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Fanfiction

Letzte Worte - One-Shot

von lenali

Die Welt war im Krieg. Severus Snape jedoch störte sich nicht an dieser Tatsache. Natürlich fand der junge Zauberer Krieg nicht zwangsläufig schön – Krieg war eine grausame, schmutzige Angelegenheit – aber er kannte sich aus in dieser Art Welt, in einer Welt, die die Menschen von ihrer dunkelsten Seite zeigte, die Welt zeigte, wie sie in Wahrheit war.

Außerdem hatte Severus das Glück, der richtigen Seite anzugehören. Der Seite, die die Rebellion vor Jahren angefangen hatte und die nun endlich kurz vor dem Sieg stand. Im Moment waren sie so mächtig wie nie zu vor, es gab kaum noch Menschen, die sich dem neuen Regime verweigerten, mal abgesehen von dem Narren Dumbledore.

Die Leute huschten rasch über die Straße, vermummt, so als würde es sie schützen, nicht erkannt zu werden. Severus hätte am liebsten gelacht über ihre Dummheit. Sie waren natürlich sicher hier, diese Zauberer und Hexen hatten rein gar nichts zu befürchten und dennoch huschten und rannten sie beinahe durch die Straße. Sie waren in einem magischen Teil der Stadt London unterwegs, kein Muggelgeborener wäre jetzt noch so töricht, sich hier blicken zu lassen…

Die Welt war im Krieg, doch Severus schritt gelassen die Winkelgasse-Gasse entlang. Die vorbeihuschenden Menschen erstarrten, wenn sie ihn sahen. Vermutlich ahnten sie, wer, oder besser, was er war, denn er war einer der wenigen Menschen, die keine Kapuze trugen um sich zu verstecken.

Severus genoss es, die weit aufgerissenen Augen zu sehen, die Furch oder auch den Respekt darin – er genoss seine Macht.

Und so war er guter Dinge, als er sich aufmachte zur Bobbin-Apotheke um Zutaten für einen Trank zu besorgen, den der dunkle Lord von ihm wünschte.

Bei dem Gedanken daran lächelte der junge Mann beinahe, und hätte er keinen Umhang an, würde er Stolz sein Mal auf dem linken Arm betrachten.

Severus hatte sich dem mächtigen Zauberer direkt nach seinem Abschluss in Hogwarts angeschlossen und es hatte nur ein Jahr gedauert, bis er in den inneren Zirkel des dunklen Lords aufgestiegen war.

Der dunkle Lord hatte erkannt, welches Potenzial in Severus schlummerte, hatte seinen Verstand und sein Talent öffentlich gelobt. Dieser mächtige Zauberer war begeistert von den Zaubersprüchen die Severus erfunden hatte und beeindruckt von seinen außerordentlichen magischen Begabungen.

Der dunkle Lord war streng, aber er belohnte seine Anhänger. Severus wusste das und hatte sich von Anfang an problemlos eingefügt. Da es unter den Anhängern des mächtigen Zauberers ein strenges Hierarchiesystem gab, war sein Platz zu Beginn ganz unten gewesen. Severus hatte es erduldet, weil er wusste, dass er zu mehr fähig war, weil er wusste, dass in diesem System Gutes lag: man konnte aufsteigen. Schon nach einem Jahr, mit 18 Jahren hatte er es in den inneren Zirkel geschafft, in den kleinen Kreis derjenigen, die die Ehre haben, das dunkle Mal zu tragen.
Natürlich gab es auch dort Zauberer, die über ihm standen, aber – und das war das Entscheidende – es gab auch Zauberer, die unter ihm standen. Severus hatte seinen festen Platz in diesem Gefüge und das gefiel ihm. Er hatte einen Platz und er besaß Macht. Also ja, er fühlte sich gut – ob die Welt nun im Krieg war oder nicht.

Es gab beinahe nichts, dass Severus nicht für seinen Meister tun würde und das verband ihn so sehr mit den anderen Todessern, seinen Freunden, sie alle lechzten geradezu nach einem Lob des dunklen Lords.

Severus war so in Gedanken, dass er die dünne Gestalt nicht sah, die in ihn hineinlief – schließlich wichen die Menschen ihm aus, nicht andersherum.

„Passen Sie auf!“, zischte er und die Person, die, offenbar in Eile war, rief über ihre Schulter gewandt: „Verzeihung Sir, ich …“ Die Frau verstummte schlagartig und auch Severus wandte sich ihr ruckartig zu. Diese Stimme würde er überall erkennen.

„Lily?“, fragte er fassungslos.

Seine beste Freundin sah ihn bestürzt an. Ihr Gesicht war verschleiert und nicht die leiseste Strähne roten Haars sah aus der Kapuze hervor, doch ihre grünen Augen strahlten so intensiv wie eh und je.

Severus hatte sie seit beinahe einem Jahr nicht mehr gesehen, seit dem desaströsen Vorabend ihrer Hochzeit und er war so überrumpelt, dass ihm für einen Moment die Worte fehlten. Sein Magen zog sich zusammen und er realisierte, wie sehr sie ihm gefehlt hatte.

Lilys Augen verengten sich, sie drehte ihm den Rücken zu und wollte weitergehen. Doch noch bevor sie einen Schritt machen konnte, schoss seine Hand hervor und er hielt sie fest.

„Lilly. Warte“, sagte er, sah sich hastig um, um sich zu vergewissern, dass sie alleine waren und zog sie in eine enge Seitengasse.

Sie standen nah beieinander und Severus konnte einen blumigen Duft ausmachen. Seine geübten Sinne analysierten ihn automatisch, es war eine Mischung aus Wildrosen und Zedernholz. Es war erstaunlich, wie sehr sie diesen Duft nach all den Jahren noch mochte und es gab ihm auf eine eigentümliche Art und Weise Hoffnung.

In dem Moment machte sich Lily ungeduldig los, trat einen Schritt zurück und sah ihn aus finsteren Augen an. „Was willst du, Severus?“

„Ich.. nichts. Was tust du hier?“

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht“, sagte sie kühl und verschränkte die Arme vor der Brust.

Zorn loderte in ihm auf und er sagte wütend: „Du kannst nicht einfach in die Winkelgasse spazieren, nur weil dir danach ist, Lily. Ist dir nicht klar, wie gefährlich das ist?“

„Und noch einmal. Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“

„Natürlich geht es mich was an!“, zischte er wütend. „Wir sind Freunde.“

„Freunde?“, höhnte Lily. „Na sicher. Das ist auch der Grund warum du mich in diese dreckige Gasse gezerrt hast, warum du nicht mir gesehen werden willst…“

„Lily, nicht…“, erwiderte er schwach.

„Damit deine Todesser-Kumpels nicht sehen wie du dich mit einem dreckigen Schlammblut abgibst!“, fuhr sie ungerührt fort, ihre grünen Augen blitzen ihn zornerfüllt an.

Severus wurde blass „Tu das nicht“, sagte er leise und schüttelte den Kopf. „Nenn dich nicht… Du bist kein…“

„Doch, Severus, genau das bin ich. Und du weißt das ganz genau, du hast mich selbst schon so genannt!“

„Und ich hab mich entschuldigt. Tausendmal entschuldigt, du kannst nur nicht…“

Lily hob abwehrend die Arme. „Du verstehst es nicht. Ich hab genug. Ehrlich Severus, ich hab genug. Ich bin müde und will nach Hause…“

Panisch machte Severus wieder einen Schritt auf sie zu, hielt ihre beiden Handgelenke fest, als könne er sie so daran hindern zu gehen und sagte eindringlich. „Es tut mir Leid. Ok. Vergiss es. Bitte lass uns nicht streiten, nicht schon wieder. Ich möchte nicht mit dir streiten, Lily.“

Lily sah ihn nicht an, sie schüttelte die ganze Zeit den Kopf, als könne sie Severus Worte dadurch fernhalten.

„Bitte Lily. Lass uns… lass uns Reden. Nur kurz. Bitte. Ich hab dich so sehr vermisst“, flehte er, selbst überrascht, dass er das laut gesagt hatte, aber es war trotz allem wahr. Er vermisste Lily. Ständig.

Lily hielt inne, blickte auf und sah ihn mit diesen unglaublich grünen Augen an. Ablehnung lag darin, Widerwillen und Zweifel. Es schmerzte Severus zu wissen, dass dieser Blick ihm galt. Es war so lange her, dass sie lachte oder Zuneigung in ihrem Gesicht lag, wenn sie ihn ansah.

„Ach ja?“, fragte sie schließlich leise und sah ihn eindringlich an. „Und warum versteckst du mich dann in dieser Gasse? Warum lädst du mich nicht ins Victorias auf eine Tasse Tee ein? Oder lass uns doch ein Eis essen gehen bei Fortescues?“, schlug sie humorlos vor.

Severus zögerte und als er keine Antwort gab, verengten sich ihre Augen erneut. „Aber dann könnte man uns ja zusammen sehen, nicht wahr? Man könnte sehen, wie Severus Snape, der treue Todesser“ sie spie das Wort verächtlich aus „sich mit einem Schlammblüter abgibt.“

Severus schüttelte erneut den Kopf, als er hörte, wie Lily sich selbst so bezeichnete. „Ich möchte…“, er schluckte und vergaß, was er sagen wollte.

„Ja?“, fragte Lily und sah ihn erwartungsvoll an.

„Bei Merlin, Lily, du weißt genau dass ich das möchte, aber… ich kann nicht. Nicht jetzt, es gibt Regeln. Ich kann nicht einfach…“

„Feigling“, höhnte sie.

„Das hat nichts mit Feigheit zu tun!“, wiedersprach er wütend. „Du verstehst nur nicht…“

Lily fiel ihm ins Wort: „Du hast doch gar keinen freien Willen mehr, Severus. Du bist seine Marionette…“

„…das ist nicht wahr…“

„…und noch dazu eine feige Marionette!“, verspottete sie ihn. Und es machte ihn rasend und schmerzte ihn gleichermaßen, dass Lily so von ihm dachte, dass sie so mit ihm sprach und ihn so abschätzig ansah. Lily hatte es schon immer geschafft zu ihm durchzuringen und wenn sie in der Nähe war, hatte er - der sonst immer so beherrscht war - seine Gefühle noch nie kontrollieren können und so rastete er aus, wieder einmal.

„Halt den Mund! Ich bin kein Feigling!“, rief er wütend. „Du hast keine Ahnung wie er ist, du solltest ihn sehen! Er ist so gewaltig, so mächtig, du hast ja keine Ahnung, also halt gefälligst deinen Mund!“

„Oder was? Willst du mich ruhig stellen, Severus? Wie schwer fällt dir wohl ein simpler Avada-Kedavra?“, fragte sie hart.

Severus erblasste und umfasste ihre Handgelenke fester. „Ich würde dir nie etwas antun Lily, wir sind Freunde. Auf ewig. Weißt du nicht mehr, der See? Im Sommer? Du hast mir geschworen…“

„Ich erinnere mich daran“, unterbrach ihn Lily erneut. „Aber das warst nicht du. Ich hab meine ewige Freundschaft dem Jungen geschworen, der unterscheiden konnte zwischen gut und böse, einem Jungen, der nett war, lustig war. Und schüchtern“, fügte sie hinzu. Mit jedem Wort zog sich Severus Magen schmerzhafter zusammen. „Ich hab ewige Freundschaft meinem Freund Sev geschworen. Aber du… Du hast nichts mit ihm gemeinsam, rein gar nichts. Du bist nicht Sev, du bist… Du bist Snape!“

Lily atmete heftig nach diesem Ausbruch und Severus ließ sie los, endlich, als hätte er sich verbrannt.

Fassungslos und voller Entsetzen starrte er die junge Frau vor ihm an, er fühlte sich dumpf und seine Hand schwebte in der Luft, bis er sie hilflos zur Seite sinken ließ. Lily machte einen Schritt nach hinten, sie stand jetzt mit dem Rücken an die Mauer gelehnt, als müsse sie sich abstützten und eine Träne rann ihr stumm übers Gesicht.

Severus wollte etwas sagen, aber er wusste nicht was. Der Schmerz vernebelte sein Gehirn und sein Magen zog sich krampfhaft zusammen. Ihm fehlten immer die richtigen Worte bei Lily, es war zum verrückt werden, ansonsten waren Worte sein Metier, doch bei Lily schaltete sein Gehirn einfach aus.

„Ich sollte gehen“, flüsterte Lily heiser, doch sie machte keine Anstalten aufzubrechen.

„Bitte nicht“, flüsterte Severus mit belegter Stimme.

„Was willst du von mir, Snape?“, fragte sie und es schmerzte Severus, dass sie, von allen Menschen auf der Welt, ihn so nannte.

„Ich möchte, dass wir wieder Freunde sind Evans“, lächelte er, doch es erreichte nicht seine Augen und die Verzweiflung war deutlich aus seiner Stimme zu hören.

Lily schloss die Augen. „Potter. Es heißt Potter.“

Es war ein weiterer Stich, nur ein weiterer. Er konnte das verkraften. Severus schluckte seinen Kommentar herunter. Auch nach beinahe einem Jahr konnte er von ihr noch nicht als Lily Potter denken. Es wollte nicht in seinen Kopf und es quälte ihn so sehr, dass sie sich ausgerechnet für diesen Widerling entschieden hatte.
Er verstand selbst nicht, warum er ihre Freundschaft so dringend brauchte, wo es nur noch schmerzte. Er verstand nicht, warum diese Freundschaft so kompliziert geworden war in den letzten Jahren. Sie waren doch beste Freunde gewesen, wie genau war das passiert?

Sie rappelte sich auf und er streckte seine Hand erneut aus, als wolle er erneut nach ihr greifen. Als er ihren Blick saß, ließ er sie jedoch wieder sinken. „Bitte Lily, geh nicht.“

„Ich halte das nicht mehr aus. Ich… ich kann das einfach nicht mehr, ok?“ Lily sah ihn müde an.

„Aber wir können das wieder hinkriegen, wir können wieder…“, beeilte sich Severus zu sagen.

„Nein, können wir nicht“, unterbrach ihn Lily zum wohl 1.000sten Mal. „Wir kämpfen auf unterschiedlichen Seiten in einem Krieg, Snape.“ Severus verzog das Gesicht, als sie ihn erneut so nannte. „Wir stehen auf unterschiedlichen Seiten und sind damit genaugenommen Feinde.“

„Dann wechsle!“, sagte er hastig, froh darüber, dass sie noch nicht gegangen war.

„Das ist nicht dein Ernst, oder?“, fragte sie hohl.

„Doch. Der dunkle Lord wird einen Platz für dich haben…“

„Severus!“, zischte sie wütend. „Ich bin muggelstämmig. Der einzige Platz den dein Meister für mich hat ist unter der Erde!“

„Ich weiß, ich weiß das, ok. Aber du bist unglaublich talentiert. Du bist so eine begabte Hexe. Und wunderschön. Du bist so außergewöhnlich… Der dunkle Lord weiß diese Dinge zu schätzen“, sagte er eifrig.

Jetzt lachte sie trocken. „Oh Gott. Ich kann nicht glauben dass ich dich mal für intelligent gehalten habe. Du bist wirklich naiv wenn du das glaubst.“

Sie sah ihn beinahe mitleidig an und Severus suchte verzweifelt nach irgendetwas, das er sagen konnte um die Situation besser zu machen. Er wollte nicht mit Lily streiten, das hatte er noch nie gewollt und doch schien jedes Gespräch zwischen ihnen so zu enden.

„Die Bones waren reinblütig, Severus. Ebenso Fabian und Gideon. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass sie mich, eine Schlammblüterin und bekannte Ordens-Anhängerin, akzeptieren? In deiner Welt ist kein Platz für mich!“

Severus schwieg. Lily hatte Recht, was die Prewetts betraf, aber das galt nicht für sie selbst. Schließlich hatte Lily durch ihn einen direkten Draht zu dem dunklen Lord. Er würde seinen Meister natürlich bitten, Lily seiner Obhut zu überlassen. Das konnte er ihr aber natürlich wiederum nicht sagen, er wusste, dass sie es falsch aufnehmen würde.

„Und abgesehen davon, bin ich glücklich dort, wo ich bin. Ich würde lieber sterben als mich Voldemort (Severus zuckte zusammen) anzuschließen. Er ist ein menschenverachtendes Monster. Wir sollten, das nächste Mal, wenn wir uns sehen, so tun als ob wir uns nicht kennen, denn im Grunde trifft das zu.“

„Was?“, fragte er überrascht.

„Ich erkenne dich nicht wieder. Ich KENNE dich nicht, Snape (Severus verzog das Gesicht, als sie seinen Nachnamen benutzte) und du kennst mich nicht.“

„Das ist nicht wahr!“, widersprach er heftig.

„Ach ja?“, fragte sie. „Warum bin ich hier heute?“

„Ich… Woher soll ich das wissen, wenn du es mir nicht sagen willst? Das hat nichts damit zu tun ob wir uns kennen.“

„Ich bin schwanger, Severus“, sagte sie leise und Severus bemerkte dass sie gelassen wirken wollte, doch ihre Augen strahlten, als sei das das Beste was ihr je passiert war.

Severus erstarrte. Lily. Schwanger. Automatisch sanken seine Augen zu ihrem Bauch, doch es war noch nichts zu sehen. Schwanger – immer wieder konnte er nur an dieses Wort denken, und es überraschte ihn selbst, denn normalerweise war Severus außergewöhnlich aufnahmefähig und konnte die kompliziertesten Situationen aus unterschiedlichen Sichtweisen betrachten und analysieren (eines der Dinge, die der dunkle Lord so schätze).

Lily. Schwanger. Doch das überstieg seinen Verstand und ihm wurde klar, dass er immer noch, nach all der Zeit und nach all den Dingen die zwischen ihnen standen, insgeheim gehofft hatte, dass er es wäre, mit dem Lily irgendwann Kinder haben würde.

Er machte einen Schritt nach hinten und ließ sich an die Mauer sacken. Er brauchte diese Stütze, so sehr warf ihn diese Neuigkeit aus der Bahn. Er schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief ein und aus.

„Von Potter?“, fragte er schließlich zögernd.

„Natürlich von James“, rollte sie die Augen.

Severus atmete zitternd aus. Die Selbstverständlichkeit mit der sie Potters Vornamen aussprach, selbst dieses kleine Detail war zu viel. Die Ehe mit ihm hatte ihn gebrochen damals und er hatte ihr einige üble Dinge an den Kopf geworfen, an dem Abend, als er versucht hatte, sie davon abzuhalten Potter zu heiraten.

Es war zu erwarten, dass die beiden irgendwann Kinder wollten, aber so bald schon? Er konnte es noch immer nicht verdauen Lily an Potters Seite zu sehen, dass sie jetzt ein Kind bekam, von ihm, ausgerechnet von ihm…

„Bist du dir sicher, dass das das Richtige ist?“, fragte er unsicher. Er wollte sachlich bleiben, um nicht schon wieder zu streiten, aber er konnte das einfach nicht gut heißen.

„Normalerweise sagt man „Herzlichen Glückwunsch“, sagte sie, offensichtlich genervt.

„Ich meine nur…“, fing er vorsichtig an. „Du bist so jung, du bist gerade mal 19 Jahre alt. Und ihr seid doch erst zwei Jahre zusammen und gerade mal ein Jahr verheiratet, woher willst du wissen ob das wirklich hält und…“

„Hör auf damit“, sagte sie scharf.

Severus verstummte, aber es kostete ihn alle Kraft, nichts zu sagen. Denn, oh ja, es viel ihm einiges dazu ein, doch nichts davon würde sie hören wollen.

Lily – Schwanger.

Immer wieder spukten diese beiden Wörter in seinem Kopf herum und er presste seine Lippen so fest aufeinander, wie er nur konnte.

„Mehr hast du nicht zu sagen?“, fragte sie und musterte ihn aufmerksam. Vermutlich wollte sie ihren Blick neutral halten, aber Severus kannte sie – auch wenn sie das Gegenteil behauptete – und er wusste, dass sie enttäuscht war.

Also tat er ihr den Gefallen. „Doch. Was in aller Welt hast du hier zu suchen, wenn du schwanger bist? Bist du vollkommen übergeschnappt? Dir ist bewusst, wie riskant und gefährlich das war?“

Jetzt lächelte sie beinahe. „Es gibt ein paar Komplikationen. Nichts Schlimmes“, fügte sie rasch hinzu, als sie Severus besorgen Blick sah, „Ich habe einen Trank zur Stärkung des Fötus aus der Apotheke gekauft. Ich hätte mir ja selbst einen gebraut, aber es ist so schwer an Feuersalamanderblut zu kommen und, na ja. Ich kannte niemanden sonst, der welches besitzt, also…“

„Du hättest mich fragen können. Ich hätte dir den Trank gebraut!“

„Du meinst, ich vertrau dir James Kind an?“, jetzt lachte sie beinahe. „Severus Snape kümmert sich um Potters Kind – na klar.“

Und auch Severus musste lächeln bei dieser absurden Idee. Sie sahen sich an und beinahe war es wie in alten Zeiten.

Im Nachhinein war er froh, dass sie ihn nicht gefragt hatte. Wahrscheinlich hätte er der Versuchung, ein abtreibendes Mittel in den Trank zu geben, nicht widerstehen können.

„Komm zu uns Severus. Wechsel die Seiten“, sagte Lily plötzlich ernsthaft und sah ihn mit ihren wundervollen Augen bittend an.

Er sah zur Seite, das Lächeln war weggefegt. „Das kann ich nicht.“

„Natürlich kannst…“

„Man kann den dunklen Lord nicht einfach verraten Lily. Wenn ich das tue, bin ich tot.“

„Also hast du nur Angst?“, frage sie.

„Nein“, sagte er scharf. „Du verstehst es nicht. Du weißt nicht wie er ist. Man kann nicht „Nein“ zu ihm sagen…

„Ich hab es getan“, sagte sie eindringlich.

„Das ist etwas…“

„James hat es getan, als er kam, um uns anzuwerben. Sirius hat Nein zu ihm gesagt, selbst Peter hatte den Mut dazu!“, sagte sie heftig.

„Ich bin nicht nur irgendein minder begabter Zauberer, Lily. Ich bin ein Todesser. In dem Moment, in dem ich den dunklen Lord verrate, bin ich ein toter Mann“, sagte er ausdruckslos. „Und in dem Moment, in dem ich bei euch auftauche, bin ich genauso ein toter Mann – oder glaubst du, dass Black, Potter und deine reizenden neuen Freunde mich mit offenen Armen aufnehmen würden?“, fragte er abschätzig.

„Dann geh erst zu Dumbledore“, sagte sie flehend und als Severus verächtlich schnaubte fügte sie heftig hinzu: „Im Ernst, Severus. Dumbledore kann... er WIRD dir helfen. Er wird dich beschützen!“

„Tatsächlich? So wie er euren kleinen Orden beschützt?“, höhnte Severus „So wie er die Bones beschützt hat? Oder diese Prewetts? Meinst du so, wie er Fenwick beschützt hat?“, spottete er, als er sich daran erinnerte wie wenig zimperlich mit dem Letzterem umgegangen wurde.

Lily wurde blass. „Was ist mit Benjy?“

Severus sah sie überrascht an. „Habt ihr ihn immer noch nicht gefunden?“
Lily starrte ihn entsetzt an. „Ist er tot? Benjy ist tot? Wir reden vom selben Benjy Fenwick?“

Severus schnaubte. „Noch mehr Fenwicks sind nicht im Orden, oder? Also ja, viel toter geht es gar nicht.“

„Oh Gott…“, Lily stütze sich mit einer Hand an der Wand ab und schloss die Augen. Sie zitterte und einen Moment bereute Severus, dass er sie so sehr aufgeregt hatte.

„Lily ich…“

„Halt die Klappe“, fuhr sie nun ihn an. „Oh Gott. Oh Gott. Oh Gott… Benjy“, flüstere sie und schlug die Hand vors Gesicht. Severus wusste nicht, dass sie diesem Zauberer nahe stand, geschweige denn ihn kannte, schließlich war er beinahe 20 Jahre älter als sie beide. Andererseits waren er und Lily natürlich Ordens-Kollegen. Und Lily hatte ein großes Herz, das wiederum wusste er nur zu gut. Natürlich würde sie sich mit jedem einzelnen Mitglied ihrer Vereinigung persönlich anfreunden. Er persönlich hielt es für töricht sich die Mühe zu machen, mit Todgeweihten Freundschaft zu schließen. Aber so war sie nun mal.

Und er selbst fände die Nachricht über den Tod einer seiner Kollegen natürlich bedauerlich, doch ganz sicher würde er nicht in verzweifelte Tränen ausbrechen, so wie sie es gerade tat. Unbeholfen stand Severus vor ihr, er wagte nicht, sie anzufassen und er überlegte fieberhaft, was er sagen konnte, um sie aufzumuntern.

„Was ist passiert?“, schluchzte Lily.

„Das willst du nicht wissen“, sagte Severus nach einem leichten Zögern.

„Dann warst du dabei?“, ihre Stimme überschlug sich und sie sah ihn zornig an. Als er nichts erwiderte, schlang sie die Arme um sich und weinte.

„Wie konntest du nur, Severus? Wie konntest du das nur tun?“

„Ich hab ihn nicht getötet“, sagte er etwas lahm.

„Dann standest du dabei und hast zugesehen? In wie fern macht dich das besser? Du hast ihn einfach sterben lassen? Hast zugesehen wie sie ihn foltern?“

Er widersprach nicht und Lily schluchzte laut auf. „Gott du widerst mich an!“, ihre Stimme hickste leicht, doch ihre Augen sahen ihn so hasserfüllt an, dass es ihm die Sprache verschlug.

„Du bist ein widerlicher, elender, verdammter Feigling, Snape!“

„Ich bin kein Feigling!“, zischte er. „Ich hätte für Fenwick rein gar nichts tun können…“

„Dann bereust du es? Bereust du es, dass du nicht eingegriffen hast?“

Severus schluckte. Natürlich bereute er es nicht. Er hatte Fenwick zwar nicht getötet, aber doch wesentlich dazu beigetragen. Und genau das war es, was ihn in der Gunst des dunklen Lords so hatte steigen lassen. Offenbar deutete Lily sein Schweigen jedoch anders, denn sie packte ihn plötzlich bei den Schultern, was an sich schon eine Leistung war, denn Severus war deutlich größer wie sie und sagte eindringlich:

„Geh zu Dumbledore, Severus. Geh zu Dumbledore, er wird dir helfen!“ Severus blickte hinab in ihr tränenüberströmtes Gesicht. Er bewunderte Lily dafür, dass sie die Kraft hatte, ihn noch immer überzeugen zu wollen, nachdem sie gerade von dem Tod eines Freundes erfahren hatte. Aber so war sie immer gewesen. Stark.

Er zögerte. Er wollte ihr nicht noch mehr Schmerzen bereiten, aber er wusste, dass er es nicht mal in Betracht ziehen würde, Dumbledore aufzusuchen. Es gab kein Szenario, das er sich vorstellen konnte, in dem er zu Dumbledore kriechen würde. Er hatte kein Interesse daran, die Todesser zu verlassen.

Leise sagte er: „Du vergisst, dass ich das nicht will. Ich bin glücklich dort, wo ich bin.“

„Du bist nicht glücklich, Severus, schau dich an, wann hast du das letzte Mal in einen Spiegel geschaut? Ich kenne dich besser!“

Die beiden sahen sich an, Severus sagte nichts. Schließlich wandte Lily den Blick ab, wütend und mit Tränen in den Augen. Sie trat einen Schritt zurück. „Dann gibt es nichts mehr zu sagen, Snape!“, sagte sie und ihre Stimme klang eigenartig hohl. „Wir stehen auf unterschiedlichen Seiten“

„Lass das Lily, das hat nichts mit uns zu tun.“

„Das hat alles mit uns zu tun, du hast es nur nie verstanden.“ Die Tränen rannen ihr nun haltlos über das Gesicht. „Ich werde nicht mehr mit dir reden, sollten wir uns wieder begegnen.“

„Lily, bitte. Wir können uns weiterhin sehen. Wir können uns heimlich treffen, so wie heute. Wir können Freunde sein.“

Sie schüttelte den Kopf, Unglauben und Schmerz auf jede Linie ihres Gesichts gezeichnet. „Ich betet für dich, Snape. Ich bete, dass du dich wieder findest. Dass du den Jungen Severus wieder findest. Denn im Moment bist du nur ein Monster.“

„Sei nicht albern, ich bin kein Monster. Das ist eben Krieg, da gibt es immer Opfer.“

„Und das findest du auch noch in Ordnung?“, fragte sie bissig. „Such es dir aus Severus, du bist entweder ein Monster oder ein Feigling.“

Severus erwiderte nichts, wie immer fehlten ihm die richtigen Worte, denn Lily VERSTAND einfach nicht.

„Severus Snape, der größte Feigling den die Welt je gesehen hat!“, sagte Lily scharf, doch ihre Augen blickten ihn unglaublich traurig an.

„Lily…“ Severus wollte seine Hand nach ihr ausstrecken, doch er griff ins Leere. Mit einem lauten Plopp war Lily verschwunden, vor seiner Nase appariert.

Wut kochte in ihm auf, sie konnte ihn nicht so stehen lassen. Sie verstand einfach nicht und er wusste nicht, wie er es ihr begreiflich machen konnte. Sie war auf der falschen Seite, sie war auf der Seite die verlor!
Er würde die ganzen nächsten Wochen noch wütend auf dieses Gespräch blicken und jeden Satz, jedes gesagte Wort analysieren, mit dem immer selben Ergebnis, dass sie einfach nicht verstand.

In den nächsten Wochen wurde der dunkle Lord immer mächtiger und der Orden immer schwächer, die Mitglieder des Ordens starben einer nach dem anderen, die Todesser beseitigten sie wie lästige Fliegen.

Lily selbst war dem dunklen Lord erneut begegnet, bereits zum dritten Mal und Severus Herz blieb beinahe stehen bei dieser Nachricht. Doch sie war entkommen, wie immer. Lily war so schlau und talentiert, sie würde ihm sicherlich immer entkommen. Oder?

Severus begann sich Sorgen zu machen. Was würde mit Lily geschehen, wenn Severus Seite endgültig gesiegt hatte? Würde er sie beschützen können?

Doch immer, wenn solche Zweifel Besitz von ihm griffen, schüttelte er sie leichthin ab. Natürlich würde er das. Er hatte noch nie eine Bitte an den dunklen Lord gerichtet, sicher wird er ihm diese eine gewähren. Und dennoch, nur um sicherzustellen, dass er die Gunst seines Herrn nicht verlor, strengte er sich noch mehr an. Er tat alles, was er konnte, um den dunklen Lord zufrieden zu stellen und verausgabte sich beinahe in seinen Bemühungen, ein würdiger Todesser zu sein, damit, wenn die Zeit reif war, er in der Lage sein würde, eine Bitte an seinen Herrn zu richten.

Er war so beschäftigt, dass der Streit mit Lily in Vergessenheit geriet. Er war sich sicher, dass sie verstehen würde, wenn es so weit wäre. Damals wusste Severus noch nicht, dass dieser Streit ihn ein Leben lang verfolgen würde. Dass er nicht nur Wochen, sondern vielmehr Jahre voller Wut an dieses Treffen zurück denken würde. Eine Wut, die sich leicht unterschied von der damaligen und die sich nicht mehr gegen Lily, sondern gegen ihn selbst richtete, gegen sein jüngeres ich, das EINFACH NICHT VERSTAND. Denn die letzten Worte seiner besten Freundin, die letzten Worte der einzigen Frau, die er je geliebt hatte waren und werden immer sein:

-Severus Snape, der größte Feigling den die Welt je gesehen hatte-


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