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Fanfiction

Alles was wir geben mussten - Sternenlicht

von Jausti

„So Ron, die nächste Partie Schach?“, unterbrach Ginny schließlich die friedliche Stille und griff beherzt nach dem Schachbrett, um es sogleich zwischen ihrem Bruder und sich aufzustellen.

Ron stöhnte entnervt auf. „Nicht schon wieder!“

Harry sah verwirrt zwischen den beiden hin und her. „Ginny? Ron?“, verkniff er sich ein Lachen, „Habt ihr die Rollen getauscht, oder so? Normalerweise hängst du doch immer allen in den Ohren, dass sie mit dir Schach spielen sollen und Ginny hasst es wie die Pest, weil jeder weiß, dass Ron einfach unschlagbar ist.“

Ginny blitzte Ron herausfordernd an und dieser stützte sein Gesicht mit der Hand auf dem Tisch auf und wich ihrem Blick aus. Es war Hermine, die Harry auf die Frage antwortete. „Ach, Harry, das ist so. Unser Ron hier…“, sie warf Ron einen spöttischen Blick zu, „versucht momentan den großen Bruder raushängen zu lassen und will Ginny verbieten sich mit Dean Thomas zu treffen. Wochenlang hat er ohne Erfolg versucht sie davon abzubringen, bis Ginny schließlich eine Wette vorgeschlagen hat. Wenn sie es schafft, ihn nur einmal im Schach zu schlagen, dann darf Ron sich nie wieder über die beiden äußern. Dabei hat er anscheinend nicht bedacht, wie hartnäckig seine Schwester sein kann.“

Ginnys Augen funkelten vor Stolz über Hermines Worte.

„Stimmt ja, du bist mit Dean zusammen.“, sagte Harry, „Ich hab euch beide letztes Jahr im Hogwarts Express gesehen.“ Ron fuhr auf. „Du wusstest davon und hast mir nichts gesagt?“, rief er aufgebracht. Harry verdrehte die Augen. „Genau so etwas wollte ich verhindern. Aber ich versteh nicht, wieso du dich darauf einlassen konntest, Ginny? Ron im Schach schlagen? Da kannst du lange warten…“

Ginny grinste verschmitzt. „Es ist ja nicht so, als würde ich mir plötzlich was von ihm sagen lassen, nur weil er auf einmal in die Pubertät gekommen ist.“ Ron fiel vor Empörung die Kinnlade herunter. „Aber ich hab einfach keine Lust auf seine Sprüche. Wenn ich es schaffe, ihn im Schach zu schlagen erpresse ich ihn einfach damit, es Fred und George zu erzählen. Dann wird er es auch lassen es den beiden zu erzählen. Mit Dean treffe ich mich ohnehin!“

Harry lachte. Das war so typisch Ginny! Man merkte ihr an, dass sie allein unter Jungs aufgewachsen war. „Wollen wir hoffen, dass das nicht lange hält…“, knurrte Ron. Hermine sagte: „Immerhin ist es gut, dass er es Fred und George nicht erzählt hat. Die beiden…“

„Was hat Ronnie Spatz uns nicht erzählt?“, erklang nun eine Stimme vom Treppenabgang. Fred und George, auch bekannt als die Weasley-Zwillinge, kamen verschmitzt in die Küche gepoltert. „Hast du etwa Geheimnisse vor uns, Bruderherz?“ Fred kniff Ron in die Wange und George tat so, als wolle er ihm einen dicken Schmatzer geben.

„Gar nichts hab ich!“, rief Ron wütend und entwand sich verzweifelt. „Hermine redet mal wieder absoluten Schwachsinn!“ Das hatte gesessen. Alle sahen nun zu Hermine, darauf bereit, einen neuen Schlagabtausch zwischen den beiden Streithähnen mitzuerleben.

„Mal wieder…“, seufzte diese jedoch nur und verdrehte gespielt die Augen, als wolle sie sagen: „Benimmt sich Ron nicht wieder mal wie ein kleines Kind?“ Dann wandte sie sich an Fred und George: „Er verheimlicht euch tatsächlich etwas. Er war derjenige, der die Testversionen für die Pille-Palle-Peanuts aufgegessen hat. Er hat mir selbst davon erzählt. Sie funktionieren perfekt!“

„Hermine!“, rief Ron aufgebracht, doch ehe er seiner Freundin auch nur einen bösen Blick zuwerfen konnte, jagten ihn auch schon seine beiden Brüder durch die Küche. Harry, Ginny und Hermine sahen sich an – und brachen in schallendes Gelächter aus. Und wieder spürte Harry das warme Prickeln hinter der Brust. Er war endlich wieder daheim.

„Na, was herrscht hier denn für ein Radau?“ Percy und Mr Weasley waren unbemerkt von der Arbeit zurück gekehrt.

„Dad!“, riefen alle Weasley-Kinder im Kanon und rissen sich um Arthur Weasleys Aufmerksamkeit. Nachdem er jedem ein paar Takte gesagt hatte, setzte Mr Weasley sich an den Tisch. Ginny sprang sofort auf, um ihrem Vater und ihrem Bruder etwas zu trinken zuzubereiten. Harry war erstaunt darüber, dass sie alle plötzlich zahm wie Lämmchen waren, sobald ihr Vater da war. Seit er im Ministerium nicht nur noch als Angestellter in der gering geschätzten Abteilung für magische Strafverfolgung arbeitete, sondern auch noch zum Spion im Namen Dumbledores geworden war, schienen seine Kinder ihm grenzenlose Bewunderung entgegen zu bringen.

Dann fiel sein Blick auf Harry. „Harry Potter in meinem Haus und niemand sagt mir was!“, rief Mr Weasley überrascht aus und schüttelte Harrys Hand, „Wie geht’s dir, Harry?“

Ein wenig verdattert versuchte Harry zu lächeln und antwortete: „Gut, danke Mr Weasley. Ich habe gehört, sie wurden befördert?“

„Das stimmt!“, sagte Mr Weasley und lachte, „Ist das nicht wunderbar? Molly und ich überlegen, dass wir mit dem Geld mal unsere Küche renovieren.“ Er machte eine ausladende Handbewegung durch die alte und teilweise demolierte Küche. „Ich würde so gerne mal eine dieser Monowellen kaufen, die diese Muggel immer haben.“ Harry lächelte, doch innerlich sah es ganz anders aus. Er freute sich für die Weasleys, wirklich, aber er machte sich auch Sorgen darüber, was Fudge wohl vorhaben mochte.

Er unterhielt sich noch ein wenig mit Mr Weasley über dieses und jenes, dennoch immer mit einem beklemmenden Gefühl in der Magengegend. Er wurde das Gefühl nicht los, dass Mr Weasley ihn für seine Beförderung verantwortlich machte und deshalb ganz besonders nett mit ihm umsprang. Nach einer Weile begann Ginny zu gähnen und schlurfte in Richtung ihres Zimmers. Es dauerte nicht lange und Percy und Mr Weasley folgten ihr.

Gerade als Harry in Erwägung zog, den anderen zu folgen, sprach ihn Fred an. „Harry?“, fragte er in einem verdächtigen Ton, „George und ich wollten dir oben was zeigen. Kommst du mit uns hoch?“

Verwirrt nickte Harry. Ron warf seinen Brüdern einen misstrauischen Blick zu, verkniff sich aber den Kommentar. Zusammen gingen die drei hoch und stolperten auf das Zimmer der Zwillinge zu.

„Ein Glück, dass Ron die Klappe gehalten hat.“, schnaufte George, als er die Tür öffnete, „Er kann ganz schön lästig sein, wenn er will.“

„Was wollt ihr denn…“, begann Harry, doch dann fiel sein Blick auf das Innere des Zimmers und er verstummte schlagartig.

Der kleine Raum der Weasley Zwillinge glich einem Schlachtfeld. Sämtliche Möbelstücke waren an die Wand gerückt worden, wo sie so wenig Platz wie möglich einnahmen. Im ganzen Zimmer stapelten sich Kartons, Bonbons, Lutscher, falsche Zauberstäbe, eigenartige Federn, ulkige Zauberhüte und Kessel, Flaschen mit bunten Füllungen, zerknüllte Papiere und noch viel mehr, was Harry nicht zu benennen vermochte. Alles glich einem riesengroßen, grellbunten Durcheinander. In der Ecke grunzte ein Schokoladenschwein und ein regenbogenfarbener Miniatur-Kakadu krächzte von einem Bett her. Unter Freds Bett stob Rauch hervor und ein stechender Magnesium-Geruch lag in der Luft.

„Was…?“, stammelte Harry, zu beeindruckt, um eine anständige Frage herauszubekommen.

„Das hier“, sagte Fred und machte einen ausladenden Schwenker durch das Zimmer, „ist die inoffizielle Werkstatt für Weasleys verwirrend irre Wunderwerke.“

„Du meinst Weasleys Schaurig Schludriger Schabernack.“, korrigierte George ihn stirnrunzelnd.

Fred funkelte seinen Bruder an. „Über den Firmennamen diskutieren wir noch.“, erklärte er Harry, „Obwohl ja eigentlich schon feststeht wie er lautet.“ Die beiden Brüder sahen sich kurz angriffslustig an, dann aber fielen sie wieder in ihr altes Muster zurück.

„Ihr habt eine… Firma?“, versuchte Harry zu verstehen, „Für was?“

„Na, Scherzartikel!“, sagte George, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt, „Letztes Jahr war das nur ein kleines Hobby von Fred und mir, wir haben halt ein wenig herumexperimentiert und so… Aber mithilfe des Preisgeldes, das du uns großzügigerweise gegeben hast, konnten wir in der Geschäftswelt Fuß fassen und unsere erste Produktionslinie durchbringen.“

„Mum zuliebe machen wir dieses Jahr noch unsere UTZe.“, seufzte Fred, „Aber währenddessen werden wir die Produktion vorantreiben und unser Geschäft in Hogwarts bekannt machen. Wir brauchen nur noch einen Laden.“

„Wow…“, war alles, was Harry rausbrachte. Er hatte ja nicht geahnt, wie viel die Zwillinge mithilfe des Geldes auf die Beine bringen würden. „Was sagen denn eure Eltern dazu?“

Die Brüder sahen sich verschwörerisch an. „Naja…“, murmelte George, „Wir haben ihnen noch nichts davon gesagt. Mum würde ausrasten!“ „Und wie!“, bestätigte Fred, „Aber wir hoffen, unser Unternehmen bis Ende des Jahres schon so weit getrieben zu haben, dass sie nichts mehr dagegen sagen können. Mr Zonko hat uns schon angeboten, nach unserem Abschluss nebenbei bei ihm zu jobben. Wir dürften dort dann auch Werbung machen.“

„Das klingt ja klasse!“, sagte Harry begeistert. Er liebte Zonko‘s, aber er konnte sich auch gut vorstellen, dass sie Weasley Zwillinge seinem Laden bald ernsthaft Konkurrenz machen würden. Einzig und allein der Gedanke, Mrs Weasley könne es ihm übel nehmen, den Brüdern das Preisgeld gegeben zu haben, trübte seine Begeisterung ein wenig.

Die beiden demonstrierten ihm ein paar ihrer neusten Erfindungen. Einige davon waren so gefährlich, dass Harry danach der Rauch aus den Ohren heraus stob. Dennoch waren sie allesamt so witzig und originell, dass er nicht anders konnte, als die Zwillinge für ihr Talent zu bewundern. Nach einer ganzen Weile verabschiedeten sie sich dann und Harry machte sich auf den Weg in Rons kleines Zimmer.

Schon von weitem hörte er die Stimmen. „Du hast gesagt, du behältst das mit den Peanuts für dich!“ „Wenn ich doch sowieso immer Schwachsinn rede, kann dir das jawohl egal sein!“ „Das hab ich doch nur gesagt, damit Fred und George nicht…“ „Oh Ron, schieb nicht immer alles auf deine Brüder. Sie haben beide doppelt so viel Grips wie du.“ „Das stimmt ja gar nicht!“ „Oh bitte! Übernimm doch endlich mal Verantwortung für das, was du sagst!“

Gerade als Harry das Zimmer betrat, lief Hermine, die den Raum eigentlich fluchtartig hatte verlassen wollen, in ihn hinein. „Oh, Harry!“, lachte sie verlegen, „Ich hab dich gar nicht kommen sehen.“

„Oder hören.“, schlug Harry grinsend vor und schob Hermine wieder zurück in den Raum.

Rons Zimmer hatte sich innerhalb des letzten Jahres verändert. Die Comics von Martin Miggs, dem mickrigen Muggel waren verschwunden, ebenso sein leeres Aquarium und die Sammlung von Koboldsteinen, über die, soweit Harry sich erinnern konnte, sich Fleur Delacour letztes Jahr lautstark pikiert hatte. Immer noch strahlte alles in dem augenzerfetzenden Orangerot der Chudley Cannons, die Rons favorisierte Quidditch Mannschaft waren. Socken lagen überall verstreut im Zimmer herum, unter dem Bett entdeckte Harry einen Zipfel vom Lehrbuch der Zaubersprüche, Band Vier. In einer Ecke des Zimmers lagen immer noch Reste vom Rattenfutter und Harry fragte sich, wie lange die da wohl schon sein mochten. Oben auf dem winzigen Schrank saß Rons ebenso winzige Eule Pigwidgeon und kreischte erfreut über den Besuch.

Ron saß mit verschränkten Armen auf dem Bett, das Gesicht vor Erregung ganz rot. Vorsorglich schloss Harry die Tür hinter sich, damit Hermine nicht sogleich wieder die Flucht ergriff. Sie und Ron würdigten sich keines Blickes.

„Könnt ihr euch jetzt bitte wieder vertragen?“, flehte Harry, „Das was ich euch zu erzählen habe ist nämlich nur für meine Freunde bestimmt, die sich zusammenreißen können.“

Die Neugier der beiden siegte natürlich. Beide sträubten sich anfangs, gaben sich dann aber zögerlich die Hand, um sofort Harry ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken.

„Also, was ist passiert?“, platzte Ron raus, „Wieso bist du so plötzlich doch gekommen?“

„Dumbledore hatte vor, dich noch mindestens anderthalb Wochen im Ligusterweg zu behalten.“, ergänzte Hermine nüchtern, „Und dann erscheint Remus und kündigt an, dass du im Laufe des Tages per Eskorte hierhergebracht wirst und dass er selbst auch kommt.“

„Denkt ihr, Remus ist nur wegen mir hier?“, dachte Harry laut. Sofort erntete er böse Blicke, weil er sie mit einer Gegenfrage konfrontierte, statt endlich damit zu beginnen, seine Geschichte zu erzählen.

„Ich bin mir da sogar ziemlich sicher.“, erklärte Hermine, „Remus hat sich während der ganzen Sommerferien noch nicht ein einziges Mal hier blicken lassen und jetzt kommt er und sofort speist er vorsorglich Ron und mich mit Informationen ab. Ich wette, dass er uns sogar schon zu viel erzählt hat. Denk nur daran, wie ausführlich er von seinen Aufträgen erzählt hat.“

„Aber warum sollte er das tun?“, fragte Ron, der ihren Streit schon wieder ganz vergessen hatte, Hermine.

„Vielleicht will Dumbledore Harry sicher wissen?“, vermutete Hermine.

„Was auch immer…“, murmelte Harry, „Remus wird wohl keinen Einfluss darauf haben, was noch passiert.“

„Wie meinst du das?“, fragte Hermine mit zusammengezogenen Augenbrauen.

Harry setzte sich im Schneidersitz auf den dunklen, von der Benutzung schon ganz klebrigen Teppichboden. „Ich muss euch etwas erzählen.“ Ron stand vom Bett auf und setzte sich vor ebenjenes auf den Boden, um Harry besser zuhören zu können. Hermine ließ sich im Schneidersitz auf Rons Schreibtischstuhl nieder, der ein lautes Ächzen von sich gab, als sie sich auf ihn setzte. „Schieß los!“, forderte sein bester Freund Harry auf.

Eine Sekunde lang rang Harry noch nach Worten. Mit stockenden Sätzen begann er, von seinen langweiligen Ferien zu erzählen, unterließ dabei jedoch bewusst seine Alpträume und Ängste. Er wollte weder Ron noch Hermine damit belasten. Er erzählte von dem Geräusch, davon, wie er die Regenrinne hinuntergeklettert war (Hermine tadelte ihn daraufhin besonders eingehend), von dem nassen Fleck und anschließend von seinem Erlebnis.

Als er schließlich aufsah und seinen besten Freunden in die geschockten Gesichter sah, wusste er, dass er all das nicht geträumt hatte. „Wow.“, brach Ron schließlich das Schweigen, „Du hast ihn also … gesehen? So richtig?“ „Hat er doch gesagt!“, giftete Hermine Ron an. Die beiden standen kurz davor, sich schon wieder zu streiten, doch Harry rettete die Situation, indem er fragte: „Wer ist diese Frau?“

Noch einmal flammte die kleine, vermummte Gestalt vor seinem inneren Auge auf. Auf irgendeine unerklärliche Weise hatte Harry sich zu ihr hingezogen gefühlt. Noch jetzt konnte er den betörenden lieblichen Geruch wahrnehmen, wollte ihn fassen, ihn für immer um sich haben.

Ron und Hermine sahen ihn ratlos an. Plötzlich jedoch legt Ron die Stirn in Falten, wurde unruhig und räusperte sich. „Wisst ihr... Ich weiß nicht, ob ich mich vielleicht verhört habe, oder ob das überhaupt was mit Harrys Erlebnis zu tun hat, aber...“ Er verstummte. „Nun erzähl schon!“, drängte ihn Hermine.

„Am Anfang der Ferien, als Dumbledore das erste Mal hier war um den Fuchsbau mit Schutzzaubern und Zauberbannen zu belegen, da war ja auch Snape hier um ihm zu helfen.“ Harry konnte sich ein abwertendes Schnauben nicht verkneifen. „Und als sie damit fertig waren, sind sie zusammen zum Haus gegangen um dort noch mit meinen Eltern zu reden. Ich war gerade im Hinterhof, weil Mum mich mal wieder zum Entgnomen verdonnert hatte, und da habe ich ein paar Fetzen von ihrem Gespräch aufgeschnappt.“

„Und was haben sie gesagt?“, fragte Hermine, die vor lauter Neugier ganz angespannt war. Auch Harry lehnte sich nach vorne um ja keines von Rons Worten zu verpassen.

„Naja, Dumbledore hat irgendwas von Zurückhaltung und Geduld gefaselt, aber das hat Snape sichtlich aufgebracht. Ihr wisst ja wie er sich aufregen kann. Ich habe nicht alles gehört, weil ich sofort weg stand, aber er hat auf jeden Fall von einer drohenden Gefahr gesprochen und ...“

„Und?“

„... von einer Geliebten des dunklen Lords.“


Bis spät in die Nacht diskutierten die Freunde, doch kamen sie zu keinem wirklichen Schluss. Ron ging alle berühmten Todesserinnen durch, die er kannte, es waren jedoch nur wenige. Hermine hatte zwar schon einiges über das Thema gelesen, aber nichts gab nur ansatzweise Hinweise auf eine mögliche Geliebte Voldemorts. Zudem erschien ihnen allen die Vorstellung doch äußerst abwegig. Als sie, sehr spät, die Sonne war bereits vor Stunden untergegangen, ins Bett gingen, lastete ihnen die große Bürde des Unwissens auf dem Herzen.

„Wir müssen einfach die Augen offen halten.“, murmelte Hermine ratlos, bevor sie die Tür zu Rons Zimmer gemächlich hinter sich ins Schloss fallen ließ.


Der Tag neigte sich dem Ende zu. Der Himmel kleidete sich in sein mitternachtsblaues Gewand und auch der Mond stand, wie eine große, halbrunde Lampe, in voller Pracht am Firmament. Phina und Mia saßen auf einer kleinen Anhöhe, von der aus man auf das kleine Dorf Ottery St. Catchpole hinunterschauen konnte. In der Dunkelheit war es ein prächtiger Anblick. In den Fenstern brannten noch Lichter und hie und da konnte man noch Familien beim gemeinsamen Abendbrot und Gebet beobachten. Ein paar letzte Gestalten huschten noch durch die beleuchteten Straßen.

Phina blickte melancholisch auf die Idylle. Alles hier war so perfekt. Sie wünschte sie, sie könne an der Stelle des kleinen blonden Mädchens dort sein, zusammen mit liebenden Eltern, in einem warmen Haus, wo es vor Liebe geradezu sprühte. Sie spürte, wie sich hinter ihrer Brust ein dicker runder Kloß bemerkbar machte. Nein, sie durfte sich jetzt nicht wieder selbst bemitleiden! Das war kein schöner Charakterzug von ihr. Sie musste endlich lernen, stark zu sein. So wie zuvor, als sie Mia und sich davor bewahrt hatte, mit diesen Männern ernsthaften Streit anzufangen. Sie wusste, dass Mia ihm, wenn Phina sie nicht unterbrochen hätte, eine saftige Bemerkung entgegen gepfeffert hätte.

Manchmal überraschte sie sich selber, wenn sie dann mal aus sich rauskam. Leider geschah dies nur sehr selten. Sie war eben schon immer so gewesen und hatte keine große Hoffnung darauf, sich jemals zu ändern. Schüchternheit war schwer zu überwinden.

Sie beobachtete Mia aus dem Augenwinkel. Ihre Freundin hatte sich einen Krapfen genommen, die sie unten in der örtlichen Bäckerei gekauft hatten. Ihre Ersparnisse gingen langsam zur Neige. Und wenn sie dann auch noch an den ganzen Krempel denken musste, den sie für Hogwarts brauchten… Bücher waren nicht gerade billig und dann brauchten sie auch noch Kessel, Zaubertrankzutaten, Umhänge und und und…

Mit trüben Augen schaute auch Mia auf das kleine Dorf. Phina konnte sich genau ausmalen, welche Gedanken ihrer besten Freundin gerade durch den Kopf schossen. Sie überlegte, was sie alles hinter sich gelassen hatte, an ihre Familie, höchstwahrscheinlich an die Seidennachthemden, die sie früher so abgöttisch geliebt hatte, weil sie sich wie Wasser um ihre Kurven geschmiegt hatten.

Phina biss sich auf die Lippe. Sie fühlte sich so schuldig. Sie musste endlich damit aufhören, andere Leute in ihre Angelegenheiten mit reinzuziehen! Sie durfte nicht immer so egoistisch sein. Mia war die Einzige, die ihr noch geblieben war, und für Phina die wichtigste Person auf der Welt. Ohne einen Laut zu machen, rutschte sie an Mia heran und legte den Arm um sie.

Mia sah sie nicht an, doch beide Mädchen wussten, dass sie sich verstanden. Mit der Durchquerung von Ottery St. Catchpole hatten sie ihr Schicksal besiegelt. Es gab nun kein Zurück mehr. Sie würden ihren Plan durchziehen, ihre ganze Vergangenheit vergessen und Menschen in eine Sache reinziehen müssen, die sie nicht einmal kannten.

Die Sterne strahlten so hell, als würden sie sie für ihre Sünden tadeln und Phina schloss reumütig die Augen, um von dem Licht nicht geblendet zu werden.

Mias Kopf lehnte sich nun an ihre Schulter. Phina spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Leise zog sie die Nase hoch. „Weinst du etwa schon wieder?“, kicherte Mia mit erstickter Stimme.

Phina musste sich ein Lächeln verkneifen. Mia zog sie immer damit auf, wie oft sie weinte. Mia selbst weinte nie. Phina konnte sich nicht daran erinnern, sie je weinen gesehen zu haben. Mias Hand tastete nach ihrer und drückte sie sanft. Es war, als würde Mias Stärke durch diese Berührung in Phinas Körper einfließen und sie wärmen. Mia war wie eine Sonne, immer spendete sie Wärme, doch nie nahm sie von anderen.

„Was meinst du…“, fragte Mia, „Wie lange noch? Bis wir ihr Haus finden?“

Phina zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht… Eine Woche, vielleicht zwei wenn’s hochkommt.“

Mia nickte abwesend. „Manchmal träume ich davon.“, gab sie zu, „Wie wir zu ihnen gehen, meine ich. Ich sehe sie alle vor mir, als würde ich sie schon kennen. Und sie merken überhaupt nicht, welche Lügengeschichte wir ihnen da auftischen, sie glauben uns aufs Wort. Und dann…“

Phina holte tief Luft. Sie wusste, was kommen würde. Es war nicht das erste Mal, dass Mia ihr davon erzählte. Doch sie war so taktvoll, das nicht zu erwähnen.

„…sind sie alle tot.“

Phina fasste sich eine Strähne ihres Haares und umwickelte damit ihren Finger. Sie wusste nicht, was sie erwidern sollte. Es gab dazu nichts zu sagen. Den Himmel konnten sie sich wohl abschminken. Als ob sie jemals eine Hoffnung darauf gehabt hätten…

Sie saßen noch eine Weile schweigend da; jede ihren eigenen Gedanken nachhängend. Als die Nacht dann so weit fortgeschritten war, dass die Dunkelheit sie wie ein dicker Mantel umgab, stand Mia irgendwann wortlos auf. Sie zog sich raschelnd um und legte sich dann in ihr schon vorbereitetes Nachtlager. Es dauerte nicht lange und sie war eingeschlafen.

Phina beobachtete sie. Ein liebevolles Lächeln konnte sie sich nicht verkneifen. Mia hatte sich wie eine Katze zusammengerollt, ein Kissen zwischen ihre Beine geklemmt und schnarchte leise. Auf ihrem Gesicht lag ein friedlicher Ausdruck. Vielleicht träumte sie ja davon, wie es wäre in einer Familie zu leben, so wie die dort unten im Dorf. Mit so viel Liebe…

Dennoch rührte sie sich nicht vom Fleck. Es war, als wäre sie versteinert worden. Ihre Glieder waren von dem ganzen Laufen ganz steif. Sie hatten heute ihre Vorräte aufstocken müssen und das hatte sie vom einen Ende der Stadt ins andere getrieben. Phina dachte daran, was noch passieren würde. Irgendwann würden sie unweigerlich an ihrem Ziel ankommen. Und dann? Als sie und Mia damals den Entschluss gefasst hatten, sich auf diese Reise zu begeben, war es ihnen wie ein Traum vorgekommen. Endlich weg von dem ganzen Trott hier, endlich frei sein, endlich tun, was sie wollen. Doch mittlerweile waren sie auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt.

Vor allem Phina. Seit den Geschehnissen im letzten Sommer dachte sie ganz anders von der Welt. Auf einmal war ihr das volle Ausmaß ihres Plans bewusst geworden. Wie viel sie riskierten. Sie hatte einen Rückzieher machen wollen, doch wie immer hatte Mia sich durchgesetzt. Sie hatten nicht alles daran gesetzt, hierher zu kommen, wenn sie es nun wie einen heißen Kürbiskuchen fallen lassen würden. Trotzdem. Phina dachte an das, was noch bevorstand. Das schlechte Gewissen nagte an ihr und flüsterte ihr düstere Gedanken zu.

Irgendwann wurde es Phina dann zu viel. Hatte sie sich nicht vorhin erst vorgenommen, sich nicht länger selbst zu bemitleiden? Damit war jetzt Schluss. Sie stand voller Energie auf und trottete zu den Schlafsäcken. Während sie an ihrem Rucksack rumfummelte, versuchte sie, sich auf fröhliche Gedanken einzustellen. Mia und sie hatten es sicher bis hierher geschafft, von daher war die Chance, dass sie auch heil an ihrem Ziel ankommen würden, relativ hoch. Sie würden beide ihre verkorksten Familien nie mehr wieder sehen müssen und waren auf dem besten Wege zu einer anderen Familie, die sie vielleicht genauso warm und liebevoll aufnehmen würde, wie es die Familie unten im Dorf war.

Vielleicht.

Phina band sich ihre Haare mit einem Haargummi zu einem Pferdeschwanz, wechselte ihre Klamotten und zog sich dicke Socken über. Sie hatte andauernd kalte Füße, es war eine Plage.

Sie schloss die Augen und versuchte, an etwas Schönes zu denken, doch es wollte ihr nicht recht gelingen. Nach einer endlosen Zeit in der sie nicht einschlafen konnte, öffnete sie wieder die Augen. Das Sternenlicht strahlte heller denn je.


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Ich sollte nur lesen, aber ich habe die Damen im Hörverlag davon überzeugt, dass es viel schöner ist die Figuren zu spielen, als nur zu zitieren.
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