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Fanfiction

Alles was wir geben mussten - Wolkenbruch

von Jausti

Der Tag des ersten Septembers hatte mit strahlendem Sonnenschein und einem wolkenlosen, azurblauen Himmel begonnen, doch nun, während der Nachmittag langsam von dem vor sich dahin ratternden, roten Hogwarts Express abgehängt wurde, schien es, als würde ein düsterer Wolkenbruch nur auf sich warten lassen. Harry jedoch machte sich keine Gedanken über den plötzlichen Umschwung des Wetters, denn er war in diesem Moment voll und ganz damit beschäftigt, seinen Erzfeind Draco Malfoy so abwertend wie es nur möglich anzufunkeln.

„Nein, Malfoy.“, zischte Harry bedrohlich mit zusammengebissenen Zähnen, „Ich bedaure vielmehr, dass das Ministerium nicht den Schneid hatte, deinen Todesser Vater nach Askaban zu bringen, wo er und seine kleinen Freunde hingehören.“

Augenblicklich knackten Crabbe und Goyle, die wie üblich Malfoys Seiten flankierten, gefährlich mit den Knöcheln an ihren übergroßen Fäusten. Malfoy jedoch hielt sie durch eine gebieterische Handbewegung zurück. Mit verschränkten Armen und hochgezogener Augenbraue machte er einen Schritt auf Harry zu. „Du solltest lieber auf dein freches Mundwerk aufpassen, Potter. Der neue Vorstandsvorsitzende des Aufsichtsrats im Ministerium könnte ansonsten den Eindruck erlangen, dass du sozial nicht kompatibel bist und dich in hohem Bogen aus Hogwarts werfen.“

Harrys Augen verengten sich zu Schlitzen. Er hatte das ungute Gefühl, dass Malfoys Wortwahl nicht seiner eigenen Fantasie entsprungen war, sondern dem beschönigenden Ministeriumsjargon für regierungsfeindlich entsprach. So sehr er es auch verabscheute, es sich einzugestehen, doch Malfoy hatte Recht. Harry war momentan im Fokus des Ministeriums und wenn er sich auch nur einen Fehler erlaubte, würden sie ihn hochnehmen. War das der Grund, warum Fudge diese ominöse neue Ministeriumsabteilung ins Leben gerufen hatte? Um allmählich ein verdrehtes Wertesystem im Ministerium durchzusetzen und so den Weg für Harrys geplante Verhaftung zu ebnen? Würde Fudge so weit gehen?

Zum ersten Mal in drei Monaten wurde Harry bewusst, was es eigentlich bedeutete, dass Fudge ihm nicht glauben wollte. Er war jetzt ein Staatsfeind. So weit Dumbledore es zuließ, verfassten sie diffamierende Zeitungsartikel und hatten extra eine eigene Ministeriumsabteilung eingeführt, um alle, die hinter Harry standen, in hohem Bogen aus dem Ministerium zu werfen. Binnen drei Monaten war Harry vom viel verhätschelten Aushängeschild zum öffentlich angeprangerten Gegenspieler geworden. Was für eine radikale Verwandlung. Gilderoy Lockhart hätte es fabelhaft gefunden.

„Zumindest bin ich immer noch dazu fähig, meine eigenen Gedanken zu äußern, während du ja anscheinend nur noch nachplappern kannst, was Mummy und Daddy dir Zuhause vorbeten.“, knurrte Harry dennoch. Ohne Malfoy auch nur eine Sekunde Zeit zu geben etwas zu erwidern, machte Harry auf dem Absatz kehrt und platzte in sein Abteil, in dem ihn vier überraschte Augenpaare musterten. Wortlos ließ er sich auf seinen Platz fallen. Er war so wütend, dass er fürchtete loszuschreien, sobald er den Mund öffnete. Sogleich erschienen Malfoy und seine Kumpanen in der Abteiltür und versperrten den Ausgang.

„Na, na, na, wen haben wir denn da?“, fragte Malfoy mit mokanter Singsangstimme und stolzierte langsamen Schrittes kreisförmig durch das kleine Abteil. „Potter, den Jungen der lebt, weil er Cedric Diggory ausgeschaltet hat und der jetzt seine grausame Tat hinter Wahnvorstellungen zu kaschieren ersucht.“ Es bedurfte Harrys ganzer Selbstbeherrschung, dass er bei diesen Worten nicht aufsprang und Malfoy an die Gurgel ging. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und sein linkes Auge zuckte vor lauter Anspannung. Sein Hass auf Malfoy wuchs ins Unermessliche.

„Oh, und das Wiesel, mein guter Freund!“ Malfoys kalte Stimme wurde nun höher, als er sich Ron zuwandte, der, wie Harry, bereits krebsrot angelaufen war. „Wie geht es denn deiner Familie? Blutsverräter wie eh und je, hä? Vielleicht sollte ich meinen Vater mal darauf aufmerksam machen, dass unser guter Bekannte, Mr Levay, sich deines Vaters und deines Bruders annimmt und sie einer kleinen... Prüfung unterzieht?“ Ein diabolisches Grinsen umspielte Malfoys dünnlippigen Mund.

„Du blöder...“, knurrte Ron, doch Malfoy hörte ihn gar nicht, denn er war schon zu Neville fortgeschritten, wie ein Geier, der seine Beute umkreist. Sogleich schrumpfte Neville auf seinem Platz um ein, zwei Zentimeter. Es tat Harry in der Seele weh, ihm die Erwartung der so gefürchteten Demütigung bereits in den Augen stehen zu sehen.

„Und Longbottom!“ Genüsslich ließ Malfoy sich den Namen auf der Zunge zergehen. „Und ich hatte schon gedacht, die Personen in diesem Abteil könnten nicht mehr erbärmlicher werden, aber da habe ich mich wohl geirrt.“ Nevilles Blick blieb stur gen Boden gerichtet und er faltete die zitternden Hände in seinem Schoß. Doch das hielt Malfoy nicht ab. Neville war seit jeher eins seiner liebsten Opfer gewesen, gerade weil er sich so selten wehrte. „Von dir hat man zuletzt ja des Öfteren gelesen. Schließlich sind ja die bösen Menschen wieder frei, die Mummy und Daddy ermordet haben, nicht wahr? Potter ist doch bestimmt schon ganz eifersüchtig, weil man mehr von dir berichtet, als von ihm. Und mindestens hast du Mummy und Daddy noch, nicht wahr?“ Harry sprang auf, doch Ron drückte ihn mit einem eindringlichen Blick zurück auf seinen Platz. Eine Prügelei mit Malfoy bedeutete immer nur eine temporäre Genugtuung und zog fast immer ein Nachspiel mit sich.

Die Atmosphäre in ihrem Abteil war zum Zerreißen gespannt. Malfoy drehte sich zu Crabbe und Goyle um, dann wandte er sich wieder dem Abteil zu. Erst jetzt jedoch schien sein Blick auch auf die zweite Bank zu fallen, auf der Phina und Mia saßen. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Harry das Gefühl, dass Malfoys kleine Augen sich verblüfft weiteten, dann jedoch war er wieder aalglatt wie eh und je.

„Was willst du hier, d-du Frettchen?“, stotterte in diesem Moment Neville. Seine Stimme verriet zwar Nervosität, aber seine Fäuste waren voller Entschlossenheit geballt. Harry konnte sich denken, wie viel Mut er benötigte, um sich offen gegen Malfoy zu stellen. Eine Welle von Stolz auf Neville durchflutete ihn.

Malfoys Blick wanderte von den beiden Mädchen wieder zu Neville. Harry erwartete schon, dass er ihn nun vernichtend demütigen würde, doch stattdessen brach Malfoy nur in schallendes Gelächter aus. Nachdem er sich einigermaßen erholt hatte, sagte er an Neville gewandt: „Longbottom, eins muss man dir lassen. Du bist immer wieder für Überraschungen gut. Ich sage dir, was ich hier will. Ich wollte sehen, wer sich so in eurem Abteil rumtreibt.“ Erneut sah er zu den Mädchen, nun viel offensichtlicher als zuvor. Harry runzelte die Stirn. Kannten die drei sich etwa schon?

„Na, wenn das nicht die sagenumwobenen neuen Schülerinnen von Hogwarts sind. Ich hatte mir schon gedacht euch hier zu treffen.“ Selbst in der kurzen Redepause löste er den Augenkontakt mit Phina nicht. „Will uns niemand vorstellen? Wo bleiben eure Manieren?“

Mit jeder Sekunde stieg Harrys Verwirrung an. Wie bei einem Tennisspiel sah er immer wieder von einem zum anderem, doch Malfoys Blick blieb an Phina haften und auch sie löste ihre Augen nicht von seinen. Aber wie konnte das sein? Phina und Mia kamen aus Amerika, woher sollten sie also Malfoy kennen? Außerdem schien es Harry einfach zu abstrus, dass ausgerechnet so eine ausgeglichene und von Grund auf freundliche Person wie Phina eine Verbindung zu dem Großmaul Malfoy haben sollte.

„Es ist ganz schön unhöflich, Fremde dermaßen anzustarren.“, mischte sich plötzlich Mia ein. Der intensive Blickkontakt löste sich auf und fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus, so als wäre ein Zauberbann gebrochen worden. Aufmerksam beobachtete Harry, wie Malfoy sich nun mit vor Wut verzogenen Gesichtszügen Mia zuwandte, die keck die Brust rausstreckte und ihn herausfordernd anfunkelte. „Hat deine Mama dir das etwa nicht beigebracht?“

„Und du bist?“, fragte Malfoy kalt und distanziert.

„Amilia Lepore. Ich würde ja sagen sehr erfreut, aber das wäre eine Lüge und mir wurde beigebracht, dass Lügen einem letzten Endes immer ins Gesicht springen.“ Ihre dunklen Augen funkelten noch heller als sonst.

Trotz Mias offensichtlicher offensiver Herausforderung quittierte Malfoy ihre Worte nur mit einem emotionslosen Nicken, um sich dann wieder Phina zuzuwenden. Zornig machte Mia Anstalten, noch etwas zu sagen, schnappte jedoch nur nach Luft wie ein Fisch und schloss dann zähneknirschend den Mund. Harry konnte geradezu die Rädchen in ihrem Kopf rattern sehen. Ihr gesamter Körper bebte leicht.

„Und wie ist dein Name?“ Erneut hatte Malfoy sich überaus interessiert Phina zugewandt, ein grausames Grinsen umspielte seine Mundwinkel, doch dieses Interesse war im Gegensatz zu jenem, das er soeben Mia gewidmet hatte, nicht geheuchelt, sondern zeugte von ehrlicher Neugier.

„Seraphina Shepard.“, knurrte Phina.

„Soso, Seraphina Shepard.“, murmelte Malfoy. Er machte eine übertrieben galante Verbeugung, die auf Harry eher eine ironische als eine ernsthafte Wirkung erzielte. „Es war mir eine Freude, dich kennenzulernen. Eine so große Freude sogar, dass ich mir in Anbetracht deiner Gesellschaft Sorgen um dein weiteres Wohlergehen mache.“

„Ach ja?“, fragte Phina voller Abscheu. Trotz Malfoys seltsamen Betragen machte sie doch den Anschein, sich in dieser Situation sichtlich unwohl zu fühlen. Wie so oft drehte sie eine Haarsträhne immer wieder um ihren Zeigefinger und hatte angefangen kaum merklich mit der Fußspitze in einem Takt, den nur sie selbst kannte, zu wippen. Bestimmt hatte Harry sich geirrt und Malfoy verhielt sich einfach nur idiotisch.

„Ja. Es zeugt schon von einiger... Fehleinschätzung sich geradewegs mit Potter und seinen bemitleidenswerten Freunden zusammenzurotten.“ Jeder Muskel in Harrys Körper spannte sich an. „Ihr könnt es nicht wissen, aber in Hogwarts haben sie den Ruf, als schwierig zu gelten und haben schon mehr als einmal zahlreiche Regeln gebrochen. Aus diesem Grund würde ich vorschlagen, dass du lieber mit uns in das Abteil der Slytherins kommst. Ich kann dir bei der Wahl der richtigen Freunde behilflich sein.“ Er verlieh den letzten Worten besonderen Nachdruck.

Bevor Phina auch nur den Mund aufmachen konnte, um zu antworten, war Harry aufgesprungen und hatte sich Malfoy gegenüber gestellt. Erst jetzt wurde ihm bewusst, was für einen Schuss er in die Höhe gemacht hatte, denn Malfoy war einige Zentimeter kleiner als er. Harry kam ihm ganz nahe, sodass sich fast ihre Nasenspitzen berührten und äußerte dann mit gedämpfter, aber zugleich unmissverständlicher Stimme: „Malfoy, ich weiß nicht, was du mit deinem Auftritt hier bezweckst, aber lass mich dir eins sagen. Anscheinend hast du ja keine richtigen Freunde, sonst würdest du ja nicht so verzweifelt versuchen meine Freunde auf deine Seite zu ziehen. Das Thema hatten wir schon bei unserer ersten Zugfahrt und du solltest dir im Klaren darüber sein, dass jeder selbst entscheiden kann, wer seine Freunde sind und wer nicht. Also verzieh dich.“

Die hellen Augen Malfoys verengten sich zu bedrohlich engen Schlitzen. Wie zwei wilde Bullen standen die beiden Jungen sich gegenüber, ballten die Fäuste und stierten sich an. Ron und Neville saßen zum Absprung bereit auf ihren Sitzen, willens, sich Crabbe und Goyle zu packen, sobald Malfoy nur einen falschen Schritt machen sollte. Mia beobachtete das Ganze mit kritisch zusammengezogenen Augenbrauen, hatte aber dennoch lässig die Beine übereinander geschlagen, als würde sie keine Gefahr spüren. Phina hatte begonnen, wie eine Verrückte an ihren Fingernägeln zu kauen, so sehr zog sie die gespannte Stimmung in Mitleidenschaft. Ihre Angst, dass Malfoy sie würde auffliegen lassen, war jedoch noch größer, als die Furcht vor einer Schlägerei.

Nach einigen sehr langsam vorbeiziehenden Sekunden entspannte sich dann plötzlich Malfoys Körper, er machte einen lässigen Schritt zurück und grinste Harry mit schief gelegtem Kopf höhnisch an. „Seltsam, genau dasselbe wollte ich gerade zu dir sagen, Potter.“ Er spie Harrys Namen geradezu aus. „Die Frage ist nur, wer von uns beiden kennt die Wahrheit?“ Harry blinzelte.

Mit einem letzten funkelnden Blick in Richtung Phina wirbelte er herum und marschierte mit wehendem Umhang von Crabbe und Goyle begleitet aus dem Abteil.

Nachdem Harrys Blick sich von der Tür gelöst und wieder dem Abteil zugewandt hatte, bemerkte er, dass es draußen mit einem Schlag dunkel geworden war. Der Himmel hatte ein nahezu pechschwarzes Kleid angelegt und die Wolken zogen sich gefährlich zusammen. Nicht mehr lange bis Regen und Donner ausbrechen würden.


„Was war das denn?“, platzte schließlich Ron voller Inbrunst heraus. Wie wild sah er zwischen Mia und Phina her, „Kennt ihr Malfoy etwa?“

„Ach, ihr kennt Malfoy?“ Phina zuckte erschrocken zusammen, als sie Hermine - noch immer mit dem glänzenden Vertrauensschülerabzeichen am Revers - locker im Türrahmen des Abteils stehen sah. Unter ihren buschigen Augenbrauen ruhte ein solch intensiver Blick, dass Phina sich fühlte als würde ein Raubtier sie kurz vor der Jagd mustern. Je mehr ihr Hermines Misstrauen bewusst wurde, desto mehr begann Phina sich vor ihr zu fürchten. Sie konnte ihren ganzen Plan zum Zusammenbruch bringen.

Auch Harrys Augen schienen sie zu durchbohren. Phinas ganzer Körper spannte sich vor lauter Unwohlsein an und ein prickelndes Gefühl lief ihren Rücken hinauf. Die Augen starr nach unten gerichtet faltete sie die Hände zwischen ihren Beinen und rutschte nervös auf ihrem Sitz hin und her. Sie musste etwas sagen, und zwar möglichst schnell, um diese unangenehme Stille zu beenden. Aber ihre Stimme war nicht mehr ein Teil ihres Körpers, sie konnte nicht sprechen, nicht einmal mehr den Kopf schütteln. Aus diesem Grund war sie immer die pessimistischere der beiden gewesen. Sie wusste, dass sie nicht lügen konnte und dass ihre rhetorischen Fähigkeiten sie im Ernstfall im Stich lassen würden. Wieder einmal verdammte Phina sich für ihre verflixte Schüchternheit. Sie war ihr Fluch.

„Natürlich nicht!“, erklang da Mias glockenhelle Stimme fast wie ein Zeichen. Dankbar, doch trotzdem noch resigniert über ihre persönliche Schwäche sackten Phinas Schultern ab, als wäre eine schwere Last von ihnen genommen worden. Ein Glück, dass auf Mia immer Verlass war. Wären nicht die anderen in dem Abteil gewesen, wäre sie Mia um den Hals gefallen. „Woher sollten wir ihn denn bitte kennen, wir sind doch erst seit einem Monat in Großbritannien, Hermine.“, giftete Mia nun.

Hermines Augen verengten sich zu gefährlich dünnen Schlitzen. „Ich weiß auch nicht, Amilia, aber anscheinend habt ihr euch ja gerade rege mit Draco Malfoy unterhalten.“

„Woher weißt du das denn?“, fragte Ron, während Hermine sich ostentativ neben Harry niederließ. Für einen kurzen Moment hob sie provokativ die Augenbraue, doch Ron ließ sich davon nicht beirren. Er schürzte lediglich die Lippen.

„Eigentlich wollte ich euch noch von den Neuigkeiten verschonen, aber Malfoy ist Vertrauensschüler von Slytherin und er ist vorhin einfach abgehauen. Als ich zurück zu unserem Abteil gekommen bin, kam mir Pansy Parkinson entgegen und unterhielt sich laut über Malfoys Zwist mit Harry und den beiden Neuen.“ Ein weiterer abweisender Blick wurde in Mias Richtung geschossen wie eine Kanonenkugel.

„Also einen Zwist würde ich das nicht nennen.“, warf Mia schnippisch ein, „Eher Selbstüberschätzung. Dieser Malfoy ist echt ein komischer Kerl. Erst wollte er uns in sein Abteil locken, um uns dabei zu helfen, die richtigen Leute als Freunde rauszusuchen, und dann hat er uns beleidigt.“

Phina fragt sich, ob Mia die Situation wirklich so empfunden hatte. Malfoy hatte sie ganz klar ignoriert und mit kalter Ignoranz gestraft. Im Gegensatz dazu schien er ihr, Phina, immer wieder hinterherzulaufen. Ob es nun bei Madam Malkins oder im Hogwarts Express war. Insgeheim, und sie verfluchte sich dafür, fragte sie sich, ob Malfoy es vielleicht doch bereute. Wie ein zusammengeknülltes Pergament legte Phinas Stirn sich in dicke, tiefe Falten. Nein. Malfoy war unverbesserlich. Er hatte sie lediglich spüren lassen wollen, dass er die Fähigkeit besaß, ihre Tarnung jederzeit auffliegen zu lassen. Schließlich wusste er bestimmt, wie das Aufeinandertreffen von Mia und seinem Vater gelaufen war. Deswegen war er zornig. Genau wie immer, versuchte Malfoy Macht auf andere auszuüben.

„Bist du sicher, dass du ihm noch nie zuvor begegnet bist?“, fragte Harry nun an Phina gewandt. Sein eindringlicher Blick durchbohrte sie wie ein Röntgenstrahl auf der Suche nach der Wahrheit. Offensichtlich hatte auch Harry die Lücken in Mias Lügen erkannt. Mit jedem Tag, den sie die anderen kannten, schien es schwieriger zu werden, ihre Geheimnisse und ihre wahre Identität vor ihnen zu verschweigen.

Mit einem Mal war Phinas so oft verdammte Schüchternheit wie weggeblasen. Sie richtete sich kerzengerade auf, legte die Hände zivilisiert in den Schoß und fixierte Harry mit ebensolcher Dringlichkeit, wie er es bei ihr getan hatte.

„Ich kenne diesen Malfoy nicht.“

Harry gab sich zufrieden und schaute aus dem Fenster, um den plötzlich verdunkelten Himmel anzuschauen. Was Phina nicht wusste war, dass Harrys Gedanken nicht aufhörten, um Malfoys letzte Worte zu kreisen. „Die Frage ist nur, wer von uns beiden kennt die Wahrheit?“ War es nur wieder eine von Malfoys üblichen Intrigen? Wollte er sich dafür rächen, dass Harry seinen Vater öffentlich als einen Todesser, als einen Anhänger Voldemorts, tituliert hatte? Oder war tatsächlich etwas an dem, was er sagte, dran? Harrys Kopf wurde schwer und er musste sich auf einer Hand abstützen.

Das, was sich soeben im letzten Abteil des Hogwarts Express abgespielt hatte, passierte im größeren Rahmen auch draußen. Hatten sich die sturmgrauen und nachtschwarzen Wolken zuvor noch zusammengebraut, so gaben sie nun einem plötzlichen, aber kurzem Regenfall nach, welcher die Ländereien um Schottland unter Wasser setzte. Der Himmel knurrte feindselig, während hie und da weit entfernte Blitze aufleuchteten. Blitze, die dieselbe Form hatten, wie die eigentlich tödliche Narbe auf Harry Potters Stirn.


Den Rest der Fahrt verbrachten die Jugendlichen weitaus wortkarger, als sie begonnen hatte. Einerseits drückte Hermines Anwesenheit deutlich die Stimmung, denn selbst Neville, der für Schwingungen solcher Art eigentlich gänzlich unempfänglich war, hatte die aufgeladenen Spannungen zwischen den drei Mädchen bemerkt. Weiterhin schien Ron immer noch einen Groll gegen Hermine zu hegen, der daher rührte, dass sie sich gerne und ausgiebig über die Vorzüge des Vertrauensschülerabteils ausließ. Harry hingegen war sehr still geworden, denn immer wieder reflektierte er über die Unterhaltungen mit Malfoy und mit Cho. Der Kuss und die Warnung hatten ihn aus der Bahn geworfen, weil er bei beiden nicht wusste, wie er sie einzuschätzen hatte.

Nach einer Weile des Schweigens war Ron wieder eingefallen, dass Harry ja mit Cho draußen gewesen war und er ließ es sich nicht nehmen, Harry systematisch auszuquetschen. Das schien ein Thema zu sein, welches alle im Abteil Sitzenden brennend interessierte, weshalb es Harry unmöglich war, sich davor zu drücken. Allerdings kürzte er seine Version der Geschichte ein wenig ab, denn ein Kuss war, seiner Ansicht nach, etwas zu Intimes, um allen davon zu berichten.

„Aber immerhin glaubt sie dir!“, warf Hermine ein, nachdem Harry fertig erzählt hatte, „Das ist doch das Wichtigste oder etwa nicht?“

Dem konnten die anderen nur zustimmen, doch Harry grübelte noch weiter. Ja, Cho gab ihm nicht die Schuld an Cedrics Tod. Die Erleichterung, die er deswegen empfand, war groß, allerdings war da noch etwas anderes. Das Wort Freund spukte in seinem Kopf herum wie ein lästiger Poltergeist. Doch darüber wollte er mit den anderen nicht sprechen, weshalb er galant das Thema wechselte, indem er Hermine bat, zu erzählen, wer die Vertrauensschüler waren.

„Also, in Gryffindor sind es Dean Thomas und ich.“

„Dean?“ Ron fiel die Kinnlade herunter. „Das glaube ich nicht.“

„Wieso das denn?“, fragte Neville mit gerunzelter Stirn, „Er ist gut in der Schule, hat soweit ich weiß noch nie eine Regel gebrochen und ist sehr höflich.“

„Ja, ich weiß, aber...“, murmelte Ron mit geballten Fäusten. Harry war sich ziemlich sicher, dass er wusste, warum Ron Dean so misstraute. Zwar wusste er nichts davon, dass Ginny und er in der Winkelgasse rumgeknutscht hatten, aber auch er hatte mitbekommen, dass Ginny sich lieber in sein Abteil als zu ihnen gesetzt hatte. Bei dem Gedanken daran, wie viel Ärger ihm seine Verschwiegenheit noch einbringen konnte, zog Harrys Bauch sich schmerzhaft zusammen.

Hermine räusperte sich. „Naja, ich finde ja auch immer noch, dass eigentlich Harry hätte Vertrauensschüler werden sollen.“ Augenblicklich erntete sie einen bösen Blick von Ron, den sie aber geschickt ignorierte. Harrys Wangen wurden rot. Seit wann hielt Hermine ihn für so vorbildlich? Er hatte wahrscheinlich in seinen fünf Jahren schon mehr Regeln gebrochen als jeder andere Schüler in Hogwarts - mit Ausnahme vielleicht der Weasley Zwillinge. Das waren keine guten Vorraussetzungen für den Vertrauensschülerposten. Wenn er genauer darüber nachdachte, wollte er diese Position auch gar nicht haben.

„Und die anderen?“, mischte sich nun Mia neugierig ein.

„Welche anderen?“, blaffte Hermine zurück.

Die Mädchen funkelten sich an. Harry und Ron tauschten einen vielsagenden Blick, dann erklärte Mia: „Die anderen Vertrauensschüler, Hermine. Wer sind sie?“

Nachdenklich fuhr sich Hermine durch das buschige Haar. Während sie nachdachte, rollten ihre Augen nach oben, sodass es aussah, als würde sie die Decke anschauen. „Also, da wären Malfoy und Pansy für Slytherin.“ (Natürlich verzogen alle die Gesichter und Ron und Harry machten ein paar weniger angebrachte Geräusche.) „In Hufflepuff sind es Hannah Abbott und Ernie Macmillan und in Ravenclaw Padma Patil und Terry Boot.“ Danach erzählte sie noch ein wenig, welche Aufgaben Vertrauensschüler wahrzunehmen hatten, wobei ihre Wangen anfingen rosig zu leuchten.

„... und bitte vergesst das nicht! Wenn ihr euch nicht an die Regeln haltet, habe ich keine Wahl als euch Punkte abzuziehen. Darum ist es am Besten, wenn ihr euch dieses Jahr besser zurückhaltet.“

„Oder wir machen es einfach so, dass du nichts davon merkst.“, murmelte Ron so leise, dass nur Mia es hören konnte, die sofort verschwörerisch grinste.

In diesem Moment ertönte das schrille Pfeifen der Bremsen und alle wurden von der Wucht in die dicken Polster ihrer Sitze geworfen. Hinter den Fenstern zog die Landschaft immer langsamer vorbei und ohne dass sie es gemerkt hatten, war es so dunkel geworden, dass man kaum noch die Hand vor Augen sehen konnte. Noch immer prasselte Regen vom Himmel herab, aber immerhin hatte das Gewitter sich gelegt. Sie wurden immer langsamer, bis sie schließlich gänzlich den Stillstand erreichten. Dann bebte und summte mit einem Schlag der ganze Zug wie ein Bienenstock, den jemand mit einem Stock geschlagen hatte.

„Schnell, schnell!“, rief Ron und winkte Mia und Phina, die beide mit offenen Mündern sitzen geblieben waren. Zusammen hievten sie ihre Koffer von den Ablagen, was einige Zeit dauerte, da Neville immer wieder im Weg stand, und dann mussten alle außer Hermine noch ihre Umhänge aus den Tiefen ihrer Koffer fischen und sie anziehen. Fast zehn Minuten dauerte es, bis sie alle mit ihren Koffern und Umhängen bereit waren, den Zug zu verlassen.

Phinas Herz klopfte wie ein wild gewordener Specht und sie umfasste den Griff ihres Koffers so fest, dass ihre Knöchel weiß anliefen. Sie musste leichenblass sein, denn während sie im Schneckentempo den Mittelgang zum Ausgang hinunterliefen, fragte Harry sie belustigt: „Aufgeregt?“ Sie nickte zaghaft.

Während die Zugfahrt sich hingezogen hatte wie Bubbles bester Blasenkaugummi, ging nun alles viel zu schnell. Kaum waren sie hinter den anderen zahlreichen Schülerschwärmen aus dem Zug gestiegen, wurde die Luft von dem kanonenartigen Geprassel des Regens, den verschwommenen Wortfetzen der Schüler und lauten, dröhnenden Rufen ertönt. Es ging noch immer zu wie in einem Bienenstock, während die Schüler sich auf den Weg zu den Kutschen drängten, schubsten und quetschten, die, wie Harry ihnen nebenbei erzählte, sie nach Hogwarts transportieren würden. Was Harry allerdings nicht erwähnt hatte, war, dass die Kutschen von unsichtbaren Geschöpfen gezogen worden, weshalb Phina beim Anblick ebenjene noch der letzte Rest Farbe aus dem Gesicht wich.

Als sie endlich dran waren, stiegen sie rasch ein. Ihre Haare waren regendurchnässt, ihre Umhänge trieften und einer nach dem anderen begann, die Nase hochzuziehen. Das Erste, was Ron nach dem Einsteigen machte, war, seine Stiefel auszuziehen und das Wasser nach draußen hin auszugießen.

Ohne Vorwarnung gab es dann einen kräftigen Ruck und die ominöse Kutsche setzte sich in Bewegung. Diese Art der Fortbewegung erinnerte Phina an eine Mischung aus Rolltreppen und Aufzügen, da sie sanft und ruhig dahin glitten. Ein Blick in den Himmel verriet ihr, dass es schon spät war. Sie fragte sich, ob am Himmel über Hogwarts wohl immer so viele Sterne hingen? Dann blickte Harry, der neben ihr saß, ihr über die Schulter und, als hätte er ihre Gedanken gelesen, raunte: „Ich kenne keinen anderen Ort auf der Welt, an dessen Himmel so viele Sterne leuchten.“

Phinas spürte ihr Herz klopfen. Harry öffnete eines der traubenförmigen Fenster der Kutsche und bedeutete Mia und Phina hinauszuschauen. Man konnte ihm die Aufregung förmlich anmerken. Er muss Hogwarts wirklich vermisst haben, dachte Phina mit einem Lächeln. Doch auch sie selbst konnte kaum mehr abwarten. Dies würde der Ort sein, der ihr Sicherheit gab und vielleicht auch Freude. Hogwarts war ihre Rettung und Hoffnung zugleich. Noch konnte man nichts sehen außer den Regentropfen, die auch ihren Weg durch das Fenster fanden. Unter ihnen befand sich ein schwarzer See, der im Mondlicht silbern schimmerte. Phina bildete sich ein, dort unten sogar winzige Boote zu entdecken, aber das war ja unmöglich.

„Da ist es!“, rief Harry plötzlich mit schriller Stimme, „Hogwarts!“

Es war das Schönste, was Phina je in ihrem Leben gesehen hatte.

Hogwarts war nicht nur ein Schloss, nein, wie eine Festung thronte es auf einer sternförmigen Insel mit zahlreichen Ausbuchtungen, umgeben von mondhellem und zugleich nachtschwarzem Gewässer. Es gab Türme, die so hoch ragten, dass man das Gefühl hatte, sie würden die Wolken kitzeln. Es gab kolossale, viereckige Gebäude, aber auch andere, die kreisrund oder oval waren, sodass Phina sich ein wenig an die willkürliche Architektur des Fuchsbaus erinnert fühlte. Keines der zusammengewürfelten Bauwerke glich einem anderen. Phina sah Flachdächer, Satteldächer und Kegeldächer, mit Zinnen bedeckte Mauern, steinerne Viadukte und weiträumige Terrassen. Brennende Fackeln sahen aus wie gelbe, orangene und rote Leuchtpunkte und vereinzelte, warme Lichter drangen aus Fenstern in allen Farben und Formen, sodass Hogwarts wirkte, als wäre es mit einer Festbeleuchtung geschmückt. Sie flogen über Wasser und Gestein, über saftig grüne Ländereien und über die Türme des Schlosses hinweg. Es war wunderbar.


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Emma ist eine natürliche Schönheit – wenn sie also die ,normale‘ Hermine in ihrer Schuluniform spielt, müssen wir ihr Aussehen unter dem Make-up eher herunterspielen. Aber der Weihnachtsball erfordert natürlich das genaue Gegenteil – da konnten wir uns mit dem Make-up richtig austoben.
Amanda Knight, Maskenbildnerin