von ChrissiTine
6. Dezember: (Un)normales Verhalten
2022
„War das ein Auto?", rief die elfjährige Roxanne zum zehnten Mal und rannte zum Fenster, um auf die Straße zu schauen.
„Ganz ruhig, Roxy", sagte George lachend und spähte über den Rand des Tagespropheten. „Sie kommt schon noch. Du weißt doch, dass es eine Weile dauert mit dem Auto."
Roxanne schaute zu der großen Standuhr, die man wegen der vielen Girlanden, die George aufgehängt hatte, kaum sehen konnte. „Aber sie hat gesagt, sie würden vor einer halben Stunde hier sein. Vielleicht hatten sie einen Unfall?"
„Wahrscheinlich sind sie einfach im Stau stecken geblieben", vermutete Angelina. Sie kam aus der Küche, ließ sich auf der Armstütze des Sessels nieder, in dem George saß, und schlug ihn leicht auf den Hinterkopf.
„Aua!", rief er überrascht und rieb sich den Kopf. „Was soll das denn?"
„Hast du die ganzen Plätzchen gegessen, die ich auf den Teller gelegt hab? Die waren für Roxys Freundin Ellen."
„Warum glaubst du, dass ich die gegessen habe?", erwiderte George entrüstet. „Warum nicht Fred oder Roxy?"
Angelina verdrehte die Augen und schaute ihn streng an. „Du hast Schokolade im Mundwinkel hängen. Und Krümel auf deinem Pullover." George schaute schuldbewusst an sich herunter und wischte sich rasch über den Mund.
„Ups."
„Wirklich, George, du bist schlimmer als die Kinder! Manchmal hab ich das Gefühl, ich muss dich mehr erziehen als die beiden! Ich sollte dich auf dein Zimmer schicken, damit du über dein Verhalten nachdenkst und irgendwas daraus lernst!"
George lächelte sie schief an und schlang die Arme um sie. „Nur, wenn du mit mir mitkommst und mir dabei hilfst." Er zog sie zu sich und küsste sie. Widerwillig ließ sie es geschehen und seufzte.
„Du bist unmöglich."
„Und du bist sexy, wenn du so wütend bist."
„Muss das sein?", fragte Roxanne genervt und spähte wieder aus dem Fenster. Das letzte, was sie gebrauchen konnte, war, dass ihre peinlichen Eltern im Wohnzimmer herummachten, wenn ihre beste Freundin zu Besuch kam. Dann würde sie bestimmt nie wieder kommen. Und Roxanne konnte es kaum erwarten, endlich mit jemand Gleichaltrigem zu spielen. Fred kam sich ja zu cool vor.
Sie liebte ihren großen Bruder über alles, bevor er nach Hogwarts gegangen war, war er ihr bester Freund auf der ganzen Welt gewesen, aber seit er dort war und sie nicht, kam er sich schrecklich erwachsen vor, zu erwachsen, um mit ihr zu spielen. Das hatte sich auch nicht geändert, als sie ebenfalls nach Hogwarts gekommen war. Jetzt hatte er diese vielen neuen Freunde und anscheinend war es peinlich, mit seiner kleinen Schwester gesehen zu werden. Als ein Freund ihn vor ein paar Tagen besucht hatte, hatte er sogar so getan, als ob sie Luft wäre. Als ob er so toll wäre! Und als ob sie ihn blamieren würde!
Ihre Mum hatte gesagt, dass das nur eine Phase war, und sich wieder legen würde. Tante Ginny hatte ihr erzählt, dass Onkel Ron sich am Anfang ganz genauso verhalten hatte und dass Jungen in dieser Zeit generell Idioten waren, aber irgendwann würden sie wieder vernünftig werden.
Das Blöde war nur, dass Roxanne ein sehr ungeduldiger Mensch war und es hasste, darauf zu warten, dass ihr Bruder wieder normal wurde. Deshalb war sie auch so glücklich, dass Ellen sie besuchen kam. Jetzt würde sie die Gelegenheit haben, Fred genauso zu ignorieren, wie er sie, und ihm zeigen können, wie bescheuert das war! Vielleicht würde er dann endlich wieder normal werden.
Als sie sah, wie ein Auto in die Einfahrt ihrer Eltern fuhr, schoss sie zur Haustür und riss sie auf. Sie lief zum Auto und umarmte Ellen, sobald die aus dem Auto gestiegen war, stürmisch.
„Wie schön, dass du da bist! Ich dachte schon, du hättest es dir anders überlegt!"
Ellen schüttelte lachend den Kopf. „Auf keinen Fall. Aber es war sehr viel Verkehr, deshalb hat es so lange gedauert. Du weißt, wie das ist."
Roxanne nickte, obwohl sie keine Ahnung hatte, da ihre Eltern nicht mit dem Auto fuhren. Sie sagte „Hallo" zu Ellens Eltern zu, nahm Ellens Hand, und zog sie ins Haus. „Komm, ich zeig dir alles!" Die nächsten zehn Minuten führte Roxanne sie durch das Haus und Ellen kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mit großen Augen schaute sie auf alles magische, das Roxanne überhaupt nicht bemerkte, weil es ihr so normal vorkam. Auf dem Weg ins Wohnzimmer liefen sie im Flur Fred über den Weg.
„Hey, Ellen, ich wusste nicht, dass du schon da bist", sagte er lächelnd.
Ellen wurde rot und zuckte mit den Schultern. „Ich bin noch nicht lange da."
„Schön, dass du kommen konntest. Roxy freut sich schon seit Tagen."
„Ich mich auch. Euer Haus ist wirklich fantastisch."
Roxanne stand daneben und schaute die beiden mit offenem Mund an. Fred hatte mehr zu Ellen in der einen Minute gesagt als zu ihr in den ganzen Ferien. Jungen waren sowas von verwirrend! Und bescheuert! Sie hoffte inständig, dass er bald wieder normal sein würde.
TBC …
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A/N: 5 Leute wollten heute diesen One-Shot lesen, das sind 14,3%. Kein anderes Kapitel hatte heute eine Mehrheit, also war die Entscheidung ausnahmsweise ganz einfach. Ich wünsche euch einen schönen Nikolaustag und hoffe, dass er seine Rute zu Hause vergessen hat.
@Toffi: Ich liebe Ron und ich liebe ihn besonders als Vater (es ist für mich immer einfacher, ihn zu schreiben als Harry, deshalb kommt er wohl auch mehr vor) und irgendwie macht es mir viel Spaß, ihn als diesen vorurteilsbelasteten Sturkopf zu schreiben, der wirklich nur das beste für seine Tochter will, am Ende aber überhaupt keinen Einfluss darauf hat.
James und seine Tochter haben an drei Tagen 4 Leute lesen, aber leider gibt's an jedem dieser Tage einen anderen One-Shot, der noch mehr Stimmen hat, also werde ich es wahrscheinlich posten, wenn es überhaupt keine klare Mehrheit an einem Tag gibt, auch wenn ich dir noch nicht sagen kann, wann das ist (auf jeden Fall aber spätestens am 23.12.). Und Dominiques Ehemann heißt Steven ;).
@Jeanice: Ich liebe Ron als Vater, obwohl ich jetzt nicht weiß, ob ich mich jetzt für dich freuen soll oder du mir Leid tust, denn wenn dein Vater nach Jahren noch so schlecht auf deinen Freund zu sprechen sein sollte ... na ich weiß nicht. Auf jeden Fall vielen Dank für deinen Kommentar.
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