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Fanfiction

Alles was wir geben mussten - Im Schatten

von Jausti

„Meinst du Hermine hat Recht?“, fragte Ron Harry am nächsten Morgen, während die beiden sich in seinem Zimmer gerade anzogen. „Damit, dass wir vorsichtig sein sollten?“

Harry ließ den Blick aus dem Fenster schweifen. „Ich weiß nicht. Vielleicht.“

„Ich kann mir einfach nicht vorstellen...“, begann Ron, doch Harrys verständnisvoller Blick unterbrach ihn. Mit einem müden Seufzer zog er sich einen verwaschenen Weasley Pullover über den Kopf. Während er damit kämpfte, sein rundes Gesicht durch die Öffnung zu zwängen, stöhnte er: „Das ist doch alles komisch. Ich verstehe dieses gesamte Brimborium um Diskretion nicht.“ Mit einem Ruck rutschte der Pullover über seinen Kopf. „Der einzige Grund um seinen Freunden gegenüber Dinge zu verschweigen ist, dass man Geheimnisse vor ihnen hat.“

Nachdenklich band Harry sich die Schnürsenkel zu. An dem, was Ron gesagt hatte, war etwas dran. Er fragte sich, ob er Dumbledore auf dieses Thema in seinem Antwortschreiben ansprechen sollte. Das Pergament lag auf seinem Nachttisch und war eigentlich schon fertig geschrieben. Mit der Hilfe von Ron und Hermine hatte Harry Dumbledore zunächst eine ausreichend detaillierte Beschreibung der Geliebten des dunklen Lords geliefert und gleichzeitig auf subtile Art und Weise seine eigenen Fragen einfließen lassen. Aber wenn er Dumbledores Bitte nach Diskretion infrage stellte, so würde dieser doch sicherlich sofort wissen, dass Harry seine besten Freunde in das Geheimnis eingeweiht hatte, oder nicht?

Entschlossen grapschte er nach dem Pergament, faltete es zweimal in der Mitte und steckte es in den Briefumschlag. Er hatte sich des Briefes wegen schon nahezu die ganze Nacht um die Ohren geschlagen. Während er den Brief versiegelte, nahm Harry sich vor, nicht mehr an Dumbledores eigentümliche Forderungen zu denken. Wenn er so weiter machte, würde er den ganzen Tag nur noch mit Grübeleien verbringen.

„Lass uns frühstücken gehen!“, rief er Ron zu und die beiden Freunde begaben sich ins Erdgeschoss in die Weasley‘sche Küche.

Der Küchentisch war bereits rappelvoll. Mrs Weasley hatte alle Arbeit geleistet. Es gab Berge von kross gebratenen Würstchen, Schalen mit Rührei, Teller voll Spiegelei und Omeletts, knusprigen Schinken, gegrillte Tomaten, gebackene weiße Bohnen in Tomatensoße, schwarzen Blutpudding sowie eine Terrine mit Haferbrei, den niemand anrührte außer Percy. Der lange Küchentisch bog sich unter dem Gewicht der Berge von Essen und Mrs Weasley stand immer noch am Herd und kochte weiter.

Mundungus Fletcher saß bereits am Tisch. Mit gebeugtem Rücken und ungewaschenen Haaren knabberte er geräuschvoll an einem gebutterten Toast. Neben ihm saß der sichtlich angewiderte Percy sowie Fred und George, die versuchten, ihm einige ihrer selbst gemachten Scherzartikel anzudrehen. Mr Weasley kramte nach etwas in seiner Aktentasche, während Ginny und Phina gebannt einer Geschichte von Mia lauschten.

„Guten Morgen ihr zwei, setzt euch!“, begrüßte sie Mrs Weasley und die beiden nahmen am Tisch Platz. In Windeseile hatte sie ihnen Teller vor die Nase gestellt und lud Unmengen von Essen darauf.

Mundungus Blick fiel auf Harry. „Hast du etwas für mich, Bürschchen?“, fragte er mit vollem Mund. Harry nickte und reichte ihm den versiegelten Brief. Mundungus verstaute ihn in seiner Tasche, wobei seine Augen sich überrascht weiteten.
„Na, bei Merlins Unterhosen!“, rief er laut, wodurch er jeden am Tisch erschreckte, „Das hätte ich ja beinahe vergessen!“ Aus seiner Tasche zog er zwei weitere Briefe, die beide das Siegel von Hogwarts trugen und auf blütenweißem Pergament geschrieben waren.

„Was hast du da, Dung?“, fragte Fred, der mit Mundungus mittlerweile schon beim Du angekommen war und schnappte nach den Briefen.

Mundungus wich aus und stand auf. „Hab ich ja völlig vergessen. Neben meinem Spezialauftrag -“ Alle Blicke wandten sich neugierig Harry zu. „ - hat Dumbledore mich des Weiteren beauftragt, euch diese hier zu übergeben.“

Mit feierlicher Miene hielt er die beiden Briefe Hermine und Harry hin. „Herzlichen Glückwunsch!“, konstatierte er nüchtern, setzte sich sogleich wieder hin und verschlang mit einem Bissen ein ganzes Würstchen.

„Was...?“, stotterte Harry und starrte auf den Brief, doch bevor er überhaupt eine Frage stellen konnte, kreischte Hermine los. „Sie sind da! Endlich sind sie da!“

Hektisch riss sie den Briefumschlag hab und schmiss ihn achtlos neben sich, wobei er auf Rons Spiegelei landete. Mit zittrigen Fingern entfaltete sie das Pergament, las es für eine Sekunde um dann einen Tanz aus wilden Luftsprüngen um den Frühstückstisch herum aufzuführen. „Ja, ich habe es geschafft! Ich hatte schon gedacht, sie nehmen lieber Parvati Patil, weil sie die einzige Schülerin aus dem Jahrgang ist, die sich mit Wahrsagerei beschäftigt, aber sie haben doch mich genommen. Ich kann es nicht fassen!“

„Wovon redest du überhaupt?“, schnauzte Ron sie missmutig an und riss ihr den Brief aus der Hand. Während seine Augen langsam von links nach rechts tanzten, sanken seine Mundwinkel immer weiter nach unten. Schnaubend warf er ihr das Pergament zu und murmelte: „War ja klar, dass du Vertrauensschülerin wirst.“

„Du bist Vertrauensschülerin?“, horchte Percy auf. Feierlich stand er auf und reichte Hermine die Hand. „Meinen herzlichen Glückwunsch, aber sei dir bewusst, dass diese Aufgabe mit einer Menge Verantwortung verbunden ist. Das Abzeichen tragen nur die-“

„Das Abzeichen!“, kreischte Hermine aufgeregt und schaute hektisch umher. Neben ihr machte George ihre panische Miene nach, woraufhin Ginny losprustete. Hermine jedoch bekam dies vor lauter Aufregung gar nicht mit. Sie entdeckte den Briefumschlag auf Rons Teller und griff danach, wobei sie gleichzeitig mitten in sein Essen packte. „Da ist es ja.“ Ohne sich beirren zu lassen holte sie das silberne Abzeichen aus dem Briefumschlag und pinnte es sich stolz an die Brust. Ron grunzte.

„Ach, Hermine, wir sind ja so stolz!“, versicherte Mrs Weasley sie und umarmte sie herzlich. Mit einem Seitenblick auf Ron fügte sie hinzu: „Es ist schön zu sehen, dass ein weiteres Kind aus der Familie Vertrauensschüler wird.“

Nachdem auch Mr Weasley, Mundungus Fletcher (mehr oder weniger ernst) und die anderen am Tisch ihr gratuliert hatten, wand sie sich an Harry. „Los, Harry nun mach schon auf. Du bist sicherlich auch Vertrauensschüler! Ich habe es geahnt, dass sie uns beide ernennen werden, nach all dem, was wir erlebt haben. Wen hätten sie auch sonst nehmen sollen!“

Das war zu viel für Ron. Er ließ demonstrativ sein Messer und seine Gabel auf den Tisch fallen, stand auf und lief nach draußen. „Oh nein, habe ich ihn etwa verletzt?“, fragte Hermine besorgt und sah ihm nach.

„Quatsch, mach dir keine Sorgen, Hermine!“, grinste George, „Das sind die Stimmungsschwankungen, die kommen und gehen mit der Pubertät.“

„Ich hätte auch nicht gedacht, dass er das Zeug dazu hätte, Vertrauensschüler zu werden.“, stellte Percy sachlich fest. Dann wandte er sich an Hermine. „Wenn du willst kann ich dir eine Lektüre zu dem Thema ausleihen. Vertrauensschüler auf dem Weg zur Macht. Es hat mich äußerst gut auf die Karriere im Ministerium vorbereitet.“

Währenddessen war Harry hin- und her gerissen dazwischen, seinem besten Freund nachzulaufen und seinen Brief zu öffnen. Da sprang plötzlich Mia auf und versicherte ihm hastig: „Öffne du erst mal deinen Brief, Harry, ich kümmere mich schon um Ron.“ Und mit diesen Worten verschwand sie fix. Harry war ein wenig verwundert darüber, doch dann fiel ihm ein, wie gut Mia und Ron sich verstanden.

Also setzte sich Harry wieder hin und begann - weitaus ruhiger als Hermine - den Brief zu lesen. Nachdem er etwa die Hälfte gelesen hatte, lachte er laut heraus.

„Was ist so komisch?“, fragte Ginny ironisch, „Haben sie dich etwa schon zum Schülersprecher ernannt?“

Harry schüttelte grinsend den Kopf.

„Nun sag schon!“, drängte ihn Hermine.

„Naja, ich bin kein Vertrauensschüler. Das hätte mich nach all den Regeln, die ich gebrochen habe und gewundert. Ich bin keinen Deut besser als Ron, ich bin wahrscheinlich sogar noch schlimmer als er.“ Insgeheim musste Harry zugeben, dass er erleichtert war, dass er kein Vertrauensschüler war. Er hatte nie darüber nachgedacht, ob er einer sein wollte, und in diesem Moment wurde ihm klar, dass dem nicht so war.

„Und was steht dann in deinem Brief?“, fragte Hermine mit schriller Stimme. Die Enttäuschung war ihr ins Gesicht geschrieben.

Ein breites Grinsen erfüllte Harrys Gesicht. „Ich bin zum Quidditchkapitän von Gryffindor ernannt worden!“


„Ron? Bist du hier?“ Zaghaft trat Mia hinaus auf die Terrasse. Von hier aus hatte man einen grandiosen Blick auf die umgebende Landschaft. Für Mia, die weit ab von der Natur aufgewachsen war, war dies ein ungewohnter Anblick. Um ehrlich zu sein, hatte sie auch noch nie viel für Pflanzen und dieses ganze Gewächs übrig gehabt.

Als sie keine Antwort bekam, lief sie ein Stück weiter und sah sich um. Sie musste zugeben, dass Ron auf die Neuigkeiten recht empfindlich reagiert hatte, doch sie konnte ihn verstehen. Das war auch der Grund dafür, dass sie ihm nachgelaufen war. Mit einer besten Freundin wie Phina wusste sie, wie es sich anfühlte, im Schatten zu stehen. Zwar war Mia extrovertiert und stand regelmäßig im Mittelpunkt, doch war Phina immer diejenige welche gewesen. Seit ihrer Kindheit.

„Ron! Jetzt stell dich nicht so an!“, rief sie streng, „Wenn du mir nicht sofort antwortest, bleibe ich hier und schreie solange, bis dir die Ohren abfallen!“

„Ich bin direkt hinter dir.“, grummelte eine männliche Stimme und Mia fuhr herum.

Neben der Tür der Terrasse saß Ron mit ausgestreckten Beinen und gefalteten Händen auf dem Boden. Mia musste ihn übersehen haben, als sie die Tür geöffnet hatte.

Als diese Erkenntnis sie überkam, musste sie lachen und auch Ron konnte sich ein schwaches Grinsen nicht verkneifen. Als Mia sich neben ihm auf den Boden setzte, sagte er: „Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, dich so lange schreien zu lassen, bis du dich umdrehst und mich von allein entdeckst, aber dann hatte ich Angst um mein Gehör. Ich will schließlich keinen Hörschaden davontragen.“

„Das ist aber nicht sehr nett!“, bemerkte Mia spitz.

Dann verfielen sie in ein einvernehmliches Schweigen. Mia blinzelte.

Irgendwann murmelte Ron: „Du denkst jetzt sicherlich, ich bin schrecklich egoistisch.“

Sie drehte sich zu ihm. „Das denke ich nicht. Deswegen bin ich dir nachgekommen.“

Ron holte tief Luft. „Es ist nur so... Ich bin in meinem Leben immer nur der Zweite gewesen. Mit fünf Brüdern, die bereits alles vorgemacht haben, ist es schwer etwas Neues zu machen. Sie haben alles schon erreicht, waren Vertrauensschüler, Quidditchkapitän, Bill und Percy waren sogar Schulsprecher. Fred und George sind zwar nicht so erfolgreich, aber dafür sind sie genial was ihr Geschäft anbelangt und bei allen beliebt.“

Ron lachte, doch Mia fand, dass es mehr verbittert als heiter klang.

„Und Harry ist... Er ist einfach Harry Potter. Er ist eine Berühmtheit und jeder kennt ihn. Ich meine - er ist mein bester Freund und ich halte immer zu ihm. Aber es wäre einfach schön einmal, nur einmal nicht in seinem Schatten stehen zu müssen.“ Er sah sie ernst an.

Mia erwiderte seinen Blick und konnte den unterdrückten Schmerz nahezu fühlen. Ihr wurde bewusst, wie sehr Ron sich das Amt des Vertrauensschülers gewünscht haben musste, denn die Enttäuschung war ihm deutlich anzusehen. Sie überlegte, wie sie ihn aufheitern könnte und entschied sich dafür, ihre Geschichte mit ihm zu teilen - so weit es ging.

„Weißt du...“, begann sie, „Ich kann dich verstehen. Mir geht es ähnlich.“

Ron prustete los. „Dir? Ich kann mir kaum vorstellen, dass du jemals in jemandes Schatten gestanden hast. Du bist selbstbewusst und lustig und quasi immer im Mittelpunkt -“ Seine Ohren liefen rot an.

Mia fühlte sich nun ein wenig unbehaglich. Ehrlichkeit war nicht so einfach, wenn man sich sonst aus allem ein Spiel machte. Außerdem nahm sie es oft mit der Wahrheit auch nicht allzu genau. „Das stimmt ja auch. Aber Aufmerksamkeit und der Mittelpunkt sind nicht das Wesentliche im Leben. Es geht darum, mit wem die Menschen am Ende des Tages zusammen sein wollen.“

Ihr Blick glitt in die Ferne. „Als wir noch jung waren, war Phina dieses Mädchen. Auch wenn sie nicht laut oder auffällig war, sie hatte immer das, was ich wollte. Damals habe ich sie gehasst.“ Sie lachte. „Das war im Übrigen sehr töricht von mir. Phina ging es schließlich ähnlich. Ich denke, jeder hat sein Päckchen zu tragen. Es hat lange gedauert, aber dann habe ich gelernt, mit meinem Schatten umzugehen.“

Sie sah Ron eindringlich an. „Verstehst du, was ich dir sagen will, Ron? Es lag nie an Phina, dass ich ich mich wertlos gefühlt habe, sondern es lag an mir selbst. An meiner Arroganz und an meinem Neid. Ich wollte Phina hassen, weil es einfach war. Es ist keine Tugend im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, glaub mir. Ich kann mir gut vorstellen, dass Harry - genau wie Phina - eher unfreiwillig dorthin gelangt ist.“ Ihr Gegenüber biss sich auf die Lippe, woran Mia erkannte, dass er verstand, was sie ihm mitteilen wollte. „Deswegen ist es unsere Aufgabe als ihre Freunde, die beiden zu unterstützen, so gut es nur geht. Wenn wir ihnen ihren Erfolg nämlich übel nehmen, dann sind wir kein bisschen besser als alle anderen. Menschen neigen dazu, andere Menschen in den Himmel zu heben, während sie dabei den Blick für sich selbst verlieren.“

Mit einem bewundernswerten Gesichtsausdruck musterte Ron sie. „Du bist ja eine echte Philosophin, Mia.“ Dann rappelte er sich auf. „Und du hast Recht. Es ist ja nicht so, als hätte Harry darum gebeten, Vertrauensschüler zu werden. Er ist es einfach.“ Ron runzelte die Stirn. „Obwohl er gut ein Dutzend Schulregeln mehr gebrochen hat als ich.“, fügte er trocken hinzu.

Er reichte ihr die Hand, um ihr hoch zu helfen. Als Mia sie ergriff, fasste er sie fest und für einen kurzen Moment sahen sie sich tief in die Augen, was beide gleichermaßen verwirrte, doch es dauerte nur eine Sekunde, dann wandte Ron den Blick ab.

Verlegen wuschelte er sich durch das rote Haar und sagte: „Im Gegensatz zu Harry kann ich in diesem Jahr zumindest weiterhin Schulregeln brechen.“

Mia verschränkte keck die Arme vor der Brust. „Dann nimmst du mich aber bitte mit. Das möchte ich um keinen Fall verpassen. Wenn es darum geht Regeln zu brechen, bin ich die Erste, die dabei ist!“


Inzwischen saß Phina noch immer am Frühstückstisch und knabberte in Gedanken versunken an einem Stück Speck. Sie fragte sich, was Mia und Ron wohl gerade beredeten und wann die beiden wieder kämen. Ohne Mia fühlte sie sich wie ein Schiff ohne Anker verloren auf der weiten See.

Nachdem Harry erfahren hatte, dass er gar nicht Vertrauensschüler, sondern Quidditchkapitän geworden war, hatten sie ihm alle warmherzig gratuliert. Phina hatte das Gefühl, dass ihm diese Auszeichnung weitaus mehr Freude bereitete, als der Titel eines Vertrauensschülers. Diesen Posten hatte er sich schließlich selbst hart erarbeitet und außerdem hatte er mit Quidditch zu tun. Und Harry liebte Quidditch, das wusste sie sicher.

Als sie ihm gratuliert hatte, hatte Harry ihr ins Ohr geflüstert, dass sie auf jeden Fall zu den Testspielen der Mannschaft kommen müsse. Zwar war die Position des Suchers schon mit ihm belegt, doch sei er sich sicher, dass Phina auch eine exzellente Jägerin abgeben würde. Dies war der Anlass für neue Tagträume gewesen. Sie hatte überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass Hogwarts ihr nicht nur als Unterschlupf und Schule sondern auch als Ort der Freude und Freundschaft dienen könnte. Und Quidditch war für Phina eindeutig mit Freude verbunden. Es wäre so wunderbar, wenn sie mit Harry in einer Mannschaft spielen könnte.

„Versuchst du es?“, fragte Ginny sie.

„Was? Entschuldigung ich war gerade...“, murmelte sie.

Ginny lachte. „In Träumen? Hab ich gemerkt, du hast ja einen ganz glasigen Blick bekommen. Ich habe gefragt, ob du zu den Testspielen der Quidditchmannschaft von Gryffindor gehst.“

Phina warf Harry einen verstohlenen Blick zu. „Schön wäre es ja...“

„Sie kommt auf jeden Fall!“, fiel Harry ihr ins Wort, „Dafür sorge ich schon. Aber wieso fragst du, Ginny?“

Rons Schwester setzte eine selbstzufriedene Miene auf. „Fred und George haben erzählt, dass Angelina und Alicia dieses Jahr aus der Mannschaft austreten, weil sie sich auf ihre UTZe konzentrieren wollen. Das heißt es gäbe zwei freie Stellen als Jägerin.“ Aus dem Augenwinkel funkelte sie Phina zu. „Ich denke, wir beide sollten diese Jägerinnen sein.“

Prompt errötete Phina. „Aber ich weiß nicht, ob ich das kann...“, murmelte sie schüchtern.

„Natürlich kannst du das!“, protestierte Ginny, „Du bist als Sucherin eine ernsthafte Konkurrenz für Harry, das heißt du kannst als Jägerin nur gut sein.“

Phina sah verlegen zu Boden, denn sie wusste, dass Ginny nur so übertrieb, damit sie bei den Testspielen nicht allein war. Doch Harry hatte nun schon ganz andere Sorgen. Aufgebracht fragte er Fred und George: „Ihr bleibt aber als Treiber im Team, oder?“

Die Zwillinge gaben sich gespielt empört. „Wieso sollten wir denn nicht? Außer du willst uns nicht mehr, oh du großer Quidditchkapitän.“

Harry verdrehte die Augen. „Ich dachte nur, weil Alicia und Angelina im Abschlussjahr sind und ihr auch...“

George verdrehte die Augen. „Harry, wie lange kennst du uns nun schon? Wir würden Gryffindor niemals für etwas so unnützes wie UTZe verraten!“

„Schließlich steht UTZ für nichts anderes als unnütze triviale Zauberprüfungen!“, sagte Fred voll gespielter Überzeugung.

„Vielleicht solltet ihr euch das noch einmal überlegen.“, fuhr Mrs Weasley ihn scharf an, „Eure ZAG Ergebnisse waren bereits miserabel und das ist die letzte Chance um euch eine aussichtsreiche Zukunft zu sichern.“

„Mum, wir hatten das Thema doch schon. Wir machen dir zuliebe die UTZe, ja, aber wie wir sie machen, das überlässt du bitte uns.“, witzelte Fred, „Außerdem kann ich dir hoch und heilig versprechen, dass George und ich dich und Dad locker über die Runden bringen können, wenn ihr erst mal alt seid.“ Empört ließ Mrs Weasley das Geschirr in die selbstreinigende Spüle fallen. „Also wirklich!“, schimpfte sie leise.

Harry machte eine verzeihende Geste zu Fred und George dafür, dass er das brisante Thema angeschnitten hatte. „Gut, das heißt ich habe zwei Treiber, eine Jägerin, Katie, und einen Sucher, mich. Da Wood jetzt nicht mehr in Hogwarts ist und Alicia und Angelina ausfallen heißt das, ich muss fast die halbe Mannschaft neu belegen.“

„Das ist eine große Verantwortung.“, machte Fred Percy nach, „Ich kann dir mein Buch Quidditchkapitäne auf dem Weg zum blauen Auge schenken, damit du dich auf die Konsequenzen vorbereiten kannst.“ Er zwinkerte Harry zu.

Dieser jedoch sah das Ganze nicht so locker wie Fred. Mit dem Posten als Quidditchkapitän war in ihm auch der Ehrgeiz entflammt, das Team Gryffindors in diesem Jahr zum Sieg zu führen. Es war als hätte Woods Geist von ihm Besitz ergriffen. Doch mit einer fast komplett neu besetzten Mannschaft war das gar nicht so einfach, schließlich dauerte es, bis ein Team seine Dynamik gefunden hatte.

Doch wenn Phina und Ginny sich tatsächlich bewerben würden, dann hätten sie vielleicht eine Chance. Sie hatten schließlich die ganzen Ferien über schon zusammen gespielt und waren daher aufeinander eingestimmt. Dann fehlte ihm nur noch ein Hüter.

In diesem Moment betraten Ron und Mia die Küche. „Oho, ihr seid auch mal wieder zurück!“, tönte George lautstark, während Fred vielsagend pfiff.

Ron lief so rot an wie eine Tomate, doch Mia schnappte sich lässig einen Bissen Rührei von Freds Teller, steckte ihn sich in den Mund und bemerkte spitz: „Eure Gesichter sind schon ganz grün vor Neid!“

Die Zwillinge sahen sich an, blickten dann zu Mia und riefen dann gleichzeitig: „Mia, du bist echt eine coole Frau!“ Dann hielten sie der jungen Hexe die flache Handfläche entgegen, welche sie selbstsicher abklatschte, bevor sie sich wieder hinsetzte.

Phina war währenddessen der frostige Gesichtsausdruck von Hermine aufgefallen. Als Ron und Mia die Küche nämlich betreten hatte, war dieser die Kinnlade deutlich heruntergeklappt. Nun jedoch vermied sie es tunlichst in die Richtung der beiden zu schauen und polierte stattdessen umständlich ihr Vertrauensschülerabzeichen.

Ron ging unterdessen zu Harry und hielt ihm die ausgestreckte Hand entgegen. „Alles Gute, Harry, du hast dir das echt verdient.“

Harry blieb eine Sekunde lang reglos sitzen. Rons Hand schwebte noch immer in der Luft, als er sagte: „Nö, das habe ich nicht. Deswegen bin ich auch kein Vertrauensschüler, sondern nur Hermine.“

Rons Gesichtszüge entgleisten. „Ich bin Quidditchkapitän, Ron, kein Vertrauensschüler. Und mir ist gerade eben eingefallen, dass du ein passabler Hüter bist. Warum kommst du nicht mal zu den Testspielen?“

Vollkommen baff ließ Ron sich auf seinen Platz fallen. „Wow, danke Harry.“

Mia lächelte den beiden Freunden warmherzig zu.


Der restliche Tag verlief weitaus weniger ereignisreich als das Frühstück. Nachdem er zwei weitere Portionen Würsten verdrückt hatte und sich bei Mr Weasley lautstark über die „vermaledeite Pubertät“ beanstandet hatte, verließ Mundungus den Fuchsbau für seine nächste Mission in der Winkelgasse.

Seine Verabschiedung war das Stichwort für Mrs Weasley, die Kinder den ganzen Tag lang umher zu scheuchen, damit sie ihre Sachen für die Reise am nächsten Tag vorbereiteten und ihre letzten Hausaufgaben erledigten.

Gegen Nachmittag verzogen Phina und Mia sich auf ihr Zimmer, wo sie den Brief, den ihnen der Schulleiter von Hogwarts geschickt hatte, hervorholten. Doch dieses Mal ging es ihnen nicht um die Bestätigung, dass sie an der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei angenommen waren, sondern um die beiliegende Einkaufsliste.

Eine ihrer großen Sorgen war es gewesen, dass das Geld nicht ausreichen würde, darum rechneten sie hin und her. Das Geld würde zwar reichen, um Bücher, Zaubertrankzutaten und elementaren Schulkram wie Pergamente und Federn zu besorgen, doch benötigte Phina dringend Umhänge, da sie nie welche besessen hatte. Außerdem wies Mia darauf hin, dass sie sich ihrer Sicherheit in Hogwarts nicht sicher sein konnten, weshalb die Anschaffung gewisser magischer Gegenstände eventuell ratsam wäre. Lange diskutierten die beiden hin und her.

Schließlich hatten sie sich entschlossen. Am nächsten Tag, wenn sie in der Winkelgasse waren, würde Phina die anderen ablenken, während Mia sich klammheimlich in die Nokturngasse schlich. Im Gegensatz zu ihrer Freundin war sie nämlich schon einmal dort gewesen und kannte sich vage aus. Dort würde sie für die beiden Geld auftreiben um dann geschwind zu Madam Malkins zu kommen und Phinas Umhänge zu bezahlen.

Es war ein riskanter Plan, doch sie hatten keine Wahl.


Als Ron an diesem Abend zu Bett ging, war er vollkommen zufrieden. Das Gespräch mit Mia hatte ihn seltsamerweise ungemein erleichtert und er fühlte sich rundum glücklich.

Mit Harry als Quidditchkapitän und der Aussicht auf vor ihm liegende Testspiele beurteilte er seine Zukunft als durchaus rosig. Zwar hatten er und Hermine den ganzen Tag kein Wort miteinander geredet, doch fand er, dass sie das nach ihrer taktlosen Aussage heute Morgen verdiente. Voller Zorn dachte er daran, wie sehr die Vorstellung, zusammen mit Harry Vertrauensschülerin zu werden, sie verzückt hatte.


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Wir müssen lernen, mit Menschen auszukommen, die anders sind als wir. Wenn sie das Herz auf dem rechten Fleck haben, spielt es keine Rolle, woher sie stammen.
David Heyman über ein Thema des vierten Harry-Potter-Films