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Fanfiction

Das Tattoo ( Oneshot ) - Das Tattoo ( Oneshot )

von grit

Das „Tattoo“

Draußen war es stockdunkel. Malfoy Manor lag noch in tiefem Schlaf. Plötzlich aber erschütterte ein durchdringender Schrei das altehrwürdige Herrenhaus, gefolgt von lautem Gepolter und – schadenfrohem Gelächter. Letzteres kam von Oma Zissi, begleitet von den Worten: „Ja, Lucius, was musstest du auch mit deinem Enkel wetten?“ Scorpius indessen war mit lautem Indianergeheul in die Mitte des Ehebettes gesprungen und balgte sich unter lautem Lachen mit seinem Großvater, während seine Großmutter kopfschüttelnd daneben saß, um schließlich genervt unter ihrer Bettdecke zu verschwinden.
„Opa, du hast ja ein cooles Tattoo, zeig mal her! Papa hat auch so eins. Habt ihr euch das zusammen stechen lassen? Diese Schlange da – ist das ein Slytherin-Tattoo? Bekomme ich auch so eins, später, wenn ich nach Hogwarts gehe? Es ist ganz schön blass. Das von Papa auch. Wenn du den Arm bewegst, sieht es aus, als ob die Schlange lebendig wäre. Das ist cool!“
Doch Opa Lucius schien seine Begeisterung nicht zu teilen, er zog den Ärmel seines Schlafanzuges herunter, presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und gab ihm damit unmissverständlich zu verstehen, dass er nicht darüber reden wollte.

***

Dieser Moment stand Scorpius noch ganz lebendig vor Augen, auch wenn es schon Jahre her war.
Auch heute lag Malfoy Manor noch in tiefem Schlaf, doch Scorpius war schon lange wach. Gestern hatten sie in der Winkelgasse seine Schulsachen gekauft. Aufgeregt und voller Erwartung blätterte er immer wieder in seinen neuen Schulbüchern.
Auch sein Vater hatte ihm nie erzählt, was es mit diesem Tattoo auf sich hatte. Immer diese Erwachsenenausreden, dieses Du-bist-noch-zu-Klein oder Das-verstehst-du-noch-Nicht.
Von wegen! Nun hatte er endlich die Antwort. Schwarz auf Weiß in seinem neuen Lehrbuch Jüngste Geschichte der Zauberei:
Das, was er immer so cool fand, es war gar kein richtiges Tattoo, es war das Dunkle Mal, das Zeichen der engsten Anhänger des gefürchtetsten Schwarzmagiers aller Zeiten, der Gefolgsleute dessen, dessen Name nicht genannt werden durfte, das Symbol der Todesser.
Und sein Zuhause, Malfoy Manor, war ihr Hauptquartier gewesen, von hier aus hatte Lord Voldemort die Welt der Zauberer mit Angst und Schrecken, mit Terror und Tod beherrscht. Sein Dad und sein Großvater waren mit dabei gewesen, sie hatten zu seinen treuesten Anhängern gezählt.
Er konnte, er wollte es nicht glauben.
Die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen. Bei dem Gedanken,
dass alle seine Mitschüler d a s lesen würden, drehte sich ihm der Magen um. All seine Vorfreude auf Hogwarts war verflogen. Von heftigen Schluchzern geschüttelt warf er sich auf sein Bett. Dann sprang er noch einmal auf und verschloss seine Zimmertür. Er wollte, er konnte jetzt niemanden sehen.

***

Draco rannte, weiter und weiter, doch seine Füße schienen am Boden zu kleben, er kam kaum vorwärts, er japste und keuchte, riss die Füße mit aller Kraft vom Boden los, um seiner Verfolgerin zu entkommen. Doch sie kam immer näher und näher, er konnte sie zischen hören. Das raschelnde Schleifen ihres massigen Körpers wurde immer lauter. Gleich hatte sie ihn eingeholt.
Er hatte versagt. Er hatte es nicht geschafft. Sie würde ihn verschlingen. Gehetzt stolperte er weiter vorwärts, strauchelte, fiel zu Boden. Er sah in zwei kalte Augen. Die riesige Schlange, dick wie der Oberschenkel eines Mannes, hatte den Kopf drohend erhoben, das Maul weit aufgerissen und schnappte nach seinen Beinen.
Plötzlich färbten sich die Schlangenaugen rot, der Blick schien ihn zu versengen und er hörte eine hohe, kalte Stimme: „Du hast deinen Herrn enttäuscht. Dir ist doch klar, was es bedeutet meinen Zorn zu spüren! Du hast versagt!“ Er begann zu zittern: „Nein, Herr, ich werde es schaffen, es dauert nur etwas länger, glaube mir, Herr...“ - „Du weißt, was davon abhängt!“ Die unbarmherzige Stimme ließ ihn frösteln.
Er konnte sich nicht mehr bewegen, eine ungeheure Kraft schien seinen Körper nach unten zu pressen, seinen Rücken zu krümmen, er kroch wie ein Wurm am Boden, besudelte seine teuren Sachen mit Schlamm und konnte trotz größter Anstrengung nicht aufstehen. Er wagte nicht den Blick zu heben, wagte nicht, in die scharlachroten Augen mit den schlitzartigen Pupillen zu sehen, deren Blick ihn zu versengen drohte. Er spürte, wie die Kälte durch seine Glieder kroch, wie ein Gefühl unbestimmter Furcht von ihm Besitz ergriff.
Ein ausgemergeltes Gesicht stand vor seinen Augen. Grau, mit leerem Blick, das einst so gepflegte Haar stumpf und wirr, das Gesicht seines Vaters, der in Askaban den Dementoren ausgeliefert war.
Dementoren – plötzlich waren sie überall, die Welt schien ihre Farbe zu verlieren, es wurde kalt, das Gesicht vor Schmerzen und Grauen verzerrt stand plötzlich seine Mutter vor ihm:„Du darfst nicht scheitern, Draco, bitte...“ -
Am schwarzen Himmel leuchtete das Dunkle Mal, vor ihm hing – ermattet, geschlagen, schwach und hilflos – der entwaffnete Albus Dumbledore an der Brüstung des Astronomieturms.
Aufgeregte Stimmen tönten hinter ihm: „Der Junge ist offenbar nicht fähig!“, schnarrte Greyback. - „Draco, tu es, oder geh beiseite!“, kreischte Bellatrix und schwang ihren Zauberstab.
Dumbledore hingegen schien keinerlei Furcht zu verspüren, er sprach seltsame Worte: „Es ist meine Gnade und nicht Ihre, die jetzt entscheidend ist.“ Draco schnappte nach Luft: „Niemand kann mir helfen. Er hat mir befohlen, es zu tun, oder er wird mich töten. Mein Vater, meine Mutter... Ich habe keine Wahl.“
Dumbledores Körper fiel. Es dauerte lange, ehe er am Boden aufschlug, viel zu lange, er schien zu schweben und verwandelte sich im Fall. Die Haare wurden kürzer und grau, die Gestalt schien zu schrumpfen und sie fiel mit dem Kopf voran, die Füße gefesselt. Mit einem dumpfen Platschen schlug der Körper einer alten Frau auf der riesigen Tischplatte im Salon von Malfoy Manor auf.
Das von Schmerzen und Entsetzen entstellte Gesicht gehörte Charity Burbage.
Nagini, Voldemorts riesige Schlange, machte sich über ihre frische Beute her. Ein Stuhl fiel krachend um.
Draco rannte, er floh vor dem feurigen Atem eines riesigen Drachen, seine Lungen brannten, dem Dämonsfeuer würde er nicht entkommen, plötzlich wurde er am Arm gepackt, jemand zerrte ihn auf einen Besen, der Griff um seinen Arm wurde fester: „Draco, Liebling, wach auf, so wach doch auf, bitte.“

Benommen blinzelte er und schaute in das besorgte Gesicht seiner Frau.
„Du hattest ihn wieder, deinen Alptraum, nicht wahr“, ihre sanfte Stimme holte ihn endgültig in die Wirklichkeit zurück. Astoria schaute ihren Mann eindringlich an und fügte hart und unnachgiebig hinzu: „Ich habe es dir schon hundert Mal gesagt, du musst endlich mit deinem Sohn reden. Scorpius kann doch nicht nach Hogwarts gehen, ohne Bescheid zu wissen. Du weißt doch, dass Professor Longbottom dort unterrichtet. Und außerdem – ich habe mich erkundigt – werden die Kinder der Weasleys und der Potters in seinem Jahrgang sein. Du kannst es nicht länger aufschieben. Wie oft hat er dich schon nach deiner Tätowierung gefragt, du kannst dich nicht länger davor drücken. Komm!“
Energisch sprang sie aus dem Bett und zog sich in Windeseile an. „Nun mach schon, Draco, es wird nicht leichter, wenn du es noch länger hinauszögerst.“ Natürlich hatte sie Recht, so wie sie immer Recht hatte, aber wie sollte er seinem Sohn erklären, wie das damals gewesen war? Konnte man das überhaupt jemandem erklären, der all das nicht miterlebt hatte? Und was würde Scorpius von ihm denken?
„Aber er wird das nicht verstehen...“ - „Unsinn, Kinder können alles verstehen, man muss es ihnen nur richtig erklären!“ Astoria war unerbittlich.
Mit weichen Knien ging er die Treppe hinunter, doch fand er die Tür zum Kinderzimmer fest verschlossen.
Innerlich erleichtert über den Aufschub wollte er sich schon wieder in Richtung Treppe begeben, als Astoria ihm entschlossen in den Weg trat. Mit einer raschen Zauberstabbewegung öffnete sie die Tür zu Scorpius' Zimmer und trat ein.
Ihren Jungen so schluchzend daliegen zu sehen, das aufgeschlagene Lehrbuch auf dem Tisch, zerriss ihr beinahe das Herz. Doch es war Draco, der schließlich das lastende Schweigen brach.
„Mein lieber Junge“, er schloss Scorpius in seine Arme, wie er es schon lange nicht mehr getan hatte, „du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer es mir fällt, mit dir über meine Vergangenheit zu sprechen. Ich hätte das schon viel früher tun sollen.“
Mit einem Rucken seines Kopfes deutete Scorpius auf das aufgeschlagene Lehrbuch: „Dad, wie konntest du nur bei denen mitmachen?“, und ganz zaghaft flüsterte er: „Hast du auch Leute umgebracht?“ Langsam schüttelte Draco den Kopf. Astoria setzte sich zu ihnen.„Zum Glück ist es nicht so weit gekommen.“
„Weißt du, Scorpius, wir Malfoys sind eine sehr alte und stolze Familie, die immer das reine Blut bewahrt hat. Mein Vater hat muggelstämmige Zauberer und Leute, die sie mochten, immer verachtet. So hatte ich es ständig gehört – wir waren die besseren Zauberer, reiner, würdiger.
Und dann kam ich nach Hogwarts. Mein Dad hatte gesagt, es sei vielleicht nützlich, sich mit diesem Harry Potter gut zu stellen, immerhin hatte er – niemand wusste wie – den Dunklen Lord besiegt, es könnte ja sein, dass er ein mächtiger Magier ist, einer, dem man sich anschließen kann. Doch Potter wollte von mir nichts wissen, gab sich stattdessen mit Ron Weasley ab. Mein Dad hatte immer nur voller Verachtung von diesen Leuten gesprochen, und wie er da so vor mir stand in seinen abgetragenen Sachen, da habe ich ihn so richtig spüren lassen, dass er nichts wert ist. Ich erklärte Potter – mit einem Seitenblick auf Weasley - dass manche Zaubererfamilien eben besser sind als andere, aber er hat mich einfach stehen lassen, mich, einen Malfoy!
Manchmal denke ich, es wäre vielleicht alles anders gekommen, wenn ich nicht bei unserer ersten Begegnung seinen Freund beleidigt hätte. So aber haben wir einander von Anfang an aus tiefstem Herzen verabscheut, ja vielleicht war es sogar mehr als das, je mehr ihn alle bewunderten, desto mehr hasste ich Potter.
Und dann war da noch diese Granger, eine nervtötende Besserwisserin, ihre Eltern waren Muggel – und trotzdem war sie die Jahrgangsbeste. Mein Vater warf mir das oft vor, ich aber beschloss, es denen allen zu zeigen. Sie würden schon noch sehen, wozu ich fähig war.
Ständig stand dieser Potter im Vordergrund, Potter hier, Potter da, immer das Gerede und Getue, dass er etwas Besonderes sei. Ich konnte es nicht mehr hören, konnte es nicht mehr ertragen, verstehst du.
Und dann kam ER. Der Dunkle Lord. Natürlich hasste er Potter. Er würde dafür sorgen, dass die Malfoys den ihnen zustehenden Platz und den ihnen gebührenden Respekt bekamen. Endlich!
Ich brannte darauf, mich zu beweisen, allen zu zeigen, dass ich würdig war, dass ich zur Elite der Zauberer gehörte, dass auch ich auserwählt war, Großes zu vollbringen...“
Langsam entblößte Draco seinen linken Unterarm. „Das Dunkle Mal ist kein Tattoo, Scorpius, es ist ein Brandmal. Der Schmerz, als mir die maskierten Todesser das Brandzeichen aufdrückten, war unbeschreiblich. Dann kam der Dunkle Lord selbst und berührte es mit seinem Zauberstab. Es bekam seine schwärzliche Farbe, doch jedes Mal, wenn unser Herr uns zu sich rief, sollte es rot aufglühen.
Es tat jedes Mal weh. Damals erschien es mir völlig in Ordnung, der Schmerz war der Preis um dazuzugehören... Jetzt ist es blass geworden.“
Vorsichtig strich Scorpius darüber. Er runzelte die Stirn, seine Zungenspitze leicht herausgestreckt – wie immer, wenn er angestrengt nachdachte: „Du warst noch ein Junge?“ - „Oh, ja, Scorpius, ich war noch ein Junge. Ich könnte heute sagen, ich war zu jung, um zu begreifen, was vorging, aber das wäre dir gegenüber nicht ehrlich. Ich war so stolz, als Voldemort mich zu sich rief und mir eröffnete, er habe sich entschlossen, mir die Ehre es Dunklen Mals zu gewähren.
Ich war noch nicht volljährig, aber ER hatte mich auserwählt. Später habe ich begriffen, dass das keine Gnade, keine Ehre, keine Auszeichnung war, sondern dass der Dunkle Lord auf diese Weise die Kontrolle über unsere Familie bewahren wollte.
Mein Dad saß damals in Askaban. Er hatte bei einem Auftrag Voldemorts versagt. Und nun sollte ich seine Stelle einnehmen. Ich war so begeistert darüber, dass er mich mit einem so wichtigen Auftrag betraut hatte, dass ich einfach nicht glauben konnte, was meine Mutter sagte, dass das alles nur eine Bestrafung meines Vaters sein sollte, dass er sicher war, ich würde scheitern, dass meine Eltern sich vor Sorge und Gram verzehren würden, wenn ich bei dieser Mission sterben würde, ja dass er sich sicher war, ich würde scheitern.“ - „Was musstest du machen, Dad?“ - „Mein Auftrag war, Albus Dumbledore, unseren Schulleiter, zu töten.“ - „Den einzigen, den er je fürchtete...“, flüsterte Scorpius mit Blick auf sein Buch. Das hatte er gestern erst gelesen, dass Voldemort Dumbledore immer gefürchtet hatte. Was für ein grausamer, perfider Plan!
„Dumbledore, der Freund der Muggel und Schlammblüter, er stand der neuen Ordnung im Wege, er leitete den Phönixorden, der gegen Voldemort, gegen uns, arbeitete, er musste beseitigt werden – und i c h war auserwählt, es zu tun.
Ich malte mir aus, wie dankbar der Dunkle Lord sein würde, wenn es mir gelänge, wie hoch wir in seiner Gunst steigen würden. Dann wäre auch die Schlappe meines Vaters ausgemerzt, niemand würde mehr über sein Versagen spotten, niemand mehr unseren Namen in den Schmutz ziehen. Das war meine Chance! Und niemand würde sie mir nehmen.
Professor Snape, mein Hauslehrer, bot mir ständig seine Hilfe an, aber ich wollte es allein schaffen, ich wollte den Ruhm mit niemandem teilen.
Und so arbeitete ich verbissen, fast ein ganzes Schuljahr lang an der Vorbereitung eines Mordes. Jedes Mal, wenn mich Zweifel zu plagen drohten, sah ich vor mir, was passieren würde, wenn ich versage.
ER hatte ja meine Eltern in seiner Gewalt und ließ sie seinen Unmut spüren. Ich war der einzige, der das beenden konnte, der unseren Namen wieder groß machen konnte.
Besondere Angst hatte ich um meine Mom. Ich wusste ja, dass ER kein Versagen duldete, dass ER keine Schwäche verzieh. Man musste immer dafür bezahlen. Ich hatte Angst, was der Dunkle Lord ihr antun könnte, wenn ich versagte, also durfte ich nicht scheitern.
Und dann stand ich vor ihm. Der von mir entwaffnete Albus Dumbledore war mir hilflos ausgeliefert. Ich richtete meinen Zauberstab direkt auf ihn – und konnte es nicht tun. Ich brachte es einfach nicht fertig.
Hunderte Male hatte ich es mir vorgestellt, mir ausgemalt, mit welchem Triumphgefühl ich Dumbledore töten würde, doch als es schließlich so weit war, da sagte er mir Dinge, die ich nicht hören wollte, bittere, grausame Wahrheiten.
Ich stand bewaffnet vor einem hilflosen alten Mann, dessen Worte mich bis ins Mark trafen. Das Schlimmste in diesem Moment war, dass ich wusste, er hatte Recht, ich konnte ihn nicht töten. Er sagte das ganz ruhig und überzeugt: „Draco, du bist kein Mörder.“ - „Ich bin froh, Dad, dass du es nicht konntest. Es ist gut, ich würde mich furchtbar schämen in Hogwarts, wenn alle denken würden, mein Dad sei ein Mörder“, Scorpius' Stimme klang belegt.
„Du fandest ihn richtig gut, sein Auftreten hat dich schwer beeindruckt, und du wolltest mit zu den Starken gehören, zu denen, die sagen, wo es langgeht.“
„Ich hab es ja immer gesagt, der Junge versteht das schon richtig, du hättest es nicht so lange hinauszögern sollen“, grummelte Astoria, „aber du hast dich ja nicht getraut, hattest Angst, er würde dich dann verachten. Ja, wir Malfoys haben uns schuldig gemacht, aber wir haben dafür gebüßt, jetzt müssen wir nach vorn sehen, und das geht nicht, indem man die Vergangenheit totschweigt.“
Dankbar schaute Draco seine Frau an. Wir Malfoys hatte sie gesagt. Er drückte ihre Hand, er war nicht gut in so etwas, aber er wusste, sie verstand ihn auch ohne Worte.

Dann stand sie auf und sagte energisch: „Scorpius, das alles ist jetzt 19 Jahre her, aber dein Vater hat immer noch Alpträume. Das muss endlich aufhören. Bei den Malfoys wurde nie viel über Gefühle geredet, aber jetzt sind wir die Malfoys – und ich werde es nicht zulassen, dass die Vergangenheit unser Leben vergiftet.
Gleich nach dem Frühstück werde ich das alte Denkarium von meinen Großeltern holen. Es müsste noch funktionieren. Und dann – sie umfasste ihre beiden „Männer“ mit einem liebevollen Blick – tauchen wir gemeinsam ein in die Erinnerungen von damals. Wir nehmen uns Zeit, offen über alles zu sprechen. Nur so können wir die Gespenster der Vergangenheit vertreiben.“
Scorpius wusste, wenn seine Mom diesen Ton anschlug, dann gab es keine Widerworte.

Draco dachte an all die schrecklichen Dinge, die sich in seinem Kopf befanden und überlegte, ob er das seinem Sohn wirklich zumuten wollte. Dass s i e diesen Weg mitgehen würde, in seine schlimmsten Alpträume hinein, machte ihm das Herz warm. Und so beschwor er Phiole für Phiole herauf und füllte sie eine nach der anderen mit silbrig glänzenden Gedankenfäden, während Scorpius ihn sacht umarmte: „Wenn es zu schlimm wird, dann mach ich die Augen zu, ja Dad.“
Draco legte den Zauberstab beiseite und schloss seinen Jungen in die Arme. Er wusste in diesem Moment ganz genau, seine Frau und sein Sohn würden es schaffen. Gemeinsam würden sie seinen Alpträumen ein Ende machen. Wie froh es ihn gemacht hatte, ihr: Wir sind die Malfoys.

***

Das steinerne Becken sah verwittert aus, die Verzierungen am Rand waren kaum noch zu erahnen, doch sein Inneres schimmerte in mattem Glanz. Vorsichtig kippte Draco das erste kleine Fläschchen hinein.
„Das war meine erste Begegnung mit dem Dunklen Lord. Es war hier in unserem Park. Ich hatte meinen Vater am Abend vorher erzählen hören, dass er zu uns kommen würde. Natürlich war das alles streng geheim, Vater hatte keine Ahnung, dass ich einige der Geheimnisse unseres alten Landsitzes für mich ausgenutzt hatte, dass es keine geheimen Gespräche für mich gab. So viel hatte ich schon über IHN gehört, ich konnte es nicht erwarten, ihn zu sehen.“
Astoria und Scorpius fassten einander an den Händen und gemeinsam tauchten sie ein:

Vorsichtig hatte Draco sich aus dem Haus geschlichen. Er war sich sicher, dass ihn niemand sah, doch an einem der oberen Fenster im Haus stand eine besorgt in den Garten spähende Gestalt...
Es war tatsächlich so weit: ER war zurückgekehrt. Nun würde alles anders werden.
Dieser Potter hatte also doch nicht gelogen, der Dunkle Lord war wieder da. Und er würde heute hierher kommen, zu ihnen, nach Malfoy Manor, und er, Draco, würde der erste sein, der ihn begrüßte. Sein Herz schlug heftig, er wusste, dass ER noch nicht offen in Erscheinung treten wollte, niemand außer seinen engsten Vertrauten sollte von seiner Rückkehr wissen. Aber er war schließlich nicht irgendwer, er war ein Malfoy!
Von fern vernahm man ein Rauschen in der Luft, ein Schatten näherte sich dem Anwesen. Besorgt richtete Draco seinen Blick nach oben und traute seinen Augen kaum. ER kam geflogen, nicht auf einem Besen oder einem Thestral, nein – es war kaum zu glauben – er flog einfach so.
Der Dunkle Lord konnte fliegen!
Etwas Großes war mit ihm in der Luft. Das war doch nicht etwa – Draco stockte der Atem – eine Riesenschlange. Bedrohlich ringelte sich das riesige Reptil um die schwebende Gestalt.
Während der Landung strich der Dunkle Lord sacht mit seinen langen, weißen Fingern über den Kopf der Schlange und seine Lippen bewegten sich. Doch entströmten ihnen keine menschlichen Laute, sondern nur ein unheimliches Zischen. Auch die Schlange zischte und bewegte den Kopf.
Gebannt stand Draco im Schatten der Mauer. Konnte das wahr sein? ER konnte fliegen und dieser riesigen Schlange, die so dick wie der Oberschenkel eines kräftigen Mannes und mehrere Meter lang war, befehlen? Dieses Ungeheuer gehorchte ihm! Was für ein Magier! Und er kam zu ihnen...
Mit ein wenig weichen Knien, aber beherzt trat Draco aus dem Schatten hervor und streckte zur Begrüßung die Hand aus: „Herzlich Willkommen in Malfoy Manor, Mister....“
„HERR genügt vollkommen, du willst mich also begrüßen, dann sollst du es auch richtig machen.“
Seine hohe, kalte Stimme hatte einen beinahe belustigten Klang, als er seinen Zauberstab schwang. Wie ein zentnerschweres Gewicht drückte es Draco zu Boden, er ging in die Knie, lag plötzlich im Staub des Gartenweges, unfähig, den Kopf zu heben, unfähig aufzustehen, eine unsichtbare Kraft presste seinen Körper zu Boden. Wo kam nur plötzlich diese Nässe her? Das war doch nicht nur Tau? Der Gartenweg war schlammig, und er kroch auf allen Vieren in Richtung des Dunklen Lords, wie an unsichtbaren Fäden gezogen, besudelte seine neuen Sachen, die frisch gewaschenen Haare, kroch wie ein Wurm im Dreck, zu Füßen des Dunklen Lords, den er unaufgefordert anzusprechen gewagt hatte.
„Du lässt es an der gebotenen Demut fehlen, Bürschchen. Du wirst mir nie wieder einfach so ins Gesicht schauen, du wirst mich nie wieder unaufgefordert ansprechen, du wirst deinen Blick senken und mir den nötigen Respekt erweisen, hast du das verstanden?“- „Ja, ... Herr...“, presste er mühsam hervor.
„Deine Unwissenheit sei dir noch einmal verziehen, Draco Malfoy, Mumm hast du jedenfalls, das gefällt mir.“
Ganz langsam wich der Druck von Dracos Körper und er konnte sich mühsam aufrichten.
Schlammbesudelt und mit zitternden Knien stand Draco vor IHM, und er wagte es nicht, sich mit einem raschen Zauberspruch zu säubern. ER schien amüsiert, fragte: „Na, Draco, würdest du das auch gerne können? Wäre es nicht schön, so manch einen vor dir im Staub liegen zu sehen?“
Für einen Moment stellte sich Draco das vor, Potter vor ihm im Dreck, und er müsste so lange vor ihm kriechen, bis er den Fluch gnädigerweise aufheben würde. Im Vorgefühl dieses Triumphs stahl sich ein Grinsen auf sein Gesicht und diesmal kam seine Antwort ohne zu zögern: „Ja, Herr, das würde ich sehr gern lernen!“, diesmal vergaß er nicht, den Kopf zu senken und ging langsam vor dem hohen Gast her zum bereits geöffneten Eingangstor, wo Lucius ihn schon erwartete.
Oben am Fenster stand noch immer Narzissa. Mit schreckgeweiteten Augen hatte sie alles beobachtet. Man konnte sehen, dass sie sich Sorgen machte, große Sorgen.


Entsetzt flüsterte Scorpius: „Er hat dich s o behandelt – und du hast ihn bewundert?“ -
„Ja, ich habe ihn bewundert, seine Härte, seine Unnachgiebigkeit und Strenge, all das schien mir ein Zeichen von Größe zu sein, er konnte Dinge mit dem Zauberstab vollbringen – davon konnten wir noch nicht einmal träumen. Und er konnte fliegen!
Ich wollte an all dem teilhaben, wollte Teil von etwas Neuem, etwas Großem sein. Ich fühlte mich so geschmeichelt, dass er mir überhaupt seine Aufmerksamkeit schenkte. Ich war ja noch ein Kind, gerade mal 14 Jahre alt, aber eben ein Malfoy. Ich war begierig darauf, mich zu beweisen, ihm zu zeigen, dass ich kein kleiner Junge mehr war.“

Vorsichtig beförderte Draco weitere silbrige Gedankenfäden in das Denkarium. Er schaute seinen Sohn liebevoll an: „Du musst dich nicht fürchten, Scorpius, das was du sehen wirst, kann dir nichts anhaben.“ - „Ich habe keine Angst, Mom ist ja bei mir.“

Sie befanden sich in einem großen Raum. Es war dunkel. Nur eine einzelne Kerze warf ein schwaches Licht. Riesige Schatten tanzten an den Wänden. Etwas Schweres schleifte bedrohlich über den Boden. Man konnte den Sturm draußen heulen hören. Es war tatsächlich eine unheimliche Stimmung, doch Scorpius hielt tapfer die Augen offen, erkannte jetzt im Schatten eine kahlköpfige, in einen schwarzen Umhang gehüllte Gestalt mit roten Augen und vor ihr am Boden eine riesige Schlange.
Jetzt erkannte Scorpius den Raum. Es war die große Halle von Malfoy Manor, doch sah sie ganz anders aus als heute. Die Möbel waren achtlos an die Wände geschoben worden, in der Mitte stand ein großer Tisch, umgeben von hohen, unbequem aussehenden Stühlen. Im Kamin brannte kein Feuer. Die hohe, kalte Stimme schien aus den Wänden selbst zu kommen:„Draco Malfoy, tritt näher!“
Jetzt erkannte Scorpius seinen Vater. „Ja, Herr“, hörte er ihn flüstern.
Nun wandte sich die dunkle Gestalt Draco zu: „Ich habe mich entschlossen, dir die Ehre des Dunklen Mals zu gewähren. Es sollte dir klar sein, dass das eine ungeheure Auszeichnung ist, zumal du noch nicht einmal volljährig bist.“ - „Ja, Herr“, war die Antwort kaum zu vernehmen.
Der dunkle Lord machte eine lässige Handbewegung, da tauchte aus dem Dunkel eine kleine, gedrungene Gestalt auf, deren rechte Hand silbern glänzte. Ohne ein weiteres Wort verband der kleine Mann Dracos Augen, dann packte er ihn und alles wurde finster.
Dies war ein anderer Ort. Es war stockdunkle Nacht. Am Himmel funkelten ein paar ferne Sterne, es musste Neumond sein. Es dauerte geraume Zeit, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Verwitterte Grabsteine unter bedrohlich raschelnden Blutbuchen bildeten eine unheimliche Kulisse. Sie waren nicht allein. Langsam lösten sich aus den Schatten zwölf Gestalten. Alle sahen gleich aus, sie trugen schwarze Umhänge und furchterregende Masken. Tote Gesichter.
Instinktiv fasste Scorpius die Hand seiner Mutter fester.
Der kleine Mann entfernte Draco die Augenbinde und schob ihn in die Mitte der versammelten Todesser. Der Dunkle Lord richtete seinen Zauberstab auf ihn und seine hohe Stimme übertönte das Rascheln der Bäume und das Jaulen des Windes:„Verneige dich vor dem Tod, Draco, verneige dich vor deinem Herrn!“
Dracos Rückgrat krümmte sich, tiefer und tiefer verneigte er sich, bis er vor Voldemort im Staub lag. „Sehr gut, und nun kann die Zeremonie beginnen.“
Die zwölf Gestalten traten aufeinander zu und entfachten mit ihren Zauberstäben ein Feuer. Jeder legte ein Holzscheit dazu, die Flammen loderten hoch und warfen gespenstische Schatten.
Dann gingen alle im Kreis um Draco herum, dabei unverständliche Beschwörungen murmelnd. Jeder von ihnen hielt in seiner linken Hand einen langen Gegenstand, dessen Ende nun in die Glut gehalten wurde. Draco hockte neben dem Feuer und schien trotzdem zu frieren. Dann hoben alle gleichzeitig die Stangen mit den glühenden Enden empor, das Gemurmel der Beschwörungen schwoll an, doch auf ein Zeichen des Dunklen Lords verstummte jeder Laut.
„Draco Malfoy, bist du bereit, ein Todesser zu sein, mit allen Fasern deines Herzens, mit all deinen bescheidenen Kräften und Fähigkeiten, wirst du dem Dunklen Lord und seinen Zielen dienen und ihnen alles opfern, wenn es sein muss auch dein Leben?“
Voldemort hatte seine Stimme nicht erhoben, doch war jedes seiner Worte weithin, wie durch Magie zu hören.
„Ja, Herr“, antwortete Draco, um Festigkeit in seiner Stimme bemüht.
„So empfange nun das Zeichen der Auserwählten, das Dunkle Mal!“ Wieder nur ein lässiges Winken seiner Hand, und es begann ein seltsam anmutender Tanz.
Jeder der zwölf Todesser bewegte sich gemessenen Schrittes im Kreis um die Flammen. Einer nach dem anderen hielt sein Ende des langen Stabes erneut in die Glut, packte dann Dracos linken Arm und drückte das glühende Ende in sein Fleisch.
Tapfer biss er sich auf die Lippen, er war ein Mann, er würde nicht schreien. Doch schon bald konnte er sich nicht mehr beherrschen, er keuchte, der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen, er wimmerte hilflos vor sich hin, während sein Dunkles Mal nach und nach Gestalt annahm.
Endlich hatte auch der zwölfte Todesser sein grausiges Werk vollbracht. Draco war einer Ohnmacht nahe, er konnte sich kaum auf den Beinen halten. „Komm her zu mir!“
Bei dem Versuch aufzustehen, knickten seine Knie ein, so dass er nur kriechend dem Befehl seines Herrn nachkommen konnte. Der jedoch zeigte sich wider Willen beeindruckt. Er drückte seinen Zauberstab auf das nun fertige Brandmal, es leuchtete rot glühend auf, um kurz darauf tiefschwarz zu glänzen.
„Wirst du, wenn immer dein Mal dich ruft, unverzüglich zu mir eilen, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern? Wirst du alle meine Befehle erfüllen, was auch immer sie dich kosten werden?“ - „Ja, Herr“, hauchte Draco, bevor er schließlich doch das Bewusstsein verlor.
Die zwölf Todesser umrundeten ihn und das Feuer noch einmal, bevor sie einer nach dem anderen disapparierten.


Ungläubig starrte Scorpius seinen Vater an: „Und du hast dich darüber gefreut?“
„Ja, ich fühlte mich erhoben, ich war auserwählt worden, mir allein hatte ER eine besondere Aufgabe zugedacht...“
Astoria schloss ihren Jungen fest in die Arme. Sie war ihrem Mann gegenüber so sicher aufgetreten, aber inzwischen befürchtete sie, dass sie ihrem Sohn doch ein wenig viel zumutete, schließlich war er gerade mal elf. Doch die Neugier siegte über den Schrecken, und als Draco die nächste Phiole ins Denkarium gekippt hatte, tauchte er tapfer mit hinein, seine kleine Hand in der seiner Mutter.

Im Zugabteil saßen Draco, neben ihm Pansy Parkinson, gegenüber Blaise Zabini, Crabbe und Goyle. „Was soll das heißen, du bist nächstes Jahr vielleicht nicht in Hogwarts?“
Die Entrüstung in Pansys Stimme war nicht zu überhören.
„Tja, man weiß ja nie, vielleicht habe ich mich dann schon größeren und besseren Dingen zugewandt.“ - „Du meinst – Ihn ?“ Pansys Hand strich über Dracos Locken.
Angewidert runzelte Astoria die Stirn, als sie Dracos Kopf in Pansys Schoß liegen sah. Sie fasste Scorpius' Hand fester. Draco schien dieser Anblick seines früheren Selbst ein wenig peinlich zu sein. Er griff nach der Hand seiner Frau, sie hörten dem sechzehnjährigen Draco zu:
„...wenn der Dunkle Lord die Macht übernimmt, wird er sich dann darum scheren, wieviel ZAGs und UTZe jemand hat? Natürlich nicht... Dann geht es nur noch darum, welchen Dienst man ihm erwiesen hat, wie groß die Ergebenheit war, die man ihm gezeigt hat.“
„Und du glaubst, du kannst irgendetwas für ihn tun? Sechzehn Jahre alt und noch nicht einmal fertig ausgebildet?“
„Hab ich das nicht eben gesagt? Vielleicht ist es ihm egal, ob ich einen Abschluss habe. Vielleicht braucht man für die Aufgabe, die ich für ihn erledigen soll, keinen Abschluss.“
Pansy und Zabini schwiegen ergriffen, Crabbe und Goyle starrten ihn mit offenem Mund an. Ehrfurchtsvoll hielten sie den Blick auf ihn gerichtet.
Schließlich bedeutete Draco ihnen, die Hogwarts-Umhänge anzuziehen, sie würden bald da sein.
Nacheinander verließen alle das Abteil.
Scorpius wollte den anderen hinterher, aber sein Vater hielt ihn zurück und bedeutete ihm zu warten.
Draco zog das Rollo des Abteils herunter, dann richtete er seinen Zauberstab auf die Gepäckablage: „Petrificus Totalus!“. Eine Gestalt plumpste mit lautem Krachen auf den Boden, dabei einen Tarnumhang unter sich begrabend. Es war Harry Potter. „Hab ich' s mir doch gedacht“, jauchzte Dracos Stimme vor Glück. „Du hast nichts gehört, was mir wichtig ist, Potter. Aber wenn ich dich schon mal hier hab...“
Genüsslich ausholend stampfte er Harry mit voller Wucht ins Gesicht. Ein Knacken war zu hören. Offenbar war Potters Nase gebrochen. Blut spritzte.
Erschrocken trat Scorpius einen Schritt zurück, während er mit anhören musste:
„Das ist von meinem Vater. Und jetzt schauen wir mal...“ Mit einer fließenden Bewegung zerrte Draco den Tarnumhang unter Harry hervor und warf ihn über den reglosen Körper. Es war so ein erhebendes Gefühl, seinen Feind am Boden liegen zu sehen. Der Tritt in sein Gesicht hatte so gut getan. Bevor er das Abteil verließ, ließ er seinen Fuß noch einmal kräftig auf Harrys Hand sausen. Er fühlte sich, als wüchse ihm aus seinem Dunklen Mal neue Kraft zu.


Es standen noch einige Phiolen bereit, doch Astoria meinte entschieden, dass sie jetzt erst einmal eine Pause brauchten. Draco jedoch widersprach diesmal seiner Frau. „Scorpius wollte wissen, wie es kam, dass ich Todesser wurde, das hat er nun gesehen, aber eines muss er unbedingt noch erfahren, nur dies noch, bitte. Ich glaube, das ist sehr wichtig.“

Der Raum, in dem sie sich befanden, war sehr hoch, wie in einem Amphitheater waren die Sitze angeordnet, vorn in der Mitte reihten sich violett gekleidete Hexen und Zauberer mit ernsten Gesichtern, ganz unten in der Mitte aber stand ein großer Stuhl, aus dessen Lehnen eiserne Klammern schossen, die den darauf sitzenden Angeklagten fesselten.
„Der Zaubergamot ist heute zusammengetreten, um die Vorwürfe gegen Draco Malfoy zu überprüfen.“
Nun erst erkannte Scorpius in der ausgemergelten, grauhäutigen Gestalt auf dem Stuhl seinen Vater. Er schrak zusammen. Unwillkürlich hielt er die Luft an. Was war das? In dunklen, flatternden Umhängen bewegten sich große, gesichtslose Kapuzengestalten durch den Raum. Es war kalt, sehr kalt.
Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts ein schimmerndes Wesen aus Licht auf. Es war ein Hirsch mit imposantem Geweih. Dieses Wesen schien die Kälte zu vertreiben.
Scorpius hatte von so etwas schon einmal gelesen. Das war ein Patronus. Es war unheimlich schwer, einen gestaltlichen Patronus zu beschwören, das war ganz fortgeschrittene Magie.
Dann hörte er eine Stimme: „Ich glaube, wir brauchen hier keine Dementoren. Solange sie hier sind, werden wir nie wissen können, ob die Angeklagten aufrichtig bereuen. Bitte, Herr Minister, schicken Sie sie weg.“
Diese Stimme gehörte Harry Potter – der Mann auf dem Stuhl machte ein ungläubiges Gesicht. Doch das war noch nicht das Ende der Überraschungen. Man sah, dass der Angeklagte es nicht fassen konnte:
Harry Potter sagte für ihn aus: „Draco befand sich in einer Zwangslage. Sein Vater saß in Askaban, Voldemort setzte ihn an dessen Stelle, machte ihn, obwohl er noch nicht einmal volljährig war, zum Todesser, gab ihm den unerfüllbaren Auftrag Dumbledore zu töten. Er wollte, dass Dracos Eltern sein Scheitern, sein Sterben mit ansehen sollten als Strafe für Lucius' Versagen. Damals hatte er keine Wahl. Aber als er dann Dumbledore gegenüberstand, war er nicht fähig zu einem Mord.Ich war dabei. Ich habe alles gesehen.
Später, als die Greifer uns gefangen genommen hatten, tat er absichtlich so, als würde er uns nicht erkennen. Mehr konnte er nicht tun, ohne sich und seine Eltern in Gefahr zu bringen.
Und schließlich: Draco wusste ganz genau, wie die Widerstandsbewegung in Hogwarts, Dumbledores Armee, miteinander in Kontakt stand. Er hat es nie verraten, obwohl ihm das persönliche Vorteile hätte verschaffen können.
Dies alles sollten Sie wissen, wenn Sie über sein Verhalten urteilen. Er war ein verblendeter Junge, der große Angst um seine Eltern hatte. Der alte Minister hat einmal über mich gesagt, ich sei ganz und gar Dumbledores Mann – und ich habe ihm Recht gegeben. Daher erlaube ich mir, Ihnen folgendes zu sagen: Dumbledore war immer der Meinung, jeder verdiene eine zweite Chance. Er war bereit, Draco diese Chance zu geben. Sie sollten das auch tun.“


„Das wollte ich dir unbedingt noch zeigen, Scorpius, bevor du nach Hogwarts kommst.“ Dracos Stimme vibrierte leicht. Er sah zu Boden. „Ja, ich habe Potter nie leiden können, er mich auch nicht, aber er hat trotzdem für mich ausgesagt. Er hätte so viele schlechte Dinge über mich sagen können, aber er hat das Gericht gebeten, mir eine zweite Chance zu geben. Sein Auftritt hat die Mitglieder des Zaubergamots schwer beeindruckt. Ich habe es nie fertig gebracht, mich richtig bei ihm zu bedanken. Dabei verdanke ich es Potter, dass ich nicht zurück nach Askaban musste....“

***

Erschrocken schaute er auf sein blutendes Knie. Ausgerechnet jetzt musste er hinfallen. Nicht nur dass alle zu ihm hinzusehen schienen, als sei er zu dumm zum Gleis zu kommen, nein, seine nagelneue Hose hatte nun ein Loch und auf seinem Hemd machte sich ein großer Fleck breit.
Was glotzten die nur alle so? Er würde einfach seinen Umhang schon jetzt anziehen, dann gäbe es wenigstens keine dummen Fragen. Doch während er sich an seinem Koffer zu schaffen machte, trat ein Mädchen mit Wuschelkopf und unzähligen Sommersprossen auf ihn zu und sprudelte hervor: „Hi, ich bin Rose, Rose Weasley, ich fahre zum ersten Mal nach Hogwarts, ist das deine Eule da auf dem Koffer, sie sieht niedlich aus, du kannst doch s o nicht losfahren, warte mal...“, sie zog ihren Zauberstab und richtete ihn auf seine Brust. - „Was...?“ - „Keine Sorge, das kann ich schon lange“, deutete sie sein entsetztes Gesicht richtig. „Ratzeputz!“ Der Fleck auf dem Hemd war verschwunden.
„Tut das weh?“, zeigte sie auf das aufgeschlagene Knie, und ohne eine Antwort abzuwarten plapperte sie weiter: „Das lasse ich lieber mal meine Mom machen, die kann das so, dass es dann nicht mehr weh tut. Guck nicht so, das kannst du mir ruhig glauben, mir passiert so was dauernd beim Spielen.“ - „Rose, wo steckst du nur wieder? Kannst du nicht einmal vernünftig neben uns her laufen! Der Zug fährt gleich ab und dich muss man immerzu suchen!“
Ohne auch nur hinzusehen wusste er sofort, dass das Roses Mutter sein musste, sie redete auch wie ein Wasserfall, erfasste mit einem Blick die Situation, machte eine rasche Zauberstabbewegung und die Wunde schloss sich langsam, es tat überhaupt nicht mehr weh und auch die Hose sah aus wie neu.
Etwas verlegen grinsend schaute er auf.
Neben Rose und ihrer Mutter standen noch drei andere Erwachsene. Diese Gesichter hatte er alle schon einmal gesehen. In Jüngste Geschichte der Zauberei, einem seiner Lehrbücher. Bei diesem Gedanken legte sich ein Schatten auf seine Züge, seine Lippen wurden zu einem schmalen Strich. Wenn sie gewusst hätten, wer er war, wären sie dann auch so nett zu ihm gewesen? Was würden seine Mitschüler wohl über ihn denken, wenn sie d a s über seine Familie lesen würden? Niedergeschlagen trottete er zu seinen Eltern, die immer noch in ein Gespräch vertieft waren und den Zwischenfall scheinbar gar nicht bemerkt hatten.
„Wo hast du gesteckt, Scorpius? Und was wollte denn Mrs. Weasley von dir? Sie hat dir doch nichts getan, als sie da mit ihrem Zauberstab herumgefuchtelt hat?“ Scorpius schüttelte den Kopf. „Sie haben mir geholfen. Ich hatte zu viel Schwung mit dem Koffer und bin gestürzt. Das Mädchen, sie heißt Rose, hat mir den Fleck auf dem Hemd weggemacht und ihre Mutter mein Knie geheilt und die Hose ganz gemacht.“ - „Und warum machst du dann so ein Gesicht?“ - „Wenn sie gewusst hätten, wer ich bin...“ - „Aber Scorpius, das wissen sie doch – außerdem bist du nun mal deinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten – da gibt es keinerlei Zweifel.“
Sie hockte sich hin und nahm ihren Sohn liebevoll in die Arme. Dann schaute sie ihn fest an: „Nun sag schon, was hast du auf dem Herzen, ich sehe dir doch an, dass dir etwas zu schaffen macht. Ist es wegen Dad?“
Scorpius flüsterte: „Wenn der Hut mich nun nicht nach Slytherin steckt? Was ist, wenn ich ein Gryffindor werde? Weißt du, ich denke, es wäre cool, mit denen da befreundet zu sein.“
Er schluckte kurz. „Aber was werden Opa und Dad sagen?“- „Die werden sich hüten“, lag ihr auf der Zunge, doch sie sprach es nicht aus, sagte stattdessen: „Es ist nicht so wichtig, in welches Haus du kommst, es ist nur wichtig, dass du ein würdiger Träger des Namens Malfoy bist, jemand, auf den wir alle stolz sein können.“ Während sie ihrem Sohn noch einmal über die Haare strich, wanderte ihr Blick über den Bahnsteig, wo sich eine ähnliche Szene abspielte:
Der kleine Potter flüsterte mit seinem vor ihm hockenden Vater, geplagt von ähnlichen Befürchtungen...
Scorpius war als einer der ersten im Zug, genau wie der ältere der Potter-Jungen. Draco grüßte die Weasleys und die Potters mit einem steifen Kopfnicken, Rose lachte, der kleine Albus verabschiedete sich noch von seiner Mutter. Astoria drückte die Hand ihres Mannes fester und sagte: „Sie scheinen keinen Groll gegen uns zu hegen. Wäre es nicht...“, sie zögerte einen Moment, ehe sie das Lieblingswort ihres Sohnes benutzte „...cool, wenn unsere Kinder Freunde werden?“ .


Das Zitat von Dumbledore aus dem Alptraum stammt aus Band 6, S. 597
Die Zitate aus der Erinnerung mit der Zugfahrt stammen aus Band 6 Seite 153, 154.


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