von Julia*Jay*Brown
Kapitel 2
Ah ja!
Hogwarts!
Guter Witz!
Doch plötzlich fielen mir die Worte meiner Mutter ein: „…wir müssen aber trotzdem nach England…“
Irgendetwas sollten sie hier. Aber was?
„Du hast ihn also gelesen.“ Meinte plötzlich eine Stimme hinter mir. Es war Em. Sie lächelte mir entgegen und setzte sich zu mir. „Glaub mir, das ist kein Scherz. Wenn du es nicht glaubst, wart es einfach ab. Aber als kleinen Vorgeschmack würde ich dir gern etwas erzählen und zeigen.“ Mit diesen Worten zog sie etwas aus ihrer Tasche. Länglich, schmal und für mich unschwer erkennbar ein Zauberstab. Skeptisch betrachtete ich ihn. Als ob Emily meine Gedanken gelesen hätte schwang sie ihn durch die Luft und murmelte etwas und plötzlich brach ein großes silbriges Licht aus seiner Spitze hervor und formte sich zu einer klar umrissenen Gestalt: eine kleine Schwalbe zog mehrere Runde durch das Zimmer und löste sich direkt vor dem Fenster in Luft auf.
„Cool. Du bist also eine Hexe?“ Sie nickte. „Ja. Ich war zur Zeit Potter Juniors in Ravenclaw. Alle de Claires waren auf Hogwarts. Fast alle in Ravenclaw. …“
„Warum waren fast alle de Claires in Ravenclaw?“
„Weil Helena, Rowenas Tochter, bevor sie starb einen Sohn - Jonathan- bekam. Seine Tochter Sophia heirate in die Familie de Claire ein und brachte somit die Magie in das Adelsgeschlecht. Diese Abstammungslinie ist fast nicht bekannt- wer würde uns auch glauben. Während der ganzen Jahrhunderte lebten wir als angesehene Geschäftsleute in England. Trotzdem, selbst während einer nicht besonders magierfreundlichen Zeit, besuchten wir die Schule.“ Sie seufzte und deutete auf den zusammengerafften Vorhang. „Weist du, dass auf diesen Teilen das Wappen Ravenclaws und auf einem der Tische ist glaube ich auch ein Hogwartswappen drauf.“ Mit immer noch offenem Mund starrte ich einfach gerade aus.
So viel Information über etwas, was ich bei jedem anderen in die Kategorie verrückt eingeordnet hätte.
Etwas, was bis gestern noch Fiktion gewesen war, entpuppte sich als Realität. Gleich stand ich vor einem Gehirncrash.
Emilys Stimme holte mich aus der Starre: „Wann beginnt dein Training?“
„Zehnter“ antwortete ich immer noch verwirrt.
„Ach das wird schon. Wenn du die Bücher kennst, ist alles einfacher. Und außerdem kannst du auch mit mir noch üben.“
„Wer weiß eigentlich alles von dieser Magie in der Familie?“
„Alle, selbst unsere Diener wissen es. Es sind alle Abstammende von Magiern. Oliver ist, glaub ich, der dritte Sohn vom vierten oder fünften Cousin des Nachfahren Gryffindors.“
„Nicht zu fassen. Und was macht Oliver wirklich?“
„Er hat eine Stelle im ZM und arbeitet als eine Art Auror. Er sorgt dafür, dass Verbrecher bestraft und Mörder gestellt werden. Alle sind der Meinung, dass Voldemorts Anhänger jetzt brave Lämmer sind, aber sie vertreten immer noch seine Ansichten und wollen einen neuen Anführer auswählen.“
„Und Oliver versucht das zu verhindern.“
„Richtig. Aber da ist noch etwas, was du dringend wissen solltest. Es betrifft dich nämlich.“
„Was denn?“ was sollte denn noch unfassbares auf mich einstürzen. War ich am Ende noch die Cousine von Harry Potter, oder was?
„Am besten du setzt dich erst mal hin.“
„Spann mich nicht so auf die Folter!“
„Okay. Du hast dich sicher schon gefragt, warum du erst jetzt hierher kommst und dir solche Geschichten aufgetischt werden. Der Grund ist der, das es eine Prophezeiung gibt, die von dir berichtet.“
O je.
„Wir wollten nicht, dass es bei dir so ist, wie bei Harry. Deshalb habt ihr auch in Deutschland gelebt. Dort, wo eventuelle Mitwissende euch nicht suchen würden.“
Einleuchtend.
„Wie lautet diese Prophezeiung?“ fragte ich mit zitternder Stimme.
„Sie wurde schon in frühen Gründerjahren von Helga Hufflepuff gemacht und unter strengem Verschluss in Hogwarts aufbewahrt. Nur die vier Gründer waren anwesend.
>Im elften Jahr der Jahrhundertwende
Die Hoffnung ihr sechzehntes Jahr beende.
Dreizehn nach des Verderbens Vernichtung
Die Zeit weist eine neue Richtung.
Die Macht den langen Krieg zu verhindern,
Des schwarzen Magiers Macht zu mindern,
Liegt in eines Menschen Hand.
Allein in der Vermischung der Generation
Wartet die einz'ge Lösung schon.
Im letzten Jahr des Gryffindor- Spross
Die Rettung naht für das würdige Schloss.
Schon mit Veränderung der Zeit
Durch die jüngste Ravenclaw Maid
Wird man Menschenleben retten.
Doch niemand kluges sollte wetten.
Die Zukunft vollkommen zu verändern.
Das Böse wird sich in seine Fesseln winden
Um einen Weg zur alten Macht zu finden.
Doch das Licht behält die Oberhand
Während der Schatten eine Weg in den lichten Alltag sich bahnt.
Die Zukunft vergisst nicht.
Sie Erweckt wieder auf unglaubliche Weise.
So schickt die Hoffnung im dreizehnten Jahr
Auf die einzige rettende Reise.<“
Was für ein Gefasel.
Alles nur für eine Person.
Alles nur, um letztendlich zu dem Schluss zu kommen, das alles lebt und ein Mädchen aus Ravenclaw den Verdienst hat.
Immer noch schwirrte mir der Kopf von dem elend langen Gedicht. So wie es am Ende geklungen hatte, würde Harry Potters Vergangenheit und Zukunft nicht großartig verändert sein, wenn die …was auch immer…erfüllt war.
„Das denke ich auch“ stimmte Emily zu und nickte, als ich ihr den Gedanken unterbreitete.
„Hast du eine Vermutung, wer diese jüngste Ravenclaw Maid nach der Jahrhundertwende im Alter von sechzehn Jahren sein könnte?“
Diese Frage musste ja kommen!
„Das bin ich, stimmt' s?“
„Ja! Das bist du“
War ja klar.
„Wir sollten langsam zum vorgezogenen Vier- Uhr- Tee gehen. Danach schicke ich eine Eule zu Ollivander, damit er morgen kommt- oder heute noch. Ach, ich glaube wir könnten auch einfach gleich- oder nach dem Vier-Uhr-Tee, per Flohpulver in die Winkelgasse gehen. Wer weiß, ob das Wetter morgen überhaupt noch so gut ist. Grauselige Wetterlage.“
Da hatte sie allerdings nicht Unrecht.
„Fühlst du dich einigermaßen gewappnet?“
„Einigermaßen, ja. Ich denke aber, wir sollten noch mit den Anderen darüber reden.“
„Am besten erledigen wir das während Tee und Kuchen.“
„Da könnt ich dann noch meine Frage an meine Eltern richten und für mich ist da einiges nicht ganz klar.“
„Dann sollten wir einfach schon mal runtergehen, es ist nämlich schon…Moment…drei vor zwei.“
„Schon? Wir sind doch erst vor einer viertel Stunde angekommen!“
„Nein ihr seid schon fast eineinhalb Stunden hier.“
„Nicht zu fassen.“
Emily lachte und führte mich den kurzen Korridor entlang und dann über die kurze Wendeltreppe auf die Empore.
Nun saßen wir alle beisammen. Die beeindruckende Tafel unter den kristallenen Kronleuchtern an der Decke war aus massivem Mahagoni gefertigt und um die kleinen Blumengestecke standen drei Kuchen und zwei sahnige Torten (und natürlich der Tee).
„Ihr wollt wohl, dass wir dick werden!“ lachte mein Vater und weidete seine Augen an dem umwerfenden Anblick.
Da konnte ich ihm nur zustimmen aber entgegen dem Vorurteil, Engländer könnten nicht wirklich kochen, schmeckte es vorzüglich.
„Ein Kompliment an die Küche!“ meinte meine Mutter.
„Wir werden es den Hauselfen ausrichten.“ Antwortete Emily laut. Sofort verstummten alle Gespräche. Die Augenpaare wanderten zu mir. Emily räusperte sich und als das letzte Augenpaar zurück zu mir gezuckt war, begann ich zu sprechen:
„Ich habe den Brief gelesen und Emily hat mir von der Prophezeiung und der Verbindung zwischen Ravenclaw und de Claire berichtet.“ Henry sah seine Tochter streng an, doch die würdigte ihn keines Blickes.
„Ich denke wir sollten mit der Planung anfangen, damit alles Rechtzeitig fertig ist.“ Ich sah auffordernd in die Runde. Miriam nickte kurz. Das sie eine Hexe war, schien mir irgendwie unlogisch. Wie man sich in den Menschen täuschen kann.
„Wie du vielleicht schon aus der Prophezeiung heraushören konntest.“ Begann Henry „musst du in eine andere Zeit reisen. Wir- die indirekten Anhänger des Ordens des Phönix- glauben, dass mit dem letzten Gryffindor- Spross James Lucas Potter, Harry Potters Vater, gemeint ist. Das letzte Jahr bezeichnet damit sein letztes Schuljahr in Hogwarts. Du müsstest also nicht nur die sechs Schuljahre, sondern auch Dinge über die politische Lage im ZM kennen, um mitreden zu können. Außerdem wären Kenntnisse über die vergangenen Jahre auch hilfreich.“
Das sah nach einer Menge Arbeit aus.
„Du darfst dich niemals mit deinem richtigen Namen vorstellen.“ Sagte Miriam plötzlich „Zu der Zeit ging nämlich unser ältester Sohn Edward in die Abschlussklasse.“
Der Typ war ja über fünfzig! Es lagen Zwanzig Jahre zwischen ihm und seiner jüngsten Schwester! Puh.
„OK. Also bräuchte ich eine Geschichte, mit der ich erklären kann, was ich hier will, einen richtig Englischen und nicht so auffälligen Nachnamen, denn mit >Rheibach< fall ich überall auf wie ein….ein buntern Hund eben.“ Fasste ich kurz zusammen. Was für ein Chaos. Ich musste quasi alles neu lernen, behalten und auch auf den neuen Namen hören. Ob das alles so klappt? Da läuft bestimmt was schief.
„Gut. Am besten suchst du dir einen guten Nachnamen aus.“
„Ich habe keine Ahnung von typisch englischen Nachnamen“ Ich wünschte, ich könnte auch meinen Vornamen ändern. Nichts gegen Julia, aber seit ich die Verfilmung von Robin Hood mit…ähm…gesehen hatte, fand ich den Namen Maryan einfach klasse
„So, was passt denn auf Julia Sophia? … jetzt brauchen wir noch einen tauglichen Nachnamen…“ murmelte Henry
„Der gewöhnlichste, oder einer davon ist Brown. Browns gibt es an jeder Straßenecke.“ Meinte Oliver.
Julia Sophia Brown, hört sich doch mal ganz gut an.
Emily übergab William seinem Vater und schrieb auf ein Pergament nun meinen neuen Namen auf. Darunter setzte sie die Überschrift >Lebenslauf<
„Also wir nehmen am besten dein richtiges Geburtsdatum, damit du dich wenigstens etwas nicht merken musst.“
Geburtsdatum: sechster Juli neunzehnhunderteinundsechzig.
„So warum kommst du so spät nach Hogwarts?“ wandte sie Henry an mich.
„Ähm…ok…sagen wir mal…ich komme ursprünglich aus…aus Kalifornien, aber aufgrund der schlechten politischen Lage bin ich quasi zwangsversetzt.“ Sagte ich mit hochgezogener Augenbraue. Was sollte ich schon wissen? Ich kannte mich nicht aus in der Welt von 1977!
„Das lässt sich doch verwerten. Aber was machen wir, wenn dir die Vokabeln ausgehen?“
Gute Frage. Was mach ich, wenn ich nicht weis, was ich sagen soll?
„Vielleicht“ grübelte Emily, „Währe es besser sie aus Deutschland kommen zu lassen. Wir müssten nur den Nachnamen ändern und vielleicht deine Hintergründe und so weiter.“
Ich verstand nur Bahnhof.
„Na ja…also sagen wir du heißt…“
„Aber warum müssen wir das machen?“ fiel meine Mutter ihr ins Wort „Ich meine wie wäre es damit: du und deine Familie sind nach deiner Geburt geflohen, nach Deutschland. Doch auch sie starben früh, weshalb du sie nie wirklich kennen lerntest. Natürlich bekamst du den Brief nicht. Dann hast du dich dazu entschlossen deine Ausbildung als deutsche Hexe frühzeitig, aufgrund massiver politischer Probleme, abzubrechen, um deine richtige Familie kennen zu lernen. Damit dürfte dein englischer Name zu erklären sein.“ Schloss sie und sah sich selbstzufrieden um. All Anwesenden nickten anerkennend.
Emily trug es auf die Liste.
So, blieb nur noch die Frage- jedenfalls für mich- wie ich bitteschön in das Jahr 1977 kommen sollte. Gleich fragte ich, sonst wurde das am Ende noch vergessen.
„Es gibt einen Gegenstand, der das ermöglicht. Er wurde nur für die vorhergesagte Person erstellt. Nur die kann damit reisen und nur in das letzte Schuljahr James Potters. Das ist zwar nicht irgendwo erkennbar, aber wir denken es zumindest.“
„Wie stellt dieser Gegenstand fest, wer da verreisen will?“
„Das wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass es eben so ist.“
Besonders berauschend war die Vorstellung nicht, nicht zu wissen, was da auf mich zukommt.
Das kann ja heiter werden.
Noch eine Stunde tagte der Orden. Daraufhin führte Emily mich zu dem großen Kamin im Salon.
„Du weist ja, wie das funktioniert.“
Wusste ich das? Ja!
„Dann mal los.“ Mit diesen Worten zog sie ein Täschchen vom Kaminsims und warf eine Hand von dem Pulver ins Feuer. Augenblicklich trat der Effekt ein. Die lodernden Flammen wurden grün. Es war der Hammer! Wann erlebt man schon so was? Emily lies mir den Vortritt und ich trat immer noch zögernd (man kann ja nie wissen, was da auf einen zukommt) Die Flammen waren wirklich schön warm. Ich nahm allen Mut zusammen und versuchte so deutlich wie möglich das zu sagen, was ich zu sagen hatte.
„WINKELGASSE!“
Augenblicklich begann ich herumzuwirbeln und ich hoffte inständig, dass der Kuchen jetzt nicht den plötzlichen Drang zu verspüren, wieder raus zu wollen.
Nach einer Minute des Wirbelns hielt ich abrupt auf und landete auf allen Vieren auf hartem Steinboden. Rasch rappelte ich mich auf und klopfte den Ruß von meiner Jeans. Ich sah mich um.
Dieser überfüllte Raum war unweigerlich der Schankraum des tropfenden Kessels.
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