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Fanfiction

Alles was wir geben mussten - Ein Teil des Ganzen

von Jausti

Es war der erste September und Phina befand sich auf einem kleinen Parkplatz ganz in der Nähe des Bahnhofs King‘s Cross im Londoner Stadtbezirk Camden. Obwohl die Sonne wie in den letzten Tagen üblich mit moderater Intensität schien, lag etwas in der Luft, etwas, das nach Abenteuer und Veränderungen schmeckte. Gierig sog sie die klare Luft ein und schloss die Augen. Sie hatte das Gefühl, nun allem standhalten zu können. Sie waren ihrem Ziel so nahe.

Von der langen Fahrt ermüdet und eingerostet, streckte Phina die Arme gen Himmel. Plötzlich rammte jemand sie von hinten und schlang die Arme um ihren Bauch.

„Hey! W-was?“, stammelte Phina und taumelte zwei Schritte vorwärts. Kaum hatte sie sich umgedreht, entdeckte sie auch schon den dunklen Haarschopf von Mia. Auf ihren herzförmigen Mund hatte sich ein schon nahezu unverschämt breites Grinsen geschlichen und sie gestikulierte wild mit den Händen neben ihrem Gesicht. Besorgt schaute Phina hinter sich, um festzustellen, dass die anderen vollauf damit beschäftigt waren, die Koffer zu entladen.

„Wir. Sind. Die. Größten!“, quietschte Mia und ließ es sich nicht nehmen Phina ein weiteres Mal zu umarmen. Sie führte einen wilden Tanz auf. „Hättest du das je gedacht? Wir sind fast da, Phina, jetzt kann einfach nichts mehr schief gehen!“

Augenblicklich meldete sich Phinas Pessimismus. „Beschwör es nicht herauf!“, warnte sie ihre Freundin, „Ich glaube es erst, wenn ich mit beiden Füßen in Hogwarts stehe.“

Genervt verdrehte Mia die Augen und wandte sich ab. „Alte Schwarzseherin!“

„Hey, Mia und Phina, ihr drückt euch doch nicht etwa vor der Arbeit?“, rief nun Ron, der am Kofferraum des oxfordblauen Ford Escort stand und seelenruhig seinem Vater und Alba dabei zusah, wie sie einen Koffer nach dem anderen ausluden. Hermine und Harry näherten sich ihm mit mehreren Bahnhofstrolleys.

„Würden wir nie tun!“, entgegnete Mia frech, griff Phinas Hand und gemeinsam liefen die Mädchen zu den anderen, um beim Beladen zu helfen.

Es dauerte knapp zehn Minuten, bis alle Koffer sicher auf den Trolleys verstaut waren. Schon wieder traten Mrs Weasley nervöse Flecken ins Gesicht, als sie einen Blick auf ihre Uhr warf. „Los, beeilt euch!“, mahnte sie und lief mit zügigen Schritten voran.

Sie mussten für die Muggel eine wahrhaft seltsame Truppe abgeben, dachte Phina. Mit mehr Koffern, als sie tragen konnten, Mr Weasleys willkürlich zusammengewürfelten Kleidungsstücken sowie Alba und Mad-Eye im Schlepptau wirkten sie beinahe wie eine verunglückte Zirkustruppe. Während sie einmal um den Bahnhof herumliefen und dabei St. Pancras bestaunten, bewahrheitete sich diese Ahnung. Überall tuschelten und glotzten die Muggel. Einige zeigten sogar mit den Fingern auf sie.

Schließlich erreichten sie den Haupteingang. Phina, die in ihrer Vergangenheit nur selten außer Haus gekommen war und dementsprechend wenig gesehen hatte, schnappte vor lauter Bewunderung nach Luft. Das sandsteinfarbene Bahnhofsgebäude bestand aus zwei symmetrisch nebeneinander arrangierten Halbmonden aus Glasfenstern, in deren Mitte ein schmaler Vorbau die beiden trennte. Ganz oben thronte eine Uhr, deren Anblick Mrs Weasley den Schweiß auf die Stirn trieb. Von ihren lebhaften Rufen angetrieben, eilten sie unter einem altgrünen Baldachin durch, auf dem der Name des Bahnhofs in Großbuchstaben prangte, vorbei an Muggeln, die plauderten, rauchten und telefonierten.

Nachdem sie den Bahnhof betreten hatten, änderte sich die Atmosphäre schlagartig. Die nervöse Anspannung der Großstadt war einer rastlosen Anonymität gewichen, die immer wieder von einer mechanischen Frauenstimme unterbrochen wurde. Die Decke war mit rechteckigen Glasfenstern verziert, die natürliches Licht als Gegenpol zu den schreiend grellen Wandlampen spendeten und somit verhinderten, dass man sich vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten fühlte. Die Wände im Innern des Bahnhofs waren ebenfalls aus Sandstein, wobei fast jedes freie Fleckchen mit schrillen Werbeplakaten in allen vorstellbaren Signalfarben bedeckt war. Da Phina vor lauter Erstaunen stehen geblieben war, lief prompt ein Muggel in einem feinen schwarzen Anzug in sie hinein. „Pass doch auf!“, brummte er und lief weiter, ohne sie auch nur anzusehen oder zu fragen, ob sie in Ordnung sei.

„Hey, Phina, du musst aufhören zu träumen!“, rief Harry ihr zu und wartete, bis sie auf seine Höhe gelangte, „Mrs Weasley hat eben gesagt, dass wir nur noch zehn Minuten haben um den Zug zu erwischen. Wir sollten uns also wirklich beeilen!“

„Sind wir denn nicht gleich da? Wo ist denn das Gleis?“, fragte Phina immer noch zerstreut und blickte um sich. Ihre Fahrkarte war in den Tiefen ihrer Jacke verschwunden und sie war zu faul, sie jetzt hervorzukramen. Etwa hundert Meter weiter hatten die anderen sich um die aufgeregt winkende Mrs Weasley versammelt. Von Weitem konnte Phina erkennen, dass sie genau zwischen Gleis neun und Gleis zehn standen.

Harry warf ihr ein wissendes Grinsen zu. „Das wirst du gleich sehen.“

Kurz darauf erreichten sie die anderen. „Da seid ihr ja endlich!“, brummte Mrs Weasley, „Phina und Mia? Ich denke ihr solltet zuerst gehen, schließlich ist es ja euer erstes Mal. Bleibt einfach relativ vorn am Gleis stehen, wir kommen dann nach!“ Erwartungsvoll stemmte sie die Hände in die wuchtigen Hüften. „Na los, worauf wartet ihr?“

Vollkommen verwirrt sahen Mia und Phina sich an. An Mias ahnungsloser Miene konnte Phina erkennen, dass auch sie keinen blassen Schimmer hatte, was Mrs Weasley von ihnen erwartete. „W-wir wissen nicht, was wir tun sollen.“, stammelte Phina und wurde rot.

„Ach, Liebes, das habe ich ja ganz vergessen!“, stammelte Mrs Weasley, legte Phina liebevoll einen Arm um die Schulter und zog sie zu sich, sodass sie genau gegenüber einer brüchigen Absperrung aus Backstein standen, die sich in der Mitte zwischen Gleis neun und Gleis zehn befand. Während Mrs Weasley mit einem Finger auf die Absperrung deutete, begann sie zu erklären: „Dort ist euer Gleis. Gleis Neundreiviertel. Ihr müsst einfach nur ohne Vorbehalte auf die Wand zugehen, dann kommt ihr auf der anderen Seite wieder raus. Wenn ihr nervös seid, rennt lieber ein bisschen. Da ihr zum ersten Mal hier seid, fangen wir lieber gleich mit euch an!“

Sie klatschte in die Hände. Doch Phina sah sie nur vollkommen fassungslos an. Sollte das etwa ein Scherz sein? Sie sollte auf eine Wand zulaufen? Das einzige, was mit Sicherheit passieren würde, war, dass sie sich gehörig die Nase brechen würde. Hilflos sah sie sich zwischen all den vertrauten Gesichtern um sie herum um, aber keiner schien ihre Nöte auch nur zu bemerken. Schließlich sah sie mit zusammengezogenen Brauen zu Mia. Erleichterung durchströmte Phina, als sie sah, dass Mia ebenfalls zögerte. Doch als sie Phinas Blick registrierte, setzte sie ein selbstbewusstes Lächeln auf, umfasste Phinas Hand und fragte: „Können wir auch zusammen laufen?“

Ehe sie sich versahen, standen Phina und Mia nebeneinander etwa zehn Meter von der seltsamen Absperrung entfernt. Beide hielten die mit blauem Plastik überzogenen Griffe ihrer Trolleys so fest sie nur konnten. „Los, jetzt!“, drängelte Mrs Weasley, „Beeilt euch, wir sind ohnehin schon spät dran!“ Ihre Blicke trafen sich. Ohne auch nur einen Ton loszuwerden, zählte Mia lautlos von drei hinunter. In dem Moment, als ihre pfirsichfarbenen Lippen das O in „Los!“ formten, bewegten sich ihre Beine von ganz allein.

Ohne darüber auch nur nachzudenken, beherzigten beide Mrs Weasleys guten Rat und wurden immer schneller. Wir werden gegen die Wand rennen, dachte Phina wieder und wieder. Wir werden gegen die Wand rennen und alle werden merken, dass wir Lügnerinnen sind! Was, wenn nur die auf der Liste eingetragene Zauberer durch die Absperrung gelangen können? Erbarmungslos liefen ihre Beine, die einmal in Fahrt gekommen nur schwer wieder abzubremsen waren, immer weiter. Gleich kam der Aufprall, sie war nur noch wenige Zentimeter von den soliden Backsteinen entfernt und in ihrer Nase entbrannte ein stechendes Jucken, wahrscheinlich ein unheilvolles Vorzeichen des baldigen Schmerzes. Ihre Gedanken rasten wie ein Schnellzug und ihr Kopf war wie betäubt. Um sie herum verschwamm alles zu undefinierbaren Farbschlieren. Kurz bevor sie die Steine erreichten, kniff sie ängstlich die Augen zusammen. Alles wurde in Schwärze gehüllt.

Nichts.

Phina öffnete die Augen.

Egal, was auch immer sie erwartet hatte, das war es nicht gewesen. Direkt vor ihr stand eine scharlachrote Dampflok mit einer schwarzen Schnauze. Verglichen mit den Intercity Express Zügen, die noch in King‘s Cross eingefahren waren, wirkte sie zwar alt, schien dafür aber durchaus robuster und strapazierfähiger. Aus der mattsilbern glänzenden Dampfpfeife schoss gerade ein Schwaden des weißlichen Dunst und erzeugte ein dröhnendes Geräusch, welches Phina in den Ohren klingelte. Ganz vorne an der Lok prangte ein rotes Messingschild, über dem ein Phina nur allzu bekanntes Wappen angebracht war, geteilt in vier verschiedenfarbige Segmente, die von Weitem nicht erkennbar waren, und verkündete den Namen ihres Zuges: „Hogwarts Express.“

„Wow.“, hauchte Mia neben ihr. Erst jetzt fiel Phina wieder ein, dass sie ja gemeinsam gelaufen waren. Zusammen gingen sie ein paar Schritte weiter und blieben auf der Höhe des Führerstands der Lok stehen, wo sie weiter mit offenen Mündern und weit aufgerissenen Augen die Wunder um sie herum bestaunten.

Nachdem Phina schließlich ihren Blick von der Lokomotive hatte loseisen können, war ihr Blick in Richtung des Gleises gewandert. Zuerst fiel ihr ein weiteres, nun grün unterlegtes Messingschild mit der Aufschrift „Gleis Neundreiviertel“ auf, was ihr ein kaum merkliches Lächeln entlockte. Je mehr sie von den Geheimnissen rund um Hogwarts erfuhr, desto mehr begann sie sich wie ein Teil des Ganzen zu fühlen. Sie verstand nun auch, warum Harry sie nicht direkt eingeweiht hatte. Man musste es selbst erleben, um es zu glauben.

Der Bahnsteig war breiter als die, die sie noch in der Muggelwelt gesehen hatten. Außerdem waren die zuvor noch so vertrauten Sandsteinfassaden durch karminrote Backsteine ersetzt worden, die der ganzen Szenerie einen Hauch von Rückständigkeit im Gegensatz zu der Moderne von King‘s Cross verlieh. Dennoch war davon nicht allzu viel zu sehen, da der gesamte Bahnsteig mit Hunderten von Zauberern in allen Altersklassen vollgestopft war, die dabei waren in den Zug zu steigen, hektisch ihre Koffer nach vergessenen Büchern durchforsteten, sich tränenreich von ihren zahlreichen Verwandten verabschiedeten oder in Kleingruppen zusammen standen und bereits den ersten Schabernack trieben. Noch waren alle diese Gesichter für Phina unbekannt, doch der Gedanke, dass sie in einem Jahr schon würde fast jedem einen Namen zuordnen können, erheiterte sie ungemein. Das Zeitalter des Eingesperrtseins hatte ein Ende.

Mit einem Mal fühlte sie sich großartig. Der Anblick der ganzen Hexen und Zauberer auf dem Bahnsteig hatte Phinas anfänglichen Pessimismus wie eine Rauchwolke verpuffen lassen. Das Gelächter und Stimmengewirr, welches die Luft erfüllte, stimmte sie glücklich. Was sollte ihnen jetzt noch passieren? Sie waren nur noch eine Zugfahrt von Hogwarts entfernt. Ihre Reise durch die Ländereien um Ottery St. Catchpole schien ihr eine halbe Ewigkeit zurückzuliegen. Mit Draco und seinen schwarzmagischen Artefakten würden sie schon fertig werden. Schließlich hatten sie Mias seltsamen Haken.

Auf einmal schlang sich Mias Hand um ihr Handgelenk und an der ungewohnten Heftigkeit der Bewegung erkannte Phina sofort, dass etwas nicht stimmte. Ein Blick in Mias Gesicht bestätigte diese Ahnung. Ihre Lippen waren fest aufeinander gepresst, auf ihrer Stirn pulsierte eine winzige Ader und vor Anspannung stellten sich ihre Haare auf, als wären sie elektrisiert worden. Der Blick ihrer dunklen Augen fixierte irgendetwas in der Menge.

„Was ist los?“, wisperte Phina, während sie versuchte zu erspähen, was Mia gesehen hatte. Ihr Körper fühlte sich an, als hätte man ihre Glieder mit eiskaltem Wasser gefüllt.

„Da.“, sagte Mia nur und deutete mit dem Finger in die Menge.

Phina erstarrte. Kaum drei Meter von ihnen weg standen Grace Zabini und Lucius Malfoy. Wie immer mit einem äußerst hochnäsigen Ausdruck in den eisgrauen Augen stützte Lucius Malfoy sich auf seinen Gehstock, an dessen oberen Ende ein polierter Totenschädel als Knauf diente. Seine Frau Narzissa, die wie immer atemberaubend aussah mit ihrem weißblonden Haar und der porzellangleichen Haut, stand etwas abseits neben ihm, den Blick gen Boden gerichtet. Er unterhielt sich gerade mit einer hochgewachsenen, auf exotische Weise anziehenden Frau, deren dunkle Haut in der Sonne glänzte. Zunächst dachte Phina, dass die Kinder bereits in den Zug eingestiegen waren, doch dann entdeckte sie sie ein wenig hinter den anderen.

Es war ohnehin schon seltsam gewesen, Lucius und Narzissa zu sehen, selbst aus dieser Entfernung, doch Draco innerhalb so kurzer Zeit ein zweites Mal zu Gesicht bekommen, raubte Phina fast den Verstand. In seinem nagelneuen Umhang aus feinster Seide wirkte er noch erhabener als sonst, obwohl unter seinen Augen tiefe Ringe lagen. Sein ansonsten so blasierter Gesichtsausdruck war einer wohlwollenden Maske gewichen, wohl weil er sich gerade mit Blaise Zabini unterhielt. Phina hatte ihn lange nicht mehr gesehen und er schien einen ordentlich Schub in die Höhe gemacht zu haben. Allerdings trug er immer noch das gleiche schelmische Blitzen in den dunklen Augen.

Im Nachhinein hatte Phina sich gefragt, warum der Anblick dieser Menschen sie dermaßen paralysiert hatte und warum sie nicht einfach Mia gepackt und weggezogen hatte. Aber sie hatte es nicht gekonnt, weshalb Lucius rasch ihre stierenden Blicke bemerkte und mit einem bösartigen Grinsen auf den schlangenartigen Lippen die anderen auf sie aufmerksam machte. Dracos Blick durchbohrte Phina, die daraufhin am ganzen Körper eine Gänsehaut bekam. Auch Narzissas Augen ruhten auf ihr und Phina fühlte sich, als wäre sie einem Platzregen aus Erinnerungen ausgesetzt. Mia neben ihr war wie zu einer Salzsäule erstarrt. Lucius machte einen Schritt auf sie zu.

„Na, hat es eure Erwartungen übertroffen?“

Sowohl Phina als auch Mia machten vor Schreck einen Satz in die Luft. Ohne dass sie es bemerkt hatten, waren auch die anderen Mitglieder ihrer Gruppe auf dem Gleis eingetroffen. Harry, Ron und Hermine hatten sich genau in den Weg zwischen ihnen und den Malfoys gestellt. Phinas angespannte Glieder erschlafften und neben ihr atmete Mia erleichtert aus. Zum ersten Mal lernte sie Harrys Begleitschutz zu schätzen, denn Alba und Mad-Eye standen in ihrer unmittelbaren Nähe und beobachteten die Umgebung. Lucius würde es nicht wagen, sie auch nur anzufassen, wenn sie dabei waren. Als Phina erneut zu ihnen schaute, waren sie in der Menge verschwunden, als wären sie nie da gewesen.

„K-klar“, stammelte Mia und strich ihr Haar glatt, „Wo sind denn all die anderen?“

„Fred und George sind direkt zu Lee Jordan, um ihm zu zeigen, was sie über die Ferien entwickelt haben.“, erklärte Ron ohne darauf zu achten, dass weder Phina noch Mia wussten, wer Lee Jordan eigentlich war, „Ginny ist einfach verschwunden. Schaut mal, da kommen Mum und Dad!“

Mr und Mrs Weasley kamen beide herbeigeeilt, wobei sich rote Flecken auf Mrs Weasleys Wangen bemerkbar machten. „Wo ist denn Ginny?“, fragte sie hektisch und warf den Kopf nach allen Seiten. In Anbetracht des Geleitschutzes, den wir hier haben, ist es kein Wunder, dass sie sich Sorgen macht, dachte Phina, während sie Mad-Eye und Alba betrachtete, die sich auffällig ruhig im Hintergrund hielten.

„Hier bin ich!“, erklang da eine krächzende Stimme und alle drehten sich um. Dort stand Ginny mit ihrem Koffer in der Hand, das rote Haar vollends zerzaust und ein wilder Ausdruck auf ihrem Gesicht. Obwohl alle sie anstarrten, behielt Ginny die Ruhe und ordnete rasch ihr Haar. „Steigen wir jetzt endlich ein?“, fragte sie ungeduldig.

Phina entging nicht der bohrende Blick, den Harry Ginny zuwarf, und sie fragte sich, ob er wusste, wo sie gewesen war. Bevor sie jedoch weiter darüber nachdenken konnte, rief Mrs Weasley: „Los, Kinder, verabschieden wir uns! Die Zeit rennt!“ und klatschte in die Hände.

Während Ron, Ginny, Harry und Hermine sich von Mr und Mrs Weasley, Alba, Percy und Mad-Eye verabschiedeten, hielten Mia und Phina sich absichtlich im Hintergrund. Nachdem alle anderen sich tränenreich verabschiedet hatten und Ginny ihrer Mutter mehrmals versprochen hatte, ihr mehr Briefe als im vorherigen Jahr zu schicken, wandten sie sich den beiden Neuzugängen zu.

„So ihr zwei, das war es dann wohl!“, sagte Mr Weasley und man konnte ihm ansehen, dass die Situation ihn zu überfordern schien, „Ich hoffe, ihr hört bald von euren Eltern und euch gefällt Hogwarts.“ Zaghaft umarmte er die beiden Mädchen. Phina musste daran denken, dass Mr Weasley die erste Person gewesen war, die sie auf ihrer Reise mit Freundlichkeit empfangen hatte, auch wenn sein plötzliches Apparieren sie damals ziemlich erschrocken hatte. „Danke für alles, Mr Weasley!“, murmelte sie.

„Nun kommt schon her!“, rief daraufhin Mrs Weasley und schloss die beiden in ihre Arme, wobei sie gegen ihre mächtige Brust gedrückt wurden, „Ihr seid natürlich jederzeit wieder bei uns im Fuchsbau willkommen! Es war eine Freude zwei so wohlerzogene junge Damen bei uns aufzunehmen.“

Ein weiteres Mal bedankten die beiden sich und dann betraten sie - endlich - den Hogwarts Express, um sich auf den Weg in ihre Zukunft zu machen. Als Phina beim Einsteigen einen letzten Blick auf den Bahnsteig warf, hatte sie das beständige Gefühl, dass nun alles anders werden würde.



Schleichende Vorfreude begann Harrys Eingeweide anzufüllen wie der Sommerregen es mit dem Rinnstein tut. Auch wenn Harry die Ferien im Fuchsbau mit allen Zügen genossen hatte, sein wahres Zuhause war immer noch Hogwarts. Während er hinter Ginny durch den engen Mittelgang des Hogwarts Express hinterherlief, dachte er an Gespräche auf den Ländereien, Schneeballschlachten im Winter und gemütliche Abende vor dem Kamin im Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Sein Magen zog sich zusammen und ihm wurde schmerzlich bewusst, wie sehr er Hogwarts eigentlich vermisst hatte.

Allerdings bedeutete der Schulbeginn auch, dass Harry nun schon seit mehr als einem Monat nichts mehr von Sirius gehört hatte. Weder Remus noch Mad-Eye hatten ihm irgendetwas über Sirius‘ Verbleib sagen können und die Sorge nagte an ihm wie ein besonders hartnäckiges Insekt. Dann wiederum würde Harry die Chance erlangen, Dumbledore zu sehen und vielleicht konnte er ja sogar mit ihm über Sirius reden. Und über die Geliebte des dunklen Lords und seinen seltsamen Brief. Harry hatte keine weitere Nachricht von Dumbledore auf seine Antwort erhalten. Er fragte sich, ob der Schulleiter einfach nur zu viel damit zu tun hatte, die alten Kämpfer zusammenzutrommeln oder ob er Harrys unterschwellige Fragen bemerkt hatte und nicht zu beantworten gedachte. Es war zum Kopfzerbrechen.

Mit einem Mal prallte Harry in Ginny, die abrupt vor ihm stehen geblieben war.

„W-was?“, stammelte er und fiel geradewegs Hermine in die Arme, die direkt hinter ihm gewesen war. „Alles in Ordnung, Harry?“, fragte Hermine fürsorglich und halb ihm auf. „Ja“, murmelte er, „Ginny, warum bleibst du stehen?“

Der Rotschopf, welcher zuvor noch immer mit dem Blick nach vorne und den Armen in die Hüften gestemmt - so wie es ihre Mutter manchmal tat, wenn Fred und George etwas ausgefressen hatten - dagestanden hatte, wirbelte herum und fixierte Harry mit funkelnden Augen. „Tut mir Leid, Harry!“, sagte sie, obwohl es kaum danach aussah. Ihre Wangen hatten eine zarte rötliche Färbung angenommen und ihre Stimme zitterte ein wenig. Dann deutete sie auf das Abteil zu ihrer Linken. „Ich setzte mich zu den anderen hier. Wartet nicht auf mich.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, war Ginny auch schon in das Abteil geschlüpft.

Hermine und Harry warfen sich vielsagende Blicke zu und liefen schnurstracks zu dem Abteil. Durch das gläserne Fenster an der Tür konnten sie erkennen, dass das Abteil keineswegs leer war. Doch nicht wie erwartet saßen dort drin die Viertklässler aus Ginnys Jahrgang, sondern altbekannte Gesichter aus ihrem eigenen Jahr.

Dean Thomas ruhig wie immer dort sitzen zu sehen überraschte Harry nicht wirklich. Lebhaft konnte er sich noch immer an die Episode in der Winkelgasse erinnern, als er Ginny plötzlich mit ihm knutschend erwischt hatte. Auch heute war sie am Bahnsteig auf einmal verschwunden gewesen und Harry konnte sich denken, bei wem sie gewesen war. Wie immer, wenn er über die beiden nachdachte, schlich sich der unangenehme Gedanke an Ron in Harrys Kopf. Sein bester Freund würde es ihm definitiv krumm nehmen, wenn Harry ihm nichts von Ginnys und Deans heimlicher Liaison erzählte. Trotzdem... Zu wissen, wie Ron reagieren würde, wenn er wüsste, dass die beiden nicht nur Kontakt hatten, sondern auch noch in aller Öffentlichkeit knutschten, würde Ron in Raserei versetzen.

Neben Dean erkannte Harry Seamus Finnigan, was ihn ebenfalls nicht verwunderte, da die beiden die besten Freunde seit ihrer Einschulung in Hogwarts waren. Aber als er auf die gegenüberliegenden Plätze schaute, die, die gerade Platz machen mussten, während Ginny ihren Koffer in der Gepäckablage verstaute, bildete sich eine tiefe Falte auf Harrys Stirn.

Lavender Brown? Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Parvati Patil warf sie Ginny entnervte Blicke zu. Seit wann hingen Dean und Seamus denn mit den beiden größten Klatschtanten ihrer Schule rum? Und warum setzte Ginny sich zu denen? Seit Lavender Brown in der dritten Klasse eine Vorliebe für die Wahrsagerei ihrer Lehrerin Professor Trelawney entwickelt hatte, deren liebste Vorhersage es zu sein schien, dass Harry bald eines grausigen Todes sterben würde, konnte Harry sie weder für voll nehmen, noch wirklich sympathisch finden. Außerdem wusste er von Hermine, dass Lavender und Parvati sich gerne über sein zerzaustes Haar lustig machten.

„Was will Ginny denn mit denen?“, fragte Hermine entgeistert.

Mittlerweile waren auch die anderen zu ihnen gestoßen. Ron drängte sich unsanft zwischen Harry und Hermine und starrte durch das Fenster in das Abteil, wobei sein Atem matte Flecken auf der Scheibe hinterließ. Er runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Mit einem ängstlichen Blick musterte Harry ihn von der Seite. Er hätte zu gerne gewusst, was Ron gerade dachte.

„Wollt ihr hier Wurzeln schlagen?“, fragte in diesem Moment Mia und Harry hätte ihr nicht dankbarer sein können für ihre vorlaute Art, „Wir stehen uns hier die Beine in den Bauch, während ihr das Abteil da ausspioniert.“

Wie auf frischer Tat erwischte Triebtäter sprangen die drei Freunde sogleich von dem Fenster weg. Ron fuhr sich durch das Haar und konnte sich beim Antworten ein Grinsen nicht verkneifen: „Wenn das so ist, sollten wir doch wirklich weitergehen.“

Es war ein glücklicher Zufall, dass das einzige leere Abteil das letzte Abteil des Zuges war, - genau das Abteil, in dem Harry damals Ron und Hermine kennen gelernt hatte. Während sie ihre Koffer verstauten und es sich auf den ledernen Polstern bequem machten, erzählte Harry Mia und Phina davon.

„...und Hermine kam rein und fragte: ,Hat jemand eine Kröte gesehen? Ein Junge namens Neville hat sie nämlich verloren‘!“, ahmte er Hermines damalige piepsige und ein wenig hochnäsige Stimmlage nach und wackelte provokativ mit den Schultern. Phina und Mia brachen in Gelächter aus und Hermine schlug Harry spielerisch auf die Schulter, obwohl sie selbst lachen musste. „Du bist unmöglich...“, murmelte sie.

„Redet ihr von unserer ersten Zugfahrt nach Hogwarts? Mann, war ich damals aufgeregt!“ Neville war auf der Türschwelle erschienen. Über die Ferien war er dermaßen in die Höhe geschossen, dass seine Hände lässig auf dem oberen Türrand ruhten. Dennoch konnte seine neu gewonnene Größe nicht seine offensichtliche Ungeschicklichkeit kompensieren, denn beim Betreten des Abteils strauchelte er leicht und fiel fast hin. Harry bildete sich ein, in seinem Blick einen Hauch von Nervosität zu erkennen. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

Der Artikel im Tagespropheten.

Neville musste auch davon gehört haben, dass zahlreiche gefährliche Gefangene aus Askaban entflohen war, darunter eben auch Bellatrix Black, die Peinigerin seiner Eltern. Wie musste es wohl sein über das grausame Schicksal seiner eigenen Eltern in der Zeitung lesen zu müssen? Es musste Neville schrecklich verletzt haben.

„Kann ich mich zu euch setzen?“, fragte er nun.

„Klar!“, antwortete Ron sofort und half Neville ebenfalls beim Verstauen seiner Koffer. Dabei stellte Harry ihm gleich Phina und Mia als neue Schülerinnen ihres Jahrgangs in Hogwarts vor. Kurz darauf saßen sie alle auf ihren Plätzen und eine unangenehme Stille entstand, in der jeder Neville immer wieder klammheimliche Blicke zuwarf.

Irgendwann seufzte er schwer und stützte die Ellbogen resigniert auf seine Knie. „Ich brauche also nicht zu hoffen, dass ihr es nicht gelesen habt.“, begann er trocken und rieb sich die rot umränderten Augen, „Ich glaube, es gibt nichts, was ich dem, was im Tagespropheten stand, hinzuzufügen habe. “ Er atmete tief ein, den Blick konsequent gen Decke gerichtet. „Ich, ich wollte meine Familie schützen. In Hogwarts... Die Slytherins, insbesondere Malfoy, haben keinen Respekt vor der Familie. Als ich gesehen habe, wie oft er Harry mit dem Tod seiner Eltern quält, habe ich mir vorgenommen, niemandem etwas vom Zustand meiner Eltern zu erzählen. Ich wollte nicht, dass jemand ihr Andenken durch ekelhafte Sprüche in den Dreck zieht.“ Seine Hände zitterten, als er ihnen endlich in die Augen blickte.

„Oh, Neville!“, hauchte Hermine und fiel ihm um den Hals, „Es tut uns ja so Leid für dich! Wir können natürlich verstehen, dass du die Würde deiner Eltern retten wolltest.“ Neville lief rot an. Dann sah er zu Mia und Phina. „Sorry, dass ihr diese Gefühlsduselei hier ertragen müsst.“ Seiner Kehle entrang ein ersticktes Lachen.

Phina und Mia jedoch wirkten nicht, als würde es ihnen etwas ausmachen. Im Gegenteil, Harry hatte das Gefühl, dass Phina stocksteif dasaß und sich mehr um ein Lächeln bemühte, als tatsächlich zu lächeln. Und Mia war kreidebleich geworden. Nachdenklich zog Harry die Stirn kraus. Warum reagierten die beiden so komisch? Sie hatten schließlich schon im Fuchsbau von Nevilles Schicksal erfahren und sie kannten ihn doch gar nicht, warum sollte es ihnen also nahe gehen? Vielleicht, überlegte Harry, waren sie einfach nur äußerst sensibel. Bei der ruhigen und gedankenverlorenen Phina war es nicht schwer sich das vorzustellen. Aber Mia? Irgendwie war sie zu taff, um sich von so etwas umhauen zu lassen.

„Kein Problem...“, krächzte Phina, wobei sie unablässig eine rote Haarsträhne um den Finger drehte, „Es tut mir sehr Leid, was dir passiert ist.“

„Mir auch.“, hauchte Mia kaum hörbar. Neville fixierte sie mit seinem Blick.

„Danke.“ Für den Bruchteil einer Sekunde schien es, als wolle er Mia eine Frage stellen, doch dann besann er sich und wandte sich ihnen allen zu. Als er nun sprach, erschien er Harry nicht länger als der nervöse und tollpatschige Junge, der mit seiner Vergesslichkeit gerne mal Gelächter auslöste, sondern wie jemand anderes, ernsteres.

„Ich gehe davon aus, dass ihr den Rest des Artikels auch gelesen habt. Vielleicht wisst ihr, dass meine Eltern nicht mehr wissen, wer ich bin, und sich wahrscheinlich niemals daran erinnern werden. Als mir das bewusst wurde, habe ich mir etwas geschworen. Ich habe mir geschworen, dass Bellatrix Black dafür büßen muss. Ich werde sie umbringen und wenn es das Letzte ist, was ich tue! Aus diesem Grund werde ich hart an mir arbeiten und zu einem Zauberer werden, der dem Vermächtnis meiner Eltern würdig ist. Bis ihr ihr schließlich gegenüber treten kann.“

Keiner sagte ein Wort. Nevilles feuchte Augen funkelten voller Stolz und Entschlossenheit, sodass Harry nicht umhin konnte, ihn für seinen Mut zu bewundern. Ja, Neville war zurecht ins Hause Gryffindor gekommen, selbst wenn manche es bezweifeln mochten. Von einer Welle der Solidarität erfasst, griff Harry nach Nevilles Hand, die er zu einer Faust geballt hatte, und drückte sie.

Als ihre Blicke sich trafen, sagte er: „Ich werde alles tun, um dir dabei zu helfen.“


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