von Hauself
Die Wochen vergingen. Dem September folgte ein kalter Oktober und diesem ein nasser November. Ron und Hermine waren nun offiziell ein Paar. Der zweite Kuss hatte auf sich warten lassen, doch danach war es für beide fast eine Selbstverständlichkeit, Händchen zu halten und sich zu küssen. Ron war selig und hatte für nichts anderes als Hermine Platz im Kopf. Auch diese schwebte mit einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht durch die Gänge des Schlosses. Sie fand es total süß, dass Ron immer noch jedes Mal rote Ohren bekam, wenn sie sich küssten. Malfoy, der seit den Sommerferien mit Pansy Parkinson ging, ließ keine Gelegenheit aus, um Ron und Hermine zu ärgern. Jedes Mal, wenn die beiden in seine Nähe kamen, nahm er Pansy in den Arm und küsste sie leidenschaftlich, um Ron und Hermine zu zeigen, dass sie mit ihren Küsschen und Händchenhalten mehrere Stufen unter ihm waren. Ron lief dann immer rot an und griff nach seinem Zauberstab, doch Hermine zog ihn schweigend weiter, um Ärger zu vermeiden. –Denn das war genau das, was Malfoy bezwecken wollte.
Harry war so ins lernen und Quidditchtraining vertieft, dass er kaum etwas von der Beziehung Hermines und Rons mitbekam. Am Tag nach dem ersten Kuss hatte Hermine, einen verlegenen Ron an ihrer Seite, Harry mitgeteilt, dass sie nun ein Paar waren. Das war aber auch alles. Trotzdem fand es Harry noch immer komisch, wenn er seine besten Freunde, die so intim miteinander umgingen, beobachtete.
Das erste Quidditchspiel, Gryffindor gegen Ravenclaw, fand Mitte November statt. Es regnete zwar nicht, dafür herrschte ein schlimmer Sturm. Als der Pfiff von Madame Hooch ertönte, stieß sich Harry vom Boden ab, wie seine Mitspieler, und fing an, das Feld auf seinem Feuerblitz zu umkreisen. Steve Roberts, der Sucher von Ravenclaw, tat es ihm gleich, allerdings einige Meter höher als Harry. Harry hörte die Zuschauer jubeln, schon jetzt stand es 50:0 für Gryffindor. Nachdem Cho letztes Jahr die Schule verlassen hatte und mit ihr der fantastische Hüter, schien die Mannschaft sich arg verschlechtert zu haben. Doch bevor Harry weiter darüber nachdenken konnte, sah er den Goldenen Schnatz keine fünf Meter vor ihm aufblitzen. Er trieb seinen Besen zu Hochleistungen an und hielt wenige Sekunden später den Schnatz in der Hand. Der Schlusspfiff ertönte und die Gryffindors jubelten. Harry ließ sich zurück zum Boden gleiten und wurde brüllend von seiner Mannschaft empfangen.
Später fand im Gryffindorturm ein rauschendes Fest statt. Ron und Ginny hatten in der Küche einige Leckereien von den Hauselfen ergattert und verteilten sie nun großzügig. „Einen schönen Gruß von Dobby soll ich dir bestellen“, grinste Ron und hielt Harry eine extra Flasche Kürbissaft hin. Das Fest dauerte bis weit nach Mitternacht an und so erschienen die meisten Gryffindors am nächsten Morgen reichlich verschlafen am Frühstückstisch. Harry war einer der letzten, der sich gähnend neben Ron und Hermine fallen ließ. „Harry, mum und dad laden dich dieses Weihnachten in den Fuchsbau ein. Hermine darf auch kommen. Mum schreibt, dass Fred und George auf jeden Fall da sein werden und vielleicht kommen auch Bill und Charlie. Nur Percy hat sich abgemeldet, der macht mit seiner Verlobten Lilja eine Reise nach Marokko.“ Harrys Müdigkeit war schlagartig verflogen. Weihnachten im Fuchsbau mit den Weasleys. Das war doch mal eine Nachricht, über die er sich freuen konnte. Als Harry wenig später zu Verteidigung gegen die Dunklen Künste ging, sah er eine aufgeregte Schar Gryffindors über den Tagespropheten gebeugt stehen. „Was ist denn los?“ Harry trat, dicht gefolgt von Ron und Hermine, näher heran. „Sie glauben, Du- weißt- schon- wer ist ganz in der Nähe. In den letzten Wochen sind fünfzig ausgesuchte Personen, von denen bekannt ist, dass sie gut Freund mit Dumbledore sind, unter mysteriösen Umständen gestorben“, erzählte Seamus schockiert. „Darunter auch eine Frau namens Nymphadora Tonks.“ Harry, Ron und Hermine sahen sich entsetzt an. Tonks war Mitglied im Orden des Phönix, sie hatten sie in den Sommerferien vor ihrem fünften Jahr in Hogwarts kennengelernt. Hermine hatte Tränen in den Augen und Ron drückte sie schnell an sich. Harry wollte gerade fragen, ob er sich den Tagespropheten einmal ausleihen dürfe, als er Malfoys Stimme vernahm. Im Arm hielt er Pansy Parkinson, die hämisch grinste. „Na, Weasley, ist es deine Freundin schon leid, mit dir zusammen zu sein, dass sie schon heulen muss? Muss dich ja ganz schön Überwindung gekostet haben, dieses Schlammblut zu umarmen. Wo du doch so schüchtern bist.“ Ron ließ Hermine los und zückte seinen Zauberstab. Hermines Hand, die sich auf seinen Arm legte und Harrys mahnende Worte nahm er gar nicht zur Kenntnis. „Friss Schnecken!“, brüllte Ron und der Zauber traf Malfoy, bevor er etwas tun konnte. Einige Mädchen schrieen unterdrückt auf, als Malfoy auf die Knie sank und seine erste schleimige Schnecke hervorwürgte. Ron wollte gerade zufrieden seinen Zauberstab einstecken, als Snape um die Ecke kam. „Was ist hier los?“, donnerte er. „Professor!“, kreischte Pansy. “Weasley hat Draco einen Fluch auf den Hals gewünscht.” Snape betrachtete seinen Schüler und machte eine Handbewegung Richtung Pansy. „Bringen Sie Mr. Malfoy in den Krankenflügel und bleiben Sie bei ihm, bis es aufhört. Weasley!“ Er sah Ron mit einem hasserfüllten Blick an. “Strafarbeit und fünfzig Punkte Abzug für Gryffindor. Kommen Sie nach der Stunde zu mir.“ Mitfühlend sahen Harry und Hermine ihren Freund an und folgten Snape langsam in den Kerker. „Wenigstens fühle ich mich jetzt gut, weil ich weiß, was Malfoy gerade durchmacht“, brummte Ron leise mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht. Hermine seufzte nur.
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