Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Alles was wir geben mussten - Sprachlos

von Jausti

Kaum waren die Kutschen zum Stillstand gekommen, machten die sechs sich von der Westseite des Schlossgebäudes aus über eine große, marmorne Freitreppe aus auf den Weg in die Schule. Das war kein Leichtes, da das einzige Licht von antiken Fackeln, welche die meterlangen Stufen säumten, gespendet wurde und gerade dafür ausreichte, ihre Fußspitzen zu erleuchten. Geflüsterte Konversationen zwischen Schülern erfüllten die Luft wie ein monotones Summen. Die Nacht und die mit ihr gekommene Dunkelheit flösste den Schülern Respekt ein. Auch Phina traute sich kaum, auch nur ein Wort zu sagen, obwohl sie nicht sicher war, ob es an der Nachtschwärze oder aber an ihr selbst lag.

Wie so oft ließen die vorwitzigen beiden ihrer Gruppe sich jedoch von der festlichen, ja fast andächtigen Stimmung nicht stören. „Nicht vergessen, Mia, du musst nach Gryffindor kommen! Wehe wenn nicht. Dann bin ich echt sauer auf dich!“, bläute Ron Mia mit warnendem Zeigefinger ein. Diese jedoch lachte nur und konterte: „Sieh lieber zu, dass du mir am Gryffindor Tisch einen Platz neben dir freihältst!“ Mit einem Zwinkern fügte sie hinzu: „Dann kann ich dir mal richtige Manieren beibringen!“

Obwohl alle anderen darüber lachen konnten, fiel es Phina schwer sich von ihrer ausgelassenen Laune anstecken zu lassen. Kaum hatte sie wieder den Erdboden unter den Füßen gespürt, war es, als wäre sie auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt. Die Angst, nicht nach Gryffindor zu kommen und somit von den anderen getrennt zu werden, blähte sich in ihren Innereien auf wie ein Hefeteig. Mit verhärmtem Gesicht stieg sie die Treppen hinauf, die Zähne fest zusammengebissen.

Schließlich erreichten sie eine große, eichene Flügeltür, die nur einen Spalt offen stand, durch den ein Schüler nach dem anderen das Schloss betrat. Kurz bevor Phina an die Tür gelangte, flüsterte Harry ihr ins Ohr: „Ich hoffe wirklich, dass du nach Gryffindor kommst.“ Schweren Herzens stieß sie die eiskalte Tür auf und betrat die riesige Eingangshalle.

Als Harry zuvor von einer Eingangshalle geredet hatte, hatte Phina sich bereits etwas so pompöses wie Zuhause bei den Malfoys erwartet. Allerdings schien der Salon der Malfoy‘schen Mansion mit dem, was Hogwarts zu bieten hatte, bei Weitem nicht mithalten zu können. Die Wände waren so hoch wie zwei ausgewachsene Bäume und so breit wie der Hogwarts Express lang war. An den Wänden prangten erneut Fackeln, deren Licht dieses Mal jedoch die gesamte Halle mit flackernden Leuchtpunkten erstrahlen ließ. Direkt ihr gegenüber befand sich eine gewaltige Marmortreppe, die nach oben führte, und rechts von ihr entdeckte sie eine hohe, hölzerne Tür, durch die nun die Schülerschar strömte.

„Was ist denn das?“

Phinas Blick folgte nun dem ausgestreckten Zeigefinger Mias, welcher direkt auf vier riesige Stundengläser in hellen, erleuchteten Nischen direkt neben der Marmortreppe deutete. In jedem der Stundengläser befanden sich verschiedenfarbige Edelsteine.

„Ach, dort wird der Punktestand der vier Häuser angezeigt.“, erklärte Hermine in einem Tonfall, der besagte wie gebräuchlich ihr diese Information war, „Jede Farbe steht für eines der vier Häuser. Erlangen Schüler durch vorbildliche Leistungen im Unterricht oder in ihren außerschulischen Aktivitäten Punkte, so werden diese in den unteren Glaskolben fallen. Verlieren sie jedoch Punkte, weil sie etwa Regeln brechen oder den Unterricht stören, so wandern die Punkte zurück in den oberen Kolben.“

„Und was passiert wenn ein Kolben ganz gefüllt ist?“, fragte Phina.

Verdutzt sahen Harry, Ron und Hermine sich an. Keiner von ihnen hatte je über diese Frage nachgedacht. Es ist die Gewohnheit die uns die Wertschätzung der Geheimnisse nimmt, die uns tagtäglich umgeben.

„Wir wissen es nicht.“, gab Ron geschlagen zu, „Aber gute Frage. Wir sollten das McGonagall mal fragen.“

„Und wer ist McGonagall?“, fragte nun Mia mit verschränkten Armen.

„Sie ist die Hauslehrerin von Gryffindor und Verwandlungslehrerin der Schule. Leider bevorzugt sie ihr Haus nicht, so wie etwa Snape es bei den Slytherins tut. Ich würde eher sagen, dass mit ihr nicht gut Kirschen essen ist.“, erzählte Ron.

„Wie wird denn eigentlich ausgewählt, in welches Haus wir kommen?“

Räuspernd brachte sich nun Harry ein. „Also, normalerweise ist es so, dass in der Eröffnungszeremonie ganz am Anfang des Schuljahres alle Erstklässler in der Großen Halle den Sprechenden Hut aufsetzen müssen, welcher dann bestimmt, in welches Haus der Schüler gehört. Ich weiß aber nicht, ob ihr euch auch vor der ganzen Schule wählen lassen müsst. Der Schemel, auf dem man sitzt, ist ziemlich klein...“

„Übrigens wurde der Sprechende Hut von den vier Gründern von Hogwarts selbst verzaubert, um genau dieser Aufgabe nachzukommen.“, fügte Hermine emsig bei.

Während sie sich anschließend gemächlich an das hintere Ende der Schlange begaben, welche durch die große Holztür in die Große Halle führte, machte Phinas Herz einen Salto nach dem anderen. Sie fürchtete sich ohnehin schon davor, nicht nach Gryffindor zu kommen und somit von ihren Freunden getrennt zu werden, aber das auch noch vor der ganzen Schule? Wenn sie richtig verstanden hatte, dann war dieser Hut ein uraltes magisches Artefakt. Was, wenn die Entscheidung bei ihr ewig dauern würde oder noch schlimmer, sie bis in alle Ewigkeit mit einem Sprechenden Hut auf dem Kopf zur Entscheidungslosigkeit verdammt war? Ihre Gedanken schwirrten so schnell hin und her, dass sich winzige schwarze Punkte vor ihren Augen bildeten. Jäh wurde sie aus ihrer Trance gerissen, als eine markerschütternde Stimme ertönte.

„Potter? Weasley?“

Wie vom Donner gerührt zuckten Ron und Harry beim Klang der gestrengen Stimme zusammen und fuhren herum. Auch Phina konnte nicht umhin, den Urheber dieses autoritären Tonfalls zu suchen. Neben ihr standen die beiden Jungen wie stramme Zinnsoldaten, jeder Muskel ihres Körpers angespannt.

Es handelte sich um eine Frau reiferen Alters, die jedoch keineswegs gebrechlich, sondern stark und gerecht auftrat. Die Falten rings um ihre Augen wirkten wie silberne Fäden. Ihr Haar trug sie in einem streng nach hinten frisierten Knoten, sodass ihre quadratische Brille besonders hervorstach. Während sie auf sie zu gerauscht kam, umspielte ihr bodenlanger, smaragdgrüner Umhang ihre Füße. Als sie stehen blieb, war es, als ob ein heftiger Windstoß über sie hereingebrochen war.

„Ja, Professor McGonagall?“, entfuhr es den Jungen unisono. Sie waren mit einem Mal zwei Köpfe kleiner geworden, als der Blick der Hexe über sie streifte. Phina fiel jedoch auf, dass sie Hermine mit viel mehr Wohlwollen kurz mit einem Nicken bedachte.

„Man hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass sie zusammen mit den beiden neuen Schülerinnen angereist sind.“ Schließlich entdeckte sie Phina und Mia, die ein wenig versetzt hinter den anderen gestanden hatten. „Ach, da sind sie ja. Wenn sie bitte so freundlich wären, mich zu begleiten, damit wir die letzten Formalitäten regeln können. Sie anderen gehen weiter in die Große Halle!“ Mit einer wegwerfenden Handbewegung scheuchte sie die Jungen in die andere Richtung.

Für einen kurzen Moment kreuzten sich Harrys und Phinas Blicke, dann trennten sich ihre Wege. Professor McGonagall hastete mit Phina und Mia in Richtung der Kerkertreppen, während Harry in Begleitung von Ron, Hermine und Neville eins mit dem quasselnden Schülerstrom wurde. Und obwohl alle Gesichter von der Aufregung und Euphorie eines neuen Schuljahres gekennzeichnet waren, bildete sich auf der Stirn eines Schülers eine winzige Falte direkt unter der blitzförmigen Narbe, die sein Leben so beeinflusste. Er fragte sich, ob das, was er soeben in den grauen Augen einer neuen Freundin gesehen hatte, richtige Angst gewesen war.


Vielleicht war es Glück, dass Harry in Gedanken so sehr mit dem traurigen Ausdruck auf Phinas Gesicht beschäftigt war, denn rings um ihn herum schenkten die anderen Schüler und Schülerinnen ihm weitaus mehr Aufmerksamkeit als sonst schon. Immer wieder wurden ihm verhohlene Blicke von allen Seiten zugeworfen und von einem unterschwelligen Summen und Getuschel begleitet, doch Harry bemerkte das gar nicht. Weder der atemberaubende Anblick der großen Halle noch die feierlich beleuchteten Festkerzen im schwarzen Nachthimmel über ihnen vermochten es ihn zum Staunen zu bringen. Kaum auf seine Schritte achtend folgte er den anderen zum Tisch der Gryffindors, darüber grübelnd, ob Phinas Sorgen wohl aus irrationaler Angst oder aber berechtigter Sorge resultierten, bis sich ihm plötzlich jemand in den Weg stellte. Perplex sah Harry von seinen Füßen auf.

Vor ihm stand ein hochgewachsener, drahtiger Siebtklässler mit wutverzerrten Mundwinkeln und stierte ihn zornfunkelnd an. Er war gut zwei Köpfe größer als Harry, sodass er sich fühlte, als würde er unter dem Schatten des Jungen schrumpfen.

„Ehem... Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte Harry trocken.

„Harry Potter, der Junge der lebt.“, zischte der Junge zwischen seinen vergilbten Zähnen hervor, was Harry dazu veranlasste genervt die Augen zu verdrehen. Wieso nur kamen alle immer auf die Idee, dass er sich selbst diesen Namen ausgedacht hatte? „Ich kann es kaum fassen, dass du es wagst hierher zurückzukommen, nach dem, was du getan hast. Du solltest dich schämen und in Askaban versauern!“

Entsetzt trat Harry einen Schritt zurück. Blinde Wut kochte in seiner Brust hoch. „Was hast du gerade gesagt?“, fragte er knurrend und verengte die Augen zu Schlitzen. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass sich um sie herum ein Kreis aus gaffenden Schülern gemischt hatte. Ron und Hermine tauchten wie aus dem Nichts hinter ihm auf, wobei Ron ihm eine Hand auf die Schulter legte. Ein Außenstehender hätte vielleicht gedacht, dass dies zur mentalen Unterstützung sei, aber Harry wusste es besser. Sollte der Slytherin Harry über die Schmerzgrenze hinaus reizen, so würde Ron Harry zurückhalten und verhindern, dass er in Schlägerei geriet. Oder aber auch selbst den ersten Schlag tun.

„Hast du schlechte Ohren, Potter?“ Der Slytherin kam ihm immer näher, sodass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. Harry nahm seinen unangenehmen, modrigen Atem wahr und sah die jungfräulichen Bartstoppeln, die vereinzelt auf seiner Oberlippen sprossen. Er konnte den Blick nicht davon abwenden, als dieser weitersprach: „Ich habe gesagt, dass du auf dem Friedhof hättest verrecken sollen und dass Cedric Diggory an deiner Stelle hier sein sollte.“ Unwillkürlich verkrampften Harrys Hände sich zu Fäusten. „Du hast ihn umgebracht und jeder hier weiß das.“

Für einen langen Moment herrschte Grabesstille.

Alle Augen ruhten auf Harry. Sein Atem stand still. Sein Kopf war leer. Alles um ihn herum schien sich zu drehen. Seine Ohren waren von einem monotonen Pfeifen erfüllt. Sein Gegenüber funkelte ihm angriffslustig in die Augen. Es war, als wäre die Welt für einen kurzen Moment stehen geblieben und Harry war zurück auf dem Friedhof ihn Little Whinging. Wieder spürte er die eisigen Schnitte des Windes auf seiner Haut, wieder grauste es ihn beim Anblick des verschrumpelten Babys im Kessel. Wieder schloss er die Augen, als Wurmschwanz den Zauberstab erhob.

Er öffnete die Augen.

„Sprachlos?“, flüsterte der Slytherin leise, doch trotzdem konnte jeder im Saal es hören, „Glaube bloß nicht, dass ich der Einzige bin, der so denkt. Letztes Jahr konnte Dumbledore deine Taten vielleicht noch schönreden, aber manche hier wissen, wozu du fähig bist, Potter. Du wolltest Diggory aus dem Weg schaffen, um das Trimagische Turnier zu gewinnen. Und was kam dir da gerade recht? So zu tun, als wäre der dunkle Lord wieder auferstanden. Du bist erbärmlich.“

„Halt deine Klappe, Cleaver.“ Harry fuhr herum. Hinter ihm kämpfte sich Cho Chang, die zarten Züge vor Verärgerung strotzend, durch die Menge zu ihnen durch. Mit der Art einer Dampfwalze preschte sie vor, bis sie schließlich genau zwischen Harry und dem Slytherin Cleaver Halt machte und ihre Hände energisch in die Hüften stemmte. Wäre die ganze Situation nicht so ernst gewesen, hätte Harry vielleicht darüber gelacht, ein so kleines und zierliches Mädchen so zornig zu sehen, doch nun war er nur überrascht. Voller Schwung blaffte Cho Cleaver an: „Du hast kein Recht so über ihn zu reden. Ich habe Cedric gekannt und ich kenne Harry. Sie waren keine Konkurrenten, sie waren Freunde und haben sich gegenseitig durch das Turnier geholfen. Cedric wusste ganz genau, dass Harry unfreiwillig da hinein gerutscht ist und hat ihn immer für einen Ebenbürtigen gehalten. Also hör auf damit, deine dreckigen Lügen zu verbreiten! Cedric wurde von Du-weißt-schon-wem ermordet und...“ Ihre Augen benetzten sich mit Tränen und ihre Wangen erröteten. „... ich erlaube dir nicht, sein Andenken zu beschmutzen!“

Nun war es Cleaver der sprachlos war. Herablassend aber doch perplex sah er zu Cho hinab, woraufhin diese zischte: „Und jetzt geh schon!“

Wie von Zauberhand schlurfte Cleaver langsam zurück zum Tisch der Slytherins, allerdings nicht ohne Harry noch einen letzten misstrauischen Blick zuzuwerfen. Auch die anderen Schüler verteilten sich wieder an ihre Tische. Die Stille war einem unheilverkündenden Gemurmel gewichen. Dankbar lächelte Harry Cho an und machte einen Schritt in ihre Richtung, doch sie schüttelte unmerklich den Kopf. Mit einem geheimnisvollen Schmunzeln auf den Lippen machte sie auf dem Absatz kehrt und rauschte zu den anderen Ravenclaws, die sie johlend in Empfang nahmen.

Leichter Druck auf seiner Schulter brachte schließlich auch Harry dazu, sich in Bewegung zu setzen und eilig begab er sich zum Tisch der Gryffindors. Während einige wie die Weasley Zwillinge, Ginny und Dean ihm ermunternde Worte und schlagfertige Antworten entgegenriefen, fiel es Harry auf, dass andere wie Seamus Finnigan und Lavender Brown seinen Blick mieden.

„Glaube bloß nicht, dass ich der Einzige bin, der so denkt. Letztes Jahr konnte Dumbledore deine Taten vielleicht noch schönreden, aber manche hier wissen, wozu du fähig bist, Potter. Du wolltest Diggory aus dem Weg schaffen, um das Trimagische Turnier zu gewinnen. Und was kam dir da gerade recht? So zu tun, als wäre der dunkle Lord wieder auferstanden. Du bist erbärmlich.“


War dieser Cleaver vielleicht nur der Erste gewesen? Gab es tatsächlich viele, die seine Glaubwürdigkeit anzweifelten? Harry erinnerte sich vage daran, dass Ron erzählt hatte, dass sie im Ministerium alles daran setzten, Harrys Geschichte zu entkräften. Das hieß also, jetzt konnte er die Menschen in seiner Umgebung in zwei Gruppen teilen. Jene, die ihm glaubten, und jene, die es nicht taten. Hatte er denn nicht schon genug andere Probleme?

Schweigend setzte er sich. Über ihn hinweg fingen Ron und Hermine an, die Sache mit den anderen Gryffindors zu analysieren und zu kommentieren, doch Harry saß nur unbeteiligt da. Es war, als hätte sich eine unsichtbare Mauer um ihn herum gebildet, die ihn von dem Rest des Tisches abtrennte. Die bewegten Gespräche drangen nur dumpf zu ihm durch und ihre wilden Gesten und empörten Mienen wurden zu undurchsichtigen Schemen verzerrt. Wie in Trance atmete Harry ein und aus.

Vom Tisch der Slytherins aus beobachtete Draco Malfoy aufmerksam seinen Erzfeind.


„Meine Damen, dies hier sind die Kerker, hier finden die Zaubertrankstunden sowie die meisten Strafarbeiten statt. Halten sie sich also lieber an die Regeln und verlieren keine Punkte für ihr Haus-“, Professor McGonagall hielt inne und sah den beiden Mädchen tief in die Augen, „- vor allem dann, wenn sie nach Gryffindor kommen sollten. Ich bin die Hauslehrerin von Gryffindor, Professor Sprout, die Kräuterkundelehrerin, ist für Hufflepuff zuständig und Professor Flitwick für Ravenclaw. Und dann ist da noch Professor Snape-“

Mit gerunzelter Stirn musterte Mia die unlesbare Miene der Lehrerin im dämmrigen Schein der Fackeln. „...er ist der Hauslehrer von Slytherin.“

Mia hatte das Gefühl, dass sie sich immer tiefer in das Schloss begaben wie als wäre es ein riesiger Organismus und sie seien auf dem Weg zu seinem Herzen. Oder eher seinen Nieren, schließlich waren sie ziemlich weit unter der Erde. Im Gegensatz zu dem oberen Geschoss gab es weder Bilder noch Statuen, lediglich triste, graue Steinwände. Die Luftfeuchtigkeit kroch in ihre Glieder und verpasste ihr eine Gänsehaut. Das war ja ein toller Empfang. Sie waren gerade erst da und schon wurden sie in die Tiefen der Schule entführt und von einer besserwisserischen Lehrerin darüber belehrt, was sie zu tun und was sie nicht zu tun hatten.

Als beide Mädchen ein paar Schritte hinter dem flotten Gang von Professor McGonagall zurück gefallen waren, kniff Mia Phina leicht in den Arm, damit diese sie anguckte. Phinas Blick sprach ebenso Bände wie Mias es tun musste, denn beide Mädchen taten schwer daran, ihr Kichern zu unterdrücken. Mia war so froh, dass Phina an ihrer Seite war. Ohne sie hätte sie das alles hier kaum durchgestanden.

Schließlich erreichten sie eine modrigen, fast aus den Angeln fallende Kerkertür, die zu beiden Seiten von großen Fackeln mit grün knisternden Feuerbällen beleuchtet wurde. Die grün züngelnden Flammen tauchten alles in schummriges Licht und verliehen dem Gang eine geheimnisvolle, mysteriöse Atmosphäre. Mia war ganz verzaubert.

„Wir sind da.“ Professor McGonagall machte eine Handbewegung, die ihnen bedeutete, den Raum zu betreten. Noch ehe sie ihr in die Augen sah, war Mia sich Phinas flehentlichen Gesichtsausdrucks bewusst. Keine der beiden wusste was sie in dem seltsamen Raum erwarten würde und Phina war schlichtweg zu ängstlich, um vorzugehen. Warum muss immer ich die Mutige sein, fragte Mia sich verdrossen. Dann atmete sie einmal tief ein und aus. Sie nahm all ihren Mumm zusammen und legte die Hand auf die bronzene Türklinke.

Was genau sie erwartet hatte, wusste sie später nicht mehr. Lediglich das alles erfüllende und wohlige Gefühl der Erleichterung, das ihren ganzen Körper durchflutet hatte, als sie sah, dass es sich um ein ganz gewöhnliches Büro handelte, blieb ihr im Gedächtnis. Unter Anleitung Professor McGonagalls setzten die Mädchen sich hin. Während sie sich umschaute, musste Mia zugeben, dass das Büro ihr vielleicht gruseliger oder angsteinflössender vorgekommen wäre, wenn sie ihre Familie nicht gekannt hätte, aber so war es für sie fast wie Zuhause.

Die Wände waren ebenso wie die Gänge aus kalten Steinen, zwischen denen vereinzelt Moos hervorspross. Fast jeder Zentimeter des Raumes war vollgestopft mit Büchern, Pergamenten und vor allem Zaubertränken, die in allen Farben des Regenbogens strahlten. Auf dem dunklen Holztisch vor ihr standen eine Menge Einmachgläser, in denen die seltsamsten Dinge sanft in einer Art grünlichen Schleims herum schwammen. Es gab abgetrennte Augäpfel, die Mia anzuschauen schienen, blutige Fingernägel, noch bewegliche Spinnenbeine und zuckende Rattenschwänze. Hinter dem Tisch über einem Regal hing ein ordentliches Stück Baumschlangenhaut, welches Mia gerne näher inspiziert hätte, wenn Professor McGonagall sie nicht mit Argusaugen beobachtet hätte. Es musste von einer enormen Schlange stammen.

Neben ihr verkrampfte sich Phina, das merkte Mia daran, wie sie ihre knochigen Schultern zusammen zog und die Hände tief in ihrem Schoß vergrub. Ohne den Blick von den eigentümlichen Wundern des Raumes abzuwenden, ergriff Mia Phinas Hand und drückte sie einmal ganz fest. Phina brauchte sich keine Sorgen zu machen. Die Generalprobe - das Gelangen in den Fuchsbau und die Überzeugungsarbeit bei den Weasleys und ihren allzu zahlreichen Gästen - hatten sie mit Bravour gemeistert. Doch jetzt kam der tatsächliche Auftritt. Kein Wunder, dass Phina Lampenfieber hatte. Mia rief sich den amerikanischen Akzent ins Gedächtnis und strich sich ihre Haare glatt. Ganz kurz rekapitulierte sie die zentralen Punkte ihrer Geschichte.

„Nun, bevor Professor Snape sich um eure Auswahl in die Häuser kümmern wird, habe ich noch ein paar Fragen.“, räusperte sich Professor McGonagall und kramte ein zerknittertes Pergament aus den Tiefen ihres smaragdgrünen Umhangs. „In dem Brief eurer Eltern ging es vornehmlich um eure Gründe für einen beantragten Schulwechsel in die fünfte Klasse in Hogwarts. Das Zaubereigesetz bedarf allerdings einer festen magischen Bindung, um die Schulpflicht bei der vorherigen Schule aufzulösen.“ Nachdem die Lehrerin eine wellenartige Bewegung mit ihrem Zauberstab vollführt hatte, erschienen vor beiden Mädchen leuchtende, fluoreszierend tanzende Lichtschlangen, die sich ganz langsam um ihre Arme schlossen.

Mit großen Augen und vor lauter Verblüffung offen stehenden Mündern sahen die Mädchen sich an. Die magischen Bande kitzelten ein wenig, dennoch konnte Mia einen Schwall von Aufregung und Erwartung durch ihren Körper schwappen fühlen.

„Sprechen sie mir nun bitte nach, um den Zaubervertrag zu schließen.“ Professor McGonagall räusperte sich erneut. „Ich, dann sagt bitte euren ganzen Namen, schwöre feierlich, dass ich nun eine ehrenwerte Schülerin der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei bin. Ich verpflichte mich dazu, die Schule zu besuchen und die Schulregeln einzuhalten.“ Dann nickte sie und hob ihren Zauberstab, woraufhin sich die kaleidoskopartigen Schlieren immer weiter um ihren gesamten Körper drehten.

„Ich, Seraphina Shepard...“, begann Phina den Eid mit brüchiger Stimme herunterzurasseln. Mia konnte sehen, wie es sie in den Fingern juckte, sie vor Nervosität eine rote Haarsträhne um den Finger zu wickeln. Mit panischem Ausdruck in den Augen sah sie zu Mia, die noch nichts gesagt hatte. Was sollte sie nur tun?

„Miss ... Lepore?“, fragte Professor McGonagall, nachdem sie kurz einen Blick auf ihren Brief geworfen hatte. „Würden sie nun bitte den Eid ablegen?“

Mia nickte schwer. Sie hatte keine Wahl. Aber das war ein Zaubereid und der war bindend. Was würde passieren, wenn sie einen falschen Namen sagen würde? Phina hatte Glück, denn sie hatte schließlich einen, wenn auch sehr kurzen, Teil ihres Lebens bei den Shepards verbracht, wohingegen Mia immer bei ihrer Familie gewesen war. Sie schloss die Augen und genoss die sie umgebende Schwärze. Als sie sie wieder öffnete, war die Angst wie verschwunden. „Ich, Amilia Laetizia Lepore...“ Bevor sie weiter reden konnte, brach sie in einen Hustenanfall aus. Mitleidig klopfte Phina ihr auf den Rücken. Schließlich brachte sie den Eid zu Ende.

Im nächsten Moment wurde die Tür, neben der McGonagall ohne ein Wort zu sagen mit verschränkten Armen gewartet hatte, abrupt aufgestoßen, woraufhin Mia augenblicklich ihre Brust rausstreckte und den Rücken gerade machte. Es ging los.

Kaum hatte der Mann den Raum betreten, wusste Mia auch schon bevor er sich ihnen kurz angebunden vorstellte, dass es sich um besagten Professor Snape handelte. Mit seiner Haut, die so weiß wie die eines Vampirs war, passte er perfekt in die Räumlichkeiten des Kerkers und auch sein schulterlanges, fettiges Haar ließ vermuten, dass er sich nicht allzu oft ans Tageslicht begab. In den Händen hielt er einen zerschlissenen, zerbeulten alten Zaubererhut, welchen er behutsam direkt vor den beiden Mädchen auf den Tisch legte, hinter dem er nun Platz nahm.

Mit seinen kalten, nachtschwarzen Augen durchbohrte er sie beide so eindringlich, dass Mia befürchtete, Phina würde unter dem Druck einfach wegkippen. Glücklicherweise dauerte es nur wenige Sekunden, doch Mia war froh als er sich endlich abwandte, da sie es in seiner Gegenwart nicht gewagt hatte, zu blinzeln.

„So, ihren Unterlagen entnehmen wir, dass sie beide Miss Seraphina Shepard und Miss Amilia Laetizia Lepore sind?“, fragte er harsch, woraufhin die Mädchen nur schüchtern nickten. Dann sah er zu Professor McGonagall, die sich weiterhin im Hintergrund gehalten hatte. „Haben sie den Eid abgelegt?“

„Ja, Professor Snape.“, antwortete McGonagall knapp, „Keine Auffälligkeiten.“

Seine Augen verengten sich zu dünnen Schlitzen. „Nun gut...“, murmelte er und nahm ein Pergament von einem Stapel, „Ich hoffe sie verstehen, dass wir in Hogwarts nicht ohne Weiteres uns unbekannte Schüler mit fragwürdiger Vita annehmen können. Aufgrund des Zauberergesetzes Artikel 38 ist jeder Zauberer, der in Großbritannien geboren wird, von Geburt an bei den Behörden gemeldet, aber das trifft nun ja bedauerlicherweise nicht auf sie zu. Also, sie kommen aus Amerika? Woher genau?“

Phina und Mia warfen sich unwillkürlich einen verdatterten Blick zu. Nach einer unbehaglichen Sekunde des Schweigens platzte Mia heraus: „Wir kommen aus Great Falls in Montana. Wir wohnen dort mit unseren Familien relativ weit am Stadtrand, damit die Muggel keinen Verdacht schöpfen können.“

„Great Falls, Montana.“, wiederholte Snape, während er sich etwas auf einem Pergament notierte, „Wie steht es mit ihrer Ausbildung?“

„Unsere Au- unsere Ausbildung?“, stotterte Mia.

„Ja, ihre Ausbildung, Miss Lepore.“, grunzte Snape ironisch, „Sie werden ja wohl die Schule dort besucht haben.“

„Achso, ja, natürlich.“, antwortete Mia mit hochroten Wangen, „Wir waren auf der Oval Oracle Schule für Hexerei und Zauberei und haben dort am Unterricht bis zur vierten Klasse teilgenommen.“

„Und ihre Wahlfächer?“

„Wie meinen?“

„Ab dem dritten Schuljahr werden in Hogwarts Wahlfächer gewählt, dazu zählen beispielsweise Wahrsagen, Arithmantik oder Muggelkunde. Hatten sie so etwas auch?“

„Ähm, nein?“ Mias Antwort klang mehr wie eine Frage als wie eine Antwort.

Daraufhin warfen Snape und McGonagall sich einen vielsagenden Blick zu. „Nun gut.“, begann Snape leicht verärgert, „Das ändert die Sache. Da unser Schulleiter davon ausgeht, dass ihr Kenntnisstand dem der gewöhnlichen Schüler von Hogwarts hinterher sein könnte, werden sie von Professor McGonagall Bücher und Aufgaben zum Wiederholen bekommen. Die jeweiligen Gebiete erhalten sie nach den Unterrichtsstunden von ihren Fachlehrern. Bezüglich der Wahlpflichtfächer wird es noch eine Regelung geben, die sie spätestens bei der Ausgabe der Stundenpläne erfahren werden. Dann können wir ja jetzt weiter machen.“

Mit schwerfälligen Bewegungen deutete Snape beim Reden auf den alten Zauberhut, der bereits die Aufmerksamkeit von Phina und Mia auf sich gezogen hatte. War das der besagte, alte Hut, der von den Gründern eigens für die Wahl in die Häuser verzaubert worden war? Mias Ehrfurcht wandelte sich rasch in Mitleid. Die hätten hier ja wirklich besser mit dem Hut umgehen können. Schließlich war er ein altes, magisches Relikt und schien noch dazu sehr mächtig zu sein.

„Sie sollten sich beeilen, Severus.“, merkte Professor McGonagall nach einem Blick auf ihre goldene Taschenuhr an, „Die Eröffnungszeremonie beginnt gleich.“

„Danke Minerva.“, entgegnete Snape spitz. Mit seinen spinnenartigen Fingern nahm er den Hut und positionierte ihn so auf dem Tisch, dass er genau in der Mitte lag.

Mit großen Augen sahen Phina und Mia in an.

„So. Wer von ihnen möchte gerne beginnen?“


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht

Twitter
HPXperts-Shop
Soundtrack: Der Hobbit 3
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Was mir von Anfang an an Harry Potter gefiel, war diese Mischung aus Fantasie und Realität.
Stephen Fry