von Julia*Jay*Brown
Kapitel 3
Emily landete hinter mir. Fassungslos starrte ich umher.
Das hier war der Ort…DER tropfende Kessel. Es war alles wahr.
Keiner beachtete meinen offenen Mund, generell schien sich keiner für uns zu interessieren.
Ich war sehr froh darüber. Unnötige Paparazzi konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen.
Emily führte mich kommentarlos durch den Raum, auf eben jene Tür zu, die jeden Leser immer wieder neu in Träume versetzt. Dahinter lag der unspektakulärste Hinterhof, den ich je in meinem Leben gesehen hatte. Da war sogar der bei uns zu Hause…es war ja nicht mehr mein… egal…jedenfalls der dort war noch spannender.
Erneut zog meine Begleiterin ihren Zauberstab und tippte auf den Backstein, den jeder Potterleser kennt.
Gespannt sah auf die Mauer. Dann geschah das unmögliche, oder was ich bisher gedacht hatte. Die Steine schoben und rückten sich langsam aus dem Weg und ich sah wie auf eine Erscheinung auf den Durchgang. Mein Kiefer klappte runter. In der Winkelgasse war einiges los. Obwohl die Ferien noch etwas Zeit hatten, hatte es anscheinend viele aus ihren Häusern gelockt. Auffällig viele Jugendliche hockten unter den vielfältigen und vielfachen Sonnenschirmen vor den Eiscafes.
Die übliche Ansammlung von Jungs, aber auch Mädchen, sammelte sich vor Qualität für Quidditch. Es war toll. Wenn man sich vorstellt. Vor dreizehn Jahren noch hatte hier alles lehr gestanden.
Aber jetzt: Kinder lachten und tollten umher. Die Geschäfte blühten auf. Doch hin und wieder sah man die ein oder andere schwarze Flagge über einem Laden gehisst. Dort gedachte jemand seinem Freund oder seiner Schwester.
Am lautesten Radau machte ein Laden, der relativ mittig lag. Ich blieb wie angewurzelt stehen, denn ich…bei Gott…dort standen, oder vielmehr saßen fünf Personen. Es waren nicht irgendwelche Personen.
Ich glaubte schon an eine Fata Morgana. Vor dem Laden, der unter dem Namen Weasleys Zauberhafte Zauberscherze schon zu Hogwartszeiten Karriere machte, redeten und lachten Harry Potter und Ginny Potter, sowie Ron und Hermine Weasley. Dabei saß noch jemand. Ich sah ihn nur von hinten, doch mein Hirn ordnete sofort zu: George Weasley. Wer sonst. Sein Ohr war wirklich nur noch ein schwarzes Loch. Trotz des ganzen Gewimmels, erkannte ich eine schwarze Tafel, auf der das Bild einer weiteren Person eingelassen war.
Darunter stand in Goldenen Letter: Fred Weasley
1.April 1978- 3.März 1998
Meinem Bruder zum ewigen Gedenken
Fast wäre mir eine Träne gekommen. Ich spürte sie im Augenwinkel brennen. Ich dachte daran, wie ich die Stelle gelesen hatte. Es war etwas ganz anderes, als zu wissen, dass die fünfzig Toten von Hogwarts tatsächlich einmal gelebt hatten.
„Komm weiter.“ Meinte Emily und würdigte die Tafel keines Blickes. Ich sah sie erstaunt an. Sie musste die Zwillinge doch gekannt haben. Verzweifelt versuchte ich ihr in die Augen zu sehen.
„Em. Was ist?“ Sie blieb so abrupt stehen, dass ich fast in jemanden hinein gerannt wäre. Mitten auf der Straße floss ihr eine einzelne Träne über die Wange.
„Ich…ich liebte ihn.“ Sagte sie und sah die Straße hinab. Ich sah sie vollkommen endgeistert an.
„Fred war der Erste und Letzte, den ich jemals geliebt hatte. Er hat mich so oft zum lachen gebracht und wir waren- geheim natürlich- zusammen. Wir waren in einem Jahrgang. Zusammen mit Lee Jorden und seinem Bruder George. Natürlich wurde ich in Rowlings Büchern nie erwähnt oder durch Angelina Johnson ersetzt. Wir baten sie um Diskretion, denn du würdest die Bücher auch lesen und der Name Emily de Claire ist nicht besonders häufig in England vorhanden. Ich war in Ravenclaw. Aber es war trotzdem einfach ihn zu treffen, obwohl er eher mich traf, als ich ihn. Er hatte ein Karte- du kennst sie.“ Emily sah verträumt auf die Marmortafel und der Tränenschimmer über ihren Augen verschwamm.
„Willst du darüber reden?“ fragte ich zaghaft. Meine…ja meine Cousine wäre vielleicht die Freundin, vielleicht sogar die Frau von Fred Weasley geworden, wenn er nicht gestorben wäre. Gewollt oder nicht. Ich versank in noch mehr Mitleid für die Überlebenden.
„Du… du fragst dich sicherlich, wie ich jetzt zu Oliver kam.“
Ich nickte zustimmend.
„Ich habe einen Vorschlag: wir gehen erst deine Sachen kaufen und dann erzähl ich der meine Geschichte.“
Etwas enttäuscht, mich aber erneut an mein Schicksal erinnernd nickte ich erneut.
Emily ging weiter und ich widmete mich erneut den Geschäften.
Fortescues Eissalon, Florish and Blotts, die magische Menagerie und letztendlich standen wir vor Madam Malkinns- Anzüge für alle Gelegenheiten. Dort wollten wir hin. Ich sah gerade noch einen Zauberer, der in einem vollkommen weißen Umhang, seinen Zauberstab schwang und prompt strahlte das Schild der Schneiderin in frischen Farben. Außerdem prangte auch ein neuer Name auf dem Schild, doch ich konnte noch nicht ganz erkennen wie er nun hieß, denn die Schriftzeichen waren noch nicht eingefärbt.
„Das ist ein Malermagier. Ich hab gehört, dass es so etwas auch bei den Muggeln gibt.“ Flüsterte Em mir ins Ohr. Bevor ich antworten konnte, schob sie mich durch die Glastür.
Ich blickte mich um. Im Gegensatz zu der Winkelgasse selber wirkte der Kleiderladen sehr…nun ja…unspektakulär. Eine gertenschlanke blonde Frau mittleren Alters kam auf mich zu und lächelte mich strahlend an:
„Hallo. Kann ich euch behilflich sein?“ sie hatte einen ganz schwachen, französischen Akzent.
„Ja. Wir suchen für meine Cousine drei Garnituren Hogwartsumhänge. Samt und sonders Wintermänteln und vielleicht auch ein Ballkleid. Schließlich ist sie ja im Abschlussjahr.“ Während meine Begleiterin all dies sagte, zog sie einen Brief hervor. Die Frau runzelte kurz die Stirn. Dann riss sie erst den Brief und letztendlich auch ihre Blauen Augen auf.
„Endlich. Ich dachte schon ihr kommt nie. Schön dich mal wieder zu sehen Emily. Und du bist der Hoffnungsträger der Zauberernation der Vergangenheit und Gegenwart. Ich bin Fleur Weasley und du bist Julia.“
Erneut klappte mir die Kinnlade herunter. Fleur Delacour! Wow!!! Sie lächelte mich freundlich an und führte mich mit einem strahlenden Lächeln in den hinteren Teil des Ladens.
„Also erst mal die Hogwartsumhänge. Die haben sich seit fast hundert Jahren nicht mehr geändert. Das einzige, womit du wahrscheinlich Probleme haben wirst, ist die Freizeitkleidung. Du bist allerdings mit Plateauschuhen und bunten Tops immer auf der Sicheren Seite. Ansonsten würde ich sagen Jeans in allen Farben, genauso wie enge kurze oder lange gefächerte Röcke. Bei Kleidern, tja da gilt, des do ausgefallener, umso besser.“ Fleur lachte und zog ein Maßband aus ihrer Tasche. Während ich beobachtete, wie selbiges um mich herumsauste und ein paar Nadeln die Daten auf einen auf eine Modepuppe aufgezogenen Umhang übertrugen, ging Fleur durch den hinteren Teil des Ladens und durchsuchte einen Aktenschrank und ging schließlich mit einer Akte zu der Kleidungsständern. Dort angekommen, begann sie nach etwas zu suchen. Eine Minute später surrte das Maßband auf dem Boden zusammen und Fleur steckte ihren gezückten Zauberstab in die Tasche. Über ihrem Arm hingen einige weiße, weiblich geschnittene Blusen, sowie schwarze, leicht gefächerte Röcke. Außerdem lagen auf ihrer Schulter noch ein Paar Krawatten. Mir fiel auf, dass sie nur aus drei der vier Häuser stammten. Slytherin fehlte- was hatte ich auch erwartet. Kein ehemaliges Mitglied des Phönixordens würde öffentlich mit den Farben des Erzfeindes herumrennen.
Unterdessen hatte meine…Bedienung… eine Große Schere angewiesen, die Umrisse, die die Nadeln auf dem Umhang gesetzt hatten, auszuschneiden. Keine Sekunde später folgte eine Nadel mit schwarzem Garn und nähte die Seiten zu. Ich blickte auf meinen neuen Schulumhang. Er sah cool aus.
Ich wandte meinen Blick zu Emily. Sie grinste zurück und erneut sah ich einen Tränenhauch auf ihren Augen. Erinnerungen waren grausam. Ich dachte augenblicklich an meine eigenen Freunde in Deutschland. Jetzt war ich mir sicher. Nie wieder würde ich sie sehen. Höchstens nur, wenn ich sie auf dem Spielplatz traf, wenn ich dort entlangging. Eine grauselige Vorstellung.
„Hier sind die Sachen, die man unter den Umhang zieht.“ Fleur legte mir eine der weißen Blusen, einen Rock, genauso wie schwarze Kniestrümpfe und Ballerinas und eine der blau- silbernen Ravenclaw Krawatten hin. Keine Sekunde später lag auch der Umhang auf dem Stuhl. Ich folgte ihrer Bitte, es mal anzuprobieren. Also ging ich in die Umkleidekabine. Als ich mich umgezogen hatte, erkannte ich mich selbst fast nicht mehr wieder. Der einzige Nachteil war das viele schwarz. Eigentlich mochte ich die Farbe nicht sonderlich, jedenfalls nicht als Kleidungsstück.
Trotzdem geriet ich in Staunen. Der Umhang und die Bluse passten wie angegossen und auch der Rock hatte die perfekte Länge und Größe. Nichts war zu groß oder zu klein. Selbst die Ballerinas mit der kleinen schwarzen Schleife passten perfekt, obwohl ich relativ schmale und nicht so große Füße für mein Alter hatte.
Ich trat hinter der Tür hervor und sah die Stolzen und Zufriedenen Mienen von Fleur und Emily.
„Perfekt!“ sagte Fleur zufrieden und ich verschwand rasch hinter der Tür und zog mich um. Mit ordentlich zusammengefalteten Kleidern trat ich erneut in den Verkaufsraum. Fleur nahm mir die Sachen aus dem Arm, lies die Krawatte in einen Schrank mit der Aufschrift: Ravenclaw
zurückfliegen und legte die Sachen, die ich erwerben wollte auf den Verkaufstresen.
„Normalerweise mache ich so etwas nie, aber hier handelt es sich um eine Sondermission. Außerdem schulde ich dir noch Geld Emily.“ Meinte sie und lachte, bevor sie ihren Stab auf die Sachen richtete: „Geminio!“ sagte sie vernehmlich und wiederholte diese Prozedur, bis ich vier Garnituren Besaß.
Sie ging hinter die Theke und zog nach einem Kurzen Blick auf meinen Umhang und die Ballerinas etwas von unter der Theke hervor. Ein Winterumhang und ein paar enger schwarzer Stiefel. Genauso folgte ein Päckchen mit weißen Winter sowie grünlichen Krokodielleder Handschuhen. Auch sie passten wie angegossen.
Ich konnte nicht mehr an mich halten und fragte noch halbwegs höflich: „Wie schaffen sie es, dass die Sachen mir wie für mich geschaffen passen?“
„Die Sachen passen sich nach erstem anziehen perfekt an. Die Ausnahme bilden die Umhänge und die Normalen Garnituren. Da muss ich mich auf meine Daten verlassen und gegebenenfalls etwas verändern. Mit Magie versteht sich.“ Sie lächelte verschwörerisch. Ich verstand sofort.
Betriebsgeheimnis.
„Jetzt noch das Kleid für den Abschlussball. Ich habe verschieden Arten von Kleidern, die wir dann in der entsprechenden Farbe auswählen können.“ Das war verdammt cool! Einfach nach dem Stil schauen, dann die Farbe aussuchen. Fertig! Wenn es im echten Leben…pardon…dem Leben der Muggel… auch so einfach wäre. Ich erinnerte mich gerade an den Abschlussball der Tanzschule. Wir hatten über vier Stunden gebraucht, bis jede ein perfektes Kleid hatte. Entweder hatte uns der Preis, die falsche Farbe oder die falsche Größe immer wieder vom Kauf eines hübschen Kleides abgehalten.
Ich riss mich aus meinen leicht Schmerzverzerrten Gedanken und folgte Fleur und Emily in einen weiteren Teil des Ladens. Dort hingen Unmengen an weißen Stil Kleidern an einer Holzplatte. Dahinter befand sich in einer sehr langen Reihe dasselbe Kleid in allen denkbaren Nuancen von denkbaren Farben. Es gab mindestens 200 verschiedene Arten von Kleidern. Und das allein in der Ballkleid Abteilung. Eine ähnliche Anzahl an Arten fand sich auch an Cocktailkleidern.
„Also bevor du denkst, dass wir hier drei Stunden brauchen…“ riss Fleur mich aus meinen Gedanken „muss ich dir sagen, dass das durchaus der Fall sein kann. Wir haben hier über fünfhundert Farben, Stoffarten, bestick und unbestickt, mit Querfalten…Also die Auswahl ist gigantisch. Merlin sei gepriesen für die Unterteilung in Cocktail- und Ballkleider“ erklärte sie und mir klappte der Mund auf. Aus der Traum vom schnellen kaufen. Hoffentlich würde ich noch vor übermorgen hier raus kommen! Fleur grinste und zog mich und Emily nach links zum Anfang der langen Reihe. Neee. Nie im Leben würde ich so etwas anziehen. Gruselig. Das nächste war auch nicht besser- riesige Stoffrosen hatte man genäht und igitt! Ich schüttelte mich unwillkürlich und ging weiter. Schon besser… elegante Querfalten mit silbernen „Knöpfen“, doch nicht das wahre irgendwo.
Fast fiel ich hinten um. Ein Traumkleid alla creme! Es war schulterfrei und bildete als Ausschnitt eine Herzform. Selbige wurde etwas verflacht nachgeahmt und war mit silbernen Perlen bestickt. Der Stoff glänzte und war in großen Bahnen wie um den Bauch gewickelt, denn aus einer Hülse. Wie bei einem Mädchentraum waren hier elegante Querfalten aus den mehren Stofflagen genäht worden. Okay im Grunde waren es nur zwei ebendieser Falten, die an ihrem vordern und hinteren Ende zu zwei hübschen Längsfalten genäht wurden. Auch bei diesem Kleid wurde das ganze von silbernen Spangen verziert. Hier in der Form von unscheinbaren Schmetterlingen. Der restliche Stoff hing einfach schlicht in mehren Lagen auf den Boden.
„Wow“ konnte ich nur sagen und Fleur nickte zufrieden. Nach einem Schwung ihres Zauberstabs glitten die Regalwände auseinander und offenbarten einen zwanzig Meter lange, dreistöckige Reihe von Kleidern, die in der Reihe der Regenbogenfarben angeordnet waren. Ich gab es auf, meinen Mund zu schließen und ließ den Blick wandern. Das würde ganz schnell gehen. Bei Farben verließ ich mich auf mein Auge. Also Lila, violett und rosa konnte ich abhaken. Zu viele Vergleichsmöglichkeiten aus der Vorzeit. Rot, rot und noch mehr rot. Hier traf am ehesten das Bordeauxrot meinen Geschmack, aber was tun auf rotem Teppich? Das würde sich genauso beißen, wie rosa und rot. Es folgte ein Rosé-farbenes, allerdings recht blasses Kleid. Dann stolperte ich fast über eine Farbe, die ich nie zu tragen gewagt hätte. Eigentlich dachte ich auch, sie würde mir niemals stehen. Gold und Orange trafen sich zu einer unbeschreibbaren Farbe. Kräftig, doch nicht zu grell. Es war umwerfend schön.
„Das ist es. Das ist es“ wiederholte ich atemlos und strich über den Stoff. Fleur zog es hervor und hielt es mir hin.
„Du musst es anprobieren, sonst passt es nicht“ sagte sie und deutete auf eine weitere Tür, hinter die ich mich nun zurückzog. Der glatte Stoff floss unmöglicher Weise warm an mir herab. Die Schuhe hatten sich von selbst dazugezaubert und nun stand ich auf 5cm Absatz in reinstem gold-orange. Im Spiegel erkannte ich mich selbst nicht wieder und war froh um die hölzerne Stange, an der man sich festhalten konnte. Vorsichtig öffnete ich dir Tür und trat auf etwas Weiches. Ein Teppich war ausgelegt worden, ein roter Teppich um genau zu sein. Fleur und Emily sahen mich mit großen Augen an, als ich mich im Kreis langsam drehte. Dieser Traum eines Kleides schleifte keinen einzigen Millimeter über den Boden, doch trotzdem sah man weder von links, noch von vorne meine Schuhe. Emily hielt mir die Daumen hoch und Fleur verschränkte die Hände verträumt miteinander. Nachdem ich mit Kleid und Schuhe zurückgekehrt war, flogen beide geradewegs irgendwo hin. Ich trat zu den anderen beiden und wir setzten unsere Suche nach Nummer zwei fort. Alle würde ich sie umhauen, so viel stand für mich schon fest. Ich widmete mich den Stilen, die mir sofort ins Auge fielen und erneut stand ich nach wenigen Minuten vor einem, der mir so unermesslich schön schien, dass es unmöglich für mich geschaffen sein könnte. Diesmal war es eine Mischung aus einem Tüllähnlichen und seiden glänzenden Stoff. Der Ausschnitt und die Körbchen, die im Übrigen nicht zu sehen waren hier, waren aus einem festen Stoff, der lediglich straff mit Tüll überzogen war. Auch hier wurde diese besondere Art der Wölbung durch silberne Perlenstickereien und silbern glitzerndem Stoff in Form von kleinen Tannenästen hervorgehoben. Um den Bauch befand sich auch hier glänzende Seide, die auch etwas von dem Silber abbekam. Der Rock wurde durch eine erneute Stickerei angeschlossen. Auch er bestand aus einem festeren Stoff, auf dem drei Tülllagen aufgenäht waren. Die, die ganz oben lag, wurde von silbernen Spangen oder Aufnähern in vier große U-Falten gelegt. Die untere nur von ihnen verziert. Der krönende Abschluss wurde durch vereinzelte und wenige Perlen gebildet, die hier und da hervorlugten. Fleur erkannte meinen Wunsch, ohne etwas zu sagen und ließ auch diese Wand aufschwingen. Also…zweimal dieselbe Farbe ist eine Modesünde…mhm vielleicht blau? So ein royalblau wie ähm…egal oder Meergrün-blau wäre der Hit. Langsam ging ich die Reihe der Blau Töne ab, bis ich endlich etwas gefunden hatte. Es war dunkelblau, aber nicht fast schwarz. Es war ein Royalblau, das einen zart grünlichen Schimmer aufwies. Es war ein Traum…alles war ein Traum aus tausend und einer Nacht, so unwirklich und unmöglich. Ich nahm es von selbst und tappte hinter die Tür am Ende des Ganges. Wie beim letzten Mal erschienen die Schuhe von selbst und ich schlüpfte in beides herein. Ich fühlte mich wie eine Prinzessin hier, auch wenn das etwas kitschig klingen mag, war es trotzdem so. Ich öffnete die Tür, wiederholte meine Prozedur von gerade eben und zog mich erneut um. Mit meinem großen Gepäck trat ich zu den beiden Frauen. Fleur schwang und dieses Kleid landete auch auf dem Stuhl, über dem bereits das andere lag. Gemächlich schlängelten wir uns zum vorderen Teil des Ladens durch und Fleur lies die Kleider nach vorne auf die Theke schweben. Jetzt lagen auf dem Tresen drei vollständige Garnituren Uniform und dazu zwei Ballkleider.
„Das macht dann. Oder würde theoretisch…das Kleid kostet normalerweise 120 Galeonen und das andere 80. Die Schuluniformen kosten pro Stück im Gesamten 30 Galeonen, aber ich habe noch 10 Galeonen Wettschulden bei Emily. Außerdem geht es hier um die Rettung von mindestens 50 Leben. Deshalb bezahlt ihr pro Kleid nur die Hälfte pro Sache.“ Murmelte die junge Frau vor sich hin.
„Das kannst du doch nicht machen!“ sagte ich aufgebracht. Nur weil ich auf eine Mission gehen würde, sollte ich weniger bezahlen, als andere? Obwohl…ich würde ja gar nichts bezahlen…das zahlten die de Claires. Dann ging das durch. Je weniger Kosten ich verursachte, umso besser.
„Doch, kann ich.“ Sagte Fleur unerwartet bestimmt, verpackte alles in eine Tüte, belegte es noch mit einem kleinen Zauber und berechnete nun die Sachen:
„Also, das wären dann 60 Galeonen, 40 Galeonen und 10 Galeonen. Also 110 Galeonen.“
„Du hättest auch alles zusammenrechnen und dann durch zwei teilen können.“
„Ich hätte auch durch hundert teilen und dann mal fünfzig rechnen können.“ Erwiderte Fleur. Ich tat so, als hätte ich nicht hingehört.
„Danke.“ Sagte ich und schloss Fleur in die Arme. „Wir sehen uns bestimmt noch mal.“
„Nichts zu danken. Bis bald, und falls nicht, viel Glück auf deiner kleinen Mission?“ sie zwinkerte mir zu, verabschiedete sich von Emily und ging in ihren Laden zurück. Er hieß Hirondelle - die Schwalbe.
Die Patronusform ihrer Freundin.
„Wohin gehen wir jetzt?“ fragte ich neugierig.
„Am besten wir beeilen uns ein bisschen für den Rest. Ollivander weis für heute von uns.“
„Gut.“ Im Eilschritt klapperten wir die Läden ab. Alle bis auf Florish and Blotts.
„Wir kennen die Bücherliste nicht. Wir müssen warten, bis Edward heute Abend kommt. Er hat versprochen, sie mitzubringen, bzw. die Bücher schon zu kaufen.“ Entschuldigend sah sie mich an. Ich war ja schon neugierig auf die Magierliteratur gewesen, aber ich brannte schon auf die anderen Sachen.
Schließlich standen wir vor dem altbekannten Laden. Ollivander- gute Zauberstäbe seit 320 v. Chr. Wenn man bedachte, dass Ollivander schon Voldemort seinen Stab verkauft hatte, konnte man gut glauben, dass er mittlerweile ungefähr 150 Jahre alt ist. Oh mein Gott!
Emily öffnete mir die Tür und ich ging vorbei in den Laden. Er wirkte kein bisschen verstaubt oder alt. Im Gegenteil. Die langen Reihen mit Kästchen glänzten und alles war Sauber und frisch. Aufs Penibelste sauber. Emily ließ sich auf einen Sessel sinken und stellte meine Tüten, die sie mit einem einfachen Locomotor Taschen hinter sich her hatte fliegen lassen, auf einen der gemütlichen Sessel neben der Tür.
Auf der Theke stand eine kleine Klingel. Mutig lies ich meine Hand darauf niedersausen. Kurz bevor meine Hand das Glöckchen berührte, trat jemand aus dem hinteren Teil des Ladens. Ich hielt den Atem an. Neben dem gebrechlich wirkenden Ollivander ging ein Mann mit zerwuschelten schwarzen Haaren und grünen Augen. Die Brille, die Narbe, alles lies darauf schließen, dass alsbald Harry Potter das Geschäft übernehmen wird. DER Harry Potter. KRASS!!!
„Ich begrüße euch herzlich. Du bist doch Emily de Claire, oder? Robinie und Einhornhaar, 10 zwei- drittel Zoll, etwas biegsam aber nicht so geschmeidig.“
„Ja Sir. Darf ich vorstellen. Das ist meine Cousine Julia. Sie bräuchte einen Zauberstab.“
„Aber du bist doch schon mindestens sechzehn, warum kaufst du erst jetzt deinen Stab?“ fragte Harry.
„Weil ich bis vor zwei Stunden nicht mal annähernd einen Schimmer von Magie hatte, geschweige denn, dass ich zaubern kann.“ Erwiderte ich „Bevor sie mich für vollkommen unwissend halten, ich weis alles über sie, ihre Eltern ihre Geschichte und Hogwarts. Ich habe die Bücher von J K Rowling gelesen.“
Ollivander und Harry sahen mich einerseits verdattert, andererseits anerkennend an.
„Dann mal los.“ Unterbrach der Zauberstabmeister die kurze Stille.
„Welche ist deine Zauberstabhand, Julia?“
„Rechts“ meinte ich selbstsicher. Denn auch ich war Rechtshänder.
Ich streckte ohne Zögern den Arm weg und hielt ihn locker gerade. Harry sah erstaunt und mit weniger Zweifeln auf mich herab. Ollivander lies das Maßband um mich herum sausen und sah nur ab und an auf die Zahlen. Harry, der mich bisher nur skeptisch angestarrt hatte, trat nun ebenfalls heran und verschwand kurz darauf, um mit vier Kästen zurück zukehren. Das Maßband flog in eine Schublade und ich lies den Arm sinken.
„Also hier hätten wir: Fliederholz und Drachenherzfaser, 11 Zoll, biegsam und handlich.“ Er reichte ihn mir. Ich lies ihn mit einem lässigen Schwenker durch die Luft sausen. Nichts geschah. Bedauernd gab ich ihn zurück.
„So das hier ist Ulme und Einhornhaar, 10 ½ Zoll. Spröde und steif.“ Erneut nichts. Auch dieser Stab landete in seiner Schachtel, die ins Regal zurücksauste.
„Ähm…genau. Eiche und…ja das ist etwas ganz besonderes.“ Meinte Ollivander mit einem Erinnerungsseligen Schwelgen.
„In diesem Stab habe ich zwei Zauberstoffe vereint. Ich weis selber nicht mehr warum. Es war mir einfach danach.“ Ich nahm den Stab zur Hand. Das helle Holz war mit Schnitzereien versehen, die sich um den gesamten Stab ringelten. Ich nahm ihn und spürte plötzlich jede Ader, jeden Nerv meines Körpers. Ich hörte ganz deutlich mein Herz, in welches das Blut ein und aus strömte. Alles erfüllt von angenehmer Wärme. Ich fühlte Glück und helle Freude durch mich hindurchströmen. Ein unglaubliches Gefühl.
Ich wusste… nein ich spürte, dass dies mein Zauberstab war.
„Expecto Patronum“ sagte ich vernehmlich und sah in die überraschten Augen und Gesichter der Anwesenden. Etwas silbriges Großes brach aus meinem Stab hervor. In der Luft verformte sich der sanfte Nebel und die Gestalt wurde deutlicher und das Licht immer heller. Eine große Gestalt rannte durch den Raum. Es war…plötzlich verschwamm die Gestalt, doch verschwand sie nicht. Die Form veränderte sich. Es war ein großer Adler, der nun durch den Raum segelte und anmutig seine Flügel schwang, bis er sich veränderte. Die erste Form erschien in einem flüssigen Übergang. Es war ein, durch etwas dunklere Stellen gekennzeichneter, Jaguar.
Also das Tier, nicht das Auto.
Er zog auch eine Runde durch den Raum, doch dann löste sich meine Konzentration vollkommen auf und er verpuffte. Mit großen Augen sahen mich Harry und Emily an. Einzig Ollivander schien zu einer Regung fähig. Oder einer Meinung.
„Es ist also möglich“ hauchte er. „Ich war mir all die Jahre nie sicher, dass es funktionieren würde.“
„Was funktionieren würde?“ fragte ich
„Es war mein sechzehnter Stab, den ich selbst fertigte.“ Ich sah erneut einen Zusammenhang. „Ich hatte mehrere Jahre keine Notwendigkeit darin gesehen, einen Stab zu machen, doch dann, heute vor sechzehn Jahren, zog es mich aus irgendeinem Grund nach Deutschland. Ich apparierte an den Ort, an den es mich zog. Ein kleines Dorf in einem einsamen Tal gelegen. Dort steht eine über hundert Jahre alte Eiche. Alle Anzeichen für einen guten Stabbaum waren vorhanden. Ich entfernte also einen Ast und wagte hier das Experiment mit zwei Stoffen. Phönixfeder und Einhornhaar. Die Feder stammte von einem blauen Phönix und das Haar von dem ersten geborenen Einhorn, das nach dem Sturz des dunklen Lords 1981 das Licht der Welt erblickte. All die Jahre hatte ich es aufbewahrt und dann 1995 den Stab angefertigt. Es war eine Idee und sie funktionierte.“ So viele Zufälle auf einmal. Das war doch nicht mehr normal:
Ein Stab, den ich an meinem Geburtstag kaufte, der auch noch aus meinem Geburtsjahr stammt und noch die Tatsache, dass Ollivander das Holz aus der Alten Eiche in unserem Heimatdorf genommen hatte. Für uns Dorfkinder war die Eiche schon immer magisch gewesen, aber nur, weil sie einen Umfang von fast acht Metern hatte. Viel zu viele Zufälle für einen Tag. Zu unnatürlich.
„Aber es ist noch abnormaler, dass sie beim ersten Anwenden von Magie gleich einen gestaltlichen Patronus heraufbeschwört!“ sagte Harry verwirrt und ich sah neben Verwirrung auch noch etwas Neid in seinen Augen aufblitzen. Irgendwie machte mich das wütend. Ich konnte doch nichts dafür, dass das nun mal so war und ich es nicht auf die harte Tour, wie er lernen musste!
„Mich würde mehr interessieren, wieso ich zwei Patronusgestalten habe!“ meinte ich kategorisch. Emily und Ollivander nickten mir zu. Emily, weil sie wusste, dass ich wahrscheinlich ¾ der Zaubersprüche kenne und Ollivander, weil er sich das vielleicht denken konnte.
„Da kann ich dir nicht helfen. Den Einzigen, den ich noch gefragt hätte, wäre Albus Dumbledore, doch na ja…“ er lies den Satz unvollendet und ich sah, wie Harrys Blick zu mir herüberschwenkte.
„Wir werden das herausfinden, aber müssen so langsam mal los. Schließlich müssen wir noch deinen Geburtstag feiern und außerdem fängt es sicherlich gleich an zu regnen.“ Erklärte Emily und augenblicklich begann es draußen zu regnen. Es war das Wetter, das uns auch schon die letzten Wochen in Deutschland heimgesucht hatte. Waschküche.
„Sie haben heute Geburtstag Julia?“ fragte Ollivander und lächelte verstehend. „Alles Gute. Harry. Du wirst doch sicher das Geschäft abwickeln. Ich muss nur kurz nach hinten und etwas holen. Danke.“ Harry nickte und nahm die Schachtel zur Hand und streckte die Hand nach meinem Stab aus. Ich reichte ihn ihm kühl. Irgendwie war er mir etwas…na ja…zu steif oder…nein arrogant war zu hart, aber ich hoffte, dass sein Vater etwas weniger abweisend bzw. misstrauisch…ja das war das Wort…sein würde, oder gewesen sein wird. Nein! Jetzt fing auch das noch an! Ich musste normal denken, nicht in dem mir so verhassten Deutschen Konjunktiv, der sich irgendwie mit Vergangenheit und Zukunft mischt.
„Das macht dann 7 Galeonen. Eigentlich müssten sie mehr bezahlen, da der Stab aus mehr Material gefertigt wurde.“ Sagte Harry…Potter…abweisend „Miss…“
„Rheibach.“ Kam ich ihm zu Hilfe.
„Und ich würde meinen Stab auch selbst bezahlen, wenn ich Geld hätte, aber ich muss ihnen leider sagen, dass sie mir mal etwas voraus haben. Denn ich habe kein Gringottsverlies, das mit Unmengen an Galeonen, Sickeln und Knuts gefüllt ist.“ Tatsächlich machte er eine leicht überlegene Miene und mein Gefühl der Abneigung gegen DEN Harry James Potter wurde immer deutlicher. Hass war es nicht, aber simple Abneigung.
„So, da haben sie ihr Geld.“ Meinte auch Emily etwas abwesend und lies das Geld klimpern, Genau richtig kehrte Ollivander zurück. Er hielt etwas in seiner Hand.
„Das hier wird ihnen helfen. Es ist sehr nützlich.“ Murmelte er leise, bevor er mir ein Päckchen in die Hand drückte.
„Danke.“ Flüsterte ich zurück.
„Sie können unseren Kamin benutzen, um nicht durch diese Regen stapfen zu müssen.“ Sagte er dann lauter. Er wies uns die Richtung und ich wollte erneut etwas Zaubern und zog den Stab aus seiner Hülle.
Ich ging gleich aufs Ganze und nahm mir vor es mit einem stummen Zauber zu schaffen.
„Wingardium Leviosa“ dachte ich und tatsächlich hob sich der Zauberstabkasten an. Ich lotste ihn gekonnt in eine der Tüten. Ollivander machte ein zufriedenes Gesicht, genauso wie Emily. Nur Potter sah sauer zu Boden. Ich erinnerte mich selbst gerade sehr an Hermine. Ich kannte die Sprüche und schaffte es direkt beim ersten Versuch.
„Locomotor Tasche.“ Sagte ich nun laut. Eine der drei Tüten hob sich an und folgte mir tatsächlich.
Wir gingen in den hinteren Teil des Ladens. Ich griff nun nach den Tüten, steckte den Zauberstab in meine Jeanstasche und griff mit der anderen Hand nach dem Flohpulver. Ich warf es ins Feuer und trat ohne zögern in die Flammen.
„Eosos aeterna“ sagte ich laut und vernehmlich und drehte mich keine Sekunde später um mich selbst. Langsam bekam ich den Dreh, wie man sich in der Welt der Hexen und Zauberer zu benehmen und was man zu tun hatte, raus. Ich trat elegant und ohne hinzufallen aus dem großen Kamin, durch den wir vor ein paar Stunden gefloht waren. Ich wurde sofort von meiner Mutter in den Arm genommen. Mein Vater sah mich neugierig an. Ich erinnerte mich daran, dass auch sie Zauberer und Hexe waren. Doch ich hatte sie nie mit Zauberstab arbeiten oder mit Magie hantieren sehen. Bis auf die Tatsache, dass das Essen immer mehr als nur vorzüglich geschmeckt hatte, war nichts anders als bei meinen Freundinnen gewesen. Wie man sich nur in Menschen täuschen kann. Jetzt ging mir auch ein Licht auf. Die Möbel hatte mein Vater mit einem Geminio verdoppelt, geschrumpft und Patrick vorbeigebracht.
„Und wie war' s?“ fragte er mich schmunzelnd.
„Einfach Klasse.“ Erwiderte ich und zog meinen Zauberstab hervor. Lächelnd und Stolz blickten meine Eltern auf mich herab. Erneut lies ich die Taschen herumfliegen und folgte meinen Eltern aus dem Zimmer.
„Hör mal zu Jay, wir sind total fertig. Wir würden uns gern etwas ausruhen. Erzählst du uns Morgen früh oder beim Abendessen, was du erlebt hast. Du solltest noch das gute Wetter nutzen und dich draußen bewegen.“ Erklärte meine Mutter. In der Tat sahen beide total müde und gestresst aus. Ich nickte verständnisvoll. Sie strichen mir über mein Locken und gingen in ihr Zimmer. Emily stand hinter mir und lächelte mich an.
„Also wir wissen jetzt. Dass du richtig gut zaubern kannst, aber ob du genauso gut fliegen kannst ist noch fraglich.“ Ein schelmischer Funke blitze in ihren Augen auf.
„Es hilft mir bestimmt, das was heute passiert ist zu verstehen.“ Sagte ich und folgte Emily die große Haupttreppe runter und durch die Tür in den Garten. Wir wanderten über den trockenen Gartenweg zum See.
Dort angekommen öffnete Emily die Tür eines Geräteschuppens. Darin erblickte ich allerdings eine große Ansammlung von Rennbesen und Quidditchbällen. Emily ging hinein und griff entschlossen nach einem Besen, der unter ihrem Namen befestigt war. Dann nahm sie nach kurzem Zögern den Besen unter dem Namen ihres Mannes weg.
Ich folgte ihr über den Weg zu einer großen freien Fläche, die nur von blühenden Büschen umrandet war und direkt am See lag.
„Normalerweise geben wir das hier als Golfplatz bzw. als zukünftiges Fußballfeld für William aus, falls aus Versehen mal ein Muggel zu Besuch kommt.
Also wir fangen mit der einfachsten Übung an. Du legst den Besen auf den Bode zu deiner Rechten und sagst >auf<“ wies sie mich an. Ich gehorchte etwas nervös. Fliegen. Etwas, was ich mir immer schon gewünscht hatte. Wie ein Vogel durch die Luft zu sausen und den Wind zu fühlen, der durch meine Haare wuschelte.
Entschlossen meinen Traum zu verwirklichen, überzeugt es schaffen zu können legte ich den Besen hin.
„AUF“ sagte ich laut und deutlich. Der Besen hob sich an und schwebte ordentlich in meine Hand. Ich hatte es gewollt, gewollt, dass er nicht in meine Hand hinein krachte.
„Sehr gut.“ Sagte Emily zufrieden und schwang sich auf ihren eigenen Besen.
„Was ist das für ein Modell?“ fragte ich.
„Der neueste Besen: der Feuerwind. Erst vor drei Monaten rausgekommen.“ Erklärte sie gelassen. Ich schluckte meine Sorgen und Fragen runter und bestieg den Besen und sah kurz zu Em. Sie stieß sich anmutig, aber fest vom Boden ab und sauste in die Luft. Ich nahm all meinen Mut zusammen und stieß mich auch ab. Der Wind rauschte mir durch die Haare. Es war FANTASTISCH! Ich wusste nicht wieso, vielleicht aber aus den Büchern wusste ich, was zu tun war. Emily flog bereits die ersten Runden über das Feld.
„Komm her!“ rief sie mir zu. Ich drehte etwas bei und raste auf sie zu. Kurz bevor wir zusammen gestoßen wären, bremste ich stark ab. Obwohl ich noch nie einen Besen gelenkt hatte, fühlte ich, dass er auf jeden Gedanken, jede Änderung des Kurses einging.
„Also das bekommst du richtig gut hin. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, auf welcher Position du spielen kannst. Dafür würde ich sagen…“ doch sie wurde von einem lauten Ruf unterbrochen. Auf dem Spielfeldboden stand eine Person. Ein Mann.
„Ah. Edward!“ meinte sie und grinste. Ihr ältester Bruder schwang sich auf seinen Besen und war wenig später bei uns oben.
„Hey Em, Julia! Schön dich kennen zu lernen!“
„Ebenfalls“ er war mir sofort sympathisch.
„Ihr spielt also Quidditch? Ich denke, es wäre hilfreich, zu wissen, welche Position frei waren, als ich noch da war.“ Er grinste und fuhr fort „Außerdem hab ich die Bücher dabei. Es sind natürlich nicht meine Alten, sondern neue. Es war etwas kompliziert sie zu bekommen, aber es hat letztendlich geklappt.“
„Danke Ed.“ Sagte Emily und grinste ihn an.
„Aber jetzt interessiert mich grad nur die Positionen.“ Sagte ich und sah erwartungsvoll zu Edward. Er lachte laut, begann allerdings aufzuzählen, was in seinem Abschlussjahr noch frei war.
„Also bei uns, den Ravenclaws, sind zu der Zeit. Genau Chang, eine Jäger hatte gerade aufgehört.“ Ich dachte an seine Tochter, Sucherin. „Und Dermill, Sucher. Außerdem hörte noch unsere Hüterin Amelia Cameron auf und ihr Bruder Pascal wurde Treiber. Sehr gute Spieler. Amelia war noch Kapitänin. So bei den Hufflepuffs. Da hat glaube ich nur der Sucher Bryson das Team verlassen. Gryffindor. Tja ja. Der Sucher Mitchley war weg. Ähm ähm ähm…genau das war das Jahr, in dem Sirius Black Jäger wurde. Außerdem ist der Cousin vom Vater von Oliver Wood, von der Schule gegangen. Natürlich Hüter. Slytherin braucht dich nicht zu kümmern, die nehmen, wenn überhaupt, nur Reinblütige Mädchen auf. Also stehen Sucher, Hüter und Treiber. Nicht besonders viel Auswahl.“
„Gut. Ich glaube, ich bin nicht so der Typ für Hüter oder Treiber, aber Sucher.“ Sagte ich und nickte und dachte an diese schwere Position.
„Na denn! Ich war so oft bei den Auswahlspielen dabei, dass ich das noch ziemlich gut kenne.“
„Wer war denn eigentlich dann Sucher für euer letztes Jahr?“
„Bei uns wurde das Mary Cinley, eine nicht so gute Sucherin. Bei Hufflepuff Ähm…genau Sina Jean. Gryffindor. Moment da hatte James Potter die Position übernommen und deswegen kam auch Black in die Mannschaft.
Allerdings erinnere ich mich noch daran, dass er selbst damit nicht sonderlich zufrieden war. Nicht weil Black schlecht war, sondern weil Potter am liebsten Jäger war. Trotzdem hat das Team den Titel geholt.“ Beim letzten Satz verzog sich sein Gesicht verärgert.
„Potter hat es geschafft in der dritten Klasse ins Team zu kommen. Eine gute Leistung. Seit er dabei war, hat Gryffindor jedes Jahr gewonnen. Ich glaube bis auf ein Spiel, in dem wir gleichgezogen haben, haben sie alles gewonnen. Unglaubliche Mannschaft. Unglaubliche Siege. Immer mindestens zweihundert Punkte mehr.“ Er schwelgte in Erinnerungen und ich grinste. So wie er es erzählte, war Gryffindor wirklich die beste Mannschaft gewesen. Edward fand das sicher nicht so witzig, wie er jetzt wirkte, aber sicherlich gönnte er Potter den Sieg, angesichts der Tatsache, dass er nur knapp drei Jahre später sterben würde. Aber das würde ich, ja ich nehme mir die Freiheit, dies zu sagen, ändern. Eigentlich müsste Potter Junior mir dankbar sein.
„Ed, ich weis, dass ich auch nicht schlecht spiele…“ „Nicht schlecht? Em! Wenn sie nicht schon Chang gehabt hätten, wärst du auch ins Team gekommen!“
„Hilfst du mir trotzdem?“ fragte sie und vertrieb somit die sanfte Röte aus ihrem Gesicht.
„Gern. Also Jay. Als Sucher musst du wissen, dass es vor allem um Wendigkeit und den Überraschungsmoment geht. Tricks sind wichtig und Ideen. Aber zuerst brauchst du die Sicherheit, um so Sachen, wie den Wronski- Bluff hinzubekommen.“
Ich hörte aufmerksam zu.
„Ich werfe jetzt ein paar Tennisbälle, denen du hinterher jagen wirst.“
„Okay.“
Er beschwor einen herauf und ich machte mich bereit, die Bälle zu fangen.
Edward holte aus und warf den Ball. Ich sah ihn deutlich durch die Luft fliegen und setzte keine zehntel Sekunde später an. Erneut rauschte der Wind in meinen Ohren. Der Ball flog weiter, doch ich holte rasend schnell auf. Eine Sekunde später streckte ich ruckartig mein Hand auf und schnappte den Ball aus der Luft. Scharf machte ich kehrt und warf den Ball zurück. Edward warf jetzt in die entgegengesetzte Richtung, doch ich hatte damit gerechnet und holte ihn rasch auf. Doch plötzlich änderte er seine Richtung und machte, kurz bevor ich ihn greifen konnte einen Dreh und versucht unter mir zu entkommen. Ohne zu Zögern kippt ich meinen Besen und versucht ihn in einem Steilen Sinkflug zu bekommen. Doch er flog abrupt senkrecht nach unten. Nun hoffte ich, dass der Trick funktionieren würde. Ich klammerte meine Beine an den Knöcheln zusammen, lockerte meinen Griff um den Besenstiel und drehte mich auf der rechten Seite senkrecht um hundertachtzig Grad. Wie gewünscht sah ich den Ball Kopfüber auf mich zu fliegen. Ich setze mich in Bewegung und flog, die linke Hand ausgestreckt, rasch rechts an dem kleinen Ball vorbei. Dabei begann ich schon meinen Besen wieder auf die richtige Haltung zu wenden. So flog ich schräg am improvisierten Schnatz vorbei und griff in mit links aus der Luft.
Erneut in der Waagrechten drehte ich mich in Richtung Edward und sah ihn plötzlich direkt hinter mir. Sein Gesicht schien sich nicht recht zwischen zwei Gefühlen entscheiden zu können. Einerseits war er total bleich, andererseits glänzten seine Augen vor Freude, Staunen und etwas Bewunderung. Ich lies den Ball in seine Hand plumpsen und wartete auf den nächsten Wurf.
„Das war genial Jay! So meinte ich das vorhin mit Tricks beim fliegen. Ich wäre sicherlich nicht so schnell auf die Idee des Kopfüberfliegens und dann langsamen Drehens gekommen. So weit ich mich erinnere, hat das zu meiner Zeit keiner getan. Ich denke, wir können jetzt schon an anderen Kniffen arbeiten, um den Gegner daran zu hindern, den Ball zu bekommen. Fangen wir an. Am besten üben wir den für Harry Potter so typischen Flug.“
„Den Wronski- Bluff. KRASS!“ rief ich hellauf begeistert.
„Du kennst das Manöver ja.“ Er hielt erneut den Ball in die Höhe. „Aber erst mal ohne Ball.“ Ohne Regung lies er ihn fallen. Ich verstand und riss meinen Besen erneut in die fast- senkrechte und sah den Boden rasend schneller kommen.
Doch auch der Ball kam immer näher. Dumpf landete er auf dem Boden, doppste allerdings noch mal auf und ich hielt immer noch auf ihn zu. Ich sah nur den Ball, wie er am höchsten Punkt kehrt machte und auf den Boden zuhielt. Wie in Zeitlupe kam es mir vor, dass er fiel. Noch zwanzig Zentimeter zum Boden. Ich streckte meinen Arm aus. Noch zehn Zentimeter. Meine Fingerspitzen berührten ihn. Ich schloss meine Hand um den Ball und erinnerte mich rechtzeitig um den Besen hoch zu reißen. Ich drehte und flog auf Edward zu. Erneut schien er verblüfft. Ich grinste ihn lässig an.
„WOW! EINFACH WOW!!!!!“ rief er mir entgegen. In der Zwischenzeit hatte ich Emily total vergessen. Doch jetzt sah ich sie jubelnd auf uns zu fliegen.
„Klasse! Wie ein Profi! Aber ich muss eure kleine Übungsstunde unterbrechen. Denn du musst dort ja nicht nur fliegen, sondern auch Zaubern können.“ Sagte sie ernst und meine bishere Euphorie schwand ein wenig. Minimal. Edward grinste mich erneut an.
„Wer als erster unten ist und seinen Besen abgestellt hat!“ rief er und fing schon an, in den Sturzflug zu gehen, doch ich hatte schon sofort einen kleinen Plan ausgetüftelt. Ich sah, dass er relativ steil nach unten ging. Also flog ich stattdessen so schnell wie möglich waagrecht durch die Luft. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Edward mittlerweile in die Waagrechte gekehrt war, also drückte ich die Nase meines Besenstiels sanft, aber nicht zu energisch nach unten. Jetzt hielt ich genau auf die Tür zu, Edward zehn Meter hinter mir. Ich drängte meinen Besen zu noch mehr Geschwindigkeit. Fünf Meter vor der offenen Tür des Besenschuppens, flog ich einen Looping, um etwas abzubremsen. An der höchsten Stelle der Drehung schwang ich meine Beine vom Besen und baumelte so an den Händen vom Besen. Ich lies mich fallen, landete leichtfüßig auf den Füßen und griff gerade nach dem Besen, der die erwünschte Pirouette zu Ende führte, als Edward neben mir vom Besen kletterte.
Er schüttelte den Kopf und sah mich endgeistert an.
„Du wirkst so, als wärst du schon auf einem Besen geboren! Dir scheinen die Ideen ja aus dem Kopf zu sprudeln und dein Geschick ist einfach…“
„Talent.“ Sagte Emily neben ihm. Ich grinste sie verlegen an. Es war einfach so ein Gefühl. Mein Unterbewusstsein übernahm beim Fliegen die Überhand und ich dachte nicht immer an das, was ich tat.
Ich reichte Emily den Besen ihres Mannes, doch sie hielt mich davon ab.
„Das ist ab sofort deiner. Oliver benutzt sowieso keine Besen. Er appariert lieber, als zu fliegen.“ Sie richtete ihren Zauberstab auf das Messingschild mit seinem Namen und der Schriftzug veränderte sich und nahm die Gestalt meines eigenen an.
„Und das…das macht Oliver nichts aus?“ fragte ich unsicher. Nicht das sie sich am Ende wegen mir stritten.
„Nein, tut es nicht!“ hörte ich eine Stimme hinter uns. Oliver sah sogar jetzt so aus wie Bond. Ein charmantes Lächeln auf den Lippen. Siebenteils viel mir Fred Weasley wieder ein. Ich achtete auf Emilys Reaktion. Nichts Auffälliges war daran zu erkennen. Auch Edward sah seine Schwester, wie mir jetzt auffiel, mit zu Schlitzen verengten Augen an. Ich runzelte die Stirn. Irgendetwas war merkwürdig an dieser Familie. Oder dem Mitglied Namens Oliver.
Emily lächelte leicht gezwungen, dennoch überzeugend. Dann sah sie zu mir.
„Kommst du Jay. Ich bringe dir jetzt die anderen Sachen bei, die du hier in unserer Welt brauchst.“
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