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Avada Kedavra - Kein normaler Eber

von Schlickschlupf

Kommentarbeantwortung

„Es ist spät“, antwortete der Blonde schließlich finster, nachdem er einen kurzen Blick auf die alte Wanduhr geworfen hatte, „Wir übergeben sie morgen. Vielleicht sagt sie noch was, während sie hier ist“.
„Und wenn nicht? Der Dunkle Lord...“, sagte der Vierte, der sich noch immer in der Ecke herum drückte, als ob ihn das alles gar nichts anginge.
„Ja, genau“, fauchte Malfoy unhöflich, „Stell dir vor, wir können ihm nicht nur die kleine Weasley sondern auch noch Informationen liefern, Theodore! Oder stell dir vor, wir rufen ihn jetzt und er denkt, die Weasley wär dieses ganze Drama nicht wert? Willst du, dass er hier auftaucht und von uns enttäuscht ist? Ich werd ihn jedenfalls nicht rufen! Ich marschiere morgen früh ins Ministerium, soll sich die Magische Strafverfolgung damit auseinander setzen.“
„Bin auch dafür, dass wir sie noch behalten“, mischte sich Blaise Zabini amüsiert ein, „Könnte doch ganz lustig werden! Und er wär sicher nicht erfreut, oder? Ich mein, sie ist ja nicht das Schlammblut Granger oder so. Und im Ministerium ist doch eh keiner mehr da.“

Der Blick des Vierten war anfangs misstrauisch gewesen, doch die Worte von Malfoy fanden offensichtlich Gehör und lösten etwas aus, das bei ihm Eindruck zu machen schien. Ginny wurde schlecht beim Gedanken daran. Lieber wäre es ihr, wenn sie sie hier und jetzt töteten; konnte sie andernfalls wirklich verhindern, dass Voldemort wertvolle Informationen erhielt? Vielleicht würde sie bei der Folter schweigen, doch er war immer noch ein ausgezeichneter Legilimentiker! Und mit dem Ministerium hatten sie sicher auch eine Menge anderer Mittel auf ihrer Seite. Mittel wie Veritaserum!
Ginny fiel erst jetzt ein, wie viel sie eigentlich wusste! Sie konnte den Todessern praktisch alles sagen, was dazu führte, auch noch die letzten Überlebenden der Schlacht zu finden. Und Harry! Niemand wusste von Harry.
Panik drohte sie zu überwältigen und beinahe wäre ihr dabei die Szene entgangen, die sich gerade in diesem Salon ereignete.
Der Vierte, von dem sie nun glaubte, dass es sich um Theodore Nott handeln könnte, verabschiedete sich von den Anderen und verließ das Zimmer zügig. Ginny drehte den Kopf.

„Willst du nicht auch lieber gehen, Blaise?“, fragte Malfoy gerade gehässig, doch der dunkelhäutige Zauberer schien sich nicht angesprochen zu fühlen. Interessiert lugte er zu Ginny, die sich fast automatisch versteifte. Sie hatte sich so darauf konzentriert, was Malfoy über Voldemort gesagt hatte, dass ihr beinahe entgangen wäre, dass er Informationen von ihr wollte.
„Hättest du was dagegen?“, fragte Blaise nun wie gebannt und zückte seinen Zauberstab, um ihn auf Ginny zu richten. Das Mädchen, das mit dem Namen Astoria angesprochen worden war, quietschte entsetzt.
„Ja, hab ich!“, gab Malfoy zurück und schloss zu seinem Freund auf, um mit Sarkasmus in der Stimme fortzufahren: „Wolltest du nicht zum Abendessen bei deiner Frau Mutter?“.
„Aber...“.
„Hau ab, Blaise! Ich habe sie gefangen, ich trage das Dunkle Mal länger als du und ich werde sie morgen dem Ministerium übergeben!“.
„Du hättest sie nicht mal gesehen, wenn wir nicht dabei gewesen wären!“
Blaise Zabini schien wütend, als er den Zauberstab widerwillig zurück in seinen Umhang gleiten ließ und sich zu seinen Freunden umdrehte.
„Na schön, dann eben bis später. Du weißt, dass ich hinter dir stehe, Draco. Aber pass bitte auf, dass du keinen Mist baust“, murmelte er und klang dabei so aufrichtig, dass Ginny für einen Augenblick ihre Meinung über kalte gemeine Slytherins überdenken musste. Zumindest, bis sie sich daran erinnerte, dass sie gefesselt im Salon eben jener lag.
Dann hörte sie auch die Schritte von Blaise, der den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss.

Ginny wurde bewusst, dass sie nun plötzlich nur noch zwei Wächter hatte, von denen einer ein Mädchen war, das obendrein jünger als Ginny selbst zu sein schien. Doch natürlich konnte sie weder ihre Hände benutzen, noch hatte sie einen Zauberstab! Und in ihrem Schädel wummerte es schmerzhaft, sodass sie auch die Option ausschloss, beide mit einer Kopfnuss zu Boden zu strecken. Verzweifelt versuchte sie, einen klaren Gedanken zu fassen.

„Würdest du mich mit ihr allein lassen?“, ertönte schließlich Malfoys Stimme.
Ginny stockte und spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. Hatte er seine Worte vorhin ernst gemeint? Wollte er wirklich selbst versuchen, Informationen zu erhalten?
„Was hast du mit ihr vor?“, fragte das Mädchen ebenfalls misstrauisch.
„Befragen“, erwiderte Malfoy schlicht und wirkte genervt, so etwas überhaupt gefragt zu werden.
„Also schön. Aber ich... ich will kein Blut auf dem Teppich oder – oder, du weißt schon, übertreib es bitte nicht.“

Ehe Ginny auch nur einen Mucks machen konnte, hatte er das Mädchen am Arm gepackt und aus dem Zimmer bugsiert. Sie hörte noch einen kurzen Wortwechsel und dann das Zuschlagen einer Tür, ehe Malfoy mit umklammertem Zauberstab zu ihr zurückkehrte.

*


“Wieso?“, fragte Ron, der sich nun auch dem definitiv interessanteren Thema widmete – jenem, das nichts mit Büchern zu tun hatte.
„Keine Ahnung, es ist ein bisschen seltsam, aber wahrscheinlich reagier ich gerade nur über“, sagte Neville mit einem Schulterzucken.
„Uh, geht es um Hannah? Habt ihr geknutscht? Wir hören uns gern deine Probleme an, stimmt´s Harry? Ist allemal spannender, als mit Hermine Bücher zu lesen!“, gab Ron erfreut zurück, klatschte einmal in die Hände und glaubte offenbar, Neville damit aus der Reserve zu locken.


Neville knabberte nervös auf seiner Lippe und warf immer wieder Blicke zu Harry. Der wiederum spürte, wie seine Neugier langsam die Überhand gewann.
„Ignorier Ron einfach und sag uns, was dir durch den Kopf geht“, schlug er schlicht vor, doch in seinem Inneren fühlte er sich zum Zerreißen gespannt.
„Okay also, werd nich sauer ja?“, sagte Neville zögernd, „Ich weiß nicht, was los ist aber irgendwie ist Ginny... nicht mehr da.“
Hermine runzelte die Stirn, während Ron große Augen machte. Harry hingegen hatte nur das Gefühl, jemand verpasse ihm einen schmerzhaften Tritt in die Magengrube.
„Was heißt das, nicht mehr da?“, fragte er und hatte Mühe, seine Stimme unter Kontrolle zu halten, „Wieso nicht mehr da? Seit wann nicht mehr da?“
Ein seltsames Gefühl der Panik drohte, in ihm aufzusteigen. Harry nahm kaum wahr, dass Ron aufgestanden war und wütend in Richtung Neville blinzelte, als ob es nur dessen Schuld war, dass Ginny vermisst wurde. Die Stimmung war so gespannt, dass sich Harry nicht gewundert hätte, wenn jemand den Zauberstab gezückt hätte.

„Okay, wartet mal eine Sekunde!“, mischte sich Hermine laut ein.
Ron wandte sich ihr zu und sein Blick wurde ungläubig.
„Warten? Wir können nicht warten... wir -.“
„Ach Ron, was willst du tun? Sofort los rennen? Wir wissen doch gar nicht, ob etwas passiert ist!“, fauchte Hermine und wandte sich an Neville, um ihn mit Fragen zu bombardieren, „Bist du sicher, dass sie nicht mehr hier ist? Nirgends auf der Insel? Oder hast du sie einfach nur nicht gesehen? Und wann hast du das gemerkt?“
„Sie ist nicht auf der Insel“, antwortete Neville schlicht und beäugte währenddessen misstrauisch Ron, der aussah, als ob er dem nächsten, der vorschlug, mal kurz zu warten, einen Tritt in den Hintern verpassen wollte, „Und ich bin gleich zu euch gekommen, als ich sie nicht gefunden hab.“
„Okay“, gab Hermine zurück und schlagartig verschwand die Ruhe, die sie eben noch ausgestrahlt hatte, „Okay... dann sollten wir, ähm -“

Harrys Herz schlug schnell, als er Hermine anstarrte und auf eine Idee hoffte. Irgendeinen Geistesblitz. Etwas, das ihnen helfen konnte. Sein eigener Kopf war wie leer gefegt. Wenn Ginny die Insel verlassen hatte, würde es quasi unmöglich werden, sie zu finden; es sei denn, sie wurde von jemand anderem gefunden. Und allein das löste ein ganzes Horrorszenario in Harrys Kopf aus.

„Wo könnte sie hin sein?“, fragte Hermine schließlich in die Runde.
Es war das erste Mal seit langem, dass sie eine Frage nicht selbst beantworten konnte.
„Vielleicht sollten wir einfach auf gut Glück -“, fing Harry an, nicht sehr überzeugt und erntete dafür einen von Rons Todesblicken, „Was? Hast du vielleicht ne bessere Idee, Ron?“
„Nein, aber sie ist meine Schwester! Und es könnte... was-weiß-ich-was passieren! Aber ja, schön, geh du mal auf gut Glück suchen, davon hast du doch eh immer mehr als jeder normale Mensch!“
„Ron!“, schaltete sich Hermine wieder ein und öffnete den Mund, um etwas zu erwidern.
Harry musterte seine beste Freundin verwirrt, die nicht imstande war, ein weiteres Wort auszusprechen. Als ob ihr jemand eine Ganzkörperklammer verpasst hätte. Und dann erkannte er mit Schrecken den Grund dafür.
Ein plötzliches Leuchten von kaltem Licht erfüllte den Raum und einen Augenblick später nahm ein Eber neben ihnen Gestalt an. Er hatte sich aus dem Licht geformt und keiner der vier Anwesenden brauchte eine Erklärung für dieses Phänomen. Sie hatten diesen Zauber oft genug im Raum der Wünsche geübt und Harry wusste auch, dass er dort diesen Eber schon einmal gesehen hatte. Es war ein Patronus. Und der Patronus sprach mit der Stimme von Ernie Macmillan.

„Neville! Ginny ist in Schwierigkeiten. Du solltest schnell kommen, nicht allein – aber unauffällig! Verhalte dich unauffällig! Winkelgasse! Wir treffen uns in der Wohnung!“
Es war ungewohnt, so knappe Worte mit der Stimme von Ernie zu hören, der sonst jede Möglichkeit nutzte, große Reden zu schwingen; allein das war ein Beweis dafür, wie ernst die Lage zu sein schien. Nach dem letzten Wort setzte der Eber zum Sprung an und verschwand spurlos.

Im Raum herrschte völliges Schweigen und alle starrten an die Stelle, an der sich der Patronus in Luft aufgelöst hatte.
„Winkelgasse?“, wiederholte Hermine schließlich und brach damit den Bann.
Augenblicklich kam Bewegung in die Gruppe und die Panik war in der Luft beinahe greifbar.
„Los, alarmieren wir alle!“, rief Ron und wollte losstürmen, doch Hermine hielt ihn fest.
„Warte! Wie sollen wir mit einer Gruppe in die Winkelgasse gehen, ohne sofort von Todessern umzingelt zu werden? Wir müssen uns rein schleichen, Ron!“, flüsterte sie, als ob plötzlich Minerva McGonagall hinter dem nächsten Buchregal stehen könnte, „Auch, falls das eine Falle wäre!“
„Okay und wenn wirs vermasseln, weil wir nur zu viert sind?“
„Zu dritt! Neville bleibt hier!“
„Was? Nein, ich komme mit euch!“, mischte sich Neville ein und funkelte Hermine empört an, „Ernie hat den Patronus zu mir geschickt!“
„Nein, du solltest wirklich hier bleiben! Hör zu. Einer von uns nimmt den Tarnumhang und zwei Leute fallen nicht auf. Und wenn wir Verstärkung brauchen, alarmieren wir dich! Wir dürfen keine Zeit verlieren, verstehst du? Du musst dafür sorgen, dass uns keiner sucht!“

Harry musste zugeben, dass das nach einem sinnvollen Plan klang. Wenn sie den Orden sofort einweihten, wären die ziemlich schnell dabei, sie gefesselt und geknebelt hier festzuhalten, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Vermutlich nach reiflicher Überlegung und Besprechung – wenn es längst zu spät sein konnte! Und es wäre unmöglich, in einer größeren Gruppe unentdeckt in die Winkelgasse zu kommen. Würden sie jedoch zu viert aufbrechen und dort feststellen, dass sie einer Überzahl gegenüber standen, wäre niemand da, der die Situation dem Orden erläutern und Hilfe holen konnte. Und da Harry, Ron und Hermine nun wirklich Erfahrung mit brenzligen Situationen hatten, war es nur vernünftig, Neville zurückzulassen, der die drei gegebenenfalls auch beim Essen entschuldigen und so dafür Sorgen konnte, dass niemand Verdacht schöpfte.
Hermine hatte sich in ihrer Genialität wieder einmal selbst übertroffen. Und Harry kam nicht umhin, mit einem Anflug von Bewunderung festzustellen, dass sie offenbar genauso erpicht darauf war, endlich wieder etwas selbst in die Hand zu nehmen. Ja, man konnte sich die Argumente auch zurechtlegen!

„Gut“, sagte Harry entschlossen und sprang von seinem Stuhl auf.
Sein Herz raste noch immer und die Sorgen um Ginny brachten ihn beinahe um den Verstand.
„Na schön, okay“, gab auch Neville schließlich zu und wirkte unzufrieden, doch Harrys Zustimmung schien für ihn das Stichwort gewesen zu sein, nachzugeben, „Es ist die einhundertdrei. Ich geh Luna Bescheid sagen und dann überlegen wir uns, wie wir erklären, wo ihr drei steckt. Passt auf euch auf, klar? Und sagt Bescheid, wenn ihr Hilfe braucht!“
„Machen wir, Neville“, erwiderte Hermine ehrlich.
„Gut. Viel Glück.“
Neville drehte sich um und rannte aus der Bibliothek. Harry, Ron und Hermine folgten ihm auf den Fersen.
„Das ist nicht gerade unauffällig“, bemerkte Ron, während die drei die Treppe hinunter hüpften, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.
„Uns wird schon keiner sehen“, antwortete Harry verbissen.
„Tut mir Leid, dass ich das vorhin gesagt hab, Alter.“
„Schon okay! Wir brauchen... - Accio, Tarnumhang!“
Harry hatte seinen Zauberstab gezückt und richtete ihn nun im Laufen nach oben, in der Hoffnung, gleich seinen wertvollen Tarnumhang in der Hand zu halten.
„Nein ehrlich, aber ich hatte Recht, oder?“
Etwas verdutzt warf Harry einen Blick auf Ron und wäre dabei beinahe gestolpert.
„Mit dem Glück, meine ich“, erklärte Ron schnaufend, „Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass wir bei Neville stehen, während der diese Nachricht von Ernie kriegt? Und wer weiß, ob er damit nicht erst zu McGonagall oder Kingsley gegangen wär.“

Harry übersprang die letzten drei Stufen und rannte als Erster aus dem Gebäude, als ein großes Stück Stoff auf ihn zu flatterte. Er fing den Tarnumhang aus der Luft und spürte den fließenden Stoff zwischen seinen Fingern. Dabei musste er über das eben gehörte nachdenken. Ja, wie groß war die Wahrscheinlichkeit? Ron hatte irgendwie Recht. Er und auch seine Freunde hatten meist mehr Glück, als ein einzelner Mensch verdiente. Vielleicht klangen viele seiner Geschichten deshalb so unglaublich.
Harry betete nur, dass es dieses Mal auch so sein würde!

„Wartet!“, rief Hermine, als sie endlich den Sand der Küste unter ihren Turnschuhen spürten.
Hier endeten die Schutzzauber, die die kleine Insel umgaben und hier war das Apparieren wieder möglich. Bedächtig richtete sie ihren Zauberstab auf Ron und murmelte etwas Unverständliches. Harry beobachtete interessiert, wie sich sein Aussehen nach und nach veränderte. Sein Haar wuchs in die Länge und wurde dunkler und ein dichter Bart umrahmte sein Gesicht.
„Jetzt könnten sie ihn aber in Gringotts erkennen“, stellte Harry fest, die die Ähnlichkeit zu seiner damaligen Tarnung nicht verleugnen konnte.
„So weit kommen wir nicht“, murmelte Hermine nur und kramte einen kleinen Spiegel aus ihrer Jackentasche.
Harry runzelte die Stirn.
„Wozu hast -?“
Hermine unterbrach ihn mit einem Zischen und fing nun an, ihr eigenes Aussehen zu verändern. Ihr Haar blieb buschig wie eh und je, doch nun wurde es heller und ihre Gesichtszüge veränderten sich. Schließlich ließ sie den Spiegel wieder in ihrer Jackentasche verschwinden und griff stattdessen nach einem Haargummi, mit dem sie sich einen Zopf band.
Mit entschlossenem Gesichtsausdruck wandte sie sich wieder den anderen beiden zu.
„Was ist mit mir?“, fragte Harry perplex.
„Du nimmst natürlich den Tarnumhang!“

Harry nickte und verstärkte seinen Griff um den Stoff, der noch immer in seiner Hand lag. Er stand eindeutig auf dem Schlauch. Wieder einmal. Seine Gedanken kreisten ständig um Ginny und um die Frage, ob es ihr gut ging und wo sie jetzt wohl war? Die Eventualität, dass sie schon gar nicht mehr leben könnte, wollte er gar nicht erst zulassen. Nicht in seinem Kopf. Und doch war da eine leise Stimme, die flüsterte, dass er es vielleicht schon vermasselt haben könnte. War sie gegangen, weil sie es nicht mehr ausgehalten hatte oder war sie wegen ihm gegangen? War sie nur bei Ernie und musste sich verstecken, oder hatten Todesser ihre Finger im Spiel? Oder Voldemort selbst? Voldemort selbst?
Harry spürte, wie sich sein Hals beim bloßen Gedanken daran fest zuschnürte. Er schnappte nach Luft und versuchte, diese Möglichkeit beiseite zu schieben. Doch einmal aufgetaucht, wollte sie sich nicht mehr einfach verdrängen lassen.
Seine Gedanken kreisten unablässig um das schlimmste Szenario, das er sich ausmalen konnte.

„Harry?“, fragte Hermine ernst und musterte ihren besten Freund.
„Was?“, schreckte Harry verwirrt hoch und wusste, dass ihm schon wieder etwas entgangen sein musste.
Tatsächlich hatte Hermine ihre Hand ausgestreckt und die von Ron bereits ergriffen, der merkwürdig blass aussah und immer wieder tief einatmete, wie um sich selbst zu beruhigen. Harry beeilte sich, Hermines freie Hand zu ergreifen und kaum hatten sich ihre Finger um seine geschlossen, wirbelte die Küste der kleinen Insel auf und Harry spürte das alte Gefühl, durch einen Schlauch gepresst zu werden.

Der erste Teil des Plans, der praktisch gar nicht vorhanden war, war beinahe zu einfach. Harry hatte sich, unter dem Tarnumhang verborgen, an die Fersen seiner beiden Freunde geheftet. Das Mädchen mit dem blonden Zopf und der Junge, der mit dem Bart und den langen Haaren viel älter wirkte, fielen niemandem auf. Tom der Wirt hob nur kurz den Kopf, grunzte zur Begrüßung und nickte, als Hermine freundlich sagte, sie seien nur auf der Durchreise.

„Ziemlich wenig los da drin, oder?“, fragte Ron leise, als sie im Hinterhof standen und Hermine mit ihrem Zauberstab die Steine an tippte, die den Weg in die Winkelgasse freigeben würden.
„Ja“, erwiderte sie nur abgelenkt, während Harry sich in Schweigen hüllte, „Komm, weiter!“
Harry stockte der Atem, als sie sich an düsteren Auslagen und noch düstereren Gestalten vorbei drängten. Plakate mit bekannten Gesichtern zierten die Wände, Verräter, die noch immer gesucht wurden. Hier und da hingen sogar noch Blätter, die von der Hinrichtung kündeten. Ihm wurde schlecht, während Hermine immer wieder die Hausnummer der Wohnung, die sie suchten, vor sich hinmurmelte.
„Einhundertdrei, das muss in der Nähe von Georges Laden sein, oder?“, zischte Harry nach vorn gebeugt und Hermine nickte nur, während sie mal nach rechts, mal nach links schaute und die Hausnummern absuchte.
„Da vorn ist dreiundneunzig!“, sagte Ron und deutete auf die Überreste von Weasleys Zauberhafte Zauberscherze. Seine Stimme klang seltsam belegt.
„Ich weiß, versuch nicht hin zu schauen“, murmelte Hermine und warf einen Blick nach hinten, „Es fällt sicher auf, wenn wir plötzlich vor diesem Laden stehen bleiben wie dämliche Touristen!“

Harry erkannte das Haus im gleichen Moment wie Ron und Hermine, die beide darauf deuteten. Es wirkte herunter gekommen und schief, wie beinahe alles in der Winkelgasse. Doch während die meisten Häuser hier Läden enthielten, über denen die Besitzer wohnten, schien dieses ein reines Wohnhaus zu sein. Harry ließ den Blick über die Fassade gleiten und erkannte gerade noch ein Gesicht hinter dem Vorhang im zweiten Stock, das prompt wieder verschwand.
„Also los“, sagte Ron entschlossen und öffnete die Haustür, die nur angelehnt war.
Auch das Treppenhaus war heruntergekommen und alt, niemand schien sich wirklich dafür verantwortlich zu fühlen. Harry kam gar nicht dazu, sich näher umzusehen, denn sie fanden sich im Eingangsbereich plötzlich Nase an Nase mit einem blonden Jungen, den er zuletzt vor vielen Monaten gesehen hatte.
„Ernie!“, sagte Hermine überrascht und fiel eben jenem um den Hals.
Ron machte Anstalten, seinen Zauberstab zu zücken und Harry, noch immer unter dem Tarnumhang verborgen, umklammerte seinen längst und richtete ihn ungesehen auf Ernie. Der wiederum starrte die junge blonde Frau nur verwirrt an, bis sich sein Blick schließlich aufhellte.

„Du meine Güte, bist du das wirklich? Mit blonden Haaren? Du bist es, ich hätte nicht gedacht, dass ihr noch am Leben seid, ihr...“, Ernie unterbrach seinen Redeschwall, drehte sich verdutzt zu Ron um und vergaß, seinen Mund wieder zu schließen.
„Ja, ich bins“, zischte Ron nur und warf einen Blick über die Schulter, „Wo sind wir ungestört?“
„Kommt mit.“

Ron und Hermine folgten Ernie mit Harry im Schlepptau die Treppe hinauf und dann nach links in eine kleine Wohnung, die eher schäbig wirkte. An einem kleinen Tisch saß Hannah Abbott und starrte die Neuankömmlinge verdattert an.
„Hast du den Patronus geschickt, Ernie?“, fragte Hermine ernst und folgte der Aufforderung, sich zu setzen.
„Ja, natürlich! Aber ich dachte, ich hätte Neville...“, fing Ernie an, wurde aber sofort wieder unterbrochen.
„Neville hat uns alarmiert. Tut mir Leid, aber könntest du... was für eine Gestalt nimmt dein Patronus an? Nur, um sicher zu gehen“, murmelte Hermine fast peinlich berührt, während Ron ungeduldig mit der Zunge schnalzte.
„Ein Eber!“, flüsterte Ernie betreten.
Sofort machte sich Erleichterung breit und auch Harry entspannte sich unter seinem Tarnumhang.
„Und ihr?“, fragte Hannah schüchtern und redete damit zum ersten Mal, seit sie die Wohnung betreten hatten.
„Ich ein Otter, Ron ein Terrier und Ha -“, zählte Hermine auf und verstummte erschrocken, „Ähm, wir, ich weiß nicht, ob Neville...“

Harry wusste, was jetzt kommen musste. Neville hatte ihm schon gesagt, dass er weder Ernie, noch Hannah etwas über ihn gesagt hatte.
„Ob Neville euch gesagt hat, dass ich auch da bin“, vervollständigte er deshalb Hermines Satz und ließ den Tarnumhang von seinem Kopf gleiten.
Der Anblick, der sich ihm nun bot, hätte unter anderen Umständen lustig sein können. Ernie öffnete und schloss seinen Mund, während er Harry anstarrte, als ob er gleich einem Herzinfarkt zum Opfer fallen würde, während Hannah nur den Eindruck machte, als ob ihr jemand einen Schockzauber verpasst hätte. Eine gefühlte Ewigkeit verging, während der niemand etwas sagte, bis Ernie schließlich seine Sprache wieder fand.
„Du LEBST!“, brüllte er und sprang auf.
Ron und Hermine zischten gleichzeitig mit vor dem Mund gehaltenem Zeigefinger, um ihn zum Schweigen zu bringen.
„Entschuldigung, ich meine... du lebst!“, flüsterte Ernie leiser und ließ sich wieder auf den Stuhl sinken, „Harry lebt! Ist das zu fassen? Neville hat kein Wort davon gesagt, nicht – ein – Wort!“
„Bei Merlins Bart!“, hauchte nun auch Hannah, die sich wieder zu fassen schien.
Traumwandlerisch erhob sie sich und ging auf den Totgeglaubten zu, um ihn zu umarmen. Harry hätte viele Reaktionen erwartet. In erster Linie, dass sie ihn für ihre Lage verantwortlich machen oder fragen würde, wo er all die Monate gesteckt hatte.
Doch nicht, dass Hannah ihm bloß erleichtert um den Hals fallen würde!
„Dann ist nicht alles im Eimer!“, hauchte Ernie und starrte Harry noch immer an, als ob jemand gerade von den Toten auferstanden wäre.
„Können wir bitte mal nicht vergessen, wieso wir hier sind?“, mischte sich Ron wieder ein, als ob alle völlig übergeschnappt wären, „Wo ist Ginny?“
Harry spürte, wie sich sein Magen nun doch noch schmerzhaft zusammen zog, weil sein bester Freund damit alle wieder in die Wirklichkeit zurückholte. Das merkwürdige Gefühl, eine Behandlung zu erfahren, die er nicht verdiente, löste sich in Luft auf. Hier ging es nicht darum, ob Harry Schuldgefühle haben sollte oder nicht, hier ging es einzig und allein darum, Ginny vor was auch immer zu retten!

Ernie und Hannah tauschten einen Blick.
„Also“, begann der ehemalige Hufflepuff und die Stimmung erreichte damit wieder einen Tiefpunkt, „Ich hab nicht gesehen, woher sie gekommen ist. Also, eigentlich hab ich auch gar nichts gesehen, nur Lichtblitze, weil ich am Fenster war. Ich hab also sofort rausgeschaut und sehe gerade noch, wie ein paar Typen in Umhängen jemanden neben sich her schweben lassen. So etwas kommt öfter vor, Todesser und Greifer marschieren hier herum und überfallen Leute, aber ich wollte natürlich wissen, wen es diesmal getroffen hat und da hab ich die roten Haare und das Gesicht erkannt und wusste sofort, dass es Ginny war. Sie haben sie in eines dieser Häuser gegenüber gebracht. Ich wollte erst nach, aber dann dachte ich, ich sage Neville Bescheid und hole mir sozusagen Verstärkung, ihr wisst schon, wie in den guten alten DA-Zeiten! Und dann seid ihr hier aufgetaucht“, schlussfolgerte Ernie.
„Ich hab gesagt, er ist verrückt, wenn er da alleine rein will“, sagte Hannah streng und warf den dreien einen Blick zu, als ob sie Zustimmung von ihnen erwartete.

Ron hatte sich längst am Fenster postiert und starrte jeden der gegenüberliegenden Häusereingänge an, als ob dort gleich Voldemort persönlich auf der Türmatte stehen konnte.
„Welches Haus war es?“, fragte Harry angespannt, während in seinem Inneren ein Kampf tobte.
Alles in ihm wollte sofort losstürmen und Ginny dort raus holen, während ein kleiner Teil seines Gehirns, der noch klar denken konnte, versuchte, die Sache mit Vernunft zu lösen. Ernie durchquerte das kleine Zimmer und deutete auf ein Gebäude schräg gegenüber. Es fiel nicht weiter auf und wirkte ebenso krumm und gebogen, so offensichtlich magisch, wie der Rest der Winkelgasse.

Harry hatte Mühe, dem Rest des Gesprächs zu folgen. Er hatte sich zu Ron ans Fenster gesellt und gab ab und zu nur seine Zustimmung zum Besten, indem er nickte oder den Kopf schüttelte, während Hermine mit Ron, Ernie und Hannah redete. Ihn interessierte es nicht, dass es drei Männer in Umhängen waren, die Ginny weg getragen hatten, noch, ob seitdem noch einmal etwas passiert war.
Eigentlich interessierte ihn nur, wann sie endlich dieses bescheuerte Haus stürmen und Ginny befreien würden!


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