sind die Fesseln zu eng?“, fragte sie und sah ihn an.
Er erwiderte den Blick für einige Sekunden, bis sie glaubte weg sehen zu müssen, und nickte dann kurz stumm.
„Ich kann sie nur lockern, nicht abnehmen.“, sagte sie und trat an den Tisch heran.
„Ist okay.“, murmelte er mit rauer Stimme.
Vorsichtig tippte sie mit dem Zauberstab gegen die Fesseln, welche sich sofort ein ganzes Stück lockerten.
Dankbar bewegte der Mann die Hände sofort, ballte sie zu Fäusten und streckte die Finger.
„Danke sehr.“, sagte er und sah sie kurz an.
Unschlüssig blieb sie neben ihm stehen.
„Werden Sie mich befragen?“, fragte er nach einigen Momenten der Stille und schluckte.
„Nein, aber ich muss Ihre Daten aufnehmen.“, sagte sie und griff bereits nach Pergament und Feder.
„Ich bin bereits registriert.“, sagte er mit rauer Stimme.
Tonks glaubte sich verhört zu haben.

„Sie…? Dann…dann muss ich ihre Angaben überprüfen. Erst dann kann Mr. Shacklebolt sie verhören.“, erwiderte sie hastig.
Wieso brachte er sie so aus dem Konzept?
Nichtsdestotrotz griff sie also zu den Schreibutensilien und setzte sich ihm gegenüber.
„Name?“
„Remus John Lupin.“
Die Feder kratzte über das Pergament.
„Alter?“
„35.“
Wie um sich zu versichern blickte sie auf.
Schmunzelnd blickte er auf die Tischplatte.
Nun konnte auch sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Kratz kratz kratz…
„Wohnort?“
„London.“
Kratz kratz…
„Jahr der Infektion?“
„1968“
Stille…
Ihre Professionalität vergessend blickte Tonks ungläubig auf.
Lupin blickte ihr ruhig und direkt in die Augen.
„Aber da waren Sie doch-“
„Erst acht, ich weiß.“
Für einige Sekunden noch blickte Tonks in seine unergründliche Miene, zögerte kurz und begann dann zu schreiben.
Kratz kratz kratz…
„Gut, dann hätten wir alles…nur eine Sache noch.“, sagte sie und sah auf.
„2023“, sagte Lupin.
„Ich muss das leider überprüfen.“, sagte sie zögernd, nachdem sie sich die Nummer notiert hatte.

Den Blick abgewandt nickte er und setzte sich seitlicher auf den Stuhl.
Angespannt stand sie auf und stellte sich neben ihn.
Ungefragt öffnete er die obersten Knöpfe seines Hemds und schob es so gut es mit gefesselten Händen ging von seiner linken Schulter.
Mit zittrigen Händen zog sie das Hemd noch ein Stück beiseite, wobei ihre Finger unvermeidbar über seine warme Haut strichen, auf der sich augenblicklich Gänsehaut bildete.
Hier und da zogen sich dünne, silbrige Linien über seine Haut.
Vorsichtig strich sie mit ihrem Zauberstab über das Schulterblatt, murmelte etwas und langsam aber sicher erschienen dunkle, geschwungene Zahlen, die sich pechschwarz von seiner Haut abhoben.
2023
Im Augenwinkel konnte sie sehen, wie er die Kiefer aufeinander presste.
Nach einigen Sekunden verblassten die Ziffern wieder, an ihrer Stelle blieben jedoch feuerrote Flecken zurück.
Schnell zog Tonks sein Hemd wieder über die Schulter.
„Warum haben Sie das getan?“, fragte sie leise, ihre Hand noch am Stoff seines Hemdes.
„Was?“, fragte er und wand den Kopf zu ihr um, wobei seine Wange über ihre Hand striff.
Schnell zog sie die Hand weg, spürte jedoch immer noch das Kratzen seiner Bartstoppeln auf ihrer Haut.
Mit roten Wangen setzte sie sich ihm gegenüber.

Warum brachte er sie so durcheinander…klar, er war ein Werwolf und hatte sie dennoch vor dem sicheren Tod bewahrt…aber irgendetwas faszinierte sie an ihm auf eine ganz andere Weise.
„Warum haben Sie einen von ihnen geschockt? Wieso haben Sie mich festgehalten, anstatt mich umzubringen?“, fragte sie gerade heraus und sah ihn an.
„Habe ich Ihnen weh getan?“, fragte er und Tonks verstand nicht. „Na beim Festhalten…habe ich Ihnen weh getan? Wenn ja, tut es mir leid, aber es ging nicht anders. Sie haben sich zu sehr gewehrt, wer kann es Ihnen verübeln? Aber er hätte sie gehört.“
Ungläubig sah sie ihn an.
„Ich verstehe das nicht.“, erwiderte sie. „Sie hätten mich umbringen können, wieso haben Sie es nicht getan?“
„Wieso hätte ich das tun sollen?“, fragte er und sah sie durchdringend an.
„Naja, Sie sind schließlich…“, begann sie.
Warum fehlten ihr plötzlich die Worte?
Aber so wie dieser Mann…dieser Werwolf so vor ihr saß, völlig ohne Aggression oder Ärger, fast schon sanft und doch wild, wirkte ihre Frage tatsächlich völlig unlogisch.
„Ich bin ein Werwolf, ja. Das heißt noch nicht, dass ich Sie umbringen muss.“, sagte er leise.
„Das heißt aber auch nicht, dass Sie mich beschützen müssen. Es hätte Ihnen egal sein können.“, sagte sie und beobachtete ihn genau.
„Hätte es, war es aber nicht…“, erwiderte er.
„Warum waren Sie dann da? Wenn Sie nicht auf ihrer Seite stehen, was zieht Sie dann dort hin?“, fragte sie mit offenem Unverständnis in der Stimme.
„Meinten Sie nicht, dass Sie mich nicht verhören würden?“, fragte er jedoch bloß und ein leichtes Schmunzeln umspielte seine Lippen.

Da ging die Tür auf und Kingsley Shacklebolt betrat den Raum.
Der Werwolf blickte sich nicht mal um, sondern fixierte immer noch die junge Frau.
„Danke Tonks, ich übernehme dann ab hier. Ich brauche dich aber, wenn wir hier fertig sind.“, sagte ihr Vorgesetzter mit ruhiger Stimme.
Die Stimmung im Raum hatte sich mit seinem Eintreten verändert.
Tonks konnte nur nicht ausmachen in welche Richtung…
„Ich warte dann draußen.“, sagte sie knapp und verließ den Raum.
Eine Viertelstunde wartete sie auf einer Bank im Korridor und dachte über die letzten Minuten nach.
Sein durchdringender und doch unergründlicher Blick.
Sein wildes Äußeres, die Tatsache, dass er ein Werwolf war, die so ganz und gar nicht zu seiner sanften Stimme und seinem Verhalten passten.
Seine warme Haut mit den silbrigen feinen Linien unter ihren Fingern…er hatte eine Gänsehaut bekommen, als sie ihn berührt hatte…genauso wie sie.
Hatte sie kalte Hände gehabt? Eigentlich nicht…
Moment! Wieso dachte sie über all das überhaupt nach? Er war ein Fremder, ein Werwolf verdammt!
Doch in diesem Moment öffnete sie die Tür vor ihr und Kingsley trat auf den Flur.
Hinter ihm im Raum stand der Werwolf, die Hände immer noch gefesselt, und sah sie über Kingsleys Schultern hinweg an.
„Wärst du so freundlich Mr. Lupin die Fesseln abzunehmen? Er kann dann gehen.“, sagte Kingsley ruhig und verschwand im Korridor.
Ungläubig blickte Tonks ihm hinterher.

„Ähm…“
„Oh, Entschuldigung.“, nuschelte Tonks und trat zu Lupin in den Raum.
Unaufgefordert hielt er ihr die Hände hin so gut es ging.
Trotzdem musste sie nah an ihn heran treten, um sie zu öffnen.
Ein kurzes Tippen mit dem Zauberstab, dann wickelte sie die Seile mit den Händen von seinen Handgelenken.
Als sie unvermittelt von seinen Händen aufblickte sah sie direkt in seine Augen.
Ein Schauer lief ihren Rücken herunter und auch Lupin schien sich ertappt zu fühlen.
Dennoch blickte er nicht weg.
Tonks stieg der Geruch von Wald in die Nase.
„Danke.“, murmelte er und räusperte sich, als sie die Seile auf den Tisch legte.
Sie nickte bloß.
Er wollte bereits aus dem Raum gehen, als sie ihn aufhielt.
„Warten Sie!“, sagte sie und er drehte sich im Türrahmen um.
Als sie nichts weiter sagte, trat er wieder näher an sie heran.
„Geben Sie mir Ihre Hände.“, lächelte sie aufmunternd und zögerlich folgte er ihrer Aufforderung und hielt ihr seine Handgelenke hin.
Vorsichtig fuhr sie mit dem Finger über die roten Striemen, wobei er zischend die Luft einsog.
„Tut mir Leid, das haben wir gleich.“, murmelte sie abwesend, legte die Spitze ihres Zauberstabs an seine Haut, flüsterte etwas Unverständliches und innerhalb von Sekunden war seine Haut wieder vollkommen heil.
„Danke.“, lächelte er und irgendwie wirkte er verschüchtert.
„Ich habe zu danken Mr. Lupin. Ich weiß zwar immer noch nicht wieso Sie das getan haben, aber ohne Sie wäre ich jetzt wohl nicht hier. Danke sehr!“, sagte sie und schmunzelte ihn an.
„Gern.“, nuschelte er und sah sie an.
Da fiel ihr eine Strähne ihres rosa Haars ins Gesicht und im Augenwinkel glaubte sie seine Hand zucken zu sehen.
Leicht errötet blickte er auf den Boden und wand sich dann zum gehen.
„Alles Gute.“, mumelte er und beeilte sich den Raum zu verlassen.
„Ihnen auch…“, rief sie ihm noch hinterher, dann war er fort.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Die nächsten Tage verliefen ruhig im Aurorenbüro.
Es gab keine Außeneinsätze, keine Notfälle, nichts.
Bloß öder Papierkram.
Und so wanderten Tonks Gedanken immer wieder zu diesem einen Tag.
Im Wald hatte sie bloß Angst gehabt, als sie mi ihrem Rücken an die Brust eines Fremden, eines Werwolfs, gedrückt festgehalten wurde.
Im Nachhinein breitete sich bei der Erinnerung ein warmer Schauer über ihrem Rücken aus, jetzt wo sie wusste, wer sie dort festgehalten hatte.
Das Problem war bloß, dass sie ihn wohl nie wieder sehen würde…aber wieso kümmerte sie das überhaupt?
Sie kannte ihn doch gar nicht!
Genervt von sich selbst machte sie sich wieder an die Arbeit, bis Kingsley sie nach Feierabend an ihrem Tisch abholte.
„Können wir los?“, fragte er ruhig und lächelnd.
„Klar…wobei es mir entscheidend lieber wäre, zu wissen, wo es überhaupt hin geht…“, murmelte sie, folgte ihm jedoch ohne weitere Widerworte.
Ihre Neugier siegte wie so oft eben doch…

Nachdem sie ein Stück weit zu Fuß gegangen waren und allein in einer unscheinbaren Gasse standen, apparierten sie.
Als ihre Füße wieder Boden fanden, stand sie im Wendehammer einer dunklen, dreckigen Straße.
Um sie herum ragten dunkle, alte Klinkerbauten in den Nachthimmel.
„Hier, merk dir das.“, sagte Kingsley bloß und drückte ihr einen Zettel in die Hand.
Grimmauldplatz 12
„Kingsley, was soll ich-“
„Komm.“, unterbrach er sie und zog sie mit sich genau auf die Grenze zwischen zwei Häuser.
Doch je näher sie dieser kamen, umso mehr schien sich ein drittes Haus zwischen ihnen hindurch zu quetschen.
Nummer 12
Mit einem Schwung seines Zauberstabs öffnete er die Tür und sie betraten einen dunklen Flur, mit alten Tapeten und dunklen Holzvertäfelungen an den Wänden.
Links führte eine schmale Treppe in obere Stockwerke, doch mehr konnte sie nicht sehen, es war einfach zu dunkel.
Kingsley führte sie jedoch auf eine Tür zu ihrer Rechten zu, aus der Licht und das Summen von Stimmen drangen.
Sie schienen bereits erwartet zu werden.
„Ah, da seid ihr ja.“, sagte ein alter Zauberer mit langem weißen Bart und Halbmondgläsern munter, als sie die Küche betraten.
Nein, das konnte nicht sein! Albus Dumbledore?!
„Darf ich um eure Aufmerksamkeit bitten meine Lieben? Das hier ist Nymphadora Tonks, ein neues Mitglied. Dann können wir ja mit der Sitzung beginnen.“
Tonks setzte sich neben Kingsley, von all den neuen Eindrücken völlig erschlagen.
Reihum blickte sie in die Gesichter der Anwesenden, unter denen überraschend viele bekannte waren.
Arthur Weasley, Mad-Eye…und Sirius Black.
Doch was sie noch mehr schockte, war nicht die Anwesenheit des entflohenen Blacks, sondern der Mann, der neben ihm saß und sie über sein Weinglas hinweg direkt ansah, sodass sie zusammen zuckte.
Es war Lupin.

Er wirkte jedoch um einiges müder, als bei ihrer ersten Begegnung.
Er hatte tiefe Ringe unter den Augen und die hochgekrempelten Ärmel seines Hemds gaben den Blick auf einen leichten Verband und etliche Kratzer und Schürfwunden frei.
Einerseits freute sie sich, ihn wieder zu sehen, andererseits war sie verwirrt und besorgt wegen seines Zustands.
All das schien sich in ihrem Gesicht abzuzeichnen, denn als sie aus ihren Gedanken aufwachte und ihren Blick aus dem Nichts wieder auf sein Gesicht fokussierte, sah er sie mit leicht gerunzelter Stirn an.
Schnell wand sie den Blick ab, ihre Wangen wurden verdächtig warm…
Die Sitzung nahm weiterhin ihren Lauf, auch wenn Tonks mit den meisten Informationen, die ausgetauscht wurden, nichts anfangen konnte.
Dann jedoch wurde sie wieder hellhörig.
„Remus, wärst du so gut, und würdest uns auf den neuesten Stand bringen?“, fragte Dumbledore sanft an Lupin gewandt.
„Natürlich. Es gibt nicht viel neues, was wir nicht schön wüssten. Er versucht die Werwölfe auf seine Seite zu ziehen, will sie davon überzeugen, dass die Gesellschaft sie verachtet und sie dort keinen Platz haben…das fällt ihm auch nicht sonderlich schwer.“
Tonks musste schlucken.
„Aber er versucht auch weiterhin sie davon zu überzeugen, dass sie es unter Voldemort besser hätten. Und einige folgen ihm bereits. Mehr gibt es bisher nicht zu sagen.“
„Danke Remus. Ich muss dich leider bitten, die Lage regelmäßig im Auge zu behalten.“, erwiderte Dumbledore und Lupin nickte bloß, den Blick in sein Weinglas gerichtet.

„Nun, ich denke wir können dann die Sitzung beenden und zu einem wesentlich angenehmeren Punkt über gehen. Molly hat uns wieder etwas wunderbares gezaubert.“, lächelte Dumbledore in die Runde.
Kaum hatte er seinen Satz beendet, erhob Black sich und beeilte sich, die Küche zu verlassen.
Remus folgte ihm, blieb jedoch resignierend im Türrahmen stehen.
„Lass ihn nur Remus, er holt sich heute Nacht bestimmt wieder etwas. Er wird schon nicht verhungern. Aber du isst doch mit, mein Lieber, oder?“, sprach Molly ihn von ihrer Position an den Töpfen aus an.
„Ich…eigentlich…ich weiß noch nicht, ich komme aber auf jeden Fall gleich wieder.“, murmelte er und verschwand im Flur.
Tonks‘ Blick folgte ihm.
Kurz entschlossen stand sie auf und ging ihm hinterher.

Als sie auf den Flur trat sah sie in einem Zimmer zu ihrer Rechten ein angenehmes Feuer im Kamin prasseln, vor dem sich die Silhouette eines Mannes abzeichnete.
Langsam und so leise wie möglich ging sie auf das Zimmer, was eine Art Salon zu sein schien, zu.
Kurz bevor sie im Türrahmen angekommen war, stolperte sie über etwas schweres, klobiges und landete mit voller Länge auf dem alten Parkett.
„Hey, alles okay?“, fragte eine dunkle Stimme und Tonks hielt sich dankbar am ihr dargebotenen Unterarm fest, um aufzustehen.
Ein Zischen ließ sie jedoch schnell wieder loslassen.
Lupin stand vor ihr und krempelte mit verzogenem Gesicht den Ärmel seines Hemds herunter.
„Oh, tut mir Leid. Ich bin so ein Idiot! Lass mal sehen, vielleicht kann ich da was machen.“, beeilte sie sich zu sagen um einerseits die Peinlichkeit der Situation zu überbrücken und andererseits direkt wieder gut zu machen, was sie verbockt hatte.
„Nein, besser nicht.“, sagte er schnell und zog den Arm weg.
Als er ihr gekränktes Gesicht sah, bekam er jedoch sofort ein schlechtes Gewissen.
„War nicht so gemeint, tut mir Leid. Ich denke manchmal nicht nach, wenn ich was sage…“, murmelte er.
„Schon okay…aber vielleicht kann ich ja wirklich helfen.“, sagte sie und sah ihn aufmunternd an.
Seufzend schob er den Ärmel wieder höher.
Der Verband hatte sich leicht rot verfärbt.
Ohne zu zögern nahm sie sein Handgelenk und begann den Verband abzuwickeln.
Zum Vorschein kam ein tiefer Kratzer, der sich gerade wieder geöffnet haben musste.
Schuldbewusst sah sie ihn an.
„Tut mir wirklich Leid, das wollte ich nicht.“, sagte sie und ihre Stimme klang genauso schuldbewusst, wie ihr Gesicht aussah, als sie in sein aufblickte.
Er musste schmunzeln.
Behutsam fuhr sie mit dem Zauberstab über den Kratzer, während Lupin die Zähne zusammen biss.
„So!“, sagte sie zufrieden, als die Wunde verschlossen war. „Wie neu.“

Grinsend blickte sie zu ihm auf und steckte ihn damit an, sodass er rot wurde.
„Alles okay bei Ihnen?“, fragte sie schließlich.
„Hm?“
„Naja, Sie sind so schnell verschwunden gerade…“, murmelte sie und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Achso…nein, ich bin nur etwas erschöpft, das ist alles. Außerdem mache ich mir Sorgen um Sirius.“, erwiderte er und kratzte sich am Hinterkopf.
„Wer hat sie eigentlich so zugerichtet? Und warum haben Sie die Wunde nicht direkt versorgt?“, fragte sie, ohne nachzudenken.
Er verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Sofalehne hinter ihm.
„Das war ich selbst…und ich bin bisher einfach nicht dazu gekommen.“, sagte er leise.
Wie konnte sie nur so ein Trampel sein? Wie konnte sie nicht daran denken…gerade erst war Vollmond gewesen.
Ihr Kopf lief hochrot an, doch bevor sie sich in wirren Entschuldigungen verstricken konnte, ertönte hinter ihr Molly Weasleys Stimme.
„Na kommt ihr zwei, Essen ist fertig. Du kannst was vertragen Mädchen! Und von dir fang ich besser gar nicht erst an mein Lieber…“

Seufzend folgte er ihr aus dem Zimmer.
„Keinen Hunger?“ raunte sie ihm über ihre Schulter zu, bevor sie die Küche betraten.
Er schüttelte schmunzelnd den Kopf.
Auf dem Tisch wartete bereits eine Große Schüssel mit starker Hühnerbrühe auf sie.
„Wen willst du denn aufpäppeln?“, scherzte Arthur Weasley angesichts der Suppe.
„Was soll das denn heißen?“, fragte Molly und versetzte ihm einen leichten Klaps auf den Oberarm, bevor sie sich ebenfalls setzte.
Remus wusste genau, dass sie sie seinetwegen gemacht hatte…nach Vollmond gab es immer Hühnerbrühe, welch Zufall.
Aber eigentlich sollte er dankbar sein, denn mehr als Suppe bekam er so kurz nach der Verwandlung eh nicht runter.
Tonks beobachtete ihn aufmerksam aus dem Augenwinkel dabei, wie er zögerlich und nur sehr wenig Suppe in seinen Teller gab.
Er scheint wirklich keinen Hunger zu haben, dachte sie und pustete auf ihren Löffel, um sich nicht die Zunge zu verbrennen.
„Möchtest du denn nichts mehr?“, fragte Molly verblüfft, als Remus sich nach seinem Teller Suppe im Stuhl zurück lehnte und auch keine Anstalten machte, sich an Fleisch und Beilagen zu bedienen.
„Nein danke Molly, nichts für Ungut. Aber ein Glas Wein vertrag ich noch.“, grinste er und erhob sich leicht, um an die geöffnete Flasche zu kommen.
„Na das ist mir mal eine Ernährungsweise…“, murmelte Molly, machte jedoch keine weiteren Anstalten, ihm Essen aufzuschwatzen.

„Ist die Gegend hier okay? Ich würde gerne ein wenig an die frische Luft.“, fragte Tonks Kingsley leise, als sie bereits eine Weile mit dem Essen fertig waren.
„Ziemlich viel auf einmal, was?“, lächelte er. „An sich schon, zumindest für eine Aurorin aber man kann nie wissen.“
„Ich könnte sie begleiten…wenn das für Sie okay wäre versteht sich.“, ließ Lupins Stimme beide aufblicken.
Unbemerkt war er aufgestanden und zu ihnen herüber gekommen.
„Klar, gerne.“, lächelte sie dankbar und erhob sich.
Als sie im Flur sah, wie dünn sein abgewetzter alter Umhang war, sah sie ihn ungläubig an.
„Ist Ihnen denn nicht kalt?“, fragte sie und sah ihn schief an.
„Nein, passt schon.“, murmelte er, die Hände in den Taschen, und sah an sich hinab.
„Na gut.“, sagte sie, zuckte mit den Schultern und öffnete die Tür.

Kaum waren sie einige Schritte gegangen, schlug ihnen auch bereits ein eisiger Wind entgegen und Tonks klappte ihren Kragen hoch.
„Sie heißen Remus, richtig? Also Remus wie-“ fragte sie schließlich, als sie nebeneinander, die Hände in den Manteltaschen versenkt, durch die nasse Straße spazierten.
„Remus wie Romulus und Remus…aus der Muggelsage, ja. Man könnte es für einen schlechten Scherz halten.“, grinste er schief.
„Ist doch ein schöner Name.“, erwiderte sie und lächelte ihn kurz an.
„Was haben Sie gegen Ihren?“, fragte er. „Ach und übrigens, Remus reicht völlig. Kein Grund mich zu siezen.“
„Ich weiß nicht, ich find ihn einfach grässlich…Nym-pha-do-ra…ist doch Quatsch“, sagte sie und verzog das Gesicht.
„Ganz wie du möchtest.“, sagte er und zuckte mit den Schultern. „Du musst eine ziemlich begabte Hexe sein, wenn du jetzt schon Aurorin bist.“
„Keine Ahnung, kann sein. Ich mache den Job gerne. Abgesehen davon hatte ich aber einen kleinen Vorteil.“, grinste sie und blieb stehen.
Abwartend stand er ihr gegenüber und legte den Kopf schief.
Da kniff sie die Augen zusammen und ihre Haarfarbe änderte sich in Sekundenschnelle von pink zu grün, über gelb bis türkis und wieder zurück zu rosa.
Sein Mund klappte ein wenig auf, doch dann breitete sich ein verstehendes Lächeln darauf aus.
„Du bist ein Metamorphmagus.“, stellte er fest.
„Jap.“, grinste sie und sah zu ihm herauf. „Ich hätte mich jetzt auch in Snape verwandeln können, aber ich wollte dich nicht verschrecken.“
„Also kannst du dich in jeden verwandeln? Das muss sehr praktisch sein.“, lächelte er.
„Ja, kann ich, in alles, was du willst. Blond? Vollbusig? Irgendwelche Vorlieben?“, grinste sie.
„Nein, alles gut so, wie es ist.“, lächelte er und wurde dabei tiefrot.
Schnell senkte er den Blick, was Tonks nur noch breiter grinsen ließ.

„Gehen wie noch ein Stück?“, fragte er und sein Atem formte kleine Wölkchen in der kalten Luft.
„Gerne.“, antwortete sie, fröstelte unweigerlich ein wenig und hoffte, er hätte es nicht gesehen.
„Ist dir kalt?“, fragte er jedoch sogleich und sah sie aufmerksam von der Seite her an.
„Schon okay.“, log sie.
„Hier.“, sagte er und zog sich den Mantel von den Schultern, um ihn ihr umzulegen.
„Was? Nein! Du holst dir doch den Tod!“, protestierte sie, als sie sah, dass er bloß ein Hemd mit einem T-Shirt darunter trug.
„Werd ich schon nicht.“, sagte er bloß und legte ihn ihr um die Schultern.
Die Hände in den Hosentaschen lief er weiter.
„Du hättest mich nicht begleiten müssen.“, sagte sie und hatte wegen des Mantels ein schlechtes Gewissen.
„Schon in Ordnung. Ich wäre auch alleine raus gegangen…so entgehe ich wenigstens Mollys Versuchen mich zu mästen.“, lächelte er.
„Du hast aber wirklich kaum was gegessen.“, sagte sie sanft.
„Ich krieg so kurz nach Vollmond nie was runter.“, erwiderte er und zuckte bloß mit den Schultern.
Und nicht zum ersten Mal an diesem Tag fiel Tonks wieder ein, was er war.
„Tut…tut es sehr weh?“, fragte sie schließlich nach einigen Sekunden.
„Wie Scheiße…‘tschuldigung.“, schnaubte er.
„Ich hätte nicht fragen sollen, tut mir leid.“, murmelte sie und blickte auf den nassen, glänzenden Asphalt.
„Hey, schon okay.“, sagte er und legte den Kopf schief, um ihr in die Augen sehen zu können. „Ich kann froh sein, dass du nach all dem überhaupt noch mit mir redest, geschweige denn durch dunkle Straßen mit mir spazierst.“
„Ich habe keine Angst vor dir. Gut, im Wald hatte ich das, als du mich plötzlich überwältigt hast.“, lachte sie. „Aber du bist so…“
„Hm?“, fragte er und blieb stehen.
„Anders. Du bist anders als all das, was man sich über Werwölfe erzählt. Du bist gebildet, ruhig, geduldig…irgendwie sanft.“, sagte sie und wurde rot.
Ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht.

„Naja, nicht immer, leider. Zu mir selber weniger.“, sagte er leise und bewegte den Arm, den Tonks vorhin noch verarztet hatte. „Zu anderen schon eher…ein zahmer Wolf, wenn du so willst.“
„Immer?“, grinste sie schelmisch und freute sich über sein zunächst verwirrtes, dann rotes Gesicht.
„Naja, kurz nach Vollmond bin ich manchmal leicht reizbar…kann mich nicht so gut kontrollieren.“, gestand er und hoffte inständig das Gespräch in eine andere Richtung wenden zu können.
„Käme also auf einen Versuch an, was?“, grinste sie.
Natürlich nicht…
„Was hältst du davon, wenn wir wieder zurück gehen, die Kälte scheint dir nicht gut zu tun.“, grinste er.
„Und dir der Rotwein…du bist knallrot im Gesicht.“, kicherte sie.

Als sie wieder im Grimmauldplatz angekommen waren, waren die anderen bereits gegangen.
„Merlin, du bist ja eiskalt!“, sagte Tonks, als sie Remus seinen Mantel zurück gab und seine Hand striff.
„Mir ist nicht kalt.“, sagte er bloß und stand dann unschlüssig im Raum. „Alsooo…“
„Also?“
„Möchtest du noch etwas trinken?“, fragte er schließlich und kam sich unheimlich plump dabei vor.
„Heißt das, du lädst mich noch auf einen Kaffee ein?“, zwinkerte sie und ließ ihn erneut erröten.
„Ich hatte eher an Rotwein gedacht.“, schmunzelte er und hoffte inständig, dass er ihren Andeutungen auch weiterhin widerstehen konnte…Vollmond war erst zwei Tage her verdammt!
„Auch gut.“, sagte sie und folgte ihm in den Salon, wo er zwei Gläser und die angebrochene Flasche Wein auf dem Tisch abstellte.
„Du Remus?“, sagte sie und er drehte sich zu ihr um.
Überrascht, wie nah sie ihm war, zuckte er ein wenig zusammen.
„Hm?“
„Hab ich mich schon bedankt, dass du mir das Leben gerettet hast?“ fragte sie und lächelte ihn von unten her an.
Der Geruch von Waldboden stieg ihr wieder in die Nase.
„Ja, ja hast du.“, beeilte er sich zu antworten.
„Danke!“, sagte sie leise, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange, gefährlich nah an seinem Mundwinkel.
Er erstarrte und sah sie fassungslos an, während ein Schauer seinen ganzen Rücken hinab lief.

„Weißt du…irgendetwas an dir fasziniert mich, das war schon im Ministerium so.“, flüsterte sie beinahe und sah ihn an.
Ungläubig sah er sie an und wagte sich immer noch nicht sich zu rühren.
Eine Bewegung zu viel und sein Widerstand wäre dahin.
„So schwer zu glauben?“, fragte sie beinahe belustigt und strich ganz langsam mit der flachen Hand von seinem Hals über das Schlüsselbein bis über die Brust, während sein Blick fassungslos ihrer Hand folgte.
„Tonks…ich bin ein Werwolf.“, sagte er und die Möglichkeit, dass sie ihn nun doch noch abweisen könnte schmerzte ihn, das sah sie ihm an.
„Na und? Wenn es mir egal sein kann heute Nacht, dann kann es dir auch egal sein, oder etwa nicht?“, sagte sie leise lächelnd und trat noch ein Stück an ihn heran und hob das Kinn.
Ganz sanft striffen ihre Lippen über seine, sie küsste ihn ein, zwei Mal und wollte schon zurückweichen, da er keine Anstalten machte, den Kuss zu erwidern.
Doch dann nahm er plötzlich ihr Gesicht in seine immer noch kühlen Hände und küsste sie zunächst zögerlich, dann immer selbstbewusster.
Sanft streichelten seine Finger durch den Haaransatz in ihrem Nacken und auch Tonks legte ihre Hände flach auf seine Brust und lehnte sich gegen ihn.

„Remus, hast du-“, ertönte Sirius Blacks‘ Stimme in der Tür des Salons und brach plötzlich ab.
Augenblicklich stoben Tonks und Remus auseinander und vor allem Remus sah Black mit großen, erschrockenen Augen ab.
„Oh, sorry. Macht ruhig weiter, wo ihr aufgehört habt.“, sagte er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und verschwand wieder.
Lautstark ließ Remus die Luft aus seinen Lungen entweichen und fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht und durch die Haare.
„Tut mir Leid Tonks, ich-“, begann er, doch Tonks war bereits wieder zu ihm getreten und begann seinen Hals und Nacken zu Küssen und leicht an seiner Haut zu knabbern.
Erst nach einigen Sekunden spürte sie, wie er sich entspannte, bis er schließlich bereitwillig den Kopf neigte, um ihr mehr Platz zu lassen und ihm ein wohliges Grummeln entfuhr.
Wie von selbst wanderten seine Hände an ihre Seiten, strichen über ihre Hüfte, um gleich darauf unter ihrer Bluse zu verschwinden und über ihre warme, weiche Haut zu streicheln.
Bereitwillig lehnte sie sich wieder gegen ihn und streckte ihm ihrerseits ihren Nacken entgegen, den er sofort mit Küssen bedeckte, während sich seine Hände langsam aber sicher nach oben arbeiteten und mit dem Verschluss ihres BHs zu spielen begannen.
„Tonks?“, raunte er mit rauer Stimme in ihr Ohr und bereitete ihr Gänsehaut.
„Hmmm?“, schnurrte sie, während er ganz sanft ihr Ohr küsste.
„Bist du dir sicher, dass du das willst?“, raunte er und brachte einige Zentimeter zwischen sie, um sie ansehen zu können.
„Seit du mich im Ministerium so angesehen hast.“, lächelte sie verführerisch und steckte ihn damit an.
Sie konnte ja nicht wissen, dass es ihm insgeheim genauso ging.
„Ich dachte gerade schon, dass du es dir anders überlegt hast.“, schmunzelte er.
„Wie kommst du denn darauf?“, zwinkerte sie.
„Na dann!“, grinste er und schien nachzudenken. „Sollen wir…rauf gehen?“
„Gerne.“, lächelte sie und ließ sich von ihm eilig an der Hand nach oben führen.
In seinem Zimmer angekommen, drehte sie ihn zu sich um und begann ihn wieder zu küssen, während sie mit der anderen Hand die Tür zu drückte…

Am nächsten Morgen erwachte Remus zuerst und zuckte zunächst zusammen, als er Tonks neben sich entdeckte.
Zusammengekrümelt lag sie in die Decke gewickelt da, ihre nackten Schultern deuteten an, dass sie auch sonst unbekleidet war.
Erst nach Sekunden fiel ihm wieder ein, was letzte Nacht passiert war.
Merlin…er hatte sie doch erst gestern wirklich etwas näher kennen gelernt…von ihrem ersten Treffen mal ganz abgesehen.
Aber dass er sie vom ersten Augenblick an attraktiv gefunden hatte, konnte er nicht länger leugnen.
Ob sie sich wohl noch mal auf ihn einlassen würde…er hätte nichts dagegen.
Um sie nicht zu wecken stieg er vorsichtig über sie herab, zog sich schnell die selben Sachen wie am Vortag an und verschwand aus dem Zimmer.
Erst ein Kaffee, alles andere konnte warten.
Tonks schlief noch eine Weile, bis auch sie langsam aber sicher aufwachte.
Ein herber Geruch, der sie an Wald und Männerschweiß erinnerte, stieg ihr als erstes in die Nase, noch bevor sie die Augen geöffnet hatte.
Da fiel ihr wieder ein, was letzte Nacht passiert war.
Sofort sah sie sich im Zimmer um, doch auch im Bett neben ihr war er nicht mehr, obwohl die Matratze noch warm war.
Nachdenklich, aber mit einem Lächeln im Gesicht ließ sie sich wieder in die Kissen fallen.

So schnell hatte sie sich bisher nur selten auf einen Mann eingelassen…geschweige denn auf jemanden wie…nun ja, wie ihn.
War es ihm unangenehm, jetzt, wo die Erregtheit und Neugierde der letzten Nacht verschwunden war?
Oder warum war er verschwunden, bevor sie aufgewacht war?
Er war ein Werwolf…der Gedanke daran löste etwas in ihr aus…nur was genau wusste sie nicht.
Fest stand, dass er anders war, als all das, was man sich über sie sagte.
Zweifelsohne schien er einer der Guten zu sein, sonst wäre er nicht im Orden…aber was wusste sie schon? Sie kannte ihn doch quasi erst ein paar Stunden.
Ihre Grübeleien wurden jäh unterbrochen, als sie die Tür öffnete und ein leicht zerzaust wirkender Mann eintrat, zwei Kaffeetassen in den Händen.
„Oh, du bist wach.“, murmelte er und blieb wie angewurzelt stehen. „Ich wollte dir nur einen Kaffee hoch bringen. Wenn du willst, geh ich dann wieder.“
„Nein, kein Problem. Hatte mich schon gewundert, wo du hin bist.“, lächelte sie ein wenig unsicher, während Remus ihr die Tasse in die Hand drückte und sich einen Stuhl ans Bett zog.
Nervös lächelten sie sich an, als sich ihre Blicke über dem Rand ihrer Tassen trafen.
„Alles klar?“, fragte sie schließlich, als er sekundenlang ins Leere gestarrt hatte.
„Was? Oh, ja. Alles klar…hab bloß etwas Kopfschmerzen.“, murmelte er.
„Ich wüsste ja was, was dagegen hilft.“, grinste sie breit.
„Also bereust du es nicht?“, fragte er und wirkte beinahe ein wenig besorgt auf sie.
„Absolut nicht. Du?“, erwiderte sie und zog unter der Decke die Beine an.
„Nein! Alles andere als das…“, schmunzelte er in sich hinein, nahm einen Schluck Kaffee und schenkte ihr wieder einen dieser Blicke, der ihr Schauer über den Rücken jagte.
Tonks konnte nicht anders als grinsend den Blick zu senken, um ihre roten Wangen wenigstens ein Bisschen zu verstecken.
Schmunzelnd tranken sie ihren Kaffee, bis Remus sich erneut räusperte.
„Ich hätte dir auch etwas zu Essen rauf gebracht, aber ich wusste nicht ob das angebracht ist…meine One-Night-Stand-Etikette ist etwas eingerostet, weißt du.“, sagte er.
„Kein Problem, ich hab morgens eh nie viel Hunger. Also hab ich keine Chance, daraus einen More-Night-Stand zu machen?“, schmunzelte sie.
„An mir solls nicht liegen.“, schmunzelte er und wurde fast ein wenig rot.
„Wie siehts mit dir aus, schon gefrühstückt?“, fragte Tonks.
„Nein…ich krieg im Moment nicht viel runter…ist normal so kurz danach.“, murmelte er beiläufig.
„Kommen die Kopfschmerzen auch davon?“, fragte sie und legte den Kopf schief.
„Ja, aber das geht weg…mit dem Muskelkater werd ich wohl noch was länger zu kämpfen haben.“, grinste er und steckte sie damit an.

Eine gute Viertelstunde später standen sie zusammen vor der Haustür.
„Na dann…“, murmelte er.
„Na dann.“, echote sie. „Wir sehen uns dann nächste Woche beim Treffen?“
„Ja, werden wir…“, begann er und zögerte dann. „Danke für letzte Nacht.“
„Nichts zu danken.“, lächelte sie, stellte sich kurz auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie lächelnd aus der Tür trat…


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