von Nerina
Immer wieder blätterte der junge Mann in den staubigen Seiten der Bücher. Es musste doch einen Hinweis geben oder einen Wink, sodass er sich sicher sein konnte, dass er nicht der Erste seines Hauses war, der sich ausgerechnet in eine muggelstämmige Gryffindor verliebte. Doch nichts...
Er hatte nun sehr viele alte Jahrbücher durchforstet und niemanden gefunden, der seine Gefühle für normal erachten könnte. Gerade er, Draco Malfoy, hatte sich in Hermine Granger verliebt. Konnte er denn noch tiefer sinken?
Er hatte nichts weiter getan, nichts gesagt, seinen Zauberstab nicht zur Hand genommen. Doch plötzlich schwebte eines der Bücher aus dem Regal und flog genau auf ihn zu. Mit noch blasserem Gesicht als sonst, beobachtete der Slytherin dies merkwürdige Schauspiel. Natürlich ab es in seiner Welt viele ungewöhnliche Dinge, aber das war doch ein Tick zu viel des Ungewohntem.
Der Staub tänzelte um das Buch herum, als jenes mit seinen Seiten auf den Blonden zuflatterte und schließlich aufgeklappt vor ihm liegen blieb. Draco wusste genau, warum er nicht oft die Bibliothek von Hogwarts besuchte, immerhin geschahen hier zu viele, merkwürdige, Dinge. Mal ganz davon abgesehen, dass hier eine Menge Gryffindors ihre Nachmittage verbrachten. Der Malfoy Nachkomme hatte nur zwei gute Gründe hier her zu kommen. Der Erste war Hermine und der Zweite war, dass er endlich eine Antwort auf seine Frage bekommen wollte.
Aber vielleicht wollte dieses smaragdgrüne, staubige Buch, welches nun vor ihm lag, ihm genau das bieten: eine Antwort.
Etwas misstrauisch schaute Draco die aufgeklappte Seite an und erkannte, allein an der Handschrift, dass dies kein Lehrbuch oder der gleichen war. Es schien ein Tagebuch zu sein, ein sehr altes noch dazu. Verwundert schaute er auf die Mitte, welche die eine Seite von der anderen trennte und stellte fest, dass einige Seiten unachtsam herausgerissen wurden. Doch wo waren diese Seiten jetzt? Wer hatte sie entfernt?
Vorsichtig strich Draco über die Fetzen in der Mitte und bemerkte, wie alles um ihn herum ganz merkwürdig verschwamm. Alles drehte sich und als er die Augen, die er vor Schreck geschlossen hatte, wieder öffnete, fand er sich in der Bibliothek wieder.
Doch war sie nicht so, wie er sie kannte. Die Regale waren kaum befüllt, die Sessel noch sehr neu und nicht gebraucht. Hier und da standen noch Kartons rum; verschlossen. Und alles war in einem eigenartigen Sepia eingehaucht, wie bei alten Fotos.
„Salazar, bitte.“, flüsterte eine feminine Stimme ganz in der Nähe und klang dabei ziemlich flehend.
Leicht verwirrt folgte Draco der Stimme und ihm dämmerte langsam, wo er sich genau befand. Immerhin waren solche Tagebuchreisen oder reisen in die Vergangenheit mit einem Denkarium in der magischen Welt nichts besonderes.
Aber was wollte ihm dieses Tagebuch zeigen?
Als er schließlich um die Ecke bog, erkannte er den Gründer seines Hauses. Wie hätte er ihn auch verwechseln können, immerhin hatte er an die zwanzig Schokofroschkarten von ihm. Doch was sich Draco vielmehr fragte war, wer die Frau war, die er so innig umarmte. Ganz verzweifelt und mit traurigem Blick hielt er die unbekannte Schönheit fest und hauchte ihr irgendwelche Worte in das Ohr.
Doch die Frau schien sich nicht beruhigen zu wollen, denn sie weinte bitterliche Tränen und klammerte sich fast verzweifelt an den grünen Umhang ihres Gegenüber fest.
„Bitte, du darfst nicht einfach gehen. Tu es für mich!“, flehte sie Slytherin an und blickte ihm dabei ebenso flehend, wie der Klang ihrer Stimme, in seine smaragdgrünen Augen.
„Ich muss und du weist warum!“, sagte er noch mal eindringlich, während sein Gesicht jedoch eine andere Sprache sprach. Er wollte sich nicht trennen, nicht von ihr. Er hielt sie ebenso fest in den Armen, wie sie ihn und doch löste er sich schmerzlich von ihr.
„Grynet, du weist, dass es besser so ist. Dein Bruder schöpft ohnehin schon verdacht und wenn er wüsste dass wir...“, fing der Gründer an zu erklären und seufzte, als sie sich ihm erneut in die Arme warf. „Dass wir was?“, fragte sie weinend nach und wischte sich sogleich die Tränen aus dem Gesicht. Vermutlich wollte sie nicht schwach wirken, sondern eher mutig, stolz und vor allem stark. „Dass wir uns lieben? Du hast so gute Seiten Salazar und ich kenne sie. Warum willst du sie den anderen Gründern nicht zeigen?“
Ein langes Schweigen trat ein und hier und da schienen einige Fetzen der Erinnerung zu fehlen, denn die Beiden standen plötzlich den Gang weiter hinunter, sodass Draco schnell hinhechten musste, um noch mitzubekommen, wie sich die beiden, anscheinend endgültig. Voneinander verabschiedeten.
„Ich liebe dich Salazar Slytherin!“, hauchte die Brünette und hielt dabei seine Hand in der Ihren. „Und ich liebe dich. Bitte vergiss dies niemals, Grynet Gryffindor!“, hauchte Salazar und gab der Schwester von Godric einen allerletzten Kuss.
Draco hatte nicht genug Zeit um weiter zu verfolgen, was au ihnen werden würde, denn da schmiss ihn das Tagebuch schon aus den Seiten, klappte sich zu und verschwand in einer Wolke aus Staub.
Doch zumindest wusste Draco nun eines, dass er nicht der einzige war, der sich als Slytherin, beinahe verbotenerweise, in eine Gryffindor verliebt hatte.
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