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Fanfiction

Der HP-Xperts-User-Adventskalender 2012 - 23. Dezember

von Der Weihnachts-Lord

Weihnachtsgeschichte

(Teil 4)

von Sayuchan



Der Morgen danach

Er ließ sich auf das Bett fallen und presste die Lippen zusammen, während er mit der rechten Hand an seinen Kopf fasste. Verdammt, die Kopfschmerzen hatte er doch vorhin hinter sich gelassen! Nun spielte auch sein Gleichgewichtssinn verrückt und da er die Augen geschlossen hatte, war er sich plötzlich nicht mehr sicher, ob er noch saß oder lag. Der Schmerz in seinem Kopf ebbte ein wenig ab und er nahm plötzlich etwas Festes an seinem Rücken wahr. Sein Gleichgewichtssinn schien noch nicht wieder einsatzfähig und er riss die Augen auf, in der Hoffnung, dass es helfen würde, wenn er seinen Blick auf einen festen Punkt fixierte.

Im ersten Moment tanzten zu viele Sternchen vor seinen Augen und er konnte fast gar nichts erkennen. Doch Blaise spürte nun die Decke über seinem Körper, die da vor wenigen Sekunden noch nicht gewesen war. Er lag wieder im Bett! Wann hatte er sich hingelegt? Würde gleich der nächste Geist kommen oder hatte er das endlich hinter sich?

Das Rascheln von Kleidung ließ ihn hochfahren, doch ehe er aufrecht saß, stieß er gegen etwas Festes – und Hartes!

„Autsch!“, rief eine helle Stimme.

Reflexartig schloss Blaise die Augen wieder und rieb sich die Stirn.

„Da hab ich dir wohl gleich die nächste Beule verpasst, was?“

Blaise öffnete die Augen wieder und schaute in das Gesicht von Ginny Weasley, die ebenfalls gerade mit der Hand ihre Stirn berührte und ihn etwas verlegen anlächelte.

Der Slytherin blinzelte, während er versuchte, sich einen Reim aus dieser Situation zu machen. „Du bist nicht tot“, stellte er schließlich fest.

Ginny sah ihn verwirrt an und ließ die Hand sinken. „Natürlich nicht. Warum sollte ich? Du hast doch den Klatscher abbekommen, weißt du nicht mehr?“

Doch, er wusste schon, aber wenn er nun wieder ... ähm … normal im Kopf war, warum stand er dann ausgerechnet Ginny Weasley gegenüber? Sollte nicht eher Draco hier rumsitzen oder vielleicht Nott? Ihn hätte es auch nicht verwundert, wenn er keinen Besuch gehabt hätte, aber Ginny Weasley? Vielleicht hatte der Klatscher doch mehr zerstört, als er geglaubt hatte. Die Gryffindor schien das Gleiche zu denken, denn sie rief nach Madam Pomfrey.

Die Krankenschwester kam mit einer bauchigen Phiole angerauscht, in der eine grünliche Flüssigkeit blubberte. Hoffentlich wollte sie die nicht ihm einflößen, denn dafür würde sie ihn durch das ganze Schloss jagen müssen. Wenn es sein musste, auch in diesem furchtbaren Krankennachthemd. Immerhin hatte er inzwischen auch schon mit dem Teil in einem Café voller Muggel gestanden. Andererseits konnten ihn die Personen um ihn herum nun offenbar sehen. Blaise schaute unwillkürlich zu Ginny und legte sich rasch wieder hin, um die Decke über das peinliche Kleidungsstück zu ziehen. Doch seine Mitschülerin achtete gar nicht auf ihn, sie redete mit Madam Pomfrey.

„Ich glaube, er hat Amnesie!“

Blaise vergaß seine Aufmachung wieder und richtete sich erneut auf. „Hab ich nicht! Ich erinnere mich an den Klatscher.“

„Er hält mich für tot!“

„Red keinen Unsinn, ich hab gesagt, dass du nicht tot bist!“

Ginny verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihn trotzig an. „Wie aufmerksam von dir. Möchtest du mich auch noch darauf aufmerksam machen, dass ich nicht männlich bin oder konntest du dich davon noch nicht ausreichend überzeugen?“

Blaise konnte nicht anders, als zu grinsen. „War das ein Angebot?“

Ginnys Gesicht nahm einen mörderischen Ausdruck an, während sie rot wurde, und Madam Pomfrey schob sie hastig zur Seite. „Sie werden meinen Patienten auf jedenfall nicht noch einmal angreifen, Miss Weasley!“

„Das war ein Versehen!“, meldete sich Ginnys Stimme hinter dem Rücken der Krankenschwester empört.

„Das mit deinem Bruder auch“, beeilte Blaise sich zu versichern. „Wie geht’s ihm?“

„Gut“, erwiderte die Stimme hinter Madam Pomfrey überrascht. „Er hatte sich nichts getan, sah wohl schlimmer aus, als es war.“

„Gut“, zwang Blaise sich zu sagen. Daran, Höflichkeiten auszutauschen, musste er noch arbeiten. Madam Pomfrey hatte inzwischen seinen Verband geprüft und seinen Puls gefühlt, nun gab sie ihm tatsächlich etwas von der grünlichen Flüssigkeit in ein Glas. „Hier, trinken Sie das, dann sind Sie morgen schon wieder fit und können in die Ferien starten.“

Die Krankenschwester warf Ginny noch einen warnenden Blick zu, dann rauschte sie davon. Die beiden Schüler beobachteten, wie die Flüssigkeit im Glas von allein unruhig hin- und herschwappte. Blaise sah zu Ginny und fing ihren mitleidigen Blick auf. Offenbar hatte er die Wahl ob er das hier trank oder aus dem Krankenflügel flüchtete. Vor den Augen der Gryffindor.

Na gut, so schlimm würde das Zeug schon nicht schmecken. Er nahm das Glas und stürzte den Inhalt beherzt hinunter. Es fühlte sich ein, als würde ein glühender Wurm sich durch seine Speiseröhre und dann in seinen Magen winden. Blaise wimmerte und Ginny kam hastig zu ihm und nahm ihm das Glas ab. Wenige Sekunden später drückte sie ihm ein anderes Glas mit Wasser in die Hand. Dankbar trank er ein paar Schlucke und der glühende Wurm schien sich aufzulösen. Erleichtert stellte Blaise das Wasserglas ab und stellte nervös fest, dass die kleine Weasley nun auf der Bettkante saß und ihn besorgt beobachtete.

„Pomfrey könnte einen ruhig warnen, ehe sie ihm so ein Teufelszeug gibt“, sagte er, um das Schweigen zu beenden, das ihm schnell unangenehm wurde.

Ginny lächelte ein wenig. „Wer weiß, vielleicht hättest du dich dann geweigert, es zu nehmen.“

Das hätte er schon so fast getan, aber das musste die Gryffindor nicht wissen.

„Warum bist du hier?“, fragte Blaise stattdessen.

Ginny senkte den Blick und zuckte die Schultern. Ihre Finger spielten mit dem Stoff ihres Schulrocks. „Ich hatte dir den Klatscher gegen den Kopf gehauen, also liegst du wegen mir hier. Da dachte ich, ich kann wenigstens nach dir schauen.“ Nun schlich sich Missbilligung in ihre Stimme. „Die anderen Slytherins schienen ja nicht viel davon zu halten, dich mal besuchen zu kommen.“

Recht hatte sie, aber auch das würde er ihr so nicht sagen. „Die mussten auch kein schlechtes Gewissen haben, weil sie mich vom Besen gefegt haben“, sagte er laut, aber mit einem amüsierten Lächeln.

„Ähm … ja, also … das tut mir leid“, versicherte Ginny ihm verlegen. Blaise zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Ist ja nichts Schlimmes passiert.“

Ginny sah ihn zweifelnd an. „Bist du sicher? Du warst vorhin so komisch oder teilst du deinen Gesprächspartnern immer erst die freudige Nachricht mit, dass sie noch unter den Lebenden weilen?“ Huh, die Gryffindor war hartnäckig.

„Ich habe … schlecht geträumt“, erwiderte Blaise ausweichend. „Warst du die ganze Zeit hier?“

Ginny wurde wieder rot, nickte aber.

„Wie lang liege ich denn schon hier?“

„Nur eine Nacht. Jetzt ist es 10 Uhr morgens. Sonntag.“

Blaise nickte langsam. „Und in der Nacht, da war keiner hier?“

„Doch, ich“, sagte sie leise. Blaise riss die Augen überrascht auf. Merlin, das Mädchen hatte wirklich ein schlechtes Gewissen gehabt. Sehr niedlich, eigentlich, wie sie sich um ihn sorgte.

Er beschloss, sie nicht mit dieser Aussage aufzuziehen. Immerhin hatte er noch eine etwas seltsame Frage.

„Ist dir in der Nacht irgendwas … Ungewöhnliches aufgefallen?“

Ginny hob endlich wieder den Blick und sah ihn verwirrt an. „Nein, was soll denn gewesen sein? Ich bin für ein paar Stunden auf dem Nachbarbett eingenickt, aber ich hab einen leichten Schlaf, hier ist gar nichts passiert. Du hast aber sehr unruhig geschlafen, wahrscheinlich wegen deines Traumes.“

Ah, unruhig geschlafen hatte er also.

„Zum Glück hast du nichts Ernstes“, plapperte Ginny weiter. „Ich hätte ein ziemlich schlechtes Gewissen gehabt, wenn du Weihnachten hättest hier verbringen müssen. Was machst du Weihnachten überhaupt?“

Blaise hob skeptisch eine Augenbraue. Interessierte sie das wirklich? Offensichtlich, denn sie schaute ihn erwartungsvoll an.

„Nott hat mich eigentlich zu sich nach Hause eingeladen“, sagte er schließlich.

„Eigentlich?“, hakte die Gryffindor nach.

Blaise zuckte mit den Schultern. „Ich hab die letzten Jahre schon Weihnachten in England verbracht. Ich glaube, ich fahre dieses Jahr mal wieder nach Hause und besuche …“ Irgendwie klang es nicht slytherintypisch zu sagen, dass man seine Mutter besuchte. „… mein zu Hause.“

„Deine Familie lebt also gar nicht in England?“, fragte Ginny überrascht.

Blaise verdrehte die Augen, grinste aber. „Kommt dir Blaise Zabini wie ein traditionell englischer Name vor? Ich bin Franzose.“

„Oh.“ Ginny legte den Kopf schief. „Das erklärt die Bräune. Ich hab mich schon immer gefragt, warum du …“ Sie schien zu bemerken, was sie gerade sagen wollte, und brach den Satz ab.

Für einen Moment herrschte verlegenes Schweigen, während Blaise mit neuem Interesse seine tatsächlich immer leicht gebräunte Haut betrachtete.

„Also … du weißt jetzt, was ich über die Ferien mache. Wie sieht es mit dir aus?“ Wenn er letzte Nacht mehr getan als nur schlecht geschlafen hatte, dann kannte er die Antwort bereits.

„Ich fahre nach Hause. Meine ganze Familie trifft sich. Hermine und Harry natürlich auch. Und Teddy, das ist der Sohn von Professor Lupin.“ Sie schaute ihn für einen Moment misstrauisch an, als sie den Namen Lupin erwähnte, doch Blaise sparte sich jede abfällige Bemerkung über seinen ehemaligen Lehrer. Ginny entspannte sich wieder. „Harry ist Teddys Pate.“

„Verstehe“, erwiderte Blaise lahm.

Ginny räusperte sich. „Du warst übrigens ganz brauchbar … als Treiber, meine ich. Wenn du willst, zeig ich dir nach den Ferien wie du deine Technik verbessern kannst.“

„Vielen Dank, aber ich glaube, das bleibt mein einziger Einsatz während eines Spiels“, erwiderte Blaise trocken.

Ginny grinste. „Das dachte ich mir schon, würde ich dir sonst anbieten, mit dir zu trainieren? Ich will doch die Slytherinmannschaft nicht stärken!“

Blaise lachte. Es war das erste Mal seit Langem. „Unter einer Bedingung, ich bin nicht die Zielscheibe!“

Ginny ging ein paar Minuten später, um ihre Hausaufgaben zu machen und das Mittagessen nicht zu versäumen. Blaise dachte über ihre seltsame Vereinbarung wegen der Trainingsstunden nach. Er brauchte kein Quidditchtraining, aber wenn er nur ein klein bisschen an das glaubte, was diese Nacht geschehen war, dann musste er sich dringend ändern. Er würde seine Mutter besuchen und er würde sinnlose Trainingsstunden mit Ginny Weasleys absolvieren, weil er sie dann vielleicht irgendwann als gute Freundin betrachten konnte. Das war ein Anfang, um nicht als Eigenbrötler zu enden.

Blaise rief nach Madam Pomfrey und ließ sich von ihr Pergament und Feder bringen. Dann begann er eine Liste mit den Dingen zu schreiben, die er unbedingt tun musste.

Als erstes würde er Dracos Alkoholvorrat finden und ihn trocken setzen. Er würde Pansy, Crabbe und Goyle einweihen und mit etwas Glück stand Draco in sieben Jahren nicht vor Weasleys Zauberhaften Zauberscherzen und brüllte leere Drohungen in die Straße. Er musste, bevor er nach Frankreich reiste, noch Geschenke einkaufen. Egal, was sie von Weihnachten hielt, seine Mutter erhielt dieses Jahr ein Geschenk und er würde einen verdammten Baum aufstellen und vielleicht sogar ein Weihnachtslied singen, weil Jade das so gern getan hatte. Jade! Er musste ihr Grab besuchen. Sie hatte Lilien immer sehr schön gefunden. Hoffentlich konnte er welche auftreiben. Und einen kleinen Baum, den er auch schmücken und an ihr Grab stellen konnte.

Blaise zögerte bei seinem nächsten Gedanken, doch dann beschloss er, dass er, wenn er schon Freunde suchte, es auch richtig machen konnte. Er machte sich eine Notiz, auch für Ginny ein Geschenk zu suchen. Das für Draco musste er noch umtauschen, Feuerwhiskey, egal wie edel er war, war ein absolut unpassendes Geschenk für den Slytherin.

Nach den Ferien würde er sich außerdem einer AG anschließen. Irgendeiner, Hauptsache er konnte Freunde außerhalb seines Hauses finden. Quidditch fiel damit aus, aber sein Kopf hatte eh genug davon. Außerdem gehörte es zu seinen langfristigen Zielen, Ginny Weasley davon zu überzeugen, dass Harry Potter und sie nicht dazu bestimmt waren, ein langes und glückliches Leben miteinander zu führen. Ronald Weasley konnte glauben, was er wollte, seine Schwester und Harry passten noch schlechter zusammen als Voldemort und Luna Lovegood. Na gut, diese Paarung wäre ernsthafte Konkurrenz gewesen, aber es hatte hier auch nie eine Beziehung gegeben.

Blaise verzog das Gesicht. Dieser Klatscher hatte sein Denken ganz eindeutig nachhaltig beeinflusst. Er würde daran arbeiten müssen, das Ginny Weasley für den Rest seines Lebens vorzuhalten.





Sieben Jahre später

Blaise betrachtete amüsiert die Postkarte, die seine Mutter ihm von irgendeiner fernen tropischen Insel geschickt hatte. Er sah grüne Palmen, blühende Pflanzen, Strand und Meer. Lächelnd sah er auf das Schneetreiben vor seinem eigenen Fenster. Nein, seine Mutter war immer noch kein Freund von Weihnachten. Aber sie lebte. Blaise hatte die letzten Tage in Angst verbracht, denn heute war der Tag, an dem Hermine Weasley – sie hieß tatsächlich nicht mehr Granger – und ihr Mann in einem Muggelcafé saßen, auf das gleiche Schneetreiben wie er blickten und sich wie so oft über ihren Arbeitstag unterhalten würden. Blaise war sich inzwischen ganz sicher, dass dies auch geschah. Die erzwungene Weihnachtsfeier hatte es nämlich gegeben und Ginny hatte die gleiche Bluse und die gleiche Hose getragen, wie damals vor sieben Jahren … ähm, heute … wie auch immer. Aber weder war seine Mutter gestorben – stattdessen hatte sie sich mit einem neuen Mann in irgendein sommerliches Paradies verabschiedet – noch hatte er seinen Job verloren. Hermine würde ihn auch nicht als Eigenbrötler beschreiben und Ronald Weasley hatte in den letzten Jahren sicher mehr von Blaise gesehen, als ihm lieb war. Ron würde auch nichts über einen peinlichen Auftritt von Draco Malfoy zu berichten wissen. Der saß mit seiner Frau Astoria und dem kleinen Sohn wahrscheinlich zu Hause vor dem Kamin.

Zuerst war Draco über Blaise‘ massives Eingreifen in seine Trinkgewohnheiten gar nicht begeistert gewesen, doch mit Hilfe von Pansy, Crabbe und Goyle hatte er es geschafft, Draco bis zu den Prüfungen wieder in einen ertragbaren, dauerhaft nüchternen Zustand zu bringen. Er erinnerte sich, wie entsetzt Pansy gewesen war, als sie bemerkt hatte, wie viel Alkohol Draco täglich zu sich genommen hatte. Natürlich war sie noch entsetzter gewesen, als er wenige Monate nach ihrem Schulabschluss auf einer Geburtstagsfeier von Daphne Greengrass hemmungslos mit deren kleiner Schwester geflirtet hatte. Wenige Wochen später hatte Pansy, die seit diesem Tag wieder Single war, sich bei Blaise ausgeheult. Es war einer der wenigen Tage gewesen, an denen Blaise seinen Vorsatz bereut hatte, am Leben anderer Menschen mehr Anteil zu nehmen. Nach den Ferien vor sieben Jahren hatte er sich auch tatsächlich einer AG angeschlossen. Ginny hatte von seinem Plan erfahren und ihn ausgerechnet in die hoffnungslos unterbesetzte Zauberschach-AG geschoben. „Du bist doch ein schlaues Köpfchen und die freuen sich über jeden.“

Hermine Granger, die in diesem Jahr die Leiterin der AG gewesen war, war tatsächlich begeistert gewesen. Neben ihr und Blaise hatten noch zwei Ravenclaws, ein Gryffindor und eine Hufflepuff die AG besucht. Blaise‘ Auftauchen bedeutete, dass nun tatsächlich jeder einen Übungspartner hatte. Der Slytherin hätte es nie zugegeben, aber ihm hatte die AG tatsächlich Spaß gemacht. Ginny sagte ihm allerdings immer wieder, wie sehr sie ihre Idee bereue, da er sie heute noch in jedem Zauberschachspiel schlug. Vor allem mit einem der Ravenclaws, Anthony Goldstein, und der Hufflepuff, Hannah Abbott, die meistens seine Übungspartnerin gewesen war, war Blaise immer noch befreundet. Sie hatten sich nach dem Schulabschluss regelmäßig getroffen. Diese Treffen hatten nachgelassen, als sie an ihren Ausbildungsplätzen und ihren neuen Wohnorten langsam Freunde gefunden hatten. Doch Blaise erhielt immer noch jedes Jahr Einladungen zu den Geburtstagsfeiern. Letztes Jahr war er außerdem auf Hannahs Hochzeit gewesen.

Draco rümpfte die Nase über Blaise‘ Umgang, doch zu Blaise großer Überraschung hatte er nie auch nur angedeutet, die Freundschaft zu Blaise beenden zu wollen. Vielleicht war er für den Entzug, zu dem Blaise ihn gezwungen hatte, dankbarer als er zugab.

Blaise stellte die Postkarte seiner Mutter zu einer anderen, die er erst gestern erhalten hatte. Sie war von Anthony Goldsteins Exfreundin, zu der er noch Kontakt hatte. Auch sie war Französin und als sie sich von Blaise‘ ehemaligen Mitschüler getrennt hatte, hatten die beiden eine Weile lang viel Spaß bei seinen Besuchen in Frankreich gehabt, die er wegen seiner Mutter recht regelmäßig durchführte.

Blaise hatte diesen Kontakt jedoch mit der Zeit einschlafen lassen. Seine Ansprüche für eine dauerhafte Freundin waren bedauernswerter Weise viel zu klar definiert. Sein Blick glitt zum Kamin, auf dem sich Photo an Photo reihte. Links gab es Bilder von Jade, ihrem Vater Henry und seiner Mutter. Auch sein eigener Vater war auf einem Bild zu sehen. Weiter rechts standen die Photos von seinen Freunden, besonders viele von ihm und Ginny.

Ginny.

Sie hatten sich in seinem letzten halben Jahr an der Schule wirklich gut angefreundet. Als er Hogwarts verlassen hatte, war sie die Person, die ihm am meisten fehlte. Nach diesem Schuljahr war sie mit Harry in den Grimmauld Place gezogen, der zu dieser Zeit eine wahre Sammelstätte für ehemalige Hogwartsschüler gewesen war, die noch keine andere Bleibe hatten.

„Es ist fast, als wäre man noch in Hogwarts“, hatte Ginny damals gewitzelt.

Drei Jahre hatte ihre Ausbildung zur Heilerin gedauert und war damit vor zwei Jahren zu Ende gewesen. Sie und Harry hatten beschlossen, zusammenzuziehen. Blaise hatte seine Zurückhaltung nun nicht länger aufrecht erhalten können, er hatte ihr einfach sagen müssen, dass sie und Harry vielleicht nicht glücklich werden würden. Aber Ginny hatte nur gelacht. „Bist du etwa eifersüchtig?“, hatte sie ihn geneckt. Ja, das war er, aber das war nicht der Grund für seine Warnungen gewesen.

Aber er hatte nichts tun können. So wie Harry und Ron seine Anwesenheit akzeptieren mussten, hatte er Ginnys Entscheidung hinnehmen müssen. Sie und Harry waren letztes Jahr im November nach Godrics Hollow gezogen und Blaise sah Ginny nun nicht mehr so oft, wie er es gewohnt war. Hermine sah Ginny oft bei den Weasleys und sie erzählte ihm, wenn sie ihn im Ministerium sah, wie es ihr ging. Blaise hatte den starken Verdacht, dass die kleine Besserwisserin mehr über seine Gefühle wusste, als sie zugab. Durch sie hatte er im Oktober auch erfahren, dass Ginny unglücklich wirkte. Blaise, der natürlich noch Kontakt zu Ginny hatte, war beunruhigt, weil sie es ihm gegenüber nie andeutete. Hatte er etwas falsch gemacht? Er dachte, sie wären Freunde.

Blaise öffnete seufzend eine Flasche Elfenwein und goss sich ein Glas ein. Er setzte sich vor den Kamin und fragte sich, ob Ron und Hermine sich gerade darüber unterhielten, wie Ginny ihr Weihnachten verbrachte. Hatte er, ohne es zu merken, diesen Aspekt der Zukunft verändert? Auch den Tod seiner Mutter hatte er offenbar beeinflusst – oder jemand anders? - also hatte er vielleicht auch etwas gesagt, das Ginny dazu bringen konnte, Harry nicht zu verlassen? Und sollte er nicht glücklich darüber sein, dass die Beziehung hielt? Was war er denn für ein Freund, wenn er sich darüber ärgerte?

Er rief sich Hermines Aussage ins Gedächtnis, dass Ginny nicht glücklich war. Nein, er durfte sich Sorgen machen. Seufzend schaute er auf die Einladung eines Arbeitskollegen, der für die Ledigen unter den Mitarbeitern der Abteilung eine Weihnachtsfeier organisiert hatte. Wollte er morgen wirklich über ausstehende Verträge und Abkommen reden? Dazu würde es nämlich unweigerlich kommen. Er hatte auch andere Einladungen erhalten, doch er würde sich bei jeder wie das fünfte Rad am Wagen vorkommen, denn die meisten seiner Freunde hatten in den letzten Jahren eine Familie gegründet. Nur er wartete auf das Unmögliche.

„Dann verbringe ich dieses Weihnachten also doch allein“, sagte er laut und prostete den Photos auf seinem Kamin zu. Er wusste, es hätte schlimmer kommen können. Er hatte einen Job, Freunde, war zumindest bei den meisten seiner Bekanntschaften gern gesehen und würde früher oder später sicher auch noch eine Freundin finden. Notfalls konnte er immer noch Frankreich einen Besuch abstatten …

Es klingelte und Blaise stellte verwundert das Glas auf dem niedrigen Tisch vor seinem Sofa ab.

Vor der Tür – die Haare voller Schnee und bibbernd – stand Ginny und lächelte ihn ein wenig verlegen an. Über der rechten Schulter trug sie einen vollgepackten Rucksack. „Darf ich reinkommen?“

Blaise nickte mechanisch und machte ihr den Weg frei, während er sich über sein klopfendes Herz ärgerte. Vielleicht wollte sie ihm nur sein Geschenk geben. Er hatte sein Geschenk für sie im Schlafzimmer stehen und überlegte, ob er es schnell holen sollte.

Doch er entschied sich dagegen. Vielleicht hatte er ja Glück und sie blieb etwas länger. Die Tatsache, dass sie sich aus ihrem Mantel schälte, ließ ihn hoffen. „Möchtest du etwas trinken?“, fragte er daher.

„Ja, bitte, etwas Heißes!“ Ginny lächelte dankbar und Blaise grinste.

„Schokolade mit Sahne und Zimt?“

Ginny seufzte genießerisch. „Habe ich dir je gesagt, dass du der wunderbarste Mann auf der ganzen Welt bist?“

Nein, selbst im halberfrorenen Zustand noch nicht, aber er würde es gern öfter hören.

Blaise ging in die Küche und bereitete die Schokolade zu. Ginny kannte sich in seiner Wohnung aus, deshalb wunderte es ihn nicht, dass bei seiner Rückkehr die Weihnachtsdekoration, in die er Kerzen gesteckt hatte, in flackerndes Kerzenlicht getaucht war. Ginny saß in eine warme Decke gehüllt auf dem Platz, den er vor ihrer Ankunft besetzt hatte, und nippte an seinem Elfenwein.

„Soll ich noch Holz nachlegen?“ Blaise deutete auf den Kamin, wo immer noch ein Feuer prasselte. Ginny schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, besser nicht, sonst will ich in ein paar Minuten nichts lieber tun, als in den kalten Schnee springen.“

Blaise stellte die heiße Schokolade vor Ginny ab und sie ließ sofort seinen Wein stehen und stürzte sich auf die Schokolade. Blaise lächelte in sich hinein und beobachtete ihre kindliche Begeisterung. Er ließ sie die Schokolade austrinken ohne eine Erklärung für ihren Besuch zu verlangen, obwohl er nichts lieber getan hätte. Schließlich lehnte Ginny sich mit einem wohligen Seufzen auf dem Sofa zurück und schloss die Augen. Blaise rutschte neben ihr unruhig auf seinem Platz herum.

„Kann ich hier bleiben?“, fragte sie unvermittelt. Blaise erstarrte. Ginny hatte noch nie hier übernachtet. Zwar hatten sich die beiden oft besucht, aber abends hatten sich ihre Wege immer wieder getrennt. Blaise öffnete den Mund, um zu fragen, ob alles okay war, doch Ginny hatte ihre Augen inzwischen geöffnet und sah ihn verunsichert an. Sie würde die Nachfrage wahrscheinlich falsch verstehen, also nickte er einfach nur. „Klar.“

Ginny lächelte erleichtert und umarmte ihn. „Danke, ich hab gerade wirklich keine Lust auf meine Familie.“

Blaise erwiderte die Umarmung und atmete ihren Duft tief ein, ehe er im möglichst nicht allzu hoffnungsvollen Tonfall seine Frage stellte. „Heißt das, du bist über Weihnachten hier?“

„Wenn ich darf …“

Blaise drückte sie fester an sich. „Natürlich.“

Ginny seufzte und legte ihren Kopf an seiner Schulter ab. Blaise hoffte, sie hörte sein Herz von dort aus nicht Pochen. Er hätte schwören können, dass es lauter im Zimmer widerhallte, als jeder Donner es hätte vermögen können.

„Ich habe mit Harry Schluss gemacht.“

Blaise setzte dazu an, ihr zu sagen, dass ihm das leid tat, doch ihm wurde bewusst, dass das gelogen gewesen wäre, also ließ er es bleiben. „Bist du okay?“, fragte er stattdessen.

Er fühlte Ginnys Nicken an seiner Schulter. „Ja, aber alle wollen mir diese Trennung wieder ausreden und ich will nicht das ganze Fest lang diskutieren.“ Sie hob ihren Kopf von seiner Schulter und sah ihn forschend an. „Du wirst mich doch nicht auch überreden wollen, oder?“

Eher würde er sich mit Freuden in eine Hippogreifherde stellen und den Biestern alle Beleidigungen, die ihm einfielen, entgegenbrüllen.

„Nein, du wirst deine Gründe haben“, sagte er laut. Seine Belohnung war eine weitere Umarmung. Dann begann Ginny von ihrer Arbeit zu erzählen und Blaise lehnte sich zufrieden zurück und hörte ihr zu. Eine Stunde später war sie, den Kopf immer noch an seiner Schulter, eingeschlafen. Elfenwein hatte sie schon immer schläfrig gemacht. Blaise spielte mit einer Strähne ihres Haares und fragte sich, was Ron wohl davon halten würde, wenn er erfuhr, dass Ginny ihr Weihnachtsfest tatsächlich nicht allein verbrachte, sondern ausgerechnet mit ihm. Und wie würde er wohl reagieren, wenn er wüsste, dass Blaise vorhatte, daraus eine Gewohnheit zu machen?



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