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Fanfiction

Avada Kedavra - Die zweifelhaftere Form der Magie

von Schlickschlupf

Es geht weiter, wenn auch mit langsamen Schritten! <3 Und zum Zeichen dafür, dass ich euch und meine Geschichte nicht vergessen habe, kommt endlich ein neues Kapitel!
Viel Spaß damit - wie immer möchte ich jeden knutschen, der mir einen Kommentar dalässt! (;


_______________



Harry stocherte lustlos in seinem Obstsalat und musterte ein Apfelstückchen finster, das er gerade mithilfe seiner Gabel quer durch die alte Tonschale befördert hatte. Wirklich viel Hunger hatte er nicht, doch dass Hermine neben ihm genauso wenig aß, bemerkte er erst gar nicht.
Immer wieder warf sie Harry ungeduldige Blicke zu, tippte mit ihren Fingerspitzen auf den Holztisch und musterte ihren besten Freund.
„Harry“, entfuhr es ihr plötzlich und der Angesprochene zuckte zusammen, während seine Gabel mit einem Klirren in der Glasschale landete.
Verwirrt drehte er sich Hermine zu.
„Jetzt hör doch auf, in deinem Obsalat zu stochern! Iss ihn, Obst ist gesund!“
Harry ertappte sich bei der Frage, was er denn nun falsch gemacht haben konnte und besah sich die Obstschale näher. Abgesehen davon, dass er nichts davon wirklich angerührt hatte, schien ihm alles in Ordnung zu sein.
Doch dann wurde er durch Hermines Kopfschütteln abgelenkt, die offenbar langsam zur Besinnung kam.
„Ich möchte dich nur etwas fragen!“, fügte sie entschuldigend hinzu, als sie Harrys Blick auffing.
„Ähm, okay“, erwiderte der überrumpelt und deutete dann etwas säuerlich auf seinen Obsalat, „Den kannst du haben, wenn du willst!“
Hermine tat das mit einer schnellen Handbewegung ab.
„Ich will dich was Wichtigstes fragen... glaube ich. Hör mal, lass dir jetzt davon bitte nicht den Zauberstab verknoten.“
„Spucks einfach aus, Hermine!“
Harry spürte, wie seine Neugier zunahm. Sich unwirsch zu benehmen war er normalerweise eher von Ron gewöhnt, was also konnte nun Hermine so aus dem Konzept gebracht haben?
„Na schön“, sagte sie langsam und wappnete sich, „Wir haben ja schon ein bisschen geübt. Du weißt schon, für Ernstfälle. Aber... ich weiß, der Expelliarmus ist nützlich und alles, nur... selbst du musstest schon Flüche einsetzen, der, nun ja, eine andere Form der Magie zugrunde lagen!“
„Wenn du von dem Vorfall auf der Jungentoilette redest -!“, fing Harry an, hielt aber inne, als Hermine den Kopf schüttelte.
Er hatte erst geglaubt, sie wolle ihm wieder irgend einen Vorwurf wegen des Fluchs machen, den er damals im Buch des Halbblutprinzen gelesen und einfach ausprobiert hatte, doch offensichtlich ging es überhaupt nicht darum.
„Ich möchte, dass wir uns an andere Flüche wagen!“, sagte Hermine langsam und setzte sich gerade, um sich für die nächsten Worte zu wappnen, „Ich möchte, dass du uns den Imperiusfluch zeigst!“
Harry stockte. Er saß nur dort und starrte Hermine an, während die recht schuldbewusst zurück schaute.
Er hatte sich nun wirklich schon einiges mit angehört und einige Ideen über sich ergehen lassen, die er anfangs überhaupt nicht gemocht hatte. Schließlich war es auch Hermine gewesen, die ihm vor einigen Jahren vorgeschlagen hatte, einer kleinen (!) Gruppe Schülern Verteidigung gegen die dunklen Künste beizubringen. Und was sollte das jetzt werden? Die Dunkle Künste AG?
„Klar“, antwortete Harry sarkastisch, bevor er überhaupt richtig über die Frage nachgedacht hatte, „Lass uns bei der Gelegenheit die anderen beiden Flüche auch noch üben. Zur Sicherheit, man kann nie wissen.“
Hermines Blick verfinsterte sich augenblicklich.
„Tut mir Leid“, sagte er deshalb eilig, doch noch immer eine Spur trocken, „Ich wollte nicht... ich meine, das ist doch das einzige, was uns von den Todessern unterscheidet, oder? Unsere Methoden?“
„Ich weiß, das ist furchtbar! Aber es ist mein Ernst!“, flüsterte sie eindringlich, „Es könnte uns helfen. Dass du es konntest, hat dir schon geholfen, oder? Ich möchte nicht, dass unsere Moral an unserem Genickbruch Schuld ist, verstehst du?“

Harry wusste eigentlich gar nicht, was ihm daran so sehr widerstrebte; seine eigene Weste war alles andere als rein. Doch trotzdem erschien ihm das alles so völlig falsch, dass er nicht einmal wusste, ob es nun an den Unverzeihlichen Flüchen oder an Hermine lag. Wahrscheinlich eher Letztere. Immerhin war sie ihre Stimme der Vernunft, die einzige, die immer einen Einwand hatte, wenn es um das Verletzen von Regeln gegangen war – und ausgerechnet sie wollte sich nun an verbotenen Flüchen probieren?
Auf der einen Seite musste er Hermine Recht geben und auf der Anderen... widerstrebte es ihm, auch nur daran zu denken. Vermutlich hatte man, wenn man nur oft genug Unverzeihliche Flüche gefangen hatte, irgendwann eine sehr gespaltene Meinung zu dem Thema; das war Harrys einzige Erklärung für seine Verwirrung: Um diese Flüche als absolute Straftat zu betrachten, hatte er sie zu oft gesehen und um sie wirklich gutheißen zu können, hatte er sie zu oft gespürt.

Während er nach den Worten suchte, sein eigentliches Problem zu erklären (das er nicht einmal selbst so richtig kannte), rasten Harrys Gedanken.
„Du musst doch zugeben, dass wir das brauchen könnten... du hast selbst gesagt, dass wir nach Hogwarts müssen!“, sagte sie bittend und runzelte die Stirn.
„Hör mal, Hermine... ich... das ist...“, fing Harry gestikulierend an, zu erklären, was er dachte, obwohl er selbst nicht genau wusste, worauf er eigentlich hinaus wollte, „Du hast uns immer von Dummheiten abgehalten und das, ähm, ist keine Kleinigkeit!“, schloss er und warf Hermine einen zweifelnden Blick zu.
„Und wer sagt, dass mich das, was du mir beibringen kannst, nicht eines Tages mal vor dem sicheren Tod bewahrt?“, fragte Hermine stur.
Harry senkte den Kopf, um ihn mit einer Hand, den Ellbogen auf dem Tisch, zu stützen. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Doch, eigentlich wusste er es. Es gab eigentlich kein Problem!
Und dann, als ob er die ganze Zeit nichts anderes vorgehabt hätte, seufzte er müde und brachte sogar die Andeutung eines Lächelns zustande.
„Okay. Dann... lass uns Flüche üben!“
Ãœberrascht hob Hermine beide Augenbrauen.
„Oh!“, entfuhr es ihr und sie richtete sich noch ein bisschen mehr auf, „Bist du dir sicher? Jetzt gleich?“
„Hermine, das war doch deine Idee!“, erwiderte er mit hochgezogener Augenbraue und fügte dann ironisch hinzu: „Wenn du natürlich lieber bis Weihnachten warten willst...“
Dieser Kommentar wäre gar nicht nötig gewesen, denn Hermine hatte längst wieder ihr alter Eifer gepackt. Sie erhob sich steif und Harry tat es ihr nach. Langsam kletterte er über die Bank und fragte sich noch einmal, wieso es so eine Überwindung gewesen war, wenn er doch schon die ganze Zeit gewusst hatte, dass es nur das Richtige sein konnte.
Weil du gar nicht erst willst, dass sie in so eine Situation kommen, flüsterte eine Stimme in Harrys Kopf, Und weil du nicht wahrhaben willst, dass du dich besser duellierst als sie.
Harry seufzte innerlich. Das stimmte. Oder auch nicht. Er wollte wirklich nicht wahrhaben, dass er etwas besser als Hermine konnte und das war, seit der ersten Prüfung, schon immer Verteidigung gegen die dunklen Künste gewesen.
„Ich dachte, wir könnten in den Bibliotheksturm gehen“, schlug Hermine vor, „Im Dachgeschoss gibt es keine Bücher. Nur alten Mist, glaube ich. Und da kommt nie jemand hin.“
„Okay“, antwortete Harry resigniert, obwohl er sich seiner Sache immer noch nicht sicher war, „Aber da sieht es vermutlich auch übel aus!“
„Ja, das befürchte ich auch. Könntest du – könntest du Ron Bescheid geben? Er weiß, dass ich dich fragen wollte. Ich geh schon mal rüber und zaubere ein bisschen sauber.“
Harry nickte wieder und wie aufs Stichwort erschien auch schon Ron höchstpersönlich in der Tür. Manchmal war es wie Zauberei. Oder, um zu Harrys alter Theorie zurückzukehren: Ron und Hermine konnten Gedanken lesen!
„Ah, da bist du ja!“, sagte Hermine überrascht und drängte sich an Ron vorbei, um durch die Tür zu gleiten, „Ihr kommt dann nach, ja?“

Harry blieb etwas unschlüssig stehen und beobachtete peinlich berührt, wie Ron hinter Hermine hersah. Es wurmte ihn, dass die beiden es immer noch nicht geschafft hatten, miteinander zu sprechen – und das seit der Schlacht von Hogwarts!
Doch Harry hatte gut reden. Ihm war es erst vor kurzem gelungen, seine Missverständnisse mit Ginny aus der Welt zu räumen und er und Ginny hatten zuvor immerhin schon eine Beziehung gehabt. Ron und Hermine hingegen hatten sich schon in Hogwarts recht dämlich angestellt! Er fand also nicht, dass er das Recht hatte, die beiden zu kritisieren.
Trotzdem und der Tatsache, dass er sich aus allem heraushalten wollte, konnte er sich heute einen Kommentar nicht verkneifen.
„Du könntest einfach mal mit ihr reden, weißt du?“, warf Harry ein und Ron zuckte zusammen.
„Ich hab keine Ahnung, was du meinst!“, erwiderte sein bester Freund und prompt färbten sich seine Ohren rot.
„Bei Ginny hat das funktioniert.“
„Alter, das ist was Anderes!“
„Vielleicht. Also, wo liegt das Problem?“
Ron wurde plötzlich nachdenklich und Harry schwante Böses. Er wollte Ron einen kleinen Schubser verpassen, aber nicht unbedingt tief in dessen Gefühlsleben einsteigen. Zumindest nicht, wenn es um dessen Liebe zu Hermine ging. Doch eigentlich war Ron auch gar nicht der Mensch, der zu viel über solche Dinge sprach...
„Das macht mich echt fertig“, brachte sein bester Freund schließlich hervor, während er durchs Fenster über den Rasen starrte, wo Hermine gerade das Bibliotheksgebäude betrat.
Harry beschloss, sich erst einmal in Schweigen zu hüllen.
„Denkst du, das war unabsichtlich?“, fragte Ron nach einem Augenblick, in dem niemand gesprochen hatte.
„Was?“, erwiderte Harry verwirrt.
„Der Kuss damals... ob das ein Versehen war?“, erklärte Ron eindringlich und starrte Harry an, als ob er durch besonders intensiven Blickkontakt plötzlich mit versteckten Legilimentikfähigkeiten aufwarten konnte.
„Ein Versehen? Du denkst, Hermine wollte sich nach den Basiliskenzähnen bücken und ist dir aus Versehen auf den Mund gefallen, oder was?“.
Harrys Antwort hatte mehr als spöttisch geklungen, was ihm im Nachhinein auch Leid tat. Ron hingegen lief nun vollständig rot und schien das Thema als beendet zu betrachten.
„Wollen wir rüber gehen?“, fragte er geknickt, „Wir könnten ihr ja helfen.“
Harry nickte und folgte Ron mit einem Anflug von schlechtem Gewissen.
„Nein, ich bezweifle, dass es ein Versehen war“, murmelte er, als sie an die frische Luft traten und ging so dicht bei Ron, dass er ihn beinahe mit der Schulter berührte.
Im Augenwinkel sah er, wie dessen Mundwinkel zuckten und sich schließlich ungewollt zu einem Lächeln verzogen.
Harry beschloss, es dabei zu belassen.

*


„Also, irgendwie hast du ja den Drang, zu machen, was man dir sagt. Einfach, weil du es in dem Moment okay findest. Aber ich kam dann zu einem Punkt, an dem ich dachte, dass es doch ziemlich bescheuert wär, das zu tun.“
Hermine wirkte eine Spur blasser als sonst, wie sie da, zwei Schritte von Harry entfernt, stand. Ron hatte sich auf eine alte Holzkiste gesetzt, nachdem er sich vergewissert hatte, dass keine Spinne dahinter lauerte und musterte die Szene, die sich ihm bot, zweifelnd.
„Versuch, ein bisschen trotziger zu sein!“, fügte Harry amüsiert hinzu und zückte nun endlich, mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend, seinen Zauberstab.
Nur äußerst widerwillig trat er weitere drei Schritte zurück und richtete das dünne Holz auf seine beste Freundin.
Er wollte das lieber gleich durchziehen, bevor er es sich doch noch anders überlegte. Es war ein schwacher Trost, doch es war immerhin nur der Imperiusfluch! Trotzdem fühlte sich diese Tat nicht richtiger an.
„Bist du soweit?“, fragte Harry und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
Es würde ihm sicher nicht gelingen, wenn er ständig daran dachte, wie falsch es war, seine Freunde mit Unverzeihlichen Flüchen zu belegen! Er brauchte ein paar Augenblicke, um sich das auszureden. Hermine hatte ihn schließlich angesprochen und wollte unbedingt lernen, sich zu verteidigen! Es war wichtig, dass sie das lernte! Wie schlimm wäre es, wenn sie irgendwann von einem Todesser mit diesem Fluch belegt wurde und sich nur deshalb nicht wehren konnte, weil Harry es bei den Übungen vermasselt hatte?
Dieser Gedanke war schon eine ganze Spur motivierender. Wenn es ihm jetzt noch gelang, ein klein wenig überzeugter daran zu denken, dass er das wirklich wollte...
„Imperio!“, sagte Harry entschlossen und schon die Formel klang unheimlich.
Er spürte, wie etwas seinen Zauberstab verließ und auf Hermine zu sirrte. Gleichzeitig fühlte er die berauschende Macht, die von seinem Arm ausging, ebenso wie damals in Gringotts.
Und während er sich auf seinen Willen konzentrierte, Hermine zu beherrschen, dachte er so überzeugend wie möglich: Setz dich auf den Boden! Los, hinsetzen. Setz dich auf den Boden! Setz dich auf den Boden!

*


Der Wind wehte eisig über die kleine Insel hinweg, doch am Himmel waren heute nur wenige Wolken zu sehen, die den kläglichen Versuch starteten, die Sonne von der Erde abzuschirmen. Sogar das Gras schien unter dem hellen Licht wieder mehr Farbe gewonnen zu haben.
Ginny verschränkte die Arme und schnaubte. Sie war auf der Suche nach Harry, doch sowohl er, als auch Hermine und Ron schienen wie vom Erdboden verschluckt. Und obwohl sie sich fest eingeredet hatte, dass die drei sicher nur irgendwo saßen und den Tag verbrachten, musste sie gegen die Panik ankämpfen, die langsam von ihr Besitz ergriff. Was, wenn die drei die Insel nun doch verlassen hatten? Was, wenn Harry sie erneut zurückgelassen hatte?
Und wieso, bei Merlins bescheuertem Bart, machte sie sich neuerdings so viele Gedanken? Ginny war stark, sie war unabhängig und bestimmt keine theatralische, anhängliche Freundin! Das war es, was sie an dieser ganzen Sache am meisten fuchste.
„Hast du schon einmal darüber nachgedacht, Harry von deinen Sorgen zu erzählen?“, riss sie Lunas Stimme aus ihren Gedanken und Ginny wirbelte so schnell herum, dass ihr rotes Haar nur so flog.
„Wo kommst du auf einmal her?“
„Ich hab dich gesehen und dachte, du brauchst vielleicht ein bisschen Ablenkung?“, fragte Luna munter.
„Okay.“
„Also, hast du?“
„Was?“
„Harry gesagt, dass du Angst hast?“
„Ich hab keine Angst!“, erwiderte Ginny prompt und Luna wusste im selben Moment, dass es gelogen war.
„Klar hast du! Die drei hecken doch wieder was aus, stimmts?“
„Das weiß ich nicht, Luna. Kann schon sein. Aber das ist dann doch gut, oder? Wir müssen schließlich was unternehmen!“
„Eben. Also geh hin und rede mit Harry. Weil, wenn die drei ohne dich abhauen, läufst du Amok und das weißt du ganz genau! Allerdings könnten wir dir dann helfen, das wär auch toll, findest du nicht?“, schweifte Luna ab und schwelgte offenbar in Erinnerungen alter DA-Erlebnisse, „Wie in Hogwarts, nur du, Neville und ich!“

Ginny lächelte schwach. Sie wusste selbst nicht, was sie eigentlich wollte und vielleicht wäre es wirklich das Beste, mit Harry darüber zu sprechen. Er hatte ihr bisher so wenig gesagt! Sie wusste beinahe nichts über das, was damals, kurz vor der Schlacht von Hogwarts geschehen war und auch jetzt wüsste sie nur zu gerne, was er dachte. Doch gleichzeitig trat immer wieder das Bild von Harry vor ihre Augen, wie er tot in Hagrids Armen lag und sie fürchtete sich davor, wieder in so eine Situation zu kommen. Zu glauben, Harry sei tot, war das Schlimmste gewesen. Und wenn Harry dieses Mal wirklich sterben würde…
„Vielleicht sind sie da oben?“, ertönte Lunas Stimme plötzlich wieder und Ginny folgte ihrem Blick.
Im obersten Stock des Bibliotheksturms brannte tatsächlich Licht.
„Okay, wir sehen uns später, ja?“, fragte Ginny abwesend und Luna nickte.

Dort oben waren sie wirklich noch nie gewesen. Ginny wusste nicht einmal, was auf dem Dachboden lagerte; von außen waren nur die wenigen Erkerfenster zu sehen, hinter denen es stets dunkel war. Außer heute.
Mit schnellen Schritten erklomm sie die Treppe und hasste sich selbst ein wenig für ihre Schwäche. Wer wollte schon eine Freundin, die nach wenigsten Stunden Trennung wieder auf Achse war, um ihren Freund zu suchen? Ginny schüttelte den Kopf und verdrängte diesen Gedanken. Selbstzweifel waren noch nie ihr Ding gewesen – und so schlimm wie Lavender Brown war sie noch lange nicht!
Möglichst munter öffnete sie die Tür auf dem letzten Treppenabsatz und erblickte eine sehr merkwürdige Szene.
Zuerst fiel ihr Ron ins Auge, der es sich auf einer Holzkiste bequem gemacht hatte und mit dem Rücken zu ihr saß. Hinter ihrem Bruder stand Harry mit erhobenem Zauberstab und deutete damit auf Hermine, die, die Beine von sich gestreckt, auf dem Boden saß und böse zu Harry empor funkelte.
Ginny zog unwillkürlich die Augenbrauen hoch und blinzelte.
„Ich wollte mich gar nicht setzen!“, blaffte Hermine in dieser Sekunde Harry an, der nur entschuldigend mit den Schultern zuckte.
„Was macht ihr da?“, fragte Ginny, als ob sie in eine Partie Snape Explodiert gestolpert wäre und trat in den Raum; nicht, ohne die Tür hinter sich zu schließen.
Harry, Ron und Hermine wirbelten herum und schienen erleichtert, als sie Ginny erkannten. Auf Harrys Gesicht breitete sich sogar ein Lächeln aus. Ginny spürte, wie sie sich augenblicklich entspannte.
„Üben. Für Ernstfälle!“, erklärte Hermine belustigt und rappelte sich auf.
„Cool, kann ich zuschauen?“, fragte Ginny und registrierte erfreut, dass Ron sofort beiseite rückte und neben sich auf den Holzdeckel der Kiste schlug.
„Hermine will unbedingt wissen, wie man sich gegen den Imperiusfluch wehrt und Harry zeigt ihr gerade, dass es immer noch Dinge gibt, die sie absolut nicht kann!“, erklärte Ron amüsiert, während Ginny sich neben ihn setzte.
„Hmpf!“, machte Hermine nur und schob den Unterkiefer vor, während sie Harry zunickte, „Nochmal, Harry!“

*


Die Sonne war schon hinter dem Meer versunken und der Dachboden wurde nur noch von den Fackeln erhellt, die Hermine zuvor entzündet hatte, als endlich etwas Neues passierte. Ron und Ginny saßen noch immer auf der Holzkiste, doch bis vor kurzem war ihre Begeisterung für die neue Beschäftigung unter null gesunken und sie hatten sich unterhalten oder still und heimlich Feder, Stein, Pergament gespielt.
Harry stand noch immer da, den Zauberstab in der Hand, doch dieses Mal grinste er breit und wirkte keine Spur schuldbewusst.
Hermine hingegen saß nicht, wie die etlichen Male zuvor, auf dem Boden, sondern stand ebenfalls auf ihren Füßen, leicht nach vorne gebeugt, und wirkte verdattert.
„Hast du den Fluch aufgehoben?“, fragte sie misstrauisch.
„Natürlich nicht!“, antwortete Harry empört.
„Okay... okay – HARRY POTTER, ICH BRING DICH UM!“
„Du hast es geschafft, Hermine! Das eben warst du! Und... nur, dass du's weißt, ich hätte ihn aufgehoben, wenn das... also, ähm, du weißt schon!“, antwortete Harry schnell, während die Anspannung langsam von ihm abfiel.
Hermine würde ihm jetzt wohl nicht mehr an die Gurgel springen, doch sein Vorhaben war dennoch gewagt gewesen und für ein paar Sekunden lang peinlicher, als Harry es je für möglich gehalten hätte.
„Das war bescheuert!“, fauchte sie und verschränkte die Arme.
Ginny und Ron, dessen Ohren schon wieder rot angelaufen waren, saßen nur dazwischen und schauten zwischen den Freunden hin und her.
„Komm schon, ich wollte, dass du was hast, gegen das du dich wirklich sträubst!“, versuchte Harry zu erklären und hob dabei, wie um sich zu ergeben, beide Hände in die Luft.
„Und da willst du, dass ich mich ausziehe?“
„Ich hätte dich davon abgehalten, ehrlich!“
Hermine reckte die Nase in die Luft, doch Harry konnte ihr ansehen, dass sie ihm glaubte. Und er meinte es auch ernst. Mancher würde es vielleicht als ritterlich bezeichnen, doch Hermine war seine beste Freundin und Harry fand, es war selbstverständlich, dass man eben auch dafür sorgte, dass der andere sich nicht blamierte.
„Weißt du, ich dachte nur... das hat mir damals auch geholfen, mich gegen V-... du-weißt-schon-wen zu wehren!“, erklärte Harry lächelnd und bemerkte das Fettnäpfchen nicht einmal.
„Was, er wollte, dass du dich ausziehst?“, warf Ron wenig hilfreich ein und brachte Hermine und Ginny zum Kichern.
„Nein!“, erwiderte Harry irritiert, „Natürlich nicht! Ich meine, dass er mir was befohlen hat, das ich nicht nur absolut nicht tun wollte, sondern das mir auch gewaltig den Stolz angekratzt hätte! Ich dachte, es könnte Hermine helfen, wenn mehr auf dem Spiel steht als ein geprelltes Steißbein!“
Hermine trat mit einem verlegenen Lächeln von einem Fuß auf den anderen und zeigte dabei deutlich, dass sie zwischen Freude und Empörung hin- und hergerissen war.
„Wart mal“, sagte Ron langsam und wirkte auf einen Schlag völlig ernst, „Das hast du uns nie erzählt. Meinst du damals, auf dem Friedhof?“
Harry nickte langsam und spätestens jetzt horchte auch Ginny auf. Ron und Hermine kannten schon nicht alle Einzelheiten seiner Erlebnisse, doch Ginny hatte noch viel weniger davon mitbekommen, denn Harry sprach nicht gerne darüber. Die meisten Geschichten, mit Ausnahme des Wirbels um die Kammer des Schreckens, waren für sie bloße Gerüchte.

„Was hat er dir befohlen?“, fragte sie mit hohler Stimme und setzte sich gerade hin.
Harry spürte die Spannung, die in der Luft lag. Sechs weit aufgerissene Augen musterten ihn und warteten. Und plötzlich wurde ihm bewusst, dass die wahre Geschichte dem Schrecken, den seine Freunde nun erwarteten, so gar nicht gerecht werden würde. Er schaffte deshalb sogar ein kleines Lächeln, während er mit einer Hand durch die Luft wedelte und was-auch-immer sie erwarteten abwinkte.
„Das war nur... na ja, ich sollte mich vor ihm verbeugen...“
Ron verdrehte die Augen und die Spannung verschwand wie von Zauberhand. Ginny musste sich sogar ihre Faust in den Mund stecken, um das unangemessene Lachen zu unterdrücken.


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