von Nerina
Das braune Haar flatterte in sanften Wellen im Wind, wobei der Schnee am Boden zu tanzen begann, als eine kleinere Menge bei der Landung aufgewirbelt wurde. Tränen flossen in Mengen und lösten die Farbe von dem getönten Gesicht. Unter den hübschen, sonst strahlenden Augen, entstanden schwarze Seen und die Gestalt konnte einfach nicht aufhören zu zittern.
Was war nur geschehen?
Sie hatte wirklich ihre Lippen, ihre Lippen, die zu Ron gehörten, mit denen von Draco vereint und sogar dabei komplett den Kopf ausgeschaltet. Sie hatte es genossen und ihr ging es in seinen Armen so gut, besser als sie je nach der Trennung erwartet hätte.
Es durfte nicht sein!
Sie suchte erst gar nicht den Schlüssel, denn sie wusste genau, dass sie ihn Ron gegeben hatte und so öffnete sie die Tür mit einem einfachen „Alohomora“. Die junge Frau fühlte sich schrecklich, wirklich grauenvoll. Wie hatte sie nur zulassen können, dass Draco Malfoy ihre Lippen in Besitz nahm, dass sie es auch wollte und dass sie ihm sogar noch entgegen gekommen war.
Müde schleppte sie sich ins Wohnzimmer und ließ sich auf das Sofa nieder, ohne auch nur Schuhe und Mantel auszuziehen. Sie war einfach zu fertig, wollte einfach nichts mehr hören und sehen. Einfach nur noch im Erdboden versinken und alles vergessen.
Doch das war nicht möglich, wobei ihr dies einmal mehr bewusst wurde, als es klopfte und ein roter Haarschopf zu sehen war. Zunächst nahm sie an, dass es sich um Ron handelte, doch die weiblichen Züge deuteten auf Ginny, welche sich neben ihr niederließ und sanft einen Arm um ihre Freundin schlang. „Ganz ruhig!“, hauchte sie ihr ins Ohr, als sich diese schließlich in ihre Arme legte und alles raus lies, jede einzelne Träne, die sie noch übrig hatte und ihr schlechtes Gewissen produzierte nur noch mehr.
„Du verstehst das nicht, Ginny...“, jammerte Hermine und erhob sich, nahm das Taschentuch von ihrer Freundin an und wischte sich die Tränen und die verschmierte Schminke weg. „Doch!“, kam es langsam und ruhig von der Rothaarigen, wobei sie nicht recht Hermine ansehen konnte. Sie verstand es wirklich und der Grund, warum sie Hermine verstand war, dass sie Draco gesehen hatte. Die einzige Weasley Tochter hatte Draco gesehen, wie er Hermine umarmt hatte, wie er ihr die Tränen wegwischte, den Schmerz in seinen Augen, als ihr Bruder so gemein zu ihrer besten Freundin gewesen war und dann den Kuss.
„Ich habe euch gesehen!“, hauchte Ginny und schaute zum Fußboden und sie war froh, dass sie neben Hermine auf dem Sofa saß, so konnte sie wenigstens nicht den Halt verlieren. Natürlich war es für die Rothaarige schwer, dass ihr Bruder betrogen wurde, dennoch konnte sie Hermine verstehen, immerhin hatte sich Draco wirklich geändert und Ron war in der letzten Zeit wirklich kein angenehmer Zeitgenosse. Sie wollte sich nicht gegen ihren Bruder stellen, doch sie verstand einfach ihre beste Freundin zu gut.
Hermine war hochgefahren und schaute sie geschockt an, doch als sie bemerkte, dass Ginny nicht sauer darüber war, dass die Brünette gerade ihren Bruder betrogen hatte, beruhigte sie sich schnell wieder und ließ sich wieder neben ihr nieder. „Ich verstehe dich!“, hauchte Ginny in einem behutsamen Ton und strich sich eine der roten Strähnen aus dem Gesicht und begann dann sanft zu lächeln. „Versuch noch mal mit ihm zu reden und wenn er seine Fehler dann noch immer nicht einsieht, schieß ihn in den Wind. Das hast du nicht verdient, Hermine und Ron wird auch irgendwann darüber wegkommen!“
Mit diesen Worten erhob sich Ginny und ging hinaus, wobei sie Hermine allein zurückließ.
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Draco ließ das Ganze sacken, versuchte sich zu beruhigen und fuhr sich mit einer Hand durch das blonde Haar, ehe er nur einen Gedanken fasste und sich mit schnellen Schritten wieder auf den Weg zurück zum Fest machte, um dort das Objekt seiner schlechten Laune zu suchen.
Ron stand dort, am Lachen, mit Cho und sah wirklich glücklich aus, so als sei Hermine nur eine kleine Erinnerung, am Rande seines Gedächtnis und ebenso viel wert, wie der Gedanke an Draco Malfoy.
Harry stand alleine dort und schaute etwas unglücklich aus dem Fenster. Ginny war in diesem Moment nicht bei ihm und er schien sich auch nicht sonderlich für die anderen zu interessieren. //So muss Liebe aussehen!//, dachte Draco, während er zunächst zu dem Bebrillten ging und sich in einer fließenden Bewegung neben ihn auf den Stuhl niederließ. „Wo ist Ginny?“, fragte er mit den Augen durch den Raum streifend, ehe er seine blauen Irden auf Harry ruhen ließ.
Der junge Mann mit der Blitznarbe zuckte die Schultern und seufzte. „Hermine ist nun mal ihre beste Freundin und sie hat sich Sorgen gemacht. Wie geht es ihr denn nun?“
Bei der letzten Frage senkte Draco den Blick und schluckte. Ja, wie ging es Hermine eigentlich, nachdem er sie geküsst hatte und das, ohne sie großartig zu fragen.. Woher sollte er das wissen, immerhin war sie einfach appariert und das ohne ein weiteres Wort. „Ihr geht es soweit gut, sie ist erst mal nach Hause, glaube ich. Ich schätze Ginny wird das vermuten!“ Natürlich wusste er nicht, ob Ginny bei ihr war, doch er hoffte es. Die Brünette hatte so traurig ausgesehen und das Letzte was er wollte, war, dass Hermine sich irgendwelche Vorwürfe machte, oder an und für sich traurig war.
Ron kam lachend mit Cho auf den Tisch zu und grinste Harry fröhlich an, wobei er sich durch das fuchsrote Haar strich und sich erst einmal versuchte zu beruhigen. Nach Luft schnappend, brachte er schließlich einige Wörter hervor. „Cho hat mir gerade einen klasse Witz erzählt, den musst du dir anhören!“ Keinen Blick würdigte er Draco, wobei dieser versuchte seine Wut zu unterdrücken und tief und gleichmäßig durchatmete. Doch der Idiot von Weasley konnte einfach nicht aufhören und so zerknüllte Draco zunächst eine Servierte, welche er Ron an den Kopf schmiss und dabei völlig teilnahmslos tat.
Wären Blicke dazu in der Lage, wäre Draco vermutlich in diesem Augenblick vom Stuhl gefallen, doch er hatte Glück und selbst in der magischen Welt war dies nicht möglich. Ron ging langsam auf Draco zu und fixierten ihn mit blitzenden Augen. „Was ist dein Problem, Malfoy?“, knurrte er den Blonden an und ballte die Fäuste. Er schaute auf den ehemaligen Slytherin herab, atmete tief durch, wobei dieser ihn nur mit gerunzelter Stirn und heruntergezogenen Augenbrauen fixierte, was durchaus gefährlich wirkte.
„Du bist mein Problem, Weasley!“, gab er offen zu und stand nun auf, Nase an Nase seinem Feind gegenüber.
„Einmal Todesser, immer Todesser. Was, Malfoy?“
Die provozierenden Worte des Rothaarigen schlugen auf den Blonden wie Kanonenkugeln ein und das Einzige was er nur noch sehen konnte war ein roter Schleier von Wut. Ehe es sich Ron versah, hatte Malfoy ihn am Kragen gepackt und drückte den Rotschopf gegen die nächst beste Wand. „Du hast keine Ahnung, wie sehr ich diese Sache bereue!“, brüllte er ihn an und stieß ihn dann noch mal mit dem Rücken gegen die Wand.
Auch wenn Draco nicht danach aussah, so hatte er doch einiges an Kraft und war alles andere als ein Schwächling. Vor Allem dann nicht, wenn er seinen Zauberstab zückte.
Bedrohlich hielt er seinen Weißdornholz seinem Gegenüber an die Kehle und funkelte ihn an. „Sei froh, dass ich das Fluchen aufgegeben habe!“, knurrte er ihn an und bohrte die Spitze seines Stabes noch ein wenig tiefer in die Haut des Rotschopfes.
Ron schluckte hörbar und wagte es sich nicht etwas zu sagen. „Du hast sie nicht verdient!“, knurrte Draco, nahm seinen Stab anschließend runter und wandte sich langsam von Ron ab, der etwas verwundert da stand und tief durchatmete. Ohne genau zu wissen, was er nun von sich gab, öffnete der Rothaarige den Mund. Er wollte unbedingt das letzte Wort haben, egal wie dumm dieses Wort oder diese Worte klingen mochten und so ließ er sie einfach über seine Lippen gleiten.
„Vielleicht hat sie mich nicht verdient!“
Eine Erinnerung keimte in Draco auf. Ein Zauberstab der gesenkt wurde, ein femininer Körper, der sich abwandte und anschließend sich in einer unglaublichen Geschwindigkeit wieder zu ihm herum drehte und dann hatte er auch schon eine Faust im Gesicht.
Ja, doch diesmal war es nicht Draco Malfoy der den Schlag abbekam, sondern der ihn ausführte und sogleich wollte er eigentlich noch mal rauf, doch Harry hielt ihn auch schon fest, während Ron zu Boden sackte und sich die Nase festhielt, die der Blonde jedoch nur flüchtig getroffen hatte. Es war eher sein Auge, welches sich langsam zu färben begann.
„Mistkerl! Du bist der Letzte der Granger verdient hätte!“, brüllte er Ron an und Harry hatte wirklich Mühe den Blonden zurück zu halten, während Ron nur verdattert drein sah und sich nicht einen Millimeter mehr rühren konnte.
Inzwischen hatten sich die restlichen Mitglieder des Slughorn-Clubs um Ron und Draco versammelt und schauten die beiden leicht irritiert an, bis sich schließlich der junge Mann von Harry losriss, sich bei ihm entschuldigte und die Party verließ.
Er hörte noch Ron rufen: „Ja, dann hau doch ab. Ich hätte dich sowieso gleich alle gemacht!“ Dann verstummte er und Draco konnte hören, wie Harry ihn etwas unfreundlich ankeifte, ehe der Blonde hinaustrat und apparierte.
~Fortsetzung folgt~
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