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Fanfiction

Einladung mit Hintergedanken ( Crossover - Oneshot ) - Einladung mit Hintergedanken

von grit

Geschafft! Erschöpft stellte Charity ihre vollen Einkaufstüten ab und ließ sich auf ihren bequemen Sessel gleich neben der Tür fallen. Wie froh sie war, dass sie doch die Wohnung im 2. Stock genommen hatte, so oft wie hier der Fahrstuhl kaputt war.
Doch was lag da auf dem Boden? Jemand musste den Brief während ihrer Abwesenheit durch den Türschlitz gesteckt haben. Sie bückte sich und traute ihren Augen kaum.
Der Brief war versiegelt, mit seltsam zwischen Rot und Gold changierendem Wachs. Das Siegel stellte einen Phönix dar, und es war auch kein gewöhnliches Papier, es fasste sich ganz und gar ungewöhnlich an. Sie hatte darüber gelesen, aber wer konnte es sich heutzutage noch leisten, Pergament für einen Brief zu verwenden? Verwundert und ganz vorsichtig öffnete sie den Brief. Er enthielt ein kleines, eng beschriebenes Blatt und eine aufwendig verzierte Karte. Sie erinnerte Charity an die bei den Kindern so beliebten Wackelbilder, doch – wie war so etwas nur möglich - die Figuren darauf bewegten sich wirklich! Doch bevor sie sich das genauer ansehen konnte, musste sie erst ihre Einkäufe im Kühlschrank verstauen. Auch wenn es noch früh am Morgen war, die Sonne meinte es schon sehr gut. Bald würde es unerträglich heiß sein.
Sie holte ihre Lesebrille und beschloss, zuerst den Brief zu lesen. Er war in einer sehr steilen, energischen Handschrift geschrieben:

Liebe Charity,

du wirst dich wundern von mir zu hören, aber ich habe in der letzten Zeit öfter an dich denken müssen und an das, was uns in der Vergangenheit zusammengeführt hat.
Ich habe mein Versprechen nicht vergessen und denke, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um dir etwas zu zeigen, was man einfach gesehen haben muss.
Damit du nicht denkst, ich erlaube mir einen Scherz mit dir, habe ich die Eintrittskarte beigelegt – ja, du liest richtig, ich lade dich ein zu einem Ausscheidungsspiel der Quidditch-Weltmeisterschaft.
Es ist das Spiel England – Russland, das am Freitag stattfindet. Wir haben ausgezeichnete Plätze. Du wirst sehen, es wird ein einmaliges Erlebnis.
Selbstverständlich werde ich dich rechtzeitig abholen.

Es grüßt dich
Albus Dumbledore


Natürlich! Jetzt begriff sie, während sie einen ungläubigen Blick auf ihren Kalender warf.
Diese Karte steckte voller Magie – und heute war Freitag.

Nun konnte sie nur hoffen, dass Albus den außerordentlich wirksamen Kräutersud dabei hatte.
Wenn dieses Spiel heute stattfinden sollte, dann gab es offensichtlich nur eine Möglichkeit, rechtzeitig einzutreffen – sie mussten – wie hieß das noch gleich - apparieren. Bei der Erinnerung an ihre letzte derartige Erfahrung drehte sich ihr schon jetzt der Magen um. Sie beschloss daher, dass es sich wirklich nicht lohnen würde zu kochen und aß nur rasch ein trockenes Brötchen.

Ein stürmisches Klingeln an der Wohnungstür ließ sie zusammenschrecken. Sie stand auf und schaute flüchtig durch den Türspion.
Weißes Haar, natürlich, der nette alte Mr. Harris aus dem 6. Stock. Er würde sich ein paar Minuten bei ihr verschnaufen müssen. Dieser verdammte defekte Fahrstuhl!
Doch als sie die Tür öffnete, stellte sie fest – das weiße Haar gehörte nicht zu Mr. Harris, sondern zu Albus.
Er schloss sie mit einem fröhlichen Grinsen in die Arme, dann hielt er sie an den Oberarmen ein Stück von sich weg und stellte lachend fest: „Gut siehst du aus, ziemlich fit für dein Alter.“
Ihre Augen blitzten: „Sehr charmant, Albus, wirklich.“ Mit einem Blick auf den Brief fügte sie hinzu: „Und dann diese außerordentlich rechtzeitige Einladung... Beinahe wärst du vor deinem Brief eingetroffen.“
Dumbledores verdattertes Gesicht verriet ihr, dass er wieder mal an irgendetwas nicht gedacht hatte, was seine Welt von der ihren unterschied. Doch eine Frage konnte sie sich nicht verkneifen: „Müssen wir apparieren – oder gibt es eine bequemere Möglichkeit?“
Als Antwort zog Dumbledore eine kleine Kristallphiole, in der eine dunkle Flüssigkeit schimmerte, aus seinem Umhang. Sie grinste schelmisch: „Nun denn, worauf warten wir noch? Brechen wir auf, ich muss nur noch meine Schuhe anziehen, meiner Katze frisches Futter geben und dann die Wohnung abschließen.“
„Nimm meinen Arm und halt dich gut fest!“
Charity hielt den Atem an, es dauerte nur einen Moment, in dem sie sich fühlte, als würde man ihren gesamten Körper durch einen viel zu engen Schlauch pressen. Sie brauchte einige Minuten, ehe sie wieder zu Atem kam. „Entschuldige bitte,“ stieß sie keuchend hervor, drehte sich um und übergab sich. „Das geht den meisten so, die daran nicht gewöhnt sind“, Albus hielt ihr das Fläschchen hin, das er vorsorglich bereits entkorkt hatte. Sie trank vorsichtig, in winzigen Schlucken, dabei tief Luft holend.
„So“, unternehmungslustig zupfte sie Dumbledore am Ärmel, „jetzt kann es losgehen.“

Eine Unmenge von Menschen drängte sich auf dem Weg, vielstimmiges Sprachengewirr lag in der Luft. Plötzlich hatte Charity ein ganz seltsames Gefühl, sie bekam weiche Knie, doch Dumbledore schien das vorausgesehen zu haben. Er hielt sie fest und murmelte vor sich hin „Repellum Muggeltum..., ziemlich stark gemacht...“
„Du wirst staunen“, versprach Albus, der die Aufregung in seiner Stimme nicht verbergen konnte, „schau nur hin, dort vorn...“
Charity rieb sich die Augen. Sie konnte es kaum glauben – diese Gegend hier kannte sie doch.
Wie viele ausgedehnte Wanderungen sie hier unternommen hatte! Wie oft sie hier in ihren jüngeren Jahren gezeltet hatte! Und jetzt das hier – in der Senke, die vor ihnen lag, erhob sich ein Bauwerk, das unmöglich in der kurzen Zeit, seit sie das letzte Mal hier Pilze gesammelt hatte, erbaut worden sein konnte. Und doch stand es majestätisch vor ihnen. Charity traute ihren Augen kaum: Dieses Dach konnte eigentlich gar nicht halten, der gesamte Bau spottete jeglicher Statik. Und doch schien die filigrane Konstruktion außerordentlich stabil zu sein, denn Tausende, vielleicht Zehntausende von Menschen, drängten sich in den Rängen. „Wie ist das möglich, Albus?“
Der lachte, dass sein Bart wackelte: „Magie, Charity, das ist Magie.“
„Weißt du, Albus, wenn ich mir das so ansehe“, sie zeigte dabei auf die magische Anzeigetafel, auf der gerade „Der Bulle – ein bequemes Familienfahrzeug“ aufleuchtete, dann sind die Unterschiede doch nicht so groß...“
Sie rückte ein Stück und schaute Dumbledore fest in die Augen: „Und nun, Albus, bevor das Spiel beginnt, sag mir, was du noch vorhast, ich sehe dir doch an, dass du noch etwas im Schilde führst.“ - „Vor dir kann man wirklich nichts verbergen. Ich möchte dich jemandem vorstellen. In den vergangenen Jahren habe ich gelernt, deinem untrüglichen Instinkt, was Menschen betrifft, zu vertrauen. Ich möchte deine Meinung über einen jungen Mann hören. Er ist als Fan der russischen Nationalmannschaft hergekommen, ich möchte gern wissen, ob man ihm vertrauen kann. Im Kampf gegen Voldemort können wir jeden Verbündeten brauchen. Sein Chef hat ihn mir empfohlen, aber ich würde wirklich gern wissen, was du von ihm hältst.
Ich habe es so arrangiert, dass wir genau neben ihm sitzen. Er wird seine Familie dabei haben.“

Nach und nach füllten sich die Reihen, auf der Anzeigetafel verschwanden die Werbespots, dafür leuchteten die Namen der Spieler auf. Zuerst wurden die Gäste vorgestellt. Mit atemberaubender Geschwindigkeit flogen die Spieler ins Stadion, während der Stadionsprecher ihre Namen laut in die Menge rief, dazu die jeweilige Spielposition.
Nun zeigten die Maskottchen der beiden Mannschaften ihre Künste.
So viele Eindrücke waren auf Charity in den letzten Minuten eingestürmt, erst jetzt kam sie dazu, sich ihre Sitznachbarn näher anzusehen. Eine blonde Frau mit warmen, grauen Augen, eine Schönheit, die von innen her zu strahlen schien, daneben ein Mädchen, der Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten, mit vor Aufregung glühenden Wangen – und daneben, das musste der junge Mann sein, von dem Albus gesprochen hatte. Er hatte keine Augen für seine Umgebung, schaute die ganze Zeit durch sein Omniglas. Erst als seine Tochter begeistert ausrief: „Papa, da ist Onkel Jegor!“, schaute er auf. Der Stadionsprecher rief gerade: „Und hier sehen Sie Jegor Iskovin, den Sucher der russischen Nationalmannschaft!“
Charity aber traute ihren Augen nicht. Diesen jungen Mann kannte sie.

„Guten Tag, Anton, ich hoffe, Sie werden hier einen angenehmen Aufenthalt haben.“
Freundlich begrüßte sie seine Frau und das Mädchen: „Sie müssen Swetlana sein, und du – du bist Nadja, nicht wahr. Ich habe deinen Papa in Edinburgh kennengelernt.“
Dumbledore blieb der Mund offen stehen, als er diese kurze, in reinstem, akzentfreien Russisch geführte Unterhaltung hörte.
Da kannte er sie nun schon so viele Jahre – und doch brachte jede Begegnung mit Charity für ihn eine neue Überraschung.
Es gab eine Menge, was er sie gern gefragt hätte, doch sie lächelte ihn nur kurz an und schaute dann gebannt auf das Spielfeld, wo in einer wilden Jagd von Rot, Schwarz, Blau und Gelb 14 stattliche Burschen auf ihren Besen herumwirbelten, dass einem schon vom Zuschauen beinahe schwindlig wurde. Der Hüter der Russen hatte gerade mit einem gewagten Salto einen Klatscher abgewehrt und dabei noch den Quaffel gefangen. Beifall brandete auf.
Charity flüsterte: „Anton Gorodezki ist in Ordnung, im Gegensatz zu seinem Chef leistet er sich nämlich den Luxus eines Gewissens, was sein Leben nicht leichter macht, aber du kannst ihm völlig vertrauen. Swetlana aber ist die stärkere von beiden, doch Nadja...“
Wieder tobte die Menge. Nun endlich ließ sich auch Dumbledore vom Spiel völlig gefangen nehmen.
Charity aber staunte nur über alle Maßen. Natürlich würde sie über all das niemals mit jemandem reden können. Ihr war klar, dass sie ohne Dumbledores Fähigkeiten niemals hätte dieses Stadion betreten können, ja, sie wusste, dass sie es ohne seine unübertroffenen magischen Kräfte nicht einmal hätte sehen können, denn – und das wusste außer Anton Gorodezki nur Albus – Charity Burbage war ein Muggel.
Doch das war nicht die ganze Wahrheit – Anton wusste noch etwas anderes über sie.
Ihre Blicke trafen sich, während die Menge den russischen Sucher bejubelte und beide wussten, dass sie in diesem Moment an genau dasselbe denken mussten. Jegor...War er etwa d e r Jegor?

Beider Gedanken wanderten zurück.

Charity sah das kleine Straßencafé in Edinburgh vor sich, sah den jungen Mann, der so außergewöhnlich kunstvoll jonglierte und den die Begeisterung der Zuschauer zu immer neuen, immer gewagteren Kunststücken anstachelte. Anton schien ein ganz besonderes Band mit ihm zu vereinen, sie las in seinen Augen nicht nur Respekt und Zuneigung, sondern auch eine unbestimmte Sorge um den Jungen.
Dann war sein forschender Blick zu ihr gewandert und hatte lange auf ihr verweilt. Er hatte ihr dabei nicht in die Augen gesehen, trotzdem war er außerordentlich konzentriert gewesen. Sie lächelte, als sie daran denken musste, wie sie ihn angesprochen hatte. Sein verdattertes Gesicht – er konnte ja nicht wissen, dass sie auch in diesem alten Hotel abgestiegen war und dort nicht nur seinen Namen erfahren hatte, sondern auch, dass er der Moskauer Nachtwache angehörte, also einer von Gesers Leuten war. Grund genug, auf der Hut zu sein und ihn im Auge zu behalten.
Sie war Geser nur ein einziges Mal begegnet - und sie misstraute ihm gründlich.
„Für das größere Wohl“ - ja, auch Albus hatte einst so gedacht, doch das war vorbei, da war sie sich ganz sicher, sonst würde er sich nicht so um das Wohl dieses Jungen aus seiner Schule sorgen.
Dass Albus Wert auf ihr Urteil legte, berührte sie. Sie beobachtete aus den Augenwinkeln Sweta und das Mädchen. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, als sich ihr Blick wieder mit dem von Anton kreuzte.

Der jedoch kniff angestrengt die Brauen zusammen, während er sie durchs Zwielicht betrachtete.
Sie war hier in Begleitung von Dumbledore, also erwartete er die entsprechenden Anzeichen in ihrer Aura. Doch so sehr er sich auch anstrengte – es sah alles genauso aus, wie er es aus Edinburgh in Erinnerung hatte. Er sah die kleinen Tische des Cafés vor sich, das graue Haar dieser kleinen Frau und die außergewöhnliche Aura, die er durchs Zwielicht gescannt hatte. Und dann diese erste Begegnung...


***
„Antoschka, Antoschka“ – mit gespielter Strenge, fast wie in dem russischen Kinderlied über den Faulpelz, schüttelte Charity den Kopf, „hast du denn kein bisschen Anstand?“
Anton fühlte sich unangenehm berührt, ertappt. Wie konnte das sein? Ja, er hatte sie durchs Zwielicht gescannt, natürlich machte man so etwas nicht, aber wieso hatte sie es gemerkt? So plump war er doch gar nicht vorgegangen. Oder doch? Verwundert schaute er die vor ihm sitzende alte Dame an.
„Also diese jungen Leute heutzutage – manchmal denke ich, wir hatten früher einfach bessere Manieren, was sollte das – Lichter Anton ( bei den beiden letzten Worten triefte ihre Stimme förmlich vor Ironie ) , hättest du nicht vernünftig mit mir reden können, bei einer gepflegten Tasse Tee in diesem gemütlichen Cafè, musstest du versuchen, mich heimlich durchs Zwielicht auszuspähen? Ich werde dir doch keine Angst eingejagt haben.“

***


Anton stand diese Begegnung noch lebhaft vor Augen, er konnte sich noch an fast jedes Wort erinnern, an seine Befürchtung, Jegor könnte zu einem SPIEGEL werden und natürlich auch daran, dass er insgeheim gehofft hatte, wenn das Zwielicht schon entscheiden würde, einen Spiegel hervorzubringen, es würde nicht Jegor, sondern diese alte Frau sein, jemand, der sein Leben schon gelebt hatte. Und wie er sich geschämt hatte für solche Gedanken – und das unbehagliche Gefühl, sie habe womöglich seine Gedanken gelesen.
Er hatte sie gefragt, ob sie an so etwas wie Vorbestimmung, Schicksal glaube...

***
„Nein, Anton, ich glaube, dass unser Schicksal sich aus einer Summe von Entscheidungen zusammensetzt. Manche reden vom freien Willen...“ Sie sann vor sich hin. „Einer Ihrer Schriftsteller hat es mal so wunderbar formuliert – wir haben immer die Wahl. Manchmal sehen wir das nur nicht, manchmal wollen wir es nicht sehen, aber es sind unsere Entscheidungen, die unseren Weg auf dieser Welt bestimmen. Wir können immer auch Nein sagen, nur manchmal ist das schwerer – und wir tun es nicht, weil wir den leichteren Weg wählen. Aber auch das ist menschlich, oder?“

Anton hatte sofort an Jegor denken müssen. Der hatte NEIN gesagt. Nein zur Tagwache, nein zur Nachtwache, nein zum Licht, nein zum Dunkel. Er wollte kein Anderer sein. So richtig hatte er es nie verstanden. Warum verzichtete jemand auf all diese Möglichkeiten, die ihm als Anderer zur Verfügung standen, warum begnügte er sich damit, ein Mensch zu bleiben?
Warum war diese Frau hier ein Mensch geblieben? Was für eine Andere hätte sie werden können!

„Ach Antoschka, Jungchen, für geheime Operationen kann man dich nicht einsetzen, solange man in deinem Gesicht lesen kann wie in einem offenen Buch. Du kannst es dir wirklich nicht vorstellen? Soll ich es dir erklären?“
Verdutzt hielt Anton inne. Das war kein Zwielichtgespräch gewesen, sie hatte Russisch mit ihm gesprochen, reinstes Russisch mit einem Anflug von Petersburger Dialekt. Doch sie ließ ihm keine Zeit, sich darüber zu wundern, sondern fuhr energisch fort: „Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass ein Anderer zu werden eine Art Fluch ist? Es schließt dich von den anderen Menschen aus, macht dich zu etwas Besonderem, aber ist es das wert? Du wirst sehr alt, aber alle deine Freunde sterben vor dir – du kannst sie nicht retten, wenn sie schwer krank sind, denn das verstößt gegen den Großen Vertrag. Kannst du ermessen, was für eine Qual das ist, zu wissen, du könntest deinen Freund retten – und es nicht tun zu dürfen? Dann möchte man es doch lieber nicht können, oder? Und überhaupt – ich sagte ja schon, dass meine Sicht auf die Dinge sehr pragmatisch ist. Was unterscheidet euch Lichte eigentlich von den Dunklen? Ihr schöpft Kraft aus dem Zwielicht, schöpft Kraft von den Menschen. Wenn ihr Lichten es tut, nehmt ihr den Menschen die Freude, die Hoffnung, das Glücksgefühl – Ergebnis: Der Mensch fühlt sich bedrückt, unglücklich, traurig. Die Dunklen vertiefen Gefühle wie Angst, Neid, Trauer. Ergebnis: Der Mensch fühlt sich bedrückt, unglücklich, traurig. Der einzige Unterschied ist, dass es euch Leid tut, was ihr getan habt, aber für den Menschen macht es keinen Unterschied.
Und genau das habe ich damals deinem Chef gesagt: Wenn die Lichten mit denselben Mitteln kämpfen wie die Dunklen, wenn sie den Menschen dasselbe antun, was unterscheidet euch Lichte dann von den Dunklen? Dass ihr euch den Luxus eines Gewissens erlaubt? Ich kann das nicht wirklich glauben, dein Chef hätte sich sonst schon Dutzende von Malen dematerialisieren müssen, oder etwa nicht ? Man kann sich natürlich immer einreden, dass alles einem höheren Zweck dient, das hat Albus früher auch mal gemacht, „für das größere Wohl“...

Sie redet mit ihm ein wenig wie mit einem ungezogenen Jungen und irgendwie schaffte sie es, dass er sich genauso fühlte - wie ein ungezogener, zu Recht zurechtgewiesener Rotzbengel.
Es war kaum zu glauben, aber der hohe Magier Anton von der Moskauer Nachtwache – er schämte sich.

Sie lächelte. Nun gut, schäm dich ruhig, das macht dich ein wenig sympathischer, nein, menschlicher... Sie wendete den Blick nicht ab. Unter diesem Blick hatte Albus Dumbledore seine tiefsten Seelenqualen offenbart, sogar Severus Snape würde, ohne es zu wollen, eines Tages sein Geheimnis diesen Augen offenbaren...
Anton betrachtete sie erneut durchs Zwielicht, er wollte auf den Grund der Dinge sehen, die hier vor ihm lagen und die er nicht glauben konnte. Im Zwielicht sah er ein junges Mädchen vor sich, ein Kind mit riesengroßen, staunenden Augen – und die Aura, die sie umgab war einfach einmalig:
Ein wahrer Regenbogen, in allen Farben schillernd, doch bei genauerem Hinsehen bemerkte er, dass das Strahlen der leuchtenden, hellen Farben dadurch hervorgerufen wurde, dass zwischen den strahlend hellen Streifen tiefes Schwarz loderte. Es schien ein absolutes Gleichgewicht lichter und dunkler Gefühle zu sein. War sie doch eine Andere, eine die stärker war als er und sich derart hervorragend tarnen konnte? Er musste es noch ein weiteres Mal überprüfen. Doch dazu kam er nicht mehr, sie hatte eine fordernde Ungeduld in der Stimme, als sie ihn ansprach:
„Du hast etwas Suchendes in deinem Blick – und du solltest mit den Spielchen aufhören: Frag, was du wissen willst, ich werde dir ehrlich antworten, aber versuch nicht, meine Gedanken zu lesen, so etwas gehört sich nicht.“
Wieder fühlte er sich ertappt und zu Recht gerügt.
Geser würde sich totlachen, wenn er ihn so sehen könnte...
Irgendwie fühlte er sich unbehaglich unter diesem Blick, dabei war sie doch nur ein Mensch, sie konnte ihm nicht das Geringste anhaben...
Noch jemand mit einer unbestimmten Aura, ein potentieller Anderer, erst Jegor und dann diese Frau – das alles konnte doch kein Zufall sein. Stand wirklich das Auftauchen eines Spiegels bevor? War das sensible Gleichgewicht derart in Gefahr? Was wusste Geser – und Sebulon, was wusste oder befürchtete er? Sein Geschenk hatte ihm das Leben gerettet, ihm, einem Lichten...
Ohne es zu wollen, ging ihm immer wieder Charitys Frage durch den Kopf: Was unterschied sie letztlich voneinander, die Lichten und die Dunklen?

***



„Weiß Ihr Chef, dass Sie hier sind und sich mit Albus treffen wollten?“
Wie immer hatte sie die unangenehme Art, heikle Dinge ganz unverblümt anzusprechen.
Dumbledore konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
„So war sie schon immer“, nickte er Anton zu, „sie hat Ihrem Chef damals ganz schön Paroli geboten, dabei war sie fast noch ein Kind.“
„Ich kann mir das kaum vorstellen, Geser schafft es eigentlich immer, die Leute zu beeindrucken und Sympathien zu wecken, aber ich habe es ja mit eigenen Augen in ihrer Erinnerung gesehen...“, sinnierte Anton. Er hatte es noch genau vor Augen.

***

„Warum wollten Sie eigentlich keine Andere werden? Geser muss doch gemerkt haben, was Sie sind.“ „Geser? - damals nannte sich ihr Chef nicht so. Ich kenne ihn unter dem Namen Boris Ignatjewitsch. Natürlich hat er es sofort gemerkt. Er hat eine geschlagene Stunde auf mich eingeredet, hat vom Großen Vertrag geschwafelt und von den wunderbaren Möglichkeiten, die sich mir als Andere bieten würden...“ Jetzt horchte Anton gespannt auf, es interessierte ihn brennend, wie diese kleine unscheinbare Frau Gesers Überredungskünsten hatte widerstehen können. Sie lächelte, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Ich werde mich genau an unser Gespräch erinnern, sieh selbst:


Neugierig begann Anton, Charitys Erinnerung zu betrachten: Er sah Geser mit ihren Augen, hörte seine einschmeichelnden Worte und staunte, als er Charitys Entgegnung hörte: „Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, was so toll daran sein soll, Magie zu beherrschen, wenn man sie nicht dafür einsetzen darf, denen Gutes zu tun, die einem nahe stehen. Ich stelle es mir schrecklich vor, miterleben zu müssen, wie meine Freunde sterben, einer nach dem anderen, schließlich ganz allein und einsam übrigzubleiben. Wozu soll das gut sein? Und so alt zu werden wie Sie, Mr. Boris Ignatjewitsch, glauben Sie allen Ernstes, dass das tatsächlich erstrebenswert ist?
Wissen Sie, ein von mir sehr geschätzten Schriftsteller, Stanislaw Lem, hat einer seiner Figuren sehr weise Worte in den Mund gelegt: „ Unsterblichkeit – man müsste die Gefühllosigkeit und Kälte von Göttern besitzen, um das auszuhalten... doch wer würde schon ein Gott sein wollen, wenn er ein Mensch sein kann?“ Anton starrte auf das Bild, das er vor seinem inneren Auge sah und konnte es kaum glauben: Geser sprachlos mit irritiertem Blick, wie er zu einem neuen Argument ansetzte und dabei doch schon wusste, dass er verloren hatte.
Sie blitzte ihn mit fröhlichen Augen mutwillig an und fragte: „Haben Sie sich schon mal überlegt, warum all die Drachentöter, all die in Legenden besungenen Helden, Menschen waren? Lesen Sie mal Tolkien, schöner kann es wohl kaum jemand ausdrücken, die Sterblichkeit des Menschen ist ein Segen, die Tatsache, dass unser Leben endlich ist, macht es uns überhaupt nur möglich, Risiken einzugehen, die ein Anderer, der dabei sein extrem langes, nahezu unendliches Leben wagen müsste, nie eingehen würde.“

Mit Gesers Bedauern und einem Blick auf einen grinsenden Albus Dumbledore brach die Erinnerung ab.
Charity fragte leise: „Und du, Anton, wie hältst du das aus?“
Wie? – Er dachte an Sweta und an seine kleine Tochter, plötzlich fühlte er wieder den reinen Alkohol in seinem Magen und ein Schmunzeln stahl sich auf seine Lippen. Auch Charity lächelte: „Du hast großes Glück, Anton, weißt du das?“

***


„Antoschka, Antoschka“, Charity lächelte schelmisch, „du versuchst es doch nicht schon wieder?“
Ertappt sah Anton auf. „Sie sind mit Dumbledore hier, ich dachte, Sie sind inzwischen eine von uns, aber Ihre Aura...“-
„...ist ganz und gar die eines Menschen.“ Dumbledore grinste breit. „Ich darf Ihnen die neue Lehrerin für Muggelkunde in Hogwarts vorstellen, Professor Charity Burbage.“
Zum Glück konnte Charity ihr verdutztes Gesicht nicht sehen. Albus hatte sein unerhörtes Angebot also tatsächlich ernst gemeint...


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