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Fanfiction

Alles was wir geben mussten - Freundschaftliche Neugier

von Jausti

„Ähm, danke Harry“, murmelte Neville. Sein Blick ruhte auf ihren verschlungenen Händen.

„Ich unterbreche euch ja nur ungern, aber ich muss jetzt los.“, verkündete in diesem Moment Hermine mit nervöser Stimme. Mit geschäftigen Bewegungen warf sie sich ihren Zauberumhang über und strich den festen Stoff behutsam glatt. Anschließend kramte sie aus ihrer Tasche ein glänzendes Abzeichen heraus und pinnte es mit aller Sorgfalt auf eine unübersehbare Art und Weise, sodass alle es sehen konnten, an ihre Brust. Das auffällige, blitzblanke V lachte sie ostentativ an.

Allein schon das Zusehen brachte Ron zum Stöhnen. „Wo musst du hin, Hermine?“

„Zum Vertrauensschülerabteil.“, antwortete sie barsch. Schließlich war sie fertig und lief zur Tür. „Bis nachher.“, rief sie und war dann auch schon verschwunden ohne sie nur noch eines Blickes zu würdigen.

„Na, da ist ja jemand fast geplatzt vor Stolz.“, konstatierte Mia mit einem zynischen Unterton, „Ich hatte fast das Gefühl, Percy sitzt im Abteil.“ Ron grinste, aber Harry runzelte die Stirn über den bissigen Tonfall. Es machte ihm Sorgen, dass die Mädchen eventuell nicht miteinander zurecht kamen, gerade, weil die Beziehung zwischen Ron und Hermine momentan so unstet war.

„Wenn Hermine auch nur daran denkt, Harry oder mir einen Punkt abzuziehen, dann ist aber was los!“, brummte er grimmig und zog unwirsch die Augenbrauen zusammen, „Percy hat das nämlich immer gemacht! Dabei ist er mein Bruder.“

„Nicht wahr!“, prustete Mia los, „Wie regeltreu!“

Ron strich sich das Haar aus der Stirn. „Oh ja, der gute Percy. Sagt mal, warum wart ihr beiden eigentlich heute Morgen schon so früh fertig mit packen? Harry und ich erledigen das immer alles erst auf den letzten Drücker.“

Mia sah zu Phina und lächelte. „Das war wegen Phina. Sie war wegen der Fahrt heute total aufgeregt und hat bereits gestern Abend angefangen unsere Koffer zu packen. Wäre es nach mir gegangen, hätten wir es natürlich auch erst heute Morgen erledigt.“

„Vielleicht kommst du ja nach Ravenclaw.“, mischte sich nun Neville an Phina gewandt ein, „Dort sind doch die ganzen Schlauen und dazu gehört doch auch Ordentlichkeit oder nicht?“

„Hm, da bin ich mir nicht so sicher....“, murmelte Ron nachdenklich, „Ich finde Phina und Mia sollten auf jeden Fall nach Gryffindor kommen.“

„Ist das euer Haus?“, fragte Mia und richtete sich aufmerksam auf. Die beiden Mädchen sogen alle Informationen über Hogwarts stets wie nimmersatte schwarze Löcher in sich auf, denn früher hatte man alles, was mit der Schule für Hexerei und Zauberei zu tun hatte, stets mit Bedacht von ihnen fern gehalten. Zwar kannte Phina von Erzählungen her ein paar Personen und Lehrer, aber von Häusern hatte sie bis jetzt noch nie gehört. Voller Neugier lehnte sie sich mit gespitzten Ohren vor.

„Ja, genau“, stimmte Harry zu. Dann begann er mit dem Finger jenes Wappen an die beschlagene Fensterscheibe zu malen, das Phina kurz zuvor noch auf dem Hogwarts Express hatte prangen sehen. Beflissen unterteilte er das Wappen in vier identische Teile und malte in jedes ein mehr oder weniger erkennbares Tier.

„Sehr kreativ.“, kicherte Mia und kriegte sich kaum wieder ein. Auch Neville und Ron konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen, wobei sie sich eher über Mias Lachen als über Harrys Bilder amüsierten. „So, und was sollen diese deformierten Wesen nun darstellen?“

Nachdem er Mia einen gespielt verärgerten Blick zugeworfen hatte, begab Harry sich daran, im Uhrzeigersinn die vier Abschnitte zu erklären: „Das hier oben rechts ist ein Löwe. Er ist das Zeichen von Gryffindor. Das ist auch das Haus, in dem wir sind. Gryffindors sind weitläufig bekannt für ihren Mut, während Slytherins - “ Mit kaum zu verhehlender Abscheu deutete er auf die Schlange, die dem Löwen direkt gegenüber positioniert war. „... listige und hinterhältige Fieslinge sind. Voldemort selbst war in Slytherin, genauso wie alle seine Todesser. Man sagt, dass Slytherin die meisten bösen Hexen und Zauberer in Großbritannien hervorgebracht hat.“

Eine kurze Pause entstand. Weder Mia noch Phina machten sich die Mühe zu fragen, wer Voldemort sei, schließlich war Hermine nicht hier und das Thema war während ihrer Zeit im Fuchsbau das ein oder andere Mal gefallen. Ein unangenehmes Ziehen erfüllte Phinas Brust, als sie daran dachte, wie sehr diese Beschreibung auf Draco passte. Noch viel mehr Angst packte sie, wenn sie daran dachte, dass sie nach Slytherin geschickt werden könne. Harrys Beschreibung nach zu urteilen kannte sie wahrscheinlich die meisten Mitglieder dieses Hauses ohnehin schon. Na, das würde ja ein herzliches Willkommen für sie geben. Der Gedanke daran, dass sie noch vor wenigen Tagen gemeinsam darüber gescherzt hatten, dass Phina für die Quidditch Mannschaft Gryffindors antreten solle, ließ sie nicht mehr los. Ihr Herz fühlte sich so schwer an wie ein eiserner Anker, der tief auf den Meeresboden hinabgesunken war und nun das Schiff ihres Lebens kontinuierlich gen Untiefe zog.

„Der Vogel hier unten rechts ist ein Adler. Er symbolisiert das Haus Ravenclaw, das Neville eben schon erwähnt hat. Die Bewohner dieses Hauses sind in der Regel sehr gut in der Schule, regeltreu und fleißig. Und links daneben...“

„Hufflepuff!“, unterbrach Ron Harry und grunzte, „Das langweiligste Haus von allen! Es ist für alle, die hart arbeiten, geduldig und loyal sind, aber sie gewinnen nur selten den Hauspokal oder die Quidditch Schulmeisterschaften. Aber ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, keiner von euch ist so tranig, dass er nach Hufflepuff kommen wird.“

Während Mia lachte und Ron dazu anstachelte noch mehr Gemeinheiten über Hufflepuff zu äußern, wurde Phina ganz still. Nun gut, ihre beste Freundin Mia konnte auch sie sich keineswegs in Hufflepuff vorstellen, dafür war sie einfach eine viel zu starke Persönlichkeit und außerdem war sie nicht gerade fleißig. Aber sie selbst? Im Gegensatz zu Mia redete Phina nicht viel, war geduldig und arbeitsam. Hinzu kam, dass sie eher dazu neigte, sich im Hintergrund zu halten und sich ihre eigenen Gedanken zu machen, statt die Initiative zu ergreifen. Demnach wäre sie die perfekte - wie Ron es gesagt hatte, langweilige Kandidatin - für Hufflepuff. Die völlig irrationale Angst, dass die anderen sich von ihr abwenden würden, falls sie nach Hufflepuff geschickt würde, packte sie vom Nacken abwärts und ließ sie nicht mehr los wie eine hartnäckige Zecke. Sie wollte nicht nach Hufflepuff oder Slytherin, sie wollte bei Mia bleiben und bei Harry und Ron.

„Und selbst wenn...“, wandte Harry nun mit grimmiger Ernsthaftigkeit ein, „...solange nur keiner von euch nach Slytherin geht.“


Während hinter den trüben Glasscheiben weitläufige Ländereien, dichte Wälder und einsame Gebirgszüge vorbeizogen, besserte sich die Stimmung im letzten Abteil des Hogwarts Express mit jeder Minute. Harry empfand Phinas und Mias Anwesenheit als sehr angenehm und es gefiel ihm besonders, die Rolle der Person einzunehmen, die die beiden in die Welt der Hexen und Zauberer einführte. Schließlich wusste er selbst genau, wie es war, wenn man einfach so ins kalte Wasser geworfen wurde. Oftmals fühlte er sich in sein erstes Schuljahr in Hogwarts zurückversetzt, wenn er in die verwirrten und zugleich neugierig-aufgeregten Gesichter der beiden blickte.

Die Zeit verstrich so schnell, dass Harry die Hexe mit dem Süßwarenwagen kaum bemerkte, als sie zaghaft an die Abteiltür klopfte. Es war Neville, der ihr öffnete.

„Möchtet ihr was Süßes, Kinder?“, fragte sie mit einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht und deutete auf den voll gepackten Wagen zu ihrer Linken.

Bevor Harry auch nur einen Blick mit Ron wechseln konnte, hatte er schon seinen Geldbeutel gezückt und überreichte ihn der Hexe, die daraufhin - ein wissendes Lächeln auf dem Gesicht - den gesamten Inhalt des Wagens auf den leeren Platz neben Phina hievte. Kurz darauf war sie auch schon wieder verschwunden.

„Wow.“, platzte Phina heraus. Ihre Augen wurde so groß wie Untertassen. „Du scheinst aber einen Riesenhunger zu haben.“ Etwas beklommen schielte sie zu dem Fresspaket, welches Mrs Weasley ihnen zubereitet hatte.

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich vorhabe das alles alleine zu essen?“, fragte Harry grinsend, „Das hier ist für uns alle!“

Nur wenige Minuten später flogen im ganzen Abteil zahlreiche bunte Papiere und leere Packungen herum. Während Ron genüsslich einen Kürbiskuchen mampfte, zeigte Harry Phina, was es mit den Schokofröschen auf sich hatte. Ihre Karte war die von Gellert Grindelwald und sie betrachtete sein bewegliches Foto mit offenem Mund. Staunend las sie den Kartentext und fand zu ihrer Überraschung heraus, dass der dunkle Zauberer ausgerechnet von ihrem zukünftigen Schulleiter Albus Dumbledore bezwungen worden war. Mia hingegen hatte sich über die Bertie Botts Bohnen aller Geschmacksrichtungen hergemacht. Zusammen mit Neville, der gerade Bubbles Besten Blasenkaugummi probierte, wettete sie, welchen Geschmack sie als Nächstes erwischen würde. Als sie dann jedoch in eine gräuliche Bohne biss, die nach Rauch schmeckte, spuckte sie diese angeekelt wieder aus und rührte die bunten Bohnen danach nicht mehr an. Ron fand das urkomisch.

Es dauerte nicht lange, bis sie alle gesättigt waren und mit der Hand auf dem Bauch tiefer in ihren Sitz rutschten. Ron stöhnte genüsslich. „Das war sehr gut!“, schwärmte er und leckte sich geräuschvoll die Lippen. Er schloss selig die Augen, riss sie dann aber wieder auf, wie als wenn ihm gerade ein besonders wichtiger Gedanke gekommen war, und rief: „Das habe ich euch ja noch gar nicht erzählt!“

Harry hatte keinen blassen Schimmer, worauf Ron anspielte, weswegen er ihn drängte: „Los, sag schon!“ Auch Mia und Neville waren in ihren Plätzen ein wenig nach vorne gerückt und starrten Ron gespannt an.

„Erinnert ihr euch an Percys Freundin aus Ravenclaw? Penelope Clearwater?“

„Meinst du das blonde Mädchen, das damals im zweiten Schuljahr zusammen mit Hermine versteinert wurde?“, fragte Harry zögerlich und rieb sich die Stirn.

„Moment mal!“, unterbrach Mia sie, „Versteinert? Was soll das denn heißen?“

„Ach, das ist eine lange Geschichte...“, murmelte Ron, der offenbar erst seine Neuigkeiten los werden wollte. Doch Mia ließ sich nicht abwimmeln. In aller Kürze fasste Ron die Geschehnisse rund um den Basilisken und Tom Riddle in ihrem zweiten Schuljahr zusammen. „... und weil wir uns sicher waren, dass Lucius Malfoy das Tagebuch in Ginnys Kessel geworfen hat, hat Harry ihn aus Rache durch einen Trick dazu gebracht seinen Hauselfen Dobby zu befreien.“

„Das ist ja widerwärtig.“, zischte Phina. Ihre Augen verdunkelten sich bedrohlich. „Wie kann man einem kleinen Mädchen nur so etwas Grausames antun?“ Unmerklich fingen ihre Hände an zu zittern.

„Er ist halt ein Idiot.“, stellte Ron lakonisch fest, wobei er sich den Zuckerguss von jedem einzelnen Finger leckte. Als er fertig war, sagte er: „Soll ich euch denn jetzt die eigentliche Neuigkeit erzählen?“ Selbstverständlich bejahten alle.

„Also, wie gesagt, ihr kennt Penelope Clearwater. Percy und sie sind eine Zeit lang gegangen, während wir im zweiten und dritten Schuljahr waren. Aber als dann die ganze Sache mit Barty Crouch passiert ist - später, Mia!“, ermahnte er Mia, die sofort hatte nachhaken wollen, „...ist die Beziehung der beiden in die Brüche gegangen. Wie es aussieht hat sich unser guter Percy aber so sehr gebessert, dass sie ihn nun doch zurückgenommen hat. Und jetzt haltet euch fest.“ Ron sah jedem von ihnen eindringlich in die Augen. „Letzten Sommer hat er ihr einen Heiratsantrag gemacht!“

„Ist nicht wahr!“, entfuhr es Mia. Harry blieb die Kinnlade in der Luft stehen und es bedurfte einer Hilfestellung von Neville, damit sein Mund sich wieder schloss. „D-du meinst... Percy? Dein Bruder Percy?“, stammelte er ungläubig. Fassungslosigkeit machte sich in ihm breit. Er hätte seinen Feuerblitz darauf verwettet, dass Percy von allen Kindern der Weasleys das Letzte gewesen wäre, das heiratete. Wenn überhaupt!

„Verrückt, nicht wahr?“, grinste Ron. Als Harry vor lauter Verblüffung nichts antwortete, erzählte er gönnerhaft: „Am Anfang haben wir alle genauso reagiert. Du hättest Fred und George sehen sollen, ich dachte ernsthaft, dass die beiden nie wieder auch nur ein Wort sagen würden. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Obwohl Mum beim Gedanken an die Hochzeitsvorbereitungen jetzt schon fast wahnsinnig wird.“

„Hochzeitsvorbereitungen?“, fragte Phina mit gerunzelter Stirn, „So früh nach der Verlobung? Danach sah es bei euch Zuhause aber gar nicht aus.“

„Naja, die beiden wollen nächstes Jahr in den Sommerferien heiraten. Percy will keine Zeit verlieren, wisst ihr. Bis jetzt weiß nur die engste Familie und Dumbledore davon. Die Einladungen werden gegen Weihnachten verschickt. Penelopes Eltern sind beide Muggel, weswegen sie bei der Vorbereitung zur Hochzeit keine große Hilfe sind.“ Mit einem schiefen Grinsen zuckte Ron mit den Achseln und wandte sich einer rötlich schimmernden Gummischnecken zu, die von seiner Hand aus bis zur Beuge zwischen Unterarm und Oberarm gekrochen war, wobei sie eine glitschige Schleimspur auf seiner Haut hinterlassen hatte.

Harry war immer noch fassungslos. Percy würde heiraten! Er kannte Rons älteren Bruder nun schon seit fast fünf Jahren und noch immer war er für ihn der autoritäre Vertrauensschüler, der immer über jedes Passwort Bescheid wusste. Er konnte sich Percy wahrhaftig nicht als verheirateten Ehemann vorstellen. Irgendwo tief in seinem Unterbewusstsein regte sich ein kleiner Teil, der Harry bis dato gänzlich unbekannt schien. Auch er würde irgendwann Hogwarts verlassen, sich eine Arbeit suchen müssen und dann vielleicht eine Familie grünen. Bisher waren solche Gedanken immer überflüssig gewesen, schließlich hatten sie doch so viel Zeit. Aber nun war er in der fünften Klasse, würde noch in diesem Jahr seine ZAGs machen und dann waren es nur noch zwei Jahre bis zu seinem Schulabschluss. Der Gedanke daran, Hogwarts verlassen zu müssen, erfüllte ihn sowohl mit Traurigkeit aber auch mit latenter Neugier.

Während er vor sich hin gegrübelt hatte, war die Konversation im Abteil schon weiter fortgeschritten. Gerade unterhielten die anderen sich aufgeregt darüber, wer wohl als neuer Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste eingestellt worden war.

„Dumbledore hat es sicherlich nicht einfach gehabt, nach dem, was in den letzten Jahren vorgefallen ist.“, warf gerade Neville ein, „Ein Lehrer tot, ein zweiter hat sein Gedächtnis verloren, der dritte auf Zureden des Lehrerbeirats suspendiert und der vierte wurde ein Jahr lang in einem Koffer gefangen gehalten.“

Verlegen entblößte Ron seine leicht schiefen Zähne. „Ups, ich glaube für das Schicksal von Lockhart bin ich in gewisser Weise verantwortlich. Obwohl... Eigentlich eher mein alter Zauberstab!“ Kurz darauf fanden sie sich bereits in der nächsten Anekdote über die Geschehnisse des zweiten Schuljahres wieder. Wenn das so weiter ging, würden Phina und Mia ihre komplette Lebensgeschichte kennen, bis sie in Hogwarts auch nur angekommen waren, dachte Harry.

„Wie wäre es, wenn wir statt über die Vergangenheit mal über die Gegenwart reden?“, warf er darum ein, „Hey, Neville, was ich dich noch fragen wollte. Hab ich mich getäuscht oder hat Mrs Weasley dich vorhin überaus überschwänglich begrüßt?“

Neville, auf den sich nun alle Aufmerksamkeit richtete, wurde unwillkürlich in seinem Sitz immer kleiner. „Ja... Denke schon. Ich kann mir aber nicht erklären warum.“

„Ich aber.“, murmelte Phina und mit überraschten Blicken sahen nun alle zu ihr. Harry lachte fast, als Phina genau wie Neville um einige Zentimeter schrumpfte. Erst jetzt fiel ihm die Ähnlichkeit zwischen den beiden auf. Kaum richtete man das Wort direkt an sie, wurden sie fahrig und erröteten.

„Naja, erinnert ihr euch noch daran, wie gestern der Tagesprophet erschienen ist?“ Sie warf Neville einen kurzen, schüchternen Blick zu. „Da hat Rons Mutter doch erzählt, dass sie und Alice... Mrs Longbottom sich aus ihrer Schulzeit in Hogwarts kannten und damals die besten Freundinnen gewesen sind.“

„Ist das wahr?“, fragte Neville und in seinen Augen lag ein hoffnungsvoller Ausdruck. Harry hatte das unterschwellige Gefühl, dass Neville sich mit Eifer an jeden noch so kleinen Krumen klammern würde, den man ihm bezüglich seiner Eltern hinwarf.

„Ja.“, bestätigte Harry das zuvor Gesagte. Dann fiel ihm noch etwas ein: „Die beiden waren zusammen im Koboldstein Klub.“

„Ich spiele auch gerne Koboldstein.“, nuschelte Neville. Peinlich berührt schaute er aus dem Fenster, aber Harry konnte nicht umhin, das selige Lächeln auf seinem runden Gesicht zu bemerken. Glück konnte so einfach sein.


In der darauf folgenden Zeit unterhielt Phina sich angeregt mit Harry über Quidditch. Dies war eine Leidenschaft, die beide mit Feuereifer teilten und Mia gähnte mehr als einmal demonstrativ, wenn sie zu den beiden hinüber schaute. Zu ihrem Leidwesen nahm auch Ron begeistert an ihrem Gespräch teil und Neville war noch immer ganz in glücklichen Gedanken versunken, sodass Mia sich behalf, indem sie sich der restlichen Schokolade widmete. Im Gegensatz dazu war Phina Feuer und Flamme, sind hing buchstäblich an Harrys Lippen, während er die Grundzüge von Quidditch in Hogwarts erläuterte.

Dabei ließ ein Gedanke sie nicht los. An dem Morgen, als Hermine zur Vertrauensschülerin und Harry zum Quidditchkapitän ernannt worden waren, hatte Ginny sie dazu aufgefordert, sich gemeinsam mit ihr in der Gryffindor Mannschaft als Treiberin zu bewerben. Und auch wenn Phina von ihren sonstigen Fähigkeiten nicht viel hielt, wusste sie, dass sie in Quidditch zumindest gut war. Vielleicht nicht so überragend wie Harry, aber durchaus gut. Immer wieder erwischte sie sich dabei, wie sie in Gedanken als Treiberin in roter Quidditch Uniform durch die Lüfte flog, begleitet von Harry, Ginny und Ron. Aber war es nicht töricht so zu denken? Schließlich war sie ja noch nicht mal einem Haus zugeordnet worden. Außerdem wollten die beiden sich doch in Hogwarts so unauffällig wie möglich verhalten.

Aber, fragte Phina sich, ging das überhaupt noch? Sie waren wohl seid vielen Jahrhunderten die ersten beiden Schülerinnen, die in einem fortgeschrittenen Alter der Schule beitraten. Hinzu kam ihre sagenumwobene Herkunft aus Amerika und ihre Verbindungen zu Harry Potter, einer der wohl bekanntesten Persönlichkeiten der Zaubererwelt des 20. Jahrhunderts. Ob Phina nun Quidditch spielte oder nicht, sie würden mit Sicherheit auffallen.

Plötzlich stupste jemand ihr spielerisch gegen die Schulter. „Hey, Phina, hörst du noch zu oder träumst du schon wieder?“ Sie blinzelte und erkannte verwirrt Harry, der sie mit einem Lachen auf dem Gesicht anstarrte. „Manchmal bist du ja tatsächlich wie weggetreten! Oder ist das etwa eine besondere Technik zu schlafen und ich langweile dich so sehr, dass du dich nicht traust es zu sagen?“

Sofort wollte Phina diesen Gedanken abstreiten, doch Mia kam ihr zuvor. „Keine Sorge, Harry, das passiert manchmal. Gib ihr einfach einen ordentlichen Schlag auf den Hinterkopf, dann geht das schon wieder.“ Alle, bis auf Phina, die entsetzt dreinschaute, brachen in schallendes Gelächter aus.

Da öffnete sich die Abteiltür.

Das Erste, was Phina beim Anblick des auffallend hübschen Mädchens, welches nun eher zögerlich ihr Abteil betrat, empfand, war Unbehagen, wie so oft, wenn sie mit außergewöhnlich schönen Menschen konfrontiert wurde. Beim Anblick ihrer glatten, im künstlichen Licht des Zuges bläulich schimmernden Haare, die sanft wie Seide ihr eckiges Gesicht umspielten, drehte sie unwillkürlich eine ihrer ungezähmten Haarsträhnen um den Finger. Der kleine Körper mit den zierlichen Gliedmaßen veranlasste Phina dazu, sich noch schlaksiger und unbeholfener als sonst zu fühlen. Doch als sie ihr in die dicht bewimperten Augen blickte, erkannte Phina, dass auch sie sich ein wenig unsicher und hilflos fühlte. Während sie die Tür hinter sich schloss, verkrampfte sich der Körper des Mädchens und sie musterte die leeren Papierverpackungen der zahlreichen Süßigkeiten, die sie gegessen hatten.

„Harry?“, murmelte sie schüchtern und sah unter den Fransen ihres Ponys nahezu flehentlich zu Harry. Phina bemerkte sofort, wie Harry sich neben ihr versteifte und fragte sich, was für eine Art Beziehung diese beiden wohl hatten. Das Mädchen war sehr hübsch und Harry war immerhin berühmt, ein guter Quidditch Spieler und, soweit Phina es beurteilen konnte, ein guter Freund.

„Kann ich kurz mit dir sprechen?“

Augenblick sprang Harry auf, als hätte er Flubberwürmer im Hintern. Während er hinter dem Mädchen hinaus auf den Gang, der die verschiedenen Abteile des Zuges verband, trat, würdigte er keinen von ihnen mehr eines Blickes. Kurz bevor die Tür sich schloss, konnte Phina noch erkennen, wie er sich nervös durch sein Haar wuschelte. Dann zog das unbekannte Mädchen die Tür zu.

„Wer war das denn?“, platzte Mia heraus, kaum hatte sich die Tür geschlossen, und stieß einen bedeutungsvollen Pfiff aus. Mit hochgezogenen Augenbrauen warf sie Phina und Ron vielsagende Blicke zu. Neville, der neben ihr saß, verstand hingegen kein Wort. „Wovon redest du? Das war Cho Chang, die Sucherin von Ravenclaw.“

„Ach, Neville...“, seufzte Mia melodramatisch und tätschelte nachsichtig Nevilles Knie, „Du scheinst wohl noch nicht so viel von der Liebe zu verstehen.“ Unmerklich blähte Phina die Nasenflügel auf, um nicht laut loszulachen. „Aber ich bin so nett und erkläre es dir. Das da-“ Sie deutete auf die Tür, hinter der nur noch die blassen Schemen von Harry und Cho Chang zu erkennen waren. „- war eindeutig erotische Spannung. War ja ein Wunder, das die Luft nicht angefangen hat zu knistern.“ Auch wenn Phina wegen Mias haltloser Angeberei schmunzeln musste, war sie doch gezwungen, ihr in diesem Punkt Recht zu geben. Auch sie hatte die emotionale (wenn vielleicht auch nicht direkt erotische) Verbindung zwischen den beiden bemerkt.

„Also Ron!“, rief Mia laut und klatschte in die Hände, „Raus mit der Sprache! Wer ist die unbekannte Schönheit?“

Mit einem nervösen Blick zur Tür räusperte Ron sich. „Wie gesagt, ihr Name ist Cho Chang und sie ist in Ravenclaw. Im letzten Jahr war sie die Freundin von Cedric Diggory, dem Jungen, der -“ Sein Atem stockte und er schien nach Worten zu rufen.

„Beim Trimagischen Turnier gestorben ist.“, beendete Mia den Satz, „Also, Ron, glaubst du wirklich, wir informieren uns nicht über die Schule, die wir besuchen?“

„J-ja genau...“, stotterte Ron. Mias Selbstbewusstsein schüchterte ihn ein wenig ein. Man konnte geradezu spüren, wie er im Geiste den Konflikt zwischen seiner Loyalität zu Harry und seiner Angst vor Mia abwog. Schließlich seufzte er schwer und Phina wusste, dass Mia sich mal wieder durchgesetzt hatte. „Naja, Harry hat sie letztes Jahr gefragt, ob sie mit ihm auf den Weihnachtsball geht. Ich glaube er war ein wenig in sie verknallt.“

„War?“, lachte Mia laut heraus, „Ist! Der gute Harry ist ja vollkommen von den Socken! Ich meine, es ist verständlich, sie ist wirklich hübsch, vielleicht ein wenig dürr, aber hübsch.“ Phina verdrehte die Augen. Das war typisch Mia. Sobald ein anderes Mädchen auch nur das Potenzial hatte, hübscher als sie zu sein, fing sie an zu sticheln. Wie eine Hündin, die ihr Revier markierte.

Die anderen fingen an, darüber zu spekulieren, worüber Harry und Cho sich wohl unterhielten. Phina jedoch war tief in Gedanken versunken.

Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass die beiden nicht zueinander passten. Nicht ohne einen Schimmer unverhohlener, freundschaftlicher Neugier fragte sie sich, ob Harry wohl noch immer in die hübsche Asiatin verliebt war.


Harrys Herz drohte in seiner Brust zu zerspringen. Cho Chang war den ganzen Weg durch den Zug gekommen, nur um mit ihm zu reden. Wenn er es so bedachte, hatten die beiden seit... dem Vorfall im letzten Jahr kaum mehr ein richtiges Gespräch zustande gebracht. Er sah schüchtern auf seine Hände, bemerkte, dass sie zitterten und versteckte sie deshalb rasch in seinen Hosentaschen. „Was ist los?“, fragte er.

Ohne zu antworten blickte Cho den Flur hinunter. Er war menschenleer, auch wenn aus den Abteilen zu ihrer Rechten und ihrer Linken das fröhliche, sorglose Geplapper der Schüler tönte. Wenige Sekunden standen sie einfach nur da und sahen sich an, während der Zug gemächlich weiter ratterte und die Ländereien an ihnen vorbeizogen.

„Harry, ich wollte dir nur sagen, dass...“ Ihre Stimme erstarb und Harry sah, wie sich ihre dunklen Augen mit runden Tränen benetzten. Erst jetzt fielen Harry die tiefen, violetten Augenringe auf, die ihrer Schönheit dennoch keinen Abbruch taten. Wie oft hatte sie sich wohl wegen Cedrics Tod in den Ferien in den Schlaf geweint? War auch sie, wie Harry, von regelmäßigen Alpträumen und Ängsten heimgesucht worden?

Erst jetzt fielen Harry die Artikel im Tagespropheten wieder ein. Dank Dumbledores schnellem Eingreifen waren es nie große Titelseiten oder seitenlange Reportagen gewesen, doch immer wieder hatte die Zeitung kleine Meldungen gedruckt, in denen Vermutungen über Harrys Schuld an Cedric Diggorys Tod verlautet worden waren. Selbst kurz nach den Geschehnissen hatte Fudge noch an Harrys Krankenbett diese Anschuldigung vorgebracht, woraufhin Dumbledore und er miteinander gebrochen hatten. Ängstlich musterte er Cho. Ging es etwa darum? Glaubte sie, dass er, Harry, Cedrics Tod verursacht hatte, um das Trimagische Turnier zu gewinnen?

Als hätte sie seine Gedanken gelesen, platzte Cho dann auf einmal heraus: „Ich gebe dir nicht die Schuld an Cedrics Tod!“ Eine Ladung Tränen überrollte ihre rosigen Wangen, als wäre eine Riesenwelle losgelassen worden. Nach einigem Schniefen fasste sie sich jedoch und begann mit neu gewonnener Courage weiter zu reden. „Ganz im Gegenteil... Ich wollte dir danken, Harry. Du hast seinen... Körper zurückgebracht und das war das Letzte, was du für ihn hättest tun können.“

Schüchtern streckte sie ihre Hand aus, doch es dauerte eine Weile, bis Harry verstand, was sie damit bezweckte. Peinlich berührt holte er seine Rechte aus der Hosentasche und ergriff ihre Hand, die so viel weicher und kleiner war als seine eigene. Zwar verspürte er grenzenlose Erleichterung darüber, dass Cho ihn nicht beschuldigte, aber dann wiederum schüchterte ihn die ganze Situation mächtig ein.

Wie sollte er sich verhalten? Sollte er sie in den Arm nehmen? Sollte er ihre Hand streicheln? Der verstörende Drang, Cho zu küssen, packte ihn, doch Harry wisperte stattdessen: „Ich danke dir dafür.“ Er lief rosa an und Cho kicherte leise. „Cedric hatte Recht damit, ein kluges Mädchen wie dich als Freundin zu nehmen.“

Als hätten Harrys Worte sie mit neuer Kraft erfüllt, gewann Cho einen Teil ihrer sonstigen Souveränität zurück. Mit fester Stimme sagte sie: „Nein, ich danke dir.“ Dann beugte sie sich nach vorne und gab Harry einen kurzen, aber intensiven Kuss auf die rechte Wange. Als sie sich wieder zurücklehnte, streifte sie dabei für einen kurzen Moment seine Lippen.

Verblüfft riss Harry die Augen auf. Ihm wurde heiß und kalt zugleich und ein wohliges Kribbeln erfüllte seinen Bauch. Wie verrückt suchte er nach etwas verwegenem und selbstbewusstem, was er hätte Cho erwidern können, doch sie kam ihm zuvor.

„Wirklich, Harry. Du bist ein guter Freund.“

Obwohl sie flüsterte, fühlte Harry sich, als hätte Cho ihn angeschrien.

Anschließend zwinkerte sie ihm keck zu und eilte dann zurück zu ihrem Abteil. Verwirrt blickte Harry ihr nach. Ihre Haare wippten bei jedem Schritt und als sie dann die Tür zu ihrem Abteil öffnete, warf sie ihm noch einen kurzen Blick zu - und verschwand. In Harrys Kopf drehte sich alles, während er versuchte eine Ordnung in ihr Gespräch und einen Sinn hinter Chos Worte zu bringen. Sie gab ihm nicht die Schuld, das war schon einmal gut. Aber was sollte das, was sie am Ende gesagt hatte? Er sei ein guter Freund? Wollte sie ihm etwa bedeuten, dass Cedrics Tod die Möglichkeit, dass zwischen ihnen beiden etwas passieren würde, zunichte gemacht hatte? Aber warum hatte sie ihn dann geküsst?

Wie von allein wanderten seine Finger zu der Stelle, an der ihre Lippen seine Lippen gekreuzt hatten. Harry war noch nie zuvor von einem Mädchen geküsst worden. Natürlich hatten sowohl Hermine als auch Mrs Weasley ihm schon etliche Küsse auf die Wange gegeben, aber der von Cho war anders gewesen. In seiner Art viel intensiver und auch die Gefühle, die er in Harry ausgelöst hatte, waren damit nicht zu vergleichen. Sein Herz raste noch immer.

Cho. Was stellte sie da nur mit ihm an?

„Hey, Potter! Bist du zur Salzsäule erstarrt oder haben dich deine erbärmlichen Freunde vor die Tür gesetzt?“

Harry fuhr herum und sah direkt in das feixende Gesicht Draco Malfoys.


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