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Fanfiction

Alles was wir geben mussten - Neuer Mut

von Jausti

Re-Kommis gibt es ab jetzt immer im FF-Thread! :)

* *

„Ratet mal, was mir gerade passiert ist“, tönte Harry, als er Rons Zimmer betrat. Dann verstummte er. Ron und Hermine, die zuvor noch eine lustige Kissenschlacht veranstaltet hatten, saßen in entfernten Winkeln des Zimmers und vermieden es eisern, den anderen anzuschauen.

„Was ist denn hier los?“, fragte Harry verwirrt. Hatten die beiden nicht eben noch kindisch zusammen getobt? Er verstand diese beiden einfach nicht!

Hermine drehte sich mit vor der Brust verschränkten Armen zu ihm um. „Dein guter Freund Ronald...“ Sie betonte Rons verhassten ganzen Namen besonders, wahrscheinlich, um ihn zu ärgern, „… befand es für arg witzig, mit meinen Schulbüchern durch den Raum zu werfen.“

Erst jetzt fielen Harry die ganzen Seiten auf, die im ganzen Zimmer verstreut auf dem Boden lagen. Ebenso die Bücher, mit dem Buchrücken nach oben und aufgeschlagen. Die Seiten waren geknickt und die Bücher ein wenig demoliert. Harrys Bücher sahen das ganze Jahr über so aus, aber für jemanden wie Hermine, bei dem Bücher gleichwertig mit Menschenleben zu bemessen waren, grenzte dieses Verhalten natürlich an Kriminalität. Harry schmunzelte.

„Sag ihr…“, kam es jetzt aus der anderen Ecke des Raumes, in der Ron einen Koboldstein in den Händen hin und her warf, „…dass ihre besten Freunde, die Bücher, das schon überleben werden. Zur Not kleben ein paar fleißige Hauselfen sie wieder zusammen.“ Man hörte Hermine hörbar Luft einziehen. Ron grinste triumphierend.

Harry schüttelte den Kopf und setzte sich genau in die Mitte des Zimmers auf den Teppichboden. Sollte das denn jetzt die ganzen Ferien so weitergehen? Dabei waren die beiden alt genug, sich zusammenzureißen. Als beide keinen Ton sagten und weiter vor sich hin schmollten, entschloss Harry, sie mit dem Einzigen zu ködern, was die beiden noch wichtiger als ihren persönlichen Dauerstreit fanden. Neuigkeiten.

„Hört mal her“, sagte er geschäftig, „Ich habe gerade Rons Mutter mit unseren zwei neuen Mitschülerinnen Mia und Seraphina auf dem Flur getroffen und dachte, dass das euch beide vielleicht interessiert. Aber wenn ihr lieber hier sitzt und die Wand anschweigt, dann geh ich das wohl besser Ginny erzählen.“ Er machte Anstalten aufzustehen und das Zimmer zu verlassen.

Doch sofort waren die beiden Feuer und Flamme. Der Streit war ganz vergessen. Sie sprangen auf und hielten Harry zurück. „Neue Mitschülerinnen? Du machst Witze!“ „Warum sind sie hier? Kennen ihre Eltern meine?“ „Warum kommen sie erst jetzt nach Hogwarts?“ „In welche Klasse gehen sie?“ „Haben sie etwas mit Du-weiß-schon-wem zu tun?“ „Sehen sie gut aus?“

Nach der letzten Bemerkung sah Hermine Ron entgeistert an und boxte ihn spielerisch in die Seite. „Aua!“, schrie er auf, musste aber gleichzeitig lachen. „Du bist unmöglich!“, rief Hermine fassungslos. Die drei prusteten los.

„Also Harry, jetzt stell dich nicht so an, wir wollen alles hören!“, verlangte Ron.

Harry machte sich nicht die Mühe, ihn auf das wir anzusprechen. Solange Ron und Hermine sich vertrugen, konnten sie zumindest anständige Gespräche führen. „Ich weiß auch nicht viel mehr als ihr. Anscheinend übernachten sie hier, denn deine Mutter hat sie in Charlies Zimmer einquartiert. Sie kommen aus Amerika und besuchen dieses Jahr die Fünfte in Hogwarts, weil die Schule wohl so viel besser ist, als die Schulen in Amerika. Außerdem treffen wir uns nachher mit ihnen.“

Natürlich hörten Ron und Hermine noch lange nicht damit auf, ihm Fragen zu stellen, die Harry selbst nicht beantworten konnte. Als ihnen das klar wurde, begann Hermine Theorien aufzustellen. „Ich habe gehört, dass das amerikanische Schulsystem für Zauberer wirklich nicht gerade das Beste ist und Hogwarts ist mit seinen progressiven Lehrmethoden eine der führenden Einrichtungen.“ „Progressive Lehrmethoden? Dass ich nicht lache!“, schnaubte Ron, der sich an seinen Zaubertrankaufsatz erinnerte, verächtlich. „Vielleicht haben wir durch das Trimagische Turnier noch ein wenig mehr Aufmerksamkeit auf uns gezogen und jetzt kommen Anmeldungen aus dem Ausland? Dann werden die beiden sicher nicht die Einzigen sein, die dieses Jahr neu sind?“

„Aber ist Hogwarts nicht eine Schule ausschließlich für Hexen und Zauberer aus Großbritannien?“, fragte Ron.

Hermine nickte. „Eigentlich schon, das ist ja das Merkwürdige. Das müssen wir die beiden auf jeden Fall fragen. Ich bin so gespannt. Amerika! Das ist um Längen besser als Frankreich und Ungarn!“ Ron verdrehte die Augen. „Wenn das Vicky zu Ohren bekommt…“ Hermine funkelte Ron böse an. „Lass Viktor daraus, er hat dir nichts getan!“ Ron war schon drauf und dran etwas ebenso Harsches zu erwidern, doch Harry unterbrach ihn.

„Hört doch auf! Macht euch lieber fertig, umso schneller können wir die beiden ausfragen!“


„Müssen wir echt noch zu denen?“, murrte Mia, „Ich bin so müde! Wir lernen sie doch eh spätestens morgen früh kennen.“ Die junge Hexe sah sehnsüchtig zu den Matratzen, die auf dem Boden von Charlies altem Zimmer ausgebreitet lagen. Mr Weasley hatte sie provisorisch ins Zimmer gebracht, während die Mädchen sich im Bad frischgemacht hatten. Mrs Weasley war sich ziemlich unbehaglich vorgekommen, weil ihre unangekündigten Gäste auf dem Boden schlafen mussten, doch für Mia und Phina war es das beste Bett seit langem. Und die anstrengenden Wanderungen hatten sie wirklich ausgelaugt. Sie hatten sich einen friedlichen Schlaf mehr als verdient.

Trotzdem schüttelte Phina den Kopf. „Mia, das geht nicht. Wir haben es ihm versprochen.“ Sie wagte es nicht, Harrys Namen auszusprechen. Die Angst, die sie nach ihrem Aufeinandertreffen verspürt hatte, war noch immer nicht ganz verschwunden. Doch Phina war viel zu anständig, um einfach nicht aufzutauchen.

Vorhin, als Mrs Weasley sie zum ersten Mal im Fuchsbau herumgeführt hatte, hatten sie Harry Potter getroffen. Sie hatten schon einiges über ihn gehört, doch die Mädchen wollten einen Neuanfang wagen. Und dazu gehörte auch, ihren neuen Klassenkameraden offen entgegen zu treten. Phina sah es als einmalige Chance, endlich ihre Verschlossenheit zu überwinden und neue Freunde zu finden. Obwohl ihr Harry Potter dafür eigentlich weniger geeignet schien.

Phina krempelte sich die Ärmel des viel zu großen Schlafanzuges hoch, den Mrs Weasley ihr gegeben hatte. An Mia hing er sogar noch sackartiger als an ihr, weil sie kleiner war. Sie fuhr sich durch das noch feuchte Haar. „Ich fühle mich einfach nur so ausgelaugt.“ Phina nickte. „Ich mich auch, aber da kommen wir nicht drum rum. Wir sind zu weit gekommen, als dass unsere Müdigkeit uns jetzt noch aufhält.“ Sie hoffte, dass sie die träge Mia durch ihre angeblich euphorische Rede aufraffen konnte.

In Wahrheit war Phina mindestens genauso müde wie ihre Freundin, doch irgendwie wollte sie auch mit den anderen reden. Sie hatte nun schon so viel von ihnen gehört, dass sie nun darauf brannte, sich endlich selbst ein Bild zu machen. Sie machte sich einen unordentlichen Dutt und fasste Mias Handgelenk. „Komm schon!“

Die beiden gingen leichtfüßig die Treppe hinunter zur Küche, in der die drei Freunde bereits am Küchentisch Platz genommen hatten und im Flüsterton hektisch diskutierten. Als Harry sie erspähte verstummten sie augenblicklich. Phinas Eingeweide fühlten sich an, als würden sie vereisen. „H-Hallo…“, stammelte sie mehr oder weniger selbstbewusst und ließ sich schnell auf einen der Stühle nahe dem Trio fallen. Die Angst saß ihr wie ein Frosch im Hals und verhinderte, dass sie auch nur ein Wort herausbekam. Mia grüßte die Drei mehr als überschwänglich und setzte sich hin.

„Hallo, ihr drei!“ Sie schenkte allen ihr breitestes Lächeln und fläzte sich lässig auf den Stuhl. „Ihr könnt euch ja gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass wir schon ein paar unserer Klassenkameraden kennen, bevor wir nach Hogwarts gehen.“ Sie zwinkerte Ron zu. „Immerhin wird keiner gerne ins kalte Wasser geworfen, stimmt’s Phina?“ Phina wand sich und nickte, den Blick immer auf dem Boden. Mias Mundwinkel umspielte der Hauch eines Grinsens und sie wand sich wieder Harry, Ron und Hermine zu. „Ich vergesse meine Manieren. Schließlich sollten wir uns erst mal vorstellen. Also, ich bin Mia Lepore und das ist…“

„Phina Shepard.“, murmelte Phina ruhig, da sie es langsam leid war, immer von Mia wie von ihrem Vormund vorgestellt zu werden. „Wir kommen aus Amerika und gehen dieses Jahr nach Hogwarts in die fünfte Klasse.“, flüsterte sie kaum wahrnehmbar, doch immerhin hatte sie einen ganzen Satz rausgebracht.

Hermine hob die Augenbrauen. „Amerika also? Ihr müsst mir alles erzählen! Gibt es dort Unterschiede in der Art und Weise zu zaubern? Ist es schwieriger oder leichter, praktischer oder umständlicher als hier? Ist was daran, dass man im Westen mehr auf Anwendungsmagie als auf Zaubertränke und Kräuterkunde setzt?“ Ron stütze geräuschvoll seinen Kopf in die Hände, um zu demonstrieren, was er von Hermines andauernder Fragerei hielt. Doch Hermines Wortschwall war noch lange nicht unterbrochen. „ … und wie weit ist die Magie dort überhaupt verbreitet? Gibt es dort magische Wesen, die uns in Europa unbekannt sind?“ Sie seufzte geistesabwesend. „Amerika…“ In ihren Augen entstand ein träumerischer Ausdruck.

Mia setzte zu einer Antwort an, jedoch kam Harry ihr zuvor. „Hermine, ich glaube nicht, dass die beiden jetzt über die Zauberkunst in Amerika oder über das politische System ihres Landes plaudern wollen.“, gluckste er und wandte sich zu den beiden Neuen, „Ich bin Harry Potter und es freut mich ehrlich, dass ihr hier seid. Ich bin mir sicher, dass Hogwarts euch gefallen wird.“ Er lächelte Phina zuversichtlich an und sie zwang sich dazu, ebenso freundlich zurück zu lächeln.

„Harry Potter, also?“, murmelte Mia und besah ihn von oben bis unten. Phina merkte, wie Harry rot anlief und er das Gesicht ärgerlich verzog. Sicher war Mia nicht die Erste Person, die ihn wegen seiner außergewöhnlichen Geschichte anders behandelte. Phina wusste nur zu gut, wie das sich anfühlte und sofort fühlte sie sich mit Harry auf einer tieferen Ebene verbunden – sie trugen die gleiche Last mit sich herum.

Nachdem die beiden anderen sich ebenfalls vorgestellt hatten, begannen sie, die beiden Mädchen mit Fragen zu löchern. Mia gab wieder die tragische Geschichte ihres Unfalls und des abgebrochenen Kontaktes zu ihren Eltern zum Besten und hatte schon nach ihrem ersten Wort die totale Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer. Sie erzählte von ihrer Überreise so detailliert und emotional, dass Phina fast das Gefühl hatte, sie wäre wirklich von Amerika nach England gereist. Während Mia mal wieder ihr Talent auf dem Gebiet der Erzählkunst zur Schau stellte, hielt Phina sich wie üblich zurück und beobachtete.

Der Junge, der sich als Ron Weasley vorgestellt hatte, war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Er war groß und schlaksig, hatte dieselben roten Haare und Sommersprossen wie seine Eltern und während er Mia zuhörte, lag etwas Spitzbübisches in seinem Blick. Er hatte die Ellbogen auf dem Tisch aufgestützt und knabberte fasziniert an seinen Fingernägeln. Ab und zu gab er einen mehr oder weniger lustigen Kommentar ab. Er konnte seine Augen kaum von Mia abwenden.

Das Mädchen hieß Hermine Granger und fiel vor allem durch ihre eindrucksvolle, buschige Haarpracht auf, die wie eine Löwenmähne ihren Kopf umkränzte. Ihre Augenbrauen waren leicht gerunzelt, während sie Mia ansah und Phina hatte das Gefühl, dass sie ihnen ihre Geschichte nicht ganz abkaufte. Als Mia Dumbledores Brief erwähnte, fragte sie: „Und er hat ihn selbst geschrieben?“, was in Phina einen unangenehmen Verdacht aufkeimen ließ. Hermine würde nicht so schnell locker lassen und alles ganz genau wissen wollen. Zum Glück sprang ihr anschließend etwas, das aussah wie eine sehr hässliche Katze mit einem plattgedrückten Gesicht, auf den Schoß und sie beschäftigte sich mehr damit, das getigerte Fell zu streicheln, als darauf zu achten, was an ihrer Geschichte glaubwürdig – und was es nicht war.

Phina wagte es kaum, Harry Potter zu mustern. Er sah genauso aus, wie er in den ganzen Geschichtsbüchern beschrieben wurde und wie er auf den zahlreichen Fotografien im Tagespropheten aussah. Allerdings fiel Phina auch auf, dass er um einiges dürrer wirkte, als auf dem Bild, das ihn als Sieger des Trimagischen Turniers ablichtete. Ihm fiel auf, dass sie ihn verstohlen musterte und ihre Blicke kreuzten sich. Einen Moment lang, hatte Phina das Gefühl, dass Erkenntnis in seinem Blick lag, doch dann erlosch der Funke schon wieder. Schnell wandte sie den Blick ab und musterte die gelbbefleckte Tischdecke.

Während Mia weiterhin ausschweifende Ausführungen über die altmodische Zauberkunst Amerikas und die sogenannten „Wendigos“ (Phina war sich sicher, dass sie diese magischen Wesen soeben ganz dreist erfunden hatte.) hielt, klopfte Phinas Herz wie wild. Hatte Harry Potter sie vielleicht erkannt? Wusste er, wer sie war? Sie nestelte aufgeregt mit ihren Fingern an der Tischdecke herum.

„Mein Vater arbeitet für den Rennbesenverband“, erfand währenddessen Mia, in einem Anfall kreativer Erleuchtung, direkt ihre gesamte Familiengeschichte, „ … als Konstrukteur spezialisiert auf Besenstiele. Keiner übertrifft ihn, wenn es im Aerodynamik geht, glaubt mir!“

Ron machte große Augen. „Wow!“, rief er, „Meinst du, er könnte mir einen Besen besorgen?“ Mia lachte: „Klar! Ich werde ihn fragen, sobald Phinas Eule aus der Versenkung wieder auftaucht!“ Die beiden kicherten, als hätten sie einen privaten Witz. „Unsere Hauseule Errol ist genauso. Braucht Wochen, um einen einzigen Brief auszuliefern, und danach ist er reif für das Altersheim.“ Wieder Lachen.

Phinas Brustkorb zog sich zusammen. Während zwischen Mia und Ron schon das Eis gebrochen war und sie sich die lustigsten (von Mias Seite erfundenen) Geschichten über Unfälle mit Eulen erzählten, Hermine sich weiterhin mit Krummbein beschäftigend die beiden beobachtete, war Harry Potters Blick wieder auf ihr gelandet. Phina biss sich verlegen auf die Lippe, konnte sich aber zu keinem Lächeln durchringen. Sie musste auf die Blitznarbe auf seiner Stirn schauen. Gebannt von diesem Anblick fiel es ihr überhaupt nicht auf, dass Harry ihr eine Frage gestellt hatte.

„...Phina?“

Sie erwachte aus ihrer Trance. „Was? Tut mir Leid, ich war gerade...“

„... in Gedanken versunken, ja, so ist unsere Phina!“, mischte Mia sich sofort ein, „Sie ist nicht gerade die Aufmerksamste, das werdet ihr noch merken.“ Mia warf Phina einen liebevollen Blick zu. „Dafür aber meine beste Freundin.“

In Anbetracht der tiefen Bande der Freundschaft lächelten Harry und Ron die Mädchen warmherzig an. Hermine jedoch fixierte sie weiterhin mit einem bohrenden Blick, während sie ihre hässliche Katze streichelte.

„Wie dem auch sei. Ich habe dich gefragt, was deine Eltern so machen, Phina.“, wiederholte Harry seine Frage.

Für einen kurzen Moment flammte erneut die Unsicherheit in ihr auf, doch dann, von neuem Mut und der Zuverlässigkeit ihrer Freundschaft zu Mia erfüllt, begann Phina zunächst mit brüchiger Stimme, doch dann immer selbstsicherer von ihrer angeblichen Familie zu erzählen. Anders als Mia jedoch hielt sie persönlich nichts davon, Lügenmärchen zu erzählen, und sie hatte auch nicht die Vorstellungskraft sich eine glaubwürdig klingende Geschichte auszudenken. Sie würde lediglich die Wahrheit ein wenig verkürzen. „Meine Eltern sind zwei sehr liebreizende Menschen und sie sind gute Freunde von Mias Eltern. Daher kennen wir uns ja auch. Als wir noch klein waren, haben wir oft zusammen gespielt und so wurden wir die besten Freundinnen.“

„Ron und ich kennen uns seit unserer ersten Fahrt im Hogwartsexpress.“, erzählte Harry, „Und mit Hermine sind wir befreundet, seit wir in der ersten Klasse einen zwei Meter großen Bergtroll im Mädchenklo erlegt haben.“

„Was du nicht sagst?“, rief Mia neugierig, „Diese Geschichte musst du jetzt aber erzählen!“

So nahm der Abend seinen weiteren Lauf. Während Harry und Ron ihre Abenteuergeschichten aus Hogwarts zum Besten gaben, verstrickten sich Mia und Phina immer weiter in ihr Lügennetz. Teilweise konnten sie Teile aus ihrer Vergangenheit so abändern, dass sie die anderen nicht misstrauisch machten, doch teilweise hatten sie auch keine andere Wahl, als ihre Vergangenheit schlichtweg zu erfinden. Auch wenn Phina anfänglich wegen der Lügen Vorbehalte gehegt hatte, so musste sie nun eingestehen, dass ihr Plan ohne Lügen zum Scheitern verurteilt gewesen wäre. Sie war froh darüber, Mia an ihrer Seite zu haben, die mit ihrer grenzenlosen Fantasie und ihrer unheimlichen Überzeugungskraft die Authentizität ihrer Geschichte verstärkte. Doch mit zunehmender Zeit wurde Phina immer selbstbewusster und als sie schließlich alle vor Müdigkeit ihre Betten aufsuchten, verabschiedeten sie sich bereits wie gute Freunde.


Nachdem sie Phina und Mia nach einem unterhaltsamen Abend voller alter Erinnerungen und neuer Geschichten an Charlies Zimmertür eine gute Nacht gewünscht hatten, zogen Harry, Ron und Hermine sich in Rons Zimmer zurück.

Kaum hatte die Tür sich hinter ihnen geschlossen, begann Ron damit, von den Neuen zu schwärmen. „Sie sind echt nett und lustig noch dazu! Vor allem Mia, die hat echt coole Geschichten auf Lager, findest du nicht, Harry? Ich hätte niemals gedacht, dass wir neue Schüler bekommen, so spät im Schuljahr, aber ich bin froh darüber. Jetzt kann das neue Schuljahr kommen.“

Harry stimmte Ron zu, woraufhin Hermine ein verächtliches Schnauben erklingen ließ.

Ron drehte sich zu ihr um. „Was hast du eigetlich? Den ganzen Abend hast du schon so eine miesepetrige Laune und hast kaum ein Wort gesprochen. Du bist doch nicht immer noch sauer auf mich wegen deiner Bücher, oder?“

Hermine stemmte die Arme in die Hüften. „So ein Quatsch, ich kenne doch einen Zauber mit dem sie geschwind wieder so aussehen wie neu. Ich kann ihn euch später zeigen, wenn wir wollt. Es ist nur so...“ Sie ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. „Ich kann nicht sagen wieso, aber ich habe irgendwie ein komisches Gefühl bei diesen beiden.“

„Wie meinst du das denn? Bist du etwa eifersüchtig?“, neckte Ron sie grinsend.

„Schwachsinn!“, verteidigte Hermine sich und errötete prompt, „Ich meine nur, dass ihr vielleicht ein wenig vorsichtiger sein solltet. Findet ihr es etwa gar nicht verdächtig, dass ausgerechnet jetzt, nach den Ereignissen des letzten Jahres urplötzlich neue Schülerinnen in unseren Jahrgang kommen, was übrigens in der ganzen Geschichte Hogwarts erst dreimal passiert ist und damals aus dem Grund, dass die Schüler fälschlicherweise für Squibs gehalten worden sind? Und diese Ausnahmen kamen im Übrigen allesamt aus Großbritannien!“

Harry setzte eine verärgerte Miene auf. „Hermine, ich halte deine Sorge ja in allen Ehren, aber du meinst doch nicht wirklich, dass diese beiden etwas mit Voldemort zu tun haben! Das ist doch absurd.“

„Meinst du? Was ist wenn Du-weißt-schon-wer sie geschickt hat? Ist es nicht ein wenig seltsam, dass ihre Fähre gerade in der Nähe von Ottery St. Catchpole angelegt hat, obwohl sie doch eigentlich bis zum Schulanfang im tropfenden Kessel wohnen wollten, der in London ist? Ich für meinen Teil werde jedenfalls vorsichtig sein!“ Sie musterte die beiden mit ihrem strengen Blick. „Und ihr solltet das gleiche tun, wenn euch euer Leben lieb ist.“ Ihr Tonfall war fast melodramatisch.

„Mensch, Hermine, du siehst Gespenster! Sie kommen aus Amerika, woher sollen sie denn wissen, dass Ottery St. Catchpole nicht in der Nähe von London ist? Vielleicht sind ihre Eltern schlecht in Erdkunde oder sie haben einfach zu viel Geld, das sie dafür ausgeben wollten, um mit dem Zug nach London zu reisen, wer weiß, vielleicht wollten sie sogar die Landschaft genießen?“ Doch Hermine ließ sich von Ron nicht beirren, was man an ihren trotzig funkelnden Augen erkannte. Mit verschränkten Armen stand sie vor den Jungen und schüttelte vehement den Kopf.

Harry legte ihr behutsam eine Hand auf die Schulter. „Ich finde sie beide eigentlich ziemlich nett.“

Hermines Blick fiel auf Harrys Hand, verharrte dort eine Sekunde, dann sah sie ihm in die Augen. „Natürlich findest du sie nett, warum solltest du auch nicht? Sie sind jung, sie sind hübsch und vor allem sind sie interessant, weil sie neu sind.“

Nun war es an Harry die Augen zu verdrehen. Daraufhin ereiferte sich Ron: „Also ich finde sie auch sehr nett, Hermine. Ich kann deine Besorgnis ja verstehen, aber wenn Voldemort an Harry gelangen wollen würden, warum sollte er dann ausgerechnet zwei fünfzehn-jährige Mädchen auf ihn hetzen? Da würde sich eine Horde blutrüstiger Todesser jawohl eindeutig besser eignen und ich wette die wären alle ganz scharf auf den Job!“

Mit einem Seitenblick auf Harry fügte er ein wenig kleinlaut hinzu: „Nichts für ungut, Harry.“ Doch Harry wischte seine Bemerkung mit einer Handbewegung weg.

„Aber was ist, wenn er genau das will? Dass du das denkst? Dass du dich in trügerischer Sicherheit wiegst, während seine Leute in Wahrheit die ganze Zeit um dich herum sind? Und wenn er...“ Auf Hermines Wangen entstanden nun vor lauter Gereiztheit rote Flecken und sie unterstrich ihre Aussagen wild gestikulierend. Die Sache, die sie nun ansprechen wollte, war ihr wichtig, sie hatte sogar ein wenig Herzklopfen.

Doch ehe Hermine ihren Satz zu Ende bringen konnte, hatte Harry ihr auch schon ein Kissen ins Gesicht geschleudert. „Mensch, Hermine!“, rief er laut und mahnend aus, „Seit Wochen kann ich endlich mal an was anderes als an Voldemort, Cedric oder die Geliebte des dunklen Lords denken. Kannst du deine Verschwörungstheorien einfach auf sich beruhen lassen? Wenn du die beiden besser kennen lernst, wirst du schon merken, dass sie einfach nur nett und rein gar nicht verdächtig sind.“

Hermine errötete und senkte reumütig den Kopf. „Vielleicht hast du ja Recht, Harry. Ich mache mir einfach Sorgen um dich.“

Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen blickte Ron zwischen den beiden hin und her. „Man könnte meinen, dass ich bei unserer Kissenschlacht ein paar von Hermines Gehirnzellen erwischt habe und sie sich heute deswegen so schrullig aufführt!“

„Wie kannst du es wagen...“, kreischte Hermine beleidigt, entriss Harry das Kissen aus den Händen und schleuderte es Ron direkt ins Gesicht. Sie hatte längst vergessen, was sie den beiden noch hatte sagen wollen, als sie nach einer weiteren heiteren Kissenschlacht Rons Zimmer verließ, um schlafen zu gehen.

,...Und wenn er will, dass du dich in sie verliebst?‘


„Na, die scheinen da oben ja Spaß zu haben.“, stellte Mia trocken fest, als aus Rons Zimmer, das genau über ihrem lag, ausgelassene Rufe zu ihnen tönten.

„Ich dachte du schläfst schon.“, murmelte Phina.

Kaum waren sie nämlich in ihr Zimmer zurück gekehrt, hatten sie sich auf ihre Matratzen fallen lassen und die Augen geschlossen. Schließlich hatten sie vorher noch wegen ihres Schlafmangels genörgelt. Doch nun, nach all diesen Reizüberflutungen, hielten die Gedanken sie beide wach.

„Das dachte ich von dir auch.“, meinte Mia und drehte sich auf die Seite, sodass sie ihre Freundin anschauen konnte. „Wenn ich ehrlich bin... Ich kann nicht einschlafen.“

„Ich auch nicht.“, gab Phina zu. Sie starrte die Decke an und faltete die Hände über ihrem Bauchnabel.

„Reden?“, fragte Mia und Phina nickte stumm. Im Laufe ihrer strapaziösen Reise hatten es die Mädchen zu ihrem Ritual gemacht, bei beidseitiger Schlaflosigkeit die Ereignisse des Tages zu reflektieren. Das half ihnen oft dabei, den stetigen Gedankenstrom zu unterbrechen und zur nötigen Ruhe zu finden.

Bevor sie anfing, richtete Mia sich auf und setzte sich im Schneidersitz auf ihre Decke. „Ich bin so aufgeregt, Phina. Wir haben es tatsächlich geschafft, ich hätte das nie für möglich gehalten. Ich kann einfach immer noch nicht glauben, wie glatt alles gelaufen ist. Und Mr und Mrs Weasley sind so nett! Harry und Ron übrigens auch. Ich muss zugeben, dass ich heute Abend wirklich Spaß hatte. Ich meine so richtig. Das war wirklich lange nicht mehr der Fall.“

Phina lächelte ihr zu. „Ich hatte auch Spaß.“, sagte sie, „Ich glaube es war heute einfach ein bisschen viel auf einmal. Wir haben ja nicht nur einen Unterschlupf bis zum Schulbeginn gefunden, sondern uns gleich auch noch mit drei unserer Schulkameraden angefreundet.“ Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Darüber hinaus ist einer von ihnen Harry Potter.“

„Allerdings.“, stimmte Mia ihr zu, „Allerhand, nicht wahr?“ Sie spitzte ihren herzförmigen Mund. „Apropos Freunde, fandest du auch, dass Hermine uns nicht mag? Sie hat fast kein Wort gesagt und wenn, dann hat sie uns über unsere Hintergrundgeschichte nahezu verhört. Ich hatte fast das Gefühl, dass sie uns das Ganze nicht wirklich abkauft.“

Geistesabwesend nickte Phina. „Ja, das Gefühl hatte ich auch. Ich denke, wir sollten vorsichtig sein und ihr gegenüber nicht allzu viel preisgeben. Schließlich ist sie nicht umsonst die klügste Schülerin ihres Jahrgangs.“

„Wahrscheinlich hast du Recht.“ Mia zog sich wieder ihre Bettdecke über den Kopf. „Danke, Phina, darüber habe ich die ganze Zeit nachdenken müssen. Wir sind jetzt so weit gekommen, da dürfen wir uns das nicht von so einer neunmalklugen Streberin aufdecken lassen.“ Dann fügte sie hinzu: „Irgendwie kann ich sie nicht leiden.“

„Ach Quatsch.“, beruhigte Phina sie. Zwar hatte auch sie die Antipathie gespürt, die Hermine ihnen an diesem Abend entgegen gebracht hatte, doch wusste sie auch, dass Mia sich gerne vorschnell in Dinge verrannte. „Lern sie erst einmal richtig kennen. Wenn das Eis erst gebrochen ist, dann werdet ihr bestimmt gute Freundinnen.“ Allerdings musste Phina insgeheim zugeben, dass sie damit nicht zu bald rechnete.

Mia grummelte und kuschelte sich in ihre Bettdecke. „Was auch passiert, du bist immer meine beste Freundin.“, murmelte sie schläfrig, bevor sie einschlief.

Friedlich sah Phina ihre Freundin an und ein warmes Gefühl von Freundschaft und Zufriedenheit erfüllte sie. Die düsteren Gedanken, die sie in den letzten Wochen wie eine lästige Gewitterfront verfolgt hatten, waren wie verpufft und hatten Platz gemacht für einen zarten Hoffnungsschimmer am wolkenverhangenen Horizont ihrer wechselhaften Gefühlslage. Vollkommen eingenommen von diesem ungewohnten Glücksgefühl schlief auch sie schnell ein, nachdem sie daran gedacht hatte, dass sie heute gleich zwei neue Freunde gefunden hatte von denen einer sogar Harry Potter war.


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Ich will mehr wie jeder andere, dass Joanne K. Rowling mit meiner Luna zufrieden ist, denn es ist ihr Charakter. Ich hatte schon einen Albtraum davon, auf der After-Show-Party zu sein, Jo zu treffen und sie schüttelt nur ihren Kopf und schaut traurig. Das ist mein Irrwicht. Aber bis jetzt hat sie sich mir gegenüber positiv verhalten, also bin ich optimistisch.
Evanna Lynch