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Fanfiction

Choose-It-Yourself-Adventskalender - Dezember: Erst handeln, dann nachdenken

von ChrissiTine

4. Dezember: Erst handeln, dann nachdenken

22. Dezember 2020

Sehr geehrte Mr und Mrs Weasley,

mit großem Bedauern muss ich Ihnen mitteilen, dass Ihre Tochter Lucy Althea Weasley in ein Duell mit Martin Silton verwickelt war. Mr Silton hat sich bei diesem Duell eine gebrochene Nase und einen verstauchten Knöchel zugezogen. Diese Duelle sind in den Schulfluren von Hogwarts verboten, weshalb Ihre Tochter mit Nachsitzen bestraft worden ist.

Da sie sich jedoch in wiederholten Gesprachen mit mir uneinsichtig gezeigt hat und nicht bereit ist, sich für ihr Verhalten zu entschuldigen, hoffe ich, dass Sie während der Weihnachtsferien mit ihr sprechen und ihr deutlich machen können, dass dieses Verhalten in Hogwarts nicht geduldet wird und dass sie dringend ihre Einstellung überdenken sollte.

gezeichnet, S. Vektor, Hauslehrerin von Ravenclaw


Audrey Weasley schaute stirnrunzelnd auf den Brief, den eine Eule gerade vorbeigebracht hatte. Sie hatte gedacht, die Eule würde nur den Tagespropheten bringen oder irgendeine Nachricht aus dem Ministerium für ihren Mann Percy. Umso größer war ihr Erstaunen, als sie sich den Brief genauer anschaute, das Hogwartswappen erblickte und erkannte, dass der Brief nicht an eine ihrer Töchter adressiert war, sondern an ihren Mann und sie.

Und der Inhalt war umso verstörender. Lucy hatte sich duelliert und dabei dafür gesorgt, dass der Junge sich die Nase gebrochen und den Knöchel verstaucht hatte? Sie hatte sich nicht entschuldigt? Und in den zwei Tagen, die sie jetzt bereits zu Hause war, hatte sie diesen Vorfall außerdem mit keinem Wort erwähnt.

Da musste irgendein Missverständnis vorliegen. Ihre Tochter würde so etwas nicht tun. Lucy war zwar hitzköpfig, ungestüm und stur, aber sie würde einen anderen Menschen nicht verletzen. Das würde sie nicht tun.

Audrey blickte von dem Brief auf, als sie hörte, wie jemand in die Küche polterte. Lucy trug noch ihren Schlafanzug und ihre Haare waren das reinstes Vogelnest. Es war auch keine Spur von dem Make-Up auf ihrem Gesicht zu sehen, das sie sonst immer im Übermaß auftrug. Sie sah aus wie ein unschuldiges Mädchen, das keiner Fliege etwas zuleide tun konnte. Und schon gar nicht einem Mitschüler.

"Morgen, Mum", gähnte sie und öffnete den Kühlschrank. Sie holte die Milchflasche heraus und trank einen großen Schluck.

"Nimm ein Glas!", sagte Audrey automatisch. Sie hasste es, wenn aus der Flasche getrunken wurde.

Lucy verdrehte die Augen und stellte die Flasche wieder zurück. "Wo ist Molly?"

"Sie wollte zu Justin, um zu lernen.", erwiderte Audrey und schaute Lucy an, während die sich einen Apfel nahm und auf einen der Küchenstühle setzte. Diese Professor Vektor musste Lucy verwechseln. Sie konnte das nicht gewesen sein.

"Sicher", murmelte Lucy sarkastisch und biss in den Apfel. "Lernen. Als ob."

Audrey seufzte. Sie wusste, dass Molly bei ihrem Freund Justin in dessen eigener Wohnung nicht nur lernen würde, aber sie vertraute ihr und bisher hatte Molly ihr keinen Grund gegeben, das nicht zu tun. Außerdem hatte sie Justin seit Wochen oder sogar Monaten nicht gesehen (Audrey wusste nicht, wann diese Hogsmeade-Wochenenden stattfanden, bei denen Molly und Justin sich während der Schulzeit trafen) und konnte verstehen, dass sie Zeit miteinander verbringen wollten. Außerdem war Molly erwachsen.

"Die Noten deiner Schwester sind tadellos", erwiderte Audrey. "Was man von deinen nicht gerade behaupten kann." Zumindest hatte Percy ihr das erklärt, wenn sie Lucys Zeugnisse angeschaut hatten. Und es verwunderte Audrey nicht. Lucy war nicht so lernwillig wie Molly und auch längst keine so große Leseratte. Trotzdem hatte Audrey gehofft, dass sie sich wenigstens bei den Prüfungen anstrengen würde.

Lucy zuckte mit den Schultern. "Ich will später bei Onkel George arbeiten. Den interessieren meine Noten einen Scheißdreck."

"Lucy!" Lucy wusste doch, wie sehr Audrey diese Ausdrücke verabscheute. Aber sie hatte schon so häufig mit ihrer Tochter darüber diskutiert und die hatte sie einfach ignoriert, dass Audrey es mittlerweile aufgegeben hatte.

Seufzend setzte sie sich zu Lucy an den Tisch und schaute sie ernst an. Sie war zwar überzeugt davon, dass es sich bei diesem Brief nur um ein Missverständnis handeln konnte, aber sie musste trotzdem mit Lucy darüber sprechen.

"Was?", fragte Lucy genervt, als Audrey ihre Hand genommen hatte. "Ich war's nicht", sagte sie automatisch. Wie immer, wenn Audrey irgendetwas Ernstes mit ihr zu besprechen hatte. Was meistens bedeutete, dass sie es doch gewesen war.

"Das hoffe ich", murmelte Audrey leise, bevor sie Lucy den Brief gab. "Der kam vor ein paar Minuten." Es war einfacher, Lucy selbst lesen zu lassen. Audrey beobachtete sie genau und bemerkte erleichtert, wie Lucy wütend das Gesicht verzog. Gut. Lucy war bestimmt aufgebracht über diese Verwechslung.

"Ich glaub's ja nicht", sagte Lucy kopfschüttelnd und schmiss den Brief auf den Tisch. Sie entzog Audrey die Hand, die sie noch hielt und verschränkte die Arme vor der Brust. "Sie hat euch das wirklich geschrieben? Verdammt noch mal, das war doch überhaupt keine so große Sache! Dieser Idiot hat das verdient!"

Audrey schaute ihr Kind ungläubig an. "Willst du damit sagen, dass das keine Verwechslung ist?", fragte sie mit zu hoher Stimme. Vielleicht hatte sie Lucy einfach nur missverstanden.

"Dieses Arschloch hat angefangen!", erwiderte Lucy stur.

Audrey schüttelte den Kopf. Das musste ein Albtraum sein. Ihre Tochter würde nicht so genervt vor ihr sitzen und ihr sagen, dass der Junge, dem sie die Nase gebrochen und den Knöchel verstaucht hatte, das auch noch verdient hatte. Ohne die geringste Reue. Ihre Tochter würde das nicht tun. So hatten Percy und sie ihre Kinder nicht erzogen.

"Warst du auch verletzt?"

Lucy verdrehte die Augen. "Bitte. Ich weiß, wie man zaubert, im Gegensatz zu diesem Idioten mit halbem Hirn."

Audrey schüttelte erneut den Kopf und stand auf. Sie trat ans Küchenfenster und schaute auf ihren verschneiten Garten. Ein paar Vögel waren bei dem Vogelhaus, das sie vor ein paar Wochen an dem großen Kirschbaum befestigt hatte, auf den Lucy immer als kleines Mädchen geklettert war. Sie hatte nie Angst davor gehabt, irgendwann herunterzufallen und sich weh zu tun. Und als sie dann doch einmal gefallen war, war sie sofort wieder hinaufgeklettert.

Und jetzt hatte sie jemanden verletzt und es tat ihr noch nicht einmal Leid. Wie hatte das passieren können?

"Lucy, wie konntest du nur?", fragte sie schließlich enttäuscht und wandte sich vom Fenster ab. Sie schaute zu ihrer Tochter, die immer noch mit verschränkten Armen und wütendem Gesichtsausdruck am Tisch saß. "Wie konntest du nur? Du kannst doch nicht einfach so durch die Schule spazieren und andere Menschen verletzen!" Es war immer noch unbegreiflich für sie.

Lucy sprang auf. "Er hat angefangen, verdammt noch mal! Ich hab mich nur gewehrt! Und ich spaziere auch nicht einfach so durch die Schule und verletze wahllos irgendwen!"

Audrey schluckte. Sie hasste Streit. Sie hasste ihn. Ihre Eltern hatten sich geliebt, aber sie hatten auch häufig gestritten. Und irgendwann hatten sie sich nicht mehr geliebt und nur noch gestritten. Audrey hatte nie gerne gestritten. Sie ging Streit aus dem Weg, so gut sie konnte. Diskussionen, ja, aber rational und ruhig. Sie hatte es satt, angeschrien zu werden. Und genau das passierte gerade.

"Sprich nicht in diesem Ton mit mir!", sagte sie streng. Sie würde keinen Streit dulden. Sie konnten vernünftig darüber sprechen. Lucy wandte den Blick ab. "Du sagst, er hat angefangen. Was hat er getan?" Lucy musste zumindest einen Grund gehabt haben. Irgendeine Erklärung, warum sie sich mit diesem Jungen gestritten hatte. Irgendwas.

"Das ist doch scheißegal", erwiderte Lucy abwehrend. "Er ist ein Idiot und er hatte es verdient. Ich wünschte, ich hätte ihm noch irgendwas anderes brechen können!"

Audrey schaute Lucy lange an. "Geh auf dein Zimmer. Du hast Hausarrest. Die ganzen Weihnachtsferien über. Du wirst deine Freundinnen nicht besuchen und sie werden nicht hierher kommen. Telefon, Fernseher und Computer sind tabu." Molly und Lucy waren zwar längst nicht so verrückt nach diesem Zeug wie nicht zaubernde Mädchen in ihrem Alter, aber auch sie benutzten diese Dinge. "Du wirst lernen und deine Noten verbessern und sobald du wieder in der Schule bist, wirst du dich bei diesem Jungen entschuldigen. Und jetzt geh auf dein Zimmer."

Sie konnte sehen, wie noch mehr Wut in Lucy aufstieg. Sie konnte es sehen, aber es war ihr egal. Man konnte nicht einfach so andere Menschen verletzen und dann hoffen, damit durchzukommen.

"Das ist nicht fair, Mum!", schrie sie. Audrey zuckte zusammen. "Er hatte es verdient! Er hatte es wirklich verdient! Und es ist auch nicht so, als ob ich die einzige in der Schule bin, die jemals irgendwem irgendwas gebrochen hat. Onkel Harry hat viel Schlimmeres gemacht. Und Dad -"

"Das ist mir egal!", unterbrach Audrey sie. "Es ist nicht richtig, andere zu verletzen und du wirst die Konsequenzen tragen -"

"Du hast doch gar keine Ahnung!", rief Lucy noch eine Spur lauter. "Du hast keine Ahnung, wie es in der Schule ist! Du bist keine Hexe, du kannst nicht zaubern, du weißt nicht, wie das ist!"

Tränen stiegen Audrey in die Augen. Es war, als hätte man ihr einen Schlag in den Magen versetzt. Sie musste sich am Küchentisch abstützen.

Lucys Augen wurden groß. Sie schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund und ging ein paar Schritte auf sie zu. "Mum, es tut mir Leid. Ich hab das nicht so gemeint. Es tut mir Leid."

Audrey war unfähig zu sprechen. Sie wischte sich ein paar Tränen aus den Augen und nickte.

Lucy schluckte. Sie streckte die Hand aus, überlegte es sich aber wieder andres. Sie drehte sich um und ging in ihr Zimmer. Audrey sah ihr nach und ließ sich dann wieder auf ihren Stuhl sinken. Die Tränen flossen immer noch, aber es war unmöglich, sie zu stoppen.

Sie hatte ihr Leben sehr gerne, so wie es war. Sie war glücklich mit Percy und stolz auf ihre beiden Töchter. Sie mochte ihre Arbeit als Filialleiterin in der örtlichen Zweigstelle einer großen Bank. Sie war glücklich. Aber sie war keine Hexe und egal, wie viel ihr Percy und seine Familie auch über die Zauberwelt erzählten, wie sehr sie auch zu seiner Familie gehörte und wie oft sie Magie sah, sie war keine Hexe. Sie würde nie wirklich Teil dieser Welt sein. Lucy hatte Recht, sie hatte keine Ahnung. Sie wusste nicht, wie es in Hogwarts war, weil sie nie dort gewesen war und nie dort sein würde. Sie wusste nicht, ob es normal war, sich in Schulfluren zu duellieren und Verletzungen davon zu tragen. Sie konnte nicht Teil dieses Lebens sein.

/-/

Percy hatte das Bild, das sich ihm bot, als er seine Küche betrat, nicht erwartet. Er hatte erwartet, dass Audrey sich um das Mittagessen kümmern würde, nicht, dass sie weinend am Küchentisch sitzen würde.

"Was ist los?", fragte er sofort besorgt. Er eilte zu seiner Frau und legte einen Arm um sie. Audrey schniefte und lehnte sich an ihn. Hoffentlich war nichts Schlimmes passiert. Audrey war niemand, der so leicht weinte. Hoffentlich ging es den Mädchen gut. "Was ist passiert?"

"Es ist eigentlich nichts. Glaube ich.", sagte Audrey unsicher und mit belegter Stimme. Sie hielt ein Pergament hoch. Mit gerunzelter Stirn nahm Percy es ihr aus der Hand. Audrey bekam keine Post aus der Zauberwelt. Aber kaum hatte er den Brief gelesen, wusste er, was los war.

"Ist das normal?", fragte sie vorsichtig.

"Was?", fragte Percy verwirrt.

"Sich in den Fluren zu duellieren. Ist das normal?"

"Es ist verboten." Es stand in der Hausordnung und meistens wurde es ausdrücklich am ersten Abend wiederholt. Als Vertrauensschüler und Schulsprecher hatte Percy sich immer bemüht, dass die Schüler sich auch an die Regeln hielten. Es war typisch, dass Lucy sie missachtet hatte und noch typischer, dass es ihr nicht Leid tat.

"Ich weiß. Aber ist es normal? Passiert das häufig?"

Percy seufzte. "Ja. Leider." Seine Bemühungen hatten sich oft nicht ausgezahlt.

"Und diese Verletzungen ... passiert das auch häufig?"

"Es kann vorkommen, dass ein Zauber mal fehlgeleitet ist. Oder dass jemand stolpert. Oder dass ein Stück von der Wand getroffen wird. Das kann passieren. Und der Junge wurde bestimmt schnell geheilt. Die Heilerin dort hat unzählige Erfahrungen. Es hatte bestimmt keine bleibenden Folgen." Für Audrey war es immer noch schwer zu begreifen, dass ein gebrochener Knochen nicht vier Wochen Gips bedeutete, sondern einen Zauberspruch und zehn Minuten Ruhe.

"Okay", schniefte Audrey und wischte sich mit ihrem Handrücken über die Wangen. "Gut."

"Hast du deshalb geweint? Es ist gegen die Regeln und Lucy hätte sich auf jeden Fall entschuldigen müssen, aber es kann vorkommen und es ist nicht der Weltuntergang." Es war längst nicht so schlimm wie mit elf von Du-weißt-schon-wem besessen zu sein, mit zwölf versteinert, mit dreizehn von einem angeblichen Massenmörder entführt oder mit siebzehn vergiftet zu werden. Aber wie konnte Audrey das auch wissen? In ihrer Schule war sie bestimmt nie in diese Art von Streitigkeiten verwickelt gewesen, die körperliche Verletzungen zur Folge hatten. Audrey war so ein friedliebender Mensch, dass sie wahrscheinlich überhaupt nie in irgendwelche Streitigkeiten verwickelt gewesen war.

"Wenn du das sagst", murmelte sie.

Percy schaute sie prüfend an. Es war noch etwas anderes. "Audrey, warum hast du geweint?"

Sie seufzte. "Es ist wirklich nichts, Liebling, wirklich. Ich hab nur mit Lucy über den Brief gesprochen und sie ist etwas zu laut geworden."

Natürlich. "Ich spreche mit ihr." Audrey nickte. Aber der Ausdruck in ihren Augen war immer noch da. Es war noch etwas. "Hat Lucy irgendetwas gesagt?" Lucy war ein Hitzkopf, der im Eifer des Gefechts schnell mal etwas Verletzendes sagte, was ihr danach fast immer Leid tat. Aber es änderte nichts daran, dass es gesagt worden war.

Audrey schluckte. Sie schüttelte seinen Arm ab und stand auf. Sie ging zum Küchenfenster. Sie stand häufig am Fenster. "Audrey?"

Er hörte ein weiteres Schniefen. Wahrscheinlich liefen ihr weitere Tränen über die Wangen. "Es ist nichts weiter. Lucy hat nur gesagt, dass ich ... dass ich diesen Vorfall nicht wirklich verstehen kann ... weil ich ... weil ich keine Hexe bin." Sie hickste und griff nach einem schmutzigen Teller, der auf der Ablage stand und fing an, ihn zu spülen. "Sie hat sich sofort entschuldigt. Sie hat es nicht so gemeint."

Percy legte den Brief auf den Küchentisch und ging zu seiner Frau. Er schlang die Arme um sie und küsste sie auf ihre tränennasse Wange. "Es tut mir Leid, Liebes."

Sie schüttelte entschlossen den Kopf. "Du musst dich nicht dafür entschuldigen, dass du bist, wie du bist. Ich wusste, worauf ich mich einlasse. Ich bereue es nicht. Niemals. Es ist nur ... es ist nur manchmal so schwer."

Er hasste es. Er hasste es, dass Audrey so viele Kompromisse eingehen musste, dass sein Leben so eine fremde Welt für sie war, dass sie nicht verstehen konnte, was ihre Tochter in der Schule durchmachte, weil sie selbst nie in Hogwarts gewesen war und keine Ahnung hatte, was normal unter Zauberern war und was nicht. Es ging ihm ähnlich mit der Muggelwelt. Manche Dinge ergaben für ihn überhaupt keinen Sinn, wie zum Beispiel diese unzähligen Dinge, die Audrey zum Kochen brauchte oder dieses umständliche Transportsystem aus Bussen und U-Bahnen, aber es war etwas anderes für ihn. Wenn es nötig wäre, könnte er in der Muggelwelt ohne jegliche Zauberei leben. Er konnte ein Muggel sein, wenn er wollte. Aber Audrey? Sie würde nie zaubern können. Sie würde nie wirklich erfahren, wie es war, Teil dieser Welt zu sein.

Und Audrey beschwerte sich nicht. Sie hatte ihn akzeptiert, wie er war, sie hatte seine Familie akzeptiert, so chaotisch wie sie war. Sie war für ihre Mädchen die beste Mutter, die Percy sich vorstellen konnte und es tat ihm unendlich leid, dass er dafür verantwortlich war, dass es einen Teil ihrer Kinder gab, den sie nie vollkommen verstehen würde.

Aber Lucy hatte kein Recht, so mit ihrer Mutter zu sprechen. Absolut kein Recht. Und egal, wie Leid es ihr auch tat, er würde mit ihr darüber reden müssen. Er würde dafür sorgen, dass auf Audreys Gesicht wieder dieses zauberhafte Lächeln erschien, in das er sich verliebt hatte.

Er strich ihr über die Wange. "Ich liebe dich", flüsterte er. "Und ich danke dir, dass du uns so akzeptierst, wie wir sind. Du hast keine Ahnung, wie dankbar ich dir bin." Ohne sie wäre sein Leben nicht das, was es war.

"Ich weiß"

/-/

Percy musste fünfmal lautstark an die Tür hämmern, bis Lucy ihn über die laute Musik hörte. Es war ihm ein Rätsel, was sie an diesen Death Metal Eatern nur finden konnte. Für ihn klang die Musik so, als hätte man eine Katze mit dem Cruciatus-Fluch belegt.

„Was ist?", fragte sie genervt. Percy schaute sie wortlos an und hielt den Brief hoch.

„Ich werde mich nicht entschuldigen", erwiderte sie sofort trotzig. „Das Arschloch hat noch viel Schlimmeres verdient!" Sie drehte sich um und warf sich wieder auf ihr Bett.

Percy folgte ihr seufzend und bahnte sich vorsichtig einen Weg durch Klamottenberge und Bücherstapel auf ihrem Boden. Seit sie alt genug war, sich zu weigern, hatte Lucy nicht mehr ihr Zimmer aufgeräumt. Percy hatte es irgendwann aufgegeben, sie dazu zu zwingen und sich damit begnügt, es gründlich zu reinigen, wenn sie in Hogwarts war. Er hatte immer noch Albträume von dem verschimmelten Schinken-Käse-Sandwich, das er unter ihrem Bett gefunden hatte, wo er unter einem Mathebuch begraben war.

„Du weißt, dass es verboten ist, sich zu duellieren."

Lucy verdrehte die Augen. „Jaja. Ich wette, daran hast du auch gedacht, als du diese Todesser damals umgebracht hast."

„Ich habe niemanden umgebracht", verteidigte sich Percy sofort. Er hatte Todesser mit Schockzaubern und Lähmflüchen belegt und dafür gesorgt, dass sie nach Askaban kamen, aber er hatte nie jemanden umgebracht. Mit dieser Last musste er nicht leben. Es war schlimm genug, dass er Fred auf dem Gewissen hatte. „Und das war eine Ausnahmesituation. Diese Regeln gibt es aus einem bestimmten Grund. Nicht, damit du sie einfach missachten und machen kannst, was du willst."

Lucy schnaubte verächtlich. „Sicher. Ihr wollt uns doch nur den Spaß verbieten. Was ist schon so schlimm daran, sich zu duellieren? Wir können doch keinen umbringen und Madam Pomfrey kann doch alles heilen, das ist doch alles-"

„Du hast keine Ahnung, wie schnell man jemanden umbringen kann!", fuhr Percy sie an. „Keine Ahnung! Ihr habt vielleicht nicht die Macht, Avada Kedavra auszusprechen, aber das heißt noch lange nicht, dass es nicht andere Mittel und Wege gibt!" Er konnte nicht verstehen, wie sie so leichtfertig damit umgehen konnte. Sicher, manche Regeln waren wirklich ein wenig unsinnig, aber die meisten gab es aus gutem Grund. Ron, Harry und Hermine hatten sich nie in Lebensgefahr begeben, wenn sie sich an die Regeln gehalten hatten. Nein, nur wenn sie mitten in der Nacht Babydrachen zum Nordturm schafften und sich in Verbotenen Korridoren an dreiköpfigen Hunden vorbeischlichen, nach Einbruch der Dunkelheit Sirius Black hinterherjagten oder auf Thestralen nach London flogen, dann waren sie in Schwierigkeiten geraten.

„Ach komm, Dad, jetzt übertreibst du aber", widersprach Lucy.

„Weißt du, wie dein Onkel Fred gestorben ist?", fragte er mit zitternder Stimme. „Weißt du es?"

Sie zuckte unbehaglich mit den Schultern. „Bei der Schlacht in Hogwarts. Irgendein Todesser hat ihn umgebracht." Niemand in der Familie sprach gerne über Freds Tod, nur über sein Leben. Es war kein Wunder, dass Lucy nicht Bescheid wusste.

„Er ist gestorben, weil die Decke über ihm zusammen gebrochen ist, als wir uns mit ein paar Todessern in einem der Gänge duelliert haben. Weil ein paar Zauber irgendwo abgeprallt sind und sie zum Einsturz gebracht haben." Und weil er Fred zum Lachen gebracht hatte. Er hatte ihn abgelenkt, sonst würde er jetzt vielleicht noch … Aber es brachte nichts, darüber nachzudenken. Fred war tot und daran würde niemand jemals etwas ändern können. Aber vielleicht würde zumindest Lucy etwas begreifen und ihr würde so etwas schreckliches, wie unwahrscheinlich es auch sein mochte, nie widerfahren. Niemand sollte für den Tod eines anderen Menschen verantwortlich sein. „Und das waren keine Todesflüche gewesen."

Lucy schaute ihren Vater ungläubig an. Percy war sich nur allzu gut der Tränen bewusst, die in seinen Augen standen. Deshalb sprach er nicht gerne über Freds Tod. „Ernsthaft?", fragte sie schließlich.

„Denkst du allen Ernstes, ich würde über so ein Thema Witze machen?", fragte Percy entrüstet. Er liebte sie über alles, ab er verstehen konnte er sie wirklich nicht.

„Nein, du machst nie Witze", murmelte Lucy. Kein Wunder, wenn er daran dachte, was dieser eine lausige Witz ihn damals gekostet hatte. „Ich wusste nicht … und ich hab nicht gedacht, dass sowas wirklich passieren kann."

„Nein, weil du nie nachdenkst, bevor du handelst. Es war nur eine gebrochene Nase, aber wenn du ihn nun geschockt hättest und er die Treppe heruntergefallen wäre? Wenn er sich das Genick gebrochen hätte? Zauberei kann nicht alles heilen. Willst du wirklich für so etwas verantwortlich sein?"

„Nein", murmelte Lucy.

„Dann solltest du vielleicht damit anfangen, mehr nachzudenken, und Mitschüler nicht aus heiterem Himmel angreifen, ganz egal, wie sehr sie dich nerven."

„Er hat Mum eine nichtsnutzige Muggel genannt, okay?", brauste Lucy auf. „Er hat gesagt, dass es kein Wunder ist, dass wir Weasleys vor die Hunde gehen, wenn wir uns mit solchem Abschaum abgeben und minderwertige Halbblüter wie Molly und mich nach Hogwarts schicken und das konnte ich doch nicht einfach auf mir sitzen lassen! Mum hat gar nichts gemacht und er hat über sie gesprochen, als ob sie es nicht mal verdienen würde, überhaupt zu leben und ich konnte nicht-"

Tränen der Wut standen in ihren Augen und nahmen ihr die Luft zum Sprechen. Sie war immer noch so außer sich, wenn sie an die Worte von diesem Idioten dachte und sie wünschte, sie hätte ihm mehr gebrochen als nur seinen dämlichen Zinken.

Sie war überrascht, als ihr Dad sie fest umarmte und ihr zärtlich über die Haare strich. Sie brauchte ein paar Minuten, bis sie sich wieder unter Kontrolle hatte und war umso überraschter, als sie sah, dass auch in seinen Augen Tränen standen.

„Ich versteh dich", sagte er schließlich mit belegter Stimme. „Ich versteh dich sehr gut. Wegen diesen Vorurteilen haben wir zwei Kriege geführt und niemand hat es verdient, so beleidigt zu werden. Vielleicht hätte ich auch so gehandelt." Er war es gewohnt gewesen, beleidigt zu werden, weil sie arm waren und Muggel nicht als minderwertig ansahen und es hatte ihn nie so gestört wie seine Brüder. Und dennoch hatte er sich manches Mal sehr zurück halten müssen, nicht doch seinen Zauberstab zu ziehen. Nur das wissen, seinen Status als Vertrauensschüler oder Schulsprecher zu verlieren, hatte ihn davon abgehalten zu handeln. Und Lucy war so hitzköpfig. Es war kein Wunder, dass passiert war, was passiert war. Er konnte sie verstehen, aber das hieß dennoch nicht, dass er es auch gutheißen musste.

„Aber wir müssen klüger sein. Wir dürfen uns nicht so provozieren lassen. Wenn diese Vorurteile auf taube Ohren stoßen, wenn sie keinen fruchtbaren Boden finden, dann ist das viel besser als sich hinreißen zu lassen, ihm die Nase zu brechen und am Ende die Schuldige zu sein. Du kennst Professor Vektor, sie wird so lange keine Ruhe geben, bis du dich entschuldigt hast und dann denkt er, er hat gewonnen. Manchmal hat es durchaus Vorteile, erst zu denken und dann zu handeln. Auch wenn es schwer ist."

„Ich weiß", seufzte Lucy. „Und ich werde mich bei ihm entschuldigen." Auch wenn sie kein Wort davon ernst meinen würde. Sie würde herausfinden, worauf er allergisch war, ihm das Zeug ins Essen kippen und dann zusehen, wie er anschwoll. Daran würde er sicher nicht sterben, denn sie hatten sehr schnell reagierende Systeme in solchen Fällen, aber sie würde sich besser fühlen, wenn sie wirklich dazu gezwungen wurde, sich bei diesem hirnlosen Idioten zu entschuldigen. Ihre Mum war bestimmt tausendmal besser als seine! „Es tut mir wirklich leid, was ich zu Mum gesagt hab. Ich hab's nicht so gemeint, und ich hab mich sofort entschuldigt."

„Das weiß ich", erwiderte Percy traurig. Keiner zweifelte daran, dass es so war. „Und deine Mutter weiß es auch. Aber das ändert trotzdem nichts daran, dass du es gesagt hast. So sehr man sich auch entschuldigt, diese Dinge kann man nicht zurück nehmen. Und du tätest gut daran, dir das zu merken." Ihr Mundwerk hatte sie schon oft in Schwierigkeiten gebracht, und sie hatte nie dazu gelernt. Vielleicht würde sie jetzt endlich begreifen, wie wichtig es war, erst nachzudenken. Bevor man sprach und bevor man handelte. Denn man konnte sich zwar entschuldigen, aber ungeschehen wurden diese Dinge dadurch trotzdem nicht.

TBC …

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A/N: So, wie ihr seht haben heute Percy, Audrey und Lucy gewonnen (11,8%/4 Stimmen). Dicht dahinter mit 10%/3 Stimmen sind Ted und Victoire. Für morgen gibt es auch schon eine klare Mehrheit, aber die werde ich euch noch nicht verraten, ein bisschen Spannung muss schließlich sein.

Diesen One-Shot habe ich schon vor ein paar Jahren angefangen (genau wie Ron und die Spinne gestern), aber erst vor ein paar Wochen habe ich ihn endlich fertiggeschrieben. Deshalb ist er auch so lang. Viele andere werden kürzer sein, also hoffe ich, ihr habt den heutigen genossen. Und ich muss sagen, dass ich die Umstände von Freds Tod nur aus dem Gedächtnis heraus beschrieben habe und gerade leider nicht den 7. Band zur Verfügung habe, um nachzusehen, ob ich mich wirklich richtig erinnere. Falls sich ein Fehler eingeschlichen haben sollte, bitte einfach ignorieren und so tun, als ob ich recht hätte, vielen Dank. Und vielen Dank für die zahlreichen Kommentare, ihr könnt euch denken, wie sehr ich mich darüber freue.

@Toffi: Dass die Kapitel schon so früh online sind, liegt zum Teil daran, dass ich sie hochlade, wenn es in Amerika so 16 Uhr ist (Pacific Standard Time, schließlich bin ich in Seattle), also nach Mitternacht in Deutschland. Und dass Moderatoren online sind, die die Kapitel dann freischalten. Aber so kann ich am nächsten Morgen immer zu ganz vielen Reviews aufwachen, das macht Spaß. Danke für deinen Kommentar.

@Sunny: Ich füll ganz gerne die Lücken der anderen Weasleys, auch wenn ich mich da manchmal von ein paar englischen FFs beeinflussen lasse. Und ich glaube, Hugo und Clara sind meine Lieblinge, obwohl ich auch die anderen sehr gerne habe. Danke für deinen Kommentar.

@Jeanice: Es freut mich, dass du den Weg wieder zu meiner FF gefunden hast. Ich sag mir jedes Mal, dieses Jahr ist es das letzte Mal, aber das hat bisher noch nicht funktioniert. Danke für dein Lob.

@lila: Oh, das ist ja schon eine richtige Ehre, dass du "meine" nächste Generation als die richtige ansiehst. Aber ich kenn das, ich hab so super FFs über Ted und Victoire gelesen, dass ich die aufgegriffen habe, weil ich mir was anderes einfach nicht vorstellen konnte. Es freut mich, dass meine Geschichten wirklich so hängen bleiben können. Danke für dein Lob.

@spiria: Ich hab diesen One-Shot vor Jahren angefangen zu schreiben, als die 10 kleinen Dinge noch viel hergegeben haben (ich glaube, mittlerweile hab ich fast alles ausgeschlachtet, was ich da erwähnt habe). Ich freu mich, dass du dich noch daran erinnerst, es ist schleßlich schon ein paar Jahre her, seit ich mir die 10 kleinen Dinge ausgedacht habe.

@Athar: Ich hoffe, dass die Texte weiterhin so gut ankommen, aber das ist ja immer ein bisschen subjektiv. Ich freu mich, dass es dir gefallen hat.

@klothhilde: Ich hab mich doch wieder überreden lassen, einen zu schreiben. Vllt. bleibe ich ja näächstes Jahr standhaft und investiere nicht mehr so viel Zeit in die ganzen Kapitel, aber vllt. lass ich mich auch wieder weichkochen, wer weiß. Freut mich, dass du wieder dabei bist, vielen Dank für deinen Kommentar.

@Lord_Slytherin: Gibt's wieder so viele Kalender? Ich freu mich, dass du zumindest einen Kommentar hinterlassen hast, ich kann verstehen, dass es viel Zeit schluckt, wenn man einige Kalender zur Auswahl hat.

@jujaja: Es freut mich, dass dir meine Next-Generation-FFs so gut gefallen und du dich noch daran erinnerst, dass der Vorfall schon woanders angedeutet war, sowas vergisst man ja schnell wieder. Vielen Dank für deinen Kommentar, ich hoffe, der Kalender wird dir bis zum Ende gefallen.


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Wenn man wie ich über Böses schreibt und wenn einer der beschriebenen Figuren im Grunde ein Psychopath ist, hat man die Pflicht, das wirklich Böse zu zeigen, nämlich, dass Menschen getötet werden.
Joanne K. Rowling