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Fanfiction

Alles was wir geben mussten - Götter und Geheimnisse

von Jausti

Langsam neigte sich der Tag dem Ende zu. Die schwüle Hitze des Mittags war einer angenehmen Kühle gewichen und die Sonne stand tief im Westen. Als hätte jemand ihn einfach so mit einem dicken Pinsel übermalt, strahlte der Himmel nunmehr schieferblau. Vereinzelt waren blinkende Lichter von besonders hellen Sternen zu sehen und der Mond hing wie eine transparente Kugel im Himmelsgewölbe.

Mit der Abenddämmerung war auch der Rückzug der einkaufenden Massen in der Winkelgasse einher gegangen. Nur noch wenige Menschen schlenderten, oft Hand in Hand, mit langsamen Schritten die Gassen entlang. Kaum einer betrat noch die Läden, denn die Einkäufe waren erledigt und nun wurde nur noch gebummelt. Fliegende Händler am Wegesrand hatten damit begonnen, ihre Waren einzupacken und sich mit ihren Wägen auf zu ihrem Quartier für die Nacht zu machen. Manche Ladenbesitzer schlossen mit erleichterten Gesichtern ihre Läden zu und freuten sich auf einen ruhigen Abend mit ihren Familien. Die unangenehme Hektik des Tages war einer friedlichen Idylle gewichen.

Lediglich Phina konnte sich von der abendlichen Ruhe nicht einlullen lassen. Noch immer saß sie mit Harry, Ron und Hermine bei Florean Fortescues. Mittlerweile war ihre Gruppe allerdings bedeutend größer geworden. Mrs Weasley, Ginny und Percy waren zuerst zu ihnen gestoßen. Mrs Weasley und Percy hatten ganz rote Gesichter, da Ginny zwischendurch während ihrer Einkäufe heimlich ausgebüxt war. Da das Mädchen nicht hatte verraten wollen, wo sie gewesen war, herrschte nun eisige Funkstille zwischen ihr und ihrer Mutter. Kurz danach kamen Mad-Eye, Alba und die korpulente Aurorin Jenny Packhum mit einem wie immer beschwingten Florean Fortescue aus dem Hinterzimmer und gesellten sich zu ihnen. Ihre geheimen Gespräche waren anscheinend abgeschlossen. Zuletzt waren Fred und George mit einem sehr verlegen dreinschauenden Auroren herbei gekommen.

Aber von Mia keine Spur. Innerliche Unruhe erfüllte Phina mit so viel Angst und Nervosität, dass es sogar den anderen aufgefallen war. Sie wippte unaufhörlich mit den Füßen und drehte eine Haarsträhne nach der anderen um den Finger. Der Anblick der leeren Eisbecher erfüllte sie mit noch mehr Zittern, denn er symbolisierte, dass sie eigentlich bereit zum Aufbruch waren. Natürlich hatten Harry und sie den anderen bereits mehrmals erklärt, wie sie Mia verloren hatten, und die beiden Auroren aus der Magischen Menagerie hatten sich auf die Suche nach ihr begeben, aber woher sollte auch irgendjemand wissen, dass Mias Weg direkt in die ominöse Nokturngasse führte?

Ein oder zweimal hatte sie schon erwogen, den anderen diese Information preiszugeben, aber dann hatte sie sich doch nicht getraut. Wenn Misstrauen einmal gesät war, war es schwer dessen Wachstum zu verhindern. Aber was wenn Mia verletzt war? Schließlich hatte Phina selbst Malfoy und seine Mutter getroffen, was war wenn Mia ihnen auch über den Weg gelaufen war? Oder jemand anderem? Insgeheim verfluchte sie sich dafür, Mia diese Schnapsidee nicht ausgeredet zu haben. Dabei wusste Phina doch ganz genau, dass ihr Leichtsinn und ihre Waghalsigkeit ihre größten Schwächen waren! Aus Versehen riss sie sich vor lauter Grübelei einen ganzen Haarbüschel aus.

„Hey, Phina, mach dir keine Sorgen!“, sagte plötzlich Harry und legte ihr eine Hand aufs Knie, „Die Auroren werden Mia schon finden. Wir gehen nicht ohne sie.“

Phina nickte jämmerlich und hatte das Gefühl, dass Mad-Eye und Percy da aber ganz anderer Meinung waren, da die beiden sich schon seit einiger Zeit beschwerten, dass sie in ihrem Zeitplan hinterher hingen. Während die anderen sich weiter über die Neuigkeiten aus der Winkelgasse und den nahenden Schulbeginn unterhielten, konnte Phina nicht still halten. Immer wieder schaute sie sich um, ob sie nicht doch vielleicht irgendwo Mias dunkelbraunen, üppigen Haarschopf entdeckte. Nichts. Was sollte sie nur tun, wenn Mia nicht mehr auftauchte? Phina wurde bei dem Gedanken ganz schlecht. Mia war ihr Antrieb, ihr Motor, ohne sie war sie nur eine leere Hülle.

Ihre Gedanken wanderten zurück zum letzten Sommer und zu einem sentimentalen Moment, den die beiden erlebt hatten. Eine Waldlichtung. Sanftes Licht in den Spitzen der Nadelbäume, die sich im Spätsommerwind wogen. Ein bedeutungsvolles Prickeln in der Luft. Zwei Messer und rote Tropfen. Phina kniff die Augen zusammen, um die Bilder zu vertreiben. Der Gedanke daran machte sie nur noch trauriger, als sie eh schon war. Ein schmerzerfülltes Seufzen entrang ihr gegen ihren Willen.

„Hey, geht‘s dir gut?“, fragte Harry. Man konnte ihm an der Nasenspitze ansehen, dass seine Fürsorge ehrlich war. Phina konnte gar nicht erklären, wie dankbar sie ihm für seine Freundlichkeit war. Hermines eisiges Verhalten war für Phina schwer zu ertragen, doch Harry munterte sie immer wieder auf. Ohne Mia fühlte sie sich ganz auf sich allein gestellt und konnte jeden guten Zuspruch gebrauchen. „Du siehst nicht gut aus. Ist es wegen Mia? Ich hab dir doch gesagt, dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst. Wir finden sie, das verspreche ich dir.“ Mit einem Seitenblick auf Ron und Ginny, die neben ihm saßen und sich gegenseitig neckten, fügte er hinzu: „Ich habe selten so gute Freunde wie euch getroffen. Es ist, als würdet ihr immer aufeinander aufpassen. Wie Geschwister.“

Als Harry dies zu ihr sagte, befand sie sich im Geiste wieder auf der Lichtung. Sie lächelte geheimnisvoll und antwortete leise: „Wir haben uns etwas geschworen und das halten wir.“ Ohne eine weitere Erklärung murmelte sie: „Danke, Harry...“

Harrys Miene wurde nachdenklich und er wollte fragen: „Was für ein Schwu...?“ Doch mitten im Satz wurde er von Albas feucht-klebriger Stimme unterbrochen: „Na, seht mal wer da ist!“ Phina fuhr blitzschnell herum und sah - Mia, die, flankiert von den beiden Auroren, direkt auf sie zugelaufen kam. Selbst von weitem sah sie ziemlich übel zugerichtet aus. Ein eiskalter Schauer fuhr Phina über den Rücken. Mias Haar war zerzaust und ihr Gesicht starrte vor Schmutz. An ihrer Wange hatte sie einen langen, rot glänzenden Kratzer und ihre Klamotten waren über und über mit Staub und undefinierbaren Flecken bedeckt. Ehe Phina jedoch weiter gucken konnte, war sie aufgesprungen und lief Mia geradewegs in die Arme. Die beiden Auroren nahmen taktvollen Abstand, während die Mädchen sich umarmten.

„Mia, dir geht es gut!“, rief sie glücklich und drückte ihre beste Freundin ganz fest, „Was ist nur passiert?“ Mia erwiderte ihre Umarmung nicht minder kräftig und antwortete mit leiser Stimme: „Nokturngasse. Habe Lucius und Grace getroffen. Lange Geschichte. Später!“ Das letzte Wort zischte sie, denn gerade als Phina weiter fragen wollte, kamen auch schon die anderen um Mia zu begrüßen und sie zu fragen, wo zur Hölle sie gewesen war. Phinas Gedanken jedoch schwirrten darum, was Mia gesagt hatte. Lucius und Grace. Eigentlich hätte Mia tot sein müssen.

Nachdem alle sich wieder gesetzt hatten, begann Mia damit, eine ihrer wohl beeindruckendsten Lügen zu erzählen. Trotz ihrer zittrigen Beine und dem noch immer klopfenden Herzen schaffte sie es tatsächlich selbst den misstrauischen Mad-Eye zu überzeugen. Es ging um einen verhüllten Zauberer, der sie während Phinas Unfall in der Magischen Menagerie aus dem Laden gezerrt hatten, weil er ihr besondere Dienste verkaufen wollte. Nachdem sie angeblich vor ihm geflohen war, hatte sie sich verlaufen, noch einige Abenteuer in den Gassen erlebt, bis sie schließlich nahe beim Eingang der Nokturngasse von den Auroren aufgelesen worden war. Bei dem letzten Teil ihrer Geschichte runzelte Hermine mehrmals die Stirn.

„Na, da kannst du ja froh sein, dass du nicht in der Nokturngasse gelandet bist!“, konstatierte Harry und gab seine eigene Geschichte zum Besten.

Mia bekam ihre Bücher und schließlich waren alle satt, müde und zufrieden. Als Ginny zweimal hintereinander aus vollem Hals gähnte, beschloss Mrs Weasley, dass es Zeit für sie war, aufzubrechen. Wie auch bei der Hinreise würden sie mit Flohpulver über den Kamin des Tropfenden Kessels zurück zum Fuchsbau gelangen. Keiner der Anwesenden protestierte und mit müden Gliedern und schläfrigen Gesichtern verabschiedeten sie sich bei Florean Fortescue.

Nachdem sie sich alle aufgerafft hatten, ging Phina schnurstracks zu Mia und hakte sich bei ihr unter. „Du läufst mir nicht mehr weg!“, sagte sie ohne Mia anzuschauen und fasste sie ganz fest. Sie hatte geglaubt, etwas verloren zu haben und dass hatte ihr ins Gedächtnis gerufen, wie wichtig es für sie war.


Harry war vollkommen ausgelaugt und konnte es kaum erwarten, dass dieser Tag ein Ende nahm. Zwar hatte er sich lange darauf gefreut, nach Wochen mal wieder dem Fuchsbau zu entkommen, doch war so ein Tag in der Winkelgasse anstrengender, als man vermuten würde. Wären die Dursleys jemals mit ihm an Dudleys Geburtstag in den Freizeitpark gefahren, so würde er es vielleicht damit vergleichen. Jetzt war er aber einfach nur froh, dass auch Mia endlich aufgetaucht war und sie sich nun alle allmählich auf den Weg zurück machten.

Phina und Mia waren ein wenig zurückgefallen. Harry ging davon aus, dass die beiden erstmal eine Menge zu reden hatten, weshalb er sich an Hermine und Ron hing. Wie üblich waren die beiden in eine hitzige Diskussion vertieft. Woher nahmen sie nur immer diese stählerne Ausdauer für ihre Streitereien?

„...erheblicher Mangel an Glaubwürdigkeit!“, fauchte gerade Hermine mit hochrotem Kopf. Sie achtete nicht einmal mehr darauf, ihre Stimme leise zu halten, so erbost war sie. Wütende Blitze stoben aus ihren Augen und schienen Ron zu verschmoren. „Du willst doch gar nicht an ihnen zweifeln! Wahrscheinlich, weil Mia sich die ganze Zeit so an dich ranschmeißt. Deiner Schwester verbietest du einen Freund, dabei bist du selbst nicht besser, Ronald!“

Als Harry sich näherte, stellte er fest, dass das hier mehr war, als ein gewöhnlicher Streit. Es ging nicht um die üblichen Diskrepanzen zwischen den beiden, die sich normalerweise um Viktor Krum, Fleur Delacour oder schulische Belange drehten. Er nahm an, dass Hermine Mias Geschichte, warum sie so spät aufgetaucht und einfach so verschwunden war, nicht geglaubt hatte und nun erneut versuchte, Ron davon zu überzeugen, dass Phina und Mia etwas mit Harrys Vision der Geliebten des dunklen Lords zu hatten. Gab Hermine denn nie auf? Wenn sie sich nur ein wenig Mühe geben würde, die beiden anständig kennenzulernen, dann bräuchten sie diese ständigen Diskussionen eigentlich gar nicht zu führen. Außerdem war es nicht Harry gewesen, der die Geliebte des dunklen Lords gesehen hatte?

„Ach, sie ist diejenige, die sich ranschmeißt? Hermine, soll ich dich etwa tatsächlich daran erinnern, worüber wir vorhin geredet haben, bevor Harry gekommen ist? Daran, dass du ihn...?“

„Worüber habt ihr geredet? Was ist mit mir?“, fragte Harry ein wenig eingeschnappt, „Verheimlicht ihr mir etwas?“

Als hätte man sie bei einer kompromittierenden Tat erwischt, zuckten die beiden beim Klang von Harrys Stimme zusammen. Als sie sich erschrocken zu ihm umdrehten, wurde Harry klar, dass irgendetwas im Busch war. Hermines Gesicht war krebsrot und sie kniff die Lippen so fest zusammen, als würde sie ansonsten anfangen zu weinen. Bei jedem Atemzug zitterten ihre Schultern verdächtig. Bei Ron hingegen schien sich die Wut Bahn zu brechen, denn erst warf er dem völlig verdutzen Harry, dann Hermine einen zornigen Blick zu. Seine Wangenknochen traten hervor, als würde er etwas sagen wollen ohne zu wissen wie.

„Vielleicht erzählen wir es einfach, was meinst du Hermine?“, fragte er zwischen zusammengebissenen Zähnen, als würde er fürchten, dass all sein Ärger ohne sie einfach so herausgelassen würde. „Was erzählen?“, fragte Harry, der immer noch kein einziges Wort verstand und verwirrt zwischen den beiden hin und herschaute.

In Hermines flehendem Blick, den sie nun Ron zuwarf, spiegelte sich die nackte Angst. „Lass es, Ron!“ Ihre Stimme war fast piepsig und am Ende sprach sie Rons Namen keineswegs autoritär und selbstbewusst aus wie sonst, sondern es klang mehr wie ein klägliches Wimmern. „Warum tust du das?“ Ihre Augen funkelten.

Ohne auch nur ein Wort zu verstehen, welches die beiden wechselten, beobachtete Harry sie. Es schien, als würde zwischen ihnen ein lautloses Gespräch stattfinden. Nach einigen Sekunden dann fielen Rons harte Gesichtszüge in sich zusammen und er ließ die Schultern sinken. „Ach, Harry, es ist nur so, dass Hermine und ich uns gefragt haben, wie du damit klar kommst, dass Ginny nicht mehr in dich verliebt ist, jetzt wo sie doch Dean hat. Hermine meinte, du wärest deswegen immer ein wenig geschmeichelt gewesen, aber ich dachte eher, dass es dir ein wenig unangenehm war.“ Neben Ron nickte Hermine energisch, doch alles an ihr schien schlaff.

Harry wusste intuitiv, dass Ron ihn gerade anlog, aber er wusste nicht, was er tun sollte. Was immer es war, worüber die beiden miteinander geredet hatten, es hatte bestimmt nichts mit ihm zu tun, sondern musste zwischen ihnen ausgemacht werden. Mittlerweile waren die beiden aus dem Alter raus, in dem Harry ständig als ihr Vermittler fungieren musste. Er kannte seine beiden Freunde nun lange genug, um so etwas erwartet zu haben und auch wenn er nicht wusste, was es für ihre langjährige Freundschaft bedeutete, so wollte er sich auch nicht einmischen. Wenn einer von ihnen darüber reden wollte, würde er da sein. Aus diesem Grund zuckte Harry nur die Schultern und gab den Leichtgläubigen.

„Ich finde es gut, dass Ginny jemanden gefunden hat, der sie auch liebt. Und mal ehrlich, ihre Valentinstagskarte im zweiten Jahr war doch schon ziemlich schräg, oder nicht?“ Ron und Hermine prusteten bei dem Gedanken daran los.

Anschließend begannen sie über belanglose Dinge zu reden und Ron zog Hermine ein wenig mit ihrer früheren Schwärmerei für den eingebildeten Zauberer und Schwindler Gilderoy Lockhart, der ihr Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste in ihrem zweiten Schuljahr gewesen war, auf. Jedoch erschien es Harry, als wären die beiden darauf bedacht, bestimmte Themen tunlichst zu vermeiden, was ihm das Gefühl vermittelte, dass sie nur nicht offen redeten, weil er dabei war. Und das gefiel Harry gar nicht, denn es gab ihm das Gefühl, außen vor zu stehen.

Als er zurück an ihre seltsame Konversation dachte, fiel ihm auch wieder ein, warum der Klang von Ginnys Namen aus Rons Mund ihn so nervös gemacht hatte. Klar, Ron wusste, dass Ginny mit Dean ging und dass die beiden quasi ein Paar waren, aber war er sich auch darüber im Klaren, was das eigentlich bedeutete? Zwar hatte Harry sich vorgenommen, Ginnys geheimes Treffen mit Dean vor Ron geheim zu halten, aber es war doch recht leichtsinnig gewesen. Und das alles nur, damit die beiden in irgendeiner leeren Gasse knutschen konnten? Das konnte Harry nicht nachvollziehen.

Mit roten Wangen stellte er fest, dass erneut das Bild von Cho vor seinem inneren Auge auftauchte. Mit Cho hatte er es sich vorstellen können zu knutschen, vielleicht hatte er es sich sogar gewünscht. Doch sie hatte Cedric gewählt und daher war es nie dazu gekommen. Nach all dem was passiert war, konnte Harry es sich allerdings nicht länger vorstellen, Cho zu küssen. Er würde nur an Cedric denken müssen und das war schon ein wenig komisch, oder nicht?

Entschieden schüttelte Harry den Kopf, wie um die ganzen verrückten Gedanken zu vertreiben. Seit wann war dieser ganze Kram um die Liebe so ein bedeutendes Thema geworden? Er sollte sich lieber auf das Wesentliche konzentrieren, schließlich lief Lord Voldemort da draußen frei rum und wollte ihn töten. Und zu allem Übel war seine Geliebte zurückgekehrt. Er blähte die Nasenflügel. Anscheinend war selbst der dunkelste und böseste Zauberer der Welt vor der Liebe nicht gefeit.

Um sich abzulenken lief Harry zu Percy, denn er konnte sich keine Person vorstellen, die weniger romantisch war als er, wenn er über das Zaubereiministerium und die Gesetze schwafelte. Zumindest damit sollte er recht behalten.

Mit langen Schritten ging Harry also in Richtung Percy, bis er etwa auf gleicher Höhe wie Rons gesetzestreuer Bruder lief. „Hey, Percy, ich wollte mich noch bei dir und Ginny für die Drachenlederhandschuhe bedanken, die ihr mir zum Geburtstag geschenkt hab! Echt ein tolles Geschenk!“

Percy bedachte ihn mit einem eindringlichen Blick durch die fingerdicken Gläser seiner enormen Hornbrille. „Aber, Harry, nachdem dank dir letztes Jahr die ganze Verschwörung um Mr Crouch herausgekommen ist, ist das doch nur selbstverständlich. Wenn du nicht gewesen wärest, würde ich jetzt noch immer für einen Mann arbeiten, der einen Strafgefangenen freigelassen hat und ihn heimlich bei sich Zuhause versteckt!“ Mit einem Grausen erinnerte sich Harry daran, wie herauskam, dass sein Lehrer Mad-Eye Moody eigentlich Barty Crouch Jr., ein verurteilter Todesser, der eigentlich in Askaban sitzen sollte, gewesen war.

Allerdings erleichterten Percys Worte ihn auch. Der ehrgeizige Ministeriumsbeamte hatte seinen regeltreuen Chef buchstäblich angehimmelt und Harry hatte gefürchtet, dass Percy ihn für dessen Tod verantwortlich machen würde.

„Meiner Karriere hat es vielleicht nicht allzu gut getan...“, redete Percy unbeirrt weiter, „...aber ich habe mich noch nie so gebraucht gefühlt wie jetzt.“ Da fiel Harry wieder etwas ein, was Remus zu ihm gesagt hatte. „Hilfst du nicht dabei, im Ministerium heimlich Anhänger für die alten Kämpfer zu suchen?“, platzte er heraus.

Augenblicklich presste Percy ihm die Hand auf den Mund und zischte: „Leise, Harry! Solch sensible Informationen kannst du doch nicht mitten auf der Straße herausschreien, bist du verrückt geworden?“ Er beruhigte sich ein wenig, als er sah, dass außer ihrer Gruppe nahezu niemand auf der Straße war und fuhr mit leiser Stimme fort: „Du hast schon Recht, ich arbeite zwar jetzt bei Dad, aber nebenbei erledige ich auch noch andere Dinge. Seit seiner Beförderung ist er rund um die Uhr beschäftigt, daher kümmere ich mich um das Andere.“ Ein nie da gewesener Funke blitzte nun hinter Percys dicken Brillengläsern auf und ließ ihn aussehen wie ein monströses Insekt. „Aber ich muss vorsichtig sein, seit Levay da ist. Ich habe keine Lust mich einem psychologischen Einstufungstest unterziehen zu müssen.“

„Levay?“, fragte Harry verdutzt, „Ich dachte du arbeitest bei deinem Dad?“

Percys rote Augenbraue schoss in die Höhe. „Harry, liest du denn nie den Tagespropheten? Levay leitet die neue Abteilung zur Erhaltung der Grundsätze, die Fudge eingerichtet hat, um herauszufinden, wer auf deiner Seite ist und wer auf seiner.“ Jetzt reden wir also schon von Seiten, dachte Harry. Anscheinend musste er sich nun nicht mehr nur um den größten Schwarzmagier aller Zeiten und seine Todesser sorgen machen, sondern hatte sich auch noch das Zaubereiministerium zum Feind gemacht. „Angeblich hat er an mehreren Muggeluniversitäten Psychologie studiert. Welcher Zauberer macht denn sowas? Seit er da ist, sind schon drei Leute gefeuert worden, obwohl die Abteilung offiziell noch gar nicht eröffnet ist. Natürlich arbeiten die jetzt alle direkt für Dumbledore, aber wir müssen unseren Einfluss im Ministerium für alle Fälle aufrechterhalten.“

„Aber wieso wurde diese Abteilung überhaupt eingerichtet?“, fragte Harry.

„Ach, Harry...“, seufzte Percy. Er warf seiner Mutter einen kurzen Blick zu, dann fing er an zu raunen: „Ich sage dir das jetzt nur, weil ich dir etwas schuldig bin. Mum und Dad wollen nicht, dass du es erfährst, aber ich denke sie unterschätzen deine Stärke. Es gibt nur einen Grund, warum Lucius Malfoy urplötzlich zum Vorstandsvorsitzenden des Aufsichtsrat avanciert ist. Fudge wusste ganz genau, dass du gesagt hast, er sei ein Todesser und weil er unbedingt die Augen vor der Wahrheit verschließen muss, will er deinen guten Ruf vernichten. Glücklicherweise konnte Dumbledore ihn davon abhalten im Tagespropheten Hasspropaganda über dich zu drucken, aber mithilfe von Malfoys Reichtum und Einfluss hat Fudge andere Möglichkeiten gewonnen, deinen Namen in den Dreck zu ziehen. Ich sage dir das, damit zu vorbereitet bist, wenn du nach Hogwarts gehst. Es kann sein, dass Menschen, denen du vertraut hast, dir plötzlich den Rücken kehren, also pass auf dich auf!“

Harry fühlte sich, als wäre in seinem Kopf ein Fenster zerbrochen oder eine Mauer eingerissen worden. Auf einmal schien alles ganz klar auf der Hand zu liegen. Die ständige Überwachung, Mrs Figgs Sorge, sogar Dumbledores seltsamer Brief. Keiner von ihnen hatte erwartet, dass Voldemort ihn aus heiterem Himmel angreifen würde, dazu war er viel zu schlau. Aber das Ministerium und seine Anhänger hatten Harry nun auch auf ihrem Radar und würden ihm das Leben schwer machen. Der Gedanke daran, dass etwa die Hälfte der Zaubererwelt ihn nun verachtete, munterte Harry nicht gerade auf. Er ließ die Schultern sinken, als würde die Last, die ihm soeben aufgebürdet worden war, sie hinunter drücken.

„Halt die Ohren steif!“, sagte Percy und schenkte Harry ein seltenes Lächeln. Dann gab er ihm einen aufmunternden Klaps auf den Rücken und ging zu Ginny.

Eine Weile ging Harry ganz alleine. Sein Blick war nach unten gerichtet und er betrachtete seine Füße, wie sie Schritt vor Schritt setzten, und er fragte sich, woher sie die Kraft nahmen, weiter zu machen. Mit jedem Jahr, dass er älter wurde, wurde auch Harrys Leben immer komplizierter. Rons und Hermines Streitereien. Voldemorts Auferstehung. Und neuerdings die Feindseligkeit des Zaubereiministeriums. In seinem dritten Jahr hatten sie ihn noch wie ein rohes Ei behandelt und jetzt?

„Hey, Harry, was machst du?“ Harry drehte sich um und sah, dass alle anderen vor einem Schaufenster stehen geblieben waren. Tief in Gedanken versunken war er ohne sich umzusehen weitermarschiert. Ron, der ihn gerufen hatte, winkte ihn zu sich: „Komm schon, sie haben den neusten Rennbesen!“

Das Schaufenster gehörte zu Qualität für Quidditch. Für gewöhnlich war es vollgestopft mit Fanartikeln der verschiedenen Nationalmannschaften, verzauberten Quidditchbällen und den üblichen Besenmodellen, doch heute war es leergeräumt. Obwohl Harry über die Köpfe der ganzen Menschen, die vor dem Fenster Schlange standen, kaum das Fenster sehen konnte, stach ihm doch sofort der neue Besen ins Auge. Ein elfenbeinfarbener, glatt geschliffener und aerodynamisch ausgerichteter Stiel mit einer extra angebrachten Sitzfläche für optimale Bequemlichkeit beim Fliegen war das Erste was Harry sah. Die Zweige verliefen am Ende nicht wie beim Sauberwisch oder beim Kometen kreuz und quer in alle Richtungen, sondern wurden ordentlich von einem stahlblauen Band zusammengehalten.

„Von null auf hundert in einer Sekunde!“, rief ein kleiner Junge vor ihm. „Er wurde von einer unbekannten Rennbesenfirma hergestellt, von der bis jetzt noch niemand etwas gehört hat!“, sagte ein anderer. Harry jedoch hatte genug gehört. Er hatte schon einen Nimbus 2000 besessen und flog einen Feuerblitz, aber selbst er wusste, dass dieser Besen etwas ganz besonderes war. Ohne darauf zu achten, ob er jemanden umstieß, drängte Harry sich ganz nach vorne, um lesen zu können, was vorne am Stiel des Besens eingraviert war. Zephyr XX.


Die Reise von der Winkelgasse zurück in den Fuchsbau verlief wie im Flug, nachdem sie es endlich geschafft hatten die Jungen von dem Schaufenster von Qualität für Quidditch loszureißen. Nachdem sie im Tropfenden Kessel angelangt waren, verabschiedeten sie sich von Jenna Packhum und den namenlosen Auroren. Alba und Mad-Eye würden mit ihnen in den Fuchsbau reisen, denn sie stellten auch die Eskorte für den Weg zum Hogwarts Express.

Im Fuchsbau trafen sie dann auch Mr Weasley und, nachdem sie alle noch rasch einen Happen Essen zu sich genommen hatten, ging es auf in die Betten. Mia konnte es kaum erwarten. Die turbulenten Ereignisse des Tages hatten ihr die letzten Kräfte geraubt und die Müdigkeit lähmte ihre schmerzenden Glieder. Das riesige Spektrum an Gefühlen, durch das sie heute gegangen war, - Neugierde, Aufregung, Nervenkitzel, Übelkeit, Ekel, Angst und Überraschung - ließ nichts als Erschöpfung zurück. Sie hatte nicht einmal mehr die Kraft ihr Roastbeef aufzuessen.

Wie eine Schlafwandlerin kroch sie die Treppen hoch bis in Charlie Weasleys altes Zimmer, wo sie sich wie ein Stein auf die Matratze fallen ließ. Die Augen hatte sie schon geschlossen, als Phina die Tür des Zimmers behutsam schloss und flüsterte: „Also, was ist in der Nokturngasse passiert?“

Beim Gedanken an die Ereignisse des Tages war Mia sofort hellwach. Mit einem Ruck setzte sie sich auf und schlang die Bettdecke um ihren Körper, fast so als würde sie damit die ungeliebten Erinnerungen abschirmen. Während Phina sich in aller Ruhe bettfertig machte, erzählte Mia ihr mit fester Stimme alles, was ihr seit der Flucht aus der Magischen Menagerie passiert war. Wie immer verhielt Phina sich wie eine ausgezeichnete Zuhörerin, die sie nie unterbrach und trotzdem aufmerksam war.

Nachdem Mia bei ihrem Abgang aus Borgin & Burkes angekommen war, drehte Phina sich um, sodass Mia nur noch ihren Rücken sah. Ihre Hand hatte sie ans Kinn gelegt, als würde sie alles reflektieren. „Das heißt also... Sie wissen jetzt, dass wir noch leben, und sie mussten es auch vorher vermutet haben, ansonsten hätten sie Draco und Blaise niemals auf uns angesetzt.“ Mia zuckte bei den beiden Namen zusammen, denn sie hatte sie solange nicht mehr gehört, dass ihr Klang unvertraut und fremd klang. Phina drehte sich wieder zu Mia. „Sie werden schwarze Magie anwenden, um uns zu kriegen. Aber trotzdem haben wir einen Vorteil...“

Mia horchte auf. Sie konnte sich nicht vorstellen, was an dieser vertrackten Situation auch nur ansatzweise positiv sein konnte.

„....Dumbledore.“, schloss Phina triumphierend, „Unter seiner Nase können die beiden uns höchstens Streiche spielen, schließlich würden ihre Eltern niemals ihren Rauswurf riskieren. Außerdem haben wir jetzt selbst Artefakte.“ Phinas Blick wanderte wie von selbst zu Mias Tasche. Ohne Aufforderung holte diese den Spiegel und den Haken heraus und händigte beide Phina aus.

„Mit dem Spiegel kann man alles sehen, was man nur sehen will.“, erklärte Mia, „Allerdings gilt das nur für den Besitzer. Mich.“ Phina nickte und gab Mia den Spiegel. „Und das... andere? Was ist das überhaupt?“, fragte Phina zögerlich und betrachtete den S-förmigen Haken mit zusammengezogenen Augenbrauen.

„Ich weiß nicht. Borgin hat es mir nicht erklärt, ich habe einfach gespürt, dass es machtvoll ist. Sieht aus wie ein einfacher Haken, nicht wahr?“ Mit einer Fingerspitze fuhr Mia an den scharfen Kanten des Hakens entlang. „Aber er ist machtvoll und uralt. Als ich ihn hochgehalten habe, hat er Lucius Cruciatus Fluch aufgehalten und drei erwachsene Zauberer ausgeschaltet.“

Nachdenklich betrachtete Phina den Haken. „Lass ihn uns ausprobieren.“, schlug sie vor. Dann drückte sie Mia den Haken in die Hand und zückte ihren Zauberstab.

„Stupor!“, rief sie und ein leuchtender Blitz jagte auf Mia zu. Genauso wie sie es bei Borgin & Burkes gemacht hatte, riss Mia den Haken hoch über ihren Kopf. Doch noch bevor der Zauber gegen ihre Brust knallte, merkte sie, dass etwas nicht stimme. Die eigentümliche Präsenz des Artefakts war nicht in ihren Händen zu spüren und der Haken strahlte auch keine Hitze auf. Als der Zauber sie rücklings zu Boden warf, fiel der Haken ihr aus der Hand und landete mit einem Klirren auf dem Boden.

„Oh, Gott, Mia!“, rief Phina und lief sofort zu ihrer Freundin, „Es tut mir so Leid. Das wollte ich nicht. Ich konnte ja nicht wissen...“ Mia ließ sich von Phina aufhelfen und hielt sich dabei das schmerzende Steißbein. „Keine Sorge, Phina.“, murmelte sie und hob dann den Haken auf, „Aber warum hat er dieses Mal nicht funktioniert?“ Phina zuckte die Achseln. Ihr Blick wurde ernst: „Vielleicht war es ja nur Zufall. Wir sollten uns nicht zu sehr auf den Haken verlassen.“ Sie schaute zu dem Artefakt als wäre es bösartig. „Er steckt bestimmt voller schwarzer Magie.“

Danach gingen die beiden wortlos zu Bett. Mias Gedanken jedoch kreisten weiterhin um den seltsamen Haken. Wieso hatte es dieses Mal nicht funktioniert? Musste sie vielleicht erst irgendeinen Mechanismus auslösen? Es bereitete ihr Kopfzerbrechen. Um sich abzulenken, fragte sie Phina: „Hey, wie war es denn noch bei Madam Malkins?“

Phinas Schweigen dauerte etwas zu lange, weshalb ihre karge Antwort „Nicht besonders aufregend“ Mia stutzig machte. Danach drehte Phina sich auf die Seite weg von ihr und Mia war, als könne sie Phinas Herz schnell schlagen hören. Verheimlichte Phina etwa etwas vor ihr? Das konnte sie sich nicht vorstellen, schließlich waren sie doch beste Freundinnen. Aber warum war Phina dann mit einem Mal so seltsam?

Für den Rest der Nacht starrte Mia die Zimmerdecke an und konnte nicht einschlafen. Als sie es dann letztendlich doch tat, träumte sie von Haken und Göttern und Geheimnissen.


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Wie genau ich auf das Denkarium, eine Verbindung von "denken" und "Aquarium" gekommen bin, lässt sich schwer rekonstruieren, das geschieht nur zum Teil bewusst, manchmal muss man drüber schlafen. Aber in diesem Fall bin ich mit dem Ergebnis zufrieden.
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