von holiholly
Seit dem Fiasko mit Hermine im Fuchsbau waren inzwischen drei Wochen vergangen. Andauernd musste Ron daran denken, wie schön diese Minuten mit Hermine gewesen waren. Es schien ihm, als hätte er noch nie zuvor so etwas wundervolles erlebt. Er hatte natürlich keine Ahnung, was sie beide so beflügelt hatte...
Am nächsten Morgen hatte Hermine zum Glück keinen Abstand von ihm genommen; sie hatte einfach so getan, als ob nichts passiert wäre. Dies schätzte Ron enorm, und insgeheim rechnete er sich noch einige verbleibende Chancen aus. Immerhin hatte sich Hermine ja entschuldigt, als ob es ihr Fehler gewesen wäre, mit Ron geknutscht zu haben. Wenn sie das Ereignis auf ihre Kappe nahm, hiess das, dass sie gewisse Gefühle für ihn empfand...
Die Schule hatte wieder begonnen. Hogwarts und das ganze Schlossgelände war ganz verschneit, die Schüler hatten ihre warmen Jacken und Schals hervorgeholt. Das Fach Zaubertränke mochte man nun noch weniger als sonst. Zu Snapes bösartigem Standardverhalten kam nun auch noch die Tatsache, dass es in den Kerkern beinahe so kalt war wie draussen. Ron und seine Freunde wussten, dass Snape sie bewusst quälte, um so schlechtere Leistungen zu provozieren.
Glücklicherweise war Professor Sprout so warmherzig und liess während Kräuterkunde einen permanenten Wärmezauber wirken, sodass man in den Gewächshäusern nicht in voller Wintermontur arbeiten musste. Dies hatte den klaren Vorteil, dass man der Giftigen Tentakula, die sich lautlos mit ihren Fangarmen über ihre Köpfe schlich, ohne Probleme einen kurzen, aber heftigen Puff verpassen konnte.
„Weshalb müssen die Mädchen auch immer so kreischen?“, stöhnte Harry, als die Tentakula gerade Parvati von hinten packte. Parvati, die offenbar einen schlechten Tag hatte und Professor Sprouts kurze Abwesenheit ausnutzen wollte, zückte kurz entschlossen den Zauberstab.
„Petrificus Totalus!“ schrie sie zornentbrannt und ohne zu realisieren, dass dieser Zauber eigentlich Menschen vorbehalten war. Gespannt blickte die ganze Klasse auf. Doch anstatt der erhofften Bewegungsunfähigkeit der Pflanze begann ein ganz anderes Schauspiel: Die Fangarme der Tentakula begannen in Sekundenschnelle abzusterben und hingen bald schlaff und kraftlos herunter, bis sie Ron an Harrys Arm im zweiten Schuljahr erinnerten, dem Professor Lockhart sämtliche Knochen weggezaubert hatte.
Die Klasse brach in schallendes Gelächter aus. Doch Professor Sprout, die soeben wieder herein kam – „meine arme Tentakula!“ – fand die Sache weniger lustig und brummte Parvati zwei Stunden Nachsitzen auf.
Nach Kräuterkunde zog die Klasse, wenn auch sehr ungern, ihre Wintermäntel wieder an und eilte durch die klirrende Kälte ins Schloss zurück. Die Freunde unterhielten sich über bevorstehende Hausaufgaben und das Schulleben.
„Bald können wir wieder nach Hogsmeade“, freute sich Hermine und holte dann eher besorgt ihre Brieftasche hervor. „Ob ich wohl noch genügend Geld habe? Würdet ihr mir eventuell etwas leihen?“, fragte sie.
Harry versicherte ihr, er hätte in den Ferien viel Geld abgehoben bei Gringotts, und das wäre absolut kein Problem.
Ron jedoch hielt plötzlich inne. „Neue Brieftasche?“, fragte er Hermine argwöhnisch. Hermine, die nun schon seit ihrem ersten Jahr immer denselben unscheinbaren, braunen Geldbeutel besessen hatte, hielt nun plötzlich ein brandneues, grünes Portemonnaie in der Hand.
„Ja“, lächelte Hermine geschmeichelt und hielt es ihren Freunden hin. „Ein Geschenk von einem netten Slytherin, den ich kürzlich kennen gelernt habe...“
Ron und Harry blieben sofort stehen. „Du hast was?“, fragte Ron perplex.
Hermine, die diese Reaktion erwartet hatte, rollte verärgert mit den Augen. „Ich habe jemanden kennen gelernt, was dagegen? Nicht alle Slytherins sind zukünftige Todesser, werdet mal erwachsen! Jack ist ein netter Typ... Ich wette, das Portemonnaie war nicht ganz günstig!“
„Jack...“ wiederholten Harry und Ron wie aus einem Munde. „Doch nicht etwa Jack Spungen?“
„Genau der“, pflichtete ihnen Hermine bei. „Und er ist sehr charmant, also könnt ihr jetzt unbesorgt eure Münder wieder schliessen“, grinste sie.
Ron wurde bleich. Jack Spungen war der Frauenheld des Slytherin-Jahrgangs über ihnen, und bekannt für seine engen und kurzen Beziehungen mit vielen Mädchen. Zugegebenermassen sah er relativ gut aus, und vermutlich war dies der Grund, weshalb Hermine an ihm interessiert war.
„Wenn du jetzt sagst, kennengelernt...“, begann Harry.
Nun blieb Hermine stehen. „Ja, wir sind zusammen, hast du was dagegen?“, sagte sie scharf, als wäre es das natürlichste der Welt.
„Man hört, er sei ein Schürzenjäger?“, fragte Harry überrascht.
„Du verbrüderst dich mit dem Feind!“ rief Ron erzürnt.
„Ihr armseligen Kreaturen“, ärgerte sich Hermine. „Hört ihr mir denn gar nicht zu: nicht jeder Slytherin ist so böse und gemein wie Malfoy! Ich wusste, dass ihr so reagieren würdet, und habe euch unsere Beziehung deswegen auch verschwiegen. Und ein Schürzenjäger ist Jack natürlich nicht. Ihr kennt ihn ja gar nicht richtig, also glaubt nicht alles, was die Leute so über ihn reden!“
Fassungslos starrten Ron und Harry Hermine nach, die gekränkt die Schlosstreppe hinauf rannte.
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