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Fanfiction

Alles was wir geben mussten - Schwarze Sterne

von Jausti

Bitte verzeiht mir die lange Wartezeit! Da ich momentan total im Abi-Stress stecke, werden die nächsten Kapitel wahrscheinlich etwas länger auf sich warten lassen. Ab Mitte Mai sollte es dann aber wieder im gewohnten Tempo weitergehen! :)

*_*


„Sag mal, wo ist eigentlich Phina abgeblieben, wenn du schon nicht auf Mia ordentlich aufpassen konntest?“, fragte Ron. Sein Zitroneneisbecher stand leer vor ihm. Gerade knabberte er genüsslich an dem Keks, der die Form einer Eiswaffel hatte, wobei er einen Schauer aus winzigen Krümeln auf seinem Platz versprühte.

Harry verdrehte gespielt die Augen. „Haha, wirklich witzig, Ron! Phina ist mit dieser Aurorin, Jenna Packhum, noch zu Madam Malkins gegangen, danach kommt sie her.“

„Was für eine Aurorin?“, schaltete sich nun Hermine ein. Sie war die ganze Zeit schon auffällig zurückhaltend gewesen und schien sich mehr auf die fruchtig roten Erdbeeren in ihrem Eisbecher als auf Harry und Ron zu konzentrieren.

„Ach, das habe ich ja ganz vergessen euch zu erzählen.“ Harrys Miene verdüsterte sich. „Kurz bevor die Sache mit Phina in der Magischen Menagerie passiert ist, da hat Mad-Eye mir erzählt, dass er nicht mein einziger Wachhund ist.“ Seine Augenbrauen trafen sich nahezu über seiner Nase, so sehr zog Harry sie zusammen.

„Wie meinst du das?“, fragte Ron mit gerunzelter Stirn.

Harry schnaubte zornig. „Es waren noch drei andere Auroren da, die mich heimlich verfolgt und beobachtet haben. Nachdem Mia verschwunden ist, hat Mad-Eye darauf bestanden mich hierhin zu bringen und Phina musste noch ihre Umhänge besorgen, deswegen ist diese Aurorin mit ihr mit. Ich glaub‘s einfach nicht, wie wenig Dumbledore mir zutraut. Ich meine, wer stand letztes Jahr auf dem Friedhof Lord Voldemort gegenüber, er oder ich?“ Ron zuckte bei dem Namen zusammen. „Außerdem ist Voldemort viel zu schlau um mich hier in der Winkelgasse anzugreifen. Er müsste schon ziemlich dämlich sein, um seine Auferstehung auch noch vor der gesamten Zaubererwelt preiszugeben.“, schloss Harry grimmig.

„Ich frage mich, ob meine Mum davon wusste...“, murmelte Ron gedankenverloren und kaute auf seinem Löffel rum, „... oder Dad.“

„Aber vielleicht ist es ja besser so?“, meinte Hermine vorsichtig, wofür sie prompt einen bösen Blick von Harry erntete, „Mensch, Harry, überleg doch mal. Dumbledore trommelt seit Beginn der Sommerferien die alten Kämpfer zusammen. Sie gehen in den Untergrund, ins Ministerium und sonst wohin und warum? Um dir zu helfen. Du musst doch verstehen, dass sie da sichergehen wollen, dass du ihnen nicht bei einem einfachen Besuch in der Winkelgasse wegstirbst!“ Kleinlaut fügte sie hinzu: „Verzeih mir die Ausdrucksweise.“

Remus und Sirius Gesichter tauchten in Harrys Kopf auf. Dann Mundungus, Arthur und Molly Weasley, Mad-Eye und Alba. Selbst Menschen, die er kaum kannte wie diese Jenna Packhum und die beiden Auroren, deren Namen er gar nicht kannte, riskierten tagtäglich ihr Leben für ihn. Insgeheim wusste er, dass Hermine Recht hatte, trotzdem verletzte die ganze Situation ihn ungemein. Alle behandelten ihn wie ein kleines Kind, obwohl er mehr durchgemacht hatte, als sie alle zusammen. Er wollte doch einfach nur von Dumbledore ernst genommen werden. Hatte er seinen Mut und seine Loyalität nicht oft genug bewiesen? Warum musste nur alles vor ihm verheimlicht werden?

„Hat Mad-Eye eigentlich was wegen Sirius gesagt?“, fragte Ron.

„Leider nein...“, seufzte Harry, „Niemand sagt mir irgendetwas wegen Sirius. Seinen letzten Brief habe ich vor Wochen bekommen. Langsam mache ich mir ernsthafte Sorgen.“ Es war nicht allzu lange her, da hatte Harry noch gar keinen Paten. Und das war ein Zustand, den er nicht wieder erleben wollte. Was hielt Sirius nur davon ab, ihm zu schreiben?

„Ich habe nachgedacht.“, sagte Hermine entschlossen, „Weißt du, Harry, diese übertriebene Überwachung könnte noch einen anderen Grund haben.“ Sofort spitzten Harry und Ron die Ohren. „Überleg mal, seit wann stehst du denn unter ständigem Schutz?“

Harry dachte nach. „So richtig erst heute... Aber eigentlich...“ Sein Gesicht erhellte sich. „Seit ich im Fuchsbau bin. Nein, sogar noch davor. Erst hat sich Mrs Figg um mich gekümmert, dann Alba. Als ich angekommen bin, war Remus da, später Mundungus und natürlich Rons Eltern.“

„Percy nicht zu vergessen.“, erwähnte Hermine, was Ron Anlass gab zu grunzen. Daraufhin verdrehte Hermine die Augen und wandte sich dann wieder Harry zu. „Ignoriere Ron einfach. Und was ist vor all diesen Ereignissen passiert?“

Man konnte förmlich die kleinen Rädchen in Harrys Kopf rattern sehen. Er legte die Stirn in tiefe Falten, blickte angestrengt nach oben und dann - klick - war der Groschen gefallen. „Die Geliebte des dunklen Lords! Die alten Kämpfer sind alle aufgetaucht, nachdem ich sie im Ligusterweg gesehen habe! Wäre das nicht passiert, dann wäre ich wahrscheinlich auch gar nicht in den Fuchsbau gekommen, sondern noch wochenlang im Ligusterweg versauert!“

Hermine nickte zustimmend. Ron jedoch schien noch etwas verwirrt. „Redet ihr von diesem Trans... Transzendenz-Ding, das Harry da hatte?“

„Eine korreale Transkommunikation ausgelöst durch die bilaterale Verbindung mit Voldemort über Harrys Narbe.“, verbesserte Hermine ihn, „Also wirklich, Ron, du solltest wirklich besser zuhören. Dumbledore hat das Harry doch alles in seinem Brief geschrieben!“

„Jaja, Wingardium Levi-osa!“, murmelte Ron abfällig und machte Hermines besserwisserische Art nach. Unabsichtlich brachte er dabei Harrys Fellpflegeset in seiner Einkaufstüte zum schweben. Harry lachte.

„Du meinst also, die Sache ist ernster, als Dumbledore hat durchblicken lassen?“, fragte Harry Hermine, „Er hat in seinem Brief zwar geschrieben, dass sie ihn mächtiger gemacht hat als je zuvor und dass meine... meine Vision seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt hat, aber irgendwie kam mir das trotzdem alles ziemlich banal vor, weil ja nichts passiert ist. Dumbledore hat es ja nicht einmal für nötig befunden mich persönlich darüber zu sprechen. Außerdem wirkte sie so gar nicht - gefährlich.“ Unerwartet scharf schien die Erinnerung von der vermummten und doch so grazilen Figur und noch immer hatte Harry ihren intensiven Geruch nach Lavendel und Sandelholz in der Nase, als wäre es erst gestern gewesen. Und noch immer vernebelte er ihm den Kopf.

„Oh, Harry!“ Hermine schüttelte den Kopf. „Verstehst du denn nicht? Seit du sie gesehen hast, warst du unter ständiger Bewachung von den alten Kämpfern. Dumbledore hat dir sogar einen persönlichen Brief geschickt. Er ist nicht nur Schulleiter von Hogwarts, er ist auch ein ranghohes Mitglied der Internationalen Vereinigung der Zauberer und geht im Ministerium quasi ein und aus! Wenn er in seiner kostbaren Zeit einen Brief für dich schreibt, dann ist das von tiefgreifender Bedeutung!“

Plötzlich fühlte sich Harry ziemlich dumm, weil ihm das nicht aufgefallen war. Natürlich, Dumbledore war ein ganz hohes Tier und seine Zeit war knapp bemessen. Lag es vielleicht daran, dass der alte Schulleiter sich gerne etwas mehr Zeit für Harry genommen hatte, dass er seine Anwesenheit und Aufmerksamkeit als selbstverständlich erachtet hatte? Mit der Erkenntnis kam auch wieder die Verwirrung über seinen obskuren Brief und Angst über die Bedeutung seiner Vision zurück. Wo war er da nur wieder hineingeraten?

„Ich wette...“, begann Hermine dann und riss ihn aus seinen Tagträumen, „dass die Auroren auch dabei waren, um ein Auge auf Phina und Mia zu werfen!“

Stöhnend ließ Ron den Kopf auf die Tischplatte fallen.


„Seph? W-was machst du denn hier? Ich dachte du wärest tot!“ Draco sah aus, als hätte er einen Geist gesehen, was ja irgendwie auch zutraf. Mit einem wachsamen, ungläubigen Blick musterte er sie von ihrem Scheitel bis hin zu ihren Füßen, als müsste er sich ihre Erscheinung ganz genau einprägen. „D-das kann nicht sein...“

Phina wusste nicht, was sie sagen sollte. Zu sehr schmerzte es, ihn nach all dem, was passiert war, wieder zu sehen. Die Erinnerungen prasselten so heftig auf sie herein wie ein plötzlicher Regenschauer im Sommer und drohten sie von innen heraus zu verzehren. Ohne es zu bemerken, ballten sich ihre Hände zu Fäusten. Einzelne Bildfragmente des letzten Sommers tauchten vor ihrem inneren Auge auf. Es gab so viel, was sie ihm an den Kopf hatte werfen wollen. Den ganzen Sommer über hatte sie sich ihr Treffen ausgemalt und sich überlegt, was sie zu ihm sagen würde. Doch tief in ihr drin gab es auch noch ein anderes, versöhnlicheres Gefühl. Erleichterung. Es ging ihm gut. Er war unversehrt. Sie wusste, wie dumm es war, so zu fühlen, doch was konnte sie dagegen machen?

Die herrschende Totenstille wurde nur von dem lauten Herzklopfen der beiden unterbrochen. Schließlich näherte sich Draco Phina vorsichtig und streckte unmerklich die Hand nach ihrem Haar aus. Es fiel ihr schwer, seinen gefühllosen Blick zu deuten. Schon immer war sein Verhalten für sie unergründlich gelesen, ein Buch mit sieben Siegeln. Aus diesem Grund fiel es ihr auch schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Sie wusste nicht, was sie selbst fühlen sollte. Angst? Freude? Scham?

Als seine Fingerspitzen sich um eine einzelne, verlorene Strähne ihres Haares schlossen, war sie wie elektrisiert. Obwohl sie sich jeder einzelnen Faser ihres Körpers überdeutlich bewusst war, konnte sie nicht die nötige Kraft aufbringen, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Sie war zu einer unbeweglichen Statue geworden.

Mit unbegreiflicher Konzentration fixierte Draco ihr Haar in seinen Händen. Der fuchsrote Farbton spiegelte sich in seinen Augen wie in einem spiegelblanken Strom klaren Bergwassers wider. Doch obwohl sie so hell und ungetrübt waren, konnte Phina nicht bis auf den Grund seiner Augen schauen.

Mit einem Mal veränderte sich etwas in Dracos Blick und Phina glaubte so etwas wie Reue darin zu entdecken. Doch dann verschwand der Ausdruck wieder und sie war sich nicht sicher, ob sie es sich nur eingebildet hatte. Draco trat ein paar Schritte zurück und als er redete, klang seine Stimme viel reifer, viel ernster, als Phina sie je gehört hatte: „Es ist nicht gut, dass du hier bist, Seph. Sie werden dich finden. Es ist ein Wunder, dass sie euch nicht schon längst erwischt haben. Ich weiß ich, was für einen verrückten Plan du und Mia da ausgeheckt habt, aber gebt es auf. Komm zurück, entschuldige dich bei ihm für dein Verhalten und dann wird alles gut. Wenn ihr so tut, als wäre alles ein großer Irrtum gewesen, habt ihr jetzt vielleicht noch eine minimale Chance auf Vergebung!“

Beim Reden war seine Stimme zunehmend lauter geworden, wie als wenn er sich in Rage reden würde. Phina wusste nicht, was er damit bezwecken wollte, sie von ihrem Plan abzubringen. Sie wusste nur, dass Draco bis vor fünf Minuten noch geglaubt hatte, dass Mia und sie tot waren, und jetzt forderte er sie doch tatsächlich auf sich zu stellen! Er glaubte doch nicht ernsthaft, dass ihr irgendjemand jemals verzeihen würde, dass sie weggelaufen war. Und das gleich zweimal. Man musste schon wirklich dumm sein, um zu glauben, dass Mia und sie mit ein paar lächerlichen Entschuldigen mit offenen Armen empfangen werden würden. Oder sehr verängstigt.

Trotziger Zorn erfüllte sie mit bösen Gedanken, sodass sie sogar für einen Moment ihre Schüchternheit vergaß. „Das kannst du vergessen, Malfoy!“ Sie spie ihm seinen Nachnamen geradezu vor die Füße. „Wir sind keine Feiglinge und Verräter so wie du und wir werden bis zum letzten Atemzug für unsere Freiheit kämpfen! Selbst wenn wir am Ende dafür sterben müssen.“ Sie war sich der Melodramatik ihrer Worte bewusst, doch sie erzielten die erwünschte Wirkung.

Draco verzog das Gesicht zu einer schmerzverzerrten Fratze. „Versteh doch, Seph, ich will nur dein... euer Bestes! Wenn ihr nach Hogwarts geht, dann habe ich keine Wahl... Ich muss es tun, verstehst du? Lasst es sein, stellt euch oder versteckt euch in der Zaubererwelt, aber geht nicht nach Hogwarts! Ich bitte dich, sei vernünftig!“ Seine Stimme klang nun panisch und sein Blick war gehetzt. Noch nie hatte sie ihn so gesehen.

Etwas in seinem Tonfall erfüllte Phina mit einem markerschütternden Grauen. Obwohl es in dem Bekleidungsgeschäft warm war, bekam sie am ganzen Körper eine Gänsehaut und es schüttelte sie. Aus dem Keller ertönte das Geräusch von sich nähernden Schritten. Phinas Augen wurden von Dunkelheit umschattet, als sie mit kalter Stimme sagte: „Ich habe dir vertraut, Draco, und du hast mich getäuscht und belogen. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben. Halt dich von mir fern.“

Gerade als Draco nach ihrem Arm greifen wollte, schwang die Tür, die in das Lager von Madam Malkins führte, auf und die pummelige Ladenbesitzerin kam mit einem riesengroßen Stapel voller Umhänge in den Armen heraus gewatschelt. Draco zog den Arm zurück, was Phina Zeit gab, sich mit großen Schritten der Verkäuferin zu nähern. Ohne nachzudenken zog sie einen Umhang aus dem Stapel und verkündete der vollkommen perplexen Verkäuferin: „Der hier ist perfekt, den nehme ich. Vielen Dank!“

Mit einem lauten Klirren knallte sie den kleinen Beutel voller Münzen, welchen sie von Mrs Weasley bekommen hatte, auf den Ladentresen und rauschte aus dem Geschäft - ohne sich ein einziges Mal nach Draco und ihrer Vergangenheit umzudrehen.


Rasch zog Mia sich die Kapuze ihres Pullovers ganz tief in das Gesicht, sodass sie nur noch den starken chemischen Zitronengeruch ihres Waschmittels sowie den etwas schwächeren dampfig-muffigen Geruch der Baumwolle in der Nase hatte. Dann verbarg sie ihre beiden Hände in der Tasche vorne an ihrem Pullover, in der sie auch ihren Zauberstab versteckt hatte. Nervös nestelte sie mit den Fingern daran herum und nahm schließlich endlich die Umgebung um sie herum wahr.

Ein Laden wie Borgin & Burkes wäre in der Winkelgasse vollkommen fehl am Platz gewesen, denn außer den muffigen, spärlich verteilten Öllampen in den Ecken des kleinen Zimmers gab es keine andere Lichtquelle. Die mitternachtsblauen Vorhänge waren vor den spartanischen Fenstern zugezogen, sodass keine neugierigen Blicke die Kundschaft beim Aussuchen ihrer Ware stören konnten, und ein dunkelgrüner, flauschiger Teppich dämpfte das Geräusch ihrer Schritte.

Falls jemand schnell verschwinden wollte, würde er gar nicht erst gehört werden, dachte Mia grimmig, während sie so tat, als betrachtete sie die Auslage. Von dem Ladenbesitzer und seiner Kundschaft war jedoch keine Spur zu sehen, weshalb das Klopfen von Mias Herzen sich ein wenig beruhigte. Tatsächlich kannte Mia das Raritäten- und Antiquitätengeschäft schon aus früheren Zeiten, dennoch bemühten die Herren Borgin und Burkes sich stets darum, ihr Warenangebot auf dem neuesten Stand zu halten. Natürlich verriet bereits der erste Blick auf die Produkte, dass es sich dabei vor allem um schwarzmagische Gegenstände handelte, die das Zaubereiministerium keineswegs billigen würde.

Auf einem steinernen Kamin in der Ecke standen gruselig wirkende Schrumpfköpfe neben Marmeladegläsern gefüllt mit menschlichen Zähnen. In diversen Vitrinen konnte Mia Totenköpfe aller Art, Galgenstricke, mit Blut bespritzte Karten und ein starrendes Glasauge, welches sie an das von Mad-Eye erinnerte, entdecken. Die Regale an den Wänden enthielten allen möglichen Kleinkram, wobei Mia sich sicher war, dass sie nichts davon ausgesetzt sein wollte. Die Vorstellung, dass ihre Feinde hier einkauften, jagte ihr einen Schauer über den Rücken.

Nachdem sie einen ungeduldigen Blick in Richtung Hinterzimmer geworfen hatte, wandte sie sich dem schwarzen Schrank ganz am Ende des Zimmers zu. Da die drei ja ganz schön auf sich warten ließen, konnte Mia nur hoffen, dass Malfoy seine schwarzmagischen Artefakte zumindest vorne im Laden bezahlen würde, damit Mia wusste, worauf sie sich gefasst machen musste. Der klimpernde Geldbeutel von Mrs Weasley gab ihr zudem die Sicherheit zur Not etwas kaufen zu können, was eventuell Phinas und ihre Rettung bedeuten würde.

Je näher sie dem Schrank kam, desto unerklärlicher wurde die Anziehungskraft, die er auf sie auslöste. Als wären sie die beiden zusammengehörigen Teile eines Magneten. Schließlich entdeckte Mia, welcher der seltsamen und gefährlichen Gegenstände ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Inmitten verschiedener rostiger Gegenstände entdeckte sie einen alten, von kupferrotem Rost überzogenen Haken. Er hatte die Form eines lang gezogenen S und das Mittelstück war wie eine Spirale um die eigene Achse gedreht. Neben all den anderen schwarzmagischen Artefakten wirkte dieser Haken eigentlich ganz harmlos und ungefährlich, dennoch spürte Mia, so wie sie oft einfach Dinge spürte, dass es sich bei diesem Gegenstand um etwas von fundamentaler, uralter Macht handelte. Ihre Hand zitterte ein wenig, als sie sie nach dem Haken ausstreckte, und als dann plötzlich laute Stimmen den Raum erfüllten, zog Mia sie ruckartig zurück und nestelte an ihrer Kapuze.

Es waren Mr Borgin, Lucius Malfoy und Grace Zabini. Bis jetzt hatten sie Mia noch gar nicht bemerkt, denn sie standen alle in der Nähe der verstaubten Kasse um einen kleinen Tisch herum und steckten die Köpfe zusammen. Aus dem entlegenen Winkel des Zimmers fiel Mia sofort der kleine Stoffbeutel in Malfoys rechter Hand auf und dann machte sie etwas, was im entferntesten so aussah wie ein übergroßes, hässliches Hundehalsband, aus. Diesen Gegenstand erläuterte Mr Borgin gerade, doch Mia konnte nur unverständliche Wortfetzen ausmachen.

„...Hals des Opfers ...Mechanismus... Halsschlagader... langsamer Tod...“

Mia schluckte. Egal, was Malfoy dort gerade kaufen wollte, sie wusste, dass es für Phina und sie gedacht war. Aber vielleicht konnte sie herausfinden, wie man den Mechanismus auslöste. Dann hätten sie zumindest eine geringe Chance, dem langsamen Tod zu entkommen. Aus diesem Grund näherte sie sich langsam der Kasse, den Blick stets zu Boden gerichtet.

„Hey, sie da! Wollen sie was kaufen? Ich habe gerade spezielle Kundschaft, wenn sie verstehen, was ich meine, und will nicht gestört werden!“, rief plötzlich Mr Borgin und kam auf sie zu.

Hektisch griff Mia nach dem nächstbesten Gegenstand in ihrer Nähe und hielt ihn Mr Borgin entgegen. Erst, als er sagte: „Ach, sie wollen also den Spiegel der Gewissheit kaufen?“, fiel Mia auf, was sie da eigentlich in der Hand halten. Es handelte sich um einen kleinen Taschenspiegel mit einem Griff von etwa der Länge einer Feder. Der Spiegel selbst war aus polierten Bronze- und Kupferplatten, doch da er auch sehr alt war, fehlten bereits einige der Platten. Lediglich der Griff war mit elfenbeinfarbenen Platten überzogen, die sich in den Händen sehr kalt und fast glitschig anfühlten. Mia war kurz davor, einen Blick in die Spiegeloberfläche zu werfen, als Mr Borgin ihn ihr auch schon aus der Hand riss.

„Ein wahrhaft fabelhaftes Stück!“, begann er langatmig zu schwadronieren, „Stammt aus dem antiken Griechenland. Der Spiegel wurde angeblich von der Muttergöttin Hera erschaffen, damit sie ihrem leider allzu untreuen Ehemann und Göttervater Zeus hinterherspionieren konnte. Heute jedenfalls wird er oft dazu verwendet, vergessene Gegenstände oder heimliche Geliebte zu finden. Das Besondere daran ist, dass nur der offizielle Besitzer des Spiegels diesen benutzen kann. Man denkt ganz einfach ganz fest an etwas und es erscheint im Spiegel. Allerdings ohne konkrete Ortsangabe, man muss dann vom Aussehen selbst auf den Ort schließen.“ Borgin runzelte die Stirn, als Mia keinen Ton sagte, weshalb er ein wenig genervt fragte: „Sind sie überhaupt daran interessiert?“

Völlig perplex nickte Mia und wurde daraufhin auch schon von Borgin zur Kasse geleitet, wo sie direkt neben Lucius Malfoy und Grace Zabini stand. Augenblicklich verlor Mia ihre zuvor gewonnene Courage und merkte, wie sie ganz leicht anfing zu zittern. Aber sie durfte sich nichts anmerken lassen. Während Mr Borgin weiter vor sich hinplapperte, standen die beiden anderen dort und beobachteten Mia argwöhnisch. Sicherlich wollte Borgin sie loswerden, bevor er sie weiter bediente.

„Das macht dann vier Galleonen und sechzehn Knuts, bitte!“, verkündete Mr Borgin und Mia zuckte zusammen. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Geld Mrs Weasley ihr gegeben hatte, aber sie war sich dennoch sicher, dass es nicht ausreichen würde. Die Weasleys hatten ja gerade genug Geld um gebrauchte Umhänge und Schulbücher für ihre vielen Kinder zu bezahlen. Etwas zu nervös griff sie nach dem kleinen Beutel, der an ihrem Hosenbund befestigt war. Dabei rutschte ihr Ärmel hoch und entblösste ihr Handgelenk. Wie eine aufgescheuchte Gazelle war sie bereit vor den hungrigen Löwen zu fliehen, doch es war bereits zu spät.

Ruckartig wurde ihr Kopf unsanft nach hinten gerissen, sodass ein lautes Knacken ihre Wirbelsäule hinunter jagte. Der jähe Schmerz und der Schock trieben ihr salzige Tränen in die Augen, sodass ihre Umgebung unter der Nässe verschwand. Aus diesem Grund nahm sie das spitze, blässliche Gesicht, welches nun beängstigend nah vor ihr auftauchte, auch nur als schwachen Schemen wahr. Sie schluckte, als sie merkte, dass eine andere Hand ihr die Kapuze vom Kopf riss. Ihr langes Haar fiel wie ein Vorwurf auf ihre Schultern hinab. Trotz allem schaffte Mia es, ein trotziges Gesicht aufzusetzen und grimmig zu knurren.

„Na, na, na, wen haben wir denn da?“ Dies war unverkennbar Lucius Malfoys Stimme. Sein Gesicht war so nah an ihrem, dass sie seinen Atem riechen konnte. Er roch nach Kaviar und unerklärlicherweise nach Blut. „Wenn das nicht Amilia Laetizia Lepore ist!“ Lucius Malfoy spie ihren Nachnamen aus, als würde er Schlammblut sagen. Seine Stimme triefte geradezu vor Hohn und Sarkasmus. Langsam trockneten ihre Tränen und sein wahnsinniger Blick jagte ihr einen Schrecken ein. „So ganz allein in der Nokturngasse? Wie töricht von dir, sich als blutjunges Mädchen auf diesem gefährlichen Pflaster aufzuhalten. Eine echte Dame wie Grace hat stets einen Mann als Bewacher dabei.“

Knapp neben ihr ertönte Grace Zabinis glockenhelles und dennoch eiskaltes Lachen. Dann erschien sie in ihrem Blickfeld. Wie immer war Mia von ihrer berühmt berüchtigten Schönheit wie erstarrt. Es war kein Wunder, dass Grace siebenmal verheiratet gewesen war, denn sie sah aus wie eine orientalische Göttin. Mia konnte sich keinen Mann vorstellen, der ihr nicht erlegen wäre. Ihre dunkle Haut schimmerte samtig im schummrigen Licht des kleinen Geschäfts und ihr schwarzes, glänzendes Haar hatte sie zu einem adrett frisierten Zopf gebunden. Ihre hohen, scharf gezeichneten Wangenknochen verliehen ihr eine gewisse Noblesse und selbst die vereinzelten grauen Strähnen in ihrem Haar, die ihr wahres Alter andeuteten, minderten ihre Schönheit nicht. Allerdings verriet der niederträchtige Ausdruck ihrer zimtbraunen Augen, dass ihr engelsgleiches Äußeres lediglich eine Fassade war.

„Ich bitte dich, Lucius!“, lachte sie nun spöttisch, „Dieses Mädchen war von Geburt an ein Schandfleck!“ Ein altbekannter Schmerz packte Mia aus dem Nichts und sie fühlte sich wie gelähmt. Die Tatsache, dass Grace und Lucius sich Jahre später an den Vorfall erinnerten, deprimierte sie ungemein. „Aber du hast Recht. Gerade hier in der Nokturngasse sollte sie vorsichtig sein, schließlich gibt es hier eine Menge Menschen, die ihr sicher nur zu gerne den zarten Hals umdrehen würden.“ Sie fuhr mit ihren langen, krallenartigen Nägeln an Mias Hals entlang, sodass diese den knallroten Lack abblättern sehen konnte. Ihre Augen wurden ganz feucht.

Mit einem Mal war sie sich sicher, dass das hier das Ende war. Lucius und Grace hatten sie gefunden und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie Phina finden würden. Mia konnte nur hoffen, dass Harry und die Weasleys sie beschützen würden. Dabei waren sie doch so nah dran. Hätten sie nur noch ein paar Tage mehr ausgehalten, dann wären sie nach Hogwarts gekommen, wo sie sicher waren, weil Albus Dumbledore dort war. Dieser seltsame Schulleiter, der ihm zwei vollkommen unbekannte Mädchen an seine Schule ließ, obwohl er absolut nichts über sie wusste.

Im hinteren Teil ihres Bewusstseins, der sich noch nicht ausgeschaltet hatte, bekam Mia mit, wie Mr Borgin Lucius Malfoy mit zittriger Stimme bat, sie loszulassen. Dann jedoch zischte Malfoy etwas und Borgin lief mit Trippelschritten zurück ins Hinterzimmer. Mit einem Schlag überkam Mia ein mulmiges Gefühl.

„Grace, meinst du nicht, dein Sohn wird sich sehr darüber freuen, die kleine Hexe wieder zu sehen? Ich kann dir sagen, meiner wird geradezu begeistert sein!“ Mias Augenlider flatterten und sie konnte nicht einmal mehr die Kraft aufzubringen, sich über Lucius Malfoys Worte aufzuregen. Tausend glitzernde Punkte tanzten vor ihrem Sichtfeld wie schwarze Sterne und ihre Gedanken wurden wirr. Die beiden redeten weiter, aber Mia verstand nichts mehr. Alles wurde eins. Alles war gleich.

Irgendwann jedoch merkte sie, wie Malfoy nach ihrer linken Hand griff und sie so drehte, dass Grace die Stelle an ihrem Handgelenk sehen konnte, die direkt in ihre Hand überlief. Die Worte verloren ihre Bedeutung.

„Woran... du sie erkannt?“

„Die Narbe... Handgelenk... Blutsschwur...“

„Wo... Borgin?“

Erst als der harte Griff um ihren Hals sich ein wenig lockerte, erlang Mia zumindest teilweise das Bewusstsein. Zwar sah sie noch verschwommen und ein dumpfes Ringen ertönte in ihren Ohren, doch sie nahm zumindest wahr, dass Mr Borgin aus dem Hinterzimmer näher kam. Mit hektischen Bewegungen übergab er Lucius Malfoy eine kleine Phiole mit einer trüben, giftgrünen Flüssigkeit und verzog sich danach sogleich in eine Ecke. Die grelle Farbe des Tranks schmerzte Mia in den Augen. Sie kniff sie sogleich wieder zusammen, doch selbst durch die geschlossenen Augen vernahm sie die kreischend helle Farbe.

„So, Amilia.“, sagte Lucius und hielt ihr die Phiole direkt vors Gesicht, sodass sie ihn nun durch die grüne Flüssigkeit hindurch ganz verzerrt sah. Ein beißender Gestank erfüllte ihre Nase und Mia dachte, dass sie das wirklich ungern trinken würde. „Weißt du was das ist?“

Mia brachte all ihre Kraft auf, um mit dem Kopf zu schütteln. Da der starke Drang in ihr aufkam, ihm mitten ins Gesicht zu spucken, presste sie die Lippen aufeinander. Sie sollte ihren Tod nicht noch beschleunigen.

„Das hier ist ein Gift, eigens von Mr Borgin gebraut. Willst du auch wissen, was es mit dir anstellt?“ Mia reagierte nicht, doch Lucius Malfoy redete ohnehin weiter. „Es führt dazu, dass du binnen weniger Sekunden die komplette Kontrolle über deinen Körper verlierst. Erst werden deine Gliedmaßen ganz schlaff, dann pocht dein Herz langsamer, bis schließlich auch dein Gehirn aussetzt und du in einen tiefen, traumlosen Schlaf übergehst. Aber keine Sorge, wir wollen dich nicht töten. Wenn du rechtzeitig das Gegenmittel bekommst, wachst du pünktlich wieder auf, um dem dunklen Lord Rede und Antwort zu stehen.“

Angsterfüllt biss Mia sich auf die Lippen. Panisch schüttelte sie den Kopf, doch das veranlasste Malfoy und Grace Zabini nur dazu in ein grausiges, bitterböses Lachen auszubrechen. Lediglich Mr Borgin an der Rückwand des Zimmers sagte nichts und bewegte sich keinen Zentimeter. Jedes noch so winzige Haar an Mias Körper stellte sich vor lauter Angst auf.

Malfoy kam ihr näher. Ganz langsam öffnete er den Drehverschluss der Phiole, wobei er Mia absichtlich durchgehend mit seinen kalten, grauen Augen beobachtete, um zu sehen, wie die Panik sie langsam packte wie widerspenstige Spinne, die ihr Netz webt. Zuerst begannen ihre Hände zu schwitzen, dann setzte der Kopfschmerz ein. Als Malfoy den Deckel gewohnt ruhig auf den Tisch neben sich legte, glaubte Mia erst, sie würde vorher noch an einem Herzinfarkt sterben.

Schließlich stand er vor ihr und betrachtete gespielt nachdenklich den Inhalt der Phiole. „Ob der wohl so schlecht schmeckt, wie er riecht?“, fragte er und führte das Gift dann an Mias Mund.


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Elisabeth Sparrer, Abendzeitung