von Julia*Jay*Brown
und Nummer 10 folgt auf dem Fuße
danke für Kommentare
viel Spaß, LG Jay
***
Kapitel 10
Am nächsten Morgen erwachte ich in vollkommener Dunkelheit. Zuerst registrierte ich gar nicht, wo ich war und wartete schon fast darauf, das Emily mich aus dem Bett werfen würde, doch nichts geschah. Dann viel mein Blick auf die dunklen Samtvorhänge, die kaum zehn Zentimeter von meiner Nase entfernt hingen.
Ich war hier, hier wo ich hingehörte, oder? Meine Zukunft gehörte hier hin und nur hier hin, wo ich jetzt war. In Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei, der school of witchcraft and wizardry.
Ich setzte mich, die Augen reibend, auf und zog den Vorhang beiseite. Der Schlafsaal der Mädchen lag noch in der Dunkelheit. Einzig die langsam aufgehende Sonne warf einen rötlich- gelben Sonnenstrahl auf den weißen Holzfußboden. Gestern Abend war ich zu müde gewesen, um irgendein Detail des Raumes aufzunehmen und sah mich deshalb genau um. Die Betten mit den strahlend roten und goldenen Samtvorhängen waren in einem fast schwarzen Braunton lackiert und glänzten etwas. Die Wände waren weitgehend mit Gryffindorbannern bedeckt, doch hier und da sah ich, dass dort wohl noch ein Poster oder ein Bild fehlte. Neben jedem Bett stand ein weißes Nachtschränkchen an der Wand. Es war eher eine Art Kommode. Mehrere Schubladen, eine Tür mit goldenem Knauf und eine große Ablagefläche. Auf sie hatte ich gestern meine Klamotten gelegt, samt und sonders Zauberstab. Daneben trohnte eine kunstvolle Messingschale mit hübschen Verzierungen und ein ebenso eindrucksvoller Messingkrug mit anmutigem Henkel. Er war mit Wasser gefüllt.
Die Uhrzeit wurde nicht ersichtlich, weder an den Kerzen, die im Raum umherschwebten, noch aus der Höhe des Wassers oder am Stand der Sonne. Vielleicht gab es hier ja eine Turmuhr oder so. Auf jeden Fall gab es einen Pausengong. Da ich jedoch keinen Anhaltspunkt hatte, weckte ich meine Kolleginnen lieber nicht. Leise, und meine Sachen mitnehmend schlich ich ins Bad. Dort angekommen entfachte sich eine der Lampen im Innern. Bedächtig legte ich einen Muffliato über unseren Schlafsaal und duschte dann rasch. Ich fuhr mir durch die erneut trocken gehexten Haare und zog die Uniform an. Mir fiel plötzlich ein kleines Detail, das an meinem Umhang anders war, auf. Die Innenseite meiner Kapuze und des gesamten Umhangs war nun dunkelrot. Wie war das denn passiert? Auch am Ende meiner Kniestrümpfe war ein dünner rot- goldener Streifen erschienen. Außerdem dufteten die Sachen nach irgendeiner Frucht. Jetzt ging mir ein Licht auf.
Die Hauselfen hatten unsere Sachen genommen, sauber gemacht und bei mir noch etwas geändert. Das war sehr nett von ihnen. Als ich endlich auch die bescheuerte Krawatte umgebunden und den schmal geschnittenen Pullunder übergeworfen hatte, trat ich vorsichtig, meine Schlafklamotten im Arm zurück in den Schlafsaal. Genau, als ich die Tagesdecke über mein gemachtes Bett zog und mich darauf fallen ließ, Gongte es von irgendwoher drei Mal.
War es erst drei Uhr? Nein, die Sonne ging schon auf, das war also mehr als nur unlogisch. Die Antwort kam schneller, als erwartet. Kaum war der letzte Gongschlag vorbei, wurden faste synchron alle Vorhänge zurückgezogen. Die verwuschelten Köpfe von Alex, Alice und Marlene tauchten auf. Sie schwangen die Beine vom Bett und stürzten sich, jeder im Kampf mit jemand Anderem, zu den Badtüren. Es sah sehr lustig aus, vor allem, als Alexsichwieder auf ihr Bett fallen ließ.
„Guten Morgen übrigens“ sagte ich zu ihr. Erst jetzt schien sie mich bewusst wahr zu nehmen.
„M…Morgen, J...J…Jay“ gähnte sie und sah mich entschuldigend an.
„Das läuft jeden Morgen so ab. Früher war's schlimmer. Mit einem Bad und fünf duschwütigen Mädchen. Da war hier richtig Feuer im Kessel.“
Sie grinste mich an. Keine Sekunde später trat auch schon Marlene, die nassen Haare hochgebunden und ein Handtuch um den Körper geschlungen, hinzu. Sie trat aus dem Weg und Alex stürmte ins Bad hinein. Während sich Marlene anzog und die Haare trocken zauberte, trat Alice ins Zimmer. Ebenfalls fertig angezogen, allerdings mit Alltagsklamotten, wandte sie sich an mich.
„Am Wochenende herrscht, Merlin sei Dank, keine Kleiderordnung.“
Ich schlug mir an die Stirn und ging zu meinem Schrank. Während ich meinen Schrank auf der Suche nach einer weißen Röhrenjeans durchstöberte, warf ich den Mädchen meine Frage an den Kopf:
„Was hat es eigentlich mit diesem Gong auf sich?“
„Oh. Haben wir dir das nicht…egal. Es bedeutet, dass das Frühstück in einer Stunde anfängt. Das Frühstück beginnt um sieben Uhr und dauert an Schultagen eine ¾ Stunde und am Wochenende eine Ganze Stunde.“
„Aha“ meinte ich nur und hatte Endlich die Jeans gefunden. Sofort stürzte ich mich auf eine Art Rotes Kleid. Es war aus rotem Tüll oder ähnlichem, ging bis zur Mitte des Oberschenkels und war auf ein dunkelrotes Top aufgenäht. Eigentlich hatte ich die weiße Jeans schon verworfen, als mein Blick auf meinen Zauberstab fiel. Dunkelblau wäre passend.
„Colora dunkelblau“ murmelte ich und hielt das Oberteil in der Farbe in Händen. Im Schlafsaal zog ich mich in Windeseile um, und zog noch meine Korb-Keilschuhe mit grob 7 Zentimetern Absatz aus meinem Koffer- die Stoffbänder, die sich um den Knöchel wanden waren ebenfalls dunkelblau. Die Haare band ich zu einem Zopf zurück und legte eine schwarze Halskette, die direkt am Hals Anlag und mit einer dunkelblauen Schwalbe versehen war, an.
Dann sah ich auf. Die anderen waren noch mal ins Bad gestürzt und belagerten den Spiegel.
„Compare Spiegel“ murmelte ich und ein hübscher großer, nicht unähnlich dem in Eosos aeterna, erschien über dem Bett. Ich vergrößerte ihn und hängte ihn an die Wand. Ich fand mich selbst hübsch und hoffte, es wäre nicht so auffällig.
Alex, Marlene und Alice kamen aus den Bädern und ich atmete erleichtert auf. Sie trugen ebenfalls leuchtende Farben in noch lustigeren Kombinationen. Alex hatte sich in ein grünes Top mit silberner Weste gewagt und das ganze mit einer roten Hose kombiniert. Marlene trug eine weite Flickenhose und eine gelbe Bluse mit einer aufgedruckten Blume. Alice hatte sich als einzige einen Rock aufgezwungen. Brombeerfarben mit einem weißen engen T-Shirt mit einem ebenfalls brombeerfarbenen Top darunter. Jede von ihnen hatte sich Plateauschuhe an die Füße gezogen und ebenfalls eine Kette oder Ohrringe- wie in Marlenes und Alice Fall- angelegt.
„Und ich dachte, ich bin die flippige hier“ kicherte Alex, wobei sie auf die Farben des anderen Hauses deutete. Ich zuckte mit den Achseln. Mir war es nun, da ich wusste, dass Ausgefallenheit an erster Stelle stand, um einiges angenehmen mit meinen nächsten Jahrhundert Sachen umherzuwandeln. Sie steckten noch den Zauberstab in die Hosentasche und gemeinsam gingen wir herunter. Über die Balustrade sah ich bereits einige Wenige, die sich auf dem Weg zum Portraitloch machten.
„Hey, Black!“ rief Alex quer durch den Raum „Warte doch mal.“ Tatsächlich stand Sirius direkt vor dem Loch, zusammen mit Peter und Remus. Er wandte den Kopf und strahlte mir entgegen. Auch hier fiel meine außergewöhnliche Kleiderwahl nicht weiter auf. Jeder lief hier so herum.
„Guten Morgen. Du siehst einfach umwerfend aus“ murmelte er mir entgegen und ließ den Blick erneut an mir herunterwandern.
„Ebenfalls“ antwortete ich nur. Sirius hatte der Einfachheit halber einfach die Krawatte, den Umhang und den Pullunder weggelassen und auch am Kragen den ein oder anderen Knopf offen gelassen. So erinnerte er mich ein wenig an Oliver. Er bot mir seinen Arm an. Ich ergriff ihn und er führte mich durch das Loch. Mit den lachenden und scherzenden Mädchen und Jungs im Gefolge nahmen wir ausnahmsweise mal den normalen Weg. Gemälde wechselten mit normalen und Bundglasfenstern, gesäumt von Vorhängen. Die Portraitierten von Hogwarts grüßten uns und wünschten einen guten Morgen. Der ein oder andere nannte die Rumtreiber sogar beim Namen. Schließlich gerieten wir in einen Ravenclawpulk. Unter den vielen unbekannten Stimmen hörte ich auch die Edwards heraus. Er unterhielt sich mit dem Jungen von gestern Abend.
„Und Xeno, wie findest du die neue Lehrerin.“
„Ed. Genauso wie gestern Abend.“ Ed lachte und schlug Xenophilius Lovegood, für den ich seinen Freund hielt, freundschaftlich auf die Schulter.
„Darüber muss ich wohl mit Smith reden.“ Ich versuchte wegzuhören, doch es gelang mir nicht recht, bis Sirius mich anstupste.
„Nicht abdriften“ flüsterte er mir ins Ohr. Dabei streifte seine Nase kurz meine Wange. Ich nickte nur. Etwas sagen erschien mir unmöglich. Unter dem stetigen Gelächter der Umstehenden gelangten wir in die Halle. Dort trennten sich die Ravenclaws von uns und ich sah Lily und James, die sich schweigende gegenüber saßen. Ich zog Sirius zu ihnen, da er gerade dabei war, mit Alex zu reden.
„Morgen“ begrüßte ich die Schulsprecher. Sie erwiderten den Gruß mit einem Nicken. Sirius bot mir einen Stuhl an, auf den ich mich niederließ. Ohne Eds Anwesenheit war mir weniger mulmig zu Mute.
„Wie habt ihr so geschlafen?“ fragte Marlene scheinbar unschuldig, während ich aus dem Augenwinkel Alice wahrnahm, die sich mit Frank bereits absonderte.
„Ausgezeichnet“ war die Antwort. Ich musste ein Kichern unterdrücken. Sirius schüttelte nur endgeistert den Kopf, bevor er sich ein Brötchen nahm.
„Und was habt ihr heute so vor?“ fragte ich in die Runde.
„Also auf jeden Fall die Liste mit den Anwerbern durchgehen. Das Testspiel hatte ich für Heute geplant. Das Wetter macht ja hoffentlich mit. Tja. Also stehen bei euch, Jay und Alex, Auswahlspiele auf dem Programm. Den Rest vom Tag? Keine Ahnung“ begann James „Hoffentlich hat Frank auch den Zettel gelesen und sich das Datum gemerkt. Jetzt wo Wood weg ist, brauchen wir einen gescheiten Hüter. Er hatte sich doch vor drei Jahren beworben, als der ältere Wood gegangen ist, oder?“ Allgemeines Nicken von Alex und den Anderen.
Keiner der anderen hatte einen Plan auf Lager und so frühstückten wir schweigend weiter.
Gemächlich wanderte ich mit Alex durchs Schloss. Wir waren nach oben gegangen, hatten unsere Klamotten getauscht, die Besen geschultert und gingen nun zum Quidditchfeld.
„Ich denke, dass du das hinbekommst, Jay.“ Sie sprach mir schon seit zehn Minuten Mut zu. Sie führte mich über das grüne Gelände. Einige Schülergruppen hatten sich bereits in die immer wärmer werdende Sonne begeben und holten sich ihren Schlaf der letzten Nacht zurück. Vor den Toren des Feldes war bereits eine kleine Schülerschar versammelt. James, Besen und Ballkiste hinter sich herfliegen lassend, schloss das Tor auf und Alle strömten an ihm vorbei. Als sich die relativ große Gruppe aufgestellt hatte und sich das Überbleibsel der alten Mannschaft versammelt hatte, begann James zu sprechen.
„Morgen Leute. Ihr habt euch beworben, um Sucher und Hüter in der Mannschaft zu werden. Wir fangen am besten mit Grundlagentraining an. Ihr schwingt euch auf eure Besen und fliegt diesen Slalomparcours entlang. Auf!“ Er selbst schwang sich ebenfalls auf den Besen und stieß sich, gefolgt von Alex, einem weiteren Mädchen und zwei Jungs. James und seine Mannschaft flogen den gesamten Parcours ab und zeigten, wie es ging. Wir bildeten eine Schlange, Frank direkt vor mir. Die ersten erhoben sich in die Luft. Als sich auch Frank durch ein paar Windungen geschlängelt hatte, stieß ich mich ab, sorgsam darauf bedacht, nicht zu weit zu schießen. Die Stangen waren zehn Meter hoch. Ich zog meinen Nimbus höher, um denen unten zu einem schnelleren Start zu verhelfen. Ich flog rasch und wendig durch die Stangenzwischenräume. Die, die fertig waren landeten bei dem feststehenden Team und wurden, soweit ich das ausmachen konnte, von James teilweise vom Platz geschickt.
„AH!“ kam es von hinter mir. Der Junge, der hinter mir gestartet war klammerte sich mit den Händen an der Stange und drohte abzurutschen. Der Besen peitschte auf ihn ein. Die Hände des Jungen waren rot, doch die anderen flogen einfach weiter. Das konnte ich nicht tun. Ohne zögern riss ich meinen Besen aus den Stangen, zog meinen Zauberstab und sagte für alle vernehmlich:
„FINITE INCANTATEM!“ die Köpfe der Untenstehenden wandten sich zu mir. Doch ich gönnte mir keine Sekunde der Ruhe. Sobald der Besen von dem Jungen, es mochte eine Drittklässler sein, abgelassen hatte, flog ich die wenigen Meter zu ihm. Ich hielt direkt neben ihm, sodass er mühelos ein Bein über das Holz schwingen konnte. Er klammerte sich an meine schwarze Weste.
„Sitzt du sicher?“ fragte ich nach hinten.
„Ja“ die Stimme des Jungen zitterte. Langsam aber sicher steuerte ich meinen Besen zu James hinab. Er wartete mit sorgenvollem Gesicht auf ihn, den Besen in Händen.
Der Junge kletterte herab und stand etwas betreten vor James. Ich hörte ein höhnisches Gelächter aus der Menge der Kandidaten.
„Der Idiot von Jones schafft es nicht mal, gescheit seinen Besen unter Kontrolle zu halten.“
„Jones?“ fragte ich verwirrt „Hast du eine Schwester Namens Gwenog?“ Auch James sah mich nun irritiert an.
„Ja. Sie ist ein Jahr jünger als ich und ist dieses Jahr nach Hogwarts gekommen. Sie ist auch in Gryffindor und will nächstes Jahr ins Team. Wieso?“
„Ach nur so. Ich habe den Namen gestern Abend gehört und mich gewundert.“
Ich stand hier vor dem Bruder einer der berühmtesten Kapitäninnen der Quidditchgeschichte, der der Holyhead- Harpies. Er sah immer noch betrübt zu Boden.
„Willst du noch zuschauen?“ fragte ich und sah ihn an. Er nickte begeistert.
„Episkey“ murmelte ich und die Wunden verheilten. Nichts blieb zurück, bis auf etwas verschmierte Hände und Umhang.
„Vielleicht schaffst du es als Auswechselspieler ins Team. Wenn du Hilfe brauchst, kannst du dich an mich wenden. Ich bin Julia Brown.“
„James John Jones“ murmelte er und wurde bei James erfreutem Lächeln leicht rot. Dann flitzte er davon und setzte sich zu weiteren Schülern auf die Ränge.
„Wir sollten den Besen untersuchen lassen. Irgendwer muss ihn verhext haben, dass er nicht mehr fliegt“ sagte das Mädchen neben Alex in die Runde.
„Das Auswahlspiel wird fortgeführt. Jay, du bist im Kreis drin, stell dich zu den weiteren Suchern.“ Ich folgte James Befehl und ging zur Truppe. Alle waren kleiner als ich. Vor mich drängte sich ein Junge, der sich, als er zu sprechen begann, als Jones Verhöhner herausstellte.
„Tja ja. Der Arme. Ich werde ihm nächstes Jahr erzählen, wie groß der Unterschied zwischen ihm und mir als Sucher ist. Und wie gut es sich unter Potter fliegen ließ.“
„Ich wäre vorsichtig mit meinen Bemerkungen“ sagte ich zu ihm „Was so ein Angeber wie du eigentlich bei Gryffindor zu suchen hat, ist mir leicht schleierhaft.“
„Wer sagt, dass ich Gryffindor bin?“ erwiderte er spöttisch und drehte sich, auf seinen Besen gestützt, um.
„Was suchst du dann hier? Falls du die Slytherins mit Infos füttern willst, um deine Chancen beim Auswahlspiel von denen zu vergrößern, hast du dich leider geirrt. Die brauchen keinen Spion.“
„Warum?“ fragte er interessiert, doch sah ich einen Funken Wut in seinen Augen aufblitzen.
„Weil sie selber hier sind. Jetzt geh schon zu ihnen.“ Ich gab im einen Stoß in den Rücken, den er mir auf meine Verkündung hin zugewandt hatte. Er warf mir einen letzten giftigen Blick zu und rannte, den Besen liegen lassend, zu seinem Haus. James warf mir einen dankenden Blick zu. Endlich war auch der Letzte entweder vom Platz geschickt oder hatte sich zu seiner Position gesellt. Es waren fünf Hüter, die es sich nicht doch noch mal anders überlegt hatten und sogar zehn Sucher. Mehrere Mädchen und genauso viele verängstigte Jungs.
James ließ den Parcours verschwinden und wandte sich den Hütern zu.
„Ihr habt sechs Strafstöße frei. Jeder von uns wirft daher zwei Mal. Wir fangen mit. Wo ist James John Jones?“ den letzten Satz rief er ins Stadion. Der kleine, blonde Junge war augenblicklich neben seinem Vorbild, wie es aussah.
„Du hast dich als Sucher beworben? Willst du meinen ersten Strafstoß werfen?“ fragte er den Kleinen. Dieser konnte nur Nicken und bekam einen neuen Besen und den Quaffel in die Hand gedrückt.
„So. Erster Kandidat ist: Esmeralda Arimana.“
Die Genannte trat vor, schwang sich auf den Besen und folgte den Jägern in die Luft. Ich sah den jungen Jones, wie er bei den Torringen flog und den Quaffel sicher auf den Fingern drehte. Arimana flog zu den Ringen und Jones warf. Er warf gut und Esmeralda fing ihn ohne Probleme. Sie lies alle, bis auf Alex letzten nicht durch die Ringe. Ähnlich erging es den nächsten drei auch. Frank jedoch hielt sechs von sechs Strafstößen und war somit im Team aufgenommen. Die kleinen Nicht- aufgenommenen trotteten mit hängenden Köpfen vom Feld.
Jetzt kamen wir an die Reihe. Welche Art der Auswahl hatte James sich ausgedacht?
„Ich habe mir für euch etwas Besonderes ausgedacht. Wie mimen ein Spiel und ihr sollt, sowohl unter Klatscherhageln, als auch zwischen Flugmanövern der Spieler, den Schnatz so schnell wie möglich fangen. Wenn ihn jemand gefangen hat, wird das Spiel neu angesetzt. Wer den Schnatz zuerst drei Mal geschnappt hat, hat den Posten.“
Die Teams teilten sich ein, alle Anwerber und Mitglieder schossen in die Luft. James flog direkt in die Mitte und warf den Schnatz in die Luft. Sofort stürzten sich die Anwärter in einen Kampf, doch James hatte das Spiel noch nicht angepfiffen. Ich hielt noch immer die Stellung und wartete auf den Pfiff. Auch die anderen Spieler waren noch in ihrer Position, während in einer entfernten Ecke bereits der Kampf um den Schnatz tobte. Endlich war auch James in der Luft und pfiff. Während die Sucher sofort zu ihm sausten, um einen angeblichen Befehl anzunehmen, flog ich ihnen entgegen und unter ihnen durch. Erneut übernahm mein kreatives Unterbewusstsein die Überhand und ich hörte weder die Anfeuerungsrufe von Marlene, Alice und Lily, noch James wütende Anweisungen. Der Schnatz surrte gemächlich über die Tribünen hinweg. Ich spornte meinen Besen an und er führte mich direkt auf den kleinen Ball zu. Selbiger machte keine Anstalten, abzuhauen, sondern setzte seinen Weg fort. Ich hatte ihn fast, da wollte er in die Entgegengesetzte Richtung an mir vorbei. Noch war ungefähr ein Meter Abstand zwischen ihm und mir. Sofort setzte ich ihm nach und sah ihn dann direkt über dem Kopf einer der Slytherins schweben. Selbiger stand am Boden, etwas drei Meter vom Ausgang der Tribünen entfernt. Er konnte mir nicht entwischen. Ich zog meinen Besen grinsend in die Senkrechte, und setzte zum Wronski- Bluff an. Der Slytherinspieler sah mich nicht kommen. Ich hetzte meinen Besen noch mehr. Kurz bevor ich unten war, kam mir noch ein Einfall. Ein Salto um den Kopf des Spielers. Ich blieb also weiter auf Kurs, rauschte hinter der Schlange vorbei und zog meinen Besen zu einer Pirouette nach oben. Ich flog auf kleinstem Raum die Drehung und schnappte beim erneuten herabsinken den Schnatz aus der Luft. Bevor der Slytherin irgendetwas tun konnte, drückte ich meinen Besen in James Richtung, zog ihn über die Tribünen und tauchte wieder aus meinem Unterbewusstsein auf. Die Menge jubelte und selbst die Slytherins klatschten ein paar Mal Ehrenhalber in die Hände. Ich streckte meine rechte Hand, in der der Schnatz flatterte, in die Luft und wedelte damit, denn da Frank gerade ein Tor geworfen hatte, hatte das Team den Fang nicht richtig mitbekommen. Doch nun drehten sie die Köpfe. Auch Alex klatschte ein paar Mal und schenkte mir ein strahlendes Lächeln. Einer der Treiber, wie ich an dem Schlagholz, dass er in seiner Hand hielt, erkennen konnte und James am nächsten war, sprach selbigen an. James wandte den Kopf und hörte seinem Kollegen zu. Dann nickte er und deutete mit seinem Zauberstab an die eigene Kehle. Als er sprach, erkannte ich den angewandten Zauber. Sonorus.
„WIR HABEN UNSER TEAM ZUSAMMEN! ICH BITTE ALLE SUCHER ANWÄRTER, DIE LUFT ZU VERLASSEN: HERZLICH WILLKOMMEN IM TEAM, JULIA BROWN UND FRANK LONBOTTOM AUS DEM SIEBTEN JAHRGANG!!“
Er deutete erneut auf seine Kehle und der Applaus und die Buh- Rufe der Abgewiesenen wurde lauter. Über den Rängen fliegen, sah ich Jones, der mir breit grinsend ehrfurchtsvolle Blicke zuwarf. Ich hielt über ihm an und drückte ihm den gefangenen Schnatz in die Hand. James hatte mir, bevor wir aufbrachen, meine Frage mit dem Schnatz geklärt. Dumbledore stellte jeder Mannschaft Kopien zur Verfügung, mit denen sie üben durften. Daher dürfte es nicht schwer sein, einen neuen aufzutreiben.
Jones sah mich mit großen Augen an. Ich grinste ihn an, wuschelte durch seine Haare und sah, wie er den Schnatz in der Nähe seiner Finger herumfliegen ließ und dann immer wieder schnappte.
Mein Lächeln hielt sich eine ganze Weile, während ich über die immer noch tobenden Ränge zu meiner neuen Mannschaft raste.
Selbige stand am Boden und grinste. Ich landete vor meinem neuen Kapitän und er schüttelte mir zwinkernd die Hand. Frank hatte das ganze vorhin anscheinend durchgemacht und begrüßte mich auch im Team.
„So, darf ich euch vorstellen. Julia oder kurz Jay. Jay, das sind unsere beiden Treiber Cole Dean und Rick Southern. Und die Dritte des goldenen Kleeblatts:
Amy Zachary.“
„Willkommen im Team, Jay“ sagte Amy und überreichte mir meinen Umhang. James hatte ihn von Alex bekommen mit der Bitte, dass ich ihn, falls ich ins Team käme, tragen durfte. Die Erklärung, warum, kannte er ja bereits.
„So Leute, es gibt bald Mittagessen. Unser erstes Spiel, Gryffindor gegen Slytherin ist in drei Wochen. Die Slytherins machen Morgen die Auswahlspiele. Wir fangen am Montag, wenn das vom Stundenplan hinhaut, um spätesten sechs Uhr Training. Noch einen schönen Samstag.“
Ich schulterte meinen Besen und gesellte mich zu Alex. Kaum eine Minute später stießen auch Marlene und Lily zu uns. Alice war bei Frank vorne. Beide drückten mich und wünschten mir alles Gute. Es kam mir vor, ich hätte gerade einen Oskar verliehen bekommen. Sirius war bei Peter und Remus oben geblieben, um Ersteren etwas zu helfen und letzteren zu bewachen. Heute Abend war Vollmond und Remus war dementsprechend gereizt gewesen. Mit jeder Stunde, in der die Nacht nähre rückte, wurde er aggressiver und verbrachte den Tag daher meist nur mit seinen Freunden in irgendeinem Geheimgang.
„Was machen wir nach dem Mittagessen?“ fragte ich interessiert an die anderen Mädchen. Keine hatte eine Idee.
„Gut, denn es gibt etwas, was ich euch erzählen muss. Die Jungs sollen auch dabei sein. Da ich annehme, dass Frank und Alice im Schlafsaal der Jungs sind und die Rumtreiber nicht zu uns kommen können, will ich anregen, dass wir die Sache, die nicht für die Ohren Dritter bestimmt sind, im Schulsprecherraum besprechen. Jede Erklärung erfolgt nachher. Wir treffen uns direkt nach dem Mittagessen dort. Ich muss Professor Dumbledore noch darüber informieren. Wir sehen uns beim Essen“ ich flitzte davon. In meinen weißen fast kniehohen Chucks mit den roten Schnürsenkeln und dem chinesischen Drachen auf Höhe des Knöchels, der schwarzen Jeans und dem weinroten Top und der schwarzen Weste darüber sah ich einigermaßen ordentlich aus, um vor dem Schulleiter aufzutreten. In einem unbelebten Gang im zweiten Stock zog ich die Karte des Rumtreibers heraus, die Sirius mir für den Tag, an dem er sowieso nicht im Schloss sein konnte, überlassen.
„Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut“ murmelte ich leise. Die Wände und Punkte erschienen auf dem Pergament und ich sah Dumbledore, der an einem Platz war und sich nicht bewegte. Er saß in seinem Zimmer. Von hier nach dort musste ich nur eine der verschwindenden Treppen hinauf und einen Korridor über mir entlanggehen.
„Missetat begangen“ die Karte verschwand, ich steckte Zauberstab und Karte ein und ging den Gang zurück. Rechts ging eine kleine Treppe hinauf, die in das große Treppenhaus mit den sich verschiebenden Treppen führte. Zuvorkommender Weise änderte just in dem Moment, in dem ich auf einem Vorsprung stand, die Treppe zu meinem Ziel die Richtung und pendelte zu mir. Rasch rannte ich die Stufen hinauf und den ausgestorbenen Gang entlang. Vor dem Steinernen Wasserspeier, der zweifelnd eine Augenbraue hob, als ich vor ihm stehen blieb, keuchte ich ein wenig. Der Korridor, den ich im Spurt genommen hatte, waren mir noch ein paare Stufen unter die Füße gekommen. Die Bilder an den Wänden sahen mir endgeistert hinter her und ich hörte jetzt noch ihre Gespräche über mein unerhabenes Verhalten.
In welchem Jahrhundert lebten die eigentlich?
„Zitronenbrausbonbon“ sagte ich, der Wasserspeier öffnete sich und ich sprintete auch diese Treppe hinauf. Ich klopfte höflich.
„Ja Bitte?“ kam es vom Schulleiter. Zaghaft öffnete ich die Tür. Dumbledore war nicht alleine. Bei ihm, auf einem Sessel saß Regulus Black, soweit ich es zuordnen konnte. Er sah Sirius wirklich sehr ähnlich.
„Ah. Miss Brown. Womit kann ich ihnen helfen? Falls es sich um Dinge handelt, die nicht für anderer Leute Ohren bestimmt sind, würde ich es vorziehen, dass Gespräch an einem besser geeignetem Zeitpunkt zu führen.
„Ich denke, dass wir auch ihn mit einbeziehen können“ sagte ich mit Bedacht. Ich wusste, dass Regulus nicht durch und durch böse war und er würde erkennen, wie sein Herr wirklich war.
„Mein Anliegen, Sir, ist die Offenbarung meiner waren Persönlichkeit gegenüber meiner Freunde. Professor. Sie wissen, dass wir Regulus Black vertrauen können. Er muss nur früher, als geplant, auf den Weg, den er einschlagen wird, geschubst werden.“ Ich fand meine Ausdruckweise sehr schön.
„Ich habe mit den Anderen ein Treffen nach dem Mittagessen anberaumt, Sir und ich hätte auch gerne Ihre und seine Anwesenheit im Raum der Schulsprecher.“
Flehentlich sah ich ihn an und Dumbledore nickte zustimmend. Regulus Black sah mich an, als ob er noch nie etwas wie mich gesehen hätte.
„Wer bist du, das du so auf mich bauen kannst?“ fragte er, doch ich wandte mich erneut an Dumbledore.
„Sir, es wäre praktisch, wenn sie die Bücher und ihr Denkarium mitbringen könnten.“
„Natürlich und nun würde ich sagen: lasst uns zum Mittagessen aufbrechen. Ich hoffe Mr. Lupins Zustand ist soweit in Ordnung, dass er sich zu unserem kleinen Treffen einfinden kann“ Dumbledore erhob sich und Regulus starrte mich immer noch an. Langsam wurde der Blick unangenehm.
Der Schulleiter führte seine Schüler unter den fragenden Blicken der Gemälde an den Wänden durch das Schloss. Mehrere Schülergruppen kamen uns entgegen und musterten unsere Truppe. Mädchengruppen, tuschelten und ich hörte Worte wie, >Betrug<, >Sirius Freundin<, >ausgespannt< und auch einen Satz, der mir einen Schauer über den Rücken jagte: >Was wird Sirius dazu sagen, dass seine neue Flamme ihn mit seinem eigenen Bruder betrogen hat? <
Wie blöd konnte man eigentlich sein? Musste man nur mal mit dem Schulleiter zusammen durch das Schloss laufen und schon waren die wildesten Gerücht in Umlauf. Nur einmal ein Mädchen, ein Junge und schon wurde eine unschickliche…dieses Wort passte perfekt…Romanze daraus und Dumbledore hatte das unterbunden und würde die beiden jetzt zu ihren Hauslehrern bringen. Ich schüttelte genervt den Kopf, als eines der Mädchen, die gestern mit verheulten Augen an ihren Tischen erschienen, mich mit gehässigem Blick anstarrte und dann vor uns in Richtung Gryffindorturm rannte.
„Pff…“ machte ich. Dumbledore lächelte. Bis auf solche Zwischenfälle verlief unser Gang nach Kanossa ziemlich normal. Endlich standen wir in der Eingangshalle und Regulus, Dumbledore und ich trennten uns an den Haustischen. Einigen sahen zwischen Sirius und mir hin und her. Doch Sirius machte weder Anstalten, mich in die Mangel zu nehmen, noch zu ignorieren. Dafür ignorierte er die Blicke der Anderen und stand auf, um mir meinen Stuhl zurückzuschieben. Lächelnd setzte ich mich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Ein zart Rosa deutete sich auf ihnen an und ich griff nach seiner Hand.
„Schön, dass du diesen bescheuerten zehn- Minuten- Gerüchten nicht geglaubt hast“ sagte ich zu ihm. Erst jetzt bemerkte ich, dass außer ihm keiner unserer Freunde am Tisch saßen.
„Warum auch? Lily, Alex und Marlene haben uns aufgesucht und ihnen deine Botschaft übermittelt. Sie haben außerdem gesagt, du würdest zu Dumbledore gehen. Als ich dann davon hörte, dass du mit meinem Bruder und unserem Lehrer durch die Gänge gehst, war mir sofort klar, was los war.“
„Regulus, dein Bruder, kommt nachher auch. Genauso wie Dumbledore. Da folgt dann die ausschweifenste und unglaubwürdigste Erklärung, die du je gehört hast“ ich lachte und auch er lachte ungezwungen und frei. Er nahm mir also nicht übel, dass sein Bruder auch kam. Vielleicht hatte er sogar gehofft, es wäre so. Pünktlich zum Erscheinen unserer Freunde, tauchte auch das Essen auf. Ich sah grinsend zu Dumbledore, denn obwohl alle Schüler anwesend gewesen waren, was sich eindeutig an dem größer werdenden Unmut der anderen zeigte, war das Mahl nicht erschienen. Sirius zwinkerte dem Lehrer zu und plünderte gleich darauf die nächste Platte.
Rasch griff ich nach einer weiteren und füllte den Teller. Die Gesprächsthemen variierten völlig. Während Alex mit James über das Auswahlspiel diskutierte, plauderten Sirius, Peter und Remus im Flüsterton über ihre anstehende Vollmondnacht. Anscheinend gab es davor immer einiges zu planen, denn man hörte Sirius leise Argumente für eine Nacht im Wald, während Remus mehr als nur für die Heulende Hütte stimmte. Peter meinte schlichtend, ein Kompromiss wäre das beste eine Hälfte dort, die andere dort. Lily hatte sich mit Marlene in ein Gespräch über das Entstehen von Gerüchten bei Bestimmten Anwandlungen. Erneut war ich die Einzige, die nicht mitreden konnte. Lilys und Marlenes hörte sich nicht sonderlich interessant an, dagegen das der drei Rumtreiber schon eher, aber es ging mich nichts an. Und die Auswahlspiele? Saßen zu weit weg.
Was für ein Mist. Vor allem fand ich die Leistung der Gruppe beachtlich. Sie argumentierte, aßen, tranken, hörten zu und redeten sogar noch leise und unvernehmlich.
Den Begriff Multi- tasking- fähig hätte unsere Deutschlehrerin jetzt eingeworfen. James sah sehnsüchtig auf eine leer Platte und als ob man es geahnt hatte, erschien an ihrer Stelle eine Schale mit einer Art Pfirsichcreme.
„Quaffel frei, James Potter greift ihn und Tor“ imitierte Sirius einen Stadionsprecher, während James selber sich einen Löffel von der Creme auflud. Ich lachte, was aber in dem allgemeinen Gesprächs und Gelächterschleier nicht weiter auffiel. Langsam begann ich nervös zu werden. Wo sollte ich mit den Erklärungen anfangen? Würde mir überhaupt irgendwer glauben?
Ja. Dumbledore. Aber vielleicht würden ja meine Erinnerungen helfen. Außerdem könnte Dumbledore die Potter-Bücher, oder auch nur den siebten Teil kopieren und dann würden alle das ganze besser verstehen.
Das war doch mal ein Konzept! Kaum war mir dieser Gedanke durch den Kopf geschossen, verschwand der Nachtisch von den Tischen. Lautes Stühlerücken und nicht minder leisere Gespräche waberten durch die Halle. Unser Clan blieb dicht beisammen. Wie gingen unauffällig, obwohl uns keiner beachtete, durch die normalen Korridore. Wir bogen in Richtung des Gryffindorturms ein, als Regulus uns einholte. Gehetzt blickte er sich um und mischte sich in die Mitte des Pulks. Niemand erhob Einwände, doch James gab ihm wortlos seinen Tarnumhang.
„Danke“ sagte Regulus und warf ihn über. Lily an der Spitze brachte uns zu einer verborgenen Wand. Sie flüsterte einige Worte. Darauf ging sie ohne zögern durch die Scheinbar massive Mauer und verschwand. James und Sirius folgten. Regulus zwischen sich und Marlene, Alex und bildeten den Schluss.
Der Raum dahinter war gigantisch. Ein riesiges Panoramafenster, meterhohe Bücherwände, ein Kamin mit zwei Couches und drei Sesseln davor. Im großen Zwischenraum zwischen der Büchergefüllten Wand auf der einen und dem imposanten Kamin mit dem Gemälde zweier Menschen auf der anderen Seite, stand ein großer Tisch. Ähnlich dem Speisesaal in Eosos aeterna standen auch hier einige Stühle. Es waren genau zehn Stück. Vier an den Seiten und zwei an den Kopfenden. Auf einer der Kopfendenstühle saß Dumbledore.
„Professor? Ich habe sie doch gerade eben beim Essen gesehen. Sie waren hinter uns!“ sagte James verwirrt. Dumbledore lächelte milde.
„James, auch ich kenne Möglichkeiten, schneller im Schloss voran zu kommen. Doch setzt euch nun. Wir sollten mit unserer Tagung beginnen.“ Die Stühle verrückten sich. Ich ließ ich gegenüber von Dumbledore und zwischen den beiden Blacks Nieder. Peter setzte sich zusammen mit Remus und Alex auf Regulus Seite, Lily, James und Marlene ihnen gegenüber. Erwartungsvolle Blicke ruhten auf mir. Ich räusperte mich.
„Also. Wo fang ich am besten an. Ähm. Wie ihr wisst, komme ich nicht von hier. Das kann man in einem doppelten Sinne verstehen. Ich komme weder aus England, noch aus dem Deutschland dieses Jahrhunderts. So. In Wirklichkeit komme ich aus dem Jahr 2011. Meine Idee ist es, euch meine Erinnerungen zu zeigen, aber vorher müsst ihr einiges wissen: erstens.
Im Jahr 1997 erschien ein Buch. Die Autorin, Joanne K. Rowling wurde schlagartig zum Star, das Buch ein voller Erfolg. Die Bücher handeln von der Geschichte eines Jungen Namens Harry James Potter.“ Hier hielt ich inne und sah zu James und Lily, die mich mit dem gleichen Gesichtsausdruck, einer Mischung aus Unglaube, Verblüfftheit und Freude, ansahen.
„Eurem Sohn, Lily, James. Warum Rowling von ihm berichtete ist ziemlich kompliziert, aber der Haupt und Mittelpunkt ist eine Prophezeiung und Harrys Vergangenheit. Durch diese Bücher, mittlerweile sind es sieben Stück, erfuhr ich von Hogwarts, euch Sirius, Peter und Remus. Auch Marlenes Name lief mir in einem der Bände über den Weg. Aufgrund der Tatsache, dass das alles etwas schwer zu erklären ist, würde ich vorschlagen, dass ihr die Bücher lest. Es wird euch alles erklären. Nun noch zu dem Grund, weshalb Regulus hier ist. Im sechsten Band erfährt Harry durch Professor Dumbledore von so genannten Horkruxen.“
Sirius und Regulus sahen mit dem gleichen Gesichtsausdruck zu Boden. Remus sah mit zusammengezogenen Augenbrauen zu mir, genauso wie Marlene und Alex. Einzig Lily und Peter schienen keine Ahnung zu haben.
„Voldemort hat sechs von ihnen angefertigt, weshalb er unsterblich ist. Von unserem Professor hier wird Harry mit Informationen gefüttert und als Harry nach dem Tod des Professors die Aufgaben beschließt weiter zu führen, endet alles in einer Verheerenden Schlacht. Einzig seine beiden besten Freunde Hermine und Ron sind bei ihm. Bevor du fragst, Sirius. Zu der Zeit na ja. Du bist von eurer Cousine Bellatrix im ZM ermordet worden und durch einen steinernen Bogen gefallen.“
Keine Reaktion.
„Julia. Ich denke, wenn du nun alles erklärst, werden wir eine kleine Ewigkeit hier verbringen. Kennst du eine Möglichkeit, es für uns einfacher zu halten?“ warf Dumbledore in meine Sprechpause ein. Ich hatte keine…DOCH!! DIE FILME-SAMMLUNG!! DORT WAREN AUCH DIE POTTER- FILME DABEI!!“
„Sir. Die Bücher wurden sehr erfolgreich verfilmt. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, sie anzuschauen, wäre ich sehr dankbar dafür.“
Dumbledore nickte und ließ das Denkarium zu mir herüber fliegen. Ich hatte eine Idee. Sobald meine Tage in Eosos aeterna abgelaufen waren, würde ich einfach den Einen oder Anderen Filmfetzen anhängen.
Ich setzte meinen Stab an die Schläfe, ließ erst die Tage vor meinem geistigen Auge herabspulen. Dann dachte ich an den Anfang des ersten Potterteiles, setzte die Erinnerung an den Dritten Teil am Schluss dazu (ab dem Teil der heulenden Hütte bis zur Flucht auf Seidenschnabel), als nächstes kamen die Details des Endes des Feuerkelchs dazu. Den Schluss bildete der Orden des Phönix. Den gesamten sechsten Band überging ich und ging sofort über in Snapes Erinnerungen. Dann viel mir noch das Medaillon ein und es entstand vor meinem Geistigen Auge.
Während ich dachte zog ich den Stab langsam weg von meinem Auge. Als ich den Strom beendete, die Augen öffnete und an meinem Stab herabsah, bemerkte ich, dass der Faden bis zum Boden herab hing.
„Ist etwas dazugekommen?“ fragte Dumbledore interessiert. Ich nickte stumm. Dann ließ ich den silbernen Faden in das leere Denkarium fallen, erinnerte mich noch kurz an die Entdeckung von Regulus Türschild und fügte die Erinnerung den anderen Hinzu. Die Anderen erhoben sich und traten der Reihe nach hinter mich. Ich stürzte mich in die Tiefen der Erinnerungswelt und landete in meinem Zimmer. Die Erinnerung schien stehen geblieben. Ich ging durch die Tücher in der Mitte des Raumes und trat ans Fenster. Der Morgen meines Geburtstags war ein schöner gewesen, wie ich jetzt bemerkte. Ich steckte gerade den Kopf durch das Fenster, als allgemeines Gelächter mich zurückschrecken ließ. Anscheinend hatten sie meinen Fluch vernommen. Erneut beobachtete ich meine wenige Tage jüngeres ich, wie es den streitenden Ausrufen nachging.
Es war eigenartig hier mit neun Anderen zu stehen, die ich mehr oder weniger gut kannte. Die Szene veränderte sich.
Wir standen am Bahnhof, als ich heraussprang und mich verabschiedete. (…)
Wir hatten meine Geschichte mit dem Eintreffen im Büro des Schulleiters und meiner Erklärung beendet. Nun standen wir im Ligusterweg Nr. 4.
Dumbledore ging die Straße entlang und der jüngere von ihnen kicherte.
„Eine interessante Darstellung von mir“ er sah dem Schauspieler tatsächlich nicht sonderlich ähnlich. Allerhöchstens die Brille und die Nase erinnerten an den echten Dumbledore. Wir erlebten die Ankunft McGonagalls und Hagrids live mit. Die Szene veränderte sich erneut.
Wir standen in der verfallenen Hütte. Harry sagte gerade den Namen seines Freundes und sie stürzten zu Ron. Die Tür fiel ins Schloss und der Dialog begann. Sirius sah mehr neugierig auf seine Ausgabe. Dann kam die Szene, vor der ich mich etwas gefürchtet hatte. Peter bekam sein Schicksal verraten.
„DU HAST JAMES UND LILY AN VOLDEMORT VERKAUFT!“ sagte Remus gerade. Peter sah geschockt auf sein Ich.
„Nein! Das würde ich nicht tun!“ kam es aus ihm heraus, doch anscheinend war seine Neugier auf die Antwort seiner selbst zu interessant. (…)
Jetzt standen wir mit Harry auf der anderen Seite des Sees.
„EXPECTO PATRONUM!“ rief er und der Hirsch erschien. Das Dritte Jahr beendeten wir mit Sirius Worten: „Hier drin“
Alex konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen.
„Sehr weise, Blacky“ meinte sie und er verbeugte sich grinsend vor ihr. Auch ich schmunzelte. Ich hatte bei der Abschlussszene im Wald jedes Mal die Tränen bekommen, als Sirius die Geste aus dem Gefangenen von Askaban wiederholt hatte. Doch jetzt erschien es mir mehr als unlogisch, dass Sirius jemals solche Worte gebrauchen würde. Auch Regulus grinste zum ersten Mal, seit unsere Runde eröffnet worden war. (…)
Wir standen auf dem Friedhof von Little Hangelton. Beobachteten, wie Peter Voldemort wieder belebte, den Rat der Todesser und den Kampf der Erzfeinde. Harrys Rückkehr erlebten wir mit und alle schauten gebannt über die Ränge(…)
Harry, Ron, Hermine, Ginny, Neville und Luna fielen gerade herunter und knallten auf den Boden. Sie richteten sich auf und erneut verzogen sich die Mienen der Anwesenden, als Sirius etwas sagte.
„Das passt schon eher zu mir“ Doch die anfängliche Freude stockte mit dem Ende der Szene. Sirius echtes Ich sah entsetzt und wütend gleichermaßen auf Helena Bonham- Carter. Remus beobachtete sich selbst und sah, wie er versuchte, Harry zurückzuhalten. (…)
Wir waren erneut in der Heulenden Hütte. Snape lag am Boden. Harry hielt das Fläschchen mit dessen Erinnerung in Händen. Ich sah reflexartig zu Lily, als Snape ihren Namen nannte. Sie war kreidebleich. In ihren Augen lag Trauer und Entsetzen gleichermaßen. Als nächstes sahen wir die Abfolge der Bilder. Die Schlüsselszene, als Snape die Hirschkuh heraufbeschwor, hatte ich mit den Worten aus dem Buch verschönert. Snapes >Immer< hallte mir noch in den Ohren, als wir schon wieder im Schulsprecherraum waren. Ein jeder war blass und starrte erst mal eine Weile vor sich hin. Einzig Dumbledore schien, obwohl er vor einiger Zeit seinem eigenen Tod mit angesehen hatte, zu einer Regung fähig.
„Bedenkt, dass all dies niemals geschehen wird. Ich habe die Bücher der Autorin natürlich gelesen und die Zusammenhänge sind sehr deutlich. Das gute ist, dass ich einen Großteil der Horkruxverstecke kenne. Wir kennen also sowohl den Aufenthaltsort, als auch die Schutzbänne, die ihn Umgeben, oder zumindest die Folgen. Das ist ein großer Schritt.“
„Verzeihen sie die Frage, aber was sind Horkruxe jetzt eigentlich?“ fragte Lily und sah immer noch verwirrt umher. Anscheinend hatte Peter irgendwo eine Auskunft gefunden, denn er sah nicht mehr so verwirrt umher, wie noch vor ein paare Minuten.
„Horkruxe sind Teile von Seelen. Wenn man einen Mord begangen hat, spaltet man seine Seele. Mit bestimmten, dunklen Zaubern kann man diese Seelenstück in einen verzauberten Behälter einschließen. So etwas nennt man dann einen Horkrux“ erklärte Remus mit sachlicher und gefasster Miene, als ob er nur den Wasserkreislauf vermitteln würde und nicht einen der schwarzmagischsten Vorgänge, die es gibt.
Lily wurde, soweit das möglich war, noch blasser. Die Anderen sahen weiterhin mit grimmigen Mienen zu ihrem Gegenüber.
„Du hast noch immer nicht genau gesagt, was Sirius Bruder hier soll“ warf Alex neben Dumbledore in den Raum.
„Hab ich nicht? Also Regulus hier hat sich den Todessern angeschlossen. Doch dann hat er Voldemorts Geheimnis der Horkruxe gelüftet. Das Medaillon, das in der steinernen Höhle, geschützt durch einen magischen Trank, eignete er sich mit der Hilfe eines Hauselfs an. Dabei starb er. Der Hauself, Kreacher sein Name, legte anstatt des echten Schmuckstücks eine Kopie mit einer Notiz in das steinerne Becken. Unterzeichnet mit R.A.B. Als Harry dann mit seinen Freunden floh und im Grimmauldplatz Nr. 12 Zuflucht suchte, entdeckte er Regulus Türschild. Regulus Arcturus Black und erkannte in ihm den Hinterlasser des echten Horkruxes und indirekt auch einen Anhänger Dumbledores. Deshalb ist es wichtig, dass Regulus hier ist.“ Die Anwesenden nickten verstehend. Regulus selbst sah beschämt zu Boden.
Dann ergriff Dumbledore das Wort: „Es ist wichtig zu wissen, dass Mr. Black hier leider bereits dem Kreis Voldemorts beigetreten ist. Er trägt unglücklicherweise das dunkle Mal auf seinem linken Unterarm.“
Schweigen.
„Wie sieht der nächste Schritt aus?“ fragte James und sah begierig auf unseren Schulleiter.
„Natürlich wird es die Hauptaufgabe sein, die Horkruxe zu finden und zu zerstören. Daher würde ich sagen, dass ihr euch in Gruppen aufteilt, um die wichtigsten Sachen herauszufinden.
Also wir benötigen Leute, die sich über Zerstörungsmöglichkeiten für Horkruxe informieren. Dann diejenigen, die sich mögliche Verstecke ausknobeln. Dafür brauchen diejenigen dann die Bücher. So.
Wenn das herausgefunden ist, brauchen wir natürlich Umgehungsmöglichkeiten der Schutzbänne.“
„Sir, sagten sie gerade wir?“
„Ja Mr. Black. Selbst wenn sie ein Slytherin sind, gehören sie jetzt zu unserem kleinen Trupp dazu. Sie könnten unauffällig in der Bibliothek suchen. Ihren Freunden gegenüber forschen sie nach den dunkelsten Zaubern für Voldemort.
Bevor ich es vergesse, was mir nicht oft passiert, natürlich werden sie ab sofort hart in VgdK arbeiten müssen. Zusatzstunden müssen anberaumt werden. Das wäre dann die letzte Einheit, die wir anstreben müssen: neue Zauber zur Verteidigung und anderes.“
„Professor“ sagte Peter zaghaft, anscheinend war er so nervös, zum ersten Mal mit dem Schulleiter persönlich zu reden.
„Ja Mr. Pettigrew.“
„Also, wie wäre es, wenn wir die Unterrichtsstunden bei jemand Außerschulischem, wie zum Beispiel Remus Vater, haben würden. Man bräuchte keine Angst vor einer schlechteren Note haben, was ein entspannteres Lernen ermöglichen würde und zweitens kann keinem Lehrer etwas herausrutschen.“
Anerkennend sah Dumbledore zu Peter.
„Eine sehr gute Idee, Peter. Ich werde mal bei den Lupins anfragen. Aber für heute ist es gut mit planen. Das Letzte was wir nun noch festlegen sollten, ist das nächste Treffen.“
„Nächste Woche?“ fragte ich und sah mich um. Niemand schien Einwände zu erheben.
„Ich denke der Ausdruck: selbe Zeit, selber Ort ist hier angebracht“ sagte Dumbledore. Die erste Versammlung ist also aufgehoben. Innerlich lachte ich. Jetzt hatten wir schon einen Geheimbund gegründet! Eine legale Verschwörung sozusagen. Etwas wie eine von Dumbledore abgesegnete DA.
„Sir, die Bücher!“ mahnte Lily. Es sah witzig aus, wie Lily einen der größten Zauberer aller Zeiten auffordernd ansah. Scheinbar war der alterwürdige Schulleiter der gleichen Meinung und schmunzelte sanft.
„Ganz recht Miss Evans. Ich denke, das der letzte Band genügt.“
Mit einem kleinen Reflex seines Stabes erschienen für jeden meiner Freunde eine Ausgabe von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“.
„Danke Professor“ kam es nun von allen Seiten und ich nutzte die Gelegenheit, um meine Erinnerungen in meinen Kopf zurückzupflanzen. Es war einige der wenigen, die ich unbedingt behalten wollte.
„Nun denn. Ich schlage vor, dass sie, Mr. Black, ihre Freunde nicht mehr lange warten lassen. Seien sie vorsichtig, allesamt, wann sie das Buch lesen. Diskretion steht ganz oben. Aber nun- auf und hinaus in die schöne Sonne“ er verlies uns in gemäßigten Schritten. Sorgsam darauf achtende, dass wir nicht auffielen, tröpfelten wir aus den Räumen. Regulus hatte sich selbst mit einem Desillisionierungszauber belegt und man sah ihn nur, wenn man ganz genau auf seine Umgebung schaute. Kleine Bild- Pixel, wie ich sie nannte, umrahmten ihn, was aber den Wenigen Schülern nicht weiter auffiel. Schweigend ging ich neben Alex, Marlene und Lily zu unserem Schlafsaal. Die Bücher verkleinert in die Hosentasche gesteckt hockten wir uns schweigend auf unsere Betten. Alice war nicht hier.
„Merlin sei Dank. Das letzte, wo ich nun Lust drauf hätte, wären lange Erklärungen“ murmelte Marlene, zog Buch und Zauberstab hervor, vergrößerte ersteres und schrak eine Sekunde später zusammen. Ich sah verdutzt zur Tür. Sie ging auf, man hörte Schritte und dann wurde die Tür, mit heruntergedrückter Klinke, ins Schloss geschoben.
„Ich wusste, dass das klappt“ sagte Sirius selbstgefällig. Er und seine Rumtreiberfreunde zogen sich den Tarnumhang herunter und setzten sich jeweils zu einer von uns.
„Ja, Pad, du bist grandios und der genialste Schüler, den Hogwarts“ seufzte Remus gelangweilt, während er nach Alex' Buch griff.
„Was treibt ihr hier?“ fragte Lily und sah James durchdringend an.
„Ähm. Also…tja…“
„Komm auf den Punkt!“
„Um es kurz zu machen: einer fängt an aus diesem grandiosen Buch vorzulesen, während die anderen Faulenzend zuhören. Wir wechseln uns immer ab. Das Wetter macht allem Anderen leider einen Strich durch die Rechnung“ erklärte Peter grinsend und zog erneut verwunderte und anerkennende Blicke auf sich.
„Wow! Peter warum meldest du dich nicht öfter zu Wort? Deine Ideen werden immer genialer!“ rief Sirius, während ich seine Hand in meinem Nacken hatte. Er kraulte warum auch immer meinen Pulli.
Ich seufzte. Wenn wir nur Rufus Beck hätten. So könnte jeder zuhören und niemand müsste leiden.
„Du siehst nicht sonderlich begeistert aus, Jay“ meldete sich Alex hinter Remus zu Wort.
„Nein, es ist nur so, dass es das Buch als Hörbuch gibt und das weitaus angenehmer ist“ ich sah in die Runde. Jeder runzelte die Stirn.
„Vielleicht hat Dumbledore ja…“ doch Lilys Antwort ging in einem kleinen Schrei unter. Fawkes wurde etwas weniger flammig und ließ eine Holzkassette und eine Pergamentrolle fast auf Sirius Kopf fallen. James fing brüllend an zu lachen und leises Gekicher waberte durch unsere Runde. Ich griff rasch nach dem Blatt und las es laut vor:
„Liebe Julia,
ich habe endlich eine Möglichkeit gefunden, dass sie ihre Musik hören können.“
„Ziemlich kurze Notiz“ sagte Sirius und fingerte schon am Verschluss der Kassette herum. Ich nahm sie ihm aus der Hand und bemerkte, wie er sich gespielt beleidigt von mir abwandte. Die Schatulle hatte ein kunstvolles Scharnier. Als ich den Halbrunden Deckel anhob, kam eine interessante Gerätschaft zum Vorschein. Es war eine Art winziger Plattenspieler. Eine kleine Erhebung für das Loch in der Mitte jeder CD, die sich drehen ließ und einem darüber schwebenden Arm, aus dem ein hellbläuliches Licht drang. Ich drückte Sirius die Gerätschaft, die von einem gläsernen Glaskasten umschlossen wurde, in die Hand. Dann zog ich meinen Koffer unter dem Bett hervor, nahm die fünf CD- Türme heraus und suchte unter den Aufschriften nach Hörbüchern. Endlich hatte ich sie Gefunden. Vorausschauend hatte mein Vater alles nach Alphabet geordnet und bunte Scheiben dazwischen geschoben. Die teilweise digitalisierten Potterbände waren relativ mittig. Ein ganz schöner Stapel CDs, die sofort von den Anwesenden inspiziert wurden, landete auf meiner Decke. Endlich hatte ich den Siebener gefunden. Schnell stopfte ich die übrigen Scheiben auf die Stange, warf allesamt in den Koffer zurück und kletterte aufs Bett zurück. Behutsam öffnete ich den Glasdeckel. Sofort klappten alle Wände zur Seite und der Arm mit dem Licht schwang zur Seite. Ich legte die CD mit der glänzenden Seite nach oben auf die Halterung, stupste den Arm wieder darüber.
Die Seiten klappten von selbst wieder nach oben. Fast hätten sie meinen Finger erwischt. Fast.
So. Jetzt lag die CD in diesem Glaskasten herum und dümpelte vor sich hin. Ich griff nach Dumbledores Nachricht.
Hoffentlich hatte er an Anweisungen gedacht.
Gott sei Dank hatte er es getan.
„Wenn du Alles eingerichtet hast, tippe das Gerät einmal mit dem Zauberstab an, dann sollte es die Musik abspielen.“
Ich zog meinen Stab und tippte auf das Glas. Die CD begann zu rotieren. Ich lauschte und hoffte.
Nichts geschah. Dumbledore hatte sich geirrt. Ich wollte den Glaskasten schon öffnen, da stand Remus vor mir und deutete auf einen kleinen Schalter, den ich gar nicht bemerkt hatte. Rasch drückte ich ihn und atmete ein. Rufus Becks Stimme drang in perfekter Lautstärke aus dem Glaskasten. Er übertönte sogar den Regen, der dem Schlafsaal ein gemütliches Flair verlieh, übertönte die leisen Stimmen der anderen Schüler aus dem Gemeinschaftsraum und auch das sanfte prasseln des Feuers, das Lily erneut herbeigezaubert und etwas verändert hatte. Jetzt war es in einem Rundkamin eingeschlossen und ließ schöne Feuergeräusche frei, genauso wie gemütliche Wärme. Ich stellte das Gerät auf das Regal neben meinem Bett, während es sich die anderen gemütlich machten und lauschten.
Der ein oder Andere hatte die Augen geschlossen. Plötzlich stand James auf und zauberte auf den Boden vor dem „Kamin“ dicke Kissen. Er setzte sich darauf und die Anderen folgten. Ich ließ mich zwischen Sirius, der einen Arm um mich legte und Lily, die ihren Kopf auf James Schulter gelegt hatte, nieder. Als hätte die Gerätschaft das geahnt, führte sie erst jetzt den Anfang fort.
Ich schloss die Augen und war kurz davor, wegzudämmern. Die Geschichte, die ich vom laufenden Hören schon fast ganz auswendig konnte, die angenehme Wärme des Feuers, das plätschern des Wassers, die leisen Wellen, die an die Steine des schwarzen Sees brandeten. Alles war perfekt.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel