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Fanfiction

Nicht nur ein Granger - Kapitel 33: Hingabe

von Alea_Thoron

Not Only A Granger
Addiction

by ferporcel



DISCLAIMER: Nicht meines! Es ist alles von J. K. Rowling.

WARNING: Diese Geschichte spielt in der Zukunft und beinhaltet HBP Spoiler! Seid gewarnt!

ORIGINAL BETA: Shey Snape, GinnyW und Annie Talbot – vielen Dank!

GERMAN TRANSLATION: Alea_Thoron

SUMMARY: Severus findet sich dabei wieder, einmal mehr ein Doppelleben zu führen, und Nathan steht kurz davor, in die feine Zauberer-Gesellschaft eingeführt zu werden.

________________________________________

Nicht nur ein Granger

Kapitel 33: Hingabe


Hermione kehrte in dieser Woche mit vielen Zweifeln und einer nachlassenden Entschlossenheit nach Hause zurück. Sie hatte gewusst, dass es nicht leicht sein würde, ihre Gefühle für Severus zu ignorieren, doch sie hatte gehofft, dass seine feindselige Haltung und die ungemeine Härte ihr gegenüber es ihr irgendwie leichter machen würden. Der Mann, den sie während des Wochenendes in Hogwarts vorgefunden hatte, konnte dennoch nicht derselbe Zauberer gewesen sein. Severus war beinahe angenehm gewesen. Sie würde sogar das Risiko auf sich nehmen, ihn als aufgeschlossen zu bezeichnen.

Ihre fragile Verteidigung stürzte in sich zusammen.

Dass sie ihn am Sonntag nicht damit konfrontiert hatte, war nur aus dem Grund geschehen, da Nathan bei ihnen gewesen war, anderenfalls hätte Hermione sich selbst abermals zum Narren gemacht, indem sie ihm noch einmal pathetisch ihre Liebe bekannte.

Das würde nicht genügen. Hermione musste stärker sein, wenn sie wollte, dass ihr Herz diese erzwungene Vertrautheit überlebte, bis Nathan stark genug war, um allein mit seinem Vater zurechtzukommen.

Dann konnte sie damit aufhören, ihn jede Woche zu treffen.

Es schmerzte bereits jetzt, nur daran zu denken, dass ein solcher Zeitpunkt jemals kommen würde.

>Zumindest kann ich die Träume behalten<, versuchte ihr Geist sie dahingehend auszutricksen, sie in diesem Glauben zu lassen, was Hermione dazu veranlasste, über sich selbst ihre Augen zu rollen.

Sie konnte nicht Severus in ihrem Unterbewusstsein bewahren und gleichzeitig vorgeben, dass sie über ihn hinweggekommen war. Severus konnte kein Mann sein, der sich in ihrem Geist verbarg. Hermione würde sich miserabel dabei fühlen, und das war nicht die Art und Weise, wie sie ihre Tage beenden wollte. Das war nicht der Weg, wie sie jemanden finden würde, mit dem sie ihr Leben teilen konnte. Nathan würde aus Hogwarts als erwachsener Mann zurückkommen, und das war, wie es ablaufen sollte, und es war an der Zeit, um sich darauf vorzubereiten.

Und Severus wollte sie nicht.

>Selbst wenn er mir den Wein auf solch eine verführerische Weise offerierte.<

Und mit diesem Gedanken verlor Hermione einen weiteren Kampf. Es war sinnlos; sie brauchte Hilfe!

>Erica<, dachte Hermione. >Sie wird mir helfen.< Sie hörte damit auf, einen Graben in den Teppich ihres Wohnzimmers zu laufen, um zu ihrer Nachbarin, langjährigen Freundin und bester Chance auf einen zuverlässigen Rat hinüberzugehen.

*-*-*-*


»Schlägst du wirklich vor, dass ich damit beginne, mit William auszugehen?«, fragte Hermione, ohne der Vorstellung wirklich etwas abgewinnen zu können.

»Er ist sehr von dir eingenommen, so wie jeder unverheiratete Mann für dich empfinden sollte, der dich kennt«, betonte Erica, um auf andere Art und Weise Kritik an Severus' Verhalten zu üben, »und er ist schon längst dein Freund. Bist du nicht gern mit ihm zusammen?«

»Naja, schon, aber …«

»Kein 'Aber', Hermione. Wenn du eine alte Liebe vergessen willst, musst du sie durch eine neue ersetzen. Es wird Spaß machen, du wirst sehen. Gib William einfach eine Chance.« Erica nickte, um ihren Worte Nachdruck zu verleihen, was im Gegensatz zu Hermiones wenig enthusiastischer Reaktion auf ihren Vorschlag stand.

»Ich weiß nicht, Erica. Es fühlt sich nicht richtig an, William auf diese Weise in die Angelegenheit zu involvieren.«

»Unsinn«, wies Hermiones Freundin ihre Argumentation zurück. »Er wird jede Minute davon lieben.« Erica lächelte, und es schien Hermione so, als dass sie wirklich wusste, worüber sie sprach.

Hermione seufzte.

»Also gut, ich werde darüber nachdenken.«

»Ausgezeichnet!« Erica klatschte aufgeregt in ihre Hände, als wäre Hermione bereits davon überzeugt.

Das Einzige, was Hermione wirklich wusste, bestand darin, dass sie damit aufhören musste, Severus Snape zu lieben. Jeden Morgen erwachte sie verknäuelt in den Schlingen von Severus' Anwesenheit in ihren Träumen, und das brachte sie dazu, vor Frustration schreien zu wollen. Deshalb hatte sie Erica zugestimmt und William um eine Verabredung zum Abendessen gebeten. Es interessierte sie nicht, was er über diese plötzliche Entscheidung ihrerseits dachte; Hermione wollte einfach nur unbedingt ihren eigenen Lebensweg weitergehen.

*-*-*-*


»Wow«, sagte Nathan leise.

»Was gibt's?«, fragte Severus, leicht verwirrt über die Reaktion des Jungen.

»Du hast meinen Springer dort drüben völlig übersehen.« Nathan grinste und schob die besagte Figur vorwärts. »Schachmatt«, sagte er vergnügt.

Severus runzelte die Stirn, entspannte jedoch dann mit einem Seufzer sein Gesicht. Es war nicht so, als dass er viel von irgendetwas sah, nach zwei Nächten hintereinander, die mit Hermione in ihren Träumen verbracht hatte. Er legte seinen schwarzen König um und verkündete: »Es ist spät. Ich werde dich zu deinem Haus begleiten.«

»Nur, weil ich gewonnen habe?«, protestierte Nathan.

Severus funkelte ihn daraufhin an. »Wir haben beide morgen früh Unterricht.« Er wölbte eine Augenbraue und forderte den Jungen heraus, seine Autorität infrage zu stellen.

»Richtig«, stimmte Nathan zu, ein wenig von seiner Freude verlierend.

Severus gab sich dann einen Ruck, um etwas Anerkennung zu zeigen. »Ich genieße es, mit dir Schach zu spielen«, kommentierte er, während er seine Spielfiguren in deren Kasten legte.

Nathan lächelte und begann, ihm zu helfen. »Ich auch. Ich muss viel schärfer nachdenken, als wenn ich mit Andy oder Kevin spiele, wenn ich gewinnen will.«

»Das ist nur natürlich. Es nimmt Zeit und Übung in Anspruch, um im diesem Spiel zur Meisterschaft zu gelangen, und ich spiele bereits viel länger als du«, stimmte Severus zu und nahm das Schachspiel, um es in einem Schrank in seinem Schlafzimmer zu deponieren.

»Welche anderen Spiele spielst du?«, fragte Nathan von der Türöffnung aus.

»Koboldsteine«, antwortete er abgelenkt, da sein Geist jetzt mit dem Unbehagen darüber beschäftigt war, einen Schüler in seinem persönlichsten Raum zu haben, Sohn oder nicht.

»Ich habe davon gehört, es jedoch nie gespielt oder es irgendjemanden spielen sehen«, gestand Nathan, völlig nichtsahnend hinsichtlich Severus' Unbehagen.

»Ich habe es von meiner Mutter gelernt, als ich Kind war. Sie bevorzugte in der Tat Koboldsteine vor Schach«, offenbarte Severus, während er sie beide zurück ins Wohnzimmer führte.

»Dann ist sie eine Hexe?«, fragte Nathan.

Die ganze Situation ließ Severus sich darüber bewusst werden, wie wenig sie sich während ihrer gemeinsamen Zeit wirklich über das Leben des jeweils anderen unterhielten, und auch, wie schwer es für ihn war, sich zu öffnen und seinen Sohn hineinzulassen. »Sie war«, antwortete er, wobei er vorsichtig mehr offenbarte, als gefragt worden war, und seine eigenen Grenzen auf den Prüfstand stellte.

Nathan, intelligent, wie er war, erfasste seine Bedeutung. »Oh.«

Bevor der Junge die nächste Frage stellen konnte, nahm Severus vorweg: »Mein Vater war ein Muggel, und auch er starb vor langer Zeit.«

»Es tut mir leid «, bekundete Nathan.

Severus empfand dies nicht auf die gleiche Weise, doch das brauchte er seinem Sohn nicht zu erzählen. Der Moment war bereits schwierig genug, und das Schweigen machte ihn noch schlimmer. Es war an der Zeit, diesen Abend zu beenden. »Lass uns losgehen.«

Sie wanderten Seite an Seite durch die Korridore von Hogwarts. Die Schüler, die ihren Pfad kreuzten, schenkten ihnen keinen zweiten Blick, und zum ersten Mal begriff Severus, dass die Schüler nicht dachten, dass es etwas Außergewöhnliches war, Professor Snape und Mister Granger bei einem gemeinsamen Gang durch das Schloss zu sehen.

Merkwürdigerweise empfand Severus dies nicht mehr viel anders. Das Wissen, dass ihre Beziehung nicht allein auf diesen wenigen turbulenten und unbeholfenen Monaten beruhte, machte es einfacher, die Tatsache zu akzeptieren, dass er der Vater eines zwölfjährigen Jungen war. Ihre Seelen waren von Anfang an miteinander verbunden gewesen, und Severus konnte letztendlich die scheinbar fremdartigen Gefühle verstehen, die er für Nathan empfand.

Sie durften einander gern haben, und es war vollkommen in Ordnung.

Nathans Reaktion auf die außerkörperliche Erfahrung unter dem Anima Liberta war jetzt für Severus klar verständlich und nachvollziehbar.

»Dad«, rief sein Sohn, und die Anrede sandte eine warme Woge in Severus' Herz, »lebst du die ganze Zeit im Schloss?« Die Frage überrumpelte Severus. »Ich meine, wohin gehst du während der Schulferien und Feiertage, wenn es keinen Unterricht gibt?«

Selbstverständlich – da Severus Nathan gerade etwas über seine Eltern erzählt hatte, war es nur natürlich, dass seine Neugierde mehr würde wissen wollen. Würde Severus allerdings mehr offenbaren wollen? Könnte er Nathan jemals zu den Schrecken von Spinner’s End mitnehmen?

Darüber entscheidend, schaute er auf den Jungen und sagte: »Ich bleibe gewöhnlich im Schloss.« Es war besser, Spinner’s End im Moment aus Nathans Leben herauszuhalten.

»Die ganze Zeit? Sogar während der langen Schulferien, wie die im Sommer?«, drängte Nathan.

»Ich werde gewöhnlich eingeladen, ein paar Tage irgendwo anders zu verbringen, und manchmal akzeptiere ich jene Einladungen.«

Das schien Nathans Wissbegierde zu befriedigen, da die Fragen ausblieben, doch es veranlasste Severus dazu nachzudenken … Wie würde es sein, wenn Nathan in den Sommerferien war und fernab vom Schloss? Würden sie voneinander getrennt sein, bis das folgende Semester begann? Severus konnte sich mit dieser Vorstellung nicht sonderlich anfreunden. Er hatte sich an die Anwesenheit des Jungen gewöhnt; er war nicht nur Nathans Lehrer, sondern der Vater des Jungen.

Sie waren beim Portrait der Fetten Dame angekommen, als Nathan wieder sprach. »Du könntest mich besuchen kommen und bei mir bleiben, wenn der Unterricht vorbei ist. Es gibt reichlich Platz für ein weiteres Bett in meinem Zimmer.« Nathan lächelte.

Severus war von der Einladung überrascht, sie war so unerwartet gekommen. »Danke, aber ich glaube nicht, dass sich das als machbar herausstellen würde.«

»Ich bin mir sicher, dass Mum nichts dagegen haben würde. Ich könnte für dich mit ihr sprechen.« Ein weiteres Lächeln. »Gute Nacht, Dad.«

Mit Hermione zu leben … Severus schüttelte seinen Kopf, um ihn von der wunderschönen, jedoch unerreichbaren Vorstellung freizumachen, und trat den Rückweg zu seiner Wohnung an. Er würde sie heute Nacht unter dem Einfluss des Zauberspruches besuchen.

Abermals.

Severus seufzte. Er würde nie wieder ordentlich ausschlafen können.

*-*-*-*


So sehr es ihn auch erschöpfte, Severus besuchte Hermione auch weiterhin, wobei er den Zauberspruch verwandte, der seine Seele befreite. Er hatte an sich selbst appelliert, dass er damit keinen Missbrauch betreiben sollte, doch es wurde schwerer und schwerer, einen Tag ohne die Freuden durchzustehen, die nur ihre Seele bringen konnte – etwas, das völlig unterschiedlich zu allem war, was er jemals empfunden hatte.

Wenn er mit dem Vorsatz zu Bett ging, eine volle Nacht durchzuschlafen, schloss er seine Augen, und die Abwesenheit jener Energie – die er nicht Liebe nennen wollte – gab ihm das Gefühl, als wäre er hungernd ins Bett gegangen. Besonders dann, wenn er einen anstrengenden Tag gehabt oder Zeit mit Nathan verbracht hatte, gelang es Severus nicht, sich einfach zurückzuhalten, und er machte von dem Zauberspruch Gebrauch, um dorthin zu gelangen, wo auch immer sie sich befand, egal, wie erschöpft er am folgenden Morgen sein würde.

Es spielte keine Rolle, ob die Distanz einige Korridore oder Meilen betrug, ob sie in Hogwarts oder in London war, Severus war immer imstande gewesen, sie zu finden. Er musste nur an sie denken, und es war, als würde sie ihn mit einem Aufrufezauber durch diesen wunderbaren Magnetismus von ihr herbeirufen. Ein Blinzeln, und der Gedanke an sie leitete ihn. Ein weiteres Blinzeln, und er war mit ihr zusammen, wo auch immer sie sich befand. So leicht … So unwiderstehlich …

Noch unwiderstehlicher wurde es sogar, frühzeitig zu ihr zu gelangen, um sie noch im wachen Zustand vorzufinden, was ihm einige kurze Einblicke in ihr Alltagsleben verschaffte, bevor sie sich in ihren Träumen treffen würden. Drei Abende zuvor war solch ein Abend gewesen, und er hatte sie lesend angetroffen, zurückgelehnt in einem bequem aussehenden Sessel in ihrem Appartement in London. Ihre Beschaulichkeit ließ ihn sich nach seinem mit unangenehmen Angelegenheiten beladenen Tag entspannen, etwas, von dem sich Severus nicht erinnern konnte, dass es jemals in der Gegenwart von irgendjemandem anderem – nicht einmal von Lily – geschehen wäre. Es war gleichzeitig erschreckend und wohltuend, sich zu vergegenwärtigen, wie sehr ihre Anwesenheit in demselben Raum beruhigen konnte. Dies, zu der Tatsache hinzugefügt, dass sie ihn nicht sehen konnte, war süchtig machend. Er konnte ihren Gesichtsausdruck vorbehaltlos beobachten, und jedes unterschiedliche Lächeln, die Linien, die sich in ihrem Gesicht zeigen würden, wenn er es am wenigsten erwartete, fühlten sich auch jetzt noch sehr neu für ihn an.

Am folgenden Abend hatte er Hermiones Appartement erreicht und für einen Moment Orientierungslosigkeit verspürt, mutmaßlich aufgrund des plötzlichen Angriffs auf einige seiner Sinne, von denen er nicht wusste, dass diese derartig aufnahmefähig waren, durch die unerwartete Musik. Severus hatte sich umgesehen und sie im Küchenbereich gefunden, wo sie im Takt zu dem angenehmen Klang kochte. Sie bewegte sich mit Anmut, musste er vermerken; eine Anmut, die anders war als diejenige, die er in ihr wahrnahm, während sie mit Zaubertränken arbeitete. Sie summte vor sich hin und sang leise mit, wodurch sie ihm half, sich an ihre warme Stimme zu erinnern, die in der Nacht zuvor dicht an seinem Ohr gewispert hatte. Er war dabei, sich an ihre Stimme zu gewöhnen, jetzt, wo diese mit einer Reihe von bezaubernden Worten kam, die Dinge tief im Inneren seiner Seele aufwühlten.

Und heute Abend war sie zu ihm gekommen, und sie war auch nicht allein gekommen. Severus hatte sie vorhin in der Großen Halle gesehen, hatte sie beobachtet, und zu wissen, dass sie sich der Nächte nicht bewusst war, die sie gemeinsam verbracht hatten, war unangenehmer gewesen, als er vorausgesehen hatte. Es ließ ihn darüber nachdenken, ob sie sich an ihre Träume erinnern konnte, und wenn dies der Fall wäre, was sie gedacht hatte, als sie sich während des Mittagessens nach ihm mit jenen leuchtenden Augen und diesem nachdenklichen Ausdruck umgesehen hatte, bevor sie ihn begrüßt hatte.

Nathan andererseits lächelte ihm einfach nur zu, süß und unschuldig, und die Tatsache, dass dies das erste Mal war, dass er seit dieser ersten Erfahrung mit Hermione in ihrem Appartement die Seele des Jungen gesehen hatte, ließ ihn sich ein wenig schuldig fühlen. Seine Seele sollte die Seele seines Sohnes öfter besucht haben.

»Ich wusste es!« , schrie Nathan auf. »Du benutzt den Zauberspruch!« Er schien über seine Erkenntnisse glücklich anstatt verärgert, wie Severus glaubte, dass er es sein würde.

»Ich dachte, dass wir ein wenig Zeit zusammen verbringen könnten, aber ich hatte gehofft, dass du heute Nacht träumen würdest.« Hermiones üblicher Vorwurf zu seinem permanenten Gebrauch des Anima Liberta entging niemals seiner Wahrnehmung, wurde jedoch immer schnell verworfen.

»Ich musste dich sehen«, bekannte Severus sich schuldig. Es war so leicht, in diesem Zustand ihr gegenüber ehrlich zu sein, wenn er wusste, dass sie sich morgen nicht daran erinnern würde.

»Ich bin nur wenige Stockwerke entfernt, wie ich überzeugt bin, dass du weißt. Der Gedanke, mich tatsächlich zu besuchen, ist dir dennoch niemals gekommen, oder?«, erhob sie mit ihrer Frage einen schweren Vorwurf.

Diese höchst verärgerte Version von Hermione war neu für ihn, und Severus wurde von der überraschenden Heftigkeit der Scham getroffen, die er für seine Feigheit spürte. Als er sie in der Großen Halle gesehen hatte, hatte sie gelächelt, und seine erste impulsive Reaktion war gewesen, ihr nachzugehen und sie zu küssen, bis sie alles um sich herum vergaß. Natürlich machte er sich sehr schnell bewusst, dass er sich in der Mitte einer Halle voller lauter Kinder und Erwachsener befand, die sich übermäßig für die Lebenswege von anderen interessierten, und noch schlimmer, die alle äußerst wachsam waren.

»Warum bist du auf Dad wütend, Mum?«, tadelte Nathan sie und kam herüber, um Severus zu umarmen, als ob er ihr damit zeigen wollte, wie sie ihn behandeln sollte.

Severus lächelte seinem Jungen zu, umschloss ihn für einen kurzen Moment mit einem Arm in einer Umarmung und schaute dann wieder zu Hermione. »Sie ist nicht auf mich wütend, Nathan. Nicht wahr, Hermione?«

Ihn nach wie vor wütend anstarrend, ging sie dort hinüber, wo die beiden standen und platzierte einen flüchtigen Kuss auf Severus' Wange. »Natürlich bin ich das«, erklärte sie ihm, was ihrem Verhalten völlig widersprach.

Ihr antagonistisches Verhalten hinterließ bei ihm gleichzeitig sowohl Besorgnis als auch Belustigung. Wenn sie wirklich auf ihn böse wäre, hätte er dies gespürt, oder? Wenn er ihren Ärger nicht fühlen konnte, dann vielleicht deshalb, weil ihre Worte nicht wirklich von Herzen kamen. Er schmunzelte spöttisch. Sie verengte ihre Augen ihm gegenüber. Sein spöttisches Schmunzeln verwandelte sich in ein echtes Lächeln.

»Auf jeden Fall haben wir morgen eine Zusammenkunft«, versuchte Severus, sie zu besänftigen. Dann, auf eine Ablenkung abzielend, richtete er seine Frage an Nathan: »Was ist für heute Nacht vorgesehen?«

»Da du nicht träumst …« Nathan wandte sich seiner Mutter zu, um zu fragen: »Wir halten doch trotzdem an dem Plan fest, oder?«

»Ja, natürlich«, antwortete sie, noch immer sehr gereizt, wie er bemerkte. »Es ist Freitag, es gibt Schnee, und wir gehen auf die Ländereien; ruinier' es nicht«, erklärte Hermione Severus ernsthaft und verließ den Raum, ohne auf sie zu warten.

Nun ja, vielleicht war sie am Ende doch ein klein bisschen böse.

»Sie mag keine Überraschungen, das ist alles«, erzählte Nathan ihm, während er das glückliche kleine Lächeln aufrechterhielt. »Komm schon. Es würde dir nicht gefallen, falls sie zurückkommen muss, um uns zu holen.«

Der Schnee, der die Ländereien von Hogwarts bedeckte, glänzte im Mondlicht – leuchtete sogar, als ob er ein eigenes Licht in sich barg. Severus wanderte Seite an Seite mit Hermione, zu sehr in bitteren Gedanken verloren, um die unnatürliche Helligkeit zu würdigen. Ähnlich wie Hermione mochte auch er keine Überraschungen, und einen Spaziergang über die Ländereien des Schlosses zu machen, war nicht das, was er für diesen Abend geplant hatte. Ebenso wenig stand auf seiner Liste, Zeit mit einer übellaunigen Hermione zu verbringen.

»Du bist immer noch aufgebracht«, entschied er sich dafür, einen Kommentar abzugeben – derartig hoch war der Grad seiner Verärgerung über ihr Verhalten.

»Nun ja, das ist wohl offensichtlich. Du bist eine beständige Quelle für Frustration.« Sie schaute überall hin, nur nicht auf ihn, und es machte ihn wütend, bis sie mit leiserer Stimme als gewöhnlich hinzusetzte: »Ich bin besorgt.«

Severus runzelte die Stirn. Sie begann, ihn ebenfalls zu beunruhigen, wenn wahrscheinlich auch aus völlig anderen Gründen. »Beunruhigt über was?«, fragte er zögernd, wobei er – koste es, was es wolle – das Wort 'wen' vermied, dies jedoch unter allen Umständen nicht zu zeigen versuchte.

Hermione antwortete nicht, und sie standen schweigend nebeneinander. Severus stellte fest, dass Nathan sich zwar vor ihnen befand, jedoch ebenfalls stehengeblieben war – nur, dass er mit dem Schnee beschäftigt war. Als Severus gerade im Begriff war, den Abstand zwischen dem Jungen und ihnen zu seinem Vorteil zu nutzen, um sie zu einer Antwort zu drängen, erreichte ihn ihre angespannte Stimme.

»Ich bin sehr besorgt um dich.« Sie drehte sich dann zu ihm um, und was ihn mitten in die Brust traf, waren Wellen von etwas Vertrautem, jedoch weit unterhalb viel beißenderer Gefühle. Die Tatsache, dass sie ihm erzählt hatte, dass das, was sie empfand, Sorge war, war das Einzige, was ihn davor bewahrte, dass seine Nerven schlotterten. »Ich dachte, dass dir unsere Zukunft wichtig wäre«, setzte sie hinzu.

»Ihr solltet eure Verteidigungswälle errichten!« , brüllte Nathan von dort aus, wo er jetzt hinter einem Schneehaufen hockte. Dies weckte rechtzeitig die Aufmerksamkeit seiner beiden Elternteile, um zu sehen, wie er einen Handvoll Schnee vom Boden aufhob. »Bereit oder nicht!« Ein Schneeball verfehlte Hermiones Schulter, jedoch nicht mit großem Abstand.

»He!« Sie bückte sich schnell nach Schnee, um diesen auf Nathan zurückzuwerfen, und überrumpelte einen bereits völlig verblüfften Severus, indem sie ihn zwischen sich und Nathan platzierte. Ein Schneeball ging knapp an seinem linken Bein vorbei, und der nächste traf ihn mitten auf die Brust.

Dies war Krieg. Severus suchte Schutz.

*-*-*-*


Keuchend, mit überraschender Kraft durch Nathan auf dem schneebedeckten Boden festgehalten, räumte Severus die Niederlage ein. »Ich bin viel zu alt dafür.«

Hermione lachte, während sie sich selbst vom Boden erhob. »Runter von deinem armen, alten Vater«, erklärte sie ihrer beider Sohn. Sie streckte eine Hand aus, um Severus aufzuhelfen, als Nathan von ihm abließ. Er ergriff ihre Hand, doch anstatt vom Boden aufzustehen, zog Severus sie zu sich herunter.

Auge in Auge mit ihr hielt Severus Hermione an der Taille fest. »Vielleicht nicht derartig alt«, hielt er ihr entgegen, bevor er zum ersten Mal in dieser Nacht ihre Lippen küsste – sehr zufriedenstellend.

»Würdet Ihr damit aufhören?« , fragte Nathan. »Es ist ekelig und peinlich.«

Hermione beendete den Kuss und lächelte Severus auf jene Art bewundernd an, auf die er nur reagieren konnte, indem er ihr Lächeln erwiderte. Sie schlug ihm leicht auf den Brustkorb. »Du Slytherin, du«, sagte sie, bevor sie sich neben ihn rollen ließ.

Severus streckte Nathan eine Hand entgegen. »Hilf uns hoch«, sagte er dem Jungen.

Nathan schaute argwöhnisch auf die ausgestreckte Hand. »Du ziehst mich zu Boden, oder?«

»Verweigerst du deinem alten Herrn eine Hand?« , fragte Severus mit seiner einschüchternsten Stimme.

Nathan zögerte nur eine weitere Sekunde, fiel jedoch darauf herein. Sobald sich ihre Hände berührten, zog Severus Nathan, der lautstark gegen die Ungerechtigkeit protestierte, zwischen sich und Hermione in den Schnee.

Severus konnte sich nicht an das letzte Mal erinnern, als er so heftig und aus schierem Glück gelacht hatte – Glück, das sich dauerhaft anfühlte. Wie konnte, mit seinem Sohn und seiner Frau nach solch einer Darstellung von sorgenfreier Albernheit dort im Schnee zu liegen, derartig erfüllend sein? Vielleicht wusste er sogar noch weniger über Glück, als er ursprünglich gedacht hatte.

Nicht viel später, bereits zurück in der Wärme seiner Wohnung, waren Hermiones Fröhlichkeit und redselige Natur der äußeren Erscheinung ihrer Seele entschlüpft. Nachdem Nathan wieder in seinem eigenen Schlafsaal zurück war, hielt Severus sie in nachdenklichem Schweigen auf der Couch neben sich.

»Du bist immer noch besorgt«, wies Severus auf das Offensichtliche hin. »Sogar nach dem, was wir heute Abend geteilt haben, hast du immer noch Angst, dass unsere Zukunft in Gefahr ist.«

»Welche Zukunft?«, antwortete sie rhetorisch.

»Aber, Hermione? Ich dachte, ich hätte bewiesen, dass meine Absichten …«

»Du kannst nicht beides haben, Severus«, erklärte sie ihm. »Du kannst nicht für immer in beiden Realitäten leben. Du quälst dich selbst, indem du im Wachzustand träumst und dabei versuchst, für deine Familie da zu sein, uns jedoch in dem Moment verlässt, wenn du erwachst. Kannst du das nicht erkennen?«

Er wusste, dass sie mit der Quälerei Recht hatte, wenn es darum ging, jeden Tag ohne die beiden zu erwachen, doch sie irrte sich völlig, wenn sie glaubte, dass er den Schmerz darüber nicht ignorieren konnte, was er wirklich mit ihnen in den Träumen besaß. Severus würde niemals die Sicherheit dessen, was er in den Träumen hatte, für die Möglichkeit, alles zu verlieren, eintauschen.

»Ich will dich in meinem Leben, Severus, nicht nur in meinen Träumen. Komm zu mir, wenn wir beide wach sind. Komm am Morgen, verbring' den Tag mit mir. Gib mir eine Chance, mich an dich zu erinnern, an die Art und Weise, wie du wirklich bist. Lass mich erkennen, was du für mich empfindest, anstatt dass du mich allein auf Basis meiner Intuition raten lässt«, bat sie flehentlich, und er konnte ihre Verzweiflung nur allzu gut spüren.

Was Severus machen konnte, bestand darin, sie gegen seine Brust zu ziehen und sie fest zu umarmen.

Was Severus nicht machen konnte, war, ihr zu folgen, wenn sie wach war.

*-*-*-*


»Ich dachte, dass wir heute einen von dem Üblichen abweichenden Abend verbringen und in meiner Wohnung zu Abend essen könnten«, sagte Hermione.

Sie hoffte, dass Severus den wahren Grund für ihr Ansinnen nicht herausfinden würde; sie durfte ihm niemals sagen, dass sie für seinen Charme in seiner Wohnung nunmehr weit anfälliger war, oder? Die Art und Weise, in der er sie seit Neuestem angeschaut hatte, war ausreichend, um ihren Entschluss in nichts anderes als eine faule Absichtserklärung zu verwandeln. Nein, sie glaubte nicht, dass sie dieses Risiko eingehen konnte.

»In deiner Wohnung?«, fragte er zweifelnd.

Als die erwartete Entrüstung ausblieb, fühlte sich Hermione verpflichtet, höflich zu antworten: »Ja, nur zur Abwechslung, um zu sehen, wie Nathan auf eine neue Dynamik reagiert.« Nathan – niemals sie selbst.

»Ich habe keine Einwände«, stimmte er ohne weiteres Aufhebens zu. »Dieselbe Zeit?«

Hermione fühlte sich plötzlich unsicher. »Ja, gewiss«, bestätigte sie. Nicht wissend, was sie in seiner Gegenwart noch weiter tun konnte, drehte sie sich herum, um zu gehen, und warf nur für einen kurzen Moment einen Blick über ihre Schulter, bevor sie die Tür zu seinem Büro hinter sich schloss.

*-*-*-*


»Warum bleiben wir heute Abend hier?«, fragte Nathan in der Art eines Inquisitors, nachdem er selbst auf der Couch Platz genommen hatte, um auf seinen Vater zu warten.

»Ich dachte, dass es gut sein würde, von Zeit zu Zeit als Gastgeber für die Abendessen zu fungieren. Einfach höflich, meinst du nicht?«

»Wenn du das sagst …«

»Du weißt, dass es so ist. Ich dachte, ich hätte dir bessere Manieren beigebracht, junger Mann, also hör' auf zu schmollen. Ich erinnere mich sehr gut an jemanden, den man noch vor wenigen Monaten zu diesen Abendessen in die Kerker schleifen musste, und das war nicht ich.«

»Schon gut, aber das war damals. Jetzt spielen wir Schach, und du hast nicht mal ein Schachspiel hier.«

»Nein, hab' ich nicht, aber ich bin davon überzeugt, dass wir irgendetwas anderes finden werden, was deine arme, gelangweilte Seele unterhält.«

»Hat diese Veränderung irgendetwas mit der Tatsache zu tun, dass du beim Schachspielen schrecklich schlecht bist?«

»Sei nicht albern«, wies Hermione seine Argumentation zurück, während sie sich nach wie vor mehr auf das Papier vor sich, auf das sie rasch Notizen gekritzelt hatte, als auf irgendetwas anderes konzentrierte. Sie bemerkte nur, dass geraume Zeit mit Schweigen zwischen ihnen vergangen war, als Nathan abermals sprach.

»Du weißt, du bist manchmal genau wie er«, kommentierte er.

Ihr Interesse war geweckt, sie ließ das Papier links liegen und richtete ihre Aufmerksamkeit auf Nathan. »Was hast du gesagt?«

»Ich sagte, dass du manchmal genau wie mein Dad bist«, wiederholte er und bestätigte damit, was sie gehört zu haben glaubte, und setzte hinzu: »Er studiert und arbeitet ebenso die ganze Zeit, selbst wenn er sich mit anderen Leuten unterhält.«

»Es tut mir leid«, entschuldigte sie sich, während sie Reue in sich aufsteigen fühlte. Sie ließ ihre Papiere auf dem Schreibtisch liegen und gesellte sich zu ihrem Sohn auf die Couch. »Ich hatte nicht vor, meine Aufmerksamkeit zu teilen.« Sie lächelte entschuldigend. »Jetzt gehöre ich ganz dir.«

»Ist schon in Ordnung.«

»Nein, ist es nicht.« Hermione strich seine Ponyfransen aus seinen Augen. »Du brauchst einen Haarschnitt«, sprach sie ihre Beobachtung laut aus.

Er entzog sich ihr mit einem kräftigen Ruck. »Ich will es wachsen lassen.«

»Erzähl' mir nicht, dass du das Haar deines Vaters haben willst?« Sie runzelte die Stirn.

Nathan zuckte mit den Achseln.

Sie unterdrückte einen Seufzer und streckte nochmals die Hand nach seinem Haar aus. »Du siehst gut aus, so wie du bist. Es gibt keinen Grund, irgendetwas zu ändern.«

Er entzog sich ihr noch einmal mit einem kräftigen Ruck. »Dann lass mein Haar in Ruhe.«

Hermione wusste, dass dies eine überflüssige Diskussion war. »Nur, wenn du mich dir einen schmatzenden Kuss auf die Wange geben lässt.« Sie zog ihn an der Hand.

»Mom, ich will keinen Kuss, gar nicht zu reden von einem Schmatzer.«

»Aber ich will. Komm her.« Sie zerrte und schaffte es, ihre Arme in einer Umarmung um ihn zu legen. Nathan widersetzte sich nur halbherzig, gab bald auf und ließ sie ihren lauten Willen mit seiner Wange haben. Sie lachte, als sie bemerkte, dass er errötete.

*-*-*-*


Severus hörte die Geräusche, die aus Hermiones Wohnung drangen, als er näher kam. Ihr Lachen wiedererkennend, hielt er vor der Tür inne, um seine Erinnerungen mit ihren Wogen aus Fröhlichkeit ihn sättigen zu lassen. Die Empfindung wurde verstärkt, als er auch seinen Sohn lachen hören konnte. Severus spürte geradezu ein Zerren an seiner Seele, einfach einen Satz nach drinnen zu machen und sich mit ihnen zu vereinen; er klopfte.

Nathan kam, um die Tür zu öffnen, errötete und grinste breit. »Hallo, Dad!«

Hermione saß bequem auf der Couch, doch sie stand rasch auf, um ihn zu begrüßen, während ihre Schultern sich versteiften. »Guten Abend.«

»Guten Abend.«

Wohin war die lachende Frau verschwunden? Sie handelte nicht, als ob sie sich in seiner Gegenwart entspannen würde, wie sie es für gewöhnlich tat, wenn sie schlief, und es erzeugte in Severus den Wunsch, sie in seine Arme zu nehmen und sie beruhigen zu wollen. Ihre flehenden Augen die Nacht vorher, als sie ihn gebeten hatte, zu ihr zu kommen, wenn sie wach wäre, suchten ihn heim, und er fühlte sich beschämt, ihr jetzt diese Annehmlichkeit zu verwehren.

»Ich habe letzte Nacht von dir geträumt«, erzählte Nathan ihm, nach wie vor grinsend, und unterbrach damit Severus' Abtauchen in die Finsternis seiner Seele.

»Albträume gehabt?«, fragte Severus den Jungen, verbittert, sich zu spät darüber bewusst werdend, dass Hermiones Augen und Ohren auf das Gespräch gerichtet waren.

Nathan rollte seine Augen. »Natürlich nicht. Wir haben eine Schneeballschlacht auf dem Ländereien gemacht.« Da war es wieder, dieses derartig mit Glück beladene Lächeln.

Severus schielte rechtzeitig zu Hermione hinüber, um ihre Verwirrung zu registrieren. Konnte sie sich ebenfalls daran erinnern? Wenn sie es konnte, so erwähnte sie es nicht.

»Ich nehme nicht an, dass wir tatsächlich jetzt nach draußen gehen könnten, oder?«, fragte Nathan.

»Es ist zu dunkel draußen«, antwortete Severus.

Hermione, die hinter Nathan mit ihren Händen auf seinen Schultern stand, schaute ihn sonderbar an. Severus rief sich seine Worte in Erinnerung, um sie zu überprüfen, fand jedoch nichts daran auszusetzen. Er versuchte, sein Unbehagen als Paranoia beiseite zu schieben, doch es wollte einfach nicht verschwinden.

Obwohl er von diesem Zeitpunkt an mit seinen Worten viel zurückhaltender war und sich an den anschließenden Unterhaltungen mit Vorsicht beteiligte, schien Severus wenig Kontrolle über seine verräterischen Augen zu haben. Sie wanderten zu Hermione hinüber, wann auch immer sie etwas tat, was ihn an ihre gemeinsamen Nächte erinnerte.

»Mehr Wein, Severus?«, offerierte sie nach einer Weile.

»Nein, danke.« >Verdammter Wein<, dachte er, während er den leeren Kelch abstellte.

Der Abend schritt aus Severus' Sicht ohne Überraschungen voran, doch dies zerstreute nicht den im Verborgenen vorhandenen Eindruck, dass im Verlauf des Abends irgendetwas schrecklich schiefgelaufen war. Als er ihr eine gute Nacht wünschte und Nathan zum Gryffindor-Turm begleitete, bekam Severus einen Anhaltspunkt, warum.

»Vielen Dank dafür, dass du heute Abend nett zu Mom warst«, sagte sein Sohn.

Da er nicht den Wunsch verspürte, die Dinge noch schlimmer zu machen, als sie bereits zu sein schienen, nickte Severus nur.

»Es ist gut zu sehen, dass ihr gut miteinander auskommt.«

»Gute Nacht, Nathan«, sagte Severus, das Thema beenden wollend.

»Gute Nacht, Dad.«

Severus ging zu den Kerkern hinunter, sich sicher, dass er sich in dieser Nacht komplett selbst zum Narren gemacht hatte.

*-*-*-*


»Granger.«

Nathan wandte sich zu der Stimme um und erkannte, dass Malfoy auf ihn zukam. Andy und Kevin blieben ebenfalls stehen, um auf ihn zu warten. Nathan runzelte die Stirn. Malfoy sah entschlossen und förmlich aus, als er vor den Gryffindors stand und eine Hand ausstreckte, die einen Umschlag hielt.

»Was ist das?«, fragte Nathan misstrauisch.

»Eine Einladung, was sonst«, antwortete Malfoy übellaunig.

Nathan hatte nicht erwogen, den Umschlag zu nehmen. »Eine Einladung wofür?«

»Ich sagte Vater, dass du unzivilisiert wärst«, erklärte ihm Malfoy verächtlich. »Willst du mich sie auf ewig halten lassen?«

Nathan nahm schließlich den dargebotenen Umschlag. »Eine Einladung wofür?«, bestand er auf einer Erklärung.

»Für meine Geburtstagsfeier. Ich hoffe, dass du an diesem Tag anderweitig beschäftigt bist und nicht kommen kannst.« Malfoy wandte sich von der Gruppe aus verwirrten Gryffindors ab und ging schnell in die entgegengesetzte Richtung davon, hinter einer Biegung den Gang hinunter verschwindend.

»Was?« Kevin reagierte schließlich.

»Malfoy hat Nathan zu seiner Geburtstagsfeier eingeladen«, antwortete Andy und erntete spitze Blicke von beiden Freunden.

»Wir wissen das«, wischte Kevin seine Worte beiseite. »Was wir nicht wissen, ist, warum.«

Andy zuckte mit den Achseln. Nathan entschied sich dafür, den Umschlag zu öffnen, während seine Freunde ihm neugierig über die Schulter schauten.

»Es ist die Party zu seinem zwölften Geburtstag, am nächsten Sonntag …«, las Nathan ihnen vor.

»Auf Malfoy Manor«, setzte Kevin mit spürbarer Abneigung hinzu.

»Ja«, stimmte Andy zu.

»Er will offensichtlich nicht, dass ich komme, warum also macht er sich überhaupt erst die Mühe, mich einzuladen?«, wunderte sich Nathan, während er das Pergament in seinen Umschlag zurücksteckte und in seine Büchertasche schob.

Andy zuckte mit den Schultern.

»Vielleicht war er dazu verpflichtet. Du weißt, dein Vater ist der Hauslehrer von Slytherin«, sagte Kevin, während er ebenfalls mit den Achseln zuckte. »Gehst du hin?«

Sie wanderten den Korridor hinunter, und betraten das Klassenzimmer für Verteidigung, und Nathan hatte noch immer nicht das geringste Konzept. »Denkt Ihr, dass ich gehen sollte?«

»Ich würde nicht hingehen!«, beeilte Kevin sich, seine Meinung zu bekunden.

»Ich wurde nicht eingeladen, aber ich glaube, dass ich so oder so nicht hingehen würde. Er ist Malfoy, du weißt schon«, stimmte Andy Kevin zu.

»Hmm.« Nathan war zu sehr von der Einladung fasziniert, um sie so schnell zu verwerfen. Professor Lancey traf ein und begann mit dem Unterricht, und zwang Nathan damit, Malfoy und dessen Einladung für den Augenblick zu vergessen.

*-*-*-*


Am Mittwoch, als Nathan mit seinem Vater Tee trank und Schach spielte, musste er immer noch entscheiden, was er mit Malfoys Einladung machen sollte. Am Tag zuvor hatte er schließlich eine plausible Erklärung dafür ausgearbeitet, warum er eingeladen worden war: Er war Snapes Sohn, und Snape war Malfoys Patenonkel. Alles, was er jetzt tun musste, bestand darin herauszufinden, ob sein Vater wollte, dass er zu der blöden Feier ging.

»Dad«, rief Nathan.

»Ja.«

»Ich wurde zu Malfoys Geburtstagsfeier eingeladen. Soll ich hingehen?« So – er hatte gefragt.

Sein Vater hob dann den Blick vom Schachbrett. Er runzelte Nathan gegenüber die Stirn. »Eine Einladung, sagst du?«

»Ja. Malfoy drängte sie mir am Montag vor Verwandlung auf.«

Sein Vater rollte seine Augen, bevor er einen Bauern nach vorn schob und sagte: »Das war wahrscheinlich Dracos Idee. Ist das Feier hier in Hogwarts?«

»Nein«, antwortete Nathan. »Sie ist auf Malfoy Manor. Ist das wirklich ein Herrenhaus?«

»Das habe ich mir gedacht, und ja, es ist tatsächlich ein Herrenhaus«, antwortete sein Vater.

Nathan bewegte einen Turm, während er darauf wartete, dass sein Vater mehr sagte. Als er dies nicht tat, fragte Nathan noch einmal: »Also … Soll ich hingehen?«

»Willst du gehen?«, gab sein Vater die Frage zurück.

»Ich weiß nicht. Ich habe keine Vorstellung davon, was von mir erwartet wird«, gab Nathan zu.

»Erwartet?«, fragte sein Vater, ihn eindringlich anschauend.

»Na ja …«, begann Nathan. Wie konnte er sein Dilemma erklären, ohne unwissend zu erscheinen? »Du bist sein Pate, und ich bin eben dein Sohn, also … erwartet man nicht von mir, dass ich hingehe?«

Der Gesichtsausdruck seines Vaters veränderte sich überhaupt nicht in der ganzen Zeit, die sie einander angestarrt hatten, während Nathan auf eine Antwort wartete.

Nach einiger Zeit antwortete sein Vater endlich, mehr oder weniger jedenfalls: »Die Malfoys erwarten, dass du ihre Einladung akzeptierst, ich jedoch habe keinerlei Erwartungen.«

Nathan hatte große Lust aufzustöhnen. Diese Antwort half ihm überhaupt nicht! Er entschied sich dafür, seine Frage abzuändern. »Gehst du hin?«

»Von mir wird vermutlich erwartet, dass ich hingehe«, antwortete der Mann, ohne seine Augen vom Schachbrett zu heben.

»Ist das ein Ja?«, fragte Nathan, der aufgrund der ausweichenden Antworten seine Geduld verlor.

Sein Vater hielt seinen Kopf unten, hob jedoch seinen Blick, um ihn anzuschauen, ließ Nathan warten, bis dieser eine Augenbraue hob.

Der Mann seufzte. »Du kannst mit mir kommen.«

Nathan rollte seine Augen. »In Ordnung.«

Er machte danach törichte Spielzüge, um das Spiel rasch zu beenden. Nathan wusste nicht, auf welche Art Antwort er gewartet hatte, doch er wusste, dass es nicht diejenige gewesen war, die er bekommen hatte. Vielleicht hätte er die blöde Einladung unverblümt ablehnen sollen.

*-*-*-*


»Wo glaubst du, dass du hingehst, auf diese Art bekleidet?«

>Auch dir einen 'Guten Tag', Dad<, dachte Nathan. »Ich dachte, dass wir zu Malfoys Party gingen.«

»Du trägst Muggel-Kleidung.«

»Das ist ein Anzug. Großmutter sagt immer, dass ich darin ausgezeichnet aussehe«, offerierte er als Erklärung, ganz genau wissend, dass seine Entscheidung, welche Art von Muggel-Kleidung er tragen würde, nicht das Problem darstellte, sondern in erster Linie eher die Tatsache, dass das, was er trug, überhaupt Muggel-Bekleidung war. »Ich dachte, dass das eine förmliche Feier wäre, da Malfoy solch ein aufgeblasener …«

»Du wirst es bevorzugen, darauf achtzugeben, was du sagst«, schnitt sein Vater ihm das Wort ab, sein Ton gefährlich, um dann zum Ausgangspunkt zurückkehren … »Du kannst nicht einem derartigen Ereignis in Malfoy Manor beiwohnen, während du Muggel-Kleidung trägst, gleichgültig wie formell sie aussieht.«

>Spielverderber<, dachte Nathan. Seine Absicht, die traditionelle Zauberer-Gesellschaft zu schockieren, wurde von seinem eigenen traditionalistischen Vater torpediert.

»Wo sind deine Fest-Roben?«, fragte der Mann. »Erzähl' mir nicht, dass du keine hättest, da ich sehr genau weiß, was auf der Liste stand, die du zusammen mit deinem Hogwarts-Brief erhalten hast.«

»Wirst du mich den ganzen Weg zurück nach oben gehen lassen, nur damit ich mich umziehe?«

Sein Vater verschränkte einfach seine Arme über seinem Brustkorb und funkelte ihn an. Nathan seufzte. Als er sich umdrehte, um die Wohnung des Mannes zu verlassen, erklärte sein Vater ihm: »Wir sehen uns in fünfzehn Minuten in der Eingangshalle und keine Minute später, oder du bleibst hier.«

*-*-*-*


Zwanzig Minuten später betrat der Vertrauensschüler des Hauses Gryffindor den Schlafsaal der Erstklässler.

»Professor Snape steht vor dem Portrait der Fetten Dame, und er scheint nicht sonderlich glücklich zu sein. Er sagt, dass du ihn in dieser Minute direkt dort treffen sollst, Mister Granger.«

»Verdammt«, fluchte Nathan.

»Du sagtest, dass er ohne dich gegangen wäre!«, kommentierte Andy entsetzt.

»Er sagte, dass er genau das tun würde, wenn ich nicht in fünfzehn Minuten auftauche.« Nathan zuckte mit den Achseln.

»Du bist so gut wie tot«, waren die Abschiedsworte des Vertrauensschülers.

»Ich muss Thomas zustimmen«, sagte Kevin.

Nathan seufzte, nahm seine zerknitterten Fest-Roben aus seinem Schrankkoffer, und zog sie sich achtlos an. Als er den Gemeinschaftsraum durchquerte, drehten sich die Köpfe, um ihn zu beobachten. Nathan empfand es als einfach, sie – angesichts der Befürchtung, die sich in ihm aufbaute – zu ignorieren, als sich sein Verstand darüber beunruhigte, welcher Teil von Snapes Persönlichkeit ihn draußen erwarten würde.

»Setz dich in Bewegung«, sagte der Mann sofort, nachdem er ihn sah. Seine nächsten Worte folgten erst, als sie bereits die Ländereien überquerten. »Wir werden eine Unterhaltung über Pünktlichkeit führen, wenn wir zurück sind.«

Nathan hatte nichts zur Erwiderung zu sagen, und als sie zu dem so genannten Malfoy Manor apparierten, blieben ihm die letzten wenigen Worte im Halse stecken, die er gehabt hatte. Sein Vater wandte sich zu ihm um, was seine Nervosität noch mehr vergrößerte. Ein Teil davon war dem kritischen Blick des Mannes geschuldet, doch der Rest kam durch den Anblick des Gebäudes vor ihnen, das zugegebenermaßen einschüchternd war. Onkel Harrys Haus war groß – das größte, in dem Nathan bisher gewesen war – doch dieses Haus war nicht nur riesig, sondern auch sehr eindrucksvoll. Nathans Augen konzentrierten sich auf die seines Vaters, als der Mann den Kragen seiner Roben richtete und mit seinem Zauberstab seine Schultern berührte, um die Falten des dunkelgrauen Stoffs unter seinem Wintermantel zu glätten, während er die ganze Zeit leise vor sich hinmurmelte und die Stirn runzelte.

»Hör' gut zu«, sagte der Mann mit verständlicherer Stimme. »Deine Anwesenheit wird einige Aufmerksamkeit auf uns lenken, und nicht alles davon wird angenehm sein.« Nathan schluckte in einer nervösen Reaktion auf die Ernsthaftigkeit seines Vaters. »Du bist ein Gryffindor …« Nathans Besorgnis wurde bei dieser Äußerung geringfügig gedämpft und als Aufmunterung betrachtet, bis … »Versuche, dich davon abzuhalten, zu handeln ohne zu denken und die Dinge noch schlimmer zu machen, indem du dich in Schwierigkeiten bringst.« Eine gewölbte Augenbraue komplettierte die Ermahnung.

Vorbei an den Füßen, auf die er so angestrengt starrte, weckten die sauberen Steine daneben Nathans Neugier. Der Schnee schien nicht auf diejenigen zu fallen, auf denen sie standen, diejenigen, die zu einem hohen, reich verzierten Tor führten. Nathan hörte seinen Vater seufzen und fühlte sich gleich noch mehr fehl am Platz.

»Lass es uns hinter uns bringen«, sagte der Mann und ging auf die Tore zu. Nathan folgte ihm.

Das Haus wirkte leer, als sie hineingingen. Waren sie zu der richtigen Örtlichkeit appariert? Ein Hauself erschien mit einem lauten Plopp, und das Geräusch wurde durch die Marmorwände zurückgeworfen. »Professor Severus, Sir.« Das kleine Wesen verbeugte sich und starrte dann Nathan mit großen Augen an, die den Jungen sich keinesfalls weniger unbehaglich fühlen ließen. Der kleine Elf diente ihnen an, ihre Mäntel zu nehmen, und erst in diesem Moment bemerkte Nathan den Unterschied in der Garderobe seines Vaters. Es waren nach wie vor schwarze Roben, doch da war eine gewisse glanzvolle Aufmachung am Stoff dieser Roben-Garnitur, und irgendetwas glänzte am Robenaufschlag – irgendeine Art Gewandspange. Nathan hatte seinen Vater niemals zuvor Schmuck irgendeiner Art tragen sehen.

»Severus! Welche Freude!«

Die schockierend laute Begrüßung brachte Nathan beinahe dazu, vor Schreck zusammenzuzucken. Er konnte die unter den Schichten des grünen, voluminösen Kleides verborgenen Füße der Frau nicht sehen.

»Und ich sehe, dass Sie eine Begleitung mitgebracht haben! Wie wunderbar!« Ihr Lächeln erreichte nicht ihre Augen. Nathan blickte ihr geradewegs in die Augen.

»Mrs. Malfoy.« Nathan beobachtete, wie sein Vater die Hand der Frau an den Fingern ergriff und mit seinen Lippen darüber strich. Nathan hielt ein Stirnrunzeln zurück. »Nathan, mein Sohn.«

»Bezaubernd.« Ein weiteres falsches Lächeln, das ohne Erwiderung blieb.

»Ich vermute, dass ich meinen Patensohn im Ballsaal finden werde?«

»In der Tat werden Sie ihn dort finden. Er wird überglücklich sein, Sie zu sehen, Severus.« Dann, auf Nathan herabsehend, setzte sie hinzu: »Und Sie ebenfalls, natürlich.«

Wie viele unechte Lächeln würde er an diesem Tag bekommen, fragte sich Nathan, als er den Erwachsenen folgte.

Die Geräusche aus Musik und Gesprächen erreichten schließlich Nathans Ohren, die verrieten, dass tatsächlich im Interieur des Herrenhauses eine Party im Gange war. Die dort versammelten Menschen drehten sich herum, um sie dabei zu beobachten, wie sie den Ballsaal betraten, und – wie sein Vater gewarnt hatte – ihr Auftreten in der Öffentlichkeit hatte Neugier und Diskussionen hinter vorgehaltener Hand zur Folge. Nathan entschied sich dafür, sich nicht unbehaglich zu fühlen. Malfoys Vater näherte sich ihnen.

»Severus«, grüßte der Blonde mit einem Lächeln und einem respektvollen Händeschütteln. »Ich habe begonnen zu glauben, dass ich einen Hauselfen würde hinter dir her senden müssen.« Dann, sich Nathan zuwendend … »Ich freue mich, dass Sie die Einladung meines Sohnes akzeptiert haben, Mister Snape.«

Nathan ergriff die ausgestreckte Hand, korrigierte jedoch: »Es heißt Granger, Sir.«

Snape intervenierte rasch, bevor sich die Verärgerung in den Augen des anderen Mannes zu ärgerlichen Worten ausweitete. »Wir sollten Devon ausfindig machen und unsere Glückwünsche überbringen. Wenn du uns entschuldigen würdest …«

Als sie außer Hörweite waren, hielt Snape Nathan an der Schulter zurück. »Niemand hier wird dich mit Granger ansprechen. Korrigiere sie nicht.«

»Aber—«, begann Nathan, doch bevor er seinen Satz beenden konnte, fand das Geburtstagskind sie.

»Onkel Severus!« Das Lächeln des Jungen verschwand, als er sah, wer seinen geliebten Patenonkel begleitete. »Granger«.

Nathan lachte beinahe und schaute seinen Vater demonstrativ hinsichtlich der Art und Weise an, wie Malfoy ihn angeredet hatte. Als er seine Aufmerksamkeit wieder auf Malfoy richtete, sah der Junge aus, als ob er in eine faule Zitrone gebissen hätte, nach dem Gesicht, das er zog.

»Überraschung!«, machte sich Nathan lustig, während er angestrengt versuchte, einen ernsten Gesichtsausdruck aufrechtzuerhalten.

Scheinbar blind gegenüber der offensichtlichen Feindseligkeit zwischen den Jungen, nahm Snape ein Paket aus seiner Tasche und gab es Devon, während er sagte: »Nathan und ich möchten, dass du anlässlich deines Geburtstages dieses Geschenk akzeptierst.«

Nathan runzelte darüber die Stirn, wie sein Vater ihn in ein Geschenk einbeziehen konnte, von dem er nicht einmal wusste, dass es existierte, doch beobachtete die Entwicklung der Ereignisse ausnahmsweise einmal schweigend.

»Danke, Onkel Severus.«

Nathan spürte den Blick seines Vaters auf ihm ruhen und quetschte ein leises »Alles Gute zum Geburtstag.« heraus.

Malfoy ignorierte Nathan; er war zu sehr damit beschäftigt, das Paket zu öffnen und den Deckel von dem Kasten zu entfernen, der sich darin befand. Nathan trug absolutes Desinteresse dahingehend zur Schau, was der Kasten enthielt, doch dies wurde zu einer überraschend schwierigen Aufgabe, als der Slytherin mit aufrichtiger Zuneigung Nathans Vater angrinste.

»Darf ich annehmen, dass du mit dem Geschenk zufrieden bist?«, fragte Snape Malfoy.

»Ich werde dies mit Sicherheit wissen, wenn ich herausfinde, was es ist«, antwortete der Junge, ohne das leichte Lächeln zu verlieren.

»Ich vermute, dass dies schneller gehen wird, jetzt, wo du in Hogwarts bist«, erzählte Snape Malfoy, was Nathan noch mehr verblüffte.

Nathan schaute von seinem Vater auf Malfoy und zurück, doch sie schienen ihn hier nicht einmal zu bemerken. »Was ist in dem Kasten?«, fragte Nathan schlussendlich.

Als ob er sich gerade erst daran erinnern würde, dass Nathan da war, blickte sein Vater auf ihn herunter und sagte: »Vielleicht könnt Ihr das zusammen herausfinden. Ich werde Euch Jungs diesem Problem überlassen.«

»Aber …« Malfoy versuchte zu protestieren, doch Snape drehte sich herum und ging davon, dorthin, wo Malfoys Vater inmitten anderer bedeutungsvoll aussehender Zauberer stand.

Nathan wurde sich ganz plötzlich bewusst, dass er im Hinblick auf Malfoy seinem eigenen Schicksal überlassen worden war. »Was ist in dem Kasten?«, fragte er abermals.

»Das geht dich nichts an.«

»Das war nicht das, worauf die Worte meines Dads gerade eben hinausgelaufen sind.«

Malfoy warf ihm einen funkelnden Blick zu, doch Nathan weigerte sich, einen Rückzieher zu machen. »Mein Patenonkel schenkt mir immer etwas, das irgendwie mit Zaubertränken in Zusammenhang steht, etwas, das ich noch nie zuvor gesehen habe, zumeist eine Zutat.«

Nathan runzelte die Stirn.

»Wie ich sagte, es geht dich nichts an.« Malfoy drehte sich herum, um den Raum zu verlassen, doch irgendetwas ließ ihn auf halbem Wege innehalten und dorthin zurückkehren, wo Nathan stehen geblieben war. »Du musst mir in das andere Zimmer folgen.«

»Warum?«

»Weil du es musst.« Malfoy entfernte sich wiederum, und dieses Mal folgte ihm Nathan.

»Warum kann ich nicht in diesem Raum bleiben?«, bestand Nathan auf einer Antwort, insgeheim sich davor fürchtend, die Gegenwart seines Vaters verlassen zu müssen.

»Weil du es nicht kannst!«, schnappte Malfoy. »Warum tauchst du überhaupt auf meiner Party auf?«

»Mein Dad nötigte mich zu kommen. Ich würde zehnmal mehr Spaß haben, wenn ich in Hogwarts geblieben wäre, um meinen Aufsatz in Geschichte der Magie zu beenden, da bin ich ganz sicher.«

»Was soll's, Granger. Versuch' einfach nur, mir aus dem Weg zu bleiben und meinen Geburtstag nicht zu ruinieren.« Malfoy ging um ihn herum, wobei er auf seinem Weg zu einer Gruppe von Jungen zielgerichtet gegen seine Schulter stieß. Nathan erkannte drei Ravenclaws, einen Hufflepuff, und … eine Räuberhöhle voller Slytherins wieder.

Nathan seufzte. In der Tat – warum hatte er sich überhaupt auf dieser verdammten Feier blicken lassen!

*-*-*-*


Severus interagierte mit einem Minimum an Aufmerksamkeit mit neuen und alten Bekannten der Malfoys. Er hatte jahrelange praktische Erfahrung darin und wusste sehr genau, wie man sich unter sie mischte, ohne dies wirklich zu tun. Er befand sich in einem Kreis von Menschen, die über Belanglosigkeiten plauderten, seine Gedanken darauf ausgerichtet, was im angrenzenden Ballsaal geschah. Von Zeit zu Zeit würde Severus eine rund geformte, flache Phiole aus seiner Tasche nehmen und die Farbe ihres Inhalts betrachten. Er tat eben genau dies erneut, als er Dracos Stimme hörte.

»Ist irgendetwas geschehen?«

»Draco«, sagte er, verbarg das Fläschchen und arbeitete an einer Strategie, seine Überraschung zu verschleiern, dabei ertappt worden zu sein, sich seiner Umwelt nicht bewusst gewesen zu sein. »Man bemerkt kaum, wie die Zeit bei solch angenehmen geselligen Zusammenkünften vergeht.« Vielleicht würde Draco ihm abkaufen, dass er einfach eine Taschenuhr konsultiert hatte.

»Was war das in deiner Tasche?«

Nein, kein Glück, wie es schien. »Ein Zaubertrank-Flakon«, antwortete Severus, womit er nur eine Facette der Wahrheit offenbarte, wie er es so erfolgreich über so viele Jahren hinweg getan hatte.

Draco runzelte leicht die Stirn. »Geht es dir gut?«

Severus seufzte. »Ich bin in Ordnung«, beruhigte er Draco. Es war nicht seine Absicht gewesen, den Gastgeber zu beunruhigen.

»Du warst heute Nachmittag ausweichender als üblich. Es war, als wärst du überhaupt nicht anwesend, als ob du deine Gedanken sonstwo hättest. Bist du dir sicher, dass nichts passiert ist?«

>Sehr scharfsinnig<, dachte Severus. »Bin ich.«

Draco schüttelte seinen Kopf, bohrte jedoch nicht weiter, sondern brachte das Thema ihrer Unterhaltung auf etwas, dem Severus stattdessen seinen üblichen Anteil an Aufmerksamkeit schenken konnte. Der Zaubertrank in seiner Tasche zeigte, dass Nathan nicht im Begriff war, irgendjemanden mit der Faust zu schlagen oder zu verhexen, doch er ließ Severus auch nicht sorgenfrei zurück. Er war von neutralen in düsterere Farben übergegangen, je weiter der Nachmittag voranschritt, was Severus sich fragen ließ, was seinen Jungen im anderen Raum traurig machte.

Aus irgendeinem Grund hatte er viel lebendigere Farben erwartet, was den Zorn seines Sohnes bedeutet hätte, was wiederum Severus aufgezeigt hätte, dass er würde intervenieren müssen, um zu verhindern, dass sich eine Szene abspielte. Die traurigen Farbtöne, die er seit mehr als einer Stunde stattdessen gesehen hatte, versetzten Severus sogar in erhöhter Alarmbereitschaft. Dies war unerwartet und besorgniserregend.

Andere gesellten sich zu ihrem Gesprächskreis hinzu, und Severus war auch noch angehalten, mehr als Knurren zu der Unterhaltung beizutragen. Dennoch war er nicht dermaßen abgelenkt, um nicht zu registrieren, als das Gespräch gänzlich erstarb. Severus wandte sich nach der Quelle der Neugier der anderen um.

Nathan näherte sich und seine dunklen Augen – größer, als Severus sie in Erinnerung hatte – hielten die seinen fest. »Professor Snape«, rief sein Sohn, während seine Augen nicht einmal für einen Moment den Blickkontakt brachen, als ob er hoffte, dass diejenigen, die aufmerksam ihrer Zwiesprache zuhörten, unsichtbar wären. »Ich habe mich gefragt, wie lange wir noch bleiben werden, Sir.«

»Sie müssen der junger Mister Snape sein.«

Nathan schien verletzlich, als er gezwungen wurde, seine Augen abzuwenden und den Blick auf Mrs. Ollerton zu richten. Severus erwartete, dass er eine ähnliche Antwort geben würde, wie er Draco gegeben hatte, doch was Nathan sagte, war weitaus besorgniserregender.

»Ich nehme es an, Ma’am.«

»Sie haben die Augen Ihres Vaters«, kommentierte Mrs. Ollerton.

»Merlin sei Dank hat der Junge nicht die Prince-Nase geerbt«, setzte Mister Ollerton hinzu, vielleicht lauter, als er es beabsichtigt hatte.

Mrs. Ollerton lachte über den geschmacklosen Witz ihres Mannes, doch keiner der anderen um sie herum schloss sich ihr an, sondern bevorzugten vorsichtige Neutralität, dort, wo Severus betroffen war. Er war nach wie vor dafür bekannt, den Dunklen Lord überlebt zu haben, und jeder von ihnen wusste, dass dies nicht durch Zufall geschehen war.

Severus' Aufmerksamkeit war dennoch auf Nathan gerichtet. Der Junge schaute ihn schüchtern an, bettelte mit seinen Augen dringend darum, nach Hause gebracht zu werden. »Draco, bedauerlicherweise habe ich Arbeit zurückgelassen, die auf mich in Hogwarts wartet. Es ist ein schöner Nachmittag gewesen.«

»Willst du nicht ein wenig länger bleiben?«

»Ich befürchte, dass dies nicht möglich sein wird.«

»Du gehst schon?« Severus hatte Devon sich nicht nähern gesehen. »Aber du kannst nicht gehen! Du hast bisher noch keinen Geburtstagskuchen gegessen!«

»Devon …«, mahnte Pansy.

»Vielen Dank, dass du gekommen bist, Onkel Severus«, sagte der Junge halbherzig und setzte dann ein verspätetes »Nathan.« hinzu.

»Stets ein Vergnügen«, antwortete Severus höflich. »Wenn Sie uns entschuldigen würden …« Er verbeugte sich, nahm Nathan und verließ die Feier.

Nicht lange danach standen sie knapp außerhalb der Tore von Malfoy Manor. Nathan legte seine Arme um Severus, bereit zum Apparieren, das sie zurück nach Hause bringen würde.

Severus apparierte dennoch nicht sogleich. Er umfasste stattdessen seinen Sohn mit seinen Armen und hielt ihn in einer verstohlenen Umarmung an seiner Brust. Er spürte Nathans Schultern heruntersacken und wusste, dass er das Richtige getan hatte. Erst dann apparierte Severus sie zu den Toren von Hogwarts.

»Es tut mir leid.« Nathan brach das Schweigen, sobald sie in der eisigen Luft von Schottland ankamen, mit den Worten, die Severus am meisten zur Weißglut brachten.

Severus seufzte. »Warum entschuldigst du dich?«

»Ich habe dich dazu gebracht zu gehen, bevor der Kuchen serviert wurde.«

Severus schnaubte. »Denkst du wirklich, dass ich hätte bleiben wollen?«

Nathan zuckte mit den Achseln.

»Nathan, schau mich an.«

Der Junge sah auf, und Severus überprüfte ihn gründlich auf Verwünschungen oder auf Vergiftung. Nathan protestierte nicht. Severus fand nichts.

»Hast du irgendetwas getrunken oder gegessen, was Devon dir gab?«, fragte er.

Nathan war an der Reihe zu schnauben.

»Was ist dann geschehen?«

»Nichts. Ich hab mich zu Tode gelangweilt.«

Endlich – eine Antwort, die mehr nach seinem Sohn zu klingen schien. Schien … Severus hütete sich zu glauben, dass dies die ganze Hintergrundgeschichte wäre. Da steckte mehr dahinter, doch er würde mit jedem Anzeichen von Normalität zufrieden sein.

In dieser Nacht ging Severus erst ins Bett, nachdem er beobachtet hatte, wie der Zaubertrank in seiner flachen Phiole sich in ein helles Grün veränderte, was ihn darüber informierte, dass Nathan in einen ruhigen Schlaf gefallen war. Sein erster Halt, nachdem er den Anima Liberta-Zauberspruch geworfen hatte, war der Schlafsaal seines Sohnes, und er war erleichtert, seine Seele genauso gutgelaunt wie immer vor sich zu sehen. Severus war froh über die der Fähigkeit von Kindern, zu verzeihen und zu vergessen.

*-*-*-*


In der Mitte der darauffolgenden Woche, betrat Severus' Seele – befreit und bewusst – Hermiones Appartement durch die Haustür und wurde von dem jetzt gewohnten Duft von Gewürzen überwältigt, die aus dem Küchenbereich kamen. Severus' neu entdeckte Manie bestand darin, Hermione beim Kochen zuzuschauen. Er stand neben ihr, beobachtete sie, wie sie in einem Topf mit Tomatensauce rührte, und summte dabei mit ihr zusammen dieselbe Melodie, die aus dem Wohnzimmer kam.

Es war dasselbe berauschende Glück und Wohlbehagen, wie an den meisten Abenden mit ihr, bis er eine männliche Stimme über die beruhigenden Klänge der Musik hinweg nach Hermione rufen hörte, was sich Severus mit erstaunlicher Geschwindigkeit in seine Richtung umdrehen ließ – schockiert.

»Bist du dir sicher, dass du von mir keine Hilfe mit dem Abendessen brauchst?«, fragte der Muggel sie, während er jetzt die kleine Küche betrat.

»Absolut«, antwortete sie, den Muggel mit Leichtigkeit anlächelnd.

Severus' Augen, bereits riesig, wurden noch größer, als der Muggel Hermione von hinten umarmte und sein Kinn auf ihrer Schulter ruhen ließ.

»Hier, probier' selbst.« Sie bot dem Muggel ein wenig Sauce auf ihrer Handfläche an, der leckte und ein beifälliges Geräusch von sich gab.

»Ich stimme dir zu; du brauchst keine Hilfe mit dem Abendessen.« Der Muggel küsste sie auf die Wange und ließ von ihr ab. »Ich werde den Tisch decken. Darf ich?«

Hermione lachte leicht, und Severus' Herz schmerzte genug, um seine Augen brennen zu lassen. »Ja, du darfst.«

»Wo bewahrst du die Bestecke auf?«

Sie lachte wieder, und Severus verließ die Küche, bevor seine Brust explodieren konnte, wobei er den Rest ihrer Interaktion versäumte. Severus hatte in jedem Falle genug gesehen. Sein erster Impuls, zu fliehen und sich vor dem Schmerz zu schützen, verwandelte sich schnell in Verlust und Feindseligkeit, doch was einschlug und erhalten blieb, war Wut.

Anstatt in seinen Körper zurückzukehren, blieb er und beobachtete. Man könnte ihn möglicherweise für einen Masochisten halten, aber er wollte wissen – musste geradezu verstehen – wie sein Traum innerhalb von Sekunden zu solch einem Albtraum geworden war.

Sie aßen im freundschaftlichen Gespräch über ihre täglichen Angelegenheiten zu Abend, lachten und tauschten Zuneigung durch ihre Blicke aus. Hermione lächelte und errötete, als der Muggel ihr schmeichelte. Der Muggel ließ keine Gelegenheit aus, ihre Hand zu berühren. Es war krank, doch Severus beobachtete.

Sie wechselten auf die Couch, und Arme wurden verknäuelt, Köpfe in zärtlicher Weise gehalten. Severus wandte seinen Kopf ab, als sich ihre Lippen berührten, jedoch nur für die notwendige Zeitspanne, um seinen Zorn und seine Entschlossenheit neu aufleben zu lassen und sich umzudrehen, um wiederum nach vorn zu schauen und die beiden dabei zu beobachten, wie sie sich mit heißblütiger Leidenschaft küssten.

Nüchtern betrachtet – nun, Severus konnte sehen, dass sie den Muggel auf die Weise berührte, wie sie ihn berührte. Analytisch betrachtet – er bemerkte, dass sie den anderen Mann auf die Weise küsste, wie sie ihn küsste. Methodisch betrachtet – er beobachtete, dass sie zuließ, dass jene fremden Hände über ihr Haar glitten, als ob es seine – Severus' – Hände wären.

Und sie lächelte.

Und der Bastard erwiderte das Lächeln.

Und Severus verkrampfte schließlich sein Gesicht vor Brechreiz und beschloss, er würde abwarten, um ihr zu erklären, wie sehr er sie verabscheute – irgendwo an einem Ort, wo sie keinen Muggel hinter seinem Rücken küsste. Severus entschied, dass er bleiben und ihr zeigen würde, wie gering er von ihr dachte. Selbst wenn dies alles nur dazu da wäre, um zu verschleiern, wie leer er sich fühlte, hohl, durch seinen Zorn hindurch ausblutend und in jedem Quentchen seiner Seele Schmerzen leidend, würde er sie dazu bringen, sich alles anzuhören, was er über Verrat zu sagen hatte.

Severus ging in ihr Schlafzimmer und wartete dort. Er wollte sowohl, dass sie kam, als auch, dass sie nicht kam, um zu Bett zu gehen, und als sie das Zimmer betrat, hatte er nicht den Mut, ihr einen flüchtigen Blick zuzuwerfen, um zu sehen, ob sie allein war. Er blieb mit geschlossenen Augen auf dem Bett sitzen, und als er es sich nicht bewegen spürte, fühlte er sich stark genug, um seine Augen zu öffnen. Irgendetwas füllte sofort einen Teil des Hohlraumes in seiner Seele: Sie war allein.

Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie einschlief.

Und Severus würde keinen Blick zurückwerfen, wenn sie – seiner scharfen Zunge ausgeliefert – vor Schmerz aufheulte.

»Oh, geliebter Severus …«

Er schloss seine Augen, als er ihre süße Stimme vernahm, die seinen Namen rief. Der Moment der Wahrheit war gekommen; Severus saß mit seinem Rücken zu ihrer schlafenden Gestalt auf dem Bett.

»Sprich nicht mit mir«, raspelte er.

»Severus …« Ihre Stimme war ein Flüstern, doch seine gesamte Seele erschauerte über den Schmerz, den sie ausstrahlte.

Eine Hand fiel auf seine Schulter, und Severus sprang auf seine Füße, wie durch einen Stromschlag hinaufkatapultiert in die Wut über seinen Verlust.

»Fass' mich nicht an! Diese deine … schmutzigen … Hände …« Sein Gesicht mochte ebenso gut seine Abscheu über ihre Person in dessen gewundenen Linien zeigen.

»Severus, bitte …«

»Warum tust du mir das an? Wie konntest du jene schmutzigen Lippen dich küssen lassen und es auch noch genießen?«

»Ich konnte es nicht …«

»Genau genommen – warum holst du ihn nicht in dein Bett und beendest den Job?«

»Weil ich nichts für ihn empfinde.«

»Lügnerin!«

»Ich lüge nicht; ich habe dich noch nie angelogen.«


»Sprich nicht mit mir«, knirschte er durch seine zusammengebissenen Zähne. »Versuch' nicht, mir zu erzählen, der du nicht jede Minute davon genossen hast, während diese schmutzigen Hände deinen gesamten Körper betatscht haben, Hermione, weil du lügen würdest! Ich hab' die Art und Weise gesehen, wie du ihn geküsst hast, die Art und Weise, wie du ihn begrapscht hast.« Er zeigte ihr, wie angewidert er sich fühlte.

»Warum bist du geblieben? Warum bist du nicht einfach gegangen, als du sahst, was ich im Begriff war zu …«

»Halt' den Mund!« , brüllte er. »Ich will deine Stimme nicht hören!«

»Severus …«

»Du bist eine verdammte Lügnerin, Hermione. Wie kannst du mich so leicht hintergehen? Du sagtest, du liebst mich und dann …« Sein Gesichtsausdruck verzerrte sich zu Ekel. »Du hast seine widerlichen Hände überall auf dir geduldet. Du hast ihm deinen Mund geschenkt. Du hast mit ihm gelacht …«

»Aber du bist es, den ich liebe.«

»Lügnerin!«

Eine Träne lief ihr Gesicht herunter. »Ich liebe dich«, wisperte sie.

»Nein, das tust du nicht!«

»Ich habe versucht, dich zu warnen, dass dies im Begriff war zu geschehen …«

Er schüttelte verleugnend seinen Kopf.

»… dass du nicht beides würdest haben können …«

»Ich will das nicht hören.«

»… als ich begriff, dass du mich nicht aufsuchen würdest …«

»Halt' den Mund!«

»… wusste ich, dass dies im Begriff war zu geschehen …«

»Halt verdammt noch mal den Mund!«


Sie tat es. Er atmete schwer durch seine Nasenlöcher.

»Das ist nicht. Meine. Schuld! Verstehst du mich? NICHT meine Schuld!«

Sie trat einen Schritt näher, und Severus konnte ihre Liebe zu ihm spüren, die ihre Seele ausstrahlte, aber statt dass dies ihn beschwichtigte, schmerzte es.

»Gib nicht auf«, bat sie flehentlich. »Fühl' meine Liebe. Kämpfe um mich, Severus. Lass mich nicht durch deine Finger gleiten. Ich bitte dich, bitte, kämpfe um unsere Liebe.«

Er senkte seinen Blick zu ihr herab, so nah war sie ihm, und das Einzige, was seine Lippen verließ, war das gehauchte Latein der Beschwörungsformel, die ihn in seinen Körper zurückschickte – und zum letzten Mal, versprach er sich selbst.

In dieser Nacht weinte er sich selbst in den Schlaf, gelobend, dass er nie wieder zu Hermione gehen würde.

Er schwor, sich niemals wieder zu verlieben.

*-*-*-*


Am Freitag stand Severus vor der Tür zu ihrer Wohnung in Hogwarts, und sobald sie sie öffnete, rauschte er hinein, ergriff sie unbeholfen an der Taille und wirbelte sie beide herum, so dass sie mit ihrem Rücken gegen die Tür gepresst wurde, die sich unter dem Gewicht ihrer beider Körper endgültig schloss. Außer einem überraschten Quieken hatte sie keine Zeit, auch nur einen Piep von sich zu geben, bevor sein Mund Anspruch auf den ihrigen erhob. Seine Eindringlichkeit war buchstäblich atemberaubend.

»Severus?«, schaffte sie es zu sagen, als er von ihren Lippen lange genug abließ. Sie hatte den Geschmack von Feuerwhisky in seinem Mund gespürt, wusste, dass er nicht bei klarem Verstand sein konnte, und trotzdem waren ihre Augen schwer und ihre Hände schlossen sich eng um seine Arme.

»Anbetungswürdige Lippen«, war seine Antwort, bevor er sie abermals bestürmte.

Zungen umschlangen einander, und Hermione kämpfte, um einen klaren Gedanken zu fassen. Sie wusste, dass sie seine leidenschaftlichen Küsse nicht erwidern sollte, aber das war indiskutabel, gar menschlich unmöglich. Seine Hand verhedderte sich in ihrem Haar auf ihrem Hinterkopf, und sie wusste, dass sie diesem Geschehen nicht erlauben sollte weiterzugehen, doch seine Finger fühlten sich auf ihrer Kopfhaut himmlisch an.

Er tauchte wieder aus ihr auf, um Luft zu holen. Wann hatte sie ihre Augen geschlossen? Seine Lider waren halb geschlossen. >Gott, schau auf seine feuchten, gründlich geküssten Lippen!<

»Du hast fürchterliches Haar«, sagten jene sexy Lippen.

>Verdammt!< Sie sollte froh sein, dass er diese Worte ausgesprochen hatte, oder sie wäre niemals wieder zur Besinnung gekommen. »Severus, du bist nicht bei klarem Verstand.« Sie musste dem ein Ende setzen, und der Himmel stehe ihr bei, wenn sie dabei nicht erfolgreich wäre.

»Ich dachte, du magst es, mich zu küssen«, erwiderte er zu nahe an ihrem Ohr, als dass ihr Körper nicht darauf reagiert hätte.

»Severus«, versuchte sie ihn zu schelten.

»Hermione …«

>Heilige Scheiße!< Sie schmolz bei der Art und Weise dahin, wie er ihren Name ausgesprochen hatte, dort, nur Zentimeter von ihrem Ohr entfernt, bevor er daran zu knabbern begann.

»Severus, du musst aufhören.« Es war nicht mehr als ein Wispern, doch dies ließ ihn schließlich seine Nase aus ihrer Halsbeuge heben und ihr in die Augen zu blicken.

»Ich will nicht, dass du aufhörst«, versicherte sie ihm, »aber du bist betrunken, und du würdest mir nie verzeihen, wenn ich zulassen würde, dass du in diesem Zustand über mich herfällst – Gott, was sage ich da?« Sie platzierte einen flüchtigen Kuss auf seine noch immer verdammt viel zu einladenden Lippen.

»Aber ich will über dich herfallen.« Ein sanfter Kuss mit offenem Mund und ein leichtes nach vorn Schnellen einer Zunge. »Ich muss dich haben.« Ein kurzes Ziehen an lockigem Haar. »Ich muss mir dich aus meinem verdammten Kopf schlagen.« Scharfe Zähne, die sich über zartem Fleisch schlossen. »Du treibst mich in den Wahnsinn.« Ein Flüstern gegen weiße Haut.

»Es ist falsch …« Wen versuchte sie zu überzeugen, ihn oder sich selbst?

»Falsch …« stimmte er zu, seine Sprache durch den Alkohol undeutlich, und fuhr dann mit der Zunge über ihre Kehle.

Sie erschauerte und hielt ihn an den Haaren, brachte seine Augen auf die gleiche Höhe wie die ihrigen. »Es ist falsch.«

Er senkte seinen Blick. »Du hast anbetungswürdige Lippen.« Er hatte das bereits gesagt, und sie archivierte die Information für einen späteren Gebrauch.

»Du ebenfalls«, gab sie das Kompliment zurück und strich mit ihrem Daumen leicht über seine Unterlippe. Seine Augen schlossen sich flatternd. Sie seufzte. >Warum musstest du dich betrinken?< Hermione schob ihn langsam von sich weg und griff nach dem Türknauf. »Komm zurück, wenn du nüchtern bist.«

»Ich bin nicht betrunken«, sagte er lahm, ging jedoch ohne weiteren Protest.

Hermione schloss die Tür und lehnte sich erneut dagegen, dieses Mal ohne sein zusätzliches Gewicht auf sich. »Mein Gott!«

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A/N: Haha! Betrunkene Küsse … Tsss! Was dachtest du dir dabei, Severus? Nan ja, wir haben eine ungefähre Vorstellung davon, was du gedacht hast. *lol*
ferporcel

Im nächsten Kapitel … Der finale Angriff auf Severus' Verteidigungswälle und eine weitere Geschichte des Prinzen.


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